Fridolin Forelle erkundet den Neckar - VFG
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NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
„Von Fischen und Frachtern“<br />
Den <strong>Neckar</strong> erleben -<br />
Zusammenhänge erfahren<br />
<strong>Fridolin</strong> <strong>Forelle</strong> <strong>erkundet</strong> <strong>den</strong> <strong>Neckar</strong><br />
Eine Geschichte für Kinder zum Vorlesen oder Selberlesen nach dem Besuch eines Lernortes am <strong>Neckar</strong><br />
Im Schwenninger Moos, einem kleinen Moor im Schwarzwald, entspringt der <strong>Neckar</strong>. Und<br />
in diesem Fluss, ganz in der Nähe seines Ursprungs, lebt <strong>Fridolin</strong> <strong>Forelle</strong>. An einem schönen<br />
Frühlingsmorgen, als <strong>Fridolin</strong> gerade aufgewacht ist, sieht er einen glitzern<strong>den</strong> Gegenstand<br />
an der Wasseroberfläche treiben. Bei genauerem Hinsehen<br />
stellt er fest, dass es eine Flaschenpost ist. Für<br />
wen die wohl bestimmt ist?, fragt er sich. Dabei fällt<br />
ihm auf, dass er keine Ahnung hat, wohin das ganze<br />
Wasser des <strong>Neckar</strong>s überhaupt fließt. Er fragt Klara<br />
Kröte, Lise Libelle und Fred Frosch, aber sie alle können<br />
ihm nicht helfen. <strong>Fridolin</strong> erkennt, dass es nur einen<br />
Weg gibt, um das Geheimnis zu lüften: Er macht<br />
sich selbst auf die Reise, um zu erkun<strong>den</strong>, wohin der<br />
<strong>Neckar</strong> fließt.<br />
?<br />
Willst Du <strong>Fridolin</strong> <strong>Forelle</strong> auf seiner Reise<br />
begleiten? Dann erfährst auch Du, wohin<br />
das Wasser des <strong>Neckar</strong>s fließt und erlebst<br />
gemeinsam mit <strong>Fridolin</strong> viele Abenteuer.<br />
1
Nachdem der kleine Fluss seine Quellstadt Villingen-Schwenningen<br />
verlassen hat, plätschert er munter durch Wälder, Wiesen,<br />
Dörfer und kleine Städte. Hin und wieder begegnet <strong>Fridolin</strong><br />
spielen<strong>den</strong> Kindern am Ufer oder Menschen in Kanus oder<br />
Schlauchbooten.<br />
Nach einer Weile wird die Strömung plötzlich langsamer. Da sieht<br />
<strong>Fridolin</strong> auch schon <strong>den</strong> Grund dafür: Wenige Meter vor ihm verschwindet<br />
der Fluss in der Tiefe. Ob das ein Wasserfall ist?, fragt<br />
sich <strong>Fridolin</strong> gerade, als er eine Stimme hört: „He du da! Pass auf!<br />
Da vorne kommt ein Wehr.“ <strong>Fridolin</strong> blickt sich um und sieht einen Flusskrebs am Grund in<br />
der Nähe des Ufers sitzen. „Ich bin Ferdinand“, stellt dieser sich vor. „Mein Name ist <strong>Fridolin</strong>“,<br />
antwortet <strong>Fridolin</strong>. „Was ist ein Wehr?“ „Die Menschen erzeugen hier mit der Kraft des<br />
2
Flusses elektrischen Strom“, erklärt Ferdinand. „Sie stauen das Wasser mit dem Wehr auf.<br />
Von dort fällt es wie an einem Wasserfall herunter und treibt dabei eine Maschine an, die Turbine<br />
genannt wird und die die Kraft des Wassers in elektrischen Strom umwandelt. Diese Art<br />
der Stromerzeugung ist sehr umweltfreundlich. Am <strong>Neckar</strong> gibt es viele solcher Wasserkraftwerke.“<br />
„Das klingt ja toll!“, ruft <strong>Fridolin</strong> begeistert. Doch gleich wird er wieder nach<strong>den</strong>klich und<br />
