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Handbuch Alternativen zur Kita - Kapitel Mittagstische - Stadt Zürich

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Fünfzehn Betreuungsformen Seite 43<br />

Auszug aus: Kinderbetreuung – <strong>Alternativen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Kita</strong>. Anleitungen zum Engagement für<br />

Eltern und Interessierte. Sozialdepartement der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong>, Juli 2009.<br />

<strong>Mittagstische</strong><br />

Ein Mittagstisch bietet Kindern im Kindergarten- und Schulalter die Möglichkeit, in<br />

einer Gruppe die Mittagszeit zu verbringen und gemeinsam zu essen.<br />

Mittagstisch-Angebote befinden sich in der Nähe von Kindergärten und Schulen.<br />

In Bezug auf die Betreuung, die Zubereitung der Mahlzeiten und die Trägerschaft<br />

sind sie ganz unterschiedlich organisiert. Zusammen mit Blockzeiten in<br />

Kindergarten und Schule kann ein regelmässiger Mittagstisch die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf ermöglichen. Das neue Volksschulgesetz verpflichtet die<br />

Gemeinden im Kanton <strong>Zürich</strong> <strong>zur</strong> Schaffung von bedarfsgerechten, ganztägigen<br />

Betreuungsstrukturen. Mittagstisch-Angebote sind wichtige Bausteine, um dieses<br />

Ziel zu erreichen.<br />

Warum gibt es <strong>Mittagstische</strong>?<br />

<strong>Mittagstische</strong> ermöglichen die Betreuung und Verpflegung von Kindern im<br />

Kindergarten- und Schulalter zwischen dem Unterricht am Morgen und am<br />

Nachmittag. Kinder können in einer Gruppe gemeinsam die Mittagsmahlzeit<br />

einnehmen, spielen, ausruhen und teilweise auch die Hausaufgaben erledigen. In<br />

Verbindung mit Blockzeiten ermöglichen <strong>Mittagstische</strong> den Eltern mehrstündige<br />

Freiräume. In Verbindung mit einer Betreuungslösung während der Schulferien,<br />

bei Unterrichtsausfall und zu Randzeiten (vor und nach dem Unterricht) sind<br />

<strong>Mittagstische</strong> zentrale Bausteine für schulergänzende Ganztagesstrukturen, die<br />

auch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dienen. <strong>Mittagstische</strong> beruhigen<br />

den Tagesablauf für Kinder wie für Eltern und ermöglichen insbesondere für<br />

Einzelkinder wertvolle soziale Erfahrungen in einer altersgemischten Gruppe.<br />

Wie alt sind die Kinder, die am Mittagstisch betreut werden? Wie gross ist<br />

eine Gruppe?<br />

Die meisten Mittagstisch-Angebote wenden sich bisher an Schulkinder.<br />

Zunehmend werden auch schon Kinder im Kindergartenalter aufgenommen. Mit<br />

dem neuen Volksschulgesetz ist der Kindergarten im Kanton <strong>Zürich</strong> seit Sommer<br />

2008 für alle Kinder obligatorisch, und auch für diese Altersstufe müssen die<br />

Gemeinden bedarfsgerechte Betreuungsstrukturen <strong>zur</strong> Verfügung stellen. Damit<br />

gewinnt der Mittagstisch für Kindergarten-Kinder an Bedeutung. Kinder, die<br />

<strong>Mittagstische</strong> besuchen, sind daher zwischen ca. fünf und ca. zwölf Jahre alt<br />

(Kindergarten- und Primarschulalter). Um ältere Kinder zu erreichen, sind meist<br />

spezielle Angebote nötig (SchülerInnen-Café, Mensa etc.).<br />

Mittagstisch-Angebote bieten den Kindern einen überschaubaren Rahmen und<br />

Verpflegung über Mittag. Daher werden, je nach Altersstufe, Räumlichkeiten und<br />

Anzahl der BetreuerInnen, meist zwischen zehn und zwanzig Kinder betreut.<br />

Wie oft und wie lange werden die Kinder an einem Mittagstisch betreut?<br />

Gelten für <strong>Mittagstische</strong> andere Vorschriften als für Horte?<br />

