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Miniaturinterferometer mit Retroreflektor setzen Maßstäbe bei der ...

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PRODUKTIONSTECHNIK<br />

Präzision <strong>mit</strong> Laserlicht<br />

<strong>Miniaturinterferometer</strong> <strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong><br />

<strong>setzen</strong> <strong>Maßstäbe</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> hochgenauen Längenmessung<br />

W. Schott, W. Pöschel, S. Ecke, G. Jäger, R. Grünwald,<br />

H.-J. Büchner, E. Manske, H. Wurzbacher, Ilmenau<br />

Sensoren in <strong>der</strong> automatisierten Fertigung und <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

müssen höchste Genauigkeit in unterschiedlichen Messbereichen,<br />

extrem kurze Messzeiten sowie Störsicherheit unter Produktionsbedingungen<br />

gewährleisten. Mit <strong>der</strong> Miniaturisierung <strong>der</strong> Produkte steigt<br />

<strong>der</strong> Bedarf an Mikrosensorsystemen <strong>mit</strong> kleinsten Massen und Maßen.<br />

Laserinterferometrische Längenmessungen<br />

erreichen Genauigkeiten im Nanometerbereich,<br />

weil sie auf einem Vergleich<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> hochstabilen Frequenz eines Lasers<br />

beruhen. Eine messtechnische Analyse<br />

zeigt die Möglichkeiten und Grenzen<br />

<strong>der</strong> laserinterferometrischen Messverfahren<br />

auf. Das Michelson-Interferometer ist<br />

<strong>der</strong> Grundtyp aller hier vorgestellten<br />

Interferometer (Bild 1) [1].<br />

Bild 1. Das<br />

Michelson-<br />

Interferometer<br />

liegt den hier<br />

vorgestellten<br />

Interferometern<br />

zugrunde<br />

Laser-Interferometer<br />

<strong>mit</strong> Sub-Nanometerauflösung<br />

Der Analyse liegt folgende Annahme<br />

zugrunde: Von einer Laserlichtquelle<br />

gehen ebene Wellen aus, die in zwei kohärente<br />

Teilwellen geteilt werden und<br />

sich konstruktiv überlagern. Die Intensität<br />

in <strong>der</strong> Bildebene beschreibt Gleichung<br />

1:<br />

Aus Gleichung 1 folgt Gleichung 2:<br />

Aus Gleichung 2 kann die kleinste auflösbare<br />

Wegquantisierung sq abgeleitet werden<br />

(Gleichung 3):<br />

Gleichung 3 belegt, dass außergewöhnliche<br />

Auflösungen realisierbar sind, nach<br />

heutigem Stand <strong>der</strong> elektronischen Auswertetechnik<br />

weit unter 1 nm. Solche<br />

Auflösungen sind <strong>mit</strong> Präzisionsinterferometern<br />

auch über große Messbereiche<br />

(s) möglich. Da<strong>mit</strong> ergeben sich relative<br />

Auflösungen, die kein an<strong>der</strong>es Längenmessverfahren<br />

bietet (für s = 10 m und<br />

sq = 1 nm ergibt sich <strong>bei</strong>spielsweise eine<br />

relative Auflösung von 10 -10 m).<br />

Verschiedene Einflussfaktoren bestimmen<br />

die Grenzen <strong>der</strong> laserinterferometrischen<br />

Messverfahren. Gleichung 2 beschreibt<br />

<strong>der</strong>en Einfluss auf das Messergebnis<br />

s. Der Brechungsindex n <strong>der</strong> Luft<br />

ist eine Funktion <strong>der</strong> Temperatur, des<br />

Drucks, <strong>der</strong> Luftfeuchte und weiterer Einflussgrößen.<br />

In welchem Maße diese Größen<br />

das Messergebnis beeinflussen, ist in<br />

Tabelle 1 dargestellt. Werden die Einflussgrößen<br />

gemessen, kann eine Korrektur<br />

erfolgen. Diese Korrektur wird rechnerisch<br />

<strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Edlén-Formel ausgeführt<br />

