Skriptum Sportbiologi.pdf
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1. ZELL- UND GEWEBELEHRE<br />
Als wesentliche Voraussetzung zum Verständnis der Anatomie und Physiologie müssen wir<br />
uns zunächst mit der Zelllehre beschäftigen.<br />
Allgemeiner Zellaufbau<br />
Eine Zelle ist die kleinste selbständige, lebensfähige Einheit und ist somit zu Stoffwechsel,<br />
Wachstum und Vermehrung befähigt. Sie besteht im Groben aus einer „Haut“, der<br />
Zellmembran und dem Zellleib, der vorwiegend aus Zellplasma besteht und die subzellulären<br />
Strukturen (s.u.) enthält.<br />
Die Zellmembran grenzt den Zellleib von der Umgebung ab und ist somit die<br />
Hauptvoraussetzung zur Lebensfähigkeit. Sie weist eine selektive Durchlässigkeit für<br />
organische Substanzen und Elektrolyte auf .<br />
Im Zellinneren befindet sich das flüssige bis gallertartige Zytoplasma, in dem andere<br />
Zellbausteine schwimmen und in dem zahlreiche Stoffwechselvorgänge, wie die anaerobe<br />
Glykolyse (siehe Energiebereitstellung) stattfinden.<br />
Subzelluläre Strukturen (Zellorganellen):<br />
Die „Knochen“ der Zelle ist das Zellskelett aus Eiweißstäben (Myofibrillen), welches bei<br />
Muskelzellen zu Aktin- und Myosinfibrillen umgewandelt ist.<br />
Das Zytoplasma ist durchzogen von einem Gang- und Zisternensystem, das man<br />
Endoplasmatisches Retikulum nennt. Estransportiert Stoffe in der Zelle, produziert Fette<br />
und beherbergt die Ribosomen, welche die Proteine (Eiweiße) herstellen.<br />
Weitere wichtige Zellbausteine sind die so genannten Mitochondrien,<br />
die „Kraftwerke“ der<br />
Zelle. Hier werden die Nahrungsstoffe mit Sauerstoff „verbrannt“ und dabei die universell<br />
verwendbare energiereiche Substanz ATP gebildet.<br />
Zuletzt bleibt noch der Zellkern zu erwähnen, der in Form der DNS<br />
(Desoxyribonukleinsäure) sämtliche Erbinformationen enthält und von dem aus alle<br />
Zellvorgänge gesteuert werden. Bei der Zellteilung verdoppelt sich die DNS und trennt sich in<br />
2 Kernen.<br />
1
Gewebearten<br />
Schließen sich gleichartige Zellen zu einer funktionellen Einheit zusammen, nennt man dies<br />
ein Gewebe.<br />
Beim Menschen unterscheidet man zwischen 4 Gewebearten:<br />
1. Epithelgewebe: („Haut“)<br />
Sämtliche inneren und äußeren Oberflächen des Körpers sind mit Epithel bedeckt,<br />
welches jeweils unterschiedliche Funktionen ausübt. Bei der Haut beispielsweise liegen<br />
die Zellen in mehreren Schichten, wobei die oberflächlichen Zelllagen verhornen und die<br />
mechanische Widerstandsfähigkeit bedingen.<br />
Darmepithel hingegen ist einschichtig und dient der Resorption (Durchschleusen) von<br />
Nahrungsbestandteilen. Auch sämtliche Drüsen gehören zum Epithelgewebe, wobei ihre<br />
Differenzierung sie zur Abgabe von Sekret befähigt. Nicht zuletzt müssen auch die<br />
Sinnesepithelien erwähnt werden, sei es nun die Netzhaut des Auges, die Rechschleimhaut<br />
der Nase etc.<br />
2. Binde-<br />
& Stützgewebe :<br />
Diese Gewebe verbinden, stützen und füllen Zwischenräume aus. Die Zellen produzieren<br />
eine amorphe Grundsubstanz und verschiedene Fasern, die sie in den Zwischenzellraum<br />
(Interzellularraum) abgeben. Man unterscheidet kollagene Fasern (zugstabil) und<br />
elastische Fasern (und retikuläre Fasern).<br />
a) Bindegewebe<br />
• lockeres Bindegewebe: Es erfüllt überall im Körper in jedem Maßstab die<br />
Lücken, stabilisiert die Wände der Organe, findet sich in Muskeln, Sehnen,<br />
unter dem Epithel, ….. Dient auch als Wasserspeicher.<br />
• straffes Bindegewebe besteht größtenteils aus kollagenen Fasern. Dies sind<br />
sehr zugfeste Eiweißfäden (Abb rechts). Kollagene Fasern bilden z.B. Sehnen,<br />
Bänder und Gelenkskapseln. Diese Gewebsart ist nur wenig durchblutet und<br />
sehr zugstabil.<br />
• Fettgewebe: aus Zellen, welche Fett speichern können<br />
2
) Stützgewebe<br />
• Knorpelgewebe zeichnet sich durch Druckstabiliät aus und bildet entweder<br />
- hyaline Knorpel (Gelenksknorpel, Rippenknorpel),<br />
- elastische Knorpel (Ohrknorpel) oder<br />
- Faserknorpel (Bandscheiben, Meniskus).<br />
Knorpelgewebe ist überhaupt nicht durchblutet und wird nur durch Diffusion<br />
von außen ernährt. Als Alterserscheinung und auf Überbelastung können<br />
Abnützungen entstehen.<br />
• Im Knochengewebe lagern sich in der Grundsubstanz zusätzlich Kalksalze ein<br />
und bedingen die knochenharte Konsistenz. Nichtsdestoweniger ist der Knochen<br />
lebendig und unterliegt einem regen Umbau. Ernährt wird er von der Beinhaut und<br />
von Gefäßen, die in den Knochen hineinziehen. Im Dienste der Gewichtsersparnis<br />
und der Stabilität ist nur die äußerste Knochenschicht kompakt gebaut, innen weist<br />
der Knochen eine schwammartige Struktur mit feinen Knochenbälkchen in Zug-<br />
und Drucklinien auf (Spongiosa).<br />
Die Hohlräume, die so in der Spongiosa entstehen, sind vom Knochenmark, das<br />
blutbildende Funktion hat, ausgefüllt. Das Knochendickenwachstum erfolgt von der<br />
Beinhaut aus, das Längenwachstum von den knorpeligen Wachstumsfugen<br />
(Epiphysenfugen) die nur im Jugendlichen Alter bestehen und später verknöchern.<br />
3) Muskelgewebe:<br />
Es zeichnet sich durch die Kontraktionsfähigkeit aus und man unterscheidet glatte<br />
Muskulatur (Gefäße, Darm…), Herzmuskulatur und quergestreifte Skelettmuskulatur.<br />
4) Nervengewebe:<br />
Es besteht aus hoch spezialisierten Nervenzellen, deren Funktion die Reiz- und<br />
Erregungsleitung ist. Eine typische Nervenzelle steht über zahlreiche Fortsätze<br />
(Dentrite) mit anderen Nervenzellen in Verbindung. Über einen speziellen, oft recht<br />
langen (tw. > 1m!) Fortsatz (Neurit) kann eine Erregung weitergeleitet werden. Die<br />
Leistungsgeschwindigkeit ist zum Teil erheblich und kann über 100m/sec erreichen.<br />
Nicht zuletzt sind noch freie Zellverbände, wie das Blut zu erwähnen.<br />
Organe<br />
Organe setzen sich immer aus mehreren Gewebsarten zusammen und erlangen erst so ihre<br />
Funktionsfähigkeit.<br />
z.B.: Herz, Leber, Lunge,…<br />
Organsysteme<br />
Mehrere Organe arbeiten meist in einem System zusammen: Herz-Kreislaufsystem, das<br />
Atemsystem, das Verdauungssystem, Nervensystem etc.,…<br />
3
2. PASSIVER BEWEGUNGSAPPARAT<br />
Darunter versteht man die Gesamtheit aus : Knochen, Bänder, Gelenke, die das passive Gerüst des<br />
Bewegungsapparates abgeben.<br />
Knochen<br />
Die ca. 210 Knochen unseres Körpers sind sehr verschieden gebaut.<br />
