8 Autoimmunkrankheiten ** - Buchhandel.de
8 Autoimmunkrankheiten ** - Buchhandel.de
8 Autoimmunkrankheiten ** - Buchhandel.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong> 265<br />
Autoaggressionskrankheit; Autoimmunerkrankung Synonym<br />
Krankheiten, die durch eine Abwehrreaktion <strong>de</strong>s Immunsystems (Autoantikör- Definition<br />
per o<strong>de</strong>r autoreaktive T-Zellen) gegen körpereigene Bestandteile bewirkt wer<strong>de</strong>n,<br />
dadurch, dass <strong>de</strong>r Organismus nicht mehr zwischen fremd und nichtfremd<br />
unterschei<strong>de</strong>n kann.<br />
Zu <strong>de</strong>n <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> gehören: Einteilung<br />
»Kollagenosen« (S. 265)<br />
»Bullöse Autoimmunerkrankungen« (S. 278)<br />
8.1 Kollagenosen <strong>**</strong><br />
Autoimmun bedingte, diffuse Bin<strong>de</strong>gewebskrankheiten, die häufig mit Schä- Definition<br />
digungen <strong>de</strong>s Gefäßsystems einhergehen und sich systemisch manifestieren.<br />
Die Hautsymptome sind Leitsymptome <strong>de</strong>r Erkrankungen, die Ausprägung <strong>de</strong>r<br />
Beteiligung innerer Organe hängt von <strong>de</strong>r Art und <strong>de</strong>m Schweregrad <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Kollagenose ab.<br />
Zu<strong>de</strong>nKollagenosengehören: Einteilung<br />
»Lupus erythemato<strong>de</strong>s« (S. 265)<br />
»Sklero<strong>de</strong>rmie« (S. 269)<br />
»Dermatomyositis« (S. 272)<br />
»Lichen sclerosus et atrophicus« (S. 277)<br />
8.1.1 Lupus erythemato<strong>de</strong>s <strong>**</strong><br />
Der Lupus erythemato<strong>de</strong>s ist eine Autoimmunkrankheit unterschiedlicher<br />
Akuität. Man unterschei<strong>de</strong>t einen systemischen (SLE) und einen<br />
kutanen Lupus erythemato<strong>de</strong>s (CLE), <strong>de</strong>r einen akuten (ACLE), subakten<br />
(SCLE) o<strong>de</strong>r chronischen (CDLE) Verlauf zeigen kann. Der ACLE tritt<br />
meist nach Sonnenexposition auf und zeigt ein schmetterlingsförmiges<br />
Erythem im Bereich bei<strong>de</strong>r Wangen, das ohne Narbenbildung abheilt.<br />
Der SCLE geht mit disseminierten, nicht vernarben<strong>de</strong>n, scharf<br />
begrenzten, anulären und gyrierten Erythemen an lichtexponierten<br />
Arealen einher, die nach Abheilung charakteristische Hypopigmentierungen<br />
aufweisen, außer<strong>de</strong>m geringfügige systemische Beteiligung<br />
mit Arthralgien und Myalgien. Der CDLE ist die häufigste Form <strong>de</strong>s<br />
CLE, <strong>de</strong>r sich meist im Gesicht unter Bildung charakteristischer discoi<strong>de</strong>r<br />
Plaques mit zentraler Hyperkeratose und folgen<strong>de</strong>r zentralen<br />
Narbenbildung manifestiert. Die Therapie richtet sich nach <strong>de</strong>m jeweiligen<br />
Krankheitsbild. Zur Anwendung kommen topische u./o. systemische<br />
Glukokortikoi<strong>de</strong> sowie Antimalariamittel. Das <strong>de</strong>rmatologische<br />
Bild <strong>de</strong>s SLE zeigt ein Schmetterlingserythem im Gesicht, polymorphe<br />
Exantheme v.a. am Rumpf, diffuse Erytheme v.a. an Finger- und Zehenendglie<strong>de</strong>rn,<br />
Lichtüberempfindlichkeit <strong>de</strong>r Haut und erosive Enantheme<br />
<strong>de</strong>r Mundschleimhaut. Außer<strong>de</strong>m kommt es zur Beteiligung innerer<br />
Organe. Die Diagnose erfolgt mittels <strong>de</strong>r ARA-Kriterien, von <strong>de</strong>nen<br />
min<strong>de</strong>stens vier erfüllt sein müssen. Die Therapie richtet sich nach<br />
<strong>de</strong>r schwere <strong>de</strong>s Krankheitsbil<strong>de</strong>s. Zum Einsatz kommen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Immunsuppressiva, außer<strong>de</strong>m ist ein konsequenter Lichtschutz wichtig.<br />
8
8<br />
266 8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
Synonym<br />
Definition<br />
Einteilung<br />
Synonym<br />
Lupus erythematosus; LE; Erythemato<strong>de</strong>s; Schmetterlingsflechte; Leloirsche<br />
Krankheit<br />
Mono- o<strong>de</strong>r polytope Autoimmunkrankheit mit unterschiedlicher Akuität.<br />
Man unterschei<strong>de</strong>t zwei Hauptformen:<br />
Kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s<br />
Systemischer Lupus erythemato<strong>de</strong>s<br />
Kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s<br />
Lupus erythemato<strong>de</strong>s integumentalis, CLE<br />
Definition Auf die Haut begrenzte Autoimmunerkrankung, die sich je nach <strong>de</strong>r Akuität<br />
und Tiefe <strong>de</strong>r Infiltratzellen in unterschiedliche Subtypen unterschei<strong>de</strong>n<br />
lässt.<br />
Einteilung Je nach Krankheitsverlauf unterschei<strong>de</strong>t man drei Formen:<br />
Ätiologie<br />
Manifestation<br />
