10.03.2013 Aufrufe

„Acrylamid in Lebensmitteln“ - BNN Herstellung und Handel eV

„Acrylamid in Lebensmitteln“ - BNN Herstellung und Handel eV

„Acrylamid in Lebensmitteln“ - BNN Herstellung und Handel eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der <strong>BNN</strong> <strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Handel</strong> <strong>in</strong>formiert:<br />

„Acrylamid <strong>in</strong> Lebensmitteln“<br />

E<strong>in</strong>e Information für den Naturkostfachhandel<br />

Schwedische Wissenschaftler entdeckten Acrylamid im Frühjahr diesen Jahres <strong>in</strong> Nahrungsmitteln,<br />

die bei der <strong>Herstellung</strong> e<strong>in</strong>er hohen Erhitzungstemperatur unterliegen. Die Substanz erwies sich <strong>in</strong><br />

Tierversuchen als Krebs erregend <strong>und</strong> Erbgut schädigend. Verständlich, dass die Aufregung groß<br />

ist, e<strong>in</strong>en solch toxischen Stoff <strong>in</strong> Lebensmitteln vorzuf<strong>in</strong>den, zumal Backen, Braten, Rösten <strong>und</strong><br />

Frittieren jahrzehnte bis jahrh<strong>und</strong>ertealte Zubereitungsformen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Herkunft von Acrylamid konnte <strong>in</strong>zwischen geklärt werden: Forscher fanden heraus, dass<br />

Acrylamid während der Maillard-Reaktion, der Bräunungsreaktion beim Frittieren, Backen <strong>und</strong><br />

Braten entsteht. Hierbei reagieren Am<strong>in</strong>osäuren mit Zuckern. Es entstehen Melanoide, die für die<br />

typische braune Farbe, den angenehmen Geruch <strong>und</strong> Geschmack der Produkte sorgen.<br />

Gleichzeitig bildet sich aber auch Acrylamid.<br />

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass e<strong>in</strong>e spezielle Am<strong>in</strong>osäure, das Asparag<strong>in</strong>, für die<br />

Entstehung von Acrylamid entscheidend ist. Asparag<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e nicht essentielle Am<strong>in</strong>osäure, die <strong>in</strong><br />

allen Prote<strong>in</strong>en vorkommt <strong>und</strong> unterstützend wirkt bei der Entgiftung körperfremder Stoffe.<br />

Asparag<strong>in</strong> ist das Amid der Asparag<strong>in</strong>säure <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>det sich bei 180°C mit dem natürlichen<br />

Zucker Glucose zu Acrylamid.<br />

Was tun die Hersteller im B<strong>und</strong>esverband Naturkost Naturwaren <strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Handel</strong><br />

e.V. um den Acrylamidgehalt zu senken?<br />

Die Naturkosthersteller haben - unmittelbar nach bekannt werden des Acrylamid-Vorkommens -<br />

Analysen <strong>in</strong> Auftrag gegeben, um zu erfahren, ob auch ihre Produkte belastet s<strong>in</strong>d. Doch die<br />

Ergebnisse s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>deutig! Es gibt hohe Schwankungen <strong>in</strong> den Analysen, vor allem auch<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Charge. Zum Beispiel wurde bei Reiswaffeln e<strong>in</strong> <strong>und</strong> derselben Charge e<strong>in</strong>mal<br />

Acrylamid nachgewiesen, e<strong>in</strong>mal nicht. Es gibt Cornflakes, die kaum belastet s<strong>in</strong>d, andere Sorten<br />

liegen im mittleren Bereich. Es erwies sich, dass die analysierten Acrylamidgehalte immer nur<br />

Momentaufnahmen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nicht verallgeme<strong>in</strong>ert werden können! Die nächste Analyse kann<br />

schon wieder ganz andere Werte ergeben.<br />

Was bisher sicher ist: Der Acrylamidgehalt ist e<strong>in</strong>erseits abhängig von der Erhitzungstemperatur<br />

bei der <strong>Herstellung</strong> trockener, kohlenhydratreicher Lebensmittel <strong>und</strong> andererseits vom<br />

Asparag<strong>in</strong>gehalt im Produkt.<br />

Auch die Lagerung nimmt E<strong>in</strong>fluss auf den Acrylamidgehalt. In Experimenten zeigte sich, dass<br />

Chips, die aus <strong>in</strong> Kisten gelagerten Kartoffeln hergestellt wurden, erheblich weniger Acrylamid<br />

gebildet haben als solche, bei denen die Kartoffeln <strong>in</strong> Haufen gelagert wurden. Entscheidend ist<br />

dabei der Gehalt an freien Zuckern <strong>und</strong> Wasser im Produkt. Je wasserreicher das Rohprodukt,<br />

desto weniger Acrylamid im Endprodukt.<br />

Die Hersteller im <strong>BNN</strong> <strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Handel</strong> e.V. arbeiten derzeit an Strategien zur Reduktion:<br />

E<strong>in</strong> Weg kann se<strong>in</strong>, den Acrylamidgehalt durch Verwendung von asparag<strong>in</strong>armen Sorten zu<br />

reduzieren. Hierzu müssen die gängigen Sorten auf ihren Asparag<strong>in</strong>gehalt untersucht werden. E<strong>in</strong>e<br />

andere, wirksame Methode ist die Verr<strong>in</strong>gerung der Erhitzungstemperatur. Jedoch gilt es zu<br />

bedenken, dass alle Wege zur Reduzierung forschungs- <strong>und</strong> zeit<strong>in</strong>tensiv s<strong>in</strong>d.<br />