Röhrenknochen: Arme, Beine<br />
platte Knochen: Schädelknochen, Schulterblatt<br />
kurze Knochen: Finger, Zehen, Handwurzel, Fußwurzel<br />
Verbindung sind fest (Schädelnähte, Schambeinfuge) oder<br />
gelenkig.<br />
Doppelt so hart wie Granit und nicht weniger zugkräftig als<br />
Gusseisen ist das kompakte Material eines menschlichen<br />
Knochens. Trotzdem wiegt er nicht viel: Das menschliche Skelett<br />
macht nur etwa zwölf Prozent des gesamten Körpergewichts aus.<br />
Die Knochen eines fünfzig Kilogramm schweren Menschen<br />
wiegen also nur etwa sechs Kilogramm. Knochen sind lebendige<br />
Substanz: Zellgewebe. In dieses Bindegewebe ist Kalzium<br />
eingelagert, das den Knochen ihre hohe Festigkeit gibt, so dass<br />
sie die lebenswichtigen Körperorgane schützen und stabilisieren<br />
können.<br />
Die einzelnen Bestandteile des Knochens sind Wasser (ca. 25<br />
Prozent), organische Stoffe (hauptsächlich das Protein Ossium)<br />
und schließlich anorganische Mineralien: Kalzium, Phosphor,<br />
Magnesium sowie in geringen Mengen Eisen, Kalium,<br />
Natrium, Chlor und Fluor.<br />
Jeder Knochen weist vier Bestandteile auf (von außen nach<br />
innen):<br />
Die Knochenhaut („Beinhaut“), die die harte Knochenrinde<br />
von außen umgibt. Sie enthält besondere Zellen, Osteoblasten<br />
genannt, aus denen sich neue Knochenzellen bilden. Diese<br />
tragen zum Wachstum und zur Regeneration der Knochen bei.<br />
Die kompakte Knochenmasse, aus der die dicke, äußere<br />
Knochenschicht gebildet ist. Sie umgibt den inneren Kern aus<br />
Knochenbälkchen und ist in der Mitte eines Knochens<br />
besonders stark ausgeprägt, so dass er gut vor Deformierungen geschützt ist. Um die<br />
kompakte Knochenmasse herum legt sich als äußerste Hülle die Knochenhaut.<br />
Kleine Knochenbälkchen im Inneren des Knochens. Sie bilden ein schwammartiges<br />
Füllmaterial, das den Knochen äußerst stabil macht, ohne dass er schwer wird. Dieses<br />
Stützsystem diente übrigens als Vorbild für die Konstruktion des Pariser Eiffelturms!<br />
4
Das Knochenmark ist in den Hohlräumen der großen Knochen eingelagert. Im<br />
Knochenmark werden alle Blutzellen geboren - am Tag bis zu fünf Milliarden. Das fetthaltige<br />
Gewebe bildet rote Blutkörperchen (Erythrozyten) zum Sauerstofftransport, Blutplättchen<br />
(Trombozyten) für den Wundverschluss (die Gerinnung) und verschiedene weiße<br />
Blutkörperchen (Leukozyten) für das Immunsystem.<br />
Diaphyse<br />
Epiphyse (Knochenende) und Diaphyse (Knochenschaft)<br />
Die Wachstumsbereiche der Knochen werden Epiphysen genannt. Sie<br />
beginnen jeweils an den Enden der langen Röhrenknochen. In diesem<br />
Wachstumsvorgang liegt übrigens auch die Erklärung dafür, warum es in<br />
seltenen Fällen immer wieder Riesen und Zwerge (Liliputaner) unter den<br />
Menschen gibt:<br />
Während körperlich "normale" Menschen nur bis etwa zum zwanzigsten<br />
Lebensjahr wachsen, sind die Epiphysen von großen Menschen noch über<br />
dieses Stadium hinaus aktiv. Umgekehrt wachsen Liliputaner nur halb so<br />
schnell wie andere Kinder. Schuld am schnellen oder langsamen<br />
Knochenwachstum sind in jedem Fall die Wachstumshormone, die die<br />
Größe eines Menschen festlegen.<br />
Gelenke<br />
Gelenkskopf und Gelenkspfanne sind von einem hyalinen Knorpel überzogen, sodass eine<br />
glatte Oberfläche entsteht und die Reibung herabgesetzt wird. Die bindegewebige<br />
Gelenkskapsel schließt die Gelenkshöhle dicht ab und besteht aus zwei Schichten. Die<br />
innere produziert die Gelenksschmiere (Synovia) und setzt die Reibung somit weiter herab,<br />
die äußere besteht aus straffem Bindegewebe. Eine zusätzliche Gelenkseinrichtung ist z.B. ein<br />
Meniskus (Knie hat 2 Menisci), der eine gewisse Inkongruenz<br />
der Gelenksflächen aufhebt. (da ein Gelenk nicht 100%<br />
aufeinander passt)<br />
Je nach Bau der Gelenksflächen und der Bänder unterscheidet<br />
man unterschiedliche Freiheitsgrade der Bewegung:<br />
einachsige Gelenke: Fingerknochen<br />
zweiachsige Gelenke: Knie (auch einachsig), Daumen<br />
dreiachsige Gelenke: Schulter, Kugelgelenk (Hüfte)<br />
Bänder<br />
Bänder bestehen aus einem straffen Bindegewebe und sind für die Gelenksstabilität und<br />
korrekte Gelenksführung verantwortlich (z.B. Seitenbänder im Kniegelenk) - führen das<br />
Gelenk.<br />
5
PASSIVER BEWEGUNGSAPPARAT IM SPEZIELLEN<br />
Wirbelsäule (Columna vertebralis)…später genauer<br />
Halswirbelsäule (HWS) 7 Wirbel<br />
Brustwirbelsäule (BWS) 12 Wirbel<br />
Lendenwirbelsäule (LWS) 5 Wirbel<br />
Kreuzbein (S) 5 verschmolzene Kreuzwirbel<br />
Steißbein 3-5 verschmolzene Steißwirbel<br />
Grundsätzlich ist ein Wirbel aufgebaut<br />
aus einem Wirbelkörper, der nach hinten<br />
mit dem so genannten Wirbelbogen einen<br />
vollständigen Ring bildet und in der Mitte<br />
das Wirbelloch für das Rückenmark<br />
freilässt. Vom Wirbelbogen gehen 2<br />
Querfortsätze und 1 Dornfortsatz als<br />
Muskelansätze aus. Außerdem gibt es<br />
noch die Gelenksflächen der<br />
Zwischenwirbelgelenke. Vor Rückenmark<br />
zieht beidseits je eine Nervenwurzel aus<br />
dem Zwischenwirbelloch.<br />
Die Wirbelkörper sind wie Bauklötze<br />
übereinander geschichtet und von oben<br />
nach unten zunehmend stabiler gebaut. Bis<br />
zum Kreuzbein befinden sich zwischen<br />
den Wirbelkörpern die so genannten<br />
Bandscheiben.<br />
HWS – Besonderheit:<br />
1. HW: Atlas,<br />
2.HW: Axis<br />
Dens Axis ragt in Atlas<br />
….Drehen… Genickbruch)<br />
Betrachtet man die Wirbelsäule eines Menschen von der Seite, so<br />
fällt auf, dass die einzelnen Wirbelsäulenabschnitte unterschiedlich<br />
geformt sind: Die Halswirbelsäule weist eine Biegung nach vorne<br />
auf, die Brustwirbelsäule wölbt sich nach hinten, die<br />
Lendenwirbelsäule wieder nach vorne und Kreuz- und Steißbein als<br />
Einheit wiederum nach hinten. So ergibt sich der Eindruck einer<br />
doppelt S-förmigen Krümmung. Diese spezielle Form der<br />
menschlichen Wirbelsäule erfüllt den Zweck, Erschütterungen, die<br />
bei aufrechtem Gang naturgemäß auftreten, möglichst gering zu<br />
halten und besser zu verteilen. Auf diese Weise wird auch das<br />
empfindliche Gehirn vor größeren Erschütterungen, z.B. beim<br />
Laufen, bewahrt. Die Wirbelsäule zeigt ihre natürliche Krümmung<br />
aber nur, wenn man sie von der Seite betrachtet. Seht man sich die<br />
Wirbelsäule von hinten an, so bildet sie eine gerade Linie.<br />
