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Basiswissen der Betriebswirtschaftslehre: Musterkapitel - w3L

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3<br />

2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Realwissenschaften werden unterteilt in Naturwissenschaften,<br />

<strong>der</strong>en Objekt die Natur ist, und Geisteswissenschaften, <strong>der</strong>en<br />

Objekt die gesamte Kultur ist. Wirtschaftswissenschaften zählen<br />

zu den Geisteswissenschaften und werden wie<strong>der</strong>um unterteilt<br />

in Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft und <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong>.<br />

Die Geisteswissenschaften untersuchen alle psychischen Objekte,<br />

z. B. Sprache, Religion, Kunst, Recht und Wirtschaft. Letztere<br />

wird wie<strong>der</strong>um unterteilt in Sozialwissenschaften, die den<br />

Menschen als soziales Phänomen behandeln und Wirtschaftswissenschaften,<br />

die eine Wirtschaft isoliert von dem unternehmerischen<br />

Umfeld betrachten. Wirtschaftswissenschaften behandeln<br />

keine Gruppenphänomene, Massenerscheinungen o<strong>der</strong> soziale<br />

Gebilde [Ulri01, S. 25 ff.]. Sie basieren auf dem Modell des<br />

»Homo Ökonomicus«, <strong>der</strong> einen Menschen beschreibt, <strong>der</strong> immer<br />

rational handelt und nur seinen persönlichen Nutzen maximiert<br />

[Wöhe08, S. 46 ff.].<br />

Der Homo Ökonomicus<br />

Der Homo Ökonomicus beschreibt somit ein Verhaltensmodell<br />

des Menschen, dem das Rationalprinzip zugrunde liegt und das<br />

beinhaltet, dass <strong>der</strong> Mensch (und damit auch <strong>der</strong> Mitarbeiter in<br />

einem Betrieb) sich als Nutzenmaximierer unter Nebenbedingungen<br />

bei Unsicherheit versteht, <strong>der</strong> immer nur in seinem Eigeninteresse<br />

handelt [Kirc08, S. 14 ff.]. Eine <strong>der</strong>artige Nebenbedingung<br />

kann z. B. die Soziale Orientierung sein. Eine Maximierung<br />

des Nutzens bedeutet, dass <strong>der</strong> Homo Ökonomicus immer versucht,<br />

mit minimaler Leistung ein maximales Ergebnis zu erzielen.<br />

Rationalprinzip<br />

Jedes wirtschaftliche Handeln unterliegt dem Rationalprinzip<br />

[Wöhe08, S. 1]. Die BWL leitet aus dem Rationalprinzip das »Ökonomische<br />

Prinzip« her, das wie<strong>der</strong>um drei Prinzipien beinhaltet<br />

[ScWö08, S. 5]:<br />

Das Maximumprinzip, das besagt, dass mit einem gegebenen<br />

Aufwand ein möglichst hoher Ertrag erwirtschaftet wird.<br />

Das Minimumprinzip, das besagt, dass ein gegebener Ertrag<br />

mit möglichst geringem Aufwand erwirtschaftet wird sowie<br />

das Optimumprinzip, das besagt, dass ein Optimum zwischen<br />

Aufwand und Ertrag gefunden werden soll.


4 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Die Messgrößen für das ökonomische Prinzip sind:<br />

P roduktivitaet =( Leistung )<br />

Einsatz<br />

W irtschaftlichkeit =( Ertrag )<br />

Aufwand<br />

Rentabilitaet =( Erfolg )<br />

Einsatz<br />

Die Produktivität ist eine mengenmäßige Betrachtung und<br />

misst den Erfolg einer betrieblichen Aktivität an dem Einsatz von<br />

Material, Arbeit o<strong>der</strong> Betriebsmitteln, während die Wirtschaftlichkeit<br />

die Kosten einbezieht und die Rentabilität den Einsatz<br />

sowohl von Kapital als auch von Faktoren beschreibt.<br />

Ermitteln Sie bitte für Ihr Unternehmen die Rentabilität, Wirtschaftlichkeit<br />

und Produktivität (falls Sie berufstätig sind). Die<br />

notwendigen Informationen finden Sie in dem Rechnungswesen<br />

Ihres Unternehmens. Nehmen Sie bitte für die Leistung den mengenmäßigen<br />

Ausstoß; für den Einsatz jeweils den mengenmäßigen<br />

Verbrauch an Material, Arbeit und Maschinen.<br />

Für die Arbeit mit Menschen, die sich nach dem Modell des »Homo<br />

Ökonomicus« verhalten und deshalb ständig kontrolliert<br />

werden müssen (ob sie auch den Weisungen des Unternehmens<br />

folgen), hat die BWL Kontrollmechanismen entwickelt.<br />

Die wichtigsten Kontrollmechanismen sind:<br />

Die Budgetierung, in <strong>der</strong>en Rahmen den jeweiligen Einheiten<br />

eines Unternehmens Budgets vorgegeben werden und<br />

kontrolliert wird, ob diese Vorgaben auch eingehalten werden.<br />

Die Budgetierung stimmt in <strong>der</strong> Regel mit den Zielen<br />

des Unternehmens überein. Wenn ein Mitarbeiter nur seinen<br />

eigenen Zielen folgt (Rationalitätsprinzip) kann er nur<br />

dann die Vorgaben einhalten, wenn seine Ziele mit denen des<br />

Unternehmens übereinstimmen.<br />

Eine Abweichungsanalyse, die Abweichungen von den<br />

geplanten Verbräuchen <strong>der</strong> elementaren Produktionsfaktoren<br />

(Material, Arbeit und Betriebsmittel), den Preisen für diese<br />

Faktoren und <strong>der</strong> Beschäftigung (Auslastung) feststellt.<br />

Die Führungskräfte, die abweichende Verhaltensweisen<br />

(von den Vorgaben des Unternehmens) <strong>der</strong> Mitarbeiter feststellen<br />

und korrigieren sollen.<br />

Beispiel<br />

Ein Budget beinhaltet z. B. Vorgaben für die zu erreichende<br />

Leistung und für die maximal einzusetzenden Verbräuche an<br />

Material und Arbeit sowie den Einsatz von Maschinen.<br />

Dieser Schnelleinstieg in die BWL vermittelt einen ersten Eindruck<br />

von <strong>der</strong> BWL in Wissenschaft und Praxis.


2.1 Systematisierung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften * 5<br />

Die BWL lässt sich in die Systematik <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />

einordnen:<br />

»Systematisierung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften«, S. 5<br />

Der Betrieb steht im Mittelpunkt <strong>der</strong> BWL:<br />

»Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL«, S. 6<br />

Die BWL lässt sich nach verschiedenen Kriterien glie<strong>der</strong>n:<br />

»Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> BWL«, S. 10<br />

Anhand des Rechnungswesens können wichtige Konzepte <strong>der</strong><br />

BWL verdeutlicht werden:<br />

»Rechnungswesen«, S. 11<br />

Modelle werden in <strong>der</strong> BWL als Hilfsmittel zur Erklärung und Gestaltung<br />

realer Systeme eingesetzt. Sie vereinfachen komplexe<br />

wirtschaftliche Zusammenhänge, um sie überschaubar zu machen:<br />

»Modelle in <strong>der</strong> BWL«, S. 54<br />

Ziele <strong>der</strong> BWL sind Vorstellungen über angestrebte Zustände eines<br />

Unternehmens:<br />

»Ziele in <strong>der</strong> BWL«, S. 57<br />

Ansätze <strong>der</strong> BWL geben reale Hinweise auf notwendige Verhaltensweisen<br />

von Mitarbeitern eines Unternehmens, um angestrebte<br />

Ziele zu erreichen:<br />

»Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL«, S. 58<br />

2.1 Systematisierung <strong>der</strong><br />

Wirtschaftswissenschaften *<br />

Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> gehört zu den Wirtschaftswissenschaften<br />

und diese wie<strong>der</strong>um zu den Geisteswissenschaften.<br />

Letztere sind ein Teil <strong>der</strong> Realwissenschaften. Während die Idealwissenschaften<br />

die Objekte, die sie untersuchen, vom Denken<br />

erschaffen, beschäftigen sich die Realwissenschaften mit Objekten,<br />

die in Wirklichkeit vorhanden sind. Da sich die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />

mit dem Betrieb als tatsächlich existierendem<br />

Objekt beschäftigt, zählt sie zu den Realwissenschaften.<br />

Die Wirtschaftswissenschaften werden unterteilt in die Volkswirtschaftslehre,<br />

die auch die Finanzwissenschaft als die Lehre<br />

von den öffentlichen Haushalten beinhaltet und die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong>,<br />

die im Schwerpunkt die Betriebe als Produktionswirtschaften<br />

behandelt. In einer mo<strong>der</strong>nen Betrachtungsweise<br />

werden hierzu auch Dienstleistungsbetriebe gezählt.


6 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Die Abb. 2.1-1 fasst diese Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaften zusammen<br />

(siehe auch [Oste08, S. 5 ff.]). Da Idealwissenschaften hier<br />

nicht zur Diskussion stehen, wurden sie in <strong>der</strong> Abb. 2.1-1 nicht<br />

weiter aufgeglie<strong>der</strong>t.<br />

Wissenschaften<br />

Realwissenschaften<br />

Idealwissenschaften<br />

Naturwissenschaften<br />

Geisteswissenschaften<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Sozialwissenschaften<br />

Finanzwissenschaften<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

<strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />

Abb. 2.1-1: Systematisierung <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Hans Ulrich versteht Unternehmen als soziale Systeme (sie umfassen<br />

immer mehrere Menschen) und sieht in <strong>der</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />

eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sowohl<br />

volkswirtschaftliches, als auch technologisches, soziologisches<br />

und psychologisches Wissen verwendet [Ulri01, S. 25 ff.]. Für ihn<br />

sind die Naturwissenschaften überwiegend auf Erklärungen ausgerichtet,<br />

während die BWL die Zukunft gestalten will.<br />

Er sieht auch die Notwendigkeit für Wirtschaftswissenschaften<br />

die Isolierung von dem Umfeld aufzugeben (die BWL betrachtet<br />

den Betrieb isoliert von seinem Umfeld), da an<strong>der</strong>nfalls fehlerhafte<br />

Handlungsanweisungen für die Gestaltung des unternehmerischen<br />

Geschehens entstehen.<br />

2.2 Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL *<br />

Das Objekt <strong>der</strong> BWL ist <strong>der</strong> Betrieb. Dieser arbeitet immer nach<br />

dem ökonomischen Prinzip einer Kombination <strong>der</strong> Produktionsfaktoren.<br />

Die Produktionsfaktoren werden wie<strong>der</strong>um unterteilt<br />

in elementare und dispositive Faktoren. Die Rechtsform des Objektes<br />

Betrieb muss entschieden werden.


2.2 Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL * 7<br />

Ein Betrieb ist eine Kombination von Produktionsfaktoren, um<br />

definierte Ziele zu erreichen [Gute83, S. 1 ff.].<br />

Diese Ziele können sein:<br />

Erringung von wirtschaftlicher Macht,<br />

Wertsteigerung des Betriebes,<br />

Steigerung des Sozialprestiges usw.<br />

Die richtige Kombination an Faktoren muss entschieden werden.<br />

Daraus folgt eine Vielzahl von Entscheidungen in einem Betrieb<br />

wie zum Beispiel<br />

Investitionen, die im Kapitel »Programmplanung«, S. 234, beschrieben<br />

werden,<br />

Finanzierung, die im Kapitel »Finanzierung«, S. 283, beschrieben<br />

wird,<br />

Produktionsprogramm, das im Kapitel »Der Prozess <strong>der</strong> Leistungserstellung«,<br />

S. 159, erläutert wird<br />

das Produktportfolio, das im Kapitel »Produktportfolio«,<br />

S. 256, bechrieben wird und<br />

die Absatzpolitik, die im Kapitel »Absatz«, S. 255, dargestellt<br />

wird.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund dieser Entscheidungen steht immer das ökonomische<br />

Prinzip <strong>der</strong> Faktorkombination, das heißt, dass die<br />

handelnden Personen grundsätzlich dem Rationalprinzip entsprechend<br />

dem Modell des »Homo Ökonomicus« folgen, zum<br />

Beispiel<br />

mit einem möglichst niedrigem Einsatz an Material, Arbeit und<br />

Betriebsmitteln ein Ergebnis zu erzielen. Siehe auch Kapitel<br />

»Schnelleinstieg in die BWL«, S. 3.<br />

Mit <strong>der</strong> Vielzahl von Entscheidungen wird die Bedeutung <strong>der</strong> Entscheidungstheorie<br />

für die BWL bestätigt.<br />

Betriebe werden nach sechs unterschiedlichen Kriterien geglie<strong>der</strong>t:<br />

<br />

<br />

Nach Wirtschaftszweigen (Branchen), zum Beispiel: Industrie<br />

(diese wie<strong>der</strong>um nach Maschinenbau, Elektroindustrie), Handel,<br />

Banken etc.<br />

Nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> erstellten Leistung, zumBeispielSachleistung<br />

o<strong>der</strong> Dienstleistung, wobei eine Sachleistung in <strong>der</strong><br />

Regel aus physischen Gütern besteht und eine Dienstleistung<br />

in <strong>der</strong> Regel eine Servicefunktion wahrnimmt. Sachleistungen<br />

werden üblicherweise in Industriebetrieben erstellt, während<br />

Dienstleistungen in Dienstleistungsbetrieben erbracht<br />

werden. Typische Dienstleistungsbetriebe sind zum Beispiel<br />

Handelsbetriebe o<strong>der</strong> Transportunternehmen.<br />

Ziele<br />

Beispiel<br />

Glie<strong>der</strong>ung


8 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Merkmale<br />

Nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Leistungserstellung, zum Beispiel Fertigungsprinzipien<br />

