Christian Lang - VSZ
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SEITE 14 B E R E G N U N G dzz NR. 3 – APRIL 2010<br />
Zuckerrüben<br />
beregnen lohnt sich!<br />
Ertrag und Qualität sichern<br />
Dr. <strong>Christian</strong> <strong>Lang</strong> ist Geschäftsführer<br />
des Verbandes Hessisch-Pfälzischer<br />
Zuckerrübenanbauer, Worms.<br />
Im Bereich der süddeutschen Zuckerwirtschaft<br />
gibt es einige Regionen<br />
mit ausgeprägter Sommertrockenheit<br />
und hohen Tagestemperaturen.<br />
Ertrag und Qualität aller landwirtschaftlichen<br />
Kulturen werden dadurch<br />
mehr oder weniger beeinträchtigt.<br />
Dabei ist die Zuckerrübe in der<br />
Lage, durch Blattneubildung und<br />
Wachstum im Herbst diese Ertragsminderungen<br />
teilweise auszugleichen.<br />
Allerdings ist nicht auf allen<br />
Standorten Bewässerung möglich,<br />
und die Konkurrenz um Wasser bzw.<br />
verfügbare Technik steigt. Damit<br />
sind viele Aspekte bei einem rentablen<br />
Einsatz der Bewässerung zu beachten.<br />
■ Trockentolerante Sorten?<br />
Sorten mit einer besseren Toleranz<br />
gegenüber Trockenheit könnten für<br />
Standorte mit temporärem Wasser-<br />
mangel von Vorteil sein. Vor diesem<br />
Hintergrund wurde ein dreijähriges<br />
Versuchsvorhaben konzipiert, in<br />
dem der Einfluss eines variierten<br />
Wasserangebots auf Ertrag und Qualität<br />
verschiedener Zuckerrübensorten<br />
bzw. Genotypen untersucht wurde.<br />
In Zusammenarbeit mit drei Züchtungsunternehmen<br />
KWS, Syngenta<br />
und Strube sowie der ARGE Zeitz<br />
wurde ein zweifaktorieller Versuch<br />
auf fünf (2004), sechs (2005) bzw.<br />
vier (2006) Standorten in Deutschland<br />
angelegt. Dabei wurden neun<br />
Sorten ohne und mit Bewässerung in<br />
jeweils vier bzw. sechs Wiederholungen<br />
geprüft.<br />
Neben allgemein im Anbau befindlichen<br />
Sorten waren dies auch verschiedene<br />
Genotypen, von denen ein<br />
verstärktes Toleranzverhalten gegenüber<br />
Stresssituationen erwartet wurde.<br />
Dargestellt werden Ergebnisse<br />
aus drei Versuchsjahren.<br />
■ Trockentoleranz als<br />
zukünftiges Kriterium<br />
der Sortenwahl?<br />
Im Sommer wurde ein Teil der Varianten<br />
bei Trockenheit mehrmals<br />
künstlich bewässert und damit deutliche<br />
positive Ertragseffekte erzielt.<br />
Nur auf Versuchsstandorten, bei denen<br />
eine deutliche Ertragsminderung<br />
durch unterlassene Beregnung auftritt,<br />
kann auch tatsächlich die Trockentoleranz<br />
der Genotypen beurteilt<br />
werden. Das war an acht Standorten<br />
der Fall, die die Basis für die<br />
Auswertung bilden.<br />
Als Trockentoleranz wird der relative<br />
Verlust an bereinigtem Zuckerertrag<br />
Die nutzbare Feldkapazität (in mm Wasser für eine bestimmte Bodentiefe)<br />
und die Fähigkeit des Bodens Wasser nachzuliefern hängen von Bodeneigenschaften<br />
und Bodentiefe ab. Während das maximale Wasserhaltevermögen<br />
die Feldkapazität (FK) darstellt, ist die nutzbare Feldkapazität (nFK) das pflanzenverfügbare<br />
Wasser im Boden.<br />
Obwohl die Pflanzenarten ein unterschiedliches Vermögen zur Wasseraneignung<br />
besitzen, gibt es für alle Pflanzen vergleichbare Regeln. Bei unter 30 %<br />
nFK steht die Pflanze unter massivem Wasserstress. Bei 50-80 % ist das Wasserangebot<br />