6
Bandscheiben:<br />
Diese bestehen aus Faserknorpel mit einem gallertigen Kern und haben eine Druck<br />
verteilende Funktion („Stoßdämpfer“). Die größte Druckbelastung erfolgt logischerweise im<br />
Bereich der LWS, da hier schon ein Großteil des eigenen Körpergewichtes mitgetragen wird.<br />
Da die Bandscheiben ab dem Erwachsenenalter keine eigenen Blutgefäße erhalten, werden sie<br />
von den Wirbelkörpern mit Nährstoffen versorgt. Die Bandscheibe ist einem Schwamm<br />
vergleichbar. Bei Entlastung können die Bandscheiben neue Nährflüssigkeit aufnehmen, bei<br />
Belastung hingegen geben sie Nährflüssigkeit ab.<br />
Der optimale Transport der Nährstoffe und Abfallprodukte innerhalb der Bandscheiben wird<br />
durch Bewegung gewährleistet.<br />
Die natürliche Bewegung wie z.B. die mit dem Gehen und dem Laufen verbundene<br />
Wechselbelastung hat einen positiven Einfluss auf die Ernährung der Bandscheibe. Hingegen<br />
hat eine ständige Kompression z.B. durch Langzeitsitzen sowie ständige Entlastung z.B.<br />
durch lange Bettruhe einen negativen Einfluss auf die Bandscheibenernährung.<br />
Mit zunehmendem Alter nimmt der Flüssigkeitsgehalt ab, die örtlichen<br />
Stoffwechselbedingungen und somit die Belastbarkeit der Bandscheibe verschlechtern sich.<br />
Der Grund, warum alte Menschen „schrumpfen“ liegt darin, dass die Bandscheiben im Alter<br />
dünner werden. (Gesamthöhe der Bandscheiben der Wirbelsäule beträgt ca. 12 cm!)<br />
Weiters ist ein Mansch in der Früh um 0,5 - 1 cm größer als am Abend, da die Bandscheiben<br />
noch mit Flüssigkeit "voll gepumpt" sind.<br />
Zusammenfassend hat die Wirbelsäule folgende Aufgaben:<br />
Stützfunktion: sonst würde der Rumpf als formlose Masse zusammensinken<br />
Schutzfunktion: für das Rückenmark<br />
Federungsfunktion: für das empfindliche Gehirn<br />
Bewegungsfunktion: im Sinne der Gleichgewichtserhaltung, der Atmung und<br />
Nahrungsaufnahme und anderer Volumenschwankungen im Brust- oder Bauchraum<br />
(Schwangerschaft)<br />
Brustkorb<br />
12 Rippenpaare<br />
1-7. Rippe (mit dem Brustbein verwachsen)<br />
8-10. Rippe (indirekt)<br />
11,12.Rippe (frei)<br />
Schutzfunktion der inneren Organe<br />
Unterstützung der Atmung<br />
12 Rippenpaare gehen von der BWS aus, wovon 7 direkt mit dem Brustbein verbunden sind,<br />
die 4 übrigen 5 nur indirekt oder gar nicht. Das letzte Stück vor Vereinigung mit dem<br />
Brustbein ist knorpelig. Der Brustkorb ist einerseits stabil, andererseits doch beweglich<br />
(Rippen heben und senken) bzw. elastisch.<br />
Bezüglich der Atmungsformen kann Brust- und Bauchatmung unterschieden werden.<br />
7
esteht aus Schlüsselbein (Clavicula) und<br />
Schulterblatt (Scapula)<br />
2 Gelenke:<br />
inneres Schlüsselbeingelenk,<br />
besteht aus Schlüsselbein und<br />
Brustbein<br />
äußeres Schlüsselbeingelenk, ist<br />
Verbindung zwischen<br />
Schlüsselbein und Schulterblatt<br />
Das Schulterblatt ist ein platter Knochen, der<br />
zahlreichen Muskeln als Ursprung oder<br />
Ansatz dient und sich entlang der<br />
Thoraxrückseite frei verschieben lässt. Nur<br />
auf diese Weise ist die Elevation des Armes<br />
überhaupt möglich, da im Schultergelenk der<br />
Arm maximal bis in die Waagrechte gehoben<br />
werden kann.<br />
Schultergürtel<br />
Oberarm und Schultergelenk<br />
Der Oberarm (Humerus) ist ein kräftiger<br />
Röhrenknochen, der an Vorder- und Rückseite von<br />
wichtigen Muskeln umgeben ist. Sein rumpfnahes Ende<br />
heißt Oberarmkopf und ist kugelrund.<br />
Im Schultergelenk treten nun dieser Kopf und die<br />
kleine Gelenkspfanne des Schulterblattes (Scapula) in<br />
Beziehung. Es entsteht ein Kugelgelenk mit sämtlichen<br />
Bewegungsmöglichkeiten (Ab- und Adduktion Vor- und<br />
Rückführung, Rotation).<br />
Der Preis für diese optimale Bewegungsmöglichkeit ist jedoch ein recht schwacher<br />
Kapselapparat (der auch die häufigen Luxationen in diesem Gelenk erklärt). Die<br />
Gelenksicherung ist somit größtenteils der Schultermuskulatur übertragen.<br />
Überlastungen äußern sich in Schulterschmerzen und sind typisch für Wurfsportarten,<br />
Schwimmen und Judo. Häufig ist die in die Gelenkskapsel einstrahlende Rotatorenmanschette<br />
verletzt.<br />
8
Ellbogengelenk – Unter- und Oberarm<br />
Der Unterarm besteht aus Elle (Ulna) und Speiche (Radius), die<br />
über das Ellenbogengelenk mit dem Oberarm (Humerus)<br />
verbunden sind.<br />
Handfläche zeigt: nach oben - Auswärtsdrehung: SUPINATION<br />
Elle und Speiche parallel (Suppe halten)<br />
nach unten – Einwärtsdrehung: PRONATION<br />
Elle und Speiche gekreuzt<br />
Das Ellenbogengelenk beugt bzw. streckt um eine Achse es ist<br />
diesbezüglich also ein Scharniergelenk. Weiters ist es gemeinsam<br />
mit dem Ellen-Speichengelenk an der Pro- und Supination<br />
beteiligt (als Radgelenk).<br />
8 Handwurzelknochen: Kahnbein,<br />
Mondbein, Dreiecksbein, Erbsenbein, gr. u.<br />
kl. Vielecksbein Kopfbein, Hakenbein („ein<br />
Schiffchen fährt im Mondenschein ums<br />
Dreiecks und ums Erbsenbein….“), die<br />
gemeinsam mit Elle und Speiche das<br />
Handgelenk bilden,<br />
5 Mittelhandknochen, Fingerknochen<br />
(einachsig).<br />
Das Handgelenk ist ein Eigelenk und erlaubt<br />
Beugung- Streckung und Abduktion-<br />
Adduktion.<br />
Handgelenk<br />
9
Der Beckengürtel besteht<br />
aus:<br />
Beckenknochen (aus 2<br />
Hüftbeinen), der mit<br />
dem Kreuzbein über ein<br />
praktisch unbewegliches<br />
Gelenk verbunden sind.<br />
Vorne ist der Ring durch<br />
die Schambeinfuge<br />
geschlossen.<br />
Die Beckenknochen<br />
bestehen aus:<br />
Darmbein (Os ilium)<br />
Schambein (Os pubis),<br />
Sitzbein (Os ischii)<br />
Funktion: die Stabilität<br />
zum Aufnehmen des<br />
Körpergewichts, Halten<br />
der Eingeweide<br />
Beckengürtel, Oberschenkel und Hüftgelenk<br />
Der Oberschenkel (Femur) ist der längste und kräftigste Röhrenknochen des Körpers. Man<br />
unterscheidet einen kugelrunden Kopf, einen Hals, die beiden Rollhügel, einen Schaft und die<br />
Gelenksknorren für das Kniegelenk.<br />
Auch das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk, es ist jedoch durch einen sehr straffen Bandapparat<br />
(den stärksten des Körpers) sehr in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Ganz im Gegensatz<br />
zur Schulter steht eben die Stabilität im Vordergrund.<br />
Kniegelenk – Ober- und Unterschenkel<br />
Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) gehören zum Unterschenkel, wobei das<br />