(Werkstattfertigung, wenn gleiche Verrichtungen<br />

in einer Werkstatt zentralisiert werden o<strong>der</strong> Fließfertigung,<br />

wenn die Arbeiten dezentralisiert und nach dem Objektdurchlauf<br />

angeordnet werden).<br />

Nach dem vorherrschenden Produktionsfaktor (arbeitsintensiv,<br />

anlagenintensiv, materialintensiv, wissensintensiv<br />

etc.).<br />

nach <strong>der</strong> Betriebsgröße (Groß- Mittel-, Kleinbetrieb).<br />

Nach <strong>der</strong> Rechtsform (Einzel-, Personenunternehmen, Kapitalgesellschaft<br />

etc).<br />

Welche Kriterien treffen auf Ihren Betrieb zu (wenn Sie in einem<br />

Betrieb arbeiten)?<br />

Betriebe sind durch drei Merkmale gekennzeichnet:<br />

Sie kombinieren immer verschiedene Produktionsfaktoren,<br />

sie folgen immer dem ökonomischen Prinzip,<br />

sie folgen dem Prinzip des wirtschaftlichen Gleichgewichts<br />

(Sicherung <strong>der</strong> Liquidität).<br />

Produktionsfaktoren<br />

Ein Betrieb wurde als eine optimierte Kombination von Produktionsfaktoren<br />

definiert. Diese Produktionsfaktoren stellen die<br />

in einer Leistungserstellung eingesetzten Güter und Leistungen<br />

dar. Gutenberg [Hans98, S. 1 ff.] beschreibt sechs Produktionsfaktoren,<br />

die er wie<strong>der</strong>um in elementare und dispositive Faktoren<br />

unterteilt:<br />

Elementarfaktoren beziehen sich auf Objekte (materielle Güter<br />

bzw. Produkte). Diese sind:<br />

<br />

<br />

Arbeitskräfte. Gutenberg unterteilt die menschliche Arbeitsleistung<br />

wie<strong>der</strong>um in eine objektbezogene (elementarer<br />

Faktor) und eine dispositive Leistung, welche die elementaren<br />

Faktoren kombiniert [Hans98, S. 1]. Eine Arbeitsleistung<br />

als elementaren Produktionsfaktor erbringen die sogenannten<br />

direkten Mitarbeiter, die unmittelbar an dem Produkt arbeiten<br />

(Maschinenbediener etc.). Die eingesetzte Menge dieses<br />

Produktionsfaktors ist abhängig von dem Ausstoß während<br />

<strong>der</strong> Leistungserstellung. Die Entscheidung, mit welchem<br />

Betriebsmittel (Maschinen o<strong>der</strong> Werkzeuge) die elementare<br />

Arbeitsleistung kombiniert werden soll, ist eine dispositive<br />

Leistung des Produktionsfaktors Arbeit.<br />

Werkstoffe, die rein objektbezogen sind. Werkstoffe können<br />

sein in Industriebetrieben Material, das während <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

zu einem Produkt umgeformt wird o<strong>der</strong> in<br />

Dienstleistungsbetrieben wie Handelsbetrieben die zu ver-


2.2 Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL * 9<br />

kaufende Ware o<strong>der</strong> in Transportbetrieben <strong>der</strong> Treibstoff für<br />

die Transportmittel.<br />

Betriebsmittel, die ebenfalls objektbezogen sind. Betriebsmittel<br />

sind Anlagen in Industriebetrieben, Geräte an <strong>der</strong> Kasse<br />

in Handelsbetrieben o<strong>der</strong> Fahrzeuge in Transportunternehmen,<br />

wenn diese für die Leistungserstellung benötigt<br />

werden.<br />

Dispositive Faktoren beziehen sich auf die Kombination <strong>der</strong><br />

Elementarfaktoren und lauten:<br />

Geschäfts- und Betriebsleitung, die den Kombinationsprozess<br />

<strong>der</strong> Produktionsfaktoren bestimmt. Gutenberg ordnet<br />

diesem Faktor auch die Information (Kommunikation) zu.<br />

Dieser Faktor wird in <strong>der</strong> BWL häufig auch als geson<strong>der</strong>ter<br />

Produktionsfaktor beschrieben.<br />

Die Planung, die Gutenberg wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Bedeutung<br />

für den Betrieb getrennt behandelt. Im Folgenden wird<br />

die Planung unter den jeweiligen Elementarfaktoren untersucht:<br />

Die Planung des Faktors Werkstoffe im Kapitel »Material«,<br />

S. 163, die Planung des Faktors Arbeit (Menschen) im Kapitel<br />

»Arbeit«, S. 186, und die Planung des Faktors Betriebsmittel<br />

(Maschinen, Werkzeuge o<strong>der</strong> Geräte) im Kapitel »Betriebsmittel«,<br />

S. 202.<br />

Die Organisation, die Gutenberg ebenfalls als getrennten<br />

Produktionsfaktor beschreibt. Er versteht die Planung als den<br />

Entwurf einer Ordnung, während für ihn die Organisation den<br />

Vollzug <strong>der</strong> Planung darstellt [Gute83, S. 235].<br />

Beschreiben Sie bitte die in Ihrem Betrieb vorhandenen Produktionsfaktoren<br />

und ordnen diese dem bestehenden Organigramm<br />

zu.<br />

Bei Material ordnen Sie bitte denjenigen, <strong>der</strong> das Material verarbeitet<br />

in das Organigramm ein, bei Maschinen und Anlagen<br />

denjenigen, <strong>der</strong> sie beschafft und bei Arbeit denjenigen, <strong>der</strong> sie<br />

benutzt. Falls es in Ihrem Unternehmen keine Planungsabteilung<br />

gibt, ordnen Sie die Planung bitte <strong>der</strong> Geschäftsführung zu. Falls<br />

Sie nicht berufstätig sind, stellen Sie sich bitte einen Betrieb vor,<br />

mit allen hier beschriebenen Produktionsfaktoren.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne BWL nennt noch einen weiteren Produktionsfaktor:<br />

Das Wissen [BrSc99, S. 77]. Wissen ist demnach immer in einem<br />

Unternehmen vorhanden, entwe<strong>der</strong> als individuelles Können von<br />

Mitarbeitern (Handlungskompetenz) o<strong>der</strong> als kollektives Wissen<br />

von Arbeitsgruppen, in denen das Wissen Einzelner gebündelt<br />

wird o<strong>der</strong> in Form von Dokumenten, in denen das Wissen eines<br />

Unternehmens festgehalten wird (zum Beispiel Organigramme,<br />

Organisationshandbücher, Stellenbeschreibungen, Stücklisten,<br />

Arbeitspläne etc.) [BHW99, S. 173].<br />

Wissen


10 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Wahl <strong>der</strong> Rechtsform<br />

Für einen Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL muss auch die Rechtsform<br />

entschieden werden, innerhalb <strong>der</strong>er er seine Aktivitäten ausführt.<br />

Die zu wählende Rechtsform basiert auf sieben Punkten,<br />

die vor einer Entscheidung zu klären sind [Oste08, S. 126 ff.]:<br />

Der Gründungsprozess beschreibt die Vorgehensweise, die<br />

notwendig ist, um zu einer wirtschaftlichenAktivität zu gelangen.<br />

Das Kapital, das die Mittel beschreibt, die Gesellschafter einem<br />

Unternehmen zur Verfügung stellen.<br />

Die Geschäftsführung, das heißt, welche Berechtigungen<br />

erteilt werden, um rechtsverbindliche Geschäfte abzuschließen.<br />

Die Haftung beschreibt, wie Gläubiger im Fall einer Insolvenz<br />

bedient werden.<br />

Die Erfolgsbeteiligung legt fest, wie die Gesellaschfter an<br />

dem Unternehmenserfolg beteiligt werden.<br />

Unter welchen Bedingungen eine Auflösung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

erfolgen kann.<br />

Die Besteuerung ist abhängig von <strong>der</strong> Gesellschaftsform, zum<br />

Beispiel genießen Einzel- beziehungsweise Personengesellschaften<br />

einige Steuererleichterungen.<br />

2.3 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> BWL *<br />

Die Wissenschaft <strong>der</strong> BWL ist an<strong>der</strong>s geglie<strong>der</strong>t als das Objekt,<br />

<strong>der</strong> Betrieb. Die Glie<strong>der</strong>ung erfolgt funktional.<br />

Kriterien<br />

Die BWL wird nach unterschiedlichen Kriterien unterglie<strong>der</strong>t:<br />

Funktional, z. B. nach Produktion, Absatz, Investition, Finanzierung,<br />

Personal (die verschiedenen Funktionen werden<br />

durch die Unternehmensführung integriert),<br />

institutional nach Branchen,<br />

genetisch nach dem Lebenszyklus <strong>der</strong> Betriebe, z. B.<br />

□ <strong>der</strong> Gründungsphase (Marktanalysen, Bestimmung des<br />

Standortes, Bestimmung <strong>der</strong> Rechtsform, Bereitstellung des<br />

Gründungskapitals, Festlegung <strong>der</strong> Organisationsform),<br />

□ <strong>der</strong> Betriebsphase (Leistungserstellung nimmt zu, das<br />

Unternehmen muss sich an Wachstum anpassen, also<br />

umstrukturieren und es beginnt mit an<strong>der</strong>en Unternehmen/Institutionen<br />

zusammenzuarbeiten, um seine eigenen<br />

Kompetenzen zu verstärken),<br />

□ <strong>der</strong> Liquidationsphase (Krise, Insolvenz, Liquidation),<br />

wenn das Unternehmen seine Aktivitäten beendet.<br />

prozessorientiert (zum Beispiel: Unternehmensziele, Planung,<br />

Entscheidung, Ausführung, Kontrolle).


2.4 Rechnungswesen * 11<br />

2.4 Rechnungswesen *<br />

Das Rechnungswesen bildet Unternehmen vollständig mit seinen<br />

gesamten Zahlen ab. Diese dienen sowohl <strong>der</strong> Kontrolle, ob die<br />

Zahlen in <strong>der</strong> Vergangenheit erreicht wurden, als auch als Basis<br />

für zukünftige Planungen.<br />

Im Folgenden werden einführend beschrieben:<br />

»Die Bilanz«, S. 11<br />

»Die Gewinn- und Verlustrechnung«, S. 22<br />

»Die Cashflow-Rechnung«, S. 28<br />

»Kennzahlen«, S. 32<br />

Das Rechnungswesen wird anhand <strong>der</strong> Fallstudie »Familie Schulze«<br />

veranschaulicht:<br />

»Fallstudie Familie Schulze: Die Bilanz«, S. 18<br />

»Fallstudie Familie Schulze: Cashflow«, S. 31<br />

»Fallstudie Familie Schulze: Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung«,<br />

S. 53<br />

2.4.1 Die Bilanz *<br />

In <strong>der</strong> Bilanz stellen Unternehmen dar, über welches Vermögen<br />

sie verfügen und woher das Geld kommt, mit dem sie ihre Geschäfte<br />

bezahlen.<br />

Im Folgenden wird aufgezeigt,<br />

wie Unternehmen ihr Vermögen darstellen,<br />

wie Unternehmen die Finanzierung ihres Vermögens ausweisen,<br />

wie in einer Bilanz Vermögen und Finanzierung von Unternehmen<br />

dargestellt werden,<br />

dass Bilanzen von Unternehmen große Ähnlichkeiten mit <strong>der</strong><br />

persönlichen, privaten Bilanz haben.<br />

In diesem Kapitel lernen Sie, eine Bilanz zu verstehen, über welches<br />

Vermögen ein Unternehmen verfügt und wie dieses Vermögen<br />

finanziert wurde.<br />

Der richtige Umgang mit Geld ist überlebenswichtig für Unternehmen<br />

wie auch private Haushalte. Für den richtigen Umgang<br />

mit Geld ist eine Transparenz über alle finanziellen Verpflichtungen<br />

zwingend notwendig.<br />

Das folgende Szenario zeigt eine Situation, die in Unternehmen<br />

wie auch in privaten Haushalten je<strong>der</strong>zeit auftreten kann:<br />

Herr Heinrich möchte ein Auto kaufen. Der Preis beträgt<br />

50.000,- ¤. Er kann nur 10.000,- ¤ aus eigenen Mitteln finanzieren.<br />

Er geht zu seiner Bank und bittet um einen Kredit in<br />

Vorschau<br />

Lernziel<br />

Beispiel<br />

Szenario


12 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Mager<br />

Heinrich<br />

Mager<br />

Heinrich<br />

Mager<br />

Heinrich<br />

Mager<br />

Heinrich<br />

Mager<br />

Höhe von 40.000,- ¤. Sachbearbeiter Mager versucht, die zukünftige<br />

Zahlungsfähigkeit von Herrn Heinrich herauszufinden,<br />

um das Kreditrisiko <strong>der</strong> Bank klein zu halten.<br />

»Herr Heinrich, wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen?«<br />

Herr Heinrich legt eine Verdienstbescheinigung seines Arbeitgebers<br />

vor: Monatlich 5.000,- ¤.<br />

»Ich übe noch eine Nebentätigkeit aus. Ich führe Seminare für<br />

einen Weiterbildungsträger durch. Die Höhe <strong>der</strong> Einnahmen<br />

ist sehr unterschiedlich und hängt von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Seminarteilnehmer<br />

ab. Im vergangenem Jahr habe ich zusätzlich<br />

5.000,- ¤ aus <strong>der</strong> Nebentätigkeit verdient«.<br />

»Wie hoch sind Ihre laufenden monatlichen Ausgaben? «<br />

»Meine Frau bekommt monatlich 2.500,- ¤ Haushaltsgeld,<br />

kommt damit allerdings nicht aus, vor allem, wenn sie Kleidung<br />

kaufen muss.«<br />

»Wir müssen Ihre Ausgaben präzise wissen, um festzustellen,<br />

ob Sie den Kredit zurückzahlen können. Wie sieht es mit Zinsen<br />

und Versicherungen aus?«<br />

»Ich habe noch ein Darlehen in Höhe von 150.000,- ¤ auf mein<br />

Haus, die monatlichen Zinsen betragen 750,- ¤. An Versicherungen<br />

habe ich: Private Krankenversicherung, Lebensversicherung,<br />

Haftpflichtversicherung, Kfz-Haftpflicht, Feuerversicherung<br />

für das Haus, Hausratversicherung. Ich vermute, das<br />

ist alles. Die monatliche Belastung habe ich noch nicht ausgerechnet,<br />

ich komme allerdings einigermaßen zurecht.«<br />

»Kennen Sie den Marktwert Ihres Hauses und den Rückkaufswert<br />

Ihrer Lebensversicherung? Haben Sie Rückstellungen für<br />

die Instandhaltung an Ihrem Haus gebildet?«<br />

»Marktwert und Rückkaufswert kenne ich nicht. Instandhaltungen<br />

habe ich immer aus den laufenden Einnahmen bezahlt.<br />

Größere Aufwendungen und Umbauten haben wir bisher vermieden.«<br />

»Herr Heinrich, wir können den Kredit erst bewilligen, wenn<br />

Sie uns eine vollständige und genaue Übersicht über Ihre Vermögensverhältnisse<br />

