110816 Jurybericht - Kreuzlingen
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<strong>Jurybericht</strong><br />
Kunst Wettbewerb / Kreuzlinger Kunstkommission<br />
Die Entdeckung des Stadtraumes<br />
0 Ausgangslage<br />
Die Stadt <strong>Kreuzlingen</strong> besitzt mit ihren Kunst-Kreiseln, dem Signer-Brunnen, den Tarot-Figuren von<br />
Johannes Dörflinger, dem Josephson-Relief auf dem städtischen Friedhof und dem Leuchtenobjekt von<br />
Volkhart Kempter am Hafen bereits zeitgenössische künstlerische Werke im öffentlichen Raum. Dabei<br />
haben die Diskussionen, die sich mit der Realisierung dieser Skulpturen und Installationen verbanden,<br />
deutlich gemacht, dass die öffentliche Auseinandersetzung mit einer ortsbezogenen Kunst sowohl für<br />
die Kunst als solche als auch für den betroffenen Außenraum höchst fruchtbar ist. Die BürgerInnen<br />
werden angeregt, den öffentlich-urbanen Raum differenzierter wahrzunehmen und zugleich stärker als<br />
einen demokratisch gedachten Raum zu begreifen. Daneben eröffnet sich die Möglichkeit, die<br />
Öffentlichkeit außerhalb des Museums an die Moderne heranzuführen und Interesse für aktuelle<br />
Entwicklungen in Kunst und Gesellschaft zu wecken.<br />
Die Kunstkommission der Stadt <strong>Kreuzlingen</strong> möchte mit dem Projekt "Die Entdeckung des<br />
Stadtraumes" diesen fruchtbaren Dialog zwischen Öffentlichkeit und Kunst fortsetzen. KünstlerInnen<br />
soll die Möglichkeit gegeben werden, in einem vorgegebenen städtischen Bereich Vorschläge für<br />
künstlerische Interventionen zu erarbeiten und zu realisieren. Innerhalb des definierten Bereichs sollen<br />
Art und Ort des künstlerischen Eingriffs frei bestimmbar sein. Das mögliche Spektrum kann sowohl<br />
bildhauerische, malerische und installative Arbeiten, die dauerhaft mit einem Ort verbunden sind, als<br />
auch projektbezogene oder aktionistische Interventionen, die als Ereignisse auf Beteiligung angelegt<br />
sind, umfassen.<br />
Das Projekt "Die Entdeckung des Stadtraumes" will Verständnis wecken - für das Kunstwerk und für<br />
dessen Ort. Es will die BürgerInnen zur reflektierten Auseinandersetzungen mit ihrer Stadt und deren<br />
Erscheinungsbild anregen. Folgendes Projekt wurde bereits realisiert:<br />
2008/9 Weinstrasse<br />
Projektname: Kommst du an den See?<br />
Team: Frau Gabriela Gründler und Frau Salome Kuratli, Kochstrasse 18, 8004 Zürich
1 Aufgabenstellung / Auszug Ausschreibung<br />
Ausgangslage<br />
Die Stadt <strong>Kreuzlingen</strong> wünscht sich mehr interessante, zeitgenössische, öffentliche Kunst. Es wird<br />
daher ein Projekt gefördert, das die Stadt in den folgenden Jahren um spannende künstlerische<br />
Interventionen bereichert. Die Arbeiten werden für die Stadt gemacht und bleiben in deren Besitz.<br />
Wer<br />
Diese Ausschreibung richtet sich an Künstler/innen aller Sparten, die im öffentlichen Raum für den<br />
öffentlichen Raum arbeiten wollen.<br />
Wann<br />
Das Projekt findet im Zeitraum September 2010 bis August 2011 statt.<br />
Veröffentlichung und Ausschreibung im September 2010; Abgabe der Projekte bis 31. Januar 2011<br />
Beurteilung der Projekte im April 2011, mögliche Ausstellung der Projekte im Sommer 2011 und<br />
Ausführung des ausgewählten Projektes im Herbst 2011.<br />
Ort<br />