Klinisches Bild<br />
Akut-kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s (ACLE)<br />
Subakut-kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s (SCLE)<br />
Chronisch-kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s (CCLE). Hier lassen sich wie<strong>de</strong>rum<br />
verschie<strong>de</strong>ne Formen unterschei<strong>de</strong>n. Die Hauptform ist <strong>de</strong>r Lupus erythemato<strong>de</strong>s<br />
chronicus discoi<strong>de</strong>s (CDLE). Die Son<strong>de</strong>rformen sind selten.<br />
ACLE: Gelegentlich beschrieben ist die Assoziation mit <strong>de</strong>m Auftreten von<br />
anti-ds DNA Antikörpern.<br />
SCLE: Sonnenexposition. Seltener durch Einnahme von Medikamenten ausgelöst<br />
(dann Anti-histon-AK Nachweis). Assoziation mit <strong>de</strong>n HLA-Typen B8,<br />
DR2, DR3, DQw2, DRw52.<br />
CDLE: Unbekannt, Autoimmunkrankheit mit genetischer Prädisposition.<br />
Provokation und Unterhaltung <strong>de</strong>r Manifestation durch exogene Faktoren<br />
wie z.B. Traumen, Licht, Kälte, Stress, Infektionen.<br />
Vorwiegend Erwachsene im mittleren Alter, gehäuft bei Frauen.<br />
Akut-kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s:<br />
Lokalisation: Gesicht, Arme, Rumpf.<br />
Meist nach Sonnenexposition auftreten<strong>de</strong>s, flüchtiges o<strong>de</strong>r über Wochen<br />
persistieren<strong>de</strong>s, schmetterlingsförmiges Erythem im Bereich bei<strong>de</strong>r Wangen<br />
mit diskreter bis fehlen<strong>de</strong>r Schuppung.<br />
Seltener Befall <strong>de</strong>s Rumpfs und <strong>de</strong>r oberen Extremität.<br />
Abheilung meist ohne Narbenbildung.<br />
Subakut-kutaner Lupus erythemato<strong>de</strong>s:<br />
Lokalisation: Lichtexponierte Areale: Gesicht, oberer Thorax, Arme.<br />
Disseminierte, kleinfleckige bis flächenhafte, scharf begrenzte, anuläre<br />
und gyrierte Erytheme, keine Vernarbung. Auch papulosquamöse o<strong>de</strong>r psoriasiforme<br />
Hautläsionen sind möglich. Charakteristische Hypopigmentierungen<br />
nach Abheilung <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong>.<br />
Extrakutane Manifestationen: Geringfügiger systemischer Befall mit Arthralgien,<br />
Myalgien und Serositis.<br />
Lupus erythemato<strong>de</strong>s chronicus discoi<strong>de</strong>s:<br />
Häufigste Form <strong>de</strong>s kutanen Lupus erythemato<strong>de</strong>s.<br />
Lokalisation: Meist Gesicht (Wangen, Stirn, Nase), aber auch behaarter Kopf,<br />
Brustausschnitt, selten Stamm und Extremitäten.<br />
Scharf begrenzte, z.T konfluieren<strong>de</strong>, schuppen<strong>de</strong> scheibenförmige (discoi<strong>de</strong>)<br />
Erytheme.
8.1 Kollagenosen <strong>**</strong> 267<br />
Zentral fest haften<strong>de</strong> Schuppen durch follikuläre Hyperkeratose mit<br />
spitzkegeligen, in <strong>de</strong>n Follikelöffnungen gelegenen Hornzapfen an <strong>de</strong>r Unterseite<br />
(Tapeziernagelphänomen).<br />
Hyperaesthesie beim Bestreichen <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong>.<br />
Zentrale Narbenbildung durch zentral beginnen<strong>de</strong>, atrophische Rückbildung<br />
mit Schwund <strong>de</strong>r Hornauflagerung und <strong>de</strong>r Follikelostien, Depigmentierungen<br />
o<strong>de</strong>r Hyperpigmentierungen (siehe Abb. 8-1, S. 275).<br />
Anamnese. Diagnostik<br />
Klinisches Bild.<br />
Labor:<br />
ACLE: Unspezifisch.<br />
SCLE: Bei 75 Prozent höhertitrige ANA, charakterisch ist <strong>de</strong>r Nachweis von<br />
Anti-SSA/Ro-Antikörper und Anti-SSB/La-Antikörpern in 80 Prozent <strong>de</strong>r Fälle.<br />
CDLE: Selten Leukopenie und Antinukleäre-Antikörper.<br />
Histologie:<br />
SCLE und CDLE: Hyperkeratose, Atrophisches Epithel, Degeneration <strong>de</strong>r basalen<br />
Epithelzellen, perivaskulär orientiertes lymphozytäres Infiltrat.<br />
DIF-Test:<br />
SCLE: In 40 bis 50 Prozent <strong>de</strong>r Fälle negativ. Ansonsten wie beim CDLE.<br />
CDLE: In befallener Haut Nachweis von IgG, IgM, IgA, C1 und C3 (= positiver<br />
Lupusbandtest), unbefallene Haut negativ.<br />
»Hauttuberkulose« (S. 40), »Polymorphe Licht<strong>de</strong>rmatose« (S. 122), »Rosazea« Differential-<br />
(S. 351), »seborrhoisches Ekzem« (S. 259), »Psoriasis vulgaris« (S. 298), »Tidiagnosennea« (S. 90), »Keratosis actinica« (S. 194).<br />
ACLE: Therapie<br />
Systemisch Glukokortikoi<strong>de</strong> in mittlerer Dosierung.<br />
SCLE:<br />
Externe Therapie: Lichtschutz und Glukokortikoi<strong>de</strong> (topisch o<strong>de</strong>r intraläsional).<br />
Interne Therapie: Glukokortikoi<strong>de</strong> wie Prednison und Chloroquin.<br />
CDLE:<br />
Externe Therapie: Lichtschutz und Glukokortikoi<strong>de</strong>.<br />
Interne Therapie: Chloroquin, ggf. in Kombination mit Glukokortikoi<strong>de</strong>n,<br />