übermittelt haben und zwar alle laufenden<br />

Einnahmen, alle laufenden Ausgaben, unterteilt nach beeinflussbar<br />

und nicht beeinflussbar, alle Vermögenswerte wie<br />

z. B. Immobilie und Lebensversicherung sowie alle finanziellen<br />

Verpflichtungen, die Sie schon eingegangen sind.«<br />

Eine Bilanz zeigt auf, über welches Vermögen ein Unternehmen<br />

verfügt und wie dieses Vermögen finanziert wurde. Das Vermögen<br />

setzt sich zusammen aus


2.4 Rechnungswesen * 13<br />

dem Anlagevermögen, welches langfristig gebunden ist,<br />

wie zum Beispiel Gebäude und Maschinen,<br />

dem Umlaufvermögen, welches kurzfristig gebunden ist,<br />

wie zum Beispiel Vorräte,<br />

Finanzanlagen, die langfristig gebunden sind,<br />

Guthaben auf <strong>der</strong> Bank, die kurzfristig verfügbar sind,<br />

For<strong>der</strong>ungen an Kunden für unbezahlte Rechnungen.<br />

Das Vermögen wird Aktiva genannt und wird finanziert über<br />

Eigenkapital, wie zum Beispiel Einlagen <strong>der</strong> Eigentümer, Gewinne<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit, Gewinn <strong>der</strong> abgelaufenen Periode,<br />

Fremdkapital, wie zum Beispiel Darlehen o<strong>der</strong> Hypotheken,<br />

Schulden bei Lieferanten,<br />

Rückstellungen, diese sind zweckgebundene finanzielle Reserven,<br />

um zukünftige Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu<br />

können, wie zum Beispiel Vorsorge für Pensionszahlungen.<br />

Die Finanzierung wird Passiva genannt.<br />

Die Geldströme eines Unternehmens sind vergleichbar mit den<br />

Geldströmen eines privaten Haushaltes.<br />

Die folgende Übung 1 soll für Sie eine persönliche Beziehung<br />

zu <strong>der</strong> trockenen Zahlenwelt <strong>der</strong> Bilanz herstellen. Ermitteln Sie<br />

Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse. Stellen Sie fest:<br />

❡ Ihre monatlichen Einnahmen, inklusive <strong>der</strong> Einnahmen sonstiger<br />

Haushaltsangehöriger, die dem Haushalt zur Verfügung<br />

stehen.<br />

❡ Ihre Kosten, unterteilt nach beeinflussbar (z. B. Lebensmittel)<br />

und nicht beeinflussbar (z. B. Versicherungen).<br />

❡ Den Saldo aus Einnahmen und Ausgaben.<br />

❡ Ihr Vermögen, z. B. Immobilien, Kfz, Bankguthaben etc.<br />

❡ Ihre Vorräte, z. B. Wein etc.<br />

❡ Ihre Bankguthaben, Verbindlichkeiten gegenüber einer Bank<br />

o<strong>der</strong> Dritten.<br />

❡ Was müssen Sie an Geld zurücklegen, um Ihr Kfz zu erneuern<br />

o<strong>der</strong> an Ihrem Haus eine Instandhaltung vorzunehmen?<br />

Die Abb. 2.4-1 zeigt, wofür Unternehmen, die Produkte produzieren<br />

und verkaufen, Geld benötigen. Sie benötigen Anlagen/Maschinen,<br />

auf denen produziert wird, die gewartet werden<br />

müssen und <strong>der</strong>en Einkaufspreis zurückverdient werden muss,<br />

solange die Anlagen produzieren. Die Maschinen werden in Gebäuden<br />

aufgestellt. Diese Gebäude müssen gewartet und <strong>der</strong> Anschaffungspreis<br />

muss im Lauf <strong>der</strong> Jahre zurückverdient werden.<br />

Material wird laufend eingekauft und bezahlt, eingelagert und<br />

verarbeitet. Menschen werden eingestellt, ausgebildet, sie produzieren<br />

und verkaufen die Produkte und müssen laufend bezahlt<br />

werden.<br />

Aktiva<br />

Passiva<br />

Verwendung<br />

von Geld


14 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Abb. 2.4-1: Wofür benötigen Unternehmen Geld?<br />

Geldströme<br />

Beispiel<br />

Die Geldströme sind daher für Anlagen und Gebäude sowie Menschen<br />

und Material sehr unterschiedlich:<br />

Anlagen und Gebäude müssen bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme vollständig<br />

bezahlt werden. Der Fachbegriff für das ausgegebene<br />

Geld heißt Liquiditätsabfluss. Während <strong>der</strong> Lebensdauer<br />

fließen diese Aufwendungen über den Umsatz an das Unternehmen<br />

zurück. Der Rückfluss wird in den Aufwendungen<br />

als Abschreibungen berücksichtigt. Da das Geld bereits<br />

während <strong>der</strong> Inbetriebnahme geflossen ist spricht man bei<br />

Abschreibungen von kalkulatorischen Aufwendungen,<br />

da für Abschreibungen kein Geld mehr ausgegeben wird. Abschreibungen<br />

sind <strong>der</strong> Gegenwert für die Abnutzung <strong>der</strong> Anlagen<br />

und Gebäude. Sie sollen sicherstellen, dass am Ende <strong>der</strong><br />

Lebensdauer <strong>der</strong> Anlagen o<strong>der</strong> Gebäude <strong>der</strong> Anschaffungswert<br />

zurückverdient wurde und Geld zur Verfügung steht,<br />

damit die Anlage o<strong>der</strong> das Gebäude ersetzt werden können.<br />

Bei Anlagen und Gebäude spricht man auch von Restbuchwerten,diedenAnschaffungswert<br />

abzüglich <strong>der</strong> Abschreibungen<br />

(Abnutzung) darstellen.<br />

Dieser Zusammenhang kann als Beispiel mit <strong>der</strong> Anschaffung<br />

eines Kfz beschrieben werden. Ein Kfz kostet in <strong>der</strong> Anschaffung<br />

25.000,- ¤. Es soll nach fünf Jahren ersetzt werden. Die<br />

jährlichen Abschreibungen sind demnach 5.000,- ¤. DerRestbuchwert<br />

in dem ersten Jahr nach <strong>der</strong> Anschaffung ist dann<br />

25.000,- ¤ Anschaffungskosten abzüglich 5.000,- ¤ Abschreibung<br />

für das erste Jahr, also 20.000,- ¤. Im zweiten Jahr<br />

nach <strong>der</strong> Anschaffung berechnet sich <strong>der</strong> Restbuchwert mit<br />

25.000,- ¤ Anschaffungskosten abzüglich 5.000,- ¤ Abschreibung<br />

für das erste Jahr, abzüglich 5.000,- ¤ Abschreibung für<br />

das zweite Jahr, also 15.000,- ¤.


2.4 Rechnungswesen * 15<br />

Material muss laufend eingekauft und verarbeitet werden.<br />

Dieses führt zu einem ständigen Zahlungsstrom<br />

(Liquiditäts-/Geldbedarf). Material wird als ausgabenwirksame<br />

Aufwendung kalkuliert und ebenfalls über den<br />

Umsatz zurückverdient. Da Material nicht zeitgleich mit dem<br />

Wareneingang verarbeitet werden kann, entstehen Vorräte,<br />

in denen Geld gebunden ist, da das Material bezahlt wird,<br />

bevor es über den Umsatz zurückverdient wurde. Vorräte<br />

werden als Umlaufvermögen aufgeführt.<br />

Auch für Mitarbeiter müssen laufend Löhne/Gehälter bezahlt<br />

werden, die ebenfalls über den Umsatz (Verkauf <strong>der</strong> produzierten<br />

Produkte) zurückfließen.<br />

Die Abb. 2.4-2 stellt den Sachverhalt unterschiedlicher Geldströme<br />

dar. Das Dreieck zeigt die Entwicklung des Wertes von Anlagen<br />

und Gebäuden, beginnend mit dem Anschaffungswert, <strong>der</strong><br />

mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme zu bezahlen ist. Mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />

werden Anlagen und Gebäude als Vermögen ausgewiesen, die<br />

Abnutzung im Lauf <strong>der</strong> Zeit als Kosten (Abschreibungen) kalkuliert.<br />

Der Anschaffungswert abzüglich <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Abschreibungen<br />

über die Zeit ergibt den aktuellen Wert <strong>der</strong> Anlagen<br />

und Gebäude (Restbuchwert). Abschreibungen sind nicht<br />

ausgabenwirksam, da das Geld bereits bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />

ausgegeben wurde. Das Rechteck zeigt den Zahlungsstrom für<br />

Material/Löhne und Gehälter. Hierfür muss Geld bereitgestellt<br />

werden, da Löhne und Gehälter laufend zu bezahlen sind und<br />

Material mit dem Wareneingang bezahlt wird. Da Material nicht<br />

zeitgleich mit dem Wareneingang verarbeitet werden kann, wird<br />

es zwar bezahlt, aber anschließend eingelagert. Es entstehen<br />

Vorräte, in denen Geld gebunden ist, bis die Kosten für Material<br />

über den Umsatz zurückverdient wurden. Grundsätzlich sind<br />

Aufwendungen für Löhne und Gehälter sowie Material ausgabenwirksame<br />

Kosten, da sie laufend bezahlt werden.<br />

Alle Vermögenswerte eines Unternehmens werden in <strong>der</strong> Bilanz<br />

dargestellt. Auf <strong>der</strong> linken Seite findet sich das Vermögen, auch<br />

Aktiva genannt, auf <strong>der</strong> rechten Seite die Finanzierung des Vermögens,<br />

auch Passiva genannt. Das Vermögen wird unterteilt<br />

nach langfristig gebundenem Anlagevermögen und kurzfristig<br />

gebundenem Umlaufvermögen wie z. B. Vorräte o<strong>der</strong><br />

Kassenbestand. Das Vermögen kann auch Werte beinhalten, die<br />

nicht für den Geschäftsbetrieb benötigt werden wie z. B. Beteiligungen<br />

an an<strong>der</strong>en Unternehmen o<strong>der</strong> Finanzanlagen. Das Vermögen<br />

wird deshalb auch in betriebsnotwendiges und nicht<br />

betriebsnotwendiges Vermögen unterteilt.<br />

Die Finanzierung erfolgt entwe<strong>der</strong> aus eigenen Mitteln, wie z. B.<br />

Einzahlungen <strong>der</strong> Gesellschafter, Gewinnrücklagen o<strong>der</strong> Gewinn<br />

Kalkulatorische/laufende<br />

Kosten


16 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Zahlungen<br />

Anlagen/Gebäude<br />

Kalkulatorische Kosten<br />

(Abschreibungen)<br />

Restbuchwerte<br />

Material/Löhne/Gehälter<br />

Laufende Kosten Cash<br />

Cash einmalig<br />

Zeit<br />

Abb. 2.4-2: Zahlungsströme für Anlagen und für laufende Kosten.<br />

Inhalte einer<br />

Bilanz<br />

Gleichgewicht<br />

Aktiva Passiva<br />

<strong>der</strong> abgelaufenen Periode o<strong>der</strong> aus fremden Geld, wie z. B. Darlehen,<br />

Hypotheken (langfristig) bzw. Schulden bei Lieferanten<br />

(kurzfristig) o<strong>der</strong> aus Rückstellungen für z. B. Pensionen. Rückstellungen<br />

werden wie fremdes Geld behandelt, da sie zweckgebunden<br />

angelegt wurden. Eigene Mittel heißen Eigenkapital,<br />

fremdes Geld heißt Fremdkapital. Die Betriebswirtschaftlehre<br />

kennt auch Rücklagen. Diese sind Reserven, die aus eigenem<br />

Geld, wie z. B. dem Gewinn, gebildet werden und nicht zweckgebunden<br />

sind. Aus diesem Grund werden sie dem Eigenkapital<br />

zugeordnet.<br />

Die Abb. 2.4-3 zeigt ein Beispiel für die Inhalte einer Bilanz.<br />

Auf <strong>der</strong> linken Seite stehen die Aktiva mit dem Anlagevermögen<br />

(Gebäude, Maschinen/Anlagen, Fuhrpark, Betriebs- und Geschäftausstattung),<br />

sowie dem Umlaufvermögen (Vorräte, For<strong>der</strong>ungen<br />

an Kunden Kassenbestand, Bankguthaben). For<strong>der</strong>ungen<br />

an Kunden, Kassenbestand und Bankguthaben werden wie Umlaufvermögen<br />

behandelt, da sie kurzfristig Geld binden. Auf <strong>der</strong><br />

rechten Seite stehen die Passiva in Form von Eigenkapital und<br />

Fremdkapital, dieses wie<strong>der</strong>um als Verbindlichkeiten wie zum<br />

Beispiel Darlehen o<strong>der</strong> Schulden bei Lieferanten o<strong>der</strong> Rückstellungen.<br />

Im Eigenkapital wird auch <strong>der</strong> Jahresüberschuss <strong>der</strong> abgelaufenen<br />

Rechnungsperiode aufgeführt, da dieser zu <strong>der</strong> Finanzierung<br />

des Vermögens beiträgt.<br />

Wichtig ist dass das Vermögen immer durch die Finanzierung<br />

gedeckt ist. Das heißt, die Summe aller Aktiva muss gleich <strong>der</strong><br />

Summe aller Passiva sein. Dies wird über die Abb. 2.4-4 dargestellt.<br />

Ein Balken auf <strong>der</strong> Wippe trägt links die Aktiva und rechts<br />

die Passiva. Der Balken muss immer im Gleichgewicht sein.