Zur Verfügung steht das ganze Gelände rund um den Gemeindeplatz in <strong>Kreuzlingen</strong>.<br />
Vorgehen<br />
Die Künstler/innen werden gebeten diesen Raum genau zu erkunden und sich einen für sie<br />
interessanten Ort für eine künstlerische Intervention auszusuchen und evtl. mit der Stadt zusammen die<br />
Besitzverhältnisse des vorgesehenen Ortes abzuklären und eine Bewilligungsbereitschaft einzuholen.<br />
Abgabe<br />
Bis spätestens 31. Januar 2011 können die Projekte bei der Kunstkommission (Stadtverwaltung<br />
<strong>Kreuzlingen</strong>; Kunstkommission; Marktstrasse 4; 8280 <strong>Kreuzlingen</strong>) folgendermassen eingereicht<br />
werden:<br />
Auf 2 bis 3 Seiten A3- Format quer eine visualisierte Projektbeschreibung und ein ausgefülltes Formular<br />
(das von der Homepage herunter geladen werden kann) mit den persönlichen Daten und einer<br />
nachvollziehbaren Kosteneinschätzung.<br />
Wieviel<br />
Es stehen CHF 20 000.- Fr. zur Verfügung für das ganze Projekt. ( Ausführung, Material und<br />
Künstlerhonorar)<br />
Beurteilung<br />
Die Jury der Kunstkommission behält die eingereichten Unterlagen für ein paar Wochen und hat das<br />
Recht die Arbeiten, nach der Beurteilung, in einer kleinen Ausstellung öffentlich zu präsentieren. Das<br />
beste Projekt wird ausgeführt und die Ränge 2 und 3 der beurteilten Projekte bekommen je CHF 500.-<br />
als Entschädigung.<br />
Beurteilungskriterien<br />
Machbarkeit, Originalität, Authentizität, Ortsbezug, Komplexität, Öffentlichkeit, Stimmigkeit.<br />
Im Namen der Kunstkommission: Dorena Raggenbass (Stadträtin), Martin Maeder, Bernard Roth,<br />
Christian Schneeberger, Barbara Stark, Adrian Latzer<br />
Formulare und Informationen sowie Pläne können als pdf Vorlage von der Hompage<br />
www.kreuzlingen.ch heruntergeladen, oder persönlich in der Stadtverwaltung <strong>Kreuzlingen</strong>, Marktstr. 4,<br />
8280 <strong>Kreuzlingen</strong>, bezogen werden.
2 Eingereichte Arbeiten<br />
Fristgerecht wurden 32 Arbeiten eingereicht. Alle Projektunterlagen waren soweit vollständig, dass sie<br />
zur Jurierung zugelassen werden konnten. Die Jury ist überrascht und sehr erfreut über die hohe<br />
Beteiligung und das überregionale Echo.<br />
Die Jury stellt fest, dass die Vielzahl aller eingereichten Arbeiten sich ernsthaft mit der gestellten<br />
Aufgabe beschäftigt haben und mit ihren unterschiedlichen Lösungsansätzen einen wertvollen Beitrag<br />
zum Wettbewerbsverfahren geleistet haben. Die Tatsache, dass viele qualitativ hochwertige Arbeiten<br />
eingereicht wurden, bestätigt der Jury, mit dem gewählten Verfahren den richtigen Weg eingeschlagen<br />
zu haben.<br />
3 Teilnehmerliste<br />
Folgende Projekte wurden eingereicht und zur Jurierung zugelassen:<br />
Projekt Nr. 1<br />
Projektname: Wasserrad-Skulptur<br />
Verfasser: Fabio Aliberti, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Projekt Nr. 2<br />
Projektname: Fenster zum Hof<br />
Verfasser: Carola Keitel, D - Köln<br />
Projekt Nr. 3<br />
Projektname: "Endstehung"<br />
Verfasser: Romuald Polachowski, Aadorf<br />
Projekt Nr. 4<br />
Projektname: Döt här, Do anä, Döt hii<br />
Verfasser: Steven Schoch, Basel und Gabriel Horat, Lengwil<br />
Projekt Nr. 5<br />
Projektname: Bewegliche Eisenskulptur<br />
Verfasser: Karlheinz Brasch, D - Konstanz<br />
Projekt Nr. 6<br />
