TRENDS - RWD Schlatter AG
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unterneHmen<br />
Herzliche Gratulation zu Ihrer Auszeichnung<br />
zum viertbesten Arbeitgeber<br />
der Schweiz, der Ihnen am CASH-<br />
Arbeitgeberaward verliehen wurde.<br />
Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?<br />
Die Auszeichnung bedeutet mir sehr viel.<br />
Vor 10 Jahren haben wir beschlossen, zu<br />
den Spitzenunternehmen der Schweiz zu<br />
gehören, was die Unternehmenskultur<br />
betrifft. Letztes Jahr erreichten wir Platz<br />
zwei. 2007 fand die Übernahme durch<br />
die AFG Arbonia-Forster-Holding <strong>AG</strong> statt,<br />
was eine Aufstockung des Personals von<br />
120 auf 160 in einem Jahr auslöste und<br />
viel Integrationsarbeit bedeutete. Ich<br />
denke, deshalb hat es dieses Jahr nur zu<br />
Platz vier gereicht, was uns aber immer<br />
noch sehr freut.<br />
Für mich ist es eine Bestätigung, dass<br />
die Unternehmenskultur der zentrale<br />
Dreh- und Angelpunkt im Unternehmen<br />
ist und vor allem der Schlüssel zum Erfolg!<br />
Diese Kultur zu erreichen und zu<br />
pflegen, ist nicht einfach. Es braucht vor<br />
allem die richtigen Leute mit der richtigen<br />
Einstellung dazu.<br />
Sie sind ein Unternehmer der besonderen<br />
Art, Sie interessieren sich für<br />
die Weisheiten des Taoismus und haben<br />
sogar ein Buch darüber geschrie-<br />
ben: «Der Schlüssel zum Tao Te King».<br />
Lässt sich das mit knallhartem Business<br />
verbinden?<br />
Ja, Taoismus ist nicht nur sanft. Es gibt<br />
viele Kampfsportarten, die auf dem Taoismus<br />
gründen. Business kann hart sein,<br />
es muss aber nicht hart oder unfair sein.<br />
Was interessant ist: Es löst auch etwas<br />
aus, wenn man Unfairness mit Sanftheit<br />
begegnet. Ich habe erlebt, wie es Sprachlosigkeit<br />
bei einem unfairen Gegenüber<br />
auslöste. Das war sehr beeindruckend.<br />
Sie setzen sich auch sehr stark für<br />
eine ethische Unternehmensführung<br />
ein. Was verstehen Sie darunter?<br />
Ja, unter unserer Führung wurde die<br />
schweizerische Türenbranche sogar mit<br />
dem «Swiss award for business ethics»<br />
ausgezeichnet. Holz, und vor allem Tropenholz,<br />
ist ja sehr umstritten. Die Türenindustrie<br />
braucht aber viel davon. Es gab<br />
eine Zeit, in der uns die NGO stark angegriffen<br />
haben. Das gab uns den Impuls,<br />
das Gespräch mit diesen Organisationen<br />
zu suchen. Wir konnten mit Greenpeace<br />
und dem WWF ein Abkommen treffen<br />
– gegen den Gebrauch von illegalem Tropenholz.<br />
Das SECO unterstützt dieses<br />
Vorgehen. Natürlich bedeutet es für uns,<br />
dass wir uns vielen Richtlinien und Vorgaben<br />
unterziehen müssen, jede Lieferung<br />
muss deklariert werden usw., aber<br />
«Business kann hart sein, muss aber nicht.»<br />
auf der anderen Seite können wir diese<br />
Haltung auch positiv im Marketing nutzen.<br />
Wir zeigen damit unser Verantwortungsbewusstsein<br />
und unser Interesse<br />
an einer nachhaltigen Produktion. Ich<br />
bin der Meinung, dass eigentlich jedes<br />
Unternehmen nach ethischen Grundsätzen<br />
operieren sollte, auch wenn es eine<br />
gewisse Einbusse der Marge bedeutet.<br />
Langfristig wird sich ein solches Vorgehen<br />
immer auszahlen und das Überleben und<br />
das Wachstum einer Firma sichern. Denn<br />
heute gibt es so viele Dinge, in die man hineingeraten<br />
kann, z.B. Sklaven- oder Kinderarbeit,<br />
Umweltverschmutzung usw.<br />
Da ist es wichtig, sich selbst zu überprüfen.<br />
Die Gewinnmarge muss das Überleben<br />
und das Wachstum des Unternehmens<br />
gewährleisten, aber viel mehr<br />
braucht es nicht.<br />
Viele Unternehmen sehen Ethik eher<br />
als Hindernis denn als Anspruch für<br />
Qualität.<br />
Ich glaube, das ist ein Mythos. Sehen<br />
Sie, wir haben mit Prof. Ruh – einem<br />
Ethikspezialisten – ein Seminar zusammen<br />
mit unseren Kunden durchgeführt.<br />
Er betreut mit der Firma Blue Value einen<br />
Ethikindex an der Wiener Börse,<br />