Körpergewicht vom Schienbein alleine getragen wird, bei der Bildung des Sprunggelenks<br />
sind jedoch beide unbedingt nötig.<br />
Im Kniegelenk stehen zwei konvexe Gelenkknorren des<br />
Oberschenkels (Femur) zwei eher flachen<br />
Gelenksflächen des Schienbeins gegenüber (Schienbein<br />
bildet also keine richtige Pfanne). Diese Ungleichheit<br />
wird innen (medial) und außen (lateral) durch je einen<br />
faserknorpeligen Meniskus (2 Menisci) ausgeglichen!<br />
Das Kniegelenk ist von 2 Seitenbändern (Innen- und<br />
Außenband), und 2 Kreuzbändern (vorderes und<br />
hinteres Kreuzband) stabilisiert und geführt.<br />
Die Kniescheibe (Patella) verhindert die<br />
Druckschädigung des Gelenksknorpels und ist frei an<br />
der Vorderseite des Kniegelenks verschiebbar. Als<br />
Sesambein ist sie in die Patellasehne (Endsehne des<br />
Quadriceps femoris eingebettet).<br />
Dieser Gelenkaufbau hat seinen wohlbegründeten Sinn. Einerseits sind Beugung und<br />
10
Streckung wie in einem Scharniergelenk möglich, andererseits kann der Unterschenkel bei<br />
gebeugtem Knie (und nur bei diesem!!!) auch rotieren. Die elastischen Menisci bewegen sich<br />
dabei mit.<br />
Bei entsprechendem Trauma (z.B. Sturz beim Schifahren mit passiver Rotation im Knie)<br />
können sie einreißen oder abreißen.<br />
Fuß und Fußgelenke<br />
7 Fußwurzelknochen (Fersenbein, Sprungbein,<br />
Kahnbein, Würfelbein sowie inneres, äußeres<br />
und mittleres Keilbein), 5 Mittelfußknochen,<br />
4 Zehenknochen<br />
Durch die beiden Gewölbe ist ein<br />
schmerzfreies Stehen möglich<br />
Das Längsgewölbe an der Fußinnenseite<br />
zwischen Zehen und Ferse und das<br />
Quergewölbe im Bereich des<br />
Mittelfußknochens zwischen innerem und<br />
äußerem Fußrand.<br />
Durch Fehlstellungen kann es zum Einbruch des Gewölbes kommen:<br />
Plattfuß<br />
Knickfuß<br />
Senkfuß<br />
Plantarflexion (Senken der Fußspitze) und Dorsalflextension (heben der Fußspitze) findet im<br />
oberen Sprunggelenk statt (es ist also ein Scharniergelenk). Dabei umfasst eine stabile Gabel<br />
aus Schienbein (mit dem Innenknöchel) und Wadenbein (mit dem Außenknöchel) das so<br />
genannte Sprungbein.<br />
Im unteren Sprunggelenk zwischen Sprungbein und Fersenbein kann der Fuß pro- und<br />
supinieren. Somit kann sich der Fuß an unebenes Gelände anpassen.<br />
Die Gelenkssicherung übernehmen die Seitenbänder (je 3 innen und außen)<br />
Wichtige Wörter für die Bewegung:<br />
Adduktion: heranführen, Heranführung<br />
Abduktion: wegführen, Abspreizung<br />
Flexion: beugen, Beugung<br />
Extension: strecken, Streckung<br />
Anteversion: Vorführung<br />
Retroversion: Rückführung<br />
Supination: Außenrotation<br />
Pronation: Innenrotation<br />
11
3. AKTIVER BEWEGUNGSAPPARAT<br />
Darunter versteht man die Summe der Muskeln und ihre Hilfseinrichtungen.<br />
Das Besondere an Muskelzellen ist, dass sie sich – ausgelöst durch ein elektrisches Potential<br />
einer Nervenzelle – aktiv und unter Energieverbrauch verkürzen (=kontrahieren) können. Sie<br />
können sich aber von selbst NICHT wieder verlängern. Dafür benötigen sie einen<br />
Gegenspieler.<br />
Zwei Arten von Muskulatur<br />
glatte Muskulatur quergestreifte Muskulatur<br />
Eingeweide Skelettmuskulatur<br />
Unwillkürlich willkürlich<br />
Ausnahme: Herz ist quergestreift und trotzdem unwillkürlich<br />
Ein Muskel besteht aus:<br />
Muskelbauch<br />
Ursprung ein (oder mehrere)<br />
Ansatz (immer nur einer)<br />
Fascie (=Muskelhaut)<br />
Ursprung und Ansatz sind Verwachsungsstellen der Muskelsehnen mit den Knochen. Je nach<br />
Anzahl der Ursprünge kann der Muskel ein-, zwei-, drei-, und vierköpfig sein. (Biceps =<br />
zweiköpfig, Triceps, Quadriceps)<br />
Der Muskel zieht über ein Gelenk hinweg und je nach Lage in Bezug auf die Gelenksachsen,<br />
kann es eine oder mehrere Bewegungen verursachen.<br />
Weiters kann man die Muskeln in zwei Gruppen teilen:<br />
wirken miteinander: Agonist (=Hauptmuskel) mit seinen Synergisten (Hilfsmuskeln)<br />
Gegenspieler: Antagonisten<br />
z.B.: Hüftstreckung:<br />
Agonist: Großer Gesäßmuskel<br />
Antagonist: Hüftbeuger<br />
Synergisten (zum Großen Gesäßmuskel): Ischiocrurale Muskulatur, Kl. Gesäßmuskel<br />
Sehnen<br />
Hilfseinrichtungen der Muskulatur zur Übertragung der Kraft auf die Knochen sind z.B.<br />
Sehnen. Sie bestehen aus straffem Bindegewebe und strahlen in einer besonders<br />
strukturierten Ansatzstelle in den Knochen ein. Bei Überbelastung kann sich an dieser Stelle<br />
eine Sehnenansatzentzündung entwickeln. Häufiges Beispiel ist der „Morbus schlatta“ bei<br />
Jugendlichen. Dabei entzündet sich der Quadriceps Ansatz am Schienbein unterhalb der<br />
Kniescheibe.<br />
Damit die Sehne nicht an der Unterlage reibt, ist sie durch Sehnenscheiden und<br />
Schleimbeutel geschützt. Sehnenscheiden produzieren Synovia (Gelenksschmiere) und<br />
verringern so die Reibung, Schleimbeutel sind kleine flüssigkeitsgefüllte Säckchen und setzen<br />
lokal auftretenden Druck herab.<br />
12
Anatomie und Physiologie des Muskels<br />
Muskeln werden wie jedes Gewebe aus Körperzellen<br />
gebildet. Die Zellen der Muskeln sind sehr dünn und<br />
mehrere cm lang. In der Sportanatomie spricht man von<br />
einer „Muskelfaser“.<br />
Myofibrille<br />
Muskelzelle<br />
Aktin/Myosin<br />
Zwischen den Zellen liegen feinste Blutgefäße<br />
(Kapillaren), welche den Sauerstoff und Nährstoffe<br />
antransportieren und Kohlendioxid abtransportieren.<br />
Außerdem dockt an jede einzelne Muskelfaser ein Ende<br />
einer Nervenzelle an.<br />
Das Zellskellett, welches jede Körperzelle besitzt (siehe S. 1), ist bei Muskelzellen in<br />
stäbchenförmige „Myofibrillen“ umgewandelt. Diese Myofibrillen werden aus Eiweißfäden<br />
(=Filamenten) zusammengesetzt. Wir unterscheiden Aktin- und Myosinfilamente.<br />
Der Muskelbauch im Querschnitt (der Größe nach): Muskelfaserbündel > Muskelfaser<br />
(=Muskelzelle) > Myofibrille > Filamente (Eiweißfäden).<br />
Betrachtet man eine Myofibrille im Längsschnitt (siehe Abb.), wird eine Querstreifung (helldunkel)<br />
sichtbar. Darum auch der Name „quergestreifte Muskulatur“. Die Querstreifung rührt<br />
von der Abwechslung von Aktin- und Myosinfilamenten. Dabei werden die Aktinfilamente<br />
durch Z-Scheiben verbunden. Den Bereich zwischen zwei Z–Scheiben, also ein<br />
Myosinfilament mit seinen beiden dazugehörigen Aktinfilament – Bereichen, nennt man<br />