Projektname: "Back to the roots oder des Dorfes Kern"<br />
Verfasser: Urban Stark, B - La Calamine<br />
Projekt Nr. 7<br />
Projektname: soup.<br />
Verfasser: Annelen Käferstein, D - Berlin<br />
Projekt Nr. 8<br />
Projektname: Textonik - Die Anwesenheit der Gemeinde in Abwesenheit<br />
Verfasser: Barbara Caveng, D - Berlin
Projekt Nr. 9<br />
Projektname: Baumkunst<br />
Verfasser: G2 Architekten GmbH, Günther Graner und Andreas Rothen, Altnau<br />
Projekt Nr. 10<br />
Projektname: Kunstmäuerchen + Sitz<br />
Verfasser: Elke Arndt, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Projekt Nr. 11<br />
Projektname: <strong>Kreuzlingen</strong> und seine Kreuzlinden - die wahre Wiege der Schweiz?<br />
Verfasser: Markus Brenner, D - Konstanz<br />
Projekt Nr. 12<br />
Projektname: Treppenanlage<br />
Verfasser: Herbert Schaudt, D - Konstanz<br />
Projekt Nr. 13<br />
Projektname: Linde<br />
Verfasser: Christian Forster, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Projekt Nr. 14<br />
Projektname: Lichtskulptur: "Lichtmühle"<br />
Verfasser: Walter Wetter, Siegershausen<br />
Projekt Nr. 15<br />
Projektname: "<strong>Kreuzlingen</strong>'s fliegende Fische"<br />
Verfasser: Ros Hartmann, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Projekt Nr. 16<br />
Projektname: Projekt "Waldspiel" Katalog Lebenslauf<br />
Verfasser: Roman Krasnitsky, D - Immenhausen<br />
Projekt Nr. 17<br />
Projektname: "treffoquorum"<br />
Verfasser: Wlodek Stopa, D - Gummersbach<br />
Projekt Nr. 18<br />
Projektname: Alte Linde neu entdeckt<br />
Verfasser: Saskia Breitenreicher, D - Konstanz<br />
Projekt Nr. 19<br />
Projektname: Klänge aus der Erde und dem Wind<br />
Verfasser: Ros Hartmann, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Projekt Nr. 20<br />
Projektname: Astrokartographie als Kunst im öffentlichen Raum<br />
Verfasser: Doris Naef, Weinfelden<br />
Projekt Nr. 21<br />
Projektname: "Die singende Linde"<br />
Verfasser: Karin Aeschlimann, Basel
Projekt Nr. 22<br />
Projektname: Sweetee<br />
Verfasser: Leto / Markus Meyle, Uster<br />
Projekt Nr. 23<br />
Projektname: Bodenskulptur "Die vier Elemente"<br />
Verfasser: Timm Kregel, D - Gorsleben<br />
Projekt Nr. 24<br />
Projektname: SAPRI - für den Gemeindeplatz <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Verfasser: Alfred Bradler, D - Ulm<br />
Projekt Nr. 25<br />
Projektname: "Mühlrad"<br />
Verfasser: Günter Dittmann, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Projekt Nr. 26<br />
Projektname: Steinskulptur Titel "Strömung"<br />
Verfasser: Uwe Tillmann, D - Mönchgladbach<br />
Projekt Nr. 27<br />
Projektname: "Windspiel" - Installation<br />
Verfasser: Tanja Rein, D - Dresden<br />
Projekt Nr. 28<br />
Projektname: AGORA-FORUM<br />
Verfasser: Ursula Fehr, Weingarten<br />
Projekt Nr. 29<br />
Projektname: "LAPSUS"<br />
Verfasser: Katrin Keller, Luzern und Sabina Gnädinger, Winterthur<br />
Projekt Nr. 30<br />
Projektname: Dreiraum<br />
Verfasser: Adrian Bünzli, Basel<br />
Projekt Nr. 31<br />
Projektname: "Nehmen Sie Platz"<br />
Verfasser: Natalie Danzeisen, Bern<br />
Projekt Nr. 32<br />
Projektname: Skulptur<br />
Verfasser: Roman Manevic, D - Hannover
4 Beurteilungskriterien<br />
Machbarkeit, Originalität, Authentizität, Ortsbezug, Komplexität, Öffentlichkeit, Stimmigkeit.<br />
5 Jurysitzung / Verfahren<br />