optimal, darüber hinaus kann Überversorgung oder Sauerstoffmangel<br />
auftreten. Gemüse fordert eine recht gleichmäßige Versorgung nicht<br />
unter 70-75 % nFK im Oberboden. Bei der Rübe kann dagegen die Bodenfeuchte<br />
auf Werte von 50-55 nFK absinken. Durch die Bewässerung ist der Vorrat<br />
dann auf 80 % aufzufüllen.<br />
Während sandiger Lehm bis 60 cm Bodentiefe nur 66-104 mm Wasserhaltevermögen<br />
(nFK) besitzt, kann Lehm bereits 160-300 mm Wasser (nFK) speichern.<br />
Zur Durchfeuchtung auf 80 % nFK eines Sandbodens benötigt man daher<br />
je 10 cm nur 4 mm, für einen sandigen Lehm schon ca. 6,3 mm Beregnungswasser.<br />
Daher muss ein Sandboden wesentlich öfter beregnet werden<br />
als ein Lehm-Standort. Trotzdem tritt Wasserstress dort häufiger auf und beeinflusst<br />
Qualität und Ertrag. Auf Lehmböden kann die Beregnung seltener<br />
und mit höheren Mengen eingesetzt werden. Das vermindert Kosten und Pilzdruck.<br />
Ab Ende August sollten allerdings nur noch kleinere Regengaben erfolgen,<br />
um die Erntearbeit nicht negativ zu beeinflussen.<br />
An einem Tag können dann je nach Luftfeuchte und Temperatur ca. 3-6 mm<br />
Wasser verbraucht werden.<br />
bei limitierter Wasserversorgung<br />
(Trockenheit) dargestellt. Er errechnet<br />
sich aus dem BZE „ohne Beregnung“<br />
im Vergleich zu „mit Beregnung“.<br />
100 % ist dabei das Mittel der<br />
Verrechnungssorten mit Beregnung.<br />
■ Wasser als Ertragsund<br />
Qualitätsfaktor<br />
Im Sommer wurden die beregneten<br />
Varianten bei Trockenheit künstlich<br />
bewässert. In den beregneten Varianten<br />
war die Pflanzenentwicklung<br />
konstant, während die Rüben in den<br />
unberegneten Parzellen deutliche<br />
Blattverluste zeigten.<br />
■ Betriebliche Optimierung<br />
Der Einsatz der teuren Bewässerungsmaschinen<br />
muss trotz der Wirtschaftlichkeit<br />
im Rübenanbau genau<br />
überlegt werden. Kartoffeln, Zwiebeln<br />
oder andere Gemüsearten sind<br />
doch sehr viel empfindlicher bezüglich<br />
fehlender Wasserversorgung.<br />
Viele Kulturen stellen bei Trockenheit<br />
den Zuwachs endgültig oder zumindest<br />
qualitätswirksam ein, während<br />
die Zuckerrübe auch später ungehindert<br />
weiterwächst. Die Zuckerrübe<br />
verbraucht für 1 kg Trockenmasse<br />
nur 200 l, während beispielsweise<br />
Getreide ca. 300 l/kg TM benötigt.<br />
Daraus ergibt sich auch die<br />
Überlegenheit im Energieertrag je<br />
Hektar. Andererseits sind die Bewässerungskulturen<br />
außerhalb der Rübe<br />
oft auch nur in der Lage, das Wasser<br />
in flacheren Bodentiefen aufzunehmen.<br />
Trockenheit im Oberboden bei<br />
Gemüse oder Kartoffeln wirkt daher<br />
katastrophal und kann die ganze Ernte<br />
oder zumindest deren Qualität<br />
vernichten. Betriebe mit solchen Kulturen<br />
haben eine eindeutige Reihenfolge<br />
der Beregnungsplanung.<br />
Anders bei der Zuckerrübe: Sie<br />
wächst immer so lange und immer<br />
wieder, wenn Wasser und Nährstoffe<br />
vorhanden sind und die Temperatur<br />
es noch zulässt. Bestes Beispiel dafür<br />
sind die enormen Ertragszuwächse<br />
im Herbst. Die Rübe nimmt es nicht<br />
so sehr übel, wenn sie reichlich Wasser<br />
etwas früher oder später abweichend<br />