alternativ Hydroxychloroquin o<strong>de</strong>r Retinoi<strong>de</strong> wie Acitretin. Inschweren<br />
Fällen Glukokortikoid-Stoßtherapie, ggf. in Kombination mit Azathioprin.<br />
Operative Therapie: Kryochirurgie.<br />
SCLE: Chronischer Verlauf, bei mehr als 50 Prozent <strong>de</strong>r Patienten mehr als Prognose<br />
4 ARA-Kriterien (systemischer Lupus erythemato<strong>de</strong>s) positiv.<br />
CDLE: Chronischer Verlauf, akute Exazerbation mit viszeraler Beteiligung<br />
möglich. Ein Übergang in einen systemischen Lupus erythemato<strong>de</strong>s wird in<br />
5 bis 10 Prozent <strong>de</strong>r Fälle angegeben.<br />
Systemischer Lupus erythemato<strong>de</strong>s<br />
Lupus erythemato<strong>de</strong>s integumentalis et visceralis; Lupus erythemato<strong>de</strong>s Synonym<br />
visceralis SLE; systemic lupus erythematosus<br />
Entzündliche Autoimmunkrankheit <strong>de</strong>s Gefäßbin<strong>de</strong>gewebes mit möglichem Definition<br />
Befall aller Organe. Eine <strong>de</strong>r häufigsten Erkrankungen <strong>de</strong>s rheumatischen Formenkreises.<br />
Diagnostik nach <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r ARA (American Rheumatism<br />
Association).<br />
8
8<br />
268 8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
Vorkommen/ In Abhängigkeit von <strong>de</strong>r ethnischen Zugehörigkeit lassen sich unterschiedli-<br />
Epi<strong>de</strong>miologie che Häufigkeiten beobachten, so kommt <strong>de</strong>r systemische LE bei Afrikanern<br />
4mal häufiger als bei Kaukasiern o<strong>de</strong>r Asiaten vor.<br />
Ätiologie<br />
Manifestation<br />
Klinisches Bild<br />
Diagnostik<br />
Autoimmunerkrankung, wahrscheinlich genetisch bedingte Anomalien <strong>de</strong>s<br />
Immunsystems.<br />
Exogene Auslösungsfaktoren: Licht, Medikamente, Traumen, psychischer<br />
Stress, Gravidität, viszerale Grun<strong>de</strong>rkrankungen.<br />
Vor allem jüngere Erwachsene, meist Frauen (Verhältnis 8:1).<br />
Hauterscheinungen:<br />
In 80 Prozent <strong>de</strong>r Fälle vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Erythema perstans faciei: Persistieren<strong>de</strong>s, unscharf begrenztes, schmetterlingsartiges<br />
Erythem im Gesicht (siehe Abb. 8-3, S. 276).<br />
Erythemato-papulo-vesikulöse Her<strong>de</strong>, pityriasiforme, fest haften<strong>de</strong> Schuppung,<br />
Atrophie.<br />
Polymorphe Exantheme vor allem an oberen Rücken- und Brustpartien.<br />
Fleckige o<strong>de</strong>r diffuse Erytheme vor allem an Finger- und Zehenendglie<strong>de</strong>rn.<br />
Fakultativ: Teleangiektasien an Fingerspitzen und Nagelfalz, subunguale<br />
Blutungen.<br />
Angiitische Verän<strong>de</strong>rungen können zu »Livedo racemosa« (S. 398), umschriebener<br />
Gangrän und damit zu Ulzerationen führen.<br />
Raynaud-Phänomen durch Gefäßbeteiligung.<br />
Lichtüberempfindlichkeit.<br />
Schleimhautverän<strong>de</strong>rungen:<br />
Ö<strong>de</strong>matöse Enantheme an <strong>de</strong>r Mundschleimhaut mit Erosionen und Ulzerationen<br />
vor allem am harten Gaumen und an <strong>de</strong>r Wangenschleimhaut<br />
(siehe Abb. 8-4, S. 276).<br />
Exsudative, verkrustete, zur Atrophie neigen<strong>de</strong> »Cheilitis« (S. 363).<br />
Innere Organe:<br />
Arthritis (90 Prozent), in 65 Prozent Nierenbeteiligung (nephrotisches Syndrom),<br />
Lymphknotenschwellungen (50 Prozent), Pleuritis (40 Prozent), Hepatosplenomegalie<br />
(40 Prozent), Perikarditis (25 Prozent), Herz (Libman-<br />
Sacks-Syndrom), Polymyositis, Peritonitis, Gastritis, Kolitis, Psychosen,<br />
Krampfanfälle.<br />
Allgemeinsymptome: Fieber, Müdigkeit, Krankheitsgefühl.<br />
Anamnese.<br />
Klinisches Bild: Min<strong>de</strong>stens 4 <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n 11 ARA-Kriterien müssen erfüllt<br />
sein:<br />
Schmetterlingserythem.<br />
Diskoi<strong>de</strong> Her<strong>de</strong> mit festhaften<strong>de</strong>r keratotischer Schuppung und follikulären<br />
Horntröpfchen, atrophische Narbenbildung in alten Her<strong>de</strong>n.<br />
Lichtempfindlichkeit.<br />
Schmerzlose orale o<strong>de</strong>r nasopharyngeale Ulzeration.<br />
Nicht erosive Arthritis, die 2 o<strong>de</strong>r mehr Gelenke betrifft.<br />
Serositis, Pleuritis, Pleurareiben o<strong>de</strong>r Pleuraerguss, Pericarditis, Pericardreiben<br />
o<strong>de</strong>r Pericar<strong>de</strong>rguss.<br />
Nierenbeteiligung.<br />
Neurologische Beteiligung.<br />
Hämatologische Störungen.<br />
Immunologische Symptome.<br />
Antinukleäre Antikörper.<br />
Histologie: Diskretes perivaskuläres lymphozytäres Infiltrat. Fokale Epi<strong>de</strong>rmotropie<br />
mit vakuolärer Degeneration <strong>de</strong>r basalen Keratinozyten.