- Je nach den Elternbedürfnissen in einem Quartier werden <strong>Mittagstische</strong> ein-<br />

bis fünfmal pro Woche angeboten. Wegen dem unterrichtsfreien<br />

Mittwochnachmittag haben die meisten <strong>Mittagstische</strong> an vier Wochentagen<br />

geöffnet (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag). Die genauen Öffnungszeiten


Fünfzehn Betreuungsformen Seite 44<br />

richten sich nach den Unterrichtszeiten an den Vor- und Nachmittagen und<br />

umfassen daher zwischen ca. 1,5 Stunden und 3,5 Stunden. Das Zürcher<br />

Volksschulamt führt folgende drei Beispiele an:<br />

- von 11.45 Uhr bis 13.15 Uhr, d.h. täglich 1,5 Std.; maximal 7,5 Std./Woche<br />

- von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr, d.h. täglich 2 Std.; maximal 10 Std./Woche<br />

- von 11.45 Uhr bis 15.15 Uhr für den verlängerten Mittagstisch mit täglich 3,5<br />

Std. bzw. maximal 17,5 Std. pro Woche.<br />

Nach dem neuen Volksschulgesetz sind die Gemeinden im Kanton <strong>Zürich</strong> frei in<br />

der Ausgestaltung der Mittagstisch-Angebote. Für Angebote, die insgesamt<br />

weniger als 20 Stunden pro Woche umfassen, gibt es keine gesetzlichen<br />

Vorschriften. Trotzdem geben die Hortrichtlinien auch wertvolle Hinweise für die<br />

Ausgestaltung von <strong>Mittagstische</strong>n (aufzufinden auf www.lotse.zh.ch mit dem<br />

Suchbegriff «Hortrichtlinien»).<br />

Wer betreut die Kinder? Wie werden sie verpflegt?<br />

Wesentliches Ziel der Mittagstisch-Bewegung war und ist, dass die Kinder über<br />

Mittag nicht sich selbst überlassen werden, sondern in einem angenehmen<br />

Umfeld zusammen mit ihren KollegInnen aus der Schule die Freizeit verbringen<br />

können, altersgemäss betreut werden und eine ausgewogene, meist warme<br />

Mittagsmahlzeit erhalten. Weil erfahrungsgemäss die eigentliche Essenszeit eher<br />

kurz ist, kommt der Betreuung bzw. den gesamten Rahmenbedingungen des<br />

Mittagstischs eine besondere Bedeutung zu. In der Praxis sind Mittagstisch-<br />

BetreuerInnen erfahrene Mütter, Tagesmütter oder sozial engagierte Frauen aus<br />

dem Quartier; es gibt unter ihnen aber auch SozialpädagogInnen, JugendarbeiterInnen,<br />

SpielgruppenleiterInnen oder ErzieherInnen.<br />

Die BetreuerInnen sind in der Regel von einem privaten Trägerverein oder von<br />

der Gemeinde oder Schulgemeinde angestellt. Ihre Rechte und Pflichten als<br />

ArbeitnehmerInnen sind im A–Z näher beschrieben ( S. 101). Ihr Lohn richtet<br />

sich nach ihrem Ausbildungshintergrund, den ortsüblichen Lohnansätzen sowie<br />

nach dem jeweiligen Betreuungsmodell. Wurden früher viele <strong>Mittagstische</strong> mehr<br />

oder wenig ehrenamtlich geführt, ergänzen heute freiwillige MitarbeiterInnen die<br />

Festangestellten meist nur noch stundenweise. Viel Freiwilligenarbeit wird<br />

darüber hinaus in den privaten Trägervereinen geleistet.<br />

Für die Verpflegung gibt es grundsätzlich folgende Lösungen:<br />

- Das Mittagessen wird vor Ort von einer Mittagstisch-Betreuerin oder einem<br />

Mittagstisch-Betreuer gekocht.<br />

- Das Essen wird von einer Schulküche, einem Catering, einem Restaurant oder<br />

einer anderen Grossküche geliefert und vor Ort aufbereitet.<br />

- Die Kinder bringen von zu Hause einen Lunch mit in die Schule, der evtl. vor<br />

Ort noch ergänzt wird, z.B. durch Suppe, Müesli oder Salat. Diese im Ausland<br />

verbreitete Lösung ist in der Schweiz für PrimarschülerInnen bisher kaum<br />

verbreitet.<br />

Braucht es für die Betreuung an <strong>Mittagstische</strong>n eine spezielle Ausbildung?<br />