vom Optimum erhält. Wichtig<br />
ist allerdings, dass der zuckerzehrende<br />
Abbau von Blattmasse möglichst<br />
noch vermieden wird.<br />
Bis heute haben sich im Zuckerrübenanbau<br />
kaum Methoden der exakten<br />
Beregnungssteuerung z.B. über<br />
Tensiometer oder Gipsblöcke, die im<br />
Boden versenkt werden, durchgesetzt.<br />
Dafür bietet die Zuckerrübe<br />
eine zu große Flexibilität bei der Bewässerung,<br />
und die Messmethoden<br />
verursachen hohe Arbeitskosten und<br />
verlangen Spezialwissen. In Versuchen<br />
mit Winter- und Sommerrüben<br />
sammeln wir derzeit Erfahrungen<br />
mit Watermarksensoren, die eine<br />
Weiterentwicklung der Gipsblöcke<br />
darstellen. Solch aufwändige Verfahren<br />
sind jedoch aktuell noch empfindlichen<br />
Sonderkulturen und speziellen<br />
Fragestellungen vorbehalten.<br />
Sinnvoll sind dagegen immer Investitionen<br />
in eine möglichst genaue Steuerung<br />
der Einzugsgeschwindigkeit<br />
der Regenmaschinen, da man sowohl<br />
Wasserverteilung als auch Kosten damit<br />
optimiert. Ohne Ausgleichseinrichtungen<br />
würde bei einer Feldlänge<br />
von 350 m die Einzugsgeschwindigkeit<br />
um etwa 100 % zunehmen (Sourell<br />
u. Thörmann, 1987). Heutige Maschinen<br />
gleichen das nahezu optimal<br />
mit elektronischer Unterstützung<br />
aus.<br />
Besonders bei tiefgründigen Böden<br />
sollte die Bewässerung dann nicht<br />
allzu sparsam eingesetzt werden. Allein<br />
bei der Maßnahme selbst verdunsten<br />
an heißen, windigen Sommertagen<br />
schnell 5 mm, die der Bestand<br />
nie sieht. Weitere Verluste ent-<br />
Die Mehrzahl der Beregnungsmaschinen ist mit Großflächenregnern ausgerüstet. Der Beginn<br />
der Beregnung von Zuckerrüben sollte so spät wie möglich, meist nach Bestandesschluss,<br />
erfolgen, damit die Pflanze zunächst versucht, Wasser in tieferen Bodenschichten<br />
mit ihren Wurzeln zu nutzen. Erst wenn die Pflanzen auch über Nacht nicht mehr „aufstehen“<br />
und dauerhaft „schlafen“, weil die Zellen nicht mehr mit dem knappen Nass gefüllt<br />
werden können, muss die Beregnung dringend einsetzen – auch wenn der Bestandesschluss<br />
noch nicht erreicht ist. Ansonsten leidet ebenfalls die Durchwurzelung des Unterbodens!<br />
Hat die Beregnungssaison begonnen, sollte man „Durststrecken“ möglichst vermeiden. Die<br />
Rübe dankt es mit guten Mehrerträgen. Fotos (3): <strong>Lang</strong><br />
stehen durch unproduktive Verdunstung<br />
an der Bodenoberfläche. Daher<br />
generell seltener, aber durchdringend<br />
mit ca. 40 mm je Gabe bewässern<br />
(siehe Kasten links) und Zeiten<br />
nutzen, an denen die Anlagen für andere<br />
Kulturen nicht eingesetzt werden!<br />
(Gesetzliche Vorgaben bitte beachten!)<br />
Die Beregnung nachts ist effektiver,<br />
da die Verdunstung niedriger<br />
liegt, erfordert jedoch in Nähe<br />
von Ortschaften evtl. lärmgedämmte<br />
Dieselaggregate.<br />
Die Zuckerrübe ist somit der ideale<br />
Puffer zur Maximierung der Auslastung<br />
von Beregnungsmaschinen.<br />
Wenn die erste Beregnungsmaßnahme<br />
erfolgt ist, muss man nicht mehr<br />
zwingend bis zur Blattwelke warten.<br />
Schließlich leidet die Pflanze da ja<br />
schon erheblich und muss alles abgebaute<br />
Blatt wieder neu aufbauen. Je<br />