2.4 Rechnungswesen * 17<br />

Aktiva (Vermögen)<br />

A. Anlagevermögen<br />

Gebäude<br />

Maschinen/Anlagen<br />

Fuhrpark<br />

Betriebs- und<br />

Geschäftsausstattung<br />

(z.B. Büromöbel)<br />

Passiva (Finanzierung)<br />

A. Eigenkapital<br />

Gezeichnetes Kapital<br />

(Gesellschaftereinlagen)<br />

Gewinn-/Verlustvortrag<br />

vergangener Perioden<br />

Jahresüberschuss/-fehlbetrag<br />

letzte Periode<br />

B. Umlaufvermögen<br />

Vorräte<br />

For<strong>der</strong>ungen an<br />

Kunden<br />

Kassenbestand<br />

Bankguthaben<br />

B. Rückstellungen<br />

Pensionen<br />

C. Fremdkapital<br />

Langfristige Verbindlichkeiten<br />

(z.B. Darlehen, Hypotheken)<br />

Kurzfristige Schulden<br />

(z.B. Verbindlichkeiten<br />

an Lieferanten)<br />

Abb. 2.4-3: Inhalte einer Bilanz.<br />

Abb. 2.4-4: Vermögen und Finanzierung müssen immer im Gleichgewicht sein.<br />

Ordnen Sie Ihre ermittelten Werte aus <strong>der</strong> vorherigen Übung 1<br />

in Form einer Bilanz. Unterteilen Sie die Aktiva nach Anlage- und<br />

Umlaufvermögen, die Passiva nach Eigenkapital und Verbindlichkeiten.


18 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Fragen zur<br />

Fallstudie<br />

Frage<br />

Antwort<br />

2.4.2 Fallstudie Familie Schulze: Die<br />

Bilanz *<br />

Herr Schulze arbeitet durchschnittlich 20 Tage/Monat freiberuflich<br />

als Wirtschaftsberater zu einem Tagessatz von 500,- ¤ netto.<br />

Sein Einkommenssteuersatz liegt bei 30 Prozent.<br />

Er hat investiert in:<br />

Ein Haus (Kaufpreis 250.000,- ¤, 5 Jahre alt, Resthypothek<br />

125.000,- ¤, Zinsen 6,5 Prozent, Abschreibungsdauer 10 Jahre,<br />

Tilgung 10Prozent/Jahr).<br />

Einrichtung und Geräte (Kaufpreis 10.800,- ¤, 5Jahrealt,Abschreibung<br />

10 %).<br />

Ein Auto (Kaufpreis 50.000,- ¤, 8 Jahre alt, Abschreibung 10<br />

Prozent.)<br />

Er hat monatliche Ausgaben in Höhe von:<br />

Lebensversicherung: 100,- ¤<br />

Weitere Versicherungen (Hausrat, Haftpflicht, private Krankenzusatzversicherung<br />

usw.) 150,- ¤<br />

Altersvorsorge: 100,- ¤<br />

Sparbücher für seine beiden Kin<strong>der</strong>: 50,- ¤<br />

Lebenshaltungskosten: 800,- ¤<br />

Frau Schulze führt eine Galerie, malt Bil<strong>der</strong>, stellt diese aus und<br />

verkauft sie. Die Auslieferung führt sie selbst mit einem eigenen<br />

Auto aus (Kaufpreis 25.000,- ¤, neu, es soll 10 Jahre halten).<br />

Der durchschnittliche Jahreserlös beträgt 10.000,- ¤, dieKosten<br />

betragen 3.000,- ¤/a für Material und 2.000,- ¤/a für Werbung.<br />

Der Wert ihrer noch nicht verkauften Bil<strong>der</strong> stieg durch 5 neue<br />

Arbeiten von 10.000,- ¤ auf 15.000,- ¤ im laufenden Jahr.<br />

In dem vergangenen Jahr gewann Frau Schulze 25.000,- ¤ im Lotto,<br />

musste allerdings 10.000,- ¤ für die Reparatur ihres Parkettfußbodens<br />

ausgeben.<br />

Herr Schulze zieht jährlich Bilanz über den Stand des Familienvermögens,<br />

erstellt eine finanzielle Erfolgsrechnung für seinen<br />

Haushalt und überwacht seine Liquidität. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Bilanzerstellung<br />

hat er offene Rechnungen an seine Kunden in Höhe<br />

von 10.000,- ¤. Wertsteigerungen des Anlagevermögens, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Immobilie, bleiben hier unberücksichtigt.<br />

Aus <strong>der</strong> beschriebenen Ausgangssituation lassen sich Fragen<br />

herleiten, die weiteren Aufschluss über die Zusammenhänge in<br />

einer Bilanz geben:<br />

Wie beeinflussen Abschreibungen das verfügbare Geld?<br />

Abschreibungen sind kalkulatorische Aufwendungen. Bezahlt<br />

wurde bereits mit <strong>der</strong> Investition, also in <strong>der</strong> Vergangenheit. Allerdings<br />

muss <strong>der</strong> bezahlte Betrag während <strong>der</strong> Lebensdauer <strong>der</strong>


2.4 Rechnungswesen * 19<br />

Anlage zurückverdient werden, damit nach Abnutzung <strong>der</strong> Anlage<br />

diese ersetzt werden kann. Für die Familie Schulze bedeutet<br />

dies:<br />

Haus: Anschaffungskosten 250.000,- ¤, Abschreibungen 25.000,- ¤<br />

/Jahr<br />

Einrichtungen und Geräte: Anschaffungskosten 10.800,- ¤, Abschreibungen<br />

1.080,- ¤/Jahr<br />

Auto: Anschaffungskosten 50.000,- ¤, Abschreibungen 5.000,- ¤<br />

/Jahr<br />

Bei <strong>der</strong> Ermittlung des Gewinns werden Abschreibungen als kalkulatorische<br />

Aufwendungen behandelt und reduzieren dementsprechend<br />

den Gewinn. Da für die Ermittlung des verfügbaren<br />

Geldes <strong>der</strong> Gewinn zugrunde gelegt wird, müssen die kalkulatorischen<br />

Aufwendungen aus dem Überschuss herausgerechnet<br />

werden, denn es ist kein Geld geflossen. Vergleichen Sie hierzu<br />

auch »Die Cashflow-Rechnung«, S. 28.<br />

Wie hat sich das Anlagevermögen <strong>der</strong> Familie Schulze in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

entwickelt?<br />

Anlagevermögen unterliegt einer Abnutzung und wird deshalb<br />

während <strong>der</strong> Lebensdauer in <strong>der</strong> Regel gleichmäßig abgeschrieben.<br />

Die Idee ist, dass nach <strong>der</strong> Abnutzung von Anlagen genügend<br />

Geld zurückgelegt wurde, um diese zu ersetzen.<br />

Die »Abschreibungen kumuliert« ergeben sich aus <strong>der</strong> Summe<br />

aller Abschreibungen in <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />

Der Restbuchwert ist <strong>der</strong> aktuelle Wert <strong>der</strong> Anlagen nach Abnutzung.<br />

Er wird aus <strong>der</strong> Differenz von Anschaffungswert und kumulierten<br />

Abschreibungen ermittelt. Unterstellt wird bei dieser<br />

Berechnung, dass die Abschreibungen <strong>der</strong> tatsächlichen Abnutzung<br />

entsprechen (siehe Abb. 2.4-5).<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Investition<br />

Alter<br />

Anschaffungswert<br />

Abschreibungen<br />

kum.<br />

Restbuchwert<br />

Abschreibungen<br />

/ a<br />

Haus<br />

250.000<br />

5<br />

125.000<br />

125.000<br />

25.000<br />

Waschmaschine<br />

500<br />

5<br />

250<br />

250<br />

50<br />

Trockner<br />

300<br />

5<br />

150<br />

150<br />

30<br />

Küche<br />

10.000<br />

5<br />

5.000<br />

5.000<br />

1.000<br />

Mercedes<br />

50.000<br />

8<br />

40.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

Ford<br />

25.000<br />

0<br />

0<br />

25.000<br />

2.500<br />

Summen<br />

335.800<br />

170.400<br />

165.400<br />

33.580<br />

Abb. 2.4-5: Entwicklung des Anlagevermögens <strong>der</strong> Familie Schulze.


20 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Wie können die Begriffe <strong>der</strong> Fallstudie den Begriffen <strong>der</strong> Bilanz<br />

zugeordnet werden?<br />

Die Zuordnungen in <strong>der</strong> Abb. 2.4-6 ergeben sich zwangsläufig<br />

aus den vorangegangenen Ausführungen.<br />

Begriffe <strong>der</strong> Bilanz<br />

Anlagevermögen<br />

Umlaufvermögen<br />

Eigenkapital<br />

Fremdkapital<br />

Rückstellungen<br />

Zuordnung aus Fallbeispiel<br />

Haus, Geräte, Kfz (Restbuchwerte)<br />

Bildbestand, Girokonto/Kontokorrent<br />

Jahresüberschuss<br />

Hypothek<br />

Altersvorsorge, Sparbücher,<br />

Lebensversicherung<br />

Abb. 2.4-6: Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe <strong>der</strong> Fallstudie.<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Kann für die Familie Schulze eine Bilanz erstellt werden?<br />

Die Abb. 2.4-7 zeigt die Bilanz <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />

Aktiva 197.727 Passiva 197.727<br />

A: Anlagevermögen 165.400<br />

II. Sachanlagen<br />

1. Grundstücke/Bauten (Haus) 125.000<br />

2. Technische Anlagen (Geräte, Kfz) 40.400<br />

3. Betriebsausstattung 0<br />

B: Umlaufvermögen 32.327<br />

I. Vorräte<br />

Fertigwaren (Bil<strong>der</strong>) 15.000<br />

II. For<strong>der</strong>ungen 10.000<br />

III. Kassenbestand (Bankguthaben) 7.327<br />

A: Eigenkapital 69.727<br />

I. Gezeichnetes Kapital 0<br />

II. Gewinn-/Verlustvortrag 0<br />

III. Jahresüberschuss/-fehlbetrag 69.727<br />

B: Rückstellungen 3.000<br />

1. Pensionen (Altersvorsorge) 2.400<br />

2. Sonstige Rückstellungen<br />

(Sparbücher Kin<strong>der</strong>) 600<br />

C: Verbindlichkeiten (Hypothek) 125.000<br />

Abb. 2.4-7: Bilanz <strong>der</strong> Familie Schulze (in ¤).<br />

Erläuterungen:<br />

Die Aktiva setzen sich zusammen aus dem Anlagevermögen in<br />

Form des Hauses, <strong>der</strong> Geräte und den beiden Kfz sowie dem Umlaufvermögen.<br />

Das Anlagevermögen steht mit seinen Restbuchwerten in <strong>der</strong> Bilanz.<br />

Das Umlaufvermögen setzt sich zusammen aus den Vorräten in<br />

Form <strong>der</strong> noch nicht verkauften Bil<strong>der</strong> von Frau Schulze sowie<br />

einem Bankguthaben.<br />

Das Bankguthaben ist entstanden, da auf <strong>der</strong> Passivseite wegen<br />

des Jahresüberschusses mehr Finanzmittel zur Verfügung ste-


2.4 Rechnungswesen * 21<br />

hen, als für die Finanzierung des Anlagevermögens und <strong>der</strong> Vorräte<br />

benötigt werden.<br />

Der Gewinn wird hier zunächst unterstellt, da die Berechnung<br />

des Gewinns erst im Kapitel »Die Gewinn- und Verlustrechnung«,<br />

S. 22, erläutert wird.<br />

Die Rückstellungen beinhalten die Bildung von zweckgebundenen<br />

Reserven. Da diese Reserven zweckgebunden sind, werden<br />

sie unter <strong>der</strong> Passivseite ausgewiesen.<br />

Die Hypothek wird auf <strong>der</strong> Passivseite als Verbindlichkeit ausgewiesen.<br />

Die Erweiterung <strong>der</strong> Fallstudie beinhaltet, dass Herr Schulze im<br />

folgenden Jahr für 4 Monate keine Aufträge hat.<br />

Wie kann Familie Schulze auf die fehlenden Aufträge reagieren?<br />

In <strong>der</strong> Bilanz bewirkt <strong>der</strong> Ausfall von Aufträgen einen Umsatzausfall<br />

und somit eine Verringerung des Gewinns, die sich auf<br />

<strong>der</strong> Passivseite mit einer Verringerung des Eigenkapitals auswirkt.<br />

Eine Finanzierung des Vermögens kann nur sichergestellt werden,<br />

wenn entwe<strong>der</strong> zusätzliches Fremdkapital (in Form eines<br />

weiteren Darlehens o<strong>der</strong> kurzfristige Verschuldung über das Girokonto)<br />

aufgenommen o<strong>der</strong> wenn auf <strong>der</strong> Aktivseite das Vermögen<br />

reduziert wird.<br />

Das Vermögen könnte verringert werden durch:<br />

Verkauf <strong>der</strong> Kfz (Verringerung des Anlagevermögens), was zu<br />

einer weiteren Reduzierung des Umsatzes von Herrn Schulze<br />

und <strong>der</strong> Galerie führen würde, da die Kfz ein wichtiges<br />

Arbeitsmittel für die Familie Schulze darstellen,<br />

Reduzierung des Umlaufvermögens entwe<strong>der</strong> durch Verkauf<br />

<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, ohne neue Bil<strong>der</strong> anzufertigen (Risiko weiteren<br />

Umsatzverlustes) o<strong>der</strong> durch Auflösen des Bankguthabens.<br />

Für die Beantwortung <strong>der</strong> folgenden Frage wird unterstellt, dass<br />

die Familie Schulze das Bankguthaben auflöst und für die noch<br />

offene Finanzierung Fremdkapital in Form einer Überziehung<br />

des Girokontos aufnimmt.<br />

Kann auch für das zusätzliche Problem <strong>der</strong> Familie Schulze eine<br />

Bilanz erstellt werden?<br />

Ja, die Abb. 2.4-8 zeigt diese Bilanz.<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Abb. 2.4-7 (Bilanz vor Umsatzausfall) haben sich<br />

auf <strong>der</strong> Aktivseite nur das Anlagevermögen geän<strong>der</strong>t, da dieses<br />

ein weiteres Jahr abgeschrieben wurde und sich daher die Restbuchwerte<br />

verringert haben, auf <strong>der</strong> Passivseite nur <strong>der</strong> Jahres-<br />

