Tierhygienische Aspekte und Produktionsgestaltung der ... - Vetion.de
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<strong>Tierhygienische</strong> <strong>Tierhygienische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>Produktionsgestaltung</strong> <strong>Produktionsgestaltung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schweinehaltung<br />
Schweinehaltung<br />
Teil 1: Bewirtschaftung nach einem Produktionszyklogramm<br />
Großtierpraxis 5:6, 24-27 (2004)<br />
von H. Prange<br />
Betriebe ab 80 bis 100 Sauen können, größere Betriebe sollten nach einem<br />
Zyklogramm bewirtschaftet wer<strong>de</strong>n. Dessen Vorteile sind in Übersicht 1 dargestellt.<br />
Übersicht 2 zeigt <strong>de</strong>n Zusammenhang von Rhythmus, Belegungsdauer,<br />
Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Ställe auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite sowie Stallbelegungen, Wurfzahl <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
daraus zu errechnen<strong>de</strong>n Abferkelplätze je Stall auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite für unterschiedlich<br />
große Sauenhaltungen. Die Zahlen in Klammern in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten<br />
Zeile – Abferkelplätze je Stall – bezeichnen die Stallkapazität bei Verteilung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe auf zwei Ställe.<br />
Übersicht 1: Vorteile <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewirtschaftung nach einem<br />
Produktionszyklogramm<br />
Arbeitswirtschaft <strong>und</strong> Management<br />
Rationalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvorgänge <strong>und</strong> steigen<strong>de</strong> Arbeitsproduktivität<br />
bei einem Arbeitsaufwand von 12 bis 15 Akh/Sau <strong>und</strong> Jahr<br />
Planbare Arbeitsschwerpunkte <strong>und</strong> Perio<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsruhe (z. B. Schaffung<br />
„abferkelfreier Wochenen<strong>de</strong>n“, Gewährleistung von Freizeit <strong>und</strong> Urlaub)<br />
Verbesserte Bestandsübersicht <strong>und</strong> Her<strong>de</strong>nführung mittels Sauenplaner<br />
Tierhygiene <strong>und</strong> -ges<strong>und</strong>heit<br />
„Alles-rein-alles-raus“-Verfahren zur Unterbrechung von Infektionsketten<br />
Konzentration <strong><strong>de</strong>r</strong> Abferkelperio<strong>de</strong>n Umsetzen zum Wurfausgleich,<br />
Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufzuchtverluste<br />
Impfungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauen- <strong>und</strong> Ferkelgruppen nach Programm<br />
Geburtsüberwachung <strong>und</strong> terminierte Pflegemaßnahmen<br />
Her<strong>de</strong>nleistung<br />
Erhöhte Anzahl verkaufsfähiger Ferkel je Sau ab EB <strong>und</strong> Jahr<br />
Erhöhter Deckungsbeitrag gegenüber kontinuierlichem Absetzen (+ 0,98<br />
abgesetzte Ferkel/Sau <strong>und</strong> Jahr, + 40 EUR/Sau Deckungsbeitrag im Familienbetrieb<br />
nach ZDS 1996-98)<br />
Bereitstellung ausgeglichener Ferkelpartien<br />
Übersicht 2: Stallzyklus <strong>und</strong> Abferkelplätze je Stalleinheit*<br />
Anzahl Sauen 1.000 500 250 125<br />
Rhythmus/Tage 7 7 7 21 28<br />
Belegungsdauer/Tage 35 35 35 42 28<br />
Anzahl Ställe 5 (10) 5 5 2 (4) 1 (2)<br />
Stallbelegungen/Jahr 10,4 10,4 10,4 8,7 13,0<br />
Stallbelegungen insges. 52 52 52 17,4 13,0<br />
Würfe insges. 2480 1240 624 316<br />
Abferkelplätze je Stall 48 (24) 24 12 36 (18) 24 (12)<br />
* Eine Doppelung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stallabteile halbiert die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Abferkelplätze je<br />
Stall bei gleichem Rhythmus<br />
24 GROSSTIERPRAXIS 06/2004<br />
Neben <strong>de</strong>m Stallzyklus ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauenzyklus<br />
durchzuplanen, <strong><strong>de</strong>r</strong> in Übersicht 3<br />
für drei unterschiedliche Säugezeiten<br />
dargestellt ist. Die Reproduktionszyklen<br />
je Sau <strong>und</strong> Jahr errechnen sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrestage geteilt durch einen<br />
Reproduktionszyklus. Die Zahlen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
letzten Zeile sind theoretischer Natur,<br />