nach Boden, Wetter und Region können<br />
in der Vegetation zwischen 0 und<br />
150 mm Zusatzwasserbedarf entstehen.<br />
Die letzte Beregnungsmaßnahme<br />
sollte ca. spätestens vier Wochen vor<br />
der Ernte erfolgen. Ansonsten steigt<br />
das Risiko von Ernteproblemen, hohem<br />
Erdbesatz und Bodenverdichtungen.<br />
Außerdem werden die Tage<br />
kürzer, kühler, und die Luftfeuchtigkeit<br />
steigt an.<br />
■ Qualität leidet<br />
unter Trockenstress<br />
Der ständige Auf- und Abbau von<br />
Blatt kostet die Rübe sehr viel (Zucker-)Kraft,<br />
er verzögert bei anschließender<br />
Bodendurchfeuchtung die<br />
produktive Verwendung des Wassers,<br />
und die Verdunstung über den Boden<br />
wird erhöht. Außerdem wächst die<br />
kleine, unter dem Rübendach stehen-<br />
de Spätverunkrautung schnell ans<br />
Licht und ist dann nicht mehr zu<br />
bremsen. Andere Unkräuter, wie z.B.<br />
das nematodenvermehrende Bingelkraut<br />
oder die Melde, können auch<br />
durch das Aufreißen des Bodens neu<br />
keimen und nehmen der Rübe später<br />
Wasser weg, das sie selbst benötigen<br />
würde.<br />
Weiterhin zeigen Rüben, die Trockenstress<br />
ausgesetzt waren, meist auch<br />
deutlich höhere Amino-Stickstoff-<br />
Werte. Die Pflanze versucht durch<br />
solche Substanzen und Mineralstoffe<br />
das Wasserhaltevermögen zu erhöhen<br />
sowie ihre Organe vor Stress zu<br />
schützen. Wiederholter leichter Trockenstress<br />
genügt für diese Reaktion<br />
offenbar. Im Rheingraben tritt bei<br />
Trockenheit die Rübenmotte als Sekundärschädling<br />
auf. Ihre Bekämpfung<br />
kann nach Möglichkeit sehr gut<br />
mit dem Einsatz der Beregnung erfol-<br />
Trockentoleranz unterschiedlicher Sorten bzw. Stämme<br />
- Mittel 2004 - 2006, n = 8<br />
Sortenspezifische Effekte waren bisher nur in geringem Umfang feststellbar.<br />
Dabei zeigte sich vor allem, dass die optische Erscheinung der Pflanzen nicht<br />
direkt mit dem Ertragsverhalten korreliert. Der niederliegende Blattapparat erlaubt<br />
keine Rückschlüsse auf die Trockentoleranz. Trockentoleranz wird als relativer<br />
Verlust an bereinigtem Zuckerertrag bei Trockenheit dargestellt. (100 %<br />
sind der BZE der Verrechnungssorten mit Beregnung.)<br />
gen. Damit erzielt man wieder eine<br />
höhere Absicherung von Ertrag und<br />
Qualität.<br />
Beregnung von Zuckerrüben führt<br />
auch zu einer besseren Ausnutzung<br />
von Nährstoffen. Dies bedeutet, dass<br />
gerade auch in Wasserschutzgebieten<br />
die Ertragssicherung durch die<br />
Beregnung einen positiven Beitrag<br />
zur Minimierung von Nährstoffausträgen<br />
leisten kann.<br />
Letztlich werden kleine Rüben auch<br />
bei Rodung oder Verladung oft nicht<br />
erfasst bzw. ausgesondert. Dem<br />
Nachteil eines kurzfristig erhöhten<br />
Pilzdruckes stehen somit eine Vielzahl<br />
positiver Faktoren gegenüber.<br />
■ Wirtschaftliche Maßnahme<br />
Der Wasser- und Energieverbrauch<br />
muss abschließend natürlich auch<br />
ökonomisch bewertet werden. Dabei<br />
schlagen in den letzten Jahren zunehmend<br />
höhere Diesel- oder Strom-
dzz NR. 3 – APRIL 2010 B E R E G N U N G SEITE 15<br />
SMV ohne und mit Beregung (Mittelwert aller geprüften Sorten)<br />
Mittel 2004 - 2006, n = 8<br />