Mittagstisch-Projekte sind an vielen Orten durch private Initiative von Eltern und<br />

anderen Freiwilligen entstanden; häufig haben sie klein – einmal pro Woche –<br />

angefangen und die Öffnungszeiten dann immer weiter ausgedehnt. Je<br />

verbindlicher und häufiger <strong>Mittagstische</strong> angeboten werden, desto mehr sind sie


Fünfzehn Betreuungsformen Seite 45<br />

auf eine professionelle oder zumindest teilweise professionelle Struktur<br />

angewiesen. Insbesondere brauchen sie eine solide Trägerschaft, eine gesicherte<br />

Finanzierung sowie geeignete, vom Träger angestellte und entlöhnte<br />

BetreuerInnen. Weil der Mittagstisch in der Umsetzung des neuen<br />

Volksschulgesetzes ein zentraler Baustein für die ganztägige schulergänzende<br />

Betreuung geworden ist, bestehen heute, falls ein Bedarf nachgewiesen werden<br />

kann, grundsätzlich gute Rahmenbedingungen für die Realisierung von<br />

<strong>Mittagstische</strong>n.<br />

Weil Mittagstisch-Angebote weniger als 20 Stunden pro Woche geöffnet sind,<br />

sind sie nicht bewilligungspflichtig. Daher gibt es auch keine verbindlichen<br />

Vorschriften für die Ausbildung der BetreuerInnen. Erfahrung mit und Freude an<br />

Kindern, die Fähigkeit, eine lebendige Gruppe von Kindern unterschiedlichen<br />

Alters nach stundenlangem Ruhigsitzen im Unterricht über Mittag zu begleiten<br />

und mit ihnen zusammen einen angenehmen Rahmen für eine Mittagspause zu<br />

gestalten, erzieherische Fähigkeiten, Geduld, Humor sowie hauswirtschaftliche<br />

Kenntnisse (ernährungs- und kostenbewusstes Zu- oder Aufbereiten von<br />

Mahlzeiten, Aufräumen, Putzen etc.) sind Voraussetzungen dafür, dass die<br />

Aufgabe Spass macht und das Projekt gelingt.<br />

Gerade bei der Angebotsform Mittagstisch kommen für die Betreuenden in relativ<br />

kurzer Zeit viele Anforderungen zusammen. Diese sind nicht immer einfach unter<br />

einen Hut zu bringen. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Kinder, der Eltern,<br />

der Trägerschaft und evtl. auch von LehrerInnen bzw. der Schule müssen<br />

berücksichtigt werden. Eine einschlägige Ausbildung hilft natürlich, diesen<br />

Anforderungen gerecht zu werden, auch wenn sie nicht verlangt werden kann.<br />

Ausserdem gibt es heute spezifische Weiterbildungen, die grundsätzlich für alle<br />

Mittagstisch-BetreuerInnen offen sind, zum Beispiel einen Lehrgang für<br />

Betreuerinnen und Betreuer von <strong>Mittagstische</strong>n, Randzeitenangeboten,<br />

Aufgabenhilfen und anderen Angeboten in der schulergänzenden Betreuung.<br />

Weitere Informationen dazu: www.kindundbildung.ch.<br />

Wer beurteilt die Qualität eines Mittagstischs? Was hilft, damit sich die<br />

Kinder wohl fühlen und die Eltern Vertrauen entwickeln?<br />

Verantwortlich für die Qualität und Qualitätssicherung eines Mittagstisch-<br />

Angebotes ist grundsätzlich die Trägerschaft. Die Eltern wiederum beurteilen, ob<br />

sie mit der Qualität des Angebots zufrieden sind. Eltern entwickeln dann<br />

Vertrauen in ein Mittagstisch-Angebot, wenn sich ihre Kinder dort wohl fühlen.<br />

Das hängt bei Kindern im Kindergarten- und Schulalter vor allem von folgenden<br />