da eine 100%-ige Trächtigkeit nach<br />
Erstbesamung nicht zu erreichen ist.<br />
Die Trächtigkeitsdauer ist hier mit 114<br />
Tagen angegeben, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechnung<br />
ab erstem Tag nach Erstbesamung entspricht.<br />
Man könnte auch 115 Tage<br />
wählen <strong>und</strong> müsste dann eben einen<br />
Tag bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Säugezeit abziehen.<br />
In Übersicht 4 sind die Umrauscher<br />
<strong>und</strong> die ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sauen in die<br />
Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Produktionszyklen<br />
einbezogen. Dies sind reale Zahlen für<br />
einen guten Betrieb, mit <strong>de</strong>nen gearbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n soll nun das Zusammengehen<br />
<strong>de</strong>s biologischen <strong>und</strong> technologischen<br />
Zyklus gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wesentliches Kriterium ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Rhythmus,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> günstigerweise durch die<br />
Zahl 7 (3 x 7 = 21 = Dauer <strong>de</strong>s Sauenbrunstabstan<strong>de</strong>s)<br />
geteilt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Übersicht 5 ist zu entnehmen, mit welchem<br />
Rhythmus welche Belegungs<strong>und</strong><br />
Säugezeiten kombiniert wer<strong>de</strong>n<br />
können. Die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauengruppen<br />
ergibt sich durch Teilung <strong>de</strong>s Reproduktionsrhythmus,<br />
die Variable bil<strong>de</strong>t<br />
die Säugezeit. Deshalb fallen beim 7-<br />
Tage-Rhythmus <strong>und</strong> <strong>de</strong>n hier angegebenen<br />
Säugezeiten zwischen 21 <strong>und</strong><br />
35 Tagen 20 bis 22 Sauengruppen an,<br />
die dann 4 bis 6 Abferkeleinheiten benötigen.<br />
Je länger <strong><strong>de</strong>r</strong> Rhythmus wird,<br />
<strong>de</strong>sto geringer ist die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauengruppen<br />
<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen<br />
Abferkeleinheiten. Die Aufstellung<br />
macht <strong>de</strong>utlich, dass letztlich für je<strong>de</strong>
Betriebsgröße ein passen<strong><strong>de</strong>r</strong> Rhythmus<br />
gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n kann. Das setzt<br />
vorbereiten<strong>de</strong> Planungen voraus, in<br />
die sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Tierarzt einbringen sollte,<br />
da diese Dinge eine hohe hygienische<br />
Relevanz haben. Man kann <strong>de</strong>n<br />
Rhythmus auch wechseln, was z.B. bei<br />
einer 1.000er-Sauenanlage ein halbes<br />
Jahr dauert <strong>und</strong> einer speziellen Beratung<br />
bedarf.<br />
In Abbildung 1 ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Zyklus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauengruppen<br />
<strong>und</strong> Stallbelegungen im 7-<br />
Tage-Rhythmus einer Großanlage dargestellt<br />
(entnommen <strong>de</strong>m Fachbuch<br />
Prange <strong>und</strong> Bergfeldt 1975, Gustav Fischer<br />
Verlag Jena). Diese Abbildung<br />
gibt einen guten Überblick über die<br />
Rhythmik einer Aufzuchtanlage, welcher<br />
die Sauengruppen in all ihren Reproduktionsstadien<br />
<strong>und</strong> die Stallgruppen<br />
im Abferkelstall einbezieht. In gleicher<br />
Weise setzt er sich dann im Läuferaufzucht-<br />
<strong>und</strong> Maststall fort. Diese<br />
produktionsorganisatorischen Voraussetzungen<br />
bil<strong>de</strong>ten die Gr<strong>und</strong>lage zur<br />
Bewirtschaftung von Großanlagen mit<br />
Übersicht 3: Beziehungen zwischen Säugezeit, Dauer<br />
<strong>de</strong>s Reproduktionszyklus <strong>und</strong> Gruppendurchlauf bei<br />
100 %-iger Trächtigkeit nach EB<br />
Säugezeit/Tage 35 28 21<br />
Güstzeit/Tage 5 5 5<br />
Trächigkeitsdauer/Tage 114 114 114<br />
Reproduktionszyklus/Tage 154 147 140<br />
Reproduktionszyklus/Wochen 22 21 20<br />
Reproduktionszyklen/Sau Jahr 2,37 2,48 2,61<br />
Übersicht 4: Würfe je Sau bei 3-wöchiger Säugezeit in<br />