Eine gute Wasserversorgung sorgt dafür, dass der Stickstoff fast vollständig<br />
in Proteine umgewandelt und die Bildung ausbeuteschädlicher Stickstoffverbindungen<br />
vermindert wird. Diese Substanzen und Mineralstoffe nutzt die<br />
Zuckerrübe, um sich vor Wasserstress in den Zellen zu schützen. In den<br />
durch die ARGE Worms koordinierten Versuchen kam dies ebenfalls deutlich<br />
zum Ausdruck. Der Zuckergehalt wurde durch die Beregnung gleichzeitig um<br />
0,3 % auf 17,61 % absolut erhöht.<br />
kosten zu Buche. Bei strombetriebenen<br />
Pumpen lassen sich die variablen<br />
Kosten meist senken. Allerdings<br />
setzt dies einen Stromanschluss im<br />
Feld bzw. den stationären Betrieb<br />
z.B. an einer Ringleitung voraus. Bei<br />
einer zentralen Bereitstellung von<br />
Wasser sind die Gesamtkosten<br />
schnell ermittelt, da man nur noch<br />
die Investitionen für eine Beregnungsanlage<br />
kalkulieren muss. Bei<br />
dezentralen Anlagen mit Dieselpumpen<br />
ist dies abhängig vom Dieselpreis,<br />
der sich durch Politik und<br />
Markt schnell verändern kann. Der<br />
größte Kostenfaktor ist die Energie<br />
(Strom ist 0,5-1 €/mm günstiger), gefolgt<br />
von Beregnungsmaschine und<br />
Arbeit.<br />
Die Schwankungsbreite der Kosten<br />
ist hoch und beträgt je nach Technik<br />
und Wasserverfügbarkeit ca. 2,5 - 4,5<br />
EUR je mm Niederschlag. Niederschlagsbedingt<br />
werden vor allem die<br />
fixen Kosten je nach Einsatzhäufigkeit<br />
der Anlagen deutlich schwanken,<br />
und die Zuordnung zu einzelnen Kulturen<br />
ist bei Sonderkulturbetrieben<br />
nicht einfach. Wichtig bleibt daher<br />
die Frage, welche Mehrerträge er-<br />
reicht werden müssen, damit sich die<br />
Beregnungsmaßnahme lohnt! Für die<br />
Frage der Investition in solche Technik<br />
muss man den gesamten Betrieb<br />
und die notwendige Maschinenkapazität<br />
kalkulieren. Das ist also eine<br />
Grundsatzentscheidung für den Betrieb<br />
– weniger für eine einzelne Kultur!<br />
■ Hohe Rentabilität<br />
Die Wirkung der Beregnungsmaßnahmen<br />
in den Versuchen mit Zuckerrüben<br />
war meist hoch rentabel. Unrentabel<br />
wird die Beregnung vor allem<br />
dann, wenn natürliche Niederschläge<br />
unerwartet doch fallen und<br />
somit auch ohne Beregnung höhere<br />
Erträge zuwachsen oder auch Pilzkrankheiten<br />
nicht termingerecht behandelt<br />
werden. Der Infektionsdruck<br />
mit Cercospora steigt nämlich bei hohen<br />
Temperaturen und Niederschlägen<br />
deutlich an. Von unseren 15<br />
durchgeführten Versuchen in drei<br />
Jahren konnten nur acht ausgewertet<br />
werden, da an den anderen Standorten<br />
aufgrund natürlicher Niederschläge<br />
kein Wassermangel auftrat.<br />
Das zeigt die hohe Schwankungsbreite<br />
und den hohen Anspruch an das<br />
Management des Betriebsleiters.<br />
Da die Beregnung auf dafür geeigneten<br />
Flächen in der Ertragskalkulation<br />
mit eingeplant wird, gehen wir in unseren<br />
Kalkulationen von einem<br />
Mischpreis aus, der für Quoten-, Industrie-<br />
und Ethanolrüben 2009 in<br />
Hessen-Pfalz erzielt wurde. In Trockenjahren<br />
müsste man sogar nur<br />
Quotenrüben unterstellen, da die Erfüllung<br />
dieser Rübenkategorie ohne<br />
Beregnung nicht erfolgen würde. Die<br />