„Acrylamid <strong>in</strong> Lebensmitteln“ E<strong>in</strong>e Information des <strong>BNN</strong> <strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Handel</strong> e.V. Seite 1


Welche Maßnahmen werden seitens der Politik ergriffen?<br />

Das B<strong>und</strong>esverbraucherm<strong>in</strong>isterium hat e<strong>in</strong> Konzept zur M<strong>in</strong>imierung von Acrylamid <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln aufgelegt, das die am höchsten belasteten Produktgruppen ermitteln <strong>und</strong> schnell für<br />

e<strong>in</strong>e Senkung der Acrylamidgehalte sorgen soll. Ziel ist es, diejenigen Produkte zu identifizieren,<br />

die <strong>in</strong> ihrer Warengruppe zu den 10 Prozent der jeweils am stärksten mit Acrylamid belasteten<br />

Lebensmittel gehören. Alle Produkte mit mehr als 1000 µg/kg sollen <strong>in</strong> die<br />

M<strong>in</strong>imierungsbemühungen e<strong>in</strong>bezogen werden. Die Überwachungsbehörden der Länder sprechen<br />

vorrangig die Hersteller dieser Produkte an, um alle bereits jetzt möglichen Maßnahmen zur<br />

Reduzierung der Acrylamidgehalte durchzuführen.<br />

Was kann der Verbraucher tun?<br />

Will man möglichst wenig Acrylamid zu sich nehmen, sollte vor allem der Verzehr von besonders<br />

stark acrylamidhaltigen Lebensmitteln e<strong>in</strong>geschränkt werden. Kohlenhydrathaltige Produkte mit<br />

ger<strong>in</strong>gem Bräunungsgrad <strong>und</strong> niedriger Erhitzungstemperatur können bevorzugt werden.<br />

Hier e<strong>in</strong>ige Tipps für die häusliche Speisenzubereitung: Pflanzliche Lebensmittel nur so lang wie<br />

nötig <strong>und</strong> so niedrig wie möglich erhitzen. Beim Backen <strong>und</strong> Frittieren nur wenig Bräunen,<br />

Kartoffeln möglichst im Dunkeln bei mehr als 8°C lagern, Bratkartoffeln nur von gekochten<br />

Kartoffeln zubereiten. Laut aid könnte die Devise lauten: „goldgelb, statt kross <strong>und</strong> dunkel“ für<br />

Kartoffelprodukte <strong>und</strong> „hell, nicht verbrannt“ für Getreideprodukte. Bei Brot besteht die Möglichkeit,<br />

<strong>in</strong> der Kastenform gebackenes Brot mit ger<strong>in</strong>gerem Krustenanteil zu wählen bzw. die Kruste ganz<br />

zu entfernen.<br />

Konventionell hergestellte Kosmetika, die Polyacrylamid enthalten, können Restmengen an<br />

Acrylamid enthalten. Hier kann auf Produkte mit dem Zeichen für kontrollierte Naturkosmetik<br />

(BDIH-Zeichen) im Naturkostfachgeschäft ausgewichen werden.<br />

Fazit<br />

Acrylamid wirkt <strong>in</strong> Tierversuchen toxisch, Menschen nehmen es seit Jahrh<strong>und</strong>erten zu sich. Aus<br />

Lebensmitteln wurden bisher schon öfters E<strong>in</strong>zelsubstanzen isoliert, die als Re<strong>in</strong>stoff im<br />

Tierversuch Krebs erregen können. Dabei stellt sich immer wieder die Frage nach der<br />

Übertragbarkeit auf den Menschen. Auch s<strong>in</strong>d Lebensmittel komplex zusammengesetzte<br />

Erzeugnisse <strong>und</strong> können <strong>in</strong> ihrer natürlichen Form auch Gegenspieler (Antagonisten) für<br />

risikobelastete Substanzen enthalten. Würde man versuchen, Asparag<strong>in</strong> durch Züchtung zu<br />

m<strong>in</strong>imieren, besteht die Gefahr, dass auch die Antagonisten reduziert werden.<br />

Welche konkreten, ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken für den Menschen bestehen, ist bisher noch nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig geklärt. Viele Fragen warten noch auf e<strong>in</strong>e Antwort. Weitgehend e<strong>in</strong>ig ist man sich<br />

darüber, dass Acrylamid e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitliches Risiko darstellen kann. Garant für e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e<br />

Lebensweise ist daher weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung.<br />

Stand: 09.10.2002 E<strong>in</strong>e Information des:<br />

B<strong>und</strong>esverband Naturkost Naturwaren<br />

<strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Handel</strong> e.V.<br />

Ebertplatz 1<br />

50668 Köln<br />

Tel.: 0221/139756-45, Fax: -40<br />

www.n-bnn.de<br />

„Acrylamid <strong>in</strong> Lebensmitteln“ E<strong>in</strong>e Information des <strong>BNN</strong> <strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Handel</strong> e.V. Seite 2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!