fragt: „Aber wie komme ich <strong>den</strong>n nun weiter?“ „Das“, räumt Ferdinand ein, „ist ein Problem.<br />
Wir Flusstiere können nicht über die hohen Wehre klettern und auch die Turbinen sind sehr<br />
gefährlich, man darf auf keinen Fall hineinschwimmen. Aber zum Glück bauen die Menschen<br />
vor die Turbinen fast immer große Gitter, die sie Rechen nennen, und die die großen<br />
Fische daran hindern, in die Turbinen zu schwimmen. Außerdem gibt es meistens eine kleine<br />
Umleitung, durch die wir Tiere um die Kraftwerke und Wehre herum schwimmen können.<br />
Schau, der Bach, der hier abzweigt, ist auch eine solche Umleitung. Wenn Du dort entlang<br />
schwimmst, kommst Du weiter unten wieder in <strong>den</strong> Fluss.“ Hoffentlich hat die Flaschenpost<br />
diesen Weg auch gefun<strong>den</strong>, <strong>den</strong>kt <strong>Fridolin</strong> und verabschiedet sich von Ferdinand. Und<br />
tatsächlich führt ihn das schmale Bächlein unterhalb des Wasserkraftwerks wieder in <strong>den</strong><br />
<strong>Neckar</strong>.<br />
3
Froh, dass Ferdinand ihm <strong>den</strong> Weg gezeigt hat und er seine Reise noch nicht been<strong>den</strong> muss,<br />
schwimmt <strong>Fridolin</strong> weiter. Langsam verändert sich die Umgebung. <strong>Fridolin</strong> sieht entlang des<br />
Flusses mehr Häuser und auch Fabriken. Der Fluss wird immer breiter und fließt langsamer.<br />
Am Ufer wachsen weniger Pflanzen, dafür sieht <strong>Fridolin</strong> viel mehr Beton und Steine.<br />
Auf einmal hört <strong>Fridolin</strong> ein lautes Geräusch. Er schaut sich um und sieht, wie ein riesiger<br />
Kasten aus Metall, ungefähr so groß wie ein ganzes Haus, auf ihn zukommt. <strong>Fridolin</strong> muss<br />
sich anstrengen, um gegen die Wellen anzukommen, die das große Ding vor sich herschiebt<br />
und schafft es gerade noch zum Ufer, bevor der Koloss vorbeidröhnt.<br />
Dort trifft er auf ein paar andere Fische. Ein dicker Karpfen schaut ihn ungläubig an und<br />
fragt: „Hast Du etwa noch nie ein Binnenschiff gesehen, Kleiner? Wo kommst Du <strong>den</strong>n her?<br />
Ich bin übrigens Karl Karpfen.“ “Da, wo ich herkomme, gibt es keine solchen Riesen“, antwortet<br />
<strong>Fridolin</strong>. „Das ist kein Riese, sondern ein Schiff“, erklärt Karl. „Damit transportieren<br />
die Menschen Getreide, Kohle, Autoteile, Computer und vieles mehr auf dem Fluss.“ „Ich<br />
dachte, dafür haben sie Lastwagen und Eisenbahnen?“, sagt <strong>Fridolin</strong>. „Ja, aber ein einziges<br />
Binnenschiff kann 100 Mal so viel transportieren wie ein Lastwagen und 75 Mal so viel wie<br />
ein Eisenbahnwaggon. Auf dem Fluss gibt es keinen Stau und nur ganz selten Unfälle. Und<br />
4
Das ist der Hafen in Stuttgart. Hier wird<br />
gerade ein großes Schiff mit Containern<br />
bela<strong>den</strong>, in <strong>den</strong>en sich die verschie<strong>den</strong>sten<br />
Dinge befin<strong>den</strong> können.<br />
außerdem verbraucht ein Binnenschiff viel weniger Energie als die Eisenbahn oder ein Lastwagen,<br />
um die gleiche Menge an Sachen zu transportieren. Das heißt es ist billiger und besser<br />
für die Umwelt.“ „Warum fahren dann nicht auf dem ganzen Fluss Schiffe?“, fragt <strong>Fridolin</strong>.<br />