Erweiterung <strong>der</strong><br />

Fallstudie<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Frage<br />

Antwort


22 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Aktiva 156.820 Passiva 156.820<br />

A: Anlagevermögen 131.820 A: Eigenkapital 24.864<br />

I. Immaterielle Vermögensgegenstände 0<br />

II. Sachanlagen<br />

1. Grundstücke/Bauten (Haus) 100.000<br />

2. Anlagen (Geräte, Kfz) 31.820<br />

III. Finanzanlagen 0<br />

B: Umlaufvermögen 25.000<br />

I. Vorräte<br />

Halb- und Fertigwaren (Bil<strong>der</strong>) 15.000<br />

II. For<strong>der</strong>ungen 10.000<br />

I. Gezeichnetes Kapital 0<br />

II. Gewinnrücklagen 0<br />

III. Jahresüberschuss/-fehlbetrag 24.864<br />

B: Rückstellungen 3.000<br />

I. Pensionen (Altersvorsorge) 2.400<br />

II. Steuer 0<br />

III. Sonstige Rückstellungen<br />

(Sparbücher Kin<strong>der</strong>) 600<br />

C: Verbindlichkeiten (Hypothek) 100.000<br />

I. negatives Girokonto 28.956<br />

Abb. 2.4-8: Erweiterte Bilanz <strong>der</strong> Familie Schulze (in ¤).<br />

überschuss, da <strong>der</strong> Umsatzausfall zu einer Verringerung des Gewinnes<br />

geführt hat.<br />

Die For<strong>der</strong>ungen wurden mit 10.000,- ¤ gleicher Höhe ausgewiesen,<br />

denn es wurden zwar alte For<strong>der</strong>ungen beglichen, es sind<br />

allerdings auch neue For<strong>der</strong>ungen entstanden.<br />

Der Gewinn auf <strong>der</strong> Passivseite wird erneut unterstellt, da die<br />

Berechnung des Gewinns erst im Kapitel »Die Gewinn- und Verlustrechnung«,<br />

S. 22, erläutert wird.<br />

2.4.3 Die Gewinn- und Verlustrechnung *<br />

Sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte ist es<br />

von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, zu verstehen, ob das vorhandene<br />

Geld wirtschaftlich ausgegeben wird. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

zu berücksichtigen, dass sich vorhandenes Vermögen im Zeitablauf<br />

abnutzt und in <strong>der</strong> Regel ersetzt werden muss (zum Beispiel<br />

Kfz). Für diesen Zweck muss entsprechend <strong>der</strong> Abnutzung<br />

des Vermögens Geld zurückgestellt werden, das allerdings noch<br />

nicht ausgegeben werden darf.<br />

Vorschau<br />

Im Folgenden wird gezeigt<br />

wie Gewinne und Verluste von Unternehmen während einer<br />

Abrechnungsperiode errechnet werden,<br />

wie Aufwendungen nach ausgabenwirksam und nicht ausgabenwirksam<br />

unterteilt werden und<br />

wie Unternehmen eine Mindestrentabilität ihres eingesetzten<br />

Geldes kalkulieren.


2.4 Rechnungswesen * 23<br />

Die Gewinn- und Verlustrechnung, kurzGuV, ermittelt das<br />

Ergebnis einer Wirtschaftsperiode, in <strong>der</strong> Regel entwe<strong>der</strong> ein<br />

Monat o<strong>der</strong> ein Quartal o<strong>der</strong> ein Jahr. Der Gewinn wird berechnet<br />

aus dem Betriebsertrag, wie z. B. Umsatz, abzüglich<br />

des Betriebsaufwandes wie z. B. eingekauftes Material,<br />

Löhne und Gehälter, Abschreibungen und sonstige betriebliche<br />

Aufwendungen wie z. B. Energie, Miete Ersatzteile für Maschinen.<br />

Aus <strong>der</strong> Differenz ergibt sich das Betriebsergebnis,<br />

auch EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) genannt.<br />

Die Tab. 2.4-1 zeigt die Inhalte einer Gewinn- und Verlustrechnung.<br />

In <strong>der</strong> Regel wird die GuV formalisiert berechnet.<br />

Definition<br />

Berechnung <strong>der</strong><br />

GuV<br />

Begriffe <strong>der</strong> GuV<br />

Umsatzerlös<br />

Sonstige betriebliche Erträge<br />

Materialaufwand<br />

Personalaufwand<br />

Abschreibungen<br />

Sonstige betriebliche Aufwendungen<br />

EBIT<br />

Erträge aus Beteiligungen<br />

Erträge aus Wertpapieren<br />

Abschreibungen auf Wertpapiere<br />

Zinsen<br />

Zusammenfassung von<br />

Begriffen <strong>der</strong> GuV<br />

Betriebsertrag<br />

Betriebsaufwand<br />

Betriebsergebnis<br />

Betriebsfremde Erträge<br />

Betriebsfremde Aufwendungen<br />

Ergebnis <strong>der</strong> gewöhnlichen<br />

Geschäftstätigkeit<br />

außerordentliche Erträge<br />

außerordentliche Aufwendungen<br />

Steuern<br />

außerordentliches Ergebnis<br />

Steuer<br />

Jahresüberschuss/Fehlbetrag<br />

Tab. 2.4-1: Inhalte <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung.<br />

Dem Betriebsergebnis werden betriebsfremde Ergebnisse,<br />

wie zum Beispiel aus Beteiligungen, Erträge aus Wertpapieren<br />

und Finanzanlagen, zugezählt sowie betriebsfremde Aufwendungen,<br />

wie zum Beispiel Abschreibungen auf Finanzanlagen<br />

und Beteiligungen, abgezogen. Dieser Wert ist das Ergebnis aus<br />

gewöhnlicher Geschäftstätigkeit.<br />

Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit wird ergänzt<br />

um außerordentliche Erträge, wie z. B. Lottogewinn, sowie außerordentliche<br />

Aufwendungen, wie zum Beispiel ungewöhnliche<br />

Instandhaltungsmaßnahmen an Gebäuden o<strong>der</strong> einmalige<br />

Gewöhnliche<br />

Geschäftstätigkeit<br />

Jahresüberschuss


24 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Sanierungskosten. Von diesem Ergebnis werden die Steuern abgezogen.<br />

Der Rest bildet den Jahresüberschuss o<strong>der</strong> auch den<br />

Jahresfehlbetrag ab.<br />

Aus dem Jahresüberschuss können Gewinnrücklagen zur Absicherung<br />

<strong>der</strong> zukünftigen Ergebnisse gebildet werden, <strong>der</strong> Rest<br />

erscheint in <strong>der</strong> Bilanz im Eigenkapital als Bilanzgewinn.<br />

Die Abb. 2.4-9 zeigt die Glie<strong>der</strong>ung einer GuV, wie sie in <strong>der</strong> Literatur<br />

beschrieben wird.<br />

Bilanzgewinn<br />

Betriebsertrag<br />

z.B. Umsatz<br />

Betriebsergebnis<br />

Bilanzgewinn<br />

Verlust<br />

Betriebsaufwand<br />

z.B. Material<br />

Betriebsfremde Erträge<br />

z.B. aus Beteiligungen<br />

Betriebsfrem<strong>der</strong><br />

Aufwand<br />

z.B. Sanierung<br />

Beteiligung<br />

Betriebsfremdes<br />

Ergebnis<br />

Ergebnis<br />

gewöhnlicher<br />

Geschäftstätigkeit<br />

Gewinn<br />

Rücklagen<br />

außerordentliche<br />

Erträge/Aufwendungen<br />

z.B. Steuern<br />

Steuern<br />

Jahresüberschuss<br />

Fehlbetrag<br />

Abb. 2.4-9: Aufbau <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung.<br />

Die GuV setzt sich zusammen aus Erlösen, aus Umsatz und sonstigen<br />

betriebsbedingten Einnahmen (zum Beispiel Verkauf alter<br />

Fahrzeuge), abzüglich des betrieblichen Aufwands. Die Erlöse<br />

stellen den Betriebsertrag dar, <strong>der</strong> Aufwand den Betriebsaufwand.<br />

Hier werden alle Aufwendungen aufgeführt, die einen unmittelbaren<br />

Zusammenhang mit dem Betriebsgeschehen haben.<br />

Betriebsertrag abzüglich Betriebsaufwand ergeben das Betriebsergebnis.<br />

Erträge und Aufwendungen können aber auch nicht betriebsbedingt<br />

sein, wie zum Beispiel Erträge aus Beteiligungen und<br />

Wertpapieren sowie Zinsen auf angelegtes Kapital. Dieses sind<br />

betriebsfremde Erträge o<strong>der</strong> betriebsfremde Aufwendungen.<br />

Betriebsfremde Erträge abzüglich betriebsfremde Aufwendungen<br />

ergeben das betriebsfremde Ergebnis. Betriebsergebnis<br />

und Betriebsertrag ergeben zusammen das Ergebnis aus gewöhn-


2.4 Rechnungswesen * 25<br />

licher Geschäftstätigkeit. Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit,<br />

bereinigt um die Steuern, ergeben zusammen<br />

den Jahresüberschuss bzw. Fehlbetrag. Der Jahresüberschuss<br />

zeigt, wieviel Geld zu verteilen ist.<br />

Der Betrag kann aufgeteilt werden in einen Anteil für Gewinnrücklagen<br />

(Absicherung zukünftiger Ergebnisse) sowie in einen<br />

Anteil für den Bilanzgewinn/Verlust, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Passivseite im<br />

Eigenkapital erscheint. Siehe hierzu auch das Kapitel »Die Bilanz«,<br />

S. 11.<br />

Zeigen Sie für Ihr Unternehmen auf, wie in <strong>der</strong> abgelaufenen Planungsperiode<br />

das Ergebnis ermittelt wurde. Verwenden Sie hierfür<br />

den Geschäftsbericht und das Rechnungswesen Ihres Unternehmens.<br />

Falls diese für Ihr Unternehmen nicht vorliegen, analysieren<br />

Sie den veröffentlichten Geschäftsbericht einer AG. Vergleichen<br />

Sie die Ergebnisse mit den Werten einer vorausgegangenen<br />

Planungsperiode und stellen Sie fest, in welchen Zahlen <strong>der</strong><br />

Gewinn- und Verlustrechnung das Unternehmen sich verän<strong>der</strong>t<br />

hat.<br />

2.4.4 Fallstudie Familie Schulze: Die<br />

Gewinn- und Verlustrechnung *<br />

Das folgende Beispiel basiert auf <strong>der</strong> »Fallstudie Familie Schulze:<br />

Die Bilanz«, S. 18.<br />

Können die folgenden Begriffe des Fallbeispiels den Begriffen<br />

<strong>der</strong> GuV zugeordnet werden?<br />

Betriebsertrag, Lottogewinn, Lebenshaltungskosten, Material Galerie,<br />

Parkettschaden, Zinsen Hypothek, Abschreibungen (Geräte,<br />

Haus, Kfz), Arbeitsleistung, 20 Tage/Monat, Tagessatz Arbeitstage,<br />

Erlös Galerie, Bestand nicht verkaufter Bil<strong>der</strong>, Altersvorsorge,<br />

Lebensversicherung, Sparbücher.<br />

Die Abb. 2.4-10 zeigt die Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe zur Fallstudie.<br />

Kann für die Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze eine GuV erstellt<br />

werden?<br />

Ja, siehe Abb. 2.4-11.<br />

Unter dem Betriebsertrag müssen neben den Einnahmen des<br />

Herrn Schulze auch die Einnahmen von Frau Schulze aus dem<br />

Verkauf ihrer Bil<strong>der</strong> und die Bestandsverän<strong>der</strong>ung durch die<br />

neuen Bil<strong>der</strong>, die noch nicht verkauft wurden, berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Bestandsverän<strong>der</strong>ung stellt eine Leistung dar, die noch nicht<br />

in Umsatz umgesetzt wurde. Allerdings wurden Aufwendungen<br />

in Form von Material und einer Arbeitsleistung von Frau Schulze<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Frage<br />

Antwort


26 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Begriff GuV<br />

Produkt<br />

Absatzmenge<br />

Umsatzerlöse<br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ungen<br />

Zuordnung aus Fallbeispiel<br />

Arbeistleistung<br />

20 Tage/Monat<br />

AnzahlArbeitstage xTagessatz<br />

Än<strong>der</strong>ung Bestand:<br />

nicht verkaufte Bil<strong>der</strong><br />

Sonstige betriebliche Erträge Erlöse Galerie (10.000,– €)<br />

Sonstige betriebliche Aufwendungen Rückstellungen (Altersvorsorge,<br />

Lebensversicherung, Sparbücher)<br />

+ Versicherungen<br />

(außer Lebensversicherung)<br />

Fixe Kosten<br />

Zinsen und sonstige Aufwendungen<br />

Außerordentlicher Ertrag<br />

Außerordentlicher Aufwand<br />

EBIT<br />

Abschreibungen auf Investitionen<br />

(Geräte, Kfz, Haus)<br />

Zinsen Hypothek<br />

Lottogewinn (betriebsfremd)<br />

Parkettschaden<br />

Betriebsertragminus Betriebsaufwand<br />

Abb. 2.4-10: Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe aus <strong>der</strong> Fallstudie.<br />

Umsatzerlöse (Erlös Herr Schulze)<br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ung (neue Bil<strong>der</strong> Frau Schulze)<br />

Sonstige betriebliche Erträge (Erlös Frau Schulze)<br />

Materialaufwand (Lebenshaltungs- & Galeriekosten)<br />

Personalaufwand<br />

Abschreibungen (kalk. & effektiv: Tilgung Hypothek)<br />

sonstige betriebl. Aufwendungen (Zuführung zu langfristigen<br />

Rückstellungen und weitere Versicherungen)<br />

Betriebsertrag<br />

Betriebsaufwand<br />

120.000<br />

5.000<br />

10.000<br />

14.600<br />

0<br />

33.580<br />

4.800<br />

EBIT Betriebsergebnis 82.020<br />

Erträge ausBeteilgungen<br />

Erträge ausWertpapieren/Finanzanlagen<br />

Abschr. auf Finanzanlagen & Wertpapiere des UV<br />

Zinsen und ähnl. Aufwendungen (Zinsen Hypothek)<br />

Betriebsfremde<br />

Erträge<br />

Betriebsfremde<br />

Aufwendungen<br />

0<br />

0<br />

0<br />

8.125<br />

Ergebnis <strong>der</strong> gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 73.895<br />

außerordentliche Erträge (Lotto)<br />

außerordentliche Aufwendungen (Parkettschaden)<br />

außerordentliches<br />

Ergebnis<br />

25.000<br />

10.000<br />

Steuern 19.169<br />

Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag 69.727<br />

Abb. 2.4-11: GuV für das Fallbeispiel <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />

geleistet. Dieses ist <strong>der</strong> Grund, dass Bestandsverän<strong>der</strong>ungen als<br />

