Brunstbeobachtung beim Rind - Vetion.de
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<strong>Brunstbeobachtung</strong> <strong>beim</strong> <strong>Rind</strong><br />
von W. Heuwieser und R. Mansfeld<br />
www.bestandsbetreuung.<strong>de</strong><br />
In <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>nken wir bei Fruchtbarkeitsstörungen im Bestand daran, daß die Kühe nicht<br />
aufnehmen o<strong>de</strong>r nicht rechtzeitig sauber gewor<strong>de</strong>n sind. Häufig liegt eine schlechte<br />
Reproduktions-leistung einer Her<strong>de</strong> jedoch an einer mangelhaften <strong>Brunstbeobachtung</strong>. In diesem<br />
Beitrag erkennen Sie, warum eine gute <strong>Brunstbeobachtung</strong> wichtig ist und lernen, primäre und<br />
sekundäre Brunstanzeichen zu unterschei<strong>de</strong>n. Sie erfahren, wo die Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong> liegen. Dadurch sind Sie in <strong>de</strong>r Lage, die <strong>Brunstbeobachtung</strong> Ihres Betriebes<br />
zu verbessern und die Fruchtbarkeit zu steigern.<br />
Warum ist die <strong>Brunstbeobachtung</strong> so wichtig ?<br />
Zwei Faktoren beeinflussen die Fruchtbarkeit einer Her<strong>de</strong>. Das sind die Effektivität <strong>de</strong>r<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong>, auch Brunsterkennungsrate genannt (Prozentzahl <strong>de</strong>r brünstigen Tiere, die<br />
als solche erkannt wer<strong>de</strong>n) und die Konzeptionsrate (Prozentzahl <strong>de</strong>r besamten Tiere, die<br />
tragend wer<strong>de</strong>n). Somit ist die Brunsterkennung das erste Glied in einer Kette, die für je<strong>de</strong>n<br />
Milcherzeuger das "tägliche Brot" ist. Diese Kette beginnt mit <strong>de</strong>r Brunst <strong>de</strong>s Tieres und <strong>de</strong>ren<br />
korrekten Erkennung und Erfassung. Die daraufhin ausgeführte Besamung resultiert mit einer<br />
gewissen Wahrscheinlichkeit, die wir rückwirkend dann als Konzeptionsrate erfassen, in einer<br />
Trächtigkeit und letztlich in einer erneuten Abkalbung. Diese setzt ihrerseits wie<strong>de</strong>r die<br />
Milchproduktion in Gang, welche das Haupteinkommen eines milcherzeugen<strong>de</strong>n Betriebes<br />
ausmacht.<br />
Die "schlechte Fruchtbarkeit" eines Bestan<strong>de</strong>s liegt häufig an einer mangelhaften<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong>. Nach neuesten Untersuchungen kann eine mangelhafte <strong>Brunstbeobachtung</strong><br />
sogar einen grösseren Anteil an <strong>de</strong>n Fruchtbarkeitsstörungen einer Her<strong>de</strong> haben als eine<br />
ungenügen<strong>de</strong> Konzeptionsrate. Insbeson<strong>de</strong>re gibt es zwei Schwierigkeiten, die es zu meistern<br />
gilt: Nichtbeobachtete Brunstperio<strong>de</strong>n (eine Brunst tritt zwar auf, wird jedoch übersehen) und<br />
Fälschliche Annahme einer Brunst (die vermeintlich brünstige Kuh ist tatsächlich gar nicht in<br />
Brunst,wird jedoch besamt). Bei<strong>de</strong> Fehler setzen die Fruchtbarkeit einer Her<strong>de</strong> herab und sind<br />
Zeit- und Geldverschwendung.<br />
Was sind die sichersten Brunstanzeichen ?<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r <strong>Brunstbeobachtung</strong> ist es, die Kühe zu fin<strong>de</strong>n, die "stehen", wenn sie von an<strong>de</strong>ren<br />
Kühen besprungen wer<strong>de</strong>n. Diese "Duldungsbereitschaft" (Hochbrunst, stehen<strong>de</strong> Brunst,<br />
standing heat) gilt als primäres Brunstanzeichen und ist das Schlüsselzeichen, das es zu erkennen<br />