[11].<br />

Die Stabilität <strong>der</strong> Wellenlänge λ0 <strong>der</strong><br />

verwendeten Laserlichtquelle ist ein<br />

zweiter wichtiger Einflussfaktor. Die relativen<br />

Frequenzstabilitäten verschiedener<br />

Laserlichtquellen enthält Tabelle 2. Da<strong>mit</strong><br />

die absolute Modenwellenlänge <strong>der</strong><br />

stabilisierten He-Ne-Laser bestimmt werden<br />

kann, werden diese an einen jodsta-<br />

bilisierten He-Ne-Laser angeschlos-<br />

»<br />

LASER+PHOTONIK 31 APRIL 2003


Tabelle 1. Einflüsse<br />

von Umweltgrößen auf<br />

den Brechungsindex n<br />

Tabelle 2. Frequenzstabilitätenverschiedener<br />

Laserlichtquellen<br />

sen. Die Anzahl <strong>der</strong> Inkremente (Zählimpulse)<br />

ergibt sich aus <strong>der</strong> Ordnungszahl δ<br />

und dem elektronischen Interpolationsfaktor<br />

e. Dieser Interpolationsfaktor gibt<br />

also an, in wie viele Impulse eine Signalperiode<br />

aufgeteilt wird. Die da<strong>bei</strong> entstehenden<br />

Interpolationsfehler sind ebenfalls<br />

zu berücksichtigen.<br />

<strong>Miniaturinterferometer</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong><br />

Bild 2 zeigt den Aufbau des <strong>Miniaturinterferometer</strong>s<br />

<strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong>. Ein<br />

Lichtwellenleiter verbindet den separaten<br />

Sensorkopf <strong>mit</strong> <strong>der</strong> elektronischen<br />

Versorgungs- und Auswerteeinheit, wo<strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Sensorkopf alle notwendigen optischen<br />

und mechanischen Komponenten<br />

des Interferometers enthält. Der Messreflektor<br />

ist in ein Gehäuse gefasst und<br />

wird am Messobjekt befestigt.<br />

Ein Singlemode-Lichtwellenleiter überträgt<br />

die Laserstrahlung des frequenzsta-<br />

Bild 2. Komplettgerät des <strong>Miniaturinterferometer</strong>s <strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong><br />

LASER+PHOTONIK 32 APRIL 2003<br />

PRODUKTIONSTECHNIK<br />

bilisierten He-Ne-Lasers zum Sensorkopf.<br />

Die Lasereinheit ist in <strong>der</strong> Versorgungsund<br />

Auswerteeinheit integriert. Zwei<br />

Lichtwellenleiter bringen das optische<br />

Interferometersignal zurück zur Auswerteeinheit,<br />

in <strong>der</strong> die optoelektronische<br />

Signalwandlung, die Aufbereitung <strong>der</strong><br />

Analogsignale, die Interpolation, Triggerung<br />

und Zählung <strong>der</strong> Impulse sowie die<br />

Berechnung des umweltkorrigierten Längensignals<br />

erfolgen. Die Ausgabe <strong>der</strong><br />

Messwerte kann zum einen in Form <strong>der</strong><br />

Inkrementalsignale (Enco<strong>der</strong>signale) o<strong>der</strong><br />

über ein serielles o<strong>der</strong> paralleles Interface<br />

erfolgen.<br />

Wesentliche messtechnische Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> <strong>Miniaturinterferometer</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Retroreflektor</strong> sind:<br />