8.1 Kollagenosen <strong>**</strong> 269<br />
DIF-Test: Lupusbandtest: Immunglobulinablagerungen an <strong>de</strong>r Basalmembran<br />
(IgG, IgM, C3, IgA); auch in gesun<strong>de</strong>r Haut.<br />
IIF-Test: Antinukleäre Antikörper, Antikörper gegen <strong>de</strong>finierte Zellkernbestandteile,<br />
antizytoplasmatische Antikörper, Antikörper gegen Blutzellen.<br />
Primär chronische Polyarthritis, »Dermatomyositis« (S. 272), »progressive Differentialdiagnosen<br />
systemische Sklero<strong>de</strong>rmie« (S. 269), »Polyarteriitis nodosa« (S. 396), bakterielle<br />
Endokarditis, Meningokokken-, Gonokokkensepsis, rheumatisches Fieber,<br />
Glomerulonephritis, »Arzneimittelexanthem« (S. 251).<br />
Allgemeines: Therapie<br />
Rauchen ist strikt zu verbieten.<br />
Konsequenter Lichtschutz.<br />
Bei Schwangerschaft und Nachweis <strong>de</strong>s Ro-AK: Gefahr <strong>de</strong>s neonatalen LE.<br />
Interne Therapie:<br />
Glukokortikoi<strong>de</strong> wie Prednison sind als Basismedikation das Mittel <strong>de</strong>r<br />
Wahl.<br />
Bei leichten Formen: Chloroquin o<strong>de</strong>r alternativ Hydroxychloroquin in<br />
Kombination mit einer niedrigen Prednisolon-Dosis.<br />
Bei mittelschweren und schweren Formen: Azathioprin.<br />
Bei schweren Formen mit ausgeprägter Gelenkmanifestation: Methotrexat.<br />
Bei schweren Formen (vor allem bei Nierenbeteiligung): Cyclophosphamid.<br />
Foudroyanter, häufig schubweiser Verlauf möglich. Quoad vitam abhän- Prognose<br />
gig von <strong>de</strong>r Organbeteiligung. Fünfjahres-Überlebensrate bei entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Therapie 90 Prozent.<br />
8.1.2 Sklero<strong>de</strong>rmie <strong>**</strong><br />
Die Sklero<strong>de</strong>rmie ist eine autoimmun bedingte Bin<strong>de</strong>gewebserkrankung,<br />
die lokalisiert und auf die Haut beschränkt, als zirkumskripte<br />
Sklero<strong>de</strong>rmie und bei generalisiertem sowie systemischem Befall als<br />
progressive systemische Sklero<strong>de</strong>rmie bezeichnet wird. Frauen sind<br />
wesentlich häufiger betroffen als Männer. Die zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie<br />
verläuft chronisch und in Schüben, das charakteristische klinische<br />
Bild zeigt initiale Rötungen, meist lokalisiert am Stamm o<strong>de</strong>r<br />
an <strong>de</strong>n Extremitäten, mit zentrifugaler Aus<strong>de</strong>hnung, zentraler Abblassung<br />
und Ausbildung einer Sklerose. Die progressive systemische<br />
Sklero<strong>de</strong>rmie geht typischerweise mit generalisierter Sklerosierung<br />
<strong>de</strong>r Haut, Unterhaut und Schleimhaut, <strong>de</strong>m Raynaud Phänomen und<br />
systemischer Beteiligung, meist Verdauungstrakt und Lunge, einher.<br />
Die Diagnose wird in erster Linie anhand <strong>de</strong>s klinisch-histologischen<br />
Bil<strong>de</strong>s gestellt. Therapeutische Möglichkeiten sind Physiotherapie,<br />
UVA1 Bestrahlung und in beson<strong>de</strong>rs schweren Fällen Immunsuppression<br />
mit Azathioprin, Methotrexat, Cyclophosphamid und Glukokortikoi<strong>de</strong>n.<br />
Autoimmunkrankheit mit lokalisierter, auf die Haut beschränkter Entzündung Definition<br />
und konsekutiver Sklerose (zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie) o<strong>de</strong>r generalisiertem,<br />
kutanem und systemischem Befall unter Beteiligung innerer Organe (progressive<br />
systemische Sklero<strong>de</strong>rmie).<br />
8
8<br />
270 8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
Synonym<br />
Zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie<br />
Sclero<strong>de</strong>rmia circumscripta; lokalisierte Sklero<strong>de</strong>rmie; Morphoea; Morphaea;<br />
Morphea en plaques<br />
Definition Chronische, in Schüben verlaufen<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r Regel auf die Haut beschränkte,<br />
Bin<strong>de</strong>gewebserkrankung unbekannter Ätiologie. Charakteristisches klinisches<br />
Bild: Initiale livi<strong>de</strong> Rötung, zentrifugale Aus<strong>de</strong>hnung, zentrale Abblassung<br />
und Ausbildung einer Sklerose mit umgeben<strong>de</strong>m, entzündlichem Randsaum.<br />
Einteilung<br />
Ätiologie<br />
Manifestation<br />
Man unterschei<strong>de</strong>t je nach Form, Größe und Sitz <strong>de</strong>r sklerotischen Bin<strong>de</strong>gewebsverhärtung<br />
3 klinische Typen:<br />
Typ I: Plaqueförmige zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie (ca. 70 Prozent <strong>de</strong>r Patienten)<br />
Typ II: Lineare Sklero<strong>de</strong>rmie (10 bis 30 Prozent <strong>de</strong>r Patienten)<br />
Typ III: Profun<strong>de</strong> Sklero<strong>de</strong>rmie<br />
Unbekannt. Diskutiert wer<strong>de</strong>n genetische, immunologische, hormonelle, virale,<br />
toxische, traumatische, neurogene o<strong>de</strong>r vaskuläre Faktoren.<br />
Vor allem bei Frauen, vor allem zwischen <strong>de</strong>m 20. bis 50. Lebensjahr. Bei<br />
Kin<strong>de</strong>rn v.a. um das 8. Lebensjahr.<br />
Lokalisation Stamm (58 Prozent), untere Extremität (24 Prozent), obere Extremität (12 Prozent),<br />
Kopf (6 Prozent), sehr selten Schleimhautverän<strong>de</strong>rungen, Aussparung<br />
<strong>de</strong>r perimamillären und <strong>de</strong>r perianalen Regionen.<br />
Klinisches Bild<br />
Diagnostik<br />
Typ I:<br />
Fleckförmige, sich zentrifugal aus<strong>de</strong>hnen<strong>de</strong>, entzündliche Rötung.<br />
Zentrale Abblassung die von einem blauvioletten Resterythem umgeben<br />
wird = Lilac Ring (siehe Abb. 8-2, S. 275).<br />
Nachfolgend Atrophie und Sklerose <strong>de</strong>r Haut und <strong>de</strong>r Hautanhangsgebil<strong>de</strong>,<br />
Hypo- o<strong>de</strong>rHyperpigmentierungen (siehe Abb. 8-5, S. 276).<br />
Son<strong>de</strong>rformen:<br />
❡Morphaea generalisata: Ausge<strong>de</strong>hnte, nahezu das gesamte Integument be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong><br />
zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie.<br />
❡Morphaea bullosa: Zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie mit Blasenbildung.<br />
❡Morphaea guttata: Disseminierte, kleinfleckige zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie.<br />
❡Atropho<strong>de</strong>rmia idiopathica et progressiva: Sehr oberflächliche zirkumskripte<br />
Sklero<strong>de</strong>rmie.<br />
Typ II:<br />
Ausbildung linearer o<strong>de</strong>r bandförmiger Her<strong>de</strong>.<br />
Typ III:<br />
Sklerofaszie: Im Bin<strong>de</strong>gewebe <strong>de</strong>r Faszien lokalisierte, tiefe Form <strong>de</strong>r zirkumskripten<br />
Sklero<strong>de</strong>rmie. Lokalisation v.a. an <strong>de</strong>n Sehnenschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Unterarmbeugeseite.<br />
Komplikation bei Typ II und II: Im Kin<strong>de</strong>salter kann es vor allem bei<br />
gelenkübergreifen<strong>de</strong>n Her<strong>de</strong>n zu Wachstumsstörungen kommen.<br />
Anamnese.<br />
Klinisches Bild.<br />
Histologie: Entzündliches Stadium: Dichtes entzündliches Infiltrat, vor allem<br />
Lymphozyten. Sklerotisches Stadium: Breite Vermehrung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rmalen<br />
Bin<strong>de</strong>gewebes zu Lasten <strong>de</strong>s subkutanen Fettgewebes.<br />
Indirekte Immunfluoreszenz: Antinukleäre Antikörper je nach Literatur<br />
und Typ in 7 bis 81 Prozent positiv.
