Der Wald und wir - Landeskirche
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Handwerk<br />
mit Liebe<br />
zum Detail.<br />
Mit Sorgfalt<br />
zum guten<br />
Klang.<br />
Bilder jh<br />
«Hoffentlich cheits guet!» Diese Worte in der Handschrift<br />
des Hackbrettbauers Johannes Fuchs aus Meistersrüte<br />
sagen kurz <strong>und</strong> bündig, was an seinen Instrumenten<br />
das Wichtigste ist – der Klang. Entziffern kann<br />
die Worte nur, wer durch die sorgfältig geschnitzte Rosette<br />
der Schallöffnung seiner aktuellen Arbeit schaut.<br />
Und diese hoffnungsvollen Worte haben eine besondere<br />
Bedeutung, denn er arbeitet momentan an einem<br />
Instrument, das anders ist als alle, welche er in seiner<br />
heimeligen Schreinerei je angefertigt hat. Zusammen<br />
mit dem Hackbrettspieler Walter Alder hat der gelernte<br />
Möbelschreiner Johannes Fuchs an den Plänen für dieses<br />
Instrument getüftelt, das sich der bekannte Musiker<br />
selber zu seinem bevorstehenden 60. Geburtstag<br />
schenken will. Doch auch wenn die Form <strong>und</strong> der Aufbau<br />
ein wenig anders sind <strong>und</strong> die Finessen alles bisherige<br />
übertreffen – es bleibt ein Hackbrett mit den<br />
typischen Merkmalen aus den Zeiten des legendären<br />
Johann Fuchs, «Chlin Fochsli» genannt. Dieser konnte<br />
nicht Hackbrett spielen, sein Sohn Johannes jedoch ist<br />
oft für musikalische Auftritte im In- <strong>und</strong> Ausland unterwegs.<br />
Er hält Vorträge über sein Instrument <strong>und</strong> war<br />
unter anderem schon viermal in China, wo er am Musikkonservatorium<br />
unterrichtete <strong>und</strong> das Hackbrettspiel<br />
der Studenten als Experte beurteilte.<br />
Mitte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts hatte das Hackbrett<br />
an Popularität verloren <strong>und</strong> es fehlte an Hackbrettbauern.<br />
<strong>Der</strong> Auftrag, ein kaputtes Instrument zu flicken,<br />
eröffnete «Chlin Fochsli» eine neue Welt. Er begann<br />
neben der Arbeit als Chef einer Schreinerei mit dem<br />
Hackbrettbau <strong>und</strong> wurde ein grosser Förderer des Instrumentes.<br />
Nachdem seine ersten Hackbretter Risse<br />
Thema<br />
<strong>Wald</strong>klang<br />
Das Hackbrett – ein bäumiges Instrument<br />
MAGNET Nr.5/2012 10<br />
bekamen, befasste er sich intensiv mit der Qualität des<br />
verwendeten Holzes. Damals war Mondholz noch kein<br />
Verkaufsargument wie heute <strong>und</strong> wer beim Holzschlagen<br />
auf Sternzeichen achtete, wurde belächelt. Doch<br />
erst die Beachtung der Mondphasen, der Sternzeichen<br />
sowie der Jahreszeit, in der ein Baum gefällt wurde,<br />
brachte den gewünschten Durchbruch. Die Instrumente<br />
aus Meistersrüte <strong>und</strong> ihr Erbauer wurden berühmt,<br />
auf den Hackbrettern aus den Anfangszeiten<br />
<strong>wir</strong>d immer noch gespielt. Seit der Geschäftsübernahme<br />
vor 13 Jahren vertraut Johannes Fuchs auf die<br />
Erfahrungen seines Vaters. Wie dieser verarbeitet er<br />
ausschliesslich Holz von Fichten <strong>und</strong> Bergahorn aus<br />
dem Alpstein. Das knapp an der <strong>Wald</strong>grenze auf 1400–<br />
1600 m ü. M. gewachsene Holz weist besonders feine<br />
Jahrringe auf. <strong>Der</strong> 48-jährige Innerrhoder ist überzeugt,<br />
dass die Fichte beim Hackbrett den weichen Klang erzeugt,<br />
während der Ahorn<br />
für gute Stabilität ideal ist.<br />
<strong>Der</strong> Riffschnitt – eine spezielle<br />
Sägeart, bei welcher<br />
die Jahrringe im Holz stets<br />
quer zum Brett verlaufen –<br />
verhindert, dass sich das<br />
Holz durch Temperaturunterschiede<br />
oder andere Einflüsse<br />
verformt. Kaum zu<br />
glauben, dass alle Saiten eines<br />
Hackbrettes zusammen eine Zugkraft von mehr als<br />
einer Tonne be<strong>wir</strong>ken. Dieser riesigen Kraft müssen<br />
die im Ahornholz verankerten Metallstifte standhalten,<br />
an welchen die Saiten befestigt sind.<br />
Das Hackbrett ist beliebt, die Auftragslage gut <strong>und</strong><br />
ohne Wartezeiten bekommt man kein Instrument von<br />
Johannes Fuchs. Trotzdem arbeitet er am liebsten allein.<br />
So ist gleichbleibende Qualität gesichert <strong>und</strong> er<br />
kann die Zeit selber einteilen. Neben der guten<br />
Klangqualität gehört für den Hackbrettbauer aber auch<br />
das Aussehen des Instrumentes zum Berufsstolz. Seine<br />
Werke werden nur lackiert oder höchstens etwas dunkler<br />
gebeizt. Dadurch bleibt die schöne Holzkonstruktion<br />
sichtbar. Etwa 90 St<strong>und</strong>en rechnet Johannes Fuchs<br />
für den Bau eines Instrumentes. Doch der Aufwand<br />
lohnt sich, wenn man bedenkt, dass ein Hackbrett auch<br />
nach Jahrzehnten seinen Wert nicht verliert <strong>und</strong> oft<br />
über Generationen in der Familie weitergegeben <strong>wir</strong>d.<br />
So können <strong>wir</strong> bestimmt auch in Zukunft Hackbrettklänge<br />
geniessen <strong>und</strong> «hoffentlich cheits guet!»<br />
Judith Husistein