Da ' wo Sie zu Hause sind. - Onyx Energie Mittelland
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Make-up der besonderen Art: Hansueli<br />
Tschiemer besprayt Piroskas Euter.<br />
Frisch geduscht <strong>zu</strong>r Misswahl<br />
Kampflustige Eringer<br />
Eringerkühe haben einen besonders<br />
ausgeprägten hierarchischen<br />
Instinkt. Beim Weideaustrieb,<br />
der Alpauffahrt oder beim<br />
Zusammenführen von Herden<br />
liefern sie sich Kämpfe <strong>zu</strong>r Festlegung<br />
der Rangordnung. <strong>Da</strong>bei<br />
treffen sie mit der Stirn aufeinander<br />
und setzen teilweise ihre<br />
Hörner mit verschiedenen Techniken<br />
ein. Trotzdem <strong>sind</strong> Verlet<strong>zu</strong>ngen<br />
selten. Die stärkste Kuh,<br />
die «Königin», führt die Herde einen<br />
Sommer lang an. Seit 1922<br />
finden im Wallis organisierte<br />
Kuhkämpfe statt. <strong>Da</strong>bei werden<br />
die Tiere in Kategorien nach Alter<br />
und Gewicht eingeteilt. Zur Festlegung<br />
der Klassifizierung zählt<br />
eine Jury die Zusammenstösse.<br />
Kuhkämpfe<br />
27. Juli 2008: Älplerfest auf der<br />
Moosalp. Informationen: Törbel<br />
Tourismus, www.toerbel.ch<br />
3. August 2008: Leukerbad.<br />
Informationen: Leukerbad Tourismus,<br />
www.leukerbad.ch<br />
energyfo ru m 2/08<br />
Warten auf den grossen Auftritt: An der Regionalschau werden nicht nur Kühe, sondern auch Rin<br />
und Kälber gezeigt. Frisch herausgeputzt und langsamen Schrittes geht Piroska Richtung «Laufs<br />
Vorsichtig steuert Hansueli Tschiemer kurz<br />
vor 9 Uhr seinen Geländewagen mit dem<br />
Kuhanhänger Richtung Tal. Fein säuberlich ist<br />
Piroskas Schwanz hochgebunden, damit er<br />
während des Transports nicht schmutzig wird.<br />
Auf dem Flugplatz angekommen, führt Hansueli<br />
Tschiemer die Kuh hinter den Hangar, <strong>wo</strong><br />
die Tiere noch einmal gewaschen werden.<br />
Piroska bleibt cool. «Viehschauen <strong>sind</strong> für sie<br />
nichts Neues, sie kennt das Prozedere», sagt<br />
der Jungzüchter, während er das Wasser vom<br />
Fell bürstet. An der Berner Oberländer Verbandsschau<br />
in Thun erhielt sie vor zwei<br />
Jahren den Titel «Miss Schöneuter».<br />
Bewundernde Blicke<br />
An Piroskas Platz ist Kosmetik angesagt: Liebevoll<br />
wird die Kuh gebürstet und mit Salatöl<br />
bestrichen, um ihr Fell <strong>zu</strong>m Glänzen <strong>zu</strong> bringen.<br />
Und nicht nur das: Hansueli Tschiemer<br />
greift in seine Sporttasche, nimmt eine Spraydose<br />
heraus und besprayt ihr Euter. «Wasser-<br />
Lackfarbe <strong>zu</strong>r Verschönerung», erklärt der gelernte<br />
Bauer, der als Elektriker arbeitet und im<br />
Sommer mit dem Vieh auf die Alp zieht. Während<br />
Piroska genüsslich das vor ihr liegende<br />
Heu frisst, erhält sie die Nummer 49 aufgeklebt.<br />
Aus den Boxen der Speakerbühne schallen<br />
Ländler- und Jodelklänge, vermischen sich<br />
mit dem Muhen in hohen und tiefen Tonlagen:<br />
Über 200 Kühe, Rinder, Munis und<br />
Kälber befinden sich auf dem Flugplatz.<br />
Kurz vor 11 Uhr. Die Vorausscheidung in<br />
Piroskas Kategorie steht bevor. Rasch besprayt<br />
Hansueli Tschiemer noch einmal Euter und<br />
Hinterläufe. <strong>Da</strong>nach führt er die Kuh Richtung<br />
«Laufsteg», den «Ring Bönigen». Der<br />
33-Jährige ist ruhig. Er bahnt sich seinen Weg<br />
durch die Zuschauer. Bewundernde Blicke.<br />
<strong>Da</strong>nn passierts: Piroska hebt den Schwanz an<br />
und verrichtet ihre Notdurft. Aus der Fassung<br />
bringt dies Hansueli Tschiemer nicht. Im Gegenteil.<br />
Er lacht, streichelt die Kuh und führt<br />
sie <strong>zu</strong>rück an ihren Platz, <strong>wo</strong> sie noch einmal<br />
herausgeputzt wird. Im zweiten Anlauf<br />
klappts. Zusammen mit ihren Mitbewerberinnen<br />
wird Piroska durch den Ring geführt. Experte<br />
Ueli Josi begutachtet die Tiere. Er lässt<br />
ein paar Minuten verstreichen, ehe er das Urteil<br />
verkündet: «Auf Platz eins habe ich eine<br />
Kuh gewählt, die durch ihre Tiefe besticht, ein<br />
vorzügliches Fundament hat, über einen sehr<br />
guten Schulterschluss verfügt und ein stark<br />
beadertes Euter aufweist – es ist die Nummer<br />
49.» Als <strong>Sie</strong>gerin ihrer Kategorie hat sich<br />
Piroska damit für die Misswahl unter den<br />
Simmentaler Kühen qualifiziert.<br />
Störrisch und stoisch<br />
Am Nachmittag folgt der Höhepunkt: Wer<br />
wird Miss Simmental und Miss Schöneuter?<br />
Im Vergleich <strong>zu</strong>m Vormittag gibt sich Piroska<br />
auf dem Weg <strong>zu</strong>m Ring etwas störrisch. Hansueli<br />
Tschiemer bleibt stoisch, dreht sich mit<br />
ihr ab und <strong>zu</strong> um die eigene Achse. «So bleibt<br />
sie ruhig», erklärt er, «ich lasse mich nicht<br />
gerne von ihr herumführen.» Diesmal beraten<br />
sich drei Experten über die Kühe, die vor<br />
ihnen stehen. Piroska erhält erneut viel Lob.<br />
Doch heute muss sie sich trotzdem mit dem<br />
Titel «Vize-Miss-Schöneuter» begnügen.<br />
Die beiden Brüder freuen sich trotzdem.<br />
Die Konkurrenz sei sehr stark gewesen. «Beim<br />
Vorführen hat ihr irgendetwas nicht gepasst,<br />
sie war angespannt», sagt Christian Tschiemer.<br />
<strong>Da</strong>s habe sich auf ihre Ausstrahlung ausgewirkt<br />
und habe vielleicht den Ausschlag<br />
gegeben, wieso es nicht <strong>zu</strong> einem Misstitel<br />
gereicht hat. Der Fototermin ist Piroskas<br />
letzte Pflicht. Christian Tschiemer: «Zuhause<br />
werde ich sie melken – danach ist sie wieder<br />
ein ganz normales Mitglied der Herde.» �