8.1 Kollagenosen <strong>**</strong> 271<br />
»Lichen sclerosus et atrophicus« (S. 277), progressive systemische Sklero<strong>de</strong>r- Differential-<br />
mie Vitiligo.<br />
diagnosen<br />
Allgemeine Maßnahmen: Therapie<br />
Physiotherapie: Lymphdrainage, Massage, Krankengymnastik.<br />
Externe Therapie:<br />
Vitamin D3-Analoga erwirken einen Gewebe-erweichen<strong>de</strong>n Effekt.<br />
Harnstoff-haltige Präparate zur Pflege <strong>de</strong>r trockenen vulnerablen Haut.<br />
Bestrahlungstherapie: Bestrahlung mit UVA1.<br />
Interne Therapie:<br />
Nur bei schwerem Verlauf: Immunsuppressive Therapie mit Azathioprin,<br />
Methotrexat.<br />
Im Allgemeinen aktiver Verlauf über mehrere Jahre, danach brennt die Erkran- Prognose<br />
kung aus, es bleiben die entstan<strong>de</strong>nen Sklerosierungen bzw. Atrophien.<br />
Progressive systemische Sklero<strong>de</strong>rmie<br />
Progressive o<strong>de</strong>r diffuse Sklero<strong>de</strong>rmie; systemische Sklero<strong>de</strong>rmie; Sclero<strong>de</strong>r- Synonym<br />
mia diffusa seu progressiva; systemische Sklerose; Systemsklerose; PSS<br />
Zu <strong>de</strong>n Kollagenosen gehören<strong>de</strong> Systemerkrankung mit Sklerosierung von Definition<br />
Haut und Unterhaut sowie Beteiligung zahlreicher innerer Organe (Gefäße,<br />
Lunge, Darm, Skelett, Niere, Herz, Leber) unterschiedlicher Ausprägung.<br />
Nach klinischen Gesichtspunkten wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r ADF (1986) drei Haupttypen Einteilung<br />
unterschie<strong>de</strong>n:<br />
Typ I: Akraler Typ (häufigste Form mit betont vaskulärer Komponente).<br />
Typ II: Proximal aszendieren<strong>de</strong>r Typ mit aszendieren<strong>de</strong>r Sklerosierung<br />
von Unter- und Oberarmen. Beteiligung innerer Organe (Verdauungstrakt,<br />
Lunge, Nieren und Leber).<br />
Typ III: Stammsklero<strong>de</strong>rmie (Stammtyp) mit zentrifugaler Ausbreitung.<br />
Beteiligung von Gelenken und inneren Organen (Herz, Niere, Verdauungstrakt).<br />
Uncharakteristische Störung <strong>de</strong>s Allgemeinbefin<strong>de</strong>ns. In 60 bis 90<br />
Prozent <strong>de</strong>r Fälle Raynaud-Phänomen.<br />
Autoimmunkrankheit mit humoralen und zellulären Immunphänomenen Ätiologie<br />
z.B. Depression <strong>de</strong>r T-Lymphozyten, Nachweis von antinukleären Faktoren.<br />
Diskutiert wer<strong>de</strong>n: Genetische Disposition, Störung <strong>de</strong>r Mikrozirkulation<br />
und Dysregulation <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebsstoffwechsels.<br />
Meist 30. bis 50. LJ. Frauen sind 10 bis 15mal häufiger betroffen als Männer. Manifestation<br />
Hauterscheinungen: Klinisches Bild<br />
Akren: Raynaud-Syndrom, ö<strong>de</strong>matöse Schwellung, Atrophie, Sklerose, Teleangiektasien,<br />
Nagelverän<strong>de</strong>rungen, Rattenbissnekrosen, Beugekontrakturen<br />
(Krallenhand) (siehe Abb. 8-8, S. 279).<br />
Gesicht: Amimie, Gesichtsverkleinerung, schmale Lippen (Mikrocheilie), Mikrostomie<br />
(Vermessung <strong>de</strong>r Mundöffnung), radiäre Mundfältelung (Tabaksbeutelmund)<br />
(siehe Abb. 8-6, S. 279).<br />
Stamm: Sklerose, <strong>de</strong>rbes Ö<strong>de</strong>m, Teleangiektasien, Hypopigmentierungen<br />
und Hyperpigmentierungen.<br />
Sonstiges: Poikilo<strong>de</strong>rmie, Ulzerationen, Alopezie, Kalzinose, Atrophie<br />
<strong>de</strong>r Hautanhangsgebil<strong>de</strong>, Schleimhautverän<strong>de</strong>rungen (Sklerosierung <strong>de</strong>r<br />
Genitalschleimhaut).<br />
8
8<br />
272 8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
Beteiligung innerer Organe:<br />
Verdauungstrakt (in 90 Prozent), vor allem Ösophagus, Magen, Dünn- und<br />
Dickdarm.<br />
Lunge (in ca. 70 Prozent): Lungenfibrose, pulmonale Hypertonie mit klinischen<br />
Zeichen wie Dyspnoe, Husten, Zyanose. Die Trias mit Dyspnoe,<br />
quasi normalem Thorax-Röntgenbild und unauffälliger Lungenfunktion ist<br />
typisch.<br />
Kehlkopf: Heisere, raue Stimme.<br />
Herz: Kardiale Myopathie.<br />
Niere: Proteinurie, Nieren-Insuffizienz, Hypertonie.<br />
Augen: Katarakt.<br />
Bewegungsapparat: Osteolyse, Osteoporose, zystische Aufhellungen, Arthralgien,<br />
Tendovaginitis.<br />
Muskeln: Schwäche, Schmerzen.<br />
Fettgewebe: Pannikulitis.<br />
Son<strong>de</strong>rform: CREST-Syndrom.<br />
Diagnostik Anamnese.<br />
Klinisches Bild.<br />
Labor: Unspezifische Entzündungszeichen.<br />
Histologie: Frühstadium: Diffuse Rundzellinfiltrate, Ö<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Dermis,<br />
Spätstadium: Dermis verbreitert, Gefäße rarifiziert, Fettgewebe: Primär septale<br />
Pannikulitis.<br />
Indirekte Immunfluoreszenz: Antinukleäre Antikörper (ANA) in ca. 90 Prozent<br />
positiv.<br />
Technische Befun<strong>de</strong> entsprechend <strong>de</strong>r Organbeteiligungen.<br />
Differential- »Dermatomyositis« (S. 272), systemischer Lupus erythemato<strong>de</strong>s (s.u. »Lupus<br />
diagnosen erythemato<strong>de</strong>s« (S. 265)), disseminierte zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie, toxische<br />
