Web 2.0 Neue Kommunikations - Netzwerk Medienethik
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Inhalt Editorial Schwerpunkt Perspektiven Tagungen Rezensionen Impressum<br />
konvergieren zu immer neuen und recht kurzlebigen<br />
<strong>Netzwerk</strong>- und Kooperationskonglomeraten, die neue<br />
Services und Inhalte über neue Wege anbieten. So bietet<br />
Apple mit iTunes nun auch Musik an, so bieten Mobilfunkunternehmen<br />
wie T-Mobile redaktionelle Inhalte<br />
an, z. B. aus den Bereichen Sport, Kultur, etc. Aus der<br />
Perspektive der Cultural Studies lässt sich sagen, dass<br />
Medienunternehmen in ihrem Kerngeschäft die Inhalte<br />
und Kontexte für individuelle Identitätsfindungs- und<br />
konstruktionsprozesse zur Verfügung stellen: zunehmend<br />
zu jeder Zeit und an jedem Ort. Der Zugang zu<br />
diesen Medien und die durch sie ermöglichten Konnektivitäten<br />
entscheidet dabei zunehmend über die Qualität<br />
der Teilhabe des Einzelnen an Gesellschaft überhaupt.<br />
Die Individualisierung und Mediatisierung von Beziehungen<br />
kann als fundamentale Herausforderung zukünftiger<br />
deliberativer Öffentlichkeit verstanden werden.<br />
Das Erzielen von Mobilitätsvorteilen im Privaten wie<br />
im Beruflichen werden unter anderem durch Produkte<br />
und Dienstleistungen der TIME-Unternehmen möglich,<br />
Werte wie Unmittelbarkeit, Erreichbarkeit und Schnelligkeit<br />
(Speed) werden hierbei wichtiger. Durch die<br />
medialen Angebote kann das Individuum als wichtige<br />
Kategorie und die <strong>Netzwerk</strong>logik als zentrale Organisationsstruktur<br />
angesehen werden.<br />
Klar trennbare Entitäten von Unternehmen (Wirtschaft),<br />
Gesellschaft (das Soziale) und Staat verändern<br />
sich ebenfalls. Individualisierung, Personalisierung und<br />
Konnektivität in <strong>Netzwerk</strong>en werden sowohl auf Produktionsseite<br />
als auch auf Rezeptionsseite immer wichtiger.<br />
Durch die Veränderung hin zu einer netzwerkbasierten<br />
TIME-Branche sowie der individualisierten Vernetzung<br />
der Menschen, werden die klar gezogenen Grenzen einst<br />
systemdifferenter Bereiche wie Wirtschaft, Gesellschaft,<br />
Staat verschwommener: dies ist z. B. auch an den entstehenden<br />
Regulierungslücken zu sehen, an dem Vormarsch<br />
von NGO‘s, die als Rezipienten, Bürger und<br />
zivilgesellschaftliche Akteure agieren, sowohl lokal als<br />
auch global. Gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche<br />
Akteure treten immer öfter aus ihren traditionalen<br />
Rollen und Strukturen der Moderne heraus, kommunikative<br />
<strong>Netzwerk</strong>e liegen heute quer zu allen Systemen<br />
und verursachen eine nie gekannte Komplexität des Sozialen.<br />
Durch die zunehmende Fragmentierung von Öffentlichkeiten,<br />
die zur Auflösung des Verständnisses von<br />
einem massenhaften dispersen Publikum beiträgt, wird<br />
die Einteilung in Sender und Empfänger immer schwieriger.<br />
Die Vereinzelung, Vernetzung und kontextspezifische<br />
Nutzung von Medien und damit auch das Führen<br />
von Beziehungen sind charakteristisch für eine, wie sie<br />
Castells metaphorisch benennt, <strong>Netzwerk</strong>gesellschaft<br />
(vgl. Castells 2000), die ihre Beziehungen interessen-<br />
und problemfokussiert aber vor allem temporär und<br />
flüchtig führt. Was bedeuten diese fundamental neuen<br />
Voraussetzungen nun für eine Verantwortungsstrategie<br />
von TIME-Unternehmen?<br />
Strategische Corporate Social Responsibility (CSR) bedeutet,<br />
dass die Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Abschwächung<br />
negativer externer Effekte sich am Kerngeschäft<br />
ausrichten. Dieses Kerngeschäft besteht vor dem<br />
Hintergrund der dargestellten Veränderungen in der zur<br />
Verfügungstellung von digitalen <strong>Netzwerk</strong>medien, die<br />
maßgeblichen Einfluss auf das Soziale nehmen. Sie sind<br />
als Zugangsmodalitäten zu »the way people work, live,<br />
love and relate to places« (Kluth 2008) zu verstehen.<br />
Die Implementierung einer Verantwortungsstrategie, die<br />
sich am Kerngeschäft orientiert (vgl. Porter / Kramer<br />
2006), kann unter der Berücksichtigung unterschiedlichster<br />
unternehmensethischer Ansätze umgesetzt werden<br />
(vgl. unten). Dezentralisierung, Individualisierung<br />
und die soziale Verbindung in <strong>Netzwerk</strong>en führt zu der<br />
Frage, wie und wo eine Unternehmensethik verortet<br />
werden kann. Die ›soziale Verantwortung‹ von TIME-<br />
Unternehmen verändert sich in der Weise, als dass sie<br />
durch ihre Kernprodukte und Dienstleistungen das »Soziale«<br />
stark beeinflussen und zwar dahingehend, dass<br />
die Organisation in <strong>Netzwerk</strong>en für den Einzelnen aber<br />
auch für Organisationen und Unternehmen zunehmend<br />
relevanter wird.<br />
b) ›Das <strong>Netzwerk</strong> als zentrale Logik‹<br />
Das durch digitale <strong>Netzwerk</strong>medien kreierte ›neue Soziale‹<br />
besteht aus medienvermittelten, flüchtigen Individualbeziehungen.<br />
Dabei ist nicht die Qualität dieser Beziehungen<br />
an sich wichtig, sondern der Zugang zu den<br />
Beziehungsmedien wie Internet, Email und Mobiltelefon<br />
(vgl. Winter 2006). Manuel Castells (2000) hat in<br />
seinem dreibändigen Werk gezeigt, dass heutige Gesellschaften<br />
als ein Netz aus Information, Macht, Technik,<br />
und Kapital beschrieben werden können. Gesellschaftswandel<br />
ist für ihn nur über den ökonomischen Wandel<br />
zu erklären. Die Vorstellung wie auch die Überbrückung<br />
physikalischen Raums ist neu organisiert und kann als<br />
grundlegend für die Entstehung eines neuen Sozialen<br />
angesehen werden. <strong>Netzwerk</strong>unternehmen bringen eine<br />
neuartige Unternehmenslogik in den globalisierten Kapitalismus<br />
ein und können somit für den Wandel sozialer<br />
Beziehungen mit verantwortlich gemacht werden, da<br />
Internetdienst und Mobilkommunikation als materielle<br />
Stütze für die Verbreitung des vernetzten Individualismus<br />
und damit der vorherrschenden Form der Soziabilität<br />
verstanden werden können (vgl. Hepp / Krotz et<br />
al. 2006: 10).<br />
Dabei kann angenommen werden, dass sich das<br />
Handeln und sich Verhalten in <strong>Netzwerk</strong>en von dem<br />
Begriff der ›sozialen Rolle‹ (stabiles, erwartbares