Die Jurierung erfolgte an einer ersten Sitzung am 6. April 2011 in drei Durchgängen. Nach drei<br />
Wertungsrundgängen verblieben am Ende drei Arbeiten in der engeren Auswahl. Die Künstler /<br />
Künstlerinnen dieser drei Arbeiten wurden zu einer persönlichen Präsentation anlässlich der zweiten<br />
Jurysitzung am xxx eingeladen.<br />
6 Erster Rundgang<br />
In einem ersten Rundgang wurden Arbeiten aus der Wertung genommen, welche rein dekorativen<br />
Charakter und/oder keinen nachvollziehbaren Ortsbezug aufzuweisen hatten. Darunter fielen auch<br />
Arbeiten, die wohl gestalterische Qualitäten aufwiesen, aber offensichtlich nicht für diesen speziellen Ort<br />
geschaffen wurden.<br />
Folgende 21 Projekte wurden im ersten Rundgang ausgeschieden.<br />
1 / 2 / 5 / 6 / 7 / 10 / 12 / 15 / 16 / 17 / 18 / 19 / 21 / 22 / 23 / 24 / 25 / 26 / 28 / 31 / 32<br />
7 Zweiter Rundgang<br />
In einem zweiten Rundgang wurden 6 Projekte ausgeschieden, welche nur bedingt den gestellten<br />
Wertungskriterien genügen konnten. Im Einzelnen sind dies folgende Projekte:<br />
Projekt Nr. 3<br />
Projektname: "Endstehung"<br />
Verfasser: Romuald Polachowski, Aadrof<br />
Das Projekt nimmt Bezug auf die historische Entwicklung einer Gemeinde. Die Elemente Holz, Metall,<br />
Steine und insbesondere das Wasser sind Thema dieser künstlerischen Auseinandersetzung.<br />
Insgesamt bleibt das Projekt im Allgemeinen verhaftet und bleibt damit ohne konkreten Bezug zum<br />
speziellen Ort.<br />
Projekt Nr. 9<br />
Projektname: Baumkunst<br />
Verfasser: G2 Architekten GmbH, Günther Graner und Andreas Rothen, Altnau<br />
Die formal interessante Gegenüberstellung von geometrischen Metallrahmen und dem Geäst des<br />
Lindenbaumes wirkt anregend jedoch auch etwas beliebig. Die Problematik bezüglich des grossen<br />
konstruktiven Aufwandes und des nicht gelösten Baumschutzes erschweren die Realisation erheblich.
Projekt Nr. 13<br />
Projektname: Linde<br />
Verfasser: Christian Forster, <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Ein interessantes und sehr persönliches Konzept mit unmittelbarem Ortsbezug sowie einem Hinweis zu<br />
den übrigen Stadtteilen von <strong>Kreuzlingen</strong>. Die künstlerische Umsetzung vermag jedoch leider nicht zu<br />
genügen.<br />
Projekt Nr. 27<br />
Projektname: "Windspiel" - Installation<br />
Verfasser: Tanja Rein, D – Dresden<br />
Ein sehr sorgfältig recherchiertes Projekt mit gutem Ortsbezug. Leider bleibt die angestrebte<br />
künstlerische Umsetzung trotz hohem Detailierungsgrad weitgehend unverständlich.<br />
Projekt Nr. 29<br />
Projektname: "LAPSUS"<br />
Verfasser: Katrin Keller, Luzern und Sabina Gnädinger, Winterthur<br />
Ein gekonnter, minimalistischer Eingriff mit allseits bekannten „Landi–Sitzbänken“, mit einem<br />
hintergründigen Ansatz, führt zu einem überraschenden Ergebnis. Eine Aufstellung an einem Ort mit<br />
mehr Publikumsverkehr würde die Überraschung und damit die Wirkung verstärken.<br />
Projekt Nr. 30<br />
Projektname: Dreiraum<br />
Verfasser: Adrian Bünzli, Basel<br />
Eine interessante Auseinandersetzung mit Riegelbauweisen, wie sie vor Ort traditionell vorkommen. Die<br />
räumliche Wirkung der drei aufgestellten Wände stört jedoch, ohne Notwendigkeit, den harmonischen<br />
Platzcharakter ohne seinerseits neue räumliche Akzente setzen zu können.