Systemreaktionen.<br />
Therapie<br />
Allgemeine Maßnahmen:<br />
Physiotherapie: Lymphdrainage, Massage, Krankengymnastik.<br />
Externe Therapie:<br />
Bestrahlungstherapie: UVA1-Ganzkörperbestrahlung.<br />
Interne Therapie:<br />
Immunsuppressive Kombinationstherapie mit Glukokortikoi<strong>de</strong>n und Azathioprin.<br />
Bei Therapieversagen Cyclophosphamid, ggf. in Kombination mit Glukokortikoi<strong>de</strong>n.<br />
Plasmapherese: Bei Nachweis zirkulieren<strong>de</strong>r Immunkomplexe o<strong>de</strong>r hochtitriger<br />
Antikörper.<br />
Bei Raynaud-Symptomatik: Calciumantagonisten.<br />
8.1.3 Dermatomyositis <strong>**</strong><br />
Die Dermatomyositis ist eine systemische Autoimmunerkrankung mit<br />
Entzündung <strong>de</strong>r quer gestreiften Muskulatur bei gleichzeitig bestehen<strong>de</strong>r<br />
Dermatitis. Man unterschei<strong>de</strong>t eine juvenile und eine adulte<br />
Form, <strong>de</strong>ren Unterschied v.a. darin liegt, dass die adulte Form auch<br />
als paraneoplastisches Phänomen auftreten kann. Das klinische Bild<br />
zeigt Erytheme im Gesicht als auch an <strong>de</strong>n Extremitätenstreckseiten<br />
mit Übergang in Atrophie und Poikilo<strong>de</strong>rmie, Muskelschwäche v.a. in
8.1 Kollagenosen <strong>**</strong> 273<br />
<strong>de</strong>n proximalen Extremitätenabschnitten und Beteiligung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Organsysteme. Zur Diagnosestellung sollten zumin<strong>de</strong>st drei <strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n Kriterien positiv sein: Muskelenzyme, EMG, Muskelbiopsie,<br />
typische Hautverän<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r typische muskuläre Symptomatik.<br />
Die Therapie erfolgt mittels Immunsuppression, bei Erwachsenen<br />
sollte ein Tumorgeschehen ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Polymyositis; Lilakrankheit; Dermatomukomyositis; Myositis, akute paren- Synonym<br />
chymatöse; Myositis universalis acuta infectiosa<br />
Systemische Autoimmunkrankheit mit Entzündung und segmentaler Nekrose<br />
<strong>de</strong>r quer gestreiften Muskeln und gleichzeitig vorliegen<strong>de</strong>r Dermatitis.<br />
Definition<br />
Es wer<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Formen unterschie<strong>de</strong>n: Einteilung<br />
Adulte Dermatomyositis<br />
Juvenile Dermatomyositis<br />
Inzi<strong>de</strong>nz (juvenile Dermatomyositis): 0,2/100.000 Einwohner/Jahr. Inzi<strong>de</strong>nz Vorkommen/<br />
Epi<strong>de</strong>miologie<br />
(adulte Dermatomyositis): 0,2 bis 0,7/100.000 Einwohner/Jahr.<br />
Autoimmunkrankheit. Bei Erwachsenen wer<strong>de</strong>n Antikörper gegen ein Anti- Ätiologie<br />
gen im Muskel und virale Genese, bei Kin<strong>de</strong>rn vaskulitische Ätiopathogenese<br />
sowie Assoziation zu HLA-B8 diskutiert.<br />
Auch als kutane Paraneoplasie.<br />
Häufung in einzelnen Familien mitgeteilt.<br />
Im Kin<strong>de</strong>salter keine Geschlechtsbevorzugung. Bei <strong>de</strong>r adulten Form be- Manifestation<br />
steht Gynäkotropie.<br />
Erstmanifestation <strong>de</strong>r juvenilen Dermatomyositis: Meist 7. bis 8. LJ, adulte<br />
Dermatomyositis: Meist um das 50. LJ.<br />
Adulte Dermatomyositis: Klinisches Bild<br />
Integument:<br />
❡Rot-violette Erytheme periorbital, schmetterlingsförmig über <strong>de</strong>n Wangen,<br />
<strong>de</strong>m Halsausschnitt (siehe Abb. 8-7, S. 279) und <strong>de</strong>n Extremitätenstreckseiten.<br />
❡Streifige Erytheme im Bereich <strong>de</strong>r Fingerstreckseiten (= Gottron-Zeichen)<br />
(siehe Abb. 8-9, S. 280).<br />
❡Nagelfalzkeratose (<strong>de</strong>r Versuch, <strong>de</strong>n Nagelfalz zurückzuschieben, ist sehr<br />
schmerzhaft = Keining-Zeichen).<br />
❡Übergang in Atrophie, Hypo- o<strong>de</strong>rHyperpigmentierung und Poikilo<strong>de</strong>rmie<br />
möglich.<br />
Im Spätstadium:<br />
❡Poikilo<strong>de</strong>rmatisches Hautbild durch braunrote Verfärbung <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> mit<br />
eingesunkenen atrophischen Arealen.<br />
❡Z.T. schwere Osteoporose, ausge<strong>de</strong>hntere Verkalkungen von Weichteilen<br />
(Sehnen, Muskeln, Aponeurosen) sowie erhebliche Gelenk<strong>de</strong>formierungen<br />
(Gelenkspalt bleibt erhalten!).<br />
Muskeln:<br />
❡Zunehmen<strong>de</strong> schmerzhafte Muskelschwäche, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r proximalen<br />
Extremitätenabschnitte.<br />
❡Im ausgebrannten Endzustand meist starke Kalzifikationen.<br />
8
8<br />
274 8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
Innere Organe:<br />
❡Beteiligung von Herz, Lunge, Intestinum und Nieren. Dysphagie durch<br />
Schwäche <strong>de</strong>r oropharyngealen Muskulatur.<br />
Son<strong>de</strong>rformen:<br />
❡Dermatomyositis assoziiert mit Malignomen: Mit einem Malignom kombinierte<br />
Dermatomyositis (paraneoplastisches Syndrom).<br />
❡Amyopathische Dermatomyositis: Keine Myositis.<br />
❡Overlap-Syndrom. Juvenile Dermatomyositis:<br />
Keine Assoziation zu malignen Erkrankungen.<br />
Integument:<br />