gilt und <strong>de</strong>r sicherste Hinweis darauf, daß die Besamung erfolgen sollte. Eine Kuh ist mit sehr<br />
grosser Wahrscheinichkeit (90-95%) in Hochbrunst, wenn sie <strong>de</strong>n Aufsprung an<strong>de</strong>rer Tiere<br />
dul<strong>de</strong>t. Die Kuh, die das Bespringen ausführt, ist dagegen mit <strong>de</strong>utlich geringerer<br />
Wahrscheinlichkeit (65-70%) in Hochbrunst. Es gilt allerdings aufzupassen da 5 bis10% <strong>de</strong>r<br />
tragen<strong>de</strong>n Tiere ebenfalls "stehen" wenn sie besprungen wer<strong>de</strong>n. Die Duldungsbereitschaft ist<br />
nur für eine bestimmte Zeit während <strong>de</strong>r gesamten Brunst <strong>de</strong>s Tieres vorhan<strong>de</strong>n. Sie dauert bei<br />
Kühen im Mittel 9 bis 18 Stun<strong>de</strong>n während sie bei Färsen etwa 2 Stun<strong>de</strong>n kürzer ist. Bei<br />
Anbin<strong>de</strong>haltung sollten die Kühe min<strong>de</strong>stens zweimal pro Tag in einem Auslauf beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Ist eine Beobachtung im Auslauf nicht möglich o<strong>de</strong>r sind die Brunstanzeichen unklar,<br />
können Sie selbst durch Massage im Len<strong>de</strong>nbereich prüfen, ob eine Kuh duldungsbereit ist o<strong>de</strong>r<br />
nicht. Wenn die Kuh die Kruppe senkt und <strong>de</strong>n Schwanz anhebt, ist <strong>de</strong>r "Duldungsreflex" positiv<br />
und die Kuh in Brunst.<br />
Weitere Brunstanzeichen
Neben <strong>de</strong>r Duldungsbereitschaft als primärem Brunstanzeichen können Sie eine Reihe weiterer<br />
Brunstanzeichen beobachten. Diese sekundären Brunstanzeichen können in unterschiedlicher<br />
Kombination und Deutlichkeit auftreten. Meist sind sie auch in <strong>de</strong>r Vor- und Nachbrunst zu<br />
sehen. Sie sind allein genommen jedoch nicht ausreichend um ein Tier zu besamen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>cken<br />
zu lassen. Der Abgang von klarem Schleim aus <strong>de</strong>r Schamspalte (Vulva) gibt noch <strong>de</strong>n besten<br />
Hinweis auf eine ablaufen<strong>de</strong> Brunst. Weitere sekundäre Brunstanzeichen sind unter an<strong>de</strong>rem<br />
Schleimspuren am Schwanz, an <strong>de</strong>n Sitzbeinhöckern und an <strong>de</strong>n Schenkeln, Hautabschürfungen<br />
am Schwanzansatz und Kreuzbein, Milchrückgang um mehr als 10% Rückgang <strong>de</strong>r<br />
Futteraufnahme, Unruhe, Brüllen, sowie das sogenannte Brunstgesicht. Manchmal können Sie<br />
auch typische Verhaltensweisen bei Kühe in Brunst beobachten. Zum Beispiel das gegenseitiges<br />
Umkreisen von 2 Kühen, Kontaktsuche (Stossen, Reiben, Kopfauflegen), Ablecken und<br />
Beriechen von Nachbartieren sowie das Flehmen.<br />
Sind Blutspuren o<strong>de</strong>r blutiger Schleim am Schwanz o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Vulva zu sehen ("Tier hat<br />
abgeblutet"), ist die Hochbrunst bereits vorbei und die Kuh schon in <strong>de</strong>r Nachbrunst. Ein<br />
Besamen o<strong>de</strong>r Belegen ist sinnlos. Das Tier kommt 18 bis 24 Tage später wie<strong>de</strong>r in Brunst und<br />
muss auf <strong>de</strong>m Brunstkalen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r im Her<strong>de</strong>nverwaltungsprogramm markiert wer<strong>de</strong>n. Kühe, die<br />
nicht "stehen", wenn sie besprungen wer<strong>de</strong>n, sind nicht in Hochbrunst, d.h. es besteht keine<br />
Duldungsbereitschaft, das Tier rin<strong>de</strong>rt nicht und kann auch nicht besamt wer<strong>de</strong>n.<br />
Warum eine gute <strong>Brunstbeobachtung</strong> so schwierig ist<br />