Sarkomer.<br />
Kontraktion:<br />
Sobald von einer Nervenzelle ein<br />
elektrisches Potential zu einer<br />
Muskelzelle gelangt, heften sich<br />
die Myosinköpfchen an die<br />
Aktinfilamente und kippen.<br />
Dadurch verschiebt sich das Aktin<br />
zum Myosin hin. Danach löst sich<br />
das Köpfchen wieder und richtet<br />
sich auf, um eine neue etwas<br />
versetze Bindungsstelle zu finden.<br />
Dieser so genannte Greif-Loslass-<br />
Zyklus dauert 0,01-0,1sec. Daher<br />
kann sich ein Myosinköpfchen<br />
50x/sec an ein Aktinfilament<br />
heften. Auf diese Weise kann sich<br />
der einzelne Sarkomer um ca. 30% verkürzen. Wenn dies bei tausenden in den Muskelfasern<br />
passiert verkürzt sich der ganze Muskel ( max. um 30 %).<br />
Dazu ist Energie notwendig, die aus der Nahrung stammt und im Muskel durch die Spaltung<br />
von ATP gewonnen wird.<br />
Die Kraft des Muskels hängt ab von:<br />
Muskelquerschnitt (Je mehr Myofibrillen umso mehr Kraft)<br />
Prozentsatz der gleichzeitig kontrahierenden Fasern – intramuskuläre Koordination<br />
Die Muskulatur hat eine Grundspannung (=Tonus), die für die Aufrechterhaltung der<br />
Spannung und ständige Bereitschaft notwendig ist.<br />
13
MUSKULATUR DES MENSCHEN<br />
23<br />
http://www.sportunterricht.de<br />
22<br />
1 Großer Brustmuskel<br />
2 Vorderer Deltamuskel<br />
3 Seitlicher Deltamuskel<br />
4 Sägemuskel<br />
5 Schräger Bauchmuskel<br />
6 Gerader Bauchmuskel<br />
7 Zweiköpfiger Armmuskel<br />
(Bizeps)<br />
8 Hand- und Fingerbeuger<br />
Begriffserklärungen<br />
9 Vierköpfiger Schenkelmuskel<br />
(Quadrizeps)<br />
10 Schenkelanzieher<br />
(Adduktoren)<br />
11 Vorderer Schienbeinmuskel<br />
23 Hüftbeuger (Iliopsoas)<br />
12 Trapezmuskel<br />
13 Hinterer Deltamuskel<br />
14 Rundmuskel<br />
15 Großer Rückenmuskel<br />
(Latissimus)<br />
16 Dreiköpfiger Armmuskel<br />
(Trizeps)<br />
17 Hand- und Fingerstrecker<br />
18 Großer Gesäßmuskel<br />
19+20 Ischiocrurale M.<br />
(19 Zweiköpfiger<br />
Schenkelbeuger)<br />
(20 Halbsehnenmuskel)<br />
21 Zwillingswadenmuskel<br />
22 Rückenstrecker<br />
Ursprung U: rumpfnahe Sehnenanheftung am Knochen (welche näher zur Körpermitte liegt)<br />
Ansatz A: rumpfferne Sehnenanheftung am Knochen<br />
Funktion F: jene Bewegung, welche ein Muskel bewirkt<br />
Arten der Muskelfunktion:<br />
• Abduktion Abspreizung<br />
Zur Erklärung siehe:<br />
• Adduktion Heranführung<br />
http://flexicon.doccheck.com<br />
• Anteversion Vorführung<br />
• Retroversion Rückführung<br />
• Extension Streckung<br />
• Flexion Beugung<br />
• Pronation Einwärtsdrehung<br />
• Supination Auswärtsdrehung (Merkbrücke für die Hand: Suppe servieren)<br />
• Elevation Heben über die Waagrechte<br />
• Rotation Drehung<br />
Dehnung eines Muskels: ist immer der Funktion entgegengesetzt (z.B.: Hüftbeuger:<br />
Funktion = Beugen der Hüfte; Dehnung = Strecken (Überstrecken) der Hüfte<br />
Eingelenkige Muskeln: ziehen nur über ein Gelenk (z.B.: Hüftbeuger)<br />
Zweigelenkige Muskeln: Ziehen über 2 Gelenke (z.B. Ischiocrurale M. oder Quadriceps)<br />
14
MUSKULATUR DES RUMPFES<br />
Der Rumpf ist anatomisch der zentrale Abschnitt des Körpers ohne Kopf, Hals &<br />
Gliedmaßen.<br />
Rückenstrecker- M. errector spinae - V<br />
Am Rücken findet sich beidseits der Wirbelsäule der Rückenstrecker - M.<br />
errector spinae. Er stellt die Summe vieler Einzelmuskeln dar, die sich zwischen<br />
den Wirbelfortsätzen und den Rippen ausspannen. Da die Hauptmasse des<br />
Rumpfes vor der Wirbelsäule liegt, verhindert er durch dauernde Arbeit ein<br />
Vornüberkippen des Körpers.<br />
Funktion: Rücken strecken; (Seitneigung, Rotation), verhindert Vornüberkippen<br />
d. Körpers;<br />
Training: Bauchlage über ein Gerät und Heben des Oberkörpers (Füße befestigt);<br />
Dehnung: Katzenbuckel, „Päckchenstellung“, im Sitzen auf einem Sessel<br />
Oberkörper nach vorne neigen und Füße von innen fassen.<br />
neigt im LWS-Bereich eher zur Verkürzung im BWS-Bereich eher<br />
zur Abschwächung.<br />
Bauchmuskulatur - A<br />
Die Bauchmuskulatur besteht aus mehreren Teilen und bewegt und stützt den Rumpf.<br />
1) Neben der Mittellinie zieht beidseits der gerader Bauchmuskel - M. rectus abdominis<br />
von den Rippen zum Becken. Er ist von mehreren Zwischensehnen unterbrochen, wodurch<br />
bei Anspannung seine typische Form erklärlich ist (Sixpack).<br />
U: Brustbein und Rippen<br />
A: Schambein<br />
F: nähert Brustbein dem Schambein & stabilisiert den Rumpf<br />
Training: Sit-ups; neigt zur Abschwächung<br />
2) Die seitliche Bauchwand wird von drei übereinander liegenden platten Muskeln gebildet.<br />
Es sind dies der äußere und innere schräge Bauchmuskel und der quere Bauchmuskel.<br />
U: Rippen (seitlich)<br />
A: Becken<br />
F: drehen und neigen den Rumpf (Bsp.: Drehstreckung bei Wurf und Stoß)<br />
Training: Sit-ups mit Verderehen; Seitenlage auf Oberarm gestützt und Körper heben und<br />
senken, neigt zur Abschwächung<br />
gerader<br />
Bauchmuskel<br />
Innerer schräger Bauchmuskel Äußerer schräger Bauchmuskel Querer Bauchmuske<br />
Zu schwache Bauchmuskulatur (BM neigt zur Abschwächung) führt zu einer Fehlhaltung von<br />
Becken und Wirbelsäule und somit zu Rückenbeschwerden.<br />
15
MUSKULATUR DES SCHULTERGÜRTELS UND<br />
DER OBEREN EXTREMITÄTEN:<br />
Kapuzenmuskel - Trapezmuskel- M. trapezius- V, A<br />
Er bedeckt den oberen Anteil des Rückens:<br />
U: HWS und BWS<br />
A: Schultergürtel (Schlüsselbein und Schulterblatt)<br />
F: Stabilisiert den oberen Rücken, zieht Schultern nach hinten,<br />
Oberer Teil (=Nacken): Hebung der Schulter<br />
Training: Schultern hinten zusammendrücken (z.B. beim Bankziehen),<br />
Liegestütz, oberer Muskelteil: Schulterheben (=Nackendrücken),<br />
Dehnung: Oberer Teil: Kopf zur Seite – gegengleiche Schulter nach<br />
unten<br />
Der untere Anteil neigt zur Abschwächung, der obere zur Verkürzung<br />
Rautenmuskel – M. rhomboideus – A<br />
Er hat seinen Ursprung an der Brustwirbelsäule und setzt am Schulterblatt<br />
an. Vom Trapezius wird er überdeckt und gemeinsam befestigen sie das<br />
Schulerblatt am Thorax und ziehen es in Richtung Rücken.<br />
Funktion: „Schulterblattfixatoren“ gemeinsam mit M. trapezius. Bei<br />
Abschwächung kommt es zum Abstehen der Schulterblätter („Engelsflügel“)<br />
– Liegestütztest;<br />
Gemeinsam mit der Verkürzung des Kapuzenmuskels kommt es zu<br />
Nackenschmerzen<br />
Training: u.a. durch Liegestütz<br />