Beregnung vermeidet auch eine Flächenausdehnung,<br />
die ansonsten zur<br />
sicheren Quotenerfüllung erfolgen<br />
würde. Dieser Faktor wäre eine zusätzliche<br />
positive Wirkung der Beregnung.<br />
Wasser bzw. die bei Bedarf eingesetzte<br />
Bewässerung stellt somit einen der<br />
rentabelsten Faktoren beim Anbau<br />
von Zuckerrüben dar. Daran hat sich<br />
auch durch die Zuckermarktreform<br />
nichts geändert, da alle anderen Faktoren<br />
– wie Pflanzenschutz und Düngung,<br />
aber auch Maschinen- und Arbeitskosten<br />
– unverändert wirken<br />
und durch den deutlich größeren Zuwachs<br />
an Ertrag auf mehr Tonnen<br />
verteilt werden. Damit sinken die anderen<br />
Produktionskosten je Tonne<br />
Rüben und Zucker deutlich ab. In<br />
wirklichen Trockenjahren ist die Beregnungsmaßnahme<br />
ohne Alternative.<br />
Da man dies meist erst im August<br />
oder September beurteilen kann,<br />
lohnt sich der Beregnungseinsatz immer<br />
mehr als eine Spekulation auf<br />
das Wetter.<br />
Je nach Witterungsverlauf sollte man<br />
gerade auf schweren Böden die Bewässerung<br />
jedoch nicht zu lange einsetzen.<br />
Dies kann später durchaus<br />
die technische Ernte erschweren, da<br />
der Boden im Herbst weniger austrocknet.<br />
Die Rübe gleicht Wassermangel<br />
im Herbst durch höhere Zuckergehalte<br />
etwas aus, solange sie<br />
vorher gut versorgt war.<br />
■ Zusammenfassung<br />
Die Bewässerung leistet auch zukünftig<br />
einen Beitrag zur wirtschaftlichen<br />
Zuckerrübenproduktion. Sie ist neben<br />
Düngung und Pflanzenschutz<br />
das wichtigste Produktionsmittel in<br />
von Trockenheit geprägten Anbaugebieten.<br />
Bessere Erträge, Qualitäten,<br />
eine sicherere Quotenerfüllung, Freistellung<br />
von Flächen für andere Kulturen<br />
sind neben der Unterdrückung<br />
von Unkraut und Schädlingen und einer<br />
besseren Nährstoffausnutzung<br />
eindeutige Vorteile der Beregnung.<br />
Bei der betrieblichen Optimierung<br />
Monetärer Gewinn durch Beregnung<br />
(Mittelwert aller geprüften Sorten) Mittel 2004 - 2006, n = 8<br />
Witzenhausener Aktivisten<br />
behindern KWS-Versuchsaussaat<br />
HW - Als am 9. April Mitarbeiter der<br />
KWS auf dem Versuchsgut Wetze die<br />
Aussaat von gentechnisch veränderten<br />
Zuckerrüben vornehmen wollten,<br />
wurden sie massiv behindert.<br />
Bereits um vier Uhr morgens hatte<br />
eine Gruppe von „Witzenhäuser<br />
Agrarstudierende, Landwirte und<br />
Gärtner für eine gentechnikfreie<br />
Landwirtschaft“ das Feld besetzt. In<br />
einer Nacht und Nebel-Aktion hatten<br />
sie Betonfässer auf den Acker geschafft,<br />
an denen sie sich anketteten.<br />
Als die Aussaat dann an anderer Stel-<br />
le erfolgte, besetzten sie die Sämaschine.<br />
Dennoch konnte die Aussaat planmäßig<br />
durchgeführt werden, denn das<br />
besetzte Versuchsfeld wurde polizeilich<br />
geräumt.<br />
Bereits im Jahr 2008 hatten Studentengruppen<br />
aus Witzenhausen per<br />
Feldbesetzung die Aussaat von gentechnisch<br />
verändertem Saatgut behindert.<br />
Damals hatte KWS durch den<br />
engagierten Einsatz von über 400<br />
Gentechnikgegner besetzen zeitweise die Sämaschine. Foto: KWS<br />
Mitarbeitern die Aussaat durchsetzen<br />