Faktoren ab:<br />

- Spielkameraden und Spielkameradinnen (Bekannte, Kinder mit ähnlichen<br />

Interessen)<br />

- angenehme Räume und kindgerechte, anregende Ausstattung;<br />

Bewegungsfreiheit, Möglichkeit, sich <strong>zur</strong>ückzuziehen<br />

- zugewandte und achtsame BetreuerInnen, klare Regeln, Einbezug der Kinder<br />

und ihrer Bedürfnisse in die Gestaltung der Mittagszeit, Unterstützung bei<br />

Konflikten untereinander<br />

- schmackhafte Ernährung unter Einbezug der Vorlieben der Kinder, kein<br />

Zwang, alles zu essen<br />

Damit die Persönlichkeit und die Bedürfnisse der einzelnen Kinder, gerade der<br />

jüngeren und ruhigeren, in der kurzen Mittagszeit nicht untergehen, dürfen die


Fünfzehn Betreuungsformen Seite 46<br />

Gruppen nicht zu gross sein bzw. müssen genügend geeignete und konstante<br />

Betreuungspersonen zu Verfügung stehen. Richtwert dafür ist eine<br />

Betreuungsperson für eine Gruppe von maximal elf SchülerInnen; für eine<br />

kleinere Gruppe, wenn Kinder im Kindergarten-Alter betreut werden.<br />

<strong>Mittagstische</strong>, an denen vor Ort für die Kinder gekocht wird, müssen einige<br />

Vorschriften <strong>zur</strong> Lebensmittelhygiene berücksichtigen. Es empfiehlt sich, bereits<br />

vor der Eröffnung eines Mittagstischs mit dem Lebensmittelinspektorat Kontakt<br />

aufzunehmen. Dort können Sie abklären, ob Ihr Mittagstisch regelmässig<br />

kontrolliert wird und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Die<br />

Kontaktadresse sowie weitere, auch für <strong>Mittagstische</strong> wertvolle Hinweise finden<br />

sich auf einem Merkblatt <strong>zur</strong> Lebensmittelhygiene für Kinderkrippen und<br />

Kinderhorte des städtischen Umwelt- und Gesundheitsschutzes» – vgl. im A–Z<br />

den Eintrag <strong>zur</strong> Lebensmittelhygiene, S. 94.<br />

Wie kann man Aufbau und Betrieb eines Mittagstischs organisieren und<br />

finanzieren?<br />

Als regelmässige, verbindliche und längerfristige Angebote brauchen<br />

<strong>Mittagstische</strong> eine Trägerschaft, welche die nötigen Rahmenbedingungen<br />

garantiert. Träger eines Mittagstischs kann die Gemeinde, Schule bzw.<br />

Schulgemeinde, eine Kirchgemeinde, ein bestehender Eltern- oder Quartierverein<br />

sein, oder aber Sie können für Ihren Mittagstisch einen neuen Verein gründen<br />

(vgl. auch im A–Z das Stichwort Vereine, S. 106).<br />

Der Aufbau eines Mittagstischs ist ein spannendes und lehrreiches, aber auch<br />

anspruchsvolles Projekt. Und die Führung eines solchen Angebotes beinhaltet<br />

vielfältige Aufgaben, die nicht im Alleingang zu bewältigen sind (z.B.<br />

Organisation, Werbung, Finanzierung, Personalführung). Bei privaten<br />

Trägerschaften übernimmt diese Aufgaben in der Regel der Vorstand. Aufgabe<br />

der BetreuerInnen ist vor allem die Arbeit mit den Kindern.<br />

Wenn Sie einen privaten Mittagstisch aufbauen wollen, ist es wichtig, dass Sie<br />

sich frühzeitig mit den wichtigsten Meilensteinen für eine gute Projektplanung<br />

vertraut machen (vgl. auch im A–Z S. 94). Weil das neue Volksschulgesetz den<br />

Gemeinden jetzt die Einrichtung von bedarfsgerechten schulergänzenden<br />

Betreuungsstrukturen vorschreibt, ist es besonders wichtig, dass Sie sich in<br />

jedem Fall frühzeitig mit der zuständigen Schulbehörde absprechen. Um die<br />

Schulbehörden, aber auch Private bei der Umsetzung des neuen<br />

Volksschulgesetzes zu unterstützen, wurden zum Schuljahresbeginn 2008/2009<br />

vom Volksschulamt des Kantons <strong>Zürich</strong> hilfreiche Handreichungen und Hilfsmittel<br />

geschaffen und ins Internet gestellt. Dabei geht es auch um den Aufbau von<br />

<strong>Mittagstische</strong>n (vgl. das Ende des <strong>Kapitel</strong>s).<br />