In <strong>de</strong>n meisten Her<strong>de</strong>n haben 85% <strong>de</strong>r Kühe einen regelmässigen Brunstzyklus von etwa 21<br />
Tagen. Trotz dieses relativ regelmässigen Brunstzyklus, ist es zum Teil äusserst schwierig die<br />
Kühe zu fin<strong>de</strong>n, die "bullen". Das liegt daran, daß das Brunstverhalten von Kuh zu Kuh zum<br />
einen sehr unterschiedlich ist und zum an<strong>de</strong>ren durch die Haltungsbedingungen und die im Stall<br />
arbeiten<strong>de</strong>n Menschen beeinflusst wird. Häufig sind Zeitmangel o<strong>de</strong>r Unkenntnis die Ursachen<br />
für eine schlechte <strong>Brunstbeobachtung</strong>. Bei Bestandsbesuchen stellen wir oft fest, dass <strong>de</strong>r<br />
verantwortliche Mitarbeiter neben <strong>de</strong>r <strong>Brunstbeobachtung</strong> noch an<strong>de</strong>re Arbeiten wie Melken,<br />
Füttern o<strong>de</strong>r Misten gleichzeitig erledigen soll. Da die Folgen einer mangelhaften<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong> (im Gegensatz z.B. zu einer nicht eingestreuten Liegebox) nicht sofort<br />
offensichtlich sind, bleibt die <strong>Brunstbeobachtung</strong> dann oft auf <strong>de</strong>r Strecke. Zu starre<br />
Arbeitszeiten gehören ebenfalls zu <strong>de</strong>n Ursachen mangelhafter <strong>Brunstbeobachtung</strong>. Häufig<br />
mangelt es einfach an einer ueberzeugen<strong>de</strong>n Aufklärung vom Betriebsleiter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
betreuen<strong>de</strong>n Tierarzt worauf es im Alltag ankommt; nämlich das "wie", "wann" und "wie lange".<br />
Zusammenhänge, die Sie kennen sollten<br />
Einige Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Brunstverhaltens sollten Sie kennen, um eine bessere<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong> zu machen. Be<strong>de</strong>nken Sie, daß die Duldungsbereitschaft (das "Stehen") nur<br />
im Durchschnitt 9 bis 18 Stun<strong>de</strong>n dauert. Unter ungünstigen Bedingungen (Laufstall,<br />
Zementbo<strong>de</strong>n) kann diese Phase jedoch nur etwa 9 Stun<strong>de</strong>n lang sein. Ein Durchschnitt bezieht<br />
sich immer auf eine grössere Gruppe von Tieren. Wenn wir einzelne Kühe betrachten, be<strong>de</strong>utet<br />
"im Durchschnitt", daß 14% <strong>de</strong>r Kühe für weniger als 4 Stun<strong>de</strong>n, 26% <strong>de</strong>r Kühe für 4 - 8<br />
Stun<strong>de</strong>n, 31% <strong>de</strong>r Kühe für 8 - 12 Stun<strong>de</strong>n, 20% <strong>de</strong>r Kühe für 12 - 16 Stun<strong>de</strong>n, 7% <strong>de</strong>r Kühe<br />
für 16 - 20 Stun<strong>de</strong>n und 2% <strong>de</strong>r Kühe für mehr als 20 Stun<strong>de</strong>n duldungsbereit sind.<br />
Die Dauer <strong>de</strong>r Duldungsbereitschaft ist zum einen also nicht nur von Kuh zu Kuh sehr<br />
unterschiedlich, son<strong>de</strong>rn kann auch bei einzelnen Kühen extrem kurz sein. Unter Umstän<strong>de</strong>n so<br />
kurz, daß Sie nur eine sehr geringe Chance haben, diese Kühe als brünstig zu erkennen. Ein Teil<br />
<strong>de</strong>r Kühe (etwa 5 bis 15%) ist stillbrünstig (d. h. die Kühe sind in Brunst, zeigen jedoch keine<br />
primären Brunstanzeichen). Zum an<strong>de</strong>ren erfolgt das gegenseitige Bespringen meistens in
Ruhephasen (bei unseren intensiven Haltungsformen also nachts). Der eigentliche Aufsprung<br />
dauert in <strong>de</strong>r Regel nur 10 Sekun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r kürzer und kann <strong>de</strong>shalb leicht verpasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Hinzu kommt, daß das Brunstverhalten un<strong>de</strong>utlicher ist, wenn nur wenige (o<strong>de</strong>r gar keine)<br />