Schulterblattheber – M. levator scapulae - V<br />
Er zieht von der HWS bis zum Schulterblatt.<br />
Funktion: heben des Schulterblatts nach oben, neigt Hals zur Seite; neigt zur Verkürzung<br />
Dehnung: Kopf nach vorne schieben – Kinn zur Brust<br />
Großer Brustmuskel – M. pectoralis major - V<br />
U: Brustbei und Rippen<br />
A: Oberarmaußenseite<br />
F: Adduktion & Anteversion der Arme. Bei erhobenem<br />
Arm kann er diesen kräftig senken (Speerwurf).<br />
Er neigt eher zur Verkürzung.<br />
Training: breite Liegestütz, Butterflygerät, Diskuswurf<br />
Dehnung: Abduktion und Retroversion: Arm auf die<br />
Wand auflegen, Körper wegdrehen, Ellenbogen<br />
90°<br />
Er bildet die vordere Achselfalte.<br />
16
Deltamuskel – M. deltoideus<br />
U: Schultergürtel<br />
A: Oberarm<br />
Die Schulter umschließt er kappenförmig und bewirkt die „breiten<br />
Schultern“.<br />
F: Alle Bewegungen mit dem Arm heben,<br />
senken, drehen, vorne heben, hinten heben und beugen. Die<br />
wichtigste Funktion ist allerdings die armhebende Wirkung.<br />
Training: breite Liegestütz, Arm heben mit Gewicht<br />
Breiter Rückenmuskel- M. latissimus dorsi - V<br />
U: Becken und LWS<br />
A: Oberarm<br />
F: Adduktion<br />
Er bewirkt unter anderem die typische Kontur des athletisch gebauten<br />
Körpers (V-Form). Er b ildet die hintere Achselfalte.<br />
Funktion: er senkt den erhobenen Arm und adduziert ihn.<br />
Training: Klimmzüge, Kreuzhang an Ringen, Latzuggerät;<br />
Wurfbewegungen<br />
Dehnung: Arm über Kopf auf die andere Seite ziehen – ev. mit<br />
Unterstützung des anderen Armes<br />
Er neigt eher zur Verkürzung<br />
Zweiköpfiger Oberarmmuskel – „Biceps“ – M. biceps brachii<br />
Er ist ein zweiköpfiger, zweigelenkiger Muskel (Schulter – und<br />
Ellenbogengelenk) der an der Vorderseite des Oberarms liegt.<br />
Ursprung: (kurzer Kopf:) Oberarm, (langer Kopf:)Schultergürtel<br />
Ansatz: Unterarm<br />
Funktion: beugen im Ellenbogengelenk, (Adduktion des Arms),<br />
Auswärtsdrehung des Armes (Supination)<br />
Training: Kurzhantelcurling und Klimmzüge (Kammgriff)<br />
Dreiköpfiger Oberarmmuskel – „Triceps“ – M. triceps brachii<br />
Er ist ein dreiköpfiger, zweigelenkiger Muskel (Schulter –<br />
und Ellenbogengelenk) der an der Hinterseite des<br />
Oberarms liegt.<br />
U: Schulterblatt, oberer Oberarm, unterer Oberarm;<br />
A: Elle<br />
F: Streckung im Ellenbogengelenk, (Adduktion im<br />
Schultergelenk)<br />
Training: enge Liegestütz, Liegestütz rücklings, über Kopf mit Hantel Ellenbogen strecken.<br />
17
MUSKULATUR DES BECKENGÜRTELS UND DER<br />
UNTEREN EXTREMITÄTEN:<br />
Hüftbeuger – (Lendendarmbeinmuskel) – M. iliopsoas - V<br />
Er ist von außen nicht sichtbar, liegt im Becken, aber sehr wichtig.<br />
U: Lendenwirbelsäule, Innenseite des Darmbeins<br />
A: Oberschenkel Vorderseite<br />
Der Illiopsoas besteht aus:<br />
• M. psoas major (+M. psoas minor - bei weniger als 50% der<br />
Menschen zu finden)<br />
• M. iliacus<br />
F: Beugung der Hüfte, Becken stabilisieren, (Außenrotation).<br />
Der Illiopsoas ist ganz besonders beim Laufen, Gerätturnen und beim<br />
Fußball spielen von Bedeutung.<br />
Trainieren: Sit- ups mit Einhängen der Beine; Klappmesser:<br />
Rückenlage, Beine auf und zu… Diese Übungen eignen sich nicht für<br />
den Gesundheitssport!!! Im Hang: Beine heben<br />
Dehnen: Überstrecken der Hüfte Kniestand, ein Bein vorne<br />
aufstellen und die Hüfte vorschieben<br />
Er neigt zur Verkürzung; kann die LWS nach vorne ziehen und damit<br />
Rückenbeschwerden verursachen!<br />
Großer Gesäßmuskel – M. gluteus maximus- A<br />
U: Becken hinten<br />
A: Oberschenkel Rückseite<br />
F: Hüftstreckung (zum Beispiel „Stiegensteigen“)<br />
Trainieren: alle Übungen bei denen das Bein hinten hinaufgeht<br />
(Bankstellung und hinten das Bein heben). Bei gestrecktem Bein *) dient die<br />
ischiocrurale M. als Substituent und entlastet stark den Gluteus.<br />
neigt zur Abschwächung<br />
Kleiner, Mittlerer Gesäßmuskel - M. gluteus medius (A) und minimus<br />
Ursprung: Darmbeinrand außen<br />
Ansatz: Oberschenkel (großer Rollhügel)<br />
Funktion: Abduktion, stabilisiert das Becken beim Stand auf einem Bein (u.a. beim Gehen<br />
bzw. Laufen), M. gl. med. neigt zur Abschwächung<br />
Training: Seitenlage, unteres Bein beugen und oberes Bein heben,<br />
Dehnen: Rückenlage ein Bein Aufstellen, gegenseitiger Fuß auf das Knie legen und<br />
aufgestelltes Bein heben und zum Körper ziehen.<br />
Ganzkörperübung – Mobilisation der WS: Sitzen, ein Bein über<br />
anderes stellen, Oberkörper wegdrehen<br />
*)<br />
18
Vierköpfiger Oberschenkelmuskel – M. quadriceps femoris - V<br />
Dieser Muskel ist der größte und kräftigste Muskel des Menschen. Er<br />
besitzt 4 Köpfe von denen einer zweigelenkig ist.<br />
U: Becken (langer Kopf), Oberschenkel<br />
A: mit der Patellasehne am Schienbein.<br />
F: vor allem Streckung im Kniegelenk aber auch Hüftbeugung (langer<br />
Kopf)<br />
Training: Beinschubgerät; Kniebeugen aufstehen;<br />
Dehnen: Ferse zum Gesäß, Hüfte überstrecken (für langen Kopf)<br />
Die vier Köpfe des Qu. vereinigen sich zur Patellasehne, welche über<br />
dem Knie einen knöchernen Auswuchs (Kniescheibe) hat.<br />
Er neigt zur Verkürzung.<br />
Oberschenkelrückseite – ischiocrurale Muskulatur - V<br />
Diese zweigelenkige Muskelgruppe besteht aus drei Muskeln<br />
- M. biceps femoris, M. semitendinosus, M. semimembranosus<br />
U: Becken Rückseite<br />
A: Schienbein & Wadenbein Rückseite<br />
F: Beugen im Kniegelenk und Hüftstreckung.<br />
Training: Anfersen, Kniebeugen (wegen Hüftstreckung)<br />
Dehnen: Knie strecken – Hüfte beugen, Langsitz, Beine zusammen und<br />
nach vorne ziehen;<br />
Aktives Dehnen: Rückenlage, ein Knie zur Brust herziehen- in der<br />
Kniekehle fixieren - und Bein gg. Widerstand strecken.<br />
Es soll NICHT in der Kniekehle schmerzen sondern weiter Oben!!<br />
( Knie (ganz leicht) abwinkeln, Zehen nach unten drücken.)<br />
Test: Rückenlage, ein gestrecktes Bein hinaufziehen und anderes bleibt<br />
unten;<br />
neigt zur Verkürzung!!! Außerdem ist sie vor allem bei schlechtem Aufwärmen sehr<br />
zerrungsanfällig.<br />
Abb.: Die 3 kurzen Köpfe des Quadriceps<br />
19
Schenkelanzieher – Adduktoren – V<br />
Es gibt 7 Adduktoren, davon sind 6 eingelenkig (Hüftgelenk) und<br />
einer zweigelenkig (Hüftgelenk & Knie).<br />
U: Schambein Hinterseite<br />
A: Oberschenkel Innenseite<br />
F: Adduktion (Bein heran ziehen) besonders beim Reiten und<br />