Die Grundlage für ein gelingendes Projekt ist neben einer sorgfältigen<br />

Bedarfsanalyse die Finanzplanung, zu der zumindest folgende Instrumente<br />

gehören:<br />

- Das Betriebsbudget bildet ab, wie sich ein laufender Mittagstisch finanziert,<br />

wenn er zu 80 bis 90 Prozent belegt ist (Einnahmen und Ausgaben pro Jahr).<br />

- Das Entwicklungsbudget beinhaltet die Investitionskosten vor der Eröffnung<br />

(z.B. Werbung, Einrichtung und sonstige Anschaffungen) sowie die Ausgaben<br />

und Einnahmen im Aufbau, der in der Regel das erste Betriebsjahr umfasst.


Fünfzehn Betreuungsformen Seite 47<br />

<strong>Mittagstische</strong> werden hauptsächlich durch Elternbeiträge finanziert.<br />

Voraussetzung dafür, dass solche Angebote für alle Einkommensschichten<br />

bezahlbar sind, sind einkommensabhängige Tarife. Das bedeutet, dass nicht nur<br />

für den Aufbau eines <strong>Mittagstische</strong>s, sondern auch für den regulären Betrieb<br />

zusätzliche finanzielle Mittel benötigt werden. Formen der finanziellen<br />

Unterstützung für <strong>Mittagstische</strong> sind:<br />

- die kostenlose oder kostengünstige Vergabe von Räumen durch die<br />

Gemeinde, Schul- oder Kirchgemeinde<br />

- Eigenleistungen des Vereins (Einnahmen aus Spenden, Legaten, Aktionen,<br />

Sponsoring)<br />

- regelmässige Kostenbeiträge (Subventionen) der Gemeinde oder Übernahme<br />

einer Defizitgarantie<br />

Im Rahmen der Anstossfinanzierung des Bundes für die schulergänzende<br />

Betreuung wird auch der Aufbau eines Mittagstischs finanziell unterstützt, wenn er<br />

folgende Voraussetzungen erfüllt:<br />

- Das Angebot muss mindestens 10 Plätze umfassen.<br />

- Es muss an mindestens 4 Tagen pro Woche und während mindestens 36<br />

Schulwochen pro Jahr geöffnet sein.<br />

- An jedem Öffnungstag muss mindestens eine Betreuungseinheit angeboten<br />

werden. Diese muss über Mittag mindestens zwei Stunden (inkl. Verpflegung)<br />

umfassen.<br />

Weitere Informationen dazu finden sich unter: www.bsv.admin.ch > Praxis ><br />

Familienergänzende Kinderbetreuung.<br />

Welche Versicherungen sind nötig?<br />

Trägervereine müssen ihre MitarbeiterInnen nicht nur bei den gesetzlichen<br />

Sozialversicherungen anmelden, sondern sollten für sie auch eine<br />

Betriebshaftpflichtversicherung abschliessen. Die Eltern der Kinder, die den<br />

Mittagstisch besuchen, sollten über eine private Haftpflichtversicherung verfügen<br />

(vgl. das Stichwort Versicherungen im A–Z, S. 109).<br />

Welche Räume eignen sich für einen Mittagstisch? Was gilt es bei der<br />

Einrichtung zu bedenken?<br />

Auch private <strong>Mittagstische</strong> sollten grundsätzlich so nahe als möglich bei der<br />

Schule und dem Kindergarten eingerichtet werden. Wenn nicht im Schulhaus<br />

oder Kindergarten selbst können sie in Quartier-, Gemeinde- oder<br />

Gemeinschaftszentren oder auch in Jugend- oder Altersheimen eingerichtet<br />

werden. Für die relativ kurze Zeitspanne über Mittag sind eigene Räumlichkeiten<br />

in der Regel nicht finanzierbar. Es geht also meist darum, sich mit anderen<br />

Angeboten zusammenzuschliessen bzw. Räumlichkeiten gemeinsam zu nutzen.<br />

Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben für Anzahl und Grösse von Mittagstisch-<br />

Räumen. Als Orientierung geben die kantonalen Richtlinien für Kinderhorte pro<br />

