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Download Jahresbericht 2006 (PDF) - Kunstmuseum Bern

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Vorwort des Direktors<br />

Kontinuität und Steigerung<br />

saalaufnahme: «rolf<br />

siegenthaler – im november»<br />

photo kunstmuseum bern,<br />

laura stalder, <strong>2006</strong><br />

Die Schweiz ist das Land mit der höchsten Museumsdichte. Es gibt keine Vergleichszahlen, aber die folgenden Aussagen<br />

liessen sich nicht widerlegen: Nirgends gibt es auf engerem Raum ein grösseres Ausstellungsangebot, nirgendwo<br />

werden im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung mehr Ausstellungen und Sammlungen besucht. Trotzdem<br />

leiden alle Häuser in der Schweiz unter akutem Geldmangel. Die Sammlungen können nur zu einem Bruchteil gezeigt<br />

werden, und gewisse hochkarätige Ausstellungsthemen sind den öffentlichen Kunstmuseen unseres Landes<br />

nur noch in Ausnahmefällen möglich.<br />

Unser Problem ist das Giesskannenprinzip. Die öffentlichen Zuwendungen wie auch die Sponsoringbeiträge und die<br />

mäzenatischen Zuwendungen verteilen sich auf enorm viele Empfänger, die alle einen Grossteil ihrer Mittel für die<br />

Aufrechterhaltung ihrer permanent steigenden Personal- und Infrastrukturkosten (Sicherheit, Gebäudeunterhalt,<br />

Versicherung) benötigen. In der Schweiz geht, weil wir unser Kulturangebot auf enorm viele Filialen verteilen, anteilsmässig<br />

am meisten Geld in der Administration verloren. Wären stattdessen unsere Sammlungen vereint, die<br />

Schweiz hätte ein Weltmuseum, fl össe das Geld für Ausstellungen in einen Topf, das internationale Kunstpublikum<br />

pilgerte nicht nur nach New York, London und Paris, sondern beispielsweise auch nach <strong>Bern</strong>…<br />

Kulturpolitik ist auch Sache der direkt Betroffenen. Wenn Politiker entscheiden, was die Kulturinstitutionen zu tun<br />

haben, ist der Spielraum für Eigenentscheidung bereits enorm eingeschränkt. Unser Museum ist in diesem Umfeld<br />

insofern in privilegierter Stellung, als wir mit dem Zentrum Paul Klee, seit es dieses gibt, eine sehr enge Partnerschaft<br />

praktizieren und neue Formen der Kosten sparenden Zusammenarbeit ausloten. Wir leisten dabei Pionierarbeit.<br />

Diese innovative Arbeit, an der von den Stiftungsräten bis zur Basis fast alle beteiligt waren, erachte ich als<br />

eine der wesentlichsten Leistungen, die im vergangenen Jahr erbracht wurden. Natürlich wird es nicht einfach sein,<br />

mit zwei Standorten und fi xen Infrastrukturkosten, administrativ Geld zu sparen. Die Vorarbeiten des Jahres <strong>2006</strong><br />

werden aber zweifelsohne Resultate zeitigen, die uns insgesamt mehr Mittel für unsere eigentlichen Kernaufgaben<br />

zur Verfügung stellen werden.<br />

Das <strong>Kunstmuseum</strong> durchlief <strong>2006</strong> einen Leitbildprozess, an dem sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv<br />

beteiligt waren. Ich bin sehr glücklich, dass sich sowohl im Hinblick auf unsere Hauptpartnerschaft mit dem Zentrum<br />

Paul Klee wie auch in inhaltlichen Belangen ein Konsens einstellte. Es wurde erkannt, dass wir gemeinsam mit anderen<br />

mehr erreichen können, und es war klar, dass ein inhaltliches Profi l auf Wiedererkennbarkeit und Qualität<br />

gegründet sein müsse. Einig waren wir uns auch, dass wir Kunst nicht als Unterhaltungsfaktor anbieten, sondern in<br />

einen gesellschaftlichen Diskurs stellen wollen. Unsere Ausstellungen ermöglichen einen sinnlichen Kontakt zur<br />

Kunst. Über diesen Einstieg vermitteln wir didaktische Zusammenhänge: dass Kunst etwa zu gesellschaftlichen und<br />

existenziellen Fragen auf einzigartige Weise Stellung bezieht. Um unserem Haus und seinen Aktivitäten ein Gesicht<br />

zu verleihen, gehen wir in unseren Ausstellungen von unseren Sammlungsschwerpunkten, von <strong>Bern</strong>er Künstlern<br />

und Sammlern aus. Gleichzeitig stellen wir uns dem globalen Austausch. Wir holen das experimentell Neue nach<br />

<strong>Bern</strong>, wir suchen für unsere Ausstellungen Partner im Ausland. Beides ist uns im Jahr <strong>2006</strong> mit Erfolg gelungen: Die<br />

Schau Six Feet Under, die sich mit unserem Umgang mit dem Tod befasste, brachte eine Reihe innovativer Jungkünstler<br />

aus Indien, Indonesien und Mexiko nach <strong>Bern</strong>, und <strong>Bern</strong>er Produktionen reisten nach Aachen, Grenoble,<br />

Tübingen, Hamburg, Wien und Oslo. Und Kooperationen mit Museen in Japan und den USA wurden in diesem Jahr<br />

unterzeichnet. Unser Mitarbeiterstab stellt sich den aktuellen Herausforderungen des Kunstbetriebs. Wir haben die<br />

Nase vorn.<br />

5<br />

Dr. Matthias Frehner, Direktor <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Bern</strong>

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