❡S.u. adulte Dermatomyositis.<br />
❡Initial meist trockene, schuppen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r entzündlich gerötete Plaques in<br />
<strong>de</strong>n Gelenkbereichen <strong>de</strong>r Extremitäten.<br />
❡Bei 50 Prozent <strong>de</strong>r Patienten imponieren Calcinosis cutis, Muskelkontrakturen<br />
o<strong>de</strong>r »palmoplantare Hyperkeratosen« (S. 335).<br />
Extrakutane Manifestationen:<br />
❡Es sind verschie<strong>de</strong>ne Organsysteme betroffen, u.a. <strong>de</strong>r Gastrointestinaltrakt,<br />
Gelenke, Herz und Lungen können betroffen sein, entwe<strong>de</strong>r direkt<br />
o<strong>de</strong>r als Folge von schwerer Muskelschwäche.<br />
❡Meist zunehmen<strong>de</strong> Muskelschwäche in <strong>de</strong>n proximalen Muskelgruppen <strong>de</strong>r<br />
oberen und unteren Extremitäten.<br />
Diagnostik Anamnese.<br />
Klinisches Bild.<br />
Labor: Muskeltypische Enzyme im Serum erhöht, Kreatinausscheidung im<br />
24-Stun<strong>de</strong>n-Urin erhöht.<br />
Histologie: Muskelbiopsat: Segmentale Muskelfasernekrose, Verlust <strong>de</strong>r<br />
Querstreifung, eosinophile granuläre Nekrosen, interstitielles mononukleäres<br />
Infiltrat.<br />
Elektromyogramm: Kurze polyphasische Potentiale, Fibrillationen.<br />
Zur Diagnosestellung sollten zumin<strong>de</strong>st drei <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Kriterien positiv<br />
sein: Muskelenzyme, EMG, Muskelbiopsie, typische Hautverän<strong>de</strong>rungen<br />
o<strong>de</strong>r typische muskuläre Symptomatik.<br />
Systemischer Lupus erythemato<strong>de</strong>s (s.u. »Lupus erythemato<strong>de</strong>s« (S. 265)),<br />
diagnosen Trichinose, Myositi<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rer Genese, »Sarkoidose« (S. 322), »Toxoplasmose«<br />
(S. 111), thyreotoxische Myopathie, Muskeldystrophien, Overlap-Syndrom,<br />
»Lyme Borreliose« (S. 36), »Psoriasis« (S. 298), T-Zell-Lymphom, »atopisches<br />
Ekzem« (S. 243).<br />
Differential-<br />
Therapie<br />
Prognose<br />
Allgemeines:<br />
Tumorausschluss bei <strong>de</strong>r adulten Dermatomyositis.<br />
Ausschluss bakterieller Foci.<br />
Externe Therapie:<br />
Topische Glukokortikoi<strong>de</strong>.<br />
Interne Therapie:<br />
Immunsuppression mit Glukokortikoi<strong>de</strong>n, evtl. in Kombination mit Azathioprin,<br />
Methotrexat o<strong>de</strong>r Ciclosporin A.<br />
Anwendung von Immunglobulinen.<br />
Unvorhersehbar, ungünstig bei Tumorassoziation. Dauer <strong>de</strong>r Erkrankung unterschiedlich.
Abb. 8-1: Lupus erythemato<strong>de</strong>s chronicus discoi<strong>de</strong>s:<br />
Disseminierte, scharf begrenzte, z.T. infiltrierte,<br />
z.T. atrophische Her<strong>de</strong> und ältere Narben<br />
im Gesichtsbereich. (siehe Seite 267)<br />
275<br />
Abb. 8-2: Zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie: Zentral<br />
weißliche, glänzen<strong>de</strong>, sklerosierte Plaque mit umgeben<strong>de</strong>m<br />
Lilac-Ring. (siehe Seite 270)<br />
8
8<br />
276<br />
Abb. 8-3: Systemischer Lupus<br />
erythemato<strong>de</strong>s: Persistieren<strong>de</strong>s,<br />
unscharf begrenztes,<br />
sattrotes, schmetterlingsartiges<br />
Erythem im Gesicht.<br />
Vereinzelt fin<strong>de</strong>n sich kleine<br />
Papeln und Plaques, z.T. mit<br />
fest haften<strong>de</strong>r Schuppung<br />
(Unterlippenbereich). (siehe<br />
Seite 268)<br />
Abb. 8-4: Systemischer Lupus<br />
erythemato<strong>de</strong>s: Seit mehreren<br />
Wochen persistieren<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>utlich progrediente,<br />
schmerzhafte, ausge<strong>de</strong>hnte<br />
enorale Erosionen (harter<br />
Gaumen und Rachenring)<br />
sowie livi<strong>de</strong> plaqueförmige<br />
Erytheme <strong>de</strong>r Unterlippe.<br />
(siehe Seite 268)<br />
Abb. 8-5: Zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie:<br />
Flächige und spritzerartige,<br />
oberflächliche Skleroseher<strong>de</strong><br />
im Bereich <strong>de</strong>s Bauches,<br />
<strong>de</strong>utliche Induration <strong>de</strong>r<br />
befallenen Areale. (siehe Seite<br />
270)
8.1.4 Lichen sclerosus et atrophicus <strong>**</strong><br />
8.1 Kollagenosen <strong>**</strong> 277<br />
Charakteristisch für <strong>de</strong>n Lichen sclerosus et atrophicus ist die genitale<br />
und extragenitale Ausbildung weißlicher atrophisieren<strong>de</strong>r Flecken.<br />
Es ist eine erworbene, nicht- kontagiöse, chronisch- entzündliche Dermatose<br />
unklarer Ätiologie. Sie betrifft Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene, Frauen<br />
wesentlich häufiger als Männer. Im Spätstadium führt die Manifestation<br />
im Genitalbereich bei Männern zur Balanitis xerotica obliterans<br />
und bei Frauen zur Kraurosis vulvae, außer<strong>de</strong>m ist eine maligne Entartung<br />
möglich. Die Erkrankung ist sehr therapieresistent, im Genitalbereich<br />
sollen pflegen<strong>de</strong> Externa vor Infektionen schützen, Glukokortikoi<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n gegen <strong>de</strong>n starken Juckreiz eingesetzt. Bei starker<br />
