Heft 4 (PDF, 4,39 MB) - Speyer
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Lokalgeschichte 45<br />
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Als die bayrische Armee die<br />
Pfälzer „Hauptstadt“ beeinflusste<br />
Bei einer zwischen 1816 und 1914 von<br />
etwa 13.000 auf rund 23.000 angestiegenen<br />
Einwohnerzahl nahmen die von<br />
der Armeeführung des Königsreichs<br />
Bayern nach <strong>Speyer</strong> verlegten Heeresangehörigen<br />
erheblichen Einfluss auf<br />
das öffentliche und wirtschaftliche Leben.<br />
Aktivitäten der in der damaligen<br />
Verwaltungshauptstadt des bayerischen<br />
Rheinkreises stationierten Soldaten und<br />
Offiziere des Chevauxleger-Regimentes<br />
(leichte Reiterei) und des 2. Pionierbataillons)<br />
werden in München offenbar.<br />
Ein Teil der acht Kilometer langen Aktenbestände<br />
des "Bayerischen Kriegsarchivs"<br />
zeugen davon.<br />
Die Dokumente, darunter Zeichnungen<br />
und Fotos, geben auch wieder, dass<br />
<strong>Speyer</strong> in fliegerischer Hinsicht während<br />
des Ersten Weltkriegs militärisch bedeutend<br />
war. Wurden doch in den ab 1913<br />
betriebenen Pfälzer Flugzeugwerken der<br />
Gebrüder Eversbusch bis 1918 über<br />
2500 Militärflugzeuge gefertigt.<br />
Sie waren vorwiegend an der Westfront<br />
eingesetzt, aber auch in einem weit entfernten<br />
Land. Wie der Stadtarchivleiter<br />
Joachim Kemper in München recherchierte<br />
und bei einem Vortrag des Historischen<br />
Vereins in der Villa Ecarius<br />
mitteilte, war das Personal der von dem<br />
<strong>Speyer</strong>er Franz Josef Walz geführten<br />
bayerischen Fliegerabteilung 304 b als<br />
Aufklärer auch über Palästina tätig - zur<br />
Unterstützung des "Waffenbruders" Türkei.<br />
Von diesem osmanischen Mandatsgebiet,<br />
über das England Einfluss zu<br />
gewinnen hoffte (was 1920 gelang),sind<br />
knapp 2500, zum Teil erstaunlich<br />
detailreiche Luftaufnahmen<br />
erhalten.<br />
Der Erste Weltkrieg forderte auch von dem<br />
in <strong>Speyer</strong> stationierten bayerischen Militär<br />
viele Opfer, 1800 allein von den in Flandern,<br />
Osteuropa und Rumänien eingesetzten<br />
Pionieren. Als Folge der nahen Westfront<br />
wurden in <strong>Speyer</strong> bereits 1915 zwölf<br />
Lazarette in öffentlichen Gebäuden, Schulen<br />
und Privathäusern eingerichtet.<br />
Für <strong>Speyer</strong> nur noch geringe Bedeutung<br />
hatte ein 1825 aus militärischen Erwägungen<br />
heraus getroffener Befehl des Bayern-<br />
Königs Ludwig I., wonach Stadtmauern<br />
nicht weiter oder nur mit Armeegenehmigung<br />
abgerissen werden durften. Bei der<br />
französischen Brandschatzung an Pfingsten<br />
1689 war in dieser Hinsicht bereits<br />
gründlich vorgegangen worden.<br />
Das "Hundertjährige" des Ersten Weltkriegs<br />
(1914 - 1918) wird sich in gewissen<br />
Weise auch in der ehemaligen bayerischen<br />
Kreishauptstadt niederschlagen. Kemper:<br />
"Die <strong>Speyer</strong>er Archive wollen eine gemeinsame<br />
Ausstellung vorbereiten, begleitet<br />
eventuell von Publikationen und Vorträgen".<br />
Wolfgang Kauer