8 Dritter Rundgang<br />
Im dritten Rundgang wurden die verbliebenen 5 Projekte in der Jury detailliert diskutiert. Die<br />
verschiedenen Lösungsansätze wurden bezüglich ihrer gestalterischen Qualität, ihrer Umsetzbarkeit<br />
sowie ihrer Nachhaltigkeit ausführlich miteinander verglichen und bewertet.<br />
Auf Grund dieser vertieften Diskussion wurden im dritten Rundgang folgende 2 Projekte<br />
ausgeschieden:<br />
Projekt Nr. 8<br />
Projektname: Textonik - Die Anwesenheit der Gemeinde in Abwesenheit<br />
Verfasser: Barbara Caveng, D – Berlin<br />
Das wohl am besten recherchierte Projekt untersucht und hinterfragt die Funktion und die Stellung des<br />
historischen Gemeindeplatzes in der heutigen Zeit. Der Fokus geht dabei weit über den eigentlichen<br />
Gemeindeplatz hinweg und zielt auf den Einbezug der Anwohner, auch in einem erweiterten Umfeld, in<br />
das künstlerische Projekt. Dieser Einbezug erfolgt über einen öffentlichen Aufruf zur Sammlung von<br />
individuellen Kleidungsstücken, welche jedes für sich, eine persönliche Geschichte des Stifters erzählen<br />
kann. Diese zusammengetragenen Kleidungsstücke werden zu stabilen Blöcken verpresst und haltbar<br />
gemacht. Als Skulpturen werden diese auf dem Gemeindeplatz aufgestellt und markieren damit hier die<br />
Präsenz dieser „neuen“ zugezogenen Menschen. Damit erhält der Platz eine neue, mit dem Jetzt<br />
verknüpfte Identität. Dieses soziale Projekt hat einen grossen Bezug zur aktuellen Situation und würde<br />
mit Bestimmtheit kontroverse Reaktionen hervorrufen.<br />
Die Ästhetik der Umsetzung führte zu Diskussionen innerhalb der Jury, welche einen Einzug in die<br />
Abschlussrunde verunmöglichten.<br />
Projekt Nr. 11<br />
Projektname: <strong>Kreuzlingen</strong> und seine Kreuzlinden - die wahre Wiege der Schweiz?<br />
Verfasser: Markus Brenner, D – Konstanz<br />
Der Verfasser konstruiert einen „historischen“ Mythos rund um die angeblich mit Kreuzen markierten<br />
Linden in und um <strong>Kreuzlingen</strong>. Ohne konkrete Fakten zu nennen, wird dieser angesiedelt irgendwo<br />
zwischen Dichtung und Wahrheit. Auf drei Ebenen (Kreuzmarkierung auf der Linde, Erläuterungstafel<br />
und Internetseite) soll dieser Mythos in die Gegenwart transportiert werden. Trotz professioneller<br />
künstlerischer Darstellung gelingt es jedoch nicht diesem Mythos genügend Glaubhaftigkeit zu geben<br />
und damit wirkungsvoll in die Wirklichkeit zu übertragen. Der angestrebte Ortsbezug gelingt daher nur<br />
bedingt, was bleibt ist eine zurückhaltende und überraschende Platzinstallation, welche jedoch wohl nur<br />
des Nachts ihre volle Wirkung entfalten kann.
9 Abschluss erste Jurysitzung<br />
Nach Abschluss der ersten Jurysitzung verblieben 3 Projekte in der engeren Auswahl. Es wurde<br />
beschlossen die Verfasser / Verfasserinnen folgender drei Projekte zu einer persönlichen Präsentation<br />
anlässlich der zweiten Jurysitzung einzuladen:<br />
Projekt Nr. 4 / döt her do ane döt hii<br />
Projekt Nr. 14 / Lichtmühle<br />
Projekt Nr. 20 / Astrokartografie
10 Zweite Jurysitzung<br />
Mit Beginn der zweiten Jurysitzung am 14. Juli 2011 wurden alle bereits ausgeschiedenen Projekte im<br />
Sinne einer Wiedererwägung nochmals durch die gesamte Jury diskutiert. Die Erkenntnisse des ersten<br />
Jurytages wurden einstimmig bestätigt.<br />
11 Präsentation der Projekte durch die Künstler / Künstlerinnen<br />
Im direkten Gespräch mit den Künstler / Künstlerinnen konnten sich die Jurymitglieder eine konkrete<br />
Vorstellung der 3 verbliebenden Projekte machen.<br />
12 Beschluss 2. Jurysitzung / 4. Rundgang<br />
Die Jury beschliesst die Projekte Nr. 4 und Nr. 20 vor Ort, in Anwesenheit der Künstler, in Bezug auf<br />
deren Massstäblichkeit und Ortsverträglichkeit zu überprüfen.<br />
Dazu wird ein neuer Termin am 12. August 2011 vereinbart.<br />
Auf Grund dieser vertieften Diskussion wird im vierten Rundgang folgendes Projekt ausgeschieden:<br />
Projekt Nr. 14<br />
Projektname: Lichtskulptur: "Lichtmühle"<br />
Verfasser: Walter Wetter, Siegershausen<br />
Wie ein Zitat eines möglichen historischen Szenarios stellt das Projekt ein Mühlrad als dekoratives und<br />
spielerisches Element an den Platzrand, an Stelle der dort jetzt platzierten Pflanzbehälter. Mit dieser<br />
Positionierung können die Verkehrsverhältnisse, wie bisher durch die Pflanztröge, geregelt werden.<br />
Das in massivem Eichenholz konstruierte Halbrund suggeriert eine für den Betrachter nicht sichtbare<br />
Fortsetzung der Skulptur im Untergrund. Die Schaufeln des Mühlrades sind in Glas. LED Leuchten<br />
werden so platziert, dass die Glasplatten, nicht nur an den Rändern, sondern auf der ganzen<br />
Oberfläche farbig, vorwiegend in Blautönen, aufleuchten. Mittels einer in der Nabe platzierten Elektronik<br />
kann die Beleuchtungsabfolge so gesteuert werden, dass der Eindruck eines sich tatsächlich drehenden<br />
Rades entsteht.<br />
Das Wasserrad nimmt keinen direkten Bezug zu einer hier einst tatsächlich vorhandenen Mühle und<br />
steht auch quer zum eingedohlten Bachlauf. Insgesamt erscheint das Mühlrad mit einer Grösse von<br />
lediglich 300x150cm als zu klein um auf diesem Platz tatsächlich eine raumbildende Funktion<br />
wahrzunehmen. Als Folge der fehlenden konkreten Ortsbezüge, aber auch des wenig ausgeprägten<br />
Gestaltungswillens, ist dem Projekt eine gewisse Beliebigkeit nicht abzusprechen.