Betriebsertrag gewertet werden.<br />

Der Betriebsaufwand beinhaltet sowohl ausgabenwirksame als<br />

auch kalkulatorische Aufwendungen. Die Abschreibungen auf


2.4 Rechnungswesen * 27<br />

das Haus aus <strong>der</strong> Fallstudie sind zwar kalkulatorisch, da allerdings<br />

in gleicher Höhe Tilgungen für die Hypothek geleistet werden<br />

müssen, wirken sie auch ausgabenwirksam.<br />

Das Betriebsergebnis bezieht sich ausschließlich auf die gewöhnliche<br />

Geschäftstätigkeit. Betriebsfremde Erträge und betriebsfremde<br />

Aufwendungen werden erst nach dem Betriebsergebnis<br />

berücksichtigt, damit die Geschäftstätigkeit eindeutig bewertet<br />

werden kann.<br />

Zinsen werden wie betriebsfremde Aufwendungen behandelt.<br />

Diese Regelung ist umstritten, da Zinsen auf Verbindlichkeiten<br />

als Aufwendungen für die Finanzierung des Vermögens gesehen<br />

werden können.<br />

Gleiches gilt für außerordentliche Erträge wie <strong>der</strong> Lottogewinn<br />

o<strong>der</strong> außerordentliche Aufwendungen wie <strong>der</strong> Parkettschaden.<br />

Um den Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag festzustellen, müssen<br />

Steuern berücksichtigt werden.<br />

Die Steuern errechnen sich mit 30 Prozent aus dem Ergebnis <strong>der</strong><br />

gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (¤ 73.895) abzüglich <strong>der</strong> außerordentlichen<br />

Aufwendungen, die hier geschäftlich bedingt unterstellt<br />

werden (Parkettschaden mit ¤ 10.000). Der Lottogewinn<br />

wird als Privatangelegenheit <strong>der</strong> Frau Schulze behandelt und<br />

nicht versteuert.<br />

Kann für die erweiterte Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze ebenfalls<br />

eine GuV aufgestellt werden?<br />

Die erweiterte Fallstudie beinhaltete einen Umsatzausfall von<br />

Herrn Schulze.<br />

Frage<br />

Hinweis<br />

Die Abb. 2.4-12 zeigt die GuV.<br />

Antwort<br />

Welche Gegenmaßnahmen kann die Familie Schulze gegen den Frage<br />

Umsatzausfall treffen und wo liegen die Grenzen einer Kostenanpassung?<br />

Der Umsatzausfall verursacht einen Rückgang des Betriebs- Antwort<br />

ergebnisses.<br />

Eine Reduzierung des Betriebsergebnisses führt zu einer Verringerung<br />

des verfügbaren Geldes.<br />

Die Familie Schulze kann die Lebenshaltungskosten einschränken.<br />

Herr Schulze kann seine Lebensversicherung beitragsfrei<br />

stellen. Er kann sie aber auch verkaufen und somit Geldzufluss<br />

erzeugen.<br />

Herr Schulze kann die Einzahlungen auf die Sparbücher seiner<br />

Kin<strong>der</strong> einstellen.


28 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Umsatzerlöse (Erlös Herr Schulze)<br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ung (neue Bil<strong>der</strong> Frau Schulze)<br />

Sonstige betriebliche Erträge (Erlös Frau Schulze)<br />

Materialaufwand (Lebenshaltungs- & Galeriekosten)<br />

Abschreibungen (kalk. & effektiv: Tilgung Hypothek)<br />

sonstige betriebl. Aufwendungen (Zuführung zu langfristigen<br />

Rückstellungen und weitere Versicherungen)<br />

Betriebsertrag<br />

Betriebsaufwand<br />

80.000<br />

5.000<br />

10.000<br />

14.600<br />

33.580<br />

4.800<br />

EBIT Betriebsergebnis 42.020<br />

Erträge ausBeteilgungen<br />

Erträge ausWertpapieren/Finanzanlagen<br />

Abschr. auf Finanzanlagen & Wertpapiere des UV<br />

Zinsen und ähnl. Aufwendungen (Zinsen Hypothek)<br />

Betriebsfremde<br />

Erträge<br />

Betriebsfremde<br />

Aufwendungen<br />

0<br />

0<br />

0<br />

6.500<br />

Ergebnis <strong>der</strong> gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 35.520<br />

außerordentliche Erträge<br />

außerordentliche Aufwendungen<br />

außerordentliches<br />

Ergebnis<br />

Steuern 10.656<br />

Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag 24.864<br />

0<br />

0<br />

Abb. 2.4-12: GuV für die erweiterte Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />

<br />

<br />

Frau Schulze kann die Werbung für die Galerie einstellen und<br />

auf weiteres Material für Bil<strong>der</strong> verzichten, bis die Bil<strong>der</strong>vorräte<br />

verkauft wurden. Dies hätte eine Bestandsreduzierung<br />

zur Folge und würde das verfügbare Geld erhöhen.<br />

Frau Schulze könnte den Ford verkaufen. Dies hätte eine Erhöhung<br />

<strong>der</strong> verfügbaren Geldmittel zur Folge.<br />

2.4.5 Die Cashflow-Rechnung *<br />

Der Cashflow zeigt die tatsächlichen Geldströme auf, wie sie in<br />

einem Unternehmen fließen. Er beschreibt, in welchem Umfang<br />

sich Unternehmen aus eigener Kraft und aus selbst erwirtschafteten<br />

Mitteln finanzieren und zwar für Investitionen, Schuldentilgung<br />

und Gewinnausschüttung. Der Cashflow zeigt die effektiv<br />

geflossenen Zahlungsströme auf. Wie viel Geld ist effektiv<br />

zugeflossen (cash) und wie viel Geld ist effektiv abgeflossen?<br />

Vorschau<br />

Im Folgenden wird aufgezeigt,<br />

wie in einem Unternehmen die Geldströme tatsächlich fließen,<br />

woher die Geldmittel in <strong>der</strong> abgelaufenen Abrechnungsperiode<br />

gekommen sind,<br />

wie die Geldmittel in <strong>der</strong> abgelaufenen Abrechnungsperiode<br />

ausgegeben wurden und<br />

dass es in einem Unternehmen ausgabenwirksame und nicht<br />

ausgabenwirksame Aufwendungen gibt.


2.4 Rechnungswesen * 29<br />

Während in <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung auch sogenannte<br />

kalkulatorische Aufwendungen berücksichtigt werden, die<br />

jedoch nicht zu effektiven Ausgaben führen (zum Beispiel Abschreibungen<br />

auf das Anlagevermögen), unterteilt die Cashflow-<br />

Rechnung Aufwendungen nur nach den Kategorien ausgabenwirksam<br />

(zum Beispiel für Lieferantenrechnungen o<strong>der</strong> Zahlungen<br />

für Löhne und Gehälter) und nicht ausgabenwirksam (zum<br />

Beispiel Abschreibungen).<br />

Abweichend zu <strong>der</strong> GuV ist bei <strong>der</strong> Cashflow-Rechnung zu beachten,<br />

dass in <strong>der</strong> GuV kalkulatorische Aufwendungen, wie<br />

zum Beispiel Abschreibungen, berücksichtigt werden. Kalkulatorische<br />

Aufwendungen führen nicht zu ausgabenwirksamen Geldströmen.<br />

So wurde zum Beispiel für Abschreibungen das Geld<br />

schon mit <strong>der</strong> Investition ausgegeben. Die Abb. 2.4-13 zeigt auf,<br />

wie <strong>der</strong> Cashflow berechnet wird.<br />

Unterschiede<br />

zur GuV<br />

Periodenüberschuss<br />

Abschreibungen<br />

Inflow<br />

Cashflow<br />

Investitionen<br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ungen<br />

Outflow<br />

Abb. 2.4-13: Zusammenhänge von Inflow und Outflow.<br />

Ausgangsbasis für die Ermittlung des Inflow ist <strong>der</strong> Gewinn, das<br />

heißt die Zahlungseingänge aus Umsatz abzüglich aller Aufwendungen,<br />

auch <strong>der</strong> kalkulatorischen. Dieser Gewinn muss um die<br />

kalkulatorischen Aufwendungen erhöht werden, da diese zwar<br />

im Gewinn berücksichtigt wurden, aber nicht zu Ausgaben führen.<br />

Sie wurden kalkulatorisch angesetzt. Die Summe aus Periodengewinn<br />

und kalkulatorischen Aufwendungen bildet den Inflow.<br />

Ausgabenwirksam sind Zahlungen für Investitionen sowie Bestandserhöhungen,<br />

da für einen Aufbau von Beständen Leistungen<br />

erbracht wurden, die bezahlt werden mussten. Umgekehrt<br />

entstehen bei einem Bestandsabbau Einnahmen, für die Zahlungen,<br />

die bereits in vorangegangenen Perioden geleistet wurden.<br />

Der Saldo aus Investitionen und Bestandsverän<strong>der</strong>ungen ergibt<br />

den Outflow.<br />

Der Cashflow errechnet sich aus <strong>der</strong> Differenz zwischen Inflow<br />

und Outflow. Die Abb. 2.4-14 zeigt die Systematik bei <strong>der</strong> Ermittlung<br />

des Cashflow.<br />

Inflow<br />

Outflow<br />

Cashflow


30 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Einnahmen<br />

z.B. aus Umsatz<br />

Ausgaben<br />

z.B. Material<br />

Kalkulatorische Aufwendungen<br />

z.B.Abschreibungen<br />

Einmalige Ausgaben<br />

z.B. Investitionen<br />

Gewinn<br />

Ausgaben aus Vorperioden<br />

z.B. Bestandverän<strong>der</strong>ungen<br />

Outflow<br />

Inflow<br />

Cashflow<br />

Abb. 2.4-14: Aufbau <strong>der</strong> Cashflowrechnung.<br />

Erklärung <strong>der</strong><br />

Abbildung<br />

Zusammenfassung<br />

Der Gewinn (einer Periode) eines Unternehmens setzt sich zusammen<br />

aus den Erlösen, zum Beispiel aus Umsatz abzüglich<br />

<strong>der</strong> Aufwendungen. Die Aufwendungen können sowohl ausgabenwirksam<br />

(zum Beispiel eingekauftes Material) als auch nicht<br />

ausgabenwirksam (zum Beispiel Abschreibungen) sein.<br />

Wenn dem Gewinn die kalkulatorischen Aufwendungen (Abschreibungen)<br />

wie<strong>der</strong> zugerechnet werden, da sie nicht zu Zahlungen<br />

führen, gleichwohl im Gewinn als Aufwendungen behandelt<br />

wurden, ergibt sich <strong>der</strong> Inflow an Geldmitteln.<br />

Im Gewinn wurden bereits alle Aufwendungen berücksichtigt,<br />

die für die Erzielung von Erlösen in <strong>der</strong> jeweiligen Periode benötigt<br />

wurden. Der Outflow ermittelt sich daher aus allen sonstigen<br />

Zahlungen, wie zum Beispiel Investitionen, die bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />

bezahlt werden müssen, allerdings erst während <strong>der</strong> Nutzungsdauer<br />

über Abschreibungen zurückverdient werden, o<strong>der</strong><br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ungen, das heißt, wenn Leistungen (und damit<br />

Zahlungen) erbracht wurden, für die noch kein Erlös erzielt werden<br />

konnte.<br />

Inflow abzüglich Outflow ergeben den Cashflow.<br />

Der Cashflow wird berechnet nach Geldeingängen, <strong>der</strong> Fachbegriff<br />

lautet Inflow und Geldausgängen, <strong>der</strong> Fachbegriff lautet<br />

Outflow. DerInflow wird ermittelt aus dem Periodenüberschuss<br />

zuzüglich kalkulatorische Abschreibungen, die nicht<br />

ausgabenwirksam sind, zuzüglich Rückstellungen, die ebenfalls<br />

nicht ausgabenwirksam sind. Abschreibungen und Rückstellungen<br />

wurden in <strong>der</strong> GuV bereits berücksichtigt und sind somit<br />

in dem Periodengewinn enthalten. In den Periodengewinn wur-


2.4 Rechnungswesen * 31<br />

den auch laufende Aufwendungen wie Löhne und Gehälter o<strong>der</strong><br />

Material eingerechnet. Im Outflow müssen deshalb nur noch die<br />

Aufwendungen für Investitionen, soweit sie ausgabenwirksam<br />

sind, und Bestandsverän<strong>der</strong>ungen berücksichtigt werden.<br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ungen verursachen immer ausgabenwirksame<br />

Geldströme. Bei einem Bestandsaufbau müssen Material, Löhne<br />

und Gehälter bezahlt werden, während die Einnahmen aus<br />

dem Verkauf <strong>der</strong> Produkte noch nicht stattgefunden haben. Umgekehrt<br />

fließen Einnahmen, wenn Bestände abgebaut werden,<br />

denn die Aufwendungen für die Bestände wurden bereits in <strong>der</strong><br />

vorangegangenen Periode geleistet und nur die Einnahmen werden<br />

wirksam.<br />

Unterteilen Sie die Aufwendungen für Ihren privaten Haushalt in:<br />

Inflow und Outflow.<br />

Erstellen Sie für Ihren privaten Haushalt eine Cashflow-Rechnung.<br />

2.4.6 Fallstudie Familie Schulze:<br />

Cashflow *<br />

Das folgende Beispiel basiert auf <strong>der</strong> »Fallstudie Familie Schulze:<br />

Die Bilanz«, S. 18.<br />

Wie können die folgenden Elemente <strong>der</strong> Fallstudie <strong>der</strong> Familie<br />