in den nur gewisse Firmen hereinkommen.<br />
Mittlerweile ist nachgewiesen,<br />
dass dieser Index besser performt hat<br />
Roger Herzig mit<br />
seinem Sohn beim<br />
traditionellen Môkuso,<br />
einer Art Meditation.<br />
als viele andere. Das zeigt doch, dass<br />
sich ethisches Denken und Verhalten in<br />
Unternehmen langfristig auszahlt. Wer<br />
hätte vor einiger Zeit noch gedacht, dass<br />
Boni jemals zurückbezahlt würden. Dr.<br />
Ruh schrieb auch ein Buch zu diesem<br />
Thema: «Die Zukunft ist ethisch – oder<br />
gar nicht» (siehe Buchempfehlung).<br />
Können Sie sich vorstellen, dass die<br />
gegenwärtige Finanzkrise ein Umdenken<br />
bei Unternehmern auslöst:<br />
weg von der Gier nach noch mehr,<br />
hin zum ethischen Schaffen?<br />
Ich glaube, es ist ein erster Schritt, aber<br />
die ganze Wirtschaft wird sich nicht ändern.<br />
Wenn man z.B. die chinesische<br />
Wirtschaft ansieht, dann stehen da zuerst<br />
einmal ganz andere Bedürfnisse an<br />
vorderster Stelle: ein eigenes Haus, viel<br />
verdienen, Karriere machen usw. Das ist<br />
in der westeuropäischen Businesswelt<br />
etwas anders. Aber es braucht wahrscheinlich<br />
immer zuerst die Gier, dann<br />
den Kollaps und dann erst kommt die<br />
Erkenntnis.<br />
Wird die nächste Generation Unternehmen<br />
nach ethischeren Grundsätzen<br />
führen oder wird es immer<br />
schwarz-weiss bleiben?<br />
Ich denke, die Akademiker von heute<br />
werden auf den Universitäten und<br />
durch die weltweiten Geschehnisse hinsichtlich<br />
des Themas Ethik mehr sensibilisiert.<br />
Daher gehe ich davon aus, dass<br />
es eine Wendung zum Besseren geben<br />
wird.<br />
Heute gibt es an den Universitäten<br />
bereits Lehrstühle zum Thema Ethik.<br />
Sobald die Studenten aber in die reale<br />
Wirtschaftswelt entlassen werden,<br />
geht es ums Geldverdienen, Karrieremachen,<br />
Erfolgverzeichnen. Wie können<br />
junge Leute hier die Balance finden?<br />
Wir schauen beim Einstellen von Mitarbeitenden<br />
sehr stark auf die Person und<br />
den Charakter des Menschen. Es gibt<br />
auch Leute, die unser Unternehmen<br />
wieder verlassen. Das sind aber nur<br />
ganz wenige, weil sie nicht das vorfinden,<br />
was sie sich vorstellen. Es hängt<br />
auch stark damit zusammen, wie Kinder<br />
erzogen werden, welche Werte ihnen<br />
vermittelt werden. Viele Mitarbeitende<br />
erkennen bei uns die Vorteile unserer<br />
Kultur und fühlen sich wohl. Solche, die<br />
weggehen, kommen sehr oft zurück.<br />
Für unsere Kaderleute machen wir Assessements<br />
mit Schwerpunkt Persönlichkeit.<br />
Das Schöne an unserer Unternehmenskultur<br />
ist, dass sie spürbar ist.<br />
Personen, die uns besuchen (externe),<br />
unterneHmen<br />
sagen uns nach kurzer Zeit: Hier ist etwas<br />
anders. Wir haben flache Strukturen<br />
und dadurch ein kollegiales Team.<br />
Wir sind zwar hart in der Sache, aber<br />
wir begegnen uns immer auf einem<br />
anständigen Level. Wir haben auch eine<br />
«Dukultur» für alle Stufen, denn wir verstehen<br />
uns als Team. Oder haben Sie<br />
schon einmal eine Fussballmannschaft<br />
erlebt, die sich siezt?<br />
Sie sagen, Sie stellen den Mitarbeitenden<br />
in den Mittelpunkt. Wie<br />
muss man sich das in der Praxis vorstellen?<br />
Sehen Sie, ich zum Beispiel habe immer<br />
Zeit für meine Mitarbeitenden.<br />
Sie brauchen sich nicht anzumelden.<br />
Wenn sie etwas besprechen wollen,<br />
dann kommen sie einfach zu mir und<br />
ich nehme mir die Zeit. Das können<br />
durchaus auch private Probleme sein.<br />
Diese Einstellung bedeutet aber, dass<br />
die Mitarbeitenden wirklich im Mittelpunkt<br />
stehen, und dann bleibt natürlich<br />
weniger Platz für den Geschäftsführer.<br />
Sicher gibt es Situationen, die Stichentscheide<br />
erfordern. Ich fälle diese dann<br />
auch, wenn beispielsweise zu viele<br />
Meinungen vorliegen. Aber die meisten<br />
Abteilungen haben begonnen, sich<br />
selbst zu führen. Am Anfang hatten<br />
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