„Am Anfang ist der Fluss zu schmal, zu flach und zu kurvenreich für so große Schiffe. Um<br />
mit ihren Schiffen fahren zu können, haben die Menschen <strong>den</strong> <strong>Neckar</strong> ausgebaut, sie haben<br />
ihn begradigt und seine Ufer befestigt.“ „Stimmt“, sagt <strong>Fridolin</strong>. „Mir ist auch schon aufgefallen,<br />
dass es hier sehr viel weniger Pflanzen und Tiere, dafür aber mehr Steine und Beton gibt<br />
als bei mir zuhause.“ „Dies hier ist übrigens der erste der vier Häfen, die es am <strong>Neckar</strong> gibt“,<br />
erklärt Karl. „Hier wer<strong>den</strong> die Schiffe be- und entla<strong>den</strong> und hier endet und beginnt ihre Reise<br />
auf dem <strong>Neckar</strong>.“ „Wenn ich also <strong>den</strong> Schiffen folge, erfahre ich endlich, wohin der Fluss<br />
führt!“, freut sich <strong>Fridolin</strong> und verabschiedet sich schnell von dem dicken Karpfen, um dem<br />
großen Schiff hinterher zu schwimmen.<br />
5
Bald hat <strong>Fridolin</strong> das Schiff eingeholt und lässt<br />
sich neben ihm mit der Strömung treiben.<br />
Plötzlich steuert das Schiff in ein riesiges Becken<br />
aus Beton. <strong>Fridolin</strong> will umkehren, um wieder<br />
aus dem Becken herauszuschwimmen, aber es ist<br />
bereits zu spät: Die Tore des Beckens haben sich<br />
schon hinter ihm geschlossen. Zu allem Überfluss<br />
beginnt nun auch noch der Wasserspiegel<br />
zu sinken!<br />
Da hört er plötzlich eine vertraute Stimme.<br />
„Keine Sorge, Kleiner“, sagt der dicke Karpfen,<br />
der offenbar auch dem Schiff gefolgt ist und<br />
<strong>Fridolin</strong>s Unruhe bemerkt hat. „Das ist nur eine<br />
Schleuse, die Tore öffnen sich bald wieder.“<br />
„Was ist eine Schleuse?“, will <strong>Fridolin</strong> wissen.<br />
„Das ist eine Art Aufzug für Schiffe“, erklärt<br />
Karl. „Die Menschen stauen <strong>den</strong> Fluss mit<br />
großen Wehren auf, damit das Wasser immer<br />
tief genug für die großen Schiffe bleibt. Dort, wo<br />
auf dem <strong>Neckar</strong> Schiffe fahren, gibt es 27 solcher<br />
großen Wehre.<br />
Da Schiffe aber keine Treppen steigen können,<br />
brauchen sie die Schleusen. Die funktionieren<br />
so: Das Schiff ist von oben in die Schleusenkammer<br />
hineingefahren. Diese Kammer kannst Du<br />
Dir vorstellen wir eine riesige Badewanne für<br />
Schiffe. Aus dieser Badewanne wird nun Wasser<br />
abgelassen, bis der Wasserstand gleich hoch ist,<br />
wie im Fluss unterhalb des Wehres. Dann wer<strong>den</strong><br />
die Tore auf der anderen Seite der Schleuse<br />
geöffnet und das Schiff kann weiterfahren.“<br />
Und tatsächlich, kaum hat Karl ausgesprochen,<br />
hört der Wasserstand auf zu sinken und kurz<br />
darauf öffnen sich die Tore am anderen Ende der<br />
Schleusenkammer.<br />
6<br />
Hier siehst Du, wie gerade ein Schiff in eine<br />
Schleuse hineinfährt.<br />
Die Schleuse - ein Aufzug für Schiffe<br />
Das Schiff fährt in die Schleusenkammer hinein<br />
wie in eine große Badewanne und die Tore wer<strong>den</strong><br />
geschlossen.<br />
Aus der Kammer fließt Wasser ab, bis der Wasserstand<br />
hier gleich hoch ist wie unterhalb des<br />
Wehres.<br />
Danach kann das Schiff weiterfahren.