13 Dritte Jurysitzung<br />
Die Dritte Jurysitzung fand am Freitag 12. August 2011, direkt vor Ort, statt. Die verbleibenden Künstler<br />
und Künstlerinnen waren beim Ortstermin zugegen. Die weiteren Gespräche der Jury fanden dann im<br />
Anschluss an diese Begehung, ohne Künstler, statt.<br />
Im Vorfeld hatten Gespräche stattgefunden mit Herrn Peter Meier, Tiefbau, Bauverwaltung <strong>Kreuzlingen</strong>,<br />
um den aktuellen Unterhaltsbedarf des Gemeindeplatzes und die technische Machbarkeit der letzten<br />
zwei Lösungen abzuschätzen. Auf Grund dieser Besprechung konnte festgehalten werden, dass beide<br />
Projekte realisierbar wären.
14 Projektbeschriebe<br />
Projekt Nr. 4<br />
Projektname: Döt här, Do anä, Döt hii<br />
Verfasser: Steven Schoch, Basel und Gabriel Horat, Lengwil<br />
Das Projekt nimmt auf witzige und originelle Art Bezug zum Thema der Ausschreibung, die „Entdeckung<br />
des Stadttraumes“, in dem mit 7 identischen, frei auf dem Gemeindeplatz verteilten Skulpturen von<br />
Händen mit ausgestrecktem Zeigefinger teils auf ebendiesen noch zu entdeckenden Stadtraum, teils<br />
auf die übrigen beteiligten Hände gewiesen wird. Der Gemeindeplatz wird damit gelesen als quasi eine<br />
Urzelle der heutigen Stadt <strong>Kreuzlingen</strong>, der Weg der Stadtentwicklung als ein keineswegs immer<br />
gerader und logischer dargestellt. Die Hände stellen in dieser Konstellation dabei sowohl den aktiven<br />
wie auch den passiven Part dar, zeigen sowohl in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft. Die rund<br />
70cm hohen Hände haben durchaus auch ein spielerisches Potential, Klettern erlaubt!<br />
Die Handskulpturen sollen in bronzeähnlich eingefärbtem, armiertem Beton ausgeführt werden und<br />
werden auf noch zu bemessenden Fundamenten so befestigt, dass eine dauerhafte und sichere<br />
Verankerung gewährleistet ist. Die Lage der einzelnen Skulpturen kann auf die örtlichen Gegebenheiten<br />
(Verkehr, Parkierung, Werkleitungen, Wurzelwerk der Linde etc.) angepasst werden. Die Bereitstellung<br />
der Fundationen und die wieder Instandstellung des Platzbelages sind nicht in den Projektkosten<br />
enthalten.<br />
Dieses Projekt ergänzt in seiner skulpturalen Dimension das Erscheinungsbild des Gemeindeplatzes<br />
ohne diesen zu verunstalten. Seine Ausstrahlung kann über den eigentlichen Platzraum hinaus wirken<br />
und damit diesen verborgenen Platz neu ins Bewusstsein der Kreuzlinger Bevölkerung bringen.<br />
Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass mit diesem Projekt die bisherigen Nutzungsmöglichkeiten<br />
des Platzes verändert, teils eingeschränkt werden.