■ Messbereich ≤ 5 m,<br />

■ Auflösung bis 0,1 nm,<br />

■ Verschiebegeschwindigkeit des Messreflektors<br />

≤ 600 mm/s,<br />

■ Verkippbarkeit des Messreflektors zum<br />

Messstrahl ± 3°,<br />

■ Ar<strong>bei</strong>tstemperaturbereich 15 bis 30 °C.<br />

Im Jahr 2002 hat die Physikalisch-<br />

Technische Bundesanstalt Braunschweig<br />

ein <strong>Miniaturinterferometer</strong> ›MI 5000‹ kalibriert.<br />

Bei einer kalibrierten Länge von<br />

2m ergab sich eine <strong>mit</strong>tlere systematische<br />

Messabweichung von Gleichung 4:<br />

Beson<strong>der</strong>e Anwendungsvorteile ergeben<br />

sich, weil <strong>der</strong> Sensorkopf (Bild 3)<br />

keine Wärmequellen enthält; eine Wärmeübertragung<br />

auf das Messobjekt findet<br />

so<strong>mit</strong> nicht statt. Auf Grund dieser Merk-<br />

Bild 3. Sensorkopf des <strong>Miniaturinterferometer</strong>s<br />

<strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong><br />

male werden <strong>Miniaturinterferometer</strong> als<br />

Einbaumessgeräte in Werkzeugmaschinen,<br />

Mess- und Mikroskoptischen, Koordinatenmessmaschinen,<br />

Härteprüfgeräten<br />

und Materialprüfmaschinen verwendet.<br />

<strong>Miniaturinterferometer</strong> dienen außerdem<br />

<strong>der</strong> Kalibrierung an<strong>der</strong>er Längenmessgeräte<br />

(zum Beispiel Glasmaßstäbe)<br />

o<strong>der</strong> als Präzisionslängenmesssystem in<br />

Forschung und Entwicklung.


Bild 4. Sensorkopf <strong>mit</strong><br />

Messreflektor des<br />

Mikrointerferometers<br />

Im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts<br />

<strong>mit</strong> dem Institut für Prozessmess-<br />

und Sensortechnik <strong>der</strong> TU Ilmenau<br />

wurden Mikrointerferometer entwickelt,<br />

die nach dem gleichen Prinzip<br />

wie das <strong>Miniaturinterferometer</strong> <strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong><br />

ar<strong>bei</strong>ten (Bild 4). Sie zeichnen<br />

sich durch extrem kompakte Maße,<br />

die Lichtwellenleiterkopplung sowie einen<br />

sehr geringen Justageaufwand aus.<br />

Diskrete mikrooptische Bauteile sowie<br />

Aufbau- und Verbindungstechnik ermög-<br />

KONTAKT<br />

SIOS Meßtechnik GmbH,<br />

98693 Ilmenau,<br />

Tel. 0 36 77 /6 44 70,<br />

Fax 0 36 77 /6 44 78,<br />

www.sios.de<br />

TU Ilmenau, Institut für<br />

Prozessmess- und Sensortechnik,<br />

98693 Ilmenau,<br />

Tel. 0 36 77/69 28 22,<br />

Fax 0 36 77/69 14 12,<br />

www.tu-ilmenau.de<br />

PRODUKTIONSTECHNIK<br />

lichen einen Sensorkopf von 28 x 25 x<br />

15,5 mm 3 Größe <strong>bei</strong> einer Masse von nur<br />

35 g. Die messtechnischen Eigenschaften<br />

stimmen <strong>mit</strong> denen des <strong>Miniaturinterferometer</strong>s<br />

<strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong> überein.<br />

Fazit: Höchste Genauigkeit<br />

für vielfältige Anwendungen<br />

Die Miniatur- und Mikrointerferometer<br />

<strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong> für die hochgenaue<br />