Erleichtert verabschiedet sich <strong>Fridolin</strong> von Karl und beeilt sich, aus der Schleusenkammer zu<br />
kommen. Auch wenn er nun verstan<strong>den</strong> hat, wozu die Schleuse gebraucht wird, ist sie ihm<br />
doch ein wenig unheimlich.<br />
Doch <strong>Fridolin</strong> hat seinen Schreck schnell überwun<strong>den</strong> und schwimmt fröhlich und abenteuer-<br />
lustig weiter. Die meiste Zeit fließt der <strong>Neckar</strong> nun sehr langsam zwischen betonierten Ufern<br />
dahin. Immer wieder sieht <strong>Fridolin</strong> runde Betonrohre in <strong>den</strong> Fluss mün<strong>den</strong> und fragt sich,<br />
woher das Wasser wohl kommen mag, das sie in <strong>den</strong> <strong>Neckar</strong> leiten. Gerade kommt er wieder<br />
an einem besonders dicken Rohr vorbei, als ihm ein merkwürdiger Geruch in die Nase steigt.<br />
„Igittigitt!“, ruft er laut. „Was kommt <strong>den</strong>n da bloß aus dem Rohr? Das stinkt ja fürchterlich!“<br />
„Du solltest mal daran riechen, bevor es durch die Kläranlage geflossen ist!“, ruft ihm da jemand<br />
vom Ufer aus zu. <strong>Fridolin</strong> sieht sich verwundert um und entdeckt eine kleine graue<br />
Ratte am Ufer sitzen. „Guten Tag“, sagt die Ratte. „Ich bin Rüdiger. Manchmal übernachte<br />
ich in der Kanalisation, in der das verbrauchte und dreckige Wasser der Menschen aus ihren<br />
Häusern zur Kläranlage fließt. Deshalb weiß ich genau, was dort mit dem Wasser passiert.<br />
Wenn Du willst, erkläre ich es Dir.“ „Au ja“, sagt <strong>Fridolin</strong> und macht es sich so nah wie möglich<br />
am Ufer bequem. “Jeder Mensch verbraucht am Tag ungefähr 120 Liter Wasser“, erzählt<br />
7
Rüdiger. „Das ist mehr als eine halbe Badewanne voll. Das verbrauchte und verschmutzte<br />
Wasser kommt über die Abwasserleitung zur Kläranlage. Dort wird mit einem großen Rechen<br />
der grobe Schmutz und Müll abgefangen, bevor das Abwasser in <strong>den</strong> Sandfang gelangt. In<br />
diesem Becken fließt das Wasser langsamer, und Sand und Kies setzen sich auf dem Bo<strong>den</strong> ab.<br />
Noch langsamer fließt das Wasser dann im Vorklärbecken, wo sich feine Schmutzteilchen am<br />
Bo<strong>den</strong> und leichte Stoffe, wie zum Beispiel Öl, an der Wasseroberfläche sammeln und vom<br />
Wasser abgetrennt wer<strong>den</strong>. Anschließend kommt das Wasser in ein Becken, in dem unzählig<br />
viele klitzekleine Tierchen leben, die sich von dem im Wasser verbliebenen Schmutz ernähren.<br />
Damit diese Tierchen atmen und arbeiten können, wird ständig Luft in das Becken geblasen.<br />
Jetzt ist das Wasser sauber genug, um in <strong>den</strong> Fluss entlassen zu wer<strong>den</strong>. Den aus dem<br />
Abwasser entfernten Schmutz lagern die Menschen in riesigen Faultürmen, wo er – wie der<br />
Name schon sagt – vor sich hin fault. Das dabei entstehende Gas wird dann verbrannt und in<br />
Strom umgewandelt, der Schlamm wird getrocknet und verbrannt.“ <strong>Fridolin</strong> ist beeindruckt.<br />
Aber zugleich ist er auch besorgt. „Mehr als eine halbe Badewanne voll Wasser pro Tag? Das<br />
ist ganz schön viel!“ „Genau“, stimmt Rüdiger zu. „Außerdem werfen leider viele Menschen<br />
Dinge ins Klo, die nicht hineingehören, zum Beispiel Windeln oder kaputte Stofftiere. Auch<br />
Farbreste, Pinselreiniger, Nagellack oder Altöl gehören nicht ins Abwasser sondern, in <strong>den</strong><br />
Sondermüll. Obwohl die Menschen so gute und leistungsfähige Kläranlagen entwickelt haben,<br />
sollten sie trotzdem versuchen, Wasser zu sparen und weniger umweltschädliche Putz- und<br />
Waschmittel und Müll ins Wasser zu kippen. Denn schließlich wollen sie ja auch schöne, saubere<br />
Bäche und Flüsse haben.“ „Na dann hoffe ich, dass die Menschen das auch wissen,“ sagt<br />
8
<strong>Fridolin</strong>, verabschiedet sich von Rüdiger und macht sich wieder auf <strong>den</strong> Weg, <strong>den</strong>n er weiß ja<br />
immer noch nicht, wohin der <strong>Neckar</strong> führt.<br />
Inzwischen hat es heftig zu regnen begonnen und es sieht nicht danach aus, als ob es bald<br />
wieder aufhören würde. Zuerst macht sich <strong>Fridolin</strong> keine Gedanken und schwimmt einfach<br />