an<strong>de</strong>re Her<strong>de</strong>nmitglie<strong>de</strong>r gleichzeitig in Brunst sind. Die Häufigkeit <strong>de</strong>s gegenseitigen<br />
Bespringens ist am grössten, wenn etwa 3 o<strong>de</strong>r 4 Tiere gleichzeitig in Brunst sind. Befin<strong>de</strong>t sich<br />
eine Kuh in Brunst, wird sie etwa alle 30 Minuten besprungen. Lahmheiten setzen die Intensität<br />
<strong>de</strong>r Brunstanzeichen herab, da Bewegungen schmerzhaft sind. Auch hier zahlt sich eine<br />
regelmässige Klauenpflege also aus.<br />
Einflüsse durch die Haltungsbedingungen<br />
Auf nassem, rutschigem Bo<strong>de</strong>n haben Kühe Schwierigkeiten, einen Aufsprung auszuführen. Ein<br />
trockener Sandbo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r eine gute Wei<strong>de</strong> sind dagegen i<strong>de</strong>al. Sie bieten einen "komfortablen"<br />
Untergrund für die Kühe und einen sicheren Stand <strong>beim</strong> Aufsprung. Laufställe und Ausläufe mit<br />
rutschigen Zementbö<strong>de</strong>n sind wenig geeignet zur Brunstkontrolle (ein gerillter Zementbo<strong>de</strong>n ist<br />
besser). Untersuchungen haben gezeigt, daß die Duldungsbereitschaft auf Sandbo<strong>de</strong>n (13.8<br />
Stun<strong>de</strong>n) <strong>de</strong>utlich länger ist als auf Zementbo<strong>de</strong>n (9.4 Stun<strong>de</strong>n) und die Häufigkeit <strong>de</strong>s<br />
Bespringens grösser. Auch die Umgebungstemperatur beeinflusst das Brunstverhalten. Bei<br />
kaltem Wetter erfolgt das Bespringen vermehrt zu <strong>de</strong>n warmen Tageszeiten, d.h. tagsüber. Bei<br />
heissem Wetter erfolgt das Bespringen dagegen vermehrt in <strong>de</strong>n kühleren Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Tages,<br />
also nachts.<br />
Einflüsse durch die im Stall arbeiten<strong>de</strong>n Menschen<br />
In Deutschland wer<strong>de</strong>n auf einem durchschnittlichen milcherzeugen<strong>de</strong>n Betrieb nur etwa die<br />
Hälfte <strong>de</strong>r brünstigen Kühen als solche erkannt. Diese Brunsterkennungsrate von 50% ist<br />
erschreckend gering und besagt, daß etwa je<strong>de</strong> zweite Brunst übersehen wird. Ein realistisches<br />
und auch erreichbares Ziel liegt zwischen 65 und 80%. Das Hauptproblem besteht darin,<br />
Betriebsleiter und Stallpersonal von <strong>de</strong>r absoluten Notwendigkeit zu überzeugen, die Kühe je<strong>de</strong>n<br />
Tag (365 Tage im Jahr) und regelmässig auf Brunst zu kontrollieren. Wenn die<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong> immer hinter an<strong>de</strong>ren "wichtigeren" Arbeiten zurücksteht, sinkt die<br />
Fruchtbarkeit <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> erheblich. Diese Tatsache nehmen sich Landwirte und Tierärzte häufig<br />
nicht ausreichend zu Herzen.<br />
Das Brunstverhalten (Duldung <strong>de</strong>s Aufsprungs) ist unter natürlichen Bedingungen tagsüber<br />
<strong>de</strong>utlicher ausgeprägt als nachts, vorausgesetzt die Kühe sind ungestört. Dieser Rhythmus wird<br />
jedoch durch die notwendigen Stallarbeiten erheblich beeinflusst. Alle Massnahmen wie Melken,<br />
Füttern, Misten o<strong>de</strong>r tierärztliche Behandlungen führen dazu, daß das natürliche Brunstverhalten<br />
gestört und dadurch un<strong>de</strong>utlicher wird (weniger Aufsprünge). Zu<strong>de</strong>m ist ein Beobachter, <strong>de</strong>r<br />
seine volle Aufmerksamkeit auf die Beobachtung <strong>de</strong>r Kühe konzentrieren kann, besser als<br />
jemand, <strong>de</strong>r gleichzeitig füttern, melken o<strong>de</strong>r misten muss. Die tagsüber im allgemeinen<br />