Kind mindestens 4 Quadratmeter an. Ideal ist, wenn mehr als ein Raum<br />

vorhanden ist, denn neben der Einnahme des Mittagessens in einem Hauptraum<br />

sollten auch Spielen, ungestörtes Lösen von Hausaufgaben, Bewegung und<br />

Rückzug möglich sein. Der Raum oder die Räume sollten über ausreichend<br />

Tageslicht verfügen und über altersgerechte Sicherheitsvorkehrungen und<br />

genügend sanitäre Anlagen (WC und Lavabo, Möglichkeit zum Zähneputzen)


Fünfzehn Betreuungsformen Seite 48<br />

verfügen. Wird vor Ort gekocht, braucht der Mittagstisch Zugang zu einer der<br />

Gruppengrösse und den Vorschriften der Lebensmittelhygiene entsprechenden<br />

Kücheneinrichtung. Eine minimale Küchen-Infrastruktur ist aber auch für die<br />

Aufbereitung von zugeliefertem Essen unabdingbar (Wärmen, Lagerung bzw.<br />

Kühlung von Lebensmitteln, Abwaschen).<br />

Welche Varianten gibt es beim Mittagstisch? Und wie kann sich ein solches<br />

Angebot weiterentwickeln?<br />

Privat geführte <strong>Mittagstische</strong> sind vielfältig und werden bisher ganz<br />

unterschiedlich organisiert. Sie unterscheiden sich vor allem in Bezug auf ihre<br />

Trägerschaft, ihre Öffnungszeiten, die Herkunft der Mahlzeiten (Catering etc.), die<br />

Anzahl und den Hintergrund der BetreuerInnen sowie die Lokalität, in der sie<br />

untergebracht sind.<br />

In Ergänzung zum «klassischen Mittagstisch» gibt es:<br />

- Mittagstisch für Kinder im Spielgruppenalter: Der Mittagstisch schliesst an<br />

eine Spielgruppe an. Dabei gibt es wiederum verschiedene Varianten, vor<br />

allem in Bezug auf die Betreuung (Spielgruppenleiterin mit Eltern im Turnus,<br />

gemeinsamer Mittagstisch mit allen Eltern etc.) und die Verpflegung (Eltern<br />

kochen im Turnus, Kinder bringen Lunch oder Früchte oder Gemüse mit und<br />

man bereitet gemeinsam ein Müesli oder eine Suppe zu; gemeinsamer Zmittag<br />

der Eltern und Kinder, z.B. in einem nahe gelegenen Altersheim etc.).<br />

- Mittagstisch für ältere SchülerInnen: Ältere SchülerInnen (Sekundarstufe)<br />

weigern sich häufig, einen regulären Mittagstisch zu besuchen. Dennoch ist<br />

gerade für sie eine ausgewogene Mittagsverpflegung wichtig. Sie brauchen<br />

neue Angebote, mit denen sie sich identifizieren können. Denkbar sind bei<br />

Bedarf sogenannte SchülerInnen- oder Jugendcafés in Gemeinschafts- oder<br />

Jugendzentren, an deren Ausgestaltung die Jugendlichen im jeweiligen<br />

Quartier beteiligt werden sollten.<br />

- Private Lösungen: Als Ergänzung oder Alternative zu einem öffentlichen<br />

Mittagstisch gibt es private Lösungen für einzelne Kinder in Familien, die in der<br />

Nähe von Kindergarten oder Schule wohnen. Denkbar ist auch ein kleines<br />

Quartier-Netzwerk von Mittagstisch-Familien, die eng mit der jeweiligen<br />

Schulleitung zusammenarbeiten. Private Mittagstisch-Lösungen können selbst<br />

organisiert oder über Vermittlungsstellen von Tagesfamilien ( S. 66)<br />

angeboten werden.<br />

- Mittagstisch als Begegnungsort von Jung und Alt: Es gibt auch Projekte,<br />

die am Mittagstisch verschiedene Generationen zusammenführen (z.B. durch<br />

den Einbezug von alten Menschen, die in der Umgebung wohnen). Damit<br />

diese Begegnungen für beide Seiten fruchtbar sind, müssen sie sorgfältig<br />

vorbereitet, vermittelt und begleitet werden (www.generationen.ch).<br />

In Bezug auf die Betreuungsdauer kann der Mittagstisch in folgende Richtungen<br />