können. Eine weitere Feldbesetzung<br />
gab es im Jahre 2009 bei Dreileben,<br />
dort wurde - ebenso wie im aktuellen<br />
Fall - das Versuchsfeld durch<br />
die Polizei geräumt.<br />
Während die Umweltaktivisten der<br />
Meinung sind, die „Agrogentechnik“<br />
habe keinerlei Nutzen für Mensch<br />
und Natur, sondern diene ausschließlich<br />
den „Profitinteressen von Konzernen“<br />
verweist KWS auf das Beispiel<br />
Nordamerika, wo im Vorjahr bereits<br />
auf über 450.000 Hektar (das<br />
sind mehr als 95 % der nordamerikanischen<br />
Zuckerrübenanbaufläche)<br />
gentechnisch verändertes Saatgut<br />
ausgesät worden war.<br />
Durch eine schonende Bodenbearbeitung,<br />
einen verringerten Einsatz von<br />
Pflanzenschutzmitteln, reduzierte<br />
Eingriffsintensität sowie geringere<br />
Anzahlüberfahrten konnten die<br />
Landwirte dort durch den Anbau dieser<br />
Rüben einen wertvollen Beitrag<br />
zum Umweltschutz leisten und<br />
gleichzeitig ihre Einkommenssituation<br />
verbessern.<br />
KWS teilt uns zu den Freilandversuchen<br />
folgendes mit:<br />
Die Züchtung einer neuen Sorte für<br />
die Landwirtschaft dauert etwa 10<br />
bis 15 Jahre. Was also heute nicht erforscht<br />
wird, steht den Märkten von<br />
morgen nicht zur Verfügung. Wenn<br />
muss auch die Bekämpfung der Blattkrankheiten<br />
und die termingerechte<br />
Wasserversorgung empfindlicher<br />
Sonderkulturen beachtet werden. Die<br />
Bedeutung der Bewässerung und<br />
trockentoleranter Sorten wird angesichts<br />
des Klimawandels ansteigen.<br />
Bei Beregnung waren deutlich positive Ertragseffekte festzustellen. Die Zuckergehalte<br />
wurden im Durchschnitt um 0,31 % absolut erhöht, der SMV vermindert<br />
sich. Die Versuche zeigen eindeutig, dass bei Trockenheit die Bewässerung<br />
eine hohe Rentabilität besitzt. (Zuschläge für höhere Qualität sind in<br />
dieser Rechnung nicht berücksichtigt. Bei Beregnungskosten von 3 €/mm Zusatzwasser<br />
wären bis zu 308 mm wirtschaftlich einsetzbar, bei Kosten von<br />
4,5 €/mm immerhin noch 205 mm.)<br />
seitens Landwirtschaft und Zuckerindustrie<br />
ein Bedarf formuliert wird,<br />
möchte KWS diese Zuckerrüben in<br />
Zukunft auch europäischen Landwirten<br />
zur Verfügung stellen.<br />
KWS geht davon aus, dass dies frühestens<br />
in der zweiten Hälfte dieses<br />
Jahrzehnts der Fall sein wird.<br />
Zum Züchtungsprozess gehören<br />
auch Freilandversuche unter praxisnahen<br />
Bedingungen. Diese Versuche<br />
geben dem Züchter Aufschluss darüber,<br />
wie sich Pflanzen in der landwirtschaftlichen<br />
Praxis und unter<br />
den gegebenen Umweltbedingungen<br />
verhalten. Im Fall der herbizidtole-<br />
ranten KWS-Rüben: Wie viel Aufwand<br />
ist unter deutschen Anbaubedingungen<br />
notwendig, um die gentechnisch<br />
veränderten Zuckerrüben effizient<br />
und umweltschonend anzubauen?<br />
Wie viel Pflanzenschutzmittel kann<br />
ein deutscher Landwirt tatsächlich<br />
durch den Anbau der herbizidtoleranten<br />
Zuckerrüben einsparen?<br />
Diese in den Feldversuchen gestellten<br />
Versuchsfragestellungen sind<br />
über mehrere Jahre und an verschiedenen<br />
Standorten zu wiederholen,<br />
um zu verlässlichen Aussagen im Anbauverhalten<br />
für die Landwirte zu<br />
kommen.