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Versuche zur Bekämpfung der Kohlmottenschildlaus

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Die <strong>Kohlmottenschildlaus</strong><br />

ein Problemschädling<br />

für den Gemüsebau<br />

und<br />

<strong>Versuche</strong> <strong>zur</strong> <strong>Bekämpfung</strong><br />

TLL Jena / Referat Pflanzenschutz - M. Ganze


ha<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kohlanbauflächen in Thüringen<br />

2007 2008<br />

Kopfkohl Blumenkohl Rosenkohl Brokkoli Kohlrabi<br />

Quelle LVG Erfurt<br />

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Bedeutung<br />

• Der Kohlanbau hat in Thüringen eine lange Historie<br />

• Anbau von Blumenkohl im Thüringer Becken<br />

schon seit Jahrzehnten<br />

• Neben „altbekannten“ Schädlingen (Kohlfliege,<br />

Mehlige Kohlblattlaus, einige Schadschmetterlinge)<br />

seit einiger Zeit auch Massenvermehrung <strong>der</strong><br />

<strong>Kohlmottenschildlaus</strong> (Aleyrodes proletella)<br />

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Aussehen Aleyrodes proletella<br />

• Familie: Aleyrodidae<br />

• Ordnung: Gleichflügler (Homoptera)<br />

• Phloemsauger, leben ausschließlich<br />

an Pflanzen<br />

• Imagines werden ca. 2mm groß<br />

• Scheiden weißes Sekret aus, das<br />

sich wie Pu<strong>der</strong> über den Körper legt<br />

• Auffällig: dunkle Flecken auf den<br />

Flügeln<br />

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Entwicklung Aleyrodes proletella<br />

• Weibliche Imagines sind das gesamte Jahr an Pflanzen zu<br />

finden, überdauern dort den Winter<br />

• Männchen, Eier und Larven sterben bei niedrigen<br />

Temperaturen ab<br />

• Weibchen beginnen mit <strong>der</strong> Eiablage bei 10°C<br />

Außentemperatur<br />

• Eier in wohlgeordneten Kreisen abgelegt<br />

• Weibchen kann im Laufe seines Lebens 100 - 200 Eier ablegen<br />

• Auch parthenogenetische Vermehrung möglich<br />

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• Aus abgelegten Eiern schlüpft nach 10 - 12 Tagen das erste<br />

Larvenstadium<br />

• Bereits nach 2 Wochen ist das Larvenstadium 4 erreicht<br />

• Nach letzter Häutung starkes Größenwachstum<br />

• Hülle flacht sich ab, wird fester<br />

• Metamorphose von Larve zu Adulten<br />

• Aleyrodes proletella durchläuft im Freiland 4 - 5 Generationen<br />

pro Jahr<br />

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Aleyrodes proletella - starker Befall an Rosenkohl<br />

(alle Stadien)<br />

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Aleyrodes proletella - Adulte<br />

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Kulturen, an denen die <strong>Kohlmottenschildlaus</strong> auftrat<br />

• Erste Schil<strong>der</strong>ungen über ein Massenauftreten aus dem Raum<br />

Bonn im Jahre 1953<br />

• Befallene Kohlarten:<br />

Wirsing<br />

Rot-, Weiß-, Blumen- und Rosenkohl<br />

Grünkohl<br />

Kohlrabi<br />

• Weitere befallene Pflanzenfamilien:<br />

Asteraceae (Compositae)<br />

Campanulaceae<br />

Cruciferae (Brassicaceae)<br />

Euphorbiaceae u.a.<br />

Im Jahr 2005 erste Tiere an Zierpflanzen im Gewächshaus<br />

nachgewiesen<br />

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Vermutete Ursachen für die<br />

Massenvermehrung<br />

• Zunahme des Befalls durch Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

(Erwärmungen)<br />

• Starke Erweiterung <strong>der</strong> Rapsanbauflächen und Anbau in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft von Kohl<br />

• Intensive Fruchtfolge und Anbau von Winterkohl<br />

• Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Zulassung von Pflanzenschutzmitteln<br />

(eingeschränkte Mittel- bzw. Wirkstoffpalette)<br />

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19%<br />

29%<br />

Insektizide, die nicht gegen die <strong>Kohlmottenschildlaus</strong> wirken<br />

Insektizide, die nur noch in <strong>der</strong> Aufbrauchfrist anzuwenden sind<br />

9%<br />

Insektizide mit Anwendungsverbot<br />

Insektizide, die eine Wirkung gegen die <strong>Kohlmottenschildlaus</strong> haben und langjährig<br />

zugelassen sind<br />

Anwendungssituation <strong>der</strong> Insektizide gegen die <strong>Kohlmottenschildlaus</strong> im Jahr 2006<br />

(Quelle: Diplomarbeit Karina Becker)<br />

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43%


Zugelassene Mittel <strong>zur</strong> chemischen<br />

<strong>Bekämpfung</strong><br />

Fastac SC Super Contact, Karate mit Zeon<br />

Technologie<br />

Dimethoat- Präparaten wie Perfekthion o<strong>der</strong> Bi 58<br />

Plenum 50 WG, Calypso<br />

Spruzit Neu, Micula bzw. Schädlingsfrei Naturen<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Bekämpfung</strong> von Schmetterlingsraupen mit<br />

Bulldock werden Kohlmottenschildläuse miterfasst<br />

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<strong>Versuche</strong> 2007 im Blumenkohl<br />

PSM<br />

Plenum 50 WG<br />

Talstar 8 SC<br />

BAY 17090I<br />

Dantop<br />

Mospilan<br />

Mospilan +<br />

Naturen<br />

Reldan<br />

Affirm<br />

Aufwandmenge<br />

l,kg/ha<br />

0,4<br />

0,25<br />

0,6<br />

0,1<br />

0,5<br />

0,5<br />

12<br />

2<br />

1,5<br />

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Versuchseinschätzung 2007<br />

• insgesamt 8 eingesetzte Präparate<br />

• <strong>Kohlmottenschildlaus</strong> Hauptschädling<br />

• weitere vorhandene SE - Mehlige Kohlblattlaus,<br />

verschiedene Raupenstadien<br />

• Anfangsbonitur ergab über 1000 Kohlmottenschildläuse pro<br />

Pflanze, zu später Behandlungsbeginn ( Ende August )<br />

• zu starker Befall nur geringer <strong>Bekämpfung</strong>serfolg bei<br />

Mospilan mit Ölzusatz<br />

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TM<br />

TM<br />

TM<br />

SF<br />

TM=Tankmischung<br />

SF=Spritzfolge<br />

<strong>Versuche</strong> 2008 im Blumenkohl<br />

PSM Aufwandmenge<br />

Adigor + Plenum 50 WG<br />

Mospilan<br />

MICULA + Mospilan<br />

Talstar 8 SC<br />

Dantop<br />

BAY 17091 l<br />

Meroöl + Teppeki<br />

Spruzit Neu<br />

NeemAzal-T/S<br />

Affirm<br />

PERFEKTION;<br />

Calypso;<br />

Fastac SC Super Contact<br />

l bzw. kg/ha<br />

1,2 + 0,4<br />

0,5<br />

12 + 0,5<br />

0,125<br />

0,1<br />

0,48<br />

1,0 + 0,16<br />

6,0<br />

3,0<br />

1,5<br />

0,6<br />

0,2<br />

0,075


Neue Versuchspräparate gegenüber 2007<br />

• Neem Azal, Teppeki, Spruzit Neu<br />

• Zusatzstoff Adigor und Meroöl<br />

• Spritzfolge mit zugelassenen PSM<br />

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Durchführung des <strong>Versuche</strong>s 2008<br />

• Erfassung <strong>der</strong> <strong>Kohlmottenschildlaus</strong> durch direktes<br />

Auszählen <strong>der</strong> Larven und Adulten an jeweils 10 Pflanzen<br />

• Mehlige Kohlblattlaus:<br />

Auszählen des Befalls o<strong>der</strong> nicht Befalls an jeweils 10<br />

Pflanzen<br />

• Auszählung:<br />

1-2 Tage nach <strong>der</strong> Behandlung<br />

7 und 14 Tage nach <strong>der</strong> Behandlung<br />

bzw. vor je<strong>der</strong> neuen Behandlung<br />

• Technik: Parzellenspritze mit Luftdruck und Spritzrechen<br />

Wassermenge: 1000 l/ha<br />

3 Behandlungstermine bei guten Witterungsbedingungen<br />

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Anzahl Schädlinge<br />

Versuchsergebnisse<br />

<strong>Kohlmottenschildlaus</strong> 2008<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Befallsentwicklung<br />

22.8.<br />

27.8.<br />

29.8.<br />

3.9.<br />

10.9.<br />

17.9.<br />

UK<br />

Mospilan<br />

MICULA +<br />

Mospilan<br />

BAY 17091 l<br />

Mero + Teppiki<br />

Spruzit Neu


Versuchseinschätzung 2008<br />

• Geringer Befalldruck und bessere Ergebnisse als 2007<br />

• beste Wirkung Mittel mit Ölzusätzen z.B. Mospilan +<br />

Schädlingsfrei Naturen und Teppiki + Mero-Öl<br />

• Spruzit Neu günstig gegen <strong>Kohlmottenschildlaus</strong>, bei kurzen<br />

Spritzintervallen, keine Wirkung gegen Mehlige<br />

Kohlblattlaus<br />

• an<strong>der</strong>e Präparate entsprachen nicht den Erwartungen<br />

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Hinweise <strong>zur</strong> <strong>Bekämpfung</strong><br />

• <strong>Bekämpfung</strong> schwierig, da sich die Adulten und<br />

<strong>der</strong>en Larven auf <strong>der</strong> Blattunterseite befinden und<br />

die Larven durch Wachsausscheidungen geschützt<br />

sind<br />

• Insektizid muss auf Blattunterseite gelangen, wofür<br />

die Pflanzen gut benetzt werden müssen<br />

• rechtzeitiger Behandlungsbeginn und Behandlungen<br />

in kurzen Abständen wie<strong>der</strong>holen<br />

• Lappen o. ä. vor <strong>der</strong> Spritze anbringen zum Aufscheuchen<br />

<strong>der</strong> Adulten, um diese mit <strong>der</strong><br />

Spritzbrühe besser treffen zu können<br />

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Verluste bei befallenen Pflanzen<br />

Da Kohl als Nahrungsmittel vermarktet wird, ist ein<br />

makelloses Aussehen Bedingung für einen guten<br />

Absatz.<br />

Durch die dunklen Verfärbungen <strong>der</strong> Russtaupilze,<br />

die sich auf den Ausscheidungen <strong>der</strong><br />

<strong>Kohlmottenschildlaus</strong> ansiedeln, ist dies nicht mehr<br />

gewährleistet.<br />

Das Gemüse ist nicht mehr vermarktungsfähig. Die<br />

wirtschaftlichen Verluste in Thüringen betragen je<br />

nach Kultur ca.10 %.<br />

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Fazit <strong>zur</strong> Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> weiteren Ausbreitung von<br />

Aleyrodes proletella<br />

Kein Rapsanbau unmittelbar neben Kohlflächen<br />

ausreichende <strong>Bekämpfung</strong> <strong>der</strong> Schädlinge im Raps<br />

technische Neuerungen nutzen<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Gewächshauskulturen und Durchführung<br />

notwendiger <strong>Bekämpfung</strong>smaßnahmen<br />

weitere <strong>Versuche</strong> biologischer <strong>Bekämpfung</strong> z. B. Schlupfwespen<br />

Dringende Erweiterung <strong>der</strong> Pflanzenschutzmittel- bzw.<br />

Wirkstoffpalette<br />

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