weiterentwickelt werden:<br />

- Mittagstisch plus Betreuung an den Randzeiten (morgens vor und nachmittags<br />

nach dem Unterricht)<br />

- Mittagstisch plus Betreuung bzw. Freizeitangebot an unterrichtsfreien<br />

Nachmittagen («Kinderclub», Freizeitclub), evtl. in Kooperation mit einem<br />

Gemeinschaftszentrum<br />

- Mittagstisch plus Betreuung bzw. Freizeitangebot in den Schulferien bzw. in<br />

einzelnen Schulferienwochen, in Kooperation etwa mit einem Gemeinschafts-


Fünfzehn Betreuungsformen Seite 49<br />

zentrum oder einer sonstigen Organisation, die sich für altersgerechte<br />

Ferienbetreuung engagiert.<br />

Wenn man den Betreuungsumfang erweitert, entwickelt sich der Mittagstisch in<br />

Richtung privater Hort. Ist ein solches Angebot dann regelmässig mehr als<br />

zwanzig Stunden geöffnet und betreut es mehr als fünf Kinder, ist es als privates<br />

Hortangebot bewilligungspflichtig. Es gelten dann die Bestimmungen der<br />

kantonalen Hortrichtlinien (aufzufinden auf www.lotse.zh.ch mit dem Suchbegriff<br />

«Hortrichtlinien»).<br />

Möchten Sie einen Mittagstisch aufbauen? Haben Sie weitere Fragen, oder<br />

suchen Sie Unterstützung?<br />

Wenn Sie einen privaten Mittagstisch für Kinder im Schulalter aufbauen wollen, ist<br />

es besonders wichtig, dass Sie von Anfang an eng mit der Schulbehörde im<br />

jeweiligen Schulkreis bzw. in der Gemeinde zusammenarbeiten und mit dieser<br />

abklären, wie der Bedarf ist bzw. welche Projekte eventuell bereits vorgesehen<br />

sind. Wenn eine private Mittagstisch-Lösung angezeigt ist, ist es wichtig, dass Sie<br />

nicht alleine sind, sondern sich mit anderen Interessierten zu einer Gruppe<br />

zusammentun und gemeinsam die Projektplanung in Angriff nehmen. Nach der<br />

Durchsicht der unten aufgeführten Hilfsmittel und Anregungen stehen Ihnen<br />

verschiedene Organisationen als Unterstützung <strong>zur</strong> Verfügung. Im <strong>Kapitel</strong> 7<br />

werden einige davon aufgeführt.<br />

Wo finde ich noch mehr Informationen?<br />

Der Mittagstisch ist bereits heute ein beliebtes Angebot in vielen Gemeinden. Mit<br />

dem neuen Volksschulgesetz steigt seine Bedeutung, denn er ist der zentrale<br />

Baustein für den Aufbau von schulergänzenden Ganztagesstrukturen. Es gibt<br />

daher zu kaum einem anderen Angebot so viele Informationen, und das Internet<br />

erweist sich hier als wahre Fundgrube: Unter dem Suchwort «Mittagstisch» finden<br />

Sie unzählige Praxisbeispiele, von denen Sie sich inspirieren lassen können und<br />

die wertvolle Hinweise enthalten. Zum Beispiel zu den Themen Vereinsstatuten,<br />

Betriebskonzept, Regeln, Elternbeiträge und -infos, Anmeldeformulare, teilweise<br />

in mehreren Sprachen etc.). Zu finden sind auch Beispiele zu den Mittagstisch-<br />

Varianten.<br />

Die kantonalen Volksschulämter haben im Internet für Schulbehörden<br />

umfassende Hilfsmittel und Anleitungen zusammengestellt, zum Beispiel:<br />

- Kanton <strong>Zürich</strong>: www.vsa.zh.ch > Schulorganisation > Tagesstrukturen<br />

- Kanton St. Gallen: Handreichung für die Schulbehörden zum Mittagstisch unter<br />

www.schule.sg.ch > Volksschule > Schulergänzende Angebote<br />

- Kanton Luzern: Ein Leitfaden der Stelle für Familienfragen findet sich unter<br />

www.kinderbetreuung.lu.ch > Begriffsdefinitionen > Mittagstisch<br />

In der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong> finden Sie Informationen zu <strong>Mittagstische</strong>n unter www.stadtzuerich.ch/betreuung.

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