Schulze den Begriffen des Cashflow zugeordnet werden?<br />

Haus, Saldo <strong>der</strong> Geldströme, Rückstellungen für Ersatz von Investitionen,<br />

Geräte, neue Bil<strong>der</strong>, Fahrzeug Frau Schulze, Einnahmen,<br />

Abschreibungen, Rückstellungen.<br />

Die Zuordnung zeigt die Abb. 2.4-15.<br />

Bestandsverän<strong>der</strong>ungen<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Begriffe Cashflow<br />

Investitionen<br />

Abschreibungen<br />

Inflow<br />

Outflow<br />

Cashflow<br />

Zuordnung aus Fallbeispiel<br />

Haus, Geräte, Fahrzeug Fr. Schulze<br />

Rückstellungen für den Ersatz von Investitionen<br />

Einnahmen,Abschreibungen, Rückstellungen<br />

Fahrzeug Fr. Schulze, neue Bil<strong>der</strong><br />

Saldo <strong>der</strong> Geldströme<br />

Abb. 2.4-15: Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe zu <strong>der</strong> Fallstudie.<br />

Wie sieht die Cashflow-Rechnung <strong>der</strong> Familie Schulze für die Fallstudie<br />

aus?<br />

Die Cashflow-Rechnung zeigt die Abb. 2.4-16.<br />

Frage<br />

Antwort


32 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Inflow = Jahresüberschuss +/- kalk. Abschreibungen + Zuführung Rückstellungen<br />

= 69.727 + 8.580 + 3.000<br />

= 81.307<br />

Outflow = Investitionen + Bestandsverän<strong>der</strong>ung<br />

= 25.000 + 5.000<br />

= 30.000<br />

Cashflow = 51.307<br />

Abb. 2.4-16: Cashflow-Rechnung für das Fallbeispiel <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Wie sieht die Cashflow-Rechnung <strong>der</strong> Familie Schulze für die erweiterte<br />

Fallstudie aus?<br />

Die Abb. 2.4-17 zeigt die neue Cashflow-Rechnung.<br />

Inflow = Jahresüberschuss +/- kalk. Abschreibungen + Zuführung Rückstellungen<br />

= 24.864 + 8.580 + 3.000<br />

= 36.444<br />

Outflow = Investitionen + Bestandsverän<strong>der</strong>ung<br />

= 0 + 0<br />

Cashflow = 36.444<br />

Abb. 2.4-17: Cashflow-Rechnung für die erweiterte Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Welches sind die wirtschaftlichen Folgen des Umsatzausfalles<br />

für die Familie Schulze? Welche Gegenmaßnahmen kann Herr<br />

Schulze treffen und wo liegen die Grenzen einer Kostenanpassung?<br />

Die Gegenmaßnahmen sind die gleichen, wie sie in Kapitel<br />

»Fallstudie Familie Schulze: Die Gewinn- und Verlustrechnung«,<br />

S. 25, beschrieben wurden.<br />

Die Familie Schulze kann ihre Kosten nicht vollständig anpassen.<br />

Zum Beispiel können die Lebenshaltungskosten nicht<br />

auf null gesetzt werden. Wenn Frau Schulze ihr Fahrzeug verkauft,<br />

könnte dieses den Umsatz <strong>der</strong> Galerie beinträchtigen.<br />

Gleiches gilt, wenn sie die Werbung für ihre Galerie einstellen<br />

würde. Für den Fall, dass sie kein weiteres Material für neue<br />

Bil<strong>der</strong> kauft, könnte ein Engpass an neuen Bil<strong>der</strong>n entstehen,<br />

<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um den Umsatz <strong>der</strong> Galerie reduzieren würde.<br />

2.4.7 Kennzahlen *<br />

Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> stellt so viele Informationen zur<br />

Verfügung, dass diese von den Führungskräften und den Geschäftsführungen<br />

nicht mehr ausreichend be- und verarbeitet<br />

werden können. Diese Informationen müssen analysiert und verdichtet<br />

werden, um sie für das Management nutzbar zu ma-


2.4 Rechnungswesen * 33<br />

chen. Für diesen Zweck bietet die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> diverse<br />

Kennzahlen an. Sie unterscheidet zwei große Gruppen von<br />

Kennzahlen:<br />

Kennzahlen, die aus dem Rechnungswesen gewonnen werden,<br />

wie zum Beispiel aus <strong>der</strong> Bilanz, aus <strong>der</strong> Gewinnund<br />

Verlustrechnung o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Cashflow-Rechnung. Diese<br />

Kennzahlen sind für Unternehmen zwar von großer Bedeutung,<br />

sie reichen jedoch für eine Führung des Unternehmens<br />

nicht aus. Sie geben nur Auskunft über die Vergangenheit und<br />

berücksichtigen nur Informationen, die finanziell bewertbar<br />

sind.<br />

Kennzahlen, die nicht finanziell bewertbar sind, aber für die<br />

Führung eines Unternehmens benötigt werden. Diese Kennzahlen<br />

beschreiben überwiegend sogenannte weiche Erfolgsfaktoren<br />

wie zum Beispiel Innovationsfähigkeit o<strong>der</strong> Qualifikation<br />

von Mitarbeitern.<br />

Im Folgenden wird dargestellt,<br />

wie Kennzahlen aus dem Rechnungswesen geglie<strong>der</strong>t sind,<br />

wie die Kapitalstruktur von Unternehmen über Kennzahlen<br />

beschrieben wird,<br />

welche Kennzahlen Auskunft über die Verfügbarkeit von Finanzmitteln<br />

geben,<br />

wie <strong>der</strong> Erfolg von Unternehmen über Kennzahlen dargestellt<br />

wird,<br />

welche Kennzahlen finanziell nicht bewertbare Informationen<br />

beschreiben,<br />

wie eine Balanced Score Card aufgebaut ist.<br />

Das Unterkapitel »Kennzahlen aus dem Rechnungswesen«, S. 33,<br />

beschreibt die wichtigsten Kennzahlen, die das Rechnungswesen<br />

bereitstellt und die in <strong>der</strong> Praxis angewandt werden.<br />

Das Unterkapitel »Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung«,<br />

S. 46, erläutert Kennzahlen für sog. weiche Erfolgsfaktoren.<br />

Vorschau<br />

2.4.7.1 Kennzahlen aus dem Rechnungswesen *<br />

Kennzahlen sind hochverdichtete Informationen, die in <strong>der</strong> Regel<br />

als Verhältniszahlen die Aktivitäten eines Unternehmens<br />

darstellen. Sie sollen komplexe betriebliche Informationen einfach<br />

abbilden und helfen, den betrieblichen Ablauf zu überwachen<br />

und zu steuern. Die Allgemeine <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />

bildet aus dem Rechnungswesen heraus alle Informationen in<br />

Kennzahlen ab, die finanziell bewertbar sind. Der Nachteil dieser<br />

Kennzahlen ist, dass sie die Unternehmensergebnisse nur<br />

aus <strong>der</strong> Vergangenheit beschreiben und dass sie daher allein<br />

nicht für die Steuerung eines Unternehmens ausreichen.


34 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Vorschau<br />

Kennzahlen<br />

zur Bilanz<br />

Im Folgenden wird dargestellt,<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

wie die Kennzahlen aus dem Rechnungswesen geglie<strong>der</strong>t<br />

sind,<br />

welche Kennzahlen die Vermögens- und Kapitalstruktur eines<br />

Unternehmens beschreiben,<br />

welche Kennzahlen den Erfolg eines Unternehmens beschreiben,<br />

welche Kennzahlen über die verfügbaren Finanzmittel berichten,<br />

welche Bedeutung alle Kennzahlen für die Überwachung und<br />

Steuerung eines Unternehmens haben.<br />

Glie<strong>der</strong>ung von Kennzahlen aus dem<br />

Rechnungswesen<br />

Die BWL stellt eine Vielzahl von Kennzahlen zur Verfügung, so<br />

dass eine Systematisierung notwendig wird. Die BWL kennt im<br />

Wesentlichen drei Quellen für Kennzahlen:<br />

1 Die Bilanz,<br />

2 die Gewinn- und Verlustrechnung,<br />

3 die Cashflow-Rechnung.<br />

Eine Bilanz zeigt auf, über welches Vermögen ein Unternehmen<br />

verfügt und wie dieses Vermögen finanziert wurde. Das Vermögen<br />

setzt sich zusammen aus<br />

dem Anlagevermögen, welches langfristig gebunden ist<br />

(wie zum Beispiel Gebäude, Maschinen). Anlagevermögen hat<br />

bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme zu Geldausgaben geführt. Das Geld<br />

wurde jedoch noch nicht zurückverdient,<br />

dem Umlaufvermögen, welches kurzfristig gebunden ist<br />

(wie zu Beispiel Vorräte, Kassenbestand). Im Umlaufvermögen<br />

werden auch ausgewiesen: Finanzanlagen, die nur kurzfristig<br />

gebunden sind, Guthaben auf <strong>der</strong> Bank, die kurzfristig<br />

verfügbar sind und For<strong>der</strong>ungen an Kunden für unbezahlte<br />

Rechnungen.<br />

Das Vermögen wird Aktiva genannt. Aktiva stellen die Vermögenswerte<br />

eines Unternehmens dar. Sie werden unterteilt nach<br />

langfristiger Bindung des Geldes, wie zum Beispiel in Maschinen<br />

und Gebäude sowie kurzfristige Bindung des Geldes, wie zum<br />

Beispiel Kassenbestand o<strong>der</strong> Guthaben auf dem Girokonto.<br />

Das Vermögen wird finanziert über:<br />

Eigenkapital: Dieses sind Finanzmittel, die das Unternehmen<br />

aus eigenen Mitteln bereitgestellt hat, wie zum Beispiel<br />

Einlagen <strong>der</strong> Eigentümer, Gewinne <strong>der</strong> Vergangenheit, Gewinn<br />

<strong>der</strong> abgelaufenen Periode.


2.4 Rechnungswesen * 35<br />

Fremdkapital: Dieses sind Finanzmittel, die von Dritten<br />

bereitgestellt wurden. Das Fremdkapital wird unterteilt in<br />

langfristiges und kurzfristiges Fremdkapital. Kurzfristig sind<br />

zum Beispiel Schulden auf dem Girokonto o<strong>der</strong> Schulden bei<br />

Lieferanten, langfristig sind Darlehen mit fester Laufzeit bei<br />

<strong>der</strong> Bank, wie zum Beispiel Darlehen o<strong>der</strong> Hypotheken, Schulden<br />

bei Lieferanten.<br />

Die Finanzierung wird Passiva genannt. Die Passiva einer Bilanz<br />

geben Auskunft, mit welchen Geldmitteln das Vermögen des<br />

Unternehmens finanziert wurde. Ähnlich wie die Aktiva in kurzund<br />

langfristig gebundene Geldmittel werden die Passiva in<br />

kurz- und langfristig zurückzuzahlende Geldmittel unterteilt.<br />

Das Eigenkapital wird als langfristig angesehen, das Fremdkapital<br />

kann sowohl lang- als auch kurzfristig sein. Die Abb. 2.4-18<br />

fasst die wesentlichen Elemente einer Bilanz zusammen.<br />

Anlagevermögen<br />

Eigenkapital<br />

Umlaufvermögen<br />

Gesamtvermögen<br />

Fremdkapital<br />

langfristig<br />

Fremdkapital<br />

kurzfristig<br />

Gesamtkapital<br />

Abb. 2.4-18: Vermögen und Kapital in <strong>der</strong> Bilanz.<br />

Das Vermögen wird in <strong>der</strong> Bilanz als Aktiva auf <strong>der</strong> linken Seite<br />

dargestellt und zwar sowohl das Anlage- als auch das Umlaufvermögen.<br />

Das für die Finanzierung des Vermögens eingesetzte Kapital wird<br />

in <strong>der</strong> Bilanz unter Passiva auf <strong>der</strong> rechten Seite dargestellt. Die<br />

Summen des Vermögens und des Kapitals ergeben die Bilanzsumme<br />

und müssen immer gleich sein, da die Finanzierung des<br />

Vermögens nicht von dem tatsächlichen Vermögen abweichen<br />

darf.<br />

Das Fremdkapital wird unterteilt in kurzfristig o<strong>der</strong> langfristig<br />

zurückzuzahlendes. Dies ist wichtig für ein Unternehmen, damit<br />

es weiß, wie lange die Finanzmittel zur Verfügung stehen.<br />

Kennzahlen, die aus <strong>der</strong> Bilanz gewonnen werden, geben Auskunft,<br />

wie das Vermögen zum Beispiel auf Anlagen und Vorräte<br />

verteilt ist und mit welcher Struktur <strong>der</strong> Finanzmittel diese<br />

finanziert wurden, zum Beispiel das Verhältnis von Eigen- und<br />

Fremdkapital.