vorhan<strong>de</strong>ne Unruhe bewirkt, daß Aufsprünge (und die Duldung) vermehrt nachts und in <strong>de</strong>n<br />
frühen Morgenstun<strong>de</strong>n zu sehen sind, weil die Kühe dann ungestört sind. Deshalb sollten Sie die<br />
<strong>Brunstbeobachtung</strong> vermei<strong>de</strong>n, wenn die Her<strong>de</strong> "beschäftigt" ist und die Kühe keine Ruhe<br />
haben. Beson<strong>de</strong>rs die Fütterung und das Melken stellen eine starke Ablenkung dar.<br />
Punkte, die Sie beachten müssen<br />
1. Die Tageszeit, zu <strong>de</strong>r die Brunstkontrolle gemacht wird, beeinflusst die Brunsterkennungsrate<br />
(Effektivität <strong>de</strong>r Brunsterkennung) erheblich. In Abbildung 1 ist die Brunsterkennungsrate in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Tageszeit <strong>de</strong>r Beobachtung aufgezeichnet. In diesem Beispiel gehen wir<br />
von einer einmaligen Beobachtungszeit von 30 Minuten pro Tag aus. Sie sehen <strong>de</strong>utlich, daß die
Brunsterkennung weniger effektiv ist, wenn die Her<strong>de</strong> durch Füttern o<strong>de</strong>r Melken (schraffierte<br />
Balken) abgelenkt ist.<br />
2. Mit <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Beobachtung, steigt auch die Brunsterkennungsrate bis zu einem<br />
bestimmten Höchstwert an. Dieser Zusammenhang wird in Abbildung 2 <strong>de</strong>utlich. Hier sind die<br />
Brunsterkennungsrate und die Dauer <strong>de</strong>r Beobachtung aufgezeichnet. Dabei erfolgt die<br />
Brunstkontrolle 1 bis 4 mal pro Tag. Es wird <strong>de</strong>utlich, daß unabhängig von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
täglichen Brunstkontrollen die Brunsterkennungsrate mit längerer Beobachtung grösser wird.<br />
Beachten Sie, daß mehr als 30 Minuten je Beobachtungszeit keinen zusätzlichen Gewinn<br />
bringen.<br />
3. Häufigere Brunstkontrollen verbessern die Brunsterkennungsrate ebenfalls (Abbildung 3). Sie<br />
erkennen <strong>de</strong>utlich, daß die Brunsterkennungsrate durch häufigeres kontrollieren besser wird.<br />
Tageszeit, Dauer und Häufigkeit <strong>de</strong>r Beobachtung haben also entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n<br />
Erfolg eines Programmes zur Brunsterkennung. Als gute Faustregel gilt, daß Sie pro 100 Kühe<br />
min<strong>de</strong>stens zweimal am Tag für jeweils 20 bis 30 Minuten beobachten sollten, und zwar dann,<br />
wenn die Kühe nicht durch Melken o<strong>de</strong>r Füttern abgelenkt sind. Wichtig dabei ist, daß <strong>de</strong>r<br />
Verantwortliche sich voll auf die Beobachtung <strong>de</strong>r Tiere konzentrieren kann, und von <strong>de</strong>r<br />
Betriebsleitung die Wichtigkeit dieser Tätigkeit für <strong>de</strong>n Betrieb herausgestellt wird. Ein<br />
wirkungsvolles Programm zur Brunsterkennung, das für alle Betriebe i<strong>de</strong>al passt, gibt es jedoch<br />
nicht. Verschie<strong>de</strong>ne Programme können wirksam sein. Es gilt das Programm zur<br />
Brunsterkennung zu fin<strong>de</strong>n, das für Ihren Betrieb unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Aufstallungsform<br />
und Ihres Managementstiles erfolgreich ist. Ihre "Strategie" bei <strong>de</strong>r <strong>Brunstbeobachtung</strong> wird<br />
darüber entschei<strong>de</strong>n, wieviele Kühe Sie bei <strong>de</strong>r Duldung eines Aufsprungs "erwischen" können<br />
und letztlich, wie gut die Fruchtbarkeit ihrer Her<strong>de</strong> ist.<br />
Be<strong>de</strong>nken Sie...<br />
Dort wo die Brunstkontrolle gemacht wird, muss ein ebener, trockener und griffiger Bo<strong>de</strong>n<br />