14 Projektbeschriebe<br />
Projekt Nr. 20<br />
Projektname: Astrokartographie als Kunst im öffentlichen Raum<br />
Verfasser: Doris Naef, Weinfelden<br />
Das Projekt stellt die Platzsituation in einen historischen Kontext. Die Einweihung der Kirche<br />
Egelshofen, am 19. September 1724, wird als Bezugsdatum für die Erstellung einer Astrokartographie<br />
genommen. Die Darstellung jener einmaligen Konstellation der Himmelskörper an diesem gegebenen<br />
Datum ergibt eine grafische Darstellung mit konkretem Bezug zum Ort, welche mit ihrer an ein<br />
Segelschiff gemahnender Zeichnung, durchaus auch interessante Bezüge zur heutigen Stadt<br />
<strong>Kreuzlingen</strong> hat. Mit dieser historischen Klammer will die Künstlerin dem speziellen Ort eine Seele, ein<br />
Zentrum geben.<br />
Die Bodenmarkierungen sollen in hellen Granitbundsteinen, in klassischer und bewährter<br />
Strassenbaumethode, auf einer entsprechend ausgebesserten Fundationsschicht, ausgeführt werden.<br />
Die Flächen innerhalb des Kreises sowie die Flächen bis zur heutigen Pflästerung werden dann mit<br />
einem schwarzen, wasserdurchlässigen Kiesbelag aufgefüllt. Die Befahrbarkeit ist dadurch gegeben,<br />
der Wurzelbereich der Linde bleibt unangetastet. Eine Ergänzung des Pflasterbelags bis zum äusseren<br />
Ring wäre denkbar, ist jedoch in den Projektkosten nicht eingerechnet.<br />
Das Projekt besticht durch eine präzise und stimmige Gestaltung der Platzbeläge rund um den grossen<br />
zentralen Lindenbaum und wertet damit den Gemeindeplatz nachhaltig und diskret auf. Die<br />
bestehenden Qualitäten und Nutzungsmöglichkeiten dieses Platzes bleiben dabei vollständig erhalten.<br />
Mit der zeitlosen Neugestaltung wird der Platz, ohne grosses Aufheben, auf eine selbstverständliche Art<br />
und Weise zu Ende gedacht. Seine Stellung als ruhiger Ort im Stadtgefüge wird damit gefestigt.
15 Begehung / Juryentscheid<br />
Die anberaumte Begehung hat der Jury und den Künstlern dazu verholfen die Projekte in Bezug auf<br />
deren Massstäblichkeit und Ortsverträglichkeit zu überprüfen.<br />
Beim Projekt Nr. 4 / Döt här, Do anä, Döt hii konnte insbesondere festgestellt werden, dass mit der<br />
Reduktion auf 5 Skulpturen wohl eine Verminderung der Verkehrsbehinderung und auch eine gewisse<br />
Kosteneinsparung erzielt werden kann. Allerdings würde diese Reduktion auch eine verminderte<br />
Raumwirkung hervorrufen, welche die Lesbarkeit der Projektidee erschweren würde. Trotz Sympathien<br />
für diesen Lösungsansatz hat sich die Jury nach langer Diskussion gegen dieses frische Projekt<br />
entschieden. Dieser Entscheid erfolgte nicht zuletzt auch deshalb, weil mit Realisierung dieses Werks<br />
der gesetzte Kostenrahmen überschritten würde.<br />
Das Projekt „Die Entdeckung des Stadtraumes“, der Kreuzlinger Kunstkommission, ist als langfristig<br />
angelegtes Projekt gestartet worden, welches künstlerische Eingriffe in verschiedenen Stadtteilen<br />
ermöglichen will. Der hier formulierte Kostenrahmen von Fr. 20‘000.- ist bewusst tief angesetzt und soll<br />
damit aufzeigen, dass auch mit geringen Mitteln Kunst im öffentlichen Raum realisiert werden kann. Die<br />
Jury will mit ihrem Entscheid die Weiterführung des Gesamtprojekts „Die Entdeckung des Stadtraumes“<br />
sicherstellen.<br />
Beim Projekt Nr. 20 / Astrokartographie als Kunst im öffentlichen Raum konnte festgestellt werden, dass<br />
die vorgeschlagenen Dimensionen des Werks dem Platz sehr angemessen sind. Die ergänzenden<br />
Vorschläge der Künstlerin bezüglich Ausführung der Kreislinie als feine Stahlkante unterstützen die<br />
künstlerische und räumliche Wirkung dieses zurückhaltenden und präzis gesetzten Werks. Insgesamt<br />
kann festgehalten werden, dass dieses Werk den ruhigen Gemeindeplatz mit einer subtilen<br />
Veränderung harmonisiert und zentriert und damit den Platz zu Ende denkt.<br />
Es wäre zu wünschen, dass mit der Realisierung dieses Werks, die teils störende Möblierung<br />
(Pflanzbehälter, Papierkörbe, Porphyr-Pflästerung etc.) des Platzes neu überdacht werden kann.<br />
Selbstverständlich soll die gerundete Sitzbank bei der Linde erhalten bleiben.