Symptomatik wird chirurgisch interveniert.<br />
Lichen sclerosus; Weißfleckenkrankheit; Lichen albus; White spot disease; Synonym<br />
Morphoeid sclero<strong>de</strong>rma; Lichen sclerosus et atrophicans<br />
Erworbene, kutane, chronisch entzündliche Bin<strong>de</strong>gewebserkrankung mit pha- Definition<br />
senhaftem Krankheitsverlauf.<br />
Diskutiert wer<strong>de</strong>n: Ätiologie<br />
Hormonelle Faktoren<br />
Dysregulation <strong>de</strong>r Sexualhormone<br />
Infektiöse Genese<br />
Bildung von Autoantikörpern gegen ECM1 (Extrazelluläres Matrixprotein-1)<br />
Genetische Disposition<br />
Assoziation mit Autoimmunerkrankungen<br />
Immunhistologische Gemeinsamkeiten mit <strong>de</strong>r zirkumskripten Sklero<strong>de</strong>rmie<br />
lassen an eine mögliche pathogenetische Verwandtschaft <strong>de</strong>nken<br />
Bei Frauen und Männern im mittleren Lebensalter (Frauen wer<strong>de</strong>n bevorzugt Manifestation<br />
nach <strong>de</strong>r Menopause betroffen). Bei Kin<strong>de</strong>rn zwischen <strong>de</strong>m 5. und 11. Lebensjahr.<br />
Frauen sind 4 bis 10mal häufiger betroffen als Männer.<br />
Genitoanalbereich: Vulva, Präputium, Glans penis, Analbereich. Lokalisation<br />
Extragenital: Vor allem seitliche Halspartie, Stamm, Beugeseiten <strong>de</strong>r Unterarme,<br />
selten Mundschleimhaut.<br />
Genitale: Klinisches Bild<br />
Weißlich-atrophische, porzellanartige, <strong>de</strong>utlich konsistenzvermehrte Flecken<br />
mit Ten<strong>de</strong>nz zur Schrumpfung.<br />
Häufig bluten<strong>de</strong> Rhaga<strong>de</strong>n mit Neigung zur Superinfektion.<br />
Gehäuft flächenhafte, langzeitig persistieren<strong>de</strong> läsionale Einblutungen, die<br />
klinisch im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen können.<br />
Bei Männern: Balanopräputiale Synechien und erworbene Phimose, im<br />
Spätstadium Balanitis xerotica obliterans (siehe Abb. 8-11, S. 280).<br />
Bei Frauen: Häufig Juckreiz und Schmerzen in <strong>de</strong>r Vagina, im Spätstadium<br />
Kraurosis vulvae (siehe Abb. 8-10, S. 280).<br />
Lichen sclerosus et atrophicus im Genitalbereich führt in 3 bis 6 Prozent zur<br />
Karzinomentwicklung, Frauen bevorzugt betroffen!<br />
Extragenital:<br />
Steckna<strong>de</strong>lkopf- bis linsengroße, porzellanartige, rundliche, atrophische<br />
Flecken (siehe Abb. 8-12, S. 285).<br />
Häufig Konfluenz <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> mit Ausbildung unregelmäßig konfigurierter<br />
größerer Areale.<br />
!<br />
8
8<br />
278 8 <strong>Autoimmunkrankheiten</strong> <strong>**</strong><br />
Diagnostik<br />
Pergamentartig gefältelte Hautoberfläche mit follikulären Hyperkeratosen.<br />
Selten bullöser o<strong>de</strong>r hämorrhagischer Lichen sclerosus.<br />
Anamnese.<br />
Klinisches Bild.<br />
Histologie:<br />
Epithelatrophie und Orthohyperkeratose.<br />
Subepithelial bandförmig angeordnetes epi<strong>de</strong>rmotropes rundzelliges Infiltrat.<br />
Abflachung <strong>de</strong>r Junktionszone.<br />
Hyalinisierung <strong>de</strong>s subepithelialen Bin<strong>de</strong>gewebes (ö<strong>de</strong> Zone).<br />
Differential- Zirkumskripte Sklero<strong>de</strong>rmie (s.u. »Sklero<strong>de</strong>rmie« (S. 269)), »Lichen planus«<br />
diagnosen (S. 311).<br />
Therapie<br />
Prognose<br />
Externe Therapie:<br />
Pflegen<strong>de</strong> Externa.<br />
Hormone:<br />
Bei Frauen: Östrogen- u. progesteronhaltige Präparate.<br />
Bei Männern: Testosteronhaltige-Salben.<br />
Bei starkem Juckreiz o<strong>de</strong>r Schmerzen: Glukokortikoi<strong>de</strong> extern o<strong>de</strong>r intraläsional.<br />
Tacrolimus.<br />
Interne Therapie:<br />
Acitretin, alternativ Penicillin G o<strong>de</strong>r Sulfasalazin.<br />
Operative Therapie:<br />
Bei ausge<strong>de</strong>hnter klinischer Symptomatik (v.a. im Genitalbereich): Kryochirurgie<br />
o<strong>de</strong>r Zirkumzision.<br />
Quoad vitam gut, quoad sanationem zweifelhaft. Chronischer, evtl. schubweiser<br />
Verlauf. Irreversible Atrophie. Im Genitalbereich: In 3 bis 6 Prozent<br />
Karzinomentwicklung, Frauen bevorzugt betroffen.<br />
8.2 Bullöse Autoimmunerkrankungen <strong>**</strong><br />
Definition Meist schwere, chronisch verlaufen<strong>de</strong> Erkrankungen <strong>de</strong>r Haut und Schleimhäute.<br />
Durch die Bildung von Autoantikörpern gegen spezifische Adhäsionsmoleküle<br />
<strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r epi<strong>de</strong>rmalen Junktionszone kommt es<br />
zu intraepi<strong>de</strong>rmaler, subepi<strong>de</strong>rmal-junktionaler o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rmaler Blasenbildung.<br />
Einteilung<br />
Epi<strong>de</strong>rmale Blasenbildung (Pemphigus-Gruppe):<br />
» Pemphigus vulgaris« (S. 281)<br />
Paraneoplastischer Pemphigus<br />
Pemphigus foliaceus<br />
Subepi<strong>de</strong>rmal-junktionale Blasenbildung (Pemphigoid-Gruppe):<br />
Lineare IgA-Dermatose<br />
Vernarben<strong>de</strong>s Schleimhautpemphigoid<br />
» Bullöses Pemphigoid« (S. 282)