Drau töchter - Villach
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Erhaltung der Schule zur Verfügung stellte. 46 Mit dem Bau der neuen Schule kehrte<br />
die Mädchenbildung zu ihren Wurzeln zurück, denn das Gebäude wurde auf dem<br />
Platz des 1894 abgetragenen Minoritenklosters erbaut – der ehemaligen Wirkstätte<br />
der Versammelten Jungfrauen. Die Anzahl der Schülerinnen wuchs kontinuierlich.<br />
Mit dem Schuljahr 1909/10 wurden Mädchenvolks- und Bürgerschule räumlich<br />
getrennt und die Bürgerschule übersiedelte unter der Leitung von Anna Spörl in die<br />
Richard-Wagner-Straße. Am 5. Oktober 1910 erfolgte die Eröffnung einer weiteren<br />
Mädchenvolksschule in Lind unter der Leitung von Marie Olsacher.<br />
Der Kampf um Matura und Studium<br />
Der weibliche Zugang zu einer höheren Bildung blieb ein zähes Ringen und vorerst<br />
weitgehend ein Privatvergnügen. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden an vielen<br />
Orten sogenannte „Höhere Töchterschulen“ oder Mädchen-Lyzeen, die auf privater<br />
Basis in erster Linie zur besseren Vorbereitung bürgerlicher Mädchen auf ein Leben<br />
als zukünftige „Dame des Hauses“ dienten oder auf das Lehrerinnenamt vorbereiteten.<br />
Während sich eine solche Schule in Klagenfurt längerfristig etablieren konnte,<br />
existierte eine Höhere Töchterschule in <strong>Villach</strong> zu Beginn der 1880er Jahre nur zwei<br />
Jahre als Privatschule. 47<br />
Theoretisch waren Frauen in Österreich zwar seit 1872 zur Matura zugelassen,<br />
faktisch hatten sie jedoch kaum Möglichkeiten, diese auch zu realisieren. 1892<br />
wurde, nach langem Widerstand des Unterrichtsministeriums, in Wien das erste<br />
Mädchengymnasium eingerichtet – zu einem Zeitpunkt, als in Österreich bereits<br />
siebenundsiebzig Knabengymnasien existierten. In <strong>Villach</strong> hatte 1869/70 das Peraugymnasium<br />
seine Pforten für dreiunddreißig männliche Schüler geöffnet, den<br />
Mädchen blieben die Türen weiterhin verschlossen. Erst ab dem Schuljahr 1909/10<br />
bequemte man sich hier zu einer Lösung, die allerdings die Mädchen nach wie vor<br />
stark benachteiligte:<br />
„Auch die Pforten dieses Minervatempels haben sich in Kärnten […] den Frauen<br />
geöffnet, und zwar wird dieses Studium derzeit auf folgende Weise ermöglicht: Da<br />
sich weder in Klagenfurt noch <strong>Villach</strong> an den Sitzen der Knabengymnasien auch<br />
solche speciell für Mädchen befinden, so hat die Elevin dieses Studiums zwar das<br />
vorgeschriebene Schulgeld für solche Anstalten zu entrichten, nimmt sich jedoch<br />
den vorgeschriebenen Unterricht für solche Classen zuhause privat. Alle Halbjahre<br />
erlegt diese externe Frequentantin die Prüfungstaxe, legt die Prüfung ab und erhält<br />
dann ein staatsgiltiges Zeugnis. Den Schlusspunkt dieses Studienganges bildet die<br />
Matura […].“ 48<br />
Erst mit der Verfassung der Ersten Republik erhielten Mädchen das Recht, ein<br />
Gymnasium als reguläre Schülerinnen zu besuchen. Im Schuljahr 1919/20 verzeichnete<br />
das Peraugymnasium bereits zweiundsechzig Schülerinnen, zehn Jahre später<br />
war die Anzahl der Mädchen bei einer GesamtschülerInnenzahl von 464 auf 148<br />
angestiegen. 49 1929 kam es zur Gründung der ersten reinen Mädchenklasse. Die<br />
1919 geborene Irmtraud Kintzi war eines der Mädchen, die diese Klasse bis zur<br />
Matura besuchten:<br />
„In St. Martin bin ich Volksschule gegangen und im Jahre 1929 bin ich dann aufs<br />
Peraugymnasium gekommen, dort hast eine Aufnahmeprüfung machen müssen.<br />
Oder du hast ein Jahr lang eine Vorbereitungsklasse machen müssen, dann ist<br />
man ohne Aufnahmeprüfung aufs Gymnasium gekommen. Hast aber dann ein<br />
Jahr länger gehabt. Wir waren im Jahre 1929 – da war ja in <strong>Villach</strong> nur das Perau-