16 Rangierung / Auszeichnungen<br />
Nach der angesetzten Projektpräsentation durch die Künstler / Künstlerinnen und einer erneuten<br />
Diskussion der aufgezeigten Lösungsansätze hat die Jury folgende Rangierung festgesetzt:<br />
1. Rang Projekt Nr. 20<br />
Projektname: Astrokartographie als Kunst im öffentlichen Raum<br />
Verfasser Doris Naef, Weinfelden<br />
Antrag auf Ausführung.<br />
2. Rang Projekt Nr. 4<br />
Projektname: Döt här, Do anä, Döt hii<br />
Verfasser Steven Schoch, Basel und Gabriel Horat, Lengwil<br />
Projektentschädigung: Fr. 1000.-<br />
Darüber hinaus möchte die Jury im Sinne einer lobenden Anerkennung folgende zwei Projekte speziell<br />
erwähnen:<br />
1. Anerkennung Projekt Nr. 8<br />
Projektname: Textonik<br />
Die Anwesenheit der Gemeinde in Abwesenheit<br />
Verfasser: Barbara Caveng, D – Berlin<br />
Projektentschädigung: Fr. 500.-
17 Empfehlung zur Weiterbearbeitung<br />
Die Jury empfiehlt dem Stadtrat einstimmig die Verfasserin des erstrangierten Projektes mit der<br />
Ausführung zu beauftragen.<br />
Eine Steuerungsgruppe der Kunstkommission wird die Vorbereitung und Ausführung begleiten. Vor der<br />
Realisierung sollte der Kostenrahmen für die Ausführung und die im Gespräch mit den Künstlerinnen<br />
besprochenen begleitenden Aktionen (Postkarten, Infoblätter, Einweihung…) abgeklärt werden.<br />
Mit dem Tiefbauamt der Stadt <strong>Kreuzlingen</strong> muss die Realisierung im Hinblick auf allfällig abzusehende<br />
bauliche Unterhaltsmassnahmen sowie auf verkehrsrechtliche Aspekte abgesprochen werden.<br />
18 Projektausstellung / Publikation<br />
Alle eingereichten Projekte werden im Museum Rosenegg in <strong>Kreuzlingen</strong> öffentlich ausgestellt.<br />
(normale Museumsöffnungszeiten)<br />
www.museumrosenegg.ch<br />
Die Wettbewerbsergebnisse werden in der Lokalpresse sowie im Kunstbulletin publiziert.<br />
19 Schlussbemerkung<br />
Zum Schluss möchte sich die Jury bei allen Teilnehmern für die eingereichten Arbeiten bedanken. Es ist<br />
zu hoffen, dass sich mit der erfolgreichen Ausführung des erstrangierten Projektes eine Basis legen<br />
lässt für die Ausschreibung zukünftiger Kunstwettbewerbe in <strong>Kreuzlingen</strong>.
<strong>Jurybericht</strong><br />
Kunst Wettbewerb / Kreuzlinger Kunstkommission<br />
Die Entdeckung des Stadtraumes<br />
Genehmigung des <strong>Jurybericht</strong>es durch die Mitglieder der Jury<br />
Der vorliegende Bericht wurde am 16.August 2011 durch die Jurymitglieder genehmigt.<br />
Stimmberechtige Jurymitglieder<br />
Andreas Netzle<br />
Stadtammann <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Silvana Tschudi<br />
Vertreterin Gemeinderat<br />
Alex Jäggi<br />
Vertreter Quartierverein Egelshofen<br />
Simona Mele<br />
Vertreter Jugendrat<br />
Christian Schneeberger<br />
Kunsthistoriker / Mitglied Kunstkommission<br />
Bernard Roth<br />
Dipl. Architekt FH.SIA / Mitglied Kunstkommission<br />
Adrian Latzer<br />
Galerist / Mitglied Kunstkommission<br />
Beratende Jurymitglieder / ohne Stimmrecht<br />
Dorena Raggenbass<br />
Stadtammann <strong>Kreuzlingen</strong><br />
Margit Baumgartner<br />
Vertreter Anwohner<br />
Martin Mäder<br />
Künstler / Mitglied Kunstkommission<br />
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