vorhan<strong>de</strong>n sein. Die Kühe müssen sich frei bewegen können (Laufstall, Auslauf, Wei<strong>de</strong>). Alle<br />
Kühe müssen mit einer leicht ablesbaren Ohrmarke (am besten in bei<strong>de</strong>n Ohren jeweils eine<br />
grosse Ohrmarke) gekennzeichnet sein. Notieren Sie die Nummer <strong>de</strong>s Tieres, Tag und Stun<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Brunst. Die Duldung eines Aufsprungs, das "Stehen" sollte als Kriterium zur Besamung<br />
benutzt wer<strong>de</strong>n. Sie können eine durchschnittliche Konzeptionsrate von min<strong>de</strong>stens 50%<br />
erreichen, wenn Sie "Duldungsbereitschaft" als Kriterium für die Besamung benutzen. Wenn<br />
sekundäre Brunstzeichen als Grundlage zur Besamung dienen, besteht die Gefahr, daß die<br />
Konzeptionsrate niedriger liegt.<br />
Als Faustregel gilt die Morgens-Abends-Regel:<br />
Kuh "steht" morgens ----> Besamung am Abend<br />
Kuh "steht" abends ----> Besamung am nächsten Morgen<br />
Zusammenfassung<br />
Die <strong>Brunstbeobachtung</strong> ist wichtig ist für eine gute Fruchtbarkeit und damit für die<br />
Milchproduktion und Wirtschaftlichkeit.<br />
Es gibt primäre Brunstanzeichen, wie die Duldungsbereitschaft, und sekundäre Brunstanzeichen<br />
wie Schleimabgang und Unruhe. Die Effektivität Ihrer Brunsterkennung (Brunsterkennungsrate)<br />
hängt ab von:<br />
• <strong>de</strong>n benutzten Brunstanzeichen
• <strong>de</strong>r Tageszeit <strong>de</strong>r Beobachtung<br />
• <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Beobachtungszeiten<br />
• <strong>de</strong>r Häufigkeit <strong>de</strong>r Beobachtungszeiten<br />
• <strong>de</strong>n Haltungsbedingungen<br />
Wodurch wird die Brunsterkennungsrate beeinflusst ?<br />
Kühe Energiebilanz, Körperkondition, Gesundheit, Geschlechtsapparat (u.a.<br />
Entzündungen, Zysten)<br />
Haltung Temperatur, Lüftung, Bo<strong>de</strong>nbeschaffenheit, Gruppen<br />
Menschen Kenntnis <strong>de</strong>r Brunstanzeichen, Tageszeit, Dauer und Häufigkeit, <strong>de</strong>r<br />
Beobachtung, Motivation <strong>de</strong>s Verantwortlichen<br />
Wodurch wird die Konzeptionsrate beeinflusst ?<br />
Kühe Energiebilanz, Körperkondition, Geschlechtsapparat (u.a. Entzündungen,<br />
Zysten), Gesundheit, Alter, "richtige Brunst"<br />
Besamung KB bei "richtiger Brunst", Zeitpunkt <strong>de</strong>r KB, Bulle, Qualität, Lagerung, und<br />
Handhabung <strong>de</strong>r Spermaportionen<br />
Haltung Temperatur, Lüftung, Stress, Hygiene im Abkalbebereich<br />
Was <strong>de</strong>utet auf eine maangelhafte <strong>Brunstbeobachtung</strong> hin?<br />
In <strong>de</strong>r freiwilligen Wartezeit wer<strong>de</strong>n nur wenige o<strong>de</strong>r keine Kühe in Brunst beobachtet.<br />
Zu langes Interval bis zur 1. Besamung.<br />
Hoher Anteil von Kühen, die nach mehr als 42 bis 46 Tagen erneut besamt wer<strong>de</strong>n.<br />
Viele Kühe, die bei <strong>de</strong>r Trächtigkeitsuntersuchung nichtträchtig sind.<br />
Was <strong>de</strong>utet auf Fehler bei <strong>de</strong>r <strong>Brunstbeobachtung</strong> hin?<br />
Ein relativ hoher Prozentsatz <strong>de</strong>r Brunstzyklen ist nur 3 bis 17 Tage lang.<br />
Mehr als 5 - 10% <strong>de</strong>r Kühe wer<strong>de</strong>n 2 - 3 Tage nach <strong>de</strong>r Besamung "nachbesamt".<br />
Bei mehr als 10% <strong>de</strong>r Kühe beträgt <strong>de</strong>r Abstand zwischen zwei Besamungen 25 - 35 Tage.<br />
Einige Kühe kalben 3 - 6 Wochen vor <strong>de</strong>m erwarteten Termin ab (normale Kälber).