beim Fußball spielen<br />
Dehnen:<br />
die eingelenkigen werden mit gebeugtem Knie gedehnt (Fußsohlen<br />
zusammen und das rechte und das linke Knie hinunterdrücken) der<br />
zweigelenkige mit gestrecktem Bein (Grätsche)<br />
Test: Grätschsitz - rechter Winkel<br />
neigt zur Verkürzung<br />
Dreiköpfiger Wadenmuskel – M. triceps surae - V<br />
drei Ursprünge: Oberschenkel und Unterschenkel<br />
A: über Achillessehne und am Fersenbein<br />
F: Beugen im Kniegelenk und Strecken im Rist (=Oberteil des Fußes)<br />
Training: Sprungkrafttraining, Zehenstand<br />
Dehnen: Ausfallschritt, hintere Ferse zieht zum Boden<br />
Test: Hockstand (beide Fersen ohne Schuhe am Boden)<br />
Neigt zur Verkürzung<br />
Bildquellen:<br />
http://www.preventdisease.com/home/muscleatlas/<br />
http://www.nikosweb.de/03%20-%20Sport%20und%20Gesellschaft/Sport%20und%20Gesellschaft.htm<br />
20
3. MUSKULÄRE DYSBALANCEN und<br />
MUSKELFUNKTIONSTEST<br />
Muskuläre Dysbalancen<br />
(Online Kurs unter: http://www.e-teaching-austria.at/02_cont/03content/03_biologie/Haltung/index.htm )<br />
Nicht richtig durchgeführtes Beweglichkeits- oder Krafttraining oder eine dauernde<br />
Überbelastung durch schlechte Haltung kann zu VERKÜRZUNG oder ABSCHWÄCHUNG<br />
führen.<br />
Muskeln, die im Stehen oder Sitzen immer angespannt sein müssen neigen zur Verkürzung<br />
und werden als tonische Muskulatur bezeichnet.<br />
Muskeln, die nur bei bestimmten Bewegungen angespannt werden, bezeichnet man als<br />
phasische Muskulatur. Diese neigt zur Abschwächung.<br />
Durch Fehl- und/oder Überbelastungen des Bewegungsapparats aber auch durch Verletzungen<br />
und fehlerhafte Trainingsmethoden kann es zu muskulären Dysbalancen mit verkürzter und<br />
abgeschwächter Muskulatur kommen.<br />
1. Muskelgruppen, die zur Abschwächung neigen:<br />
- Bauchmuskulatur<br />
- Gesäßmuskulatur<br />
- Schulterblattfixatoren<br />
- Rückenmuskulatur im Brustwirbelsäulenbereich<br />
2. Muskelgruppen, die zur Verkürzung neigen:<br />
- Brustmuskulatur<br />
- Rückenmuskulatur im Lendenwirbelbereich<br />
- Hüft-Lenden-Muskulatur (Hüftbeuger)<br />
- Oberschenkelmuskulatur<br />
- Wadenmuskulatur<br />
Ein Beispiel dafür ist die am Becken angreifende Muskulatur:<br />
Das Becken ist das für die Haltung wichtige zentrale „Fundament“.<br />
über das Kreuzbein ist die Wirbelsäule mit dem Becken<br />
verbunden; eine Bewegung des Beckens wird sich also auch auf<br />
die Wirbelsäule auswirken. Ein Absinken des Beckens nach vorne wird durch die Aktivität der<br />
Bauchmuskulatur verhindert. Sie zieht, vereinfacht ausgedrückt, die vorderen Beckenbereiche nach<br />
oben. Gleichzeitig zieht der Gesäßmuskel die hinteren Bereiche des Beckens nach unten, so dass die<br />
„Beckenwippe“ im Gleichgewicht gehalten wird. Der Hüft-Lendenmuskel setzt an der Innenseite der<br />
Beckenschaufel und in der Lendenwirbelregion an und zieht zum Oberschenkelknochen hin. Dieser<br />
Muskel neigt stark zur Verkürzung, vor allem, wenn er – beispielsweise bei langem Sitzen – über<br />
längere Zeit in einer kurzen Position gehalten wird. Beim Stehen und auch beim Gehen zieht der<br />
verkürzte Muskel daher das Becken nach vorne unten. Gelingt es seinen Gegenspielern (den Bauch-<br />
und Gesäßmuskeln) nicht, diese Bewegung zu verhindern, so kippt das Becken nach vorne unten ab<br />
und zieht gleichzeitig die Lendenwirbelsäule mit (Abb. 2). Unbewusst richtet sich die Wirbelsäule<br />
wieder auf, lässt aber in der Lendenregion eine starke Wölbung („Hohlkreuz“) entstehen.<br />
Um mit Muskelkräftigung eine Haltungsverbesserung zu erreichen, muss also parallel zu einem<br />
Kräftigungstraining für die Bauch- und Gesäßmuskulatur immer ein Dehnprogramm für den<br />
verkürzten Hüft-Lenden-Muskel erfolgen.<br />
21
MUSKELFUNKTIONSTESTS:<br />
Objektivität, Validität & Reliabilität<br />
Muskelfunktionstests sind zwar nie zu 100% objektiv, aber wenn gewisse Richtlinien<br />
eingehalten und sie von einer bzw. einem gut ausgebildeten Testerin bzw. Tester durchführt<br />
werden, gut reproduzierbar.<br />
Wie alle seriösen Tests müssen auch die Muskelfunktionstests folgenden 3 Kriterien<br />
entsprechen:<br />
1) Objektivität: wie ähnlich sind die Ergebnisse bei unterschiedlichen Testleitern?<br />
2) Reliabilität (Zuverlässigkeit): die Ergebnisse dürfen nicht zufällig sein. Bei einer<br />
Wiederholung müssen ähnliche Ergebnisse vorliegen.<br />
3) Validität (Gültigkeit): wird wirklich das Merkmal gemessen, welches der Test<br />
messen soll? (Oder helfen synergistische Muskeln mit?: z.B beim Test des großen<br />
Gesäßmuskels (=Hüftstrecker) würde bei einem gestreckten Bein die ischiocrurale<br />
Muskulatur mithelfen. Deshalb muss das Bein gebeugt sein!)<br />
Hilfreiche Richtlinien für derartige Tests:<br />
- Standardisierte Ausgangsposition<br />
- Ausreichende Fixierung, um Ausgleichsbewegungen zu vermeiden<br />
- Vermeidung der Mithilfe anderer Muskelgruppen<br />
- Exakte Bewegungsausführung<br />
- Bewertung nach einem einheitlichen Schema<br />
- Möglichst immer die gleiche Testerin bzw der gleiche Tester<br />
Hilfreiche Hinweise und Fehlerquellen für eine korrekte Testdurchführung, häufige<br />
Fehlerquellen:<br />
- Falsche Ausgangsstellung<br />
- Ungenügende Fixierung, wodurch Ausweichbewegungen möglich sind<br />
- Beeinflussung des Testergebnisses durch Mehrfachwiederholung<br />
- Zulassen der Mithilfe anderer Muskelgruppen<br />
- Wechselnde Testbedingungen (Raumtemperatur, Untersucher, etc. )<br />
Allgemeine Hinweise:<br />
- Beide Seiten testen.<br />
- Bei Schmerz den Test sofort abbrechen bzw. gar nicht durchführen<br />
- Testerin bzw. Tester sollte dem Geschlecht der Schülerin bzw. des Schülers entsprechen.<br />
Zur Abschwächung neigender Muskulatur wird auf eine Muskelschwäche hin gemessen:<br />
Bewertung: 3 = stark abgeschwächt, 4 = mittel, 5 = nicht abgeschwächt<br />
Zur Verkürzung neigender Muskulatur wird auf die Dehnbarkeit gemessen:<br />
Bewertung: 3 = stark verkürzt (vermindert dehnbar), 4 = mittel, 5 = nicht verkürzt (gut<br />
dehnbar).<br />
22
1. Hüftbeuger<br />
Muskelfunktionstests zur Dehnfähigkeit<br />
Ausgangstellung: Rückenlage mit angezogenen Beinen, Gesäß<br />
liegt an der Kante der Untersuchungsliege (Kasten).<br />
Fixierung: Schülerin bzw. Schüler fixiert das Knie des nicht zu testenden<br />
Beines mit beiden Händen an der Brust oder wird vom<br />
Tester in dieser Position gehalten, sodass die Lendenwirbelsäule<br />