weiter, aber nach einigen Stun<strong>den</strong> bemerkt er, wie das Wasser ansteigt und die Strömung<br />
immer stärker wird. Der <strong>Neckar</strong> wird zum reißen<strong>den</strong> Strom. Bald reicht <strong>Fridolin</strong>s Kraft nicht<br />
mehr aus, um sich gegen die Wassermassen zu behaupten und er wird von der Strömung<br />
einfach mitgerissen. <strong>Fridolin</strong> muss zwar keine Angst haben, zu ertrinken, weil er ja ein Fisch<br />
ist, aber ihm wird von dem Geschaukel gehörig schlecht und er bekommt ein bisschen Bauchschmerzen.<br />
Doch irgendwann lässt der Regen endlich nach und der Fluss wird ruhiger. Als<br />
<strong>Fridolin</strong> sich wieder etwas beruhigt hat, schaut er sich um und staunt nicht schlecht. Der<br />
<strong>Neckar</strong> hat sich sehr verändert. Der Fluss ist nicht mehr so breit wie zuvor, am Ufer wachsen<br />
zahlreiche Pflanzen, hin und wieder schaut eine kleine Kiesinsel aus dem Wasser. Es gibt<br />
Stellen mit tiefem und mit flachem Wasser, hier sprudelt das Wasser schnell vor sich hin, dort<br />
steht es ganz still, es gibt Wasserpflanzen und Steine. <strong>Fridolin</strong> sieht auch wieder viel mehr<br />
Tiere: zahlreiche andere Fische, kleine Krebse und Insektenlarven. Libellen ziehen über der<br />
Wasseroberfläche ihre Kreise und im Uferbereich sind einige Enten auf Futtersuche. Dieser<br />
Ort erinnert ihn beinahe an zuhause. „Bin ich jetzt im Paradies?“, murmelt <strong>Fridolin</strong> verblüfft<br />
vor sich hin. „Schön hier, nicht wahr?“ <strong>Fridolin</strong> erschrickt zuerst, als er <strong>den</strong> jungen Hecht zwischen<br />
einigen Wasserpflanzen hervorschauen sieht. „Mein Name ist Horst“, sagt der Hecht<br />
freundlich. „Du bist vom Hochwasser in <strong>den</strong> Altarm gespült wor<strong>den</strong>. Früher sah der <strong>Neckar</strong><br />
9
überall so aus. Doch dann haben die Menschen angefangen, <strong>den</strong> Fluss auszubauen und zu<br />
begradigen, um mehr Platz für Ihre Städte und Dörfer zu haben und um mit ihren großen<br />
Schiffen fahren zu können. Dabei haben sehr viele Tiere ihr Zuhause verloren. Doch an einigen<br />
Stellen, so wie hier, haben sie <strong>den</strong> alten Flusslauf erhalten und ein Naturschutzgebiet<br />
daraus gemacht. Hier bauen sie keine Häuser an die Ufer, leiten keine Abwässer ein und<br />
lassen dem Fluss freien Lauf. Solche Orte sind sehr wertvoll für uns Fische, für Wasservögel,<br />
Insekten und ihre Larven und alle anderen Tiere, die im oder am Fluss leben. Hier fin<strong>den</strong> wir<br />
alle genügend Nahrung und können uns hinter Steinen oder zwischen Pflanzen verstecken.“<br />
„Ja, es ist wunderschön hier“, sagt <strong>Fridolin</strong>, der sich noch immer ungläubig umschaut. „Und<br />
warum tun die Menschen das?“ „Die Menschen freuen sich natürlich auch über einen schönen<br />
und natürlichen Fluss, an dem sie spazieren gehen und sich erholen können und wo ihre Kinder<br />
am flachen Ufer spielen können. Außerdem bietet die Flussaue, so nennt man die nähere<br />
Umgebung des Flusses, einen guten Schutz vor Hochwasser. Wenn es so viel regnet, wie du<br />
es auch heute erlebt hast, fließen plötzlich riesige Mengen Wasser <strong>den</strong> <strong>Neckar</strong> hinab. Dann ist<br />
der Fluss natürlich zu klein für so viel Wasser und er tritt an vielen Stellen über seine Ufer.<br />
Dabei kann er in <strong>den</strong> Städten der Menschen große Schä<strong>den</strong> an Straßen, Häusern oder Brücken<br />
anrichten. Hier, wo keine Häuser am Ufer stehen, hat der Fluss Platz, und <strong>den</strong> Wiesen machen<br />
die Überschwemmungen nichts aus. In der nächsten Stadt kommt dann nicht mehr ganz<br />
so viel Wasser an.“ <strong>Fridolin</strong> beschließt, noch ein wenig an diesem wundervollen Ort zu bleiben,<br />
doch schließlich treibt ihn die Neugier weiter. Er verabschiedet sich schweren Herzens<br />
von Horst und dem wunderschönen Altarm und macht sich wieder auf <strong>den</strong> Weg.<br />
Hier siehst Du, wie der ausgebaute Teil des <strong>Neckar</strong>s<br />
aussieht, auf dem Schiffe fahren können.<br />
10<br />
Und hier siehst Du einen solchen Altarm, wie der,<br />
in dem <strong>Fridolin</strong> Horst Hecht getroffen hat.