Längenmessung zeichnen sich beson<strong>der</strong>s<br />

durch folgende Merkmale aus:<br />

■ höchste Genauigkeit,<br />

■ modularer Aufbau,<br />

■ problemlose Anpassung an unterschiedliche<br />

Messaufgaben,<br />

■ kleine Abmessungen <strong>der</strong> Interferometermodule,<br />

■ vollständige Lichtwellenleiterkopplung<br />

(Beson<strong>der</strong>heiten: keine Wärmequellen<br />

im Sensorkopf, störsichere Messsignalgewinnung<br />

und -übertragung, flexible<br />

Anordnung des Sensorkopfs, schnelle<br />

und einfache Justage des Sensorkopfs),<br />

■ Auflösung bis 0,1 nm <strong>bei</strong> Messbereichen<br />

bis 5 m,<br />

■ vergleichsweise niedrige Kosten.<br />

«<br />

Literatur<br />

1 G. Jäger: ›Precision distance measurement by means<br />

of miniaturized interferometers‹; Proceedings of the<br />

XIII IMEKO World Congress, Volume 3, Torino 1994, S.<br />

1712-1716<br />

2 G. Jäger, R. Grünwald, E. Manske: ›Lichtwellenleitergekoppelte<br />

interferenzoptische Sensoren‹; tm 57, 1990, 9,<br />

S. 319-322<br />

3 G. Jäger: ›Laserinterferometrische Messverfahren –<br />

Möglichkeiten, Grenzen und Anwendungen‹; Vortrag zur<br />

3. ITGI GMA-Fachtagung Sensoren und Messsysteme,<br />

Bad Nauheim 1998<br />

4 G. Jäger: ›Lasernanomesstechnik- Möglichkeiten,<br />

Grenzen und Anwendungen in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gerätetechnik‹;<br />

Vortrag zum 44. IWK, Ilmenau 1999<br />

5 G. Jäger, R. Grünwald: ›Mikrooptische Systeme für die<br />

Präzisionstechnik (MOSEP)‹; Infobörse VDI/VDE-TZ IT<br />

GmbH, Teltow 2002<br />

6 W. Schott, W. Pöschel, G. Jäger, R. Grünwald,<br />

E. Manske, H. Wurzbacher: ›Fibre-Coupled Microinterferometer‹;<br />

OPTO 2002 Conference, Erfurt 2002<br />

7 W. Schott: ›Anwendung von Mikrointerferometern‹;<br />

Technische Akademie Esslingen, Juni 2002<br />

8 W. Schott, G. Jäger: ›Miniature Interferometers for<br />

Precise Distance Measurements‹; ASPE 2002, Annual<br />

Meeting, St. Louis 2002<br />

9 Datenblatt <strong>Miniaturinterferometer</strong> <strong>mit</strong> <strong>Retroreflektor</strong>,<br />

Serie MI, SIOS Messtechnik, 2001<br />

10 Mikrointerferometer, Gelbe Seiten 21/2001,<br />

VDI/VDE-IT Teltow, Projektträger Mikrosystemtechnik<br />

11 G. Bönsch, E. Potulski: ›Fit of Edlén’s formulae to<br />

measured values of the refractive index of air‹; SPIE<br />

Conference on Recent Developments in Optical Gauge<br />

Block Metrology, San Diego, California, Juli 1998<br />

Dr.-Ing. Walter Schott<br />

ist Geschäftsführer <strong>bei</strong> SIOS Meßtechnik in Ilmenau.<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Pöschel ist Technischer Leiter, und<br />

Dipl.-Ing. Susanne Ecke leitet das Marketing <strong>bei</strong> SIOS<br />

Meßtechnik in Ilmenau.<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Gerd Jäger<br />

ist Institutsleiter <strong>der</strong> Technischen Universität Ilmenau,<br />

Institut für Prozessmess- und Sensortechnik.<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Rainer Grünwald, Dr.-Ing. Hans-<br />

Joachim Büchner, Dr.-Ing. Eberhard Manske und<br />

Dr.-Ing. Holger Wurzbacher sind ebenfalls am Institut<br />

für Prozessmess- und Sensortechnik <strong>der</strong> TU Ilmenau<br />

tätig.<br />

Die Entwicklungsar<strong>bei</strong>ten wurden geför<strong>der</strong>t durch das<br />

BMBF, Projektträger VDI/VDE-IT Teltow, und das<br />

ThMWFK. Die Autoren danken allen Kollegen, die an <strong>der</strong><br />

Bear<strong>bei</strong>tung <strong>der</strong> Forschungsthemen <strong>mit</strong>gewirkt haben.

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