Bericht
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1949 Lafleur: Dramatisch tiefe Farbe.<br />
Bakelitnoten zu Beginn, getrocknete<br />
schwarze Pilze, Süssholz, leere Tabakkiste,<br />
Backpflaumen, dezent salzig, ein Touch<br />
von Sojasauce. Im Gaumen fest, fleischig,<br />
rohes Hirschschnitzel, zeigt eine gewisse<br />
Cabernet-Affinität, bleibt eher rustikal,<br />
irgendwie fehlt ihm – auf hohem Niveau<br />
gejammert – der Schmelz. Im Prinzip<br />
leicht über dem Zenit. Ein sehr klassischer<br />
Lafleur. 19/20 austrinken<br />
1950 Lafleur: Dunkles Braun mit orangen<br />
Reflexen. Eigenwillige Nase, Boal-<br />
Madeiraduft, ziemlich süss, viel<br />
Feigensirup, sehr eigenwillig, fast schon<br />
etwas Kräuterliköriges drin zeigend. Im<br />
innern bleibt hartnäckig eine ganz feine<br />
Kohlensäure, aber auch Erinnerungen an<br />
einen Sirup. Ich hatte ihn schon anders. Es<br />
bleibt ein Fragezeichen. Nach 30 Minuten<br />
nochmals so dekantiert das die ganz feinen<br />
Bläschen verschwanden. Legte dabei zu<br />
und wurde fast genial. 19/20 austrinken<br />
1964 Lafleur: Sehr dunkel mit schwarzen<br />
Reflexen in der Mitte. Verhaltenes und<br />
gleichzeitig königliches Bouquet, zarteste<br />
Minztöne und sonstige, frische Kräuter,<br />
noch immer Cassis und Brombeeren, dann<br />
ledrige Noten zeigend, feine Fülle, absolut<br />
perfekt, grosse Bordeauxklassik vom Duft<br />
her. Grossartiger Gaumen, jung und kräftig<br />
und doch mit Finessen gepaart. Es gibt hier<br />
nicht Vergleichbares im Bordelais bei<br />
diesem Jahrgang. Vielleicht am ehesten<br />
mit Latour vergleichbar. Dies deutet auf<br />
den extrem tiefschürfenden Terroirton hin<br />
der sich in einer verschwenderisch<br />
schwarzen Trüffelnote offenbart. 20/20<br />
1970 Lafleur: Junge Farbe, satt, immer<br />
noch Granatschimmer in der Mitte.<br />
Intensive Würze, getrocknete<br />
Herbsttrompeten, Rauch, wirkt sehr barock<br />
und tiefgründig. Ein grosser, erhabener<br />
Schluck im Gaumen, fest, die Säure<br />
perfekt eingebunden, fleischig, muskulös,<br />
Torfnoten im schwarzaromatischen und<br />
schwarztabakigen Finale. Man sollte ihn<br />
sehr lange dekantieren – mindestens 4<br />
Stunden. Der Wein wird sich nicht schnell<br />
entwickeln und noch in 40 Jahren ein<br />
Jungbrunnen sein. 20/20 trinken<br />
1971 Lafleur: Mittlere Farbtiefe aber noch<br />
durchaus jung. Viel Hirschleder und heller<br />
Tabak, Zedernholz, Backpflaumen,<br />
dunkles Malz, eine weiche, charmante und<br />
doch etwas trockene Süsse zeigend,<br />
irgendwie eine gewisse La-Tâche-Affinität<br />
zeigend durch eine Anflug von<br />
Kreuzkümmel, man hat das Gefühl man<br />
schnuppert Zirkusluft. da. Cremiger<br />
Gaumen, saftig, weiche Säure, eine<br />
dezente Altfassnote die aber auch zum<br />
erdig-süssen Geschmack des recht<br />
voluminösen Gaumen passt, zeigt noch<br />
gewisse Reserven im Innern, genial und<br />
speziell. Wirkt sogar noch leicht jünger als<br />
Pétrus. 19/20 trinken<br />
Der Kölner Lafleur- und Margauxsammler<br />
René Wagner in seinem Königreich…