ganz aufliegt.<br />
Bewegung: Ziel ist es, das zu testende Bein bei gestrecktem<br />
Hüftgelenk<br />
und gebeugtem Kniegelenk in eine Ebene mit der Unterlage<br />
zu bringen.<br />
Hinweis: Testerin bzw. Tester kontrolliert auch den Kontakt der<br />
Lendenwirbelsäule mit der Unterlage.<br />
Bewertung:<br />
5: Die Horizontale (Verlängerung der Ebene der Unterlage) wird erreicht.<br />
4: Die Horizontale wird mit leichtem Druck durch Testerin bzw. Tester erreicht.<br />
3: Keine Hüftstreckung bis zur Horizontalen trotz Hilfe möglich.<br />
2. Oberschenkelbeugemuskulatur<br />
Ausgangsstellung: Rückenlage, das nicht zu testende Bein aufgestellt.<br />
Fixierung: Testerin bzw. Tester drückt das Becken auf der zu testenden Seite<br />
gegen die Unterlage.<br />
Bewegung: Das zu testende Bein wird bei gestrecktem Kniegelenk<br />
in die Hüftbeugung geführt.<br />
Hinweis: Das nicht getestete Bein darf nicht von der Unterlage<br />
abgehoben werden.<br />
Bewertung:<br />
5: Ab 90° Hüftbeugung<br />
4: Ca. 80° – 90° Hüftbeugung<br />
3: Unter 80° Hüftbeugung<br />
3. Großer Brustmuskel<br />
Ausgangsstellung: Rückenlage, beide Beine aufgestellt. Arme<br />
seitlich neben dem Körper auf der Unterlage.<br />
Fixierung: Der Brustkorb wird in diagonaler Richtung zur getesteten<br />
Seite fixiert. Wenn der linke Arm getestet wird, zieht<br />
die Testerin bzw. der Tester die rechte Schulter in Richtung<br />
Brustbein. Dabei darf die Schulter nicht von der Unterlage<br />
abheben.<br />
Bewegung: Der Arm wird von vorne innen nach schräg außen<br />
oben geführt, die Handfläche weist nach oben<br />
(Schräghochhalte).<br />
Hinweis: Vor der Durchführung kräftig ausatmen.<br />
Bewertung:<br />
5: Der Oberarm kann auf die Unterlage abgelegt werden.<br />
4: Der Oberarm kann mit Unterstützung der Testerin bzw. des Testers auf die Unterlage<br />
gebracht<br />
werden.<br />
3: Der Oberarm erreicht die Unterlage trotz Unterstützung nicht.<br />
23
4. Gerader Oberschenkelstrecker<br />
Ausgangsstellung: Bauchlage, Beine parallel ausgerichtet, Knie geschlossen halten.<br />
Fixierung: Testerin bzw. Tester drückt vor Beginn der Bewegung<br />
mit einer Hand das Becken der Schülerin bzw. des<br />
Schülers auf der zu testenden Seite gegen die Unterlage.<br />
Bewegung: Das zu testende Bein wird im Kniegelenk gebeugt<br />
und die Ferse von der Testerin bzw. dem Tester zum<br />
Gesäß gebracht.<br />
Hinweis: Der Test ist bei Schmerzen und bei Verletzungen<br />
im Bereich des Kniegelenks nicht geeignet!<br />
Bewertung:<br />
5: Mit leichter Hilfe erreicht die Ferse das Gesäß.<br />
4: Der Abstand der Ferse zum Gesäß beträgt bis zu 15 cm.<br />
3: Der Abstand beträgt mehr als 15 cm.<br />
Muskelfunktionstests zum Erkennen von Abschwächungen<br />
5. Großer Gesäßmuskel<br />
Ausgangsstellung: Bauchlage, die Stirn hat Kontakt mit der<br />
Unterlage.<br />
Fixierung: Testerin bzw. Tester drückt das Becken auf der zu<br />
testenden Seite gegen die Unterlage.<br />
Bewegung: Mit gebeugtem Kniegelenk wird der Oberschenkel<br />
gegen den Widerstand der Testerin bzw. des Testers<br />
(am unteren Oberschenkeldrittel) von der Unterlage<br />
abgehoben.<br />
Hinweis: Der Kontakt der Stirn mit der Unterlage muss<br />
erhalten bleiben. Das Festhalten an der Unterlage<br />
ist nicht erlaubt. Die Angaben der Widerstandsgrößen beziehen<br />
sich auf das Leistungsniveau der Schüler und nicht auf die Kraftfähigkeit der Testerin bzw.<br />
des Testers.<br />
Beginnen sollte man mit angenommenen mittlerem Widerstand.<br />
Bewertung:<br />
5: Das Abheben des Oberschenkels gegen einen maximalen Widerstand der Testerin bzw. des<br />
Testers ist möglich.<br />
4: Das Abheben des Oberschenkels gegen einen mittleren Widerstand der Testerin bzw. des<br />
Testers ist möglich.<br />
3: Das Abheben des Oberschenkels ist nur ohne Widerstand bzw. gar nicht möglich.<br />
6. Rückenstrecker der Brustwirbelsäule<br />
Ausgangsstellung: Bauchlage, die Arme sind neben dem Körper,<br />
die Handflächen nach oben gerichtet. Der Oberkörper hängt bis<br />
zum Rippenbogen über die Untersuchungsliege (Kastenrand)<br />
hinaus. Der Hüftwinkel zur Verlängerung der Unterlage beträgt<br />
ca. 45°.<br />
Fixierung: Das Becken und die Lendenwirbelsäule werden von<br />
24
der Testerin bzw. dem Tester durch Druck mit einer Hand gegen die Unterlage fixiert.<br />
Bewegung: Aufrichten aus der Rumpfvorbeugung bis zur horizontalen Verlängerung der<br />
Unterlage.<br />
Der Widerstand wird mit der Handfläche zwischen den<br />
Schulterblättern gegeben.<br />
Hinweis: Die Stirn soll immer „parallel“ zum Boden zeigen. Der Kopf soll sich in der<br />
direkten Verlängerung der Brustwirbelsäule befinden.<br />
Bewertung:<br />
5: Die Bewegung ist gegen einen maximalen Widerstand möglich.<br />
4: Die Bewegung ist gegen einen submaximalen Widerstand<br />
möglich.<br />
3: Die Bewegung ist nur ohne Widerstand oder gar nicht möglich.<br />
7. Gerader Bauchmuskel<br />
Ausgangsstellung: In Rückenlage sind die Beine bei einem Hüftwinkel von<br />
120° – 135° aufgestellt.<br />
Fixierung: Die Fußsohlen dürfen die Unterlage nicht verlassen.<br />
Bewegung: Langsames kontinuierliches (nicht ruckartiges) Aufrollen des<br />
Oberkörpers.<br />
Das Becken soll immer Kontakt mit der Unterlage haben. Die Schülerin<br />
bzw. der Schüler soll sich nur so weit aufrollen bis die Schulterblätter eine<br />
handbreit von der Unterlage abgehoben sind.<br />
Hinweis: Mit dem Aufrollen mit gestreckten Armen neben dem Körper beginnen.<br />
Das Aufrollen selbst beginnt mit der Einrollphase des Kopfes, welcher<br />
nicht vorgestreckt werden darf.<br />
Bewertung:<br />
5: Ein Aufrollen mit den Fingerspitzen an den Schläfen ist möglich. Die Ellbogen<br />
befinden sich in einer Ebene mit den Schultern.<br />
4: Ein Aufrollen mit vor der Brust gekreuzten Armen ist möglich.<br />
3: Ein Aufrollen ist nur mit den Armen neben dem Körper oder gar nicht möglich.<br />
8. Schulterblattfixatoren<br />
Ausgangsstellung: Im Liegestütz oder im erleichterten Liegestütz aus der Bankstellung bei<br />
leicht gebeugten<br />
Ellbogen.<br />
Bewegung: Das Rumpfgewicht wird nach vorne verlagert.<br />
Bewertung:<br />
5: Die Schulterblätter bleiben flach.<br />
4: Geringe Positionsänderung der Schulterblätter durch ein<br />
Anheben des unteren Schulterblattwinkels oder ein Aufkippen<br />
der inneren Schulterblätter.<br />
3: Starke Positionsänderung der Schulterblätter.<br />
25