Abhängigkeit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwischenwurfzeit (ZWZ) <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abferkelrate (AFR) nach Erst- <strong>und</strong> Umrauscherbelegungen<br />
(Abgänge 21 Tage nach letzter Belegung)<br />
ZWZ AFR Würfe Abgänge Güstzeit Würfe/Jahr<br />
Tage Tage<br />
100 EB 140 85 % 85 2 5 2,61<br />
13 UR 1 161 75 % 10 1 26 2,27<br />
2 UR 2 182 50 % 1 1 47 2,00<br />
Abgänge 4 ∅ 42 0,0<br />
144,4 96 9,2 2,53<br />
Abb. 1. Zyklus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauengruppen (n = 21 bei 147 Tagen ZWZ) <strong>und</strong> Stallbelegungen (6 Abferkelställe bei 42<br />
Belegungstagen) im 7-Tage-Rhythmus einer Großanlage.<br />
GROSSTIERPRAXIS 06/2004 25
Übersicht 5: Beziehungen zwischen Produktionsrhythmus, Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Säugezeit, Anzahl<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Sauengruppen <strong>und</strong> Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Abferkeleinheiten<br />
Rhythmus Belegungszeit Säugezeit Anzahl Korrektur Anzahl<br />
Tage Tage Sauengruppen Abferkeleinheiten<br />
7 Tage 28 21 20 - 4<br />
35 28 21 - 5<br />
42 35 22 - 6<br />
14 Tage 28 21 10 - 2<br />
35 28 (10,6) nach 10 Gruppen 1 x 7 Tage 3<br />
42 3 11 - 3<br />
21 Tage 28 21 (6,7) nach 7 Gruppen 1 x 14 Tage 2<br />
35 28 7 - 2<br />
42 35 (7,4) nach 7 Gruppen I x 28 Tage 2<br />
28 Tage 28 21 5 - 1<br />
35 Tage 21 4 - 1<br />
28 4 nach 3 Gruppen 1 x 42 Tage 1<br />
Schweinen. Auch wenn einige Details<br />
dieser Abbildung, z.B. die langen Abferkelperio<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> Säugezeiten, nicht<br />
mehr <strong>de</strong>n heutigen Ansprüchen genügen,<br />
gilt das in <strong>de</strong>n 1970-er Jahren entwickelte<br />
Prinzip unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t bis auf<br />
<strong>de</strong>n heutigen Tag.<br />
Bei <strong>de</strong>taillierter Darstellung z.B. <strong>de</strong>s<br />
Rhythmus in <strong>de</strong>n Abferkelställen können<br />
die an <strong>de</strong>n einzelnen Wochentagen<br />
anfallen<strong>de</strong>n Tätigkeiten abgelesen<br />
wer<strong>de</strong>n (Übersicht 6). In großen Betrie-<br />
Übersicht 6: Arbeitsplan bei 4-Wochen-Rhythmus <strong>und</strong> 3 Wochen Säugezeit<br />
1. Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche<br />
Montag Vormittag R/D Flat<strong>de</strong>ck*<br />
Nachmittag 1031<br />
Dienstag Vormittag<br />
Nachmittag<br />
BRAID Flat<strong>de</strong>ck KB 2<br />
Mittwoch Vormittag Abferkelung<br />
Nachmittag Absetzen Abferkelung<br />
Donnerstag Vormittag R/D Abferkelstall Abferkelung<br />
Nachmittag R/D Abferkelstall Abferkelung<br />
Freüag Vormittag R/D Abferkelstall Abferkelung Ausstallung<br />
Nachmittag R/D Abferkelstall Abferkelung<br />
Sonnabend Vormittag Einstallung<br />
Nachmittag Sauen<br />
Sonntag Vormittag<br />
Nachmittag<br />
* RU Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />
26 GROSSTIERPRAXIS 06/2004<br />
ben wer<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> Arbeitszyklogramme<br />
notwendig, die die täglich<br />
anfallen<strong>de</strong>n Arbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Tierpfleger<br />
planen <strong>und</strong> zuordnen. Das betrifft<br />
auch sämtliche planbaren tierges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Maßnahmen, unabhängig<br />
davon, wer sie letztlich durchführt.<br />
Hierzu ist ein weiteres Beispiel aus unserem<br />
Buch von 1975 entnommen, das<br />
die damalige Planung tiermedizinischer<br />
Arbeiten darstellt (Abb. 2). Nach<br />
diesem Prinzip kann auch heute die<br />
Arbeit organisiert wer<strong>de</strong>n, wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um<br />
unabhängig davon, welche Arbeiten<br />
letztlich vom Tierarzt noch durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Anschrift <strong>de</strong>s Verfassers:<br />
Prof. Dr. Hartwig Prange<br />
Emil-Ab<strong><strong>de</strong>r</strong>hal<strong>de</strong>n-Straße 28<br />
06108 Halle/Saale<br />
Tel.: 0345 / 5522 500
Abb. 2. Zyklogramm <strong><strong>de</strong>r</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Betreuung im Abferkelstall (7-Tage-Rhythmus, 42 Belegungstage).<br />
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(aus Maiausgabe)<br />
GROSSTIERPRAXIS 06/2004 27