Nach kurzer Zeit gelangt <strong>Fridolin</strong><br />
wieder zurück in <strong>den</strong> ausgebauten<br />
<strong>Neckar</strong>. Der Fluss wird nun immer<br />
breiter und <strong>Fridolin</strong> begegnet<br />
viel mehr Schiffen. Doch er spürt<br />
noch eine weitere Veränderung: Das<br />
Wasser ist wärmer gewor<strong>den</strong> und schon<br />
seit einiger Zeit fällt ihm das Atmen immer<br />
schwerer. Wegen der immer langsamer wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Strömung ist auch immer weniger<br />
Sauerstoff im Wasser und das ist nicht gut für eine <strong>Forelle</strong>, die eigentlich im kalten, schnell<br />
fließen<strong>den</strong> Wasser zuhause ist. Doch <strong>Fridolin</strong> ist viel zu aufgeregt, als dass ihn das warme,<br />
sauerstoffarme Wasser stört. Er spürt, dass er dem Ende seiner Reise nahe ist. „Ob ich jetzt<br />
wohl gleich ans Meer komme?“, murmelt er vor sich hin. „Das Meer? Das ist noch sehr weit<br />
weg!“ <strong>Fridolin</strong> entdeckt neben sich einen Aal. „Hallo“, sagt dieser. „Ich bin Alfred. Ich bin auf<br />
dem Weg zum Meer, um dort eine Frau zu fin<strong>den</strong>, aber das ist noch ein sehr weiter Weg. Hier<br />
in Mannheim mündet der <strong>Neckar</strong> in <strong>den</strong> Rhein. Das ist ein noch größerer Fluss, der dann<br />
nach vielen, vielen Kilometern in die Nordsee fließt“, erklärt Alfred und schlängelt sich eilig<br />
weiter.<br />
<strong>Fridolin</strong> freut sich sehr, dass er nun endlich weiß, wohin der <strong>Neckar</strong> fließt. Die Flaschenpost<br />
wird also über <strong>den</strong> Rhein bis in die Nordsee treiben. Und dort wird sie vielleicht ein richtiger<br />
Piratenkapitän fin<strong>den</strong>! Doch noch viel mehr freut sich <strong>Fridolin</strong> darüber, dass er nun wieder<br />
nach Hause kann. Denn dort, wo der <strong>Neckar</strong> seine weite Reise beginnt, fühlt sich eine <strong>Forelle</strong><br />
wohler, als hier in dem warmen Wasser und zwischen all <strong>den</strong> großen Schiffen. Und so macht<br />
sich <strong>Fridolin</strong> <strong>Forelle</strong> fröhlich auf <strong>den</strong> weiten Rückweg.<br />
Nun weißt auch Du, wohin der <strong>Neckar</strong> fließt und was es auf seinem Weg alles zu erleben gibt.<br />
Nachdem die Menschen <strong>den</strong> Fluss ausgebaut und begradigt hatten, war er für die dort leben<strong>den</strong> Tiere<br />
sehr ungemütlich gewor<strong>den</strong>. Früher war das Wasser im <strong>Neckar</strong> sogar so dreckig, dass fast keine Fische<br />
mehr darin leben konnten! Aber zum Glück haben die Menschen dazugelernt: Sie haben Kläranlagen<br />
gebaut und das Wasser ist wieder viel sauberer gewor<strong>den</strong>. Außerdem hat man angefangen, <strong>den</strong> Fluss<br />
umzubauen. Die Fische sollen nicht mehr von Hindernissen aufgehalten wer<strong>den</strong> und an <strong>den</strong> Ufern soll<br />
es noch mehr solcher schönen Orte geben, wie das Zuhause von Horst Hecht. Nur wenn das Wasser<br />