36 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Kennzahlen<br />

zur GuV<br />

Kennzahlen<br />

zum Cashflow<br />

Die Gewinn- und Verlustrechnung, kurz GuV, ermittelt das Ergebnis<br />

einer Wirtschaftsperiode, in <strong>der</strong> Regel ein Monat o<strong>der</strong> ein<br />

Jahr. Das Ergebnis wird berechnet aus dem Betriebsertrag wie<br />

zum Beispiel Umsatz, abzüglich des Betriebsaufwandes.<br />

Betriebsaufwand kann sein:<br />

Eingekauftes Material, Löhne und Gehälter und sonstige betriebliche<br />

Aufwendungen.<br />

Energie, Miete, Ersatzteile für Maschinen.<br />

Aus <strong>der</strong> Differenz ergibt sich das Betriebsergebnis. Es wird hier<br />

aus Vereinfachungsgründen mit dem Gewinn gleichgesetzt.<br />

Kennzahlen, die aus <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung gewonnen<br />

wurden, geben Auskunft über die Rentabilität des Unternehmens.<br />

Der Cashflow zeigt die effektiv geflossenen Zahlungsströme auf.<br />

Wie viel Geld ist effektiv eingegangen und wie viel Geld ist effektiv<br />

»ausgegangen«?<br />

Der Cashflow wird berechnet nach Geldeingängen, <strong>der</strong> Fachbegriff<br />

lautet Inflow und nach Geldausgängen, <strong>der</strong> Fachbegriff lautet<br />

Outflow.<br />

Kennzahlen, die aus <strong>der</strong> Cashflow-Rechnung gewonnen wurden,<br />

geben Auskunft über die verfügbaren Geldmittel eines Unternehmens.DieverfügbarenGeldmittelwerdenin<strong>der</strong><strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />

als Liquidität bezeichnet. Die Liquidität beinhaltet<br />

alle in dem Unternehmen verfügbaren Geldmittel.<br />

Die Abb. 2.4-19 zeigt eine Übersicht über die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Kennzahlen aus dem Rechnungswesen.<br />

Die Aussagen <strong>der</strong> Kennzahlen sind für die Bilanz eine Kapitalund<br />

Vermögensanalyse, für die Gewinn- und Verlustrechnung<br />

eine Rentabilitätsanalyse und für die Cashflow-Rechnung eine<br />

Analyse <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft des Unternehmens. Die aufgeführten<br />

Kennzahlen sind nur Beispiele. Sie werden im Folgenden<br />

ausführlich beschrieben.<br />

Bilanz-/Kapitalstrukturanalyse<br />

Die Kennzahlen aus <strong>der</strong> Bilanz analysieren die Vermögensund<br />

Kapital- o<strong>der</strong> auch Finanzierungsstruktur eines Unternehmens.<br />

Kennzahlen <strong>der</strong> Vermögensstruktur analysieren das Anlage-<br />

und Umlaufvermögen. Kennzahlen <strong>der</strong> Finanzierungsstruktur<br />

analysieren die Mittelherkunft für die Finanzierung des Vermögens<br />

und geben Auskunft über die finanziellen Dispositionsmöglichkeiten<br />

eines Unternehmens.


2.4 Rechnungswesen * 37<br />

Kennzahlen<br />

Quelle<br />

Bilanz GuV Cashflow<br />

Eigen-,<br />

Fremdkapital<br />

Aussage<br />

Anlage-,<br />

Umlaufvermögen<br />

Erlöse<br />

Erträge<br />

Liquidität<br />

Kapitalstruktur<br />

Kennzahlen<br />

Anlagenintensität<br />

Umsatzrentabilität<br />

Vorratsquote<br />

Unabhängigkeit<br />

Eigenkapitalrentabilität<br />

Liquidität I<br />

Liquidität II<br />

Liquidität III<br />

Abb. 2.4-19: Glie<strong>der</strong>ung von Kennzahlen aus dem Rechnungswesen.<br />

Kennzahlen <strong>der</strong> Vermögens- und<br />

Kapitalstruktur<br />

Aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Kennzahlen werden hier die wichtigsten<br />

vorgestellt:<br />

Die Deckungsgrade geben Auskunft, wie das Anlagevermögen<br />

finanziert wurde:<br />

Der Deckungsgrad I zeigt das Verhältnis von Eigenkapital zu<br />

Anlagevermögen und wird nach folgen<strong>der</strong> Formel berechnet:<br />

Deckungsgrad I = Eigenkapital·100<br />

Anlagevermögen<br />

Der Deckungsgrad II zeigt das Verhältnis von langfristigem Kapital<br />

zu Anlagevermögen und wird nach folgen<strong>der</strong> Formel berechnet:<br />

Deckungsgrad II =<br />

Langfr. Kapital (Eigenkapital+langfr. F remdkapital)·100<br />

Anlagevermögen<br />

In <strong>der</strong> Praxis wird für den Deckungsgrad I eine vollständige Deckung<br />

des Anlagevermögens durch das Eigenkapital angestrebt,<br />

da das Eigenkapital von den Eigentümern nicht zurückgefor<strong>der</strong>t<br />

werden kann und somit die sicherste Deckung des Anlagevermögens<br />

darstellt.<br />

Falls das Eigenkapital nicht für die Deckung des Anlagevermögens<br />

ausreicht, ist die Goldene Bilanzregel anzuwenden. Die<br />

folgende Abbildung zeigt den Zusammenhang <strong>der</strong> Goldenen Bilanzregel<br />

auf:<br />

Das Anlagevermögen bindet Kapital langfristig und darf deshalb<br />

nur über langfristiges Kapital wie Eigenkapital und langfristiges<br />

Deckungsgrad I<br />

Deckungsgrad II<br />

Praxis<br />

Goldene<br />

Bilanzregel


38 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Anlagevermögen<br />

Eigenkapital<br />

Fremdkapital<br />

langfristig<br />

Umlaufvermögen<br />

Gesamtvermögen<br />

Fremdkapital<br />

kurzfristig<br />

Gesamtkapital<br />

Abb. 2.4-20: Goldene Bilanzregel.<br />

Fremdkapital finanziert werden. Das Umlaufvermögen, das Kapital<br />

nur kurzfristig bindet, kann auch über kurzfristiges Fremdkapital<br />

finanziert werden.<br />

Anlagenintensität<br />

Praxis<br />

Anteil des<br />

Umlaufvermögens<br />

Vorratsquote<br />

Kennzahlen, die nur die Vermögensstruktur<br />

beschreiben<br />

Die Anlagenintensität gibt Auskunft über das Verhältnis von<br />

Anlagen zu dem Gesamtvermögen. Sie sagt aus, welcher Anteil<br />

des Gesamtvermögens langfristig gebunden ist.<br />

Diese Information ist wichtig, wenn die Zahlungsfähigkeit eines<br />

Unternehmens in Frage gestellt und überprüft wird, wie viel<br />

Geld kurzfristig zur Abdeckung kurzfristiger Verbindlichkeiten<br />

beschafft werden muss. Die Anlagenintensität wird wie folgt berechnet:<br />

Anlagenintensität = Anlagevermögen·100<br />

Gesamtvermögen<br />

Ähnlich <strong>der</strong> Anlagenintensität wird auch <strong>der</strong> Anteil des Umlaufvermögens<br />

vom Gesamtkapital erfasst. Diese Kennzahl gibt Auskunft,<br />

welcher Anteil des Gesamtvermögens nur kurzfristig gebunden<br />

ist und kurzfristig in Liquidität umgesetzt werden kann,<br />

zum Beispiel Produktion und Verkauf von Produkten, wenn das<br />

Material aus den Vorräten entnommen und nicht nachgekauft<br />

wird. Es entstehen Einnahmen aus Erlösen, ohne entsprechende<br />

Ausgaben für Material. Als Folge wachsen die verfügbaren Geldmittel<br />

an. Der Anteil des Umlaufvermögens wird wie folgt berechnet:<br />

Anteil des Umlaufvermögens = Umlaufvermögen·100<br />

Gesamtvermögen<br />

Die Vorratsquote ermittelt das Verhältnis von Vorräten zu dem<br />

Gesamtvermögen. Die Vorratsquote gibt Auskunft darüber, wie<br />

viel Geldmittel kurzfristig generiert werden können. Die Vorratsquote<br />

wird wie folgt berechnet:<br />

V orratsquote =<br />

Vorräte·100<br />

Gesamtvermögen


2.4 Rechnungswesen * 39<br />

Kennzahlen, die nur die Kapitalstruktur<br />

beschreiben<br />

Die Kapitalstruktur gibt Auskunft darüber, ob ein Unternehmen<br />

überwiegend mit eigenen o<strong>der</strong> fremden Mitteln arbeitet.<br />

Dabei ist es wichtig, dass langfristig gebundene Vermögensteile,<br />

wie zum Beispiel Anlagevermögen, über Eigenkapital finanziert<br />

werden, da dieses von den Eigentümern nur schwer zurückgefor<strong>der</strong>t<br />

werden kann. Dieses bedeutet, dass Unternehmen mit einer<br />

hohen Anlagenintensität auch ein hohes Eigenkapital benötigen.<br />

Folgende Kennzahlen zu <strong>der</strong> Kapitalstruktur haben in <strong>der</strong> Praxis<br />

eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung:<br />

Der Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit zeigt das Verhältnis<br />

von Eigenkapital zu Gesamtkapital auf. Er wird häufig in<br />

<strong>der</strong> Fachliteratur als Eigenkapitalquote bezeichnet.<br />

Viel Eigenkapital weist immer auf eine solide Finanzierung des<br />

Vermögens und eine Unabhängigkeit von fremden Kapitalgebern<br />

eines Unternehmens hin. Der Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit<br />

wird wie folgt berechnet:<br />

Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit = Eigenkapital·100<br />

Gesamtkapital<br />

Ähnliche Betrachtungen liefert <strong>der</strong> Verschuldungsgrad eines<br />

Unternehmens. Er gibt das Verhältnis von Fremdkapital zu Gesamtkapital<br />

wie<strong>der</strong>. Der Grad <strong>der</strong> Verschuldung wird wie folgt<br />

berechnet:<br />

Grad <strong>der</strong> V erschuldung = F remdkapital·100<br />

Gesamtkapital<br />

Falls das Eigenkapital nicht ausreicht, um das langfristig gebundene<br />

Vermögen zu decken, ist auch <strong>der</strong> Anteil des langfristigen<br />

Fremdkapitals am Gesamtkapital interessant, denn die Goldene<br />

Bilanzregel besagt, dass langfristig gebundenes Anlagevermögen<br />

nur über langfristig verfügbares Kapital, entwe<strong>der</strong> Eigenkapital<br />

o<strong>der</strong> langfristiges Fremdkapital, finanziert werden<br />

darf. Der Anteil des langfristigen Fremdkapitals errechnet sich<br />

wie folgt:<br />

Anteil langfristiges F remdkapital =<br />

langfristiges F remdkapital·100<br />

Gesamtkapital<br />

Grad <strong>der</strong><br />

finanziellen<br />

Unabhängigkeit<br />

Verschuldungsgrad<br />

Langfristiges<br />

Fremdkapital<br />

Liquiditätskennzahlen<br />

Die Liquidität kann auch als die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen<br />

betrachtet werden. Die Kennzahlen zu <strong>der</strong> Liquidität<br />

vergleichen die verfügbaren Geldmittel mit den kurzfristigen<br />

Zahlungsverpflichtungen des Unternehmens. Sie sagen aus, ob<br />

das Unternehmen in <strong>der</strong> Lage ist, alle fälligen kurzfristigen<br />

Verbindlichkeiten zu bezahlen. Kurzfristige Verbindlichkeiten<br />

sind Schulden, die ein Unternehmen hat und die kurzfristig zu-


40 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Liquidität I<br />

Liquidität II<br />

Praxis<br />

Liquidität III<br />

Praxis<br />

rückgezahlt werden müssen, wie zum Beispiel Schulden bei Lieferanten.<br />

Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> beschreibt drei Liquiditätskennzahlen:<br />

Die sogenannte Liquidität I wird wie folgt berechnet:<br />

Liquidität I =<br />

verfügbare Geldmittel·100<br />

kurzfristiges F remdkapital<br />

Diese Kennzahl sagt aus, ob die verfügbaren Geldmittel (z. B.<br />

Kassenbestand) ausreichen, um kurzfristige Verbindlichkeiten<br />

(z. B. Lieferantenrechnungen) abzudecken.<br />

Eine erweiterte Form <strong>der</strong> Analyse stellt die Liquidität II dar. Diese<br />

wird wie folgt berechnet:<br />

Liquidität II =<br />

(verfügbare Geldmittel + For<strong>der</strong>ungen)·100<br />

kurzfristiges F remdkapital<br />

Die Einbeziehung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen soll berücksichtigen, ob<br />

Geldmittel kurzfristig verfügbar gemacht werden können. For<strong>der</strong>ungen<br />

sind Ansprüche auf Geldmittel, die ein Unternehmen<br />

gegenüber Dritten hat und die von diesen bezahlt werden müssen.<br />

For<strong>der</strong>ungen können kurzfristiger Natur sein, wie z. B. nicht<br />

bezahlte Rechnungen an Kunden, o<strong>der</strong> sie können langfristiger<br />

Natur sein, wie zum Beispiel Darlehen an Dritte mit langer Laufzeit.<br />

Häufig setzen Unternehmen hier nur For<strong>der</strong>ungen ein, die kurzfristig<br />

fällig werden. Ein Erfahrungswert sagt, dass die verfügbaren<br />

Geldmittel zuzüglich <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen in etwa gleich dem<br />

kurzfristigen Fremdkapital sein sollten. Kurzfristiges Fremdkapital<br />

sind Geldmittel, die von Dritten nur für kurze Zeit zur<br />

Verfügung gestellt wurden, wie zum Beispiel von Lieferanten eingeräumte<br />

Lieferantenkredite, die kurzfristig beglichen werden<br />

müssen o<strong>der</strong> Überziehungen eines Kontokorrentkontos, die von<br />

<strong>der</strong> Bank für kurze Zeit geduldet werden.<br />

Die Liquidität III vergleicht das Umlaufvermögen mit dem<br />

kurzfristigen Fremdkapital:<br />

Liquidität III =<br />

Umlaufvermögen·100<br />

kurzfristiges F remdkapital<br />

Der Sinn dieser Kennzahl liegt darin, dass das Umlaufvermögen<br />

nur kurzfristig Geldmittel bindet bzw. dass aus dem Umlaufvermögen<br />

kurzfristig Geldmittel verfügbar gemacht werden können.<br />

Ein Erfahrungswert sagt, dass die Liquidität III nicht kleiner<br />

als 200 Prozent sein sollte.<br />

Die Aussagefähigkeit <strong>der</strong> Liquiditätskennzahlen ist umstritten,<br />

da diese nur zu Stichtagen aus <strong>der</strong> Bilanz gewonnen werden (und<br />

damit veraltet sind und nicht in die Zukunft weisen) und da die<br />

Fristigkeiten von For<strong>der</strong>ungen und Verbindlichkeiten kaum berücksichtigt<br />

werden.


2.4 Rechnungswesen * 41<br />

Aus diesem Grund wird häufig eine weitere Kennzahl ermittelt,<br />

die feststellt, wie häufig <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungsbestand umgeschlagen<br />

wird:<br />

Umschlagshäufigkeit <strong>der</strong> F or<strong>der</strong>ungen =<br />

Umsatzerlöse<br />

For<strong>der</strong>ungsbestand<br />

Mit Hilfe dieser Kennzahl kann auf die Fristigkeit von For<strong>der</strong>ungen<br />

geschlossen werden. Eine hohe Umschlagshäufigkeit bedeutet,<br />

dass offene Rechnungen schnell bezahlt werