Racemag 22

Die Dorna jubelt über die neue Klasse
Moto2, Honda über die 600cc, Hersteller
über ihre Chassis und Fans über
spektakuläre Action bei den Rennen -
andere bezeichnen sie einfach nur als
‚irre‘.
Beworben wird die Moto2 als kleine
MotoGP, die Nachwuchsfahrer auf die
Königsklasse vorbereiten soll, doch vor
allem von der Fahrerseite kommen in
dieser Beziehung kritische Stimmen.
Sei es Dani Pedrosa, der meint, dass
man in der Moto2 keine Grundlagen
der Technik lernt: „Wir haben gelernt,
wie man ein Getriebe abstimmt, wie
man den Vergaser einstellt und so weiter...
Dinge, die man einfach verstehen
muss.“
Oder Casey Stoner, der den Wert der
Prototypen ohne Maßstab anzweifelt,
das Fahrverhalten kritisiert und betont,
dass man nicht einschätzen kann, welcher
Fahrer wirklich für die MotoGP
talentiert ist. „Sie sind unberechenbar,
eine MotoGP ist nicht so. Die Moto2-
Dinger rutschen wie wild, vibrieren
und sie brechen komisch aus.“ Ein
Grand Prix erfahrener Hersteller wie
Honda oder Aprilia könnte dem entge-
Text: Jule Krause
MOTOGP
GALERIE
genwirken, analysiert Stoner weiter.
Doch davon ist bislang keine Rede.
Colin Edwards fasste die Moto2 in
seinem ganz eigenem Stil zusammen:
„Die sind wie Axtmörder unterwegs.“
Auch die Moto2-Fahrer
beschweren sich nicht selten über
die Gefährlichkeit der Gruppenkämpfe
und Rennstarts. Wenn in
anderen Jahren in 125cc-Rennen
die ‚Jungen Wilden‘ die ‚Sau raus
ließen‘ und mit unüberlegten Aktionen
mehrere Fahrer mit ins Kiesbett
nahmen, konnte man das noch als
Anfängerfehler oder Übermotivation
einstufen. Doch in der Moto2, der
Klasse, die die Vorstufe zur MotoGP
sein soll, gehören solche Szenen
nicht.
Bei 40+ Fahrern von denen sich nur
die Hälfte vorher in anderen Klassen
bewiesen haben, oder erfahren
genug sind, die 600cc zu bändigen,
ist es aber kein Wunder. Die
Organisation setzte auf Masse statt
Klasse und schiebt man dem in Zukunft
keinen Riegel vor, dann wird
die Seifenblase MotoGP-Akademie
schneller zerplatzen, als die Grand
Prix Kommission neue Beschlüsse
erlassen kann.
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