des <strong>Neckar</strong>s sauber bleibt und weniger Ufer mit Beton zugebaut wer<strong>den</strong>, fühlen sich <strong>Fridolin</strong> und seine<br />
Freunde wohl.<br />
11
12<br />
AM IM UM<br />
<strong>Fridolin</strong> ist natürlich viel zu schlau, als dass er<br />
an der Angel anbeißen würde. Doch welcher<br />
Haken ist überhaupt mit der Angelrute verbun<strong>den</strong>?<br />
Er verrät dir die ersten bei<strong>den</strong> Buchstabe<br />
des Lösungssatzes.<br />
3<br />
1<br />
Wenn du bei <strong>Fridolin</strong>s Geschichte gut aufgepasst hast, kannst<br />
du diese drei Fragen sicher beantworten. Die Buchstaben hinter<br />
<strong>den</strong> Antworten verraten dir <strong>den</strong> Rest des Lösungssatzes.<br />
1) Wo wohnt Horst<br />
Hecht?<br />
a) Kanalisation<br />
b) Altarm<br />
c) See<br />
Lösung:<br />
1<br />
D<br />
L<br />
I<br />
2<br />
2) Wie nennt man einen<br />
Aufzug für Schiffe?<br />
a) Wehr<br />
b) Schiffsaufzug<br />
c) Schleuse<br />
CK<br />
KL<br />
RE<br />
AR<br />
NE CH<br />
FE<br />
HH AS<br />
TW IS<br />
Nur die Puzzleteile mit Tieren, die im<br />
2<br />
<strong>Neckar</strong> leben, passen zusammen. Ordne<br />
sie in der richtigen Reihenfolge und trage die<br />
Buchstaben unten ein. Die Pfeile zeigen dir die<br />
möglichen Start- und Endteile.<br />
3) In welchen Fluss<br />
mündet der <strong>Neckar</strong>?<br />
a) Rhein<br />
b) Donau<br />
c) Main<br />
Noch mehr Rätsel, Spielideen und die Ausmalbilder von <strong>Fridolin</strong> und seinen<br />
Freun<strong>den</strong> findest Du im Internet unter www.fische-frachter.de.<br />
E<br />
S<br />
O<br />
3<br />
!<br />
S<br />
T<br />
R<br />
Impressum<br />
Gestaltung und Satz:<br />
FF<br />
Büro am Fluss e.V.<br />
Schillerstraße 27<br />
73240 Wendlingen am <strong>Neckar</strong><br />
Telefon: 07024/9670630<br />
Email: kontakt@fische-frachter.de<br />
Das Projekt „Von Fischen und Frachtern“<br />
ist eine Initiative im Rahmen der Nach-<br />
haltigkeitsstrategie des Landes Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg und wird getragen von der<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des<br />
Bundes und dem Ministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz und Verkehr Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg.<br />
Internet: www.fische-frachter.de<br />
Bildnachweis:<br />
Seiten 3 und 4: Schiff: Wasser- und Schiff-<br />
fahrtsverwaltung WSV (www.schifffahrts<br />
schule.wsv.de); Seite 6: Deutsche Vereinigung<br />
für Wasserwirtschaft, Abwasser und<br />
Abfall e.V. DWA; Seite 7: Reiher: WSV; alle<br />
übrigen Bilder: Büro am Fluss e.V.<br />
Lösung des Rätsels: Am <strong>Neckar</strong> ist was los!<br />
(Tiere in Rätsel 2 (von links oben nach rechts unten):<br />
Hai, <strong>Forelle</strong>, Qualle, Köcherfliegenlarve, Delfin, Regenwurm,<br />
Libellenlarve, Seestern, Bachflohkrebs, Seepferdchen,<br />
Flussmuschel, Kaulquappe)