Jugendschwangerschaften in Deutschland - Jugendsex Forschung
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<strong>Jugendschwangerschaften</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> Z Sexualforsch 2006; 19 339<br />
Alter<br />
Erwartungsgemäß werden vor allem die älteren Teenager schwanger, drei<br />
Viertel der Befragten s<strong>in</strong>d 16 oder 17 Jahre alt, nur 1 % ist 13 Jahre oder jünger<br />
(Tab. 3). Aus der Altersverteilung unserer Stichprobe lassen sich<br />
Schwangerschaftsraten der verschiedenen Altersstufen abschätzen. Danach<br />
werden heute pro Jahr etwa<br />
– 5 von 100 000 12-Jährigen,<br />
– 5 von 1000 15-Jährigen und<br />
– 12 von 1000 17-Jährigen schwanger.<br />
Der Anstieg der Schwangerschaftsraten entspricht der Zunahme des Anteils<br />
koituserfahrener junger Frauen <strong>in</strong> diesen Altersgruppen. In der Boulevardpresse<br />
wird immer wieder an prom<strong>in</strong>enter Stelle und oft sensationsbetont<br />
über Schwangerschaften oder Geburten 12-jähriger oder jüngerer<br />
Mädchen berichtet. Solche Berichte vermitteln den E<strong>in</strong>druck, frühe<br />
Schwangerschaften seien e<strong>in</strong> neues oder zunehmendes Problem. Demgegenüber<br />
ist festzuhalten, dass diese frühen Schwangerschaften e<strong>in</strong> äußerst<br />
seltenes Ereignis s<strong>in</strong>d und aus statistischer Sicht das extreme Ende<br />
e<strong>in</strong>er Verteilung markieren, die wie alle soziosexuellen Phänomene e<strong>in</strong>e<br />
große Streubreite aufweist.<br />
Schulbildung, soziale Benachteiligung<br />
Die Schulbildung hat e<strong>in</strong>en massiven E<strong>in</strong>fluss auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
m<strong>in</strong>derjährig schwanger zu werden (Tab. 4). Hauptschüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d erheblich<br />
häufiger betroffen (54%) als Gymnasiast<strong>in</strong>nen (11%), und zwar <strong>in</strong><br />
allen Altersgruppen. Da <strong>in</strong> der Population der Jugendlichen Hauptschüler<br />
und Gymnasiasten etwa gleich häufig s<strong>in</strong>d, kann man davon ausgehen,<br />
dass das Risiko e<strong>in</strong>er Hauptschüler<strong>in</strong>, m<strong>in</strong>derjährig schwanger zu werden,<br />
etwa fünfmal so hoch ist wie das e<strong>in</strong>er Gymnasiast<strong>in</strong>. 5 Diese Befunde<br />
müssen ernst genommen, aber sie dürfen nicht dramatisiert werden.<br />
Auch bei den Hauptschüler<strong>in</strong>nen ist e<strong>in</strong>e Schwangerschaft vor dem 18.<br />
Geburtstag e<strong>in</strong> sehr seltenes Ereignis. Unsere Daten erlauben Schätzungen<br />
der Schwangerschaftsraten für die verschiedenen Bildungsgrade. Danach<br />
werden pro Jahr 15 von 1000 15- bis 17-jährigen Hauptschüler<strong>in</strong>nen<br />
schwanger. Im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich s<strong>in</strong>d selbst dies eher wenig (aber<br />
deutlich mehr als bei Gymnasiast<strong>in</strong>nen, deren Rate bei 3 von 1000 liegt).<br />
Dies festzuhalten ist wichtig, um stereotypisierende und diskrim<strong>in</strong>ieren-<br />
5 Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Schulart besuchten von<br />
den 14- und 15-jährigen Mädchen im Jahr 2005 25 % e<strong>in</strong>e Sonder- oder Hauptschule,<br />
28 % e<strong>in</strong>e Realschule, 38 % e<strong>in</strong> Gymnasium und 9% e<strong>in</strong>e Gesamtschule.<br />
Verteilt man die Gesamtschüler<strong>in</strong>nen zu gleichen Teilen auf die drei Schultypen,<br />
dann ergeben sich Anteile von etwa 30 % (Haupt- oder Sonderschule), 30% (Realschule)<br />
und 40% (Gymnasium). Danach wäre das Risiko e<strong>in</strong>er Hauptschüler<strong>in</strong><br />
noch etwas höher, das e<strong>in</strong>er Gymnasiast<strong>in</strong> noch etwas niedriger als nach der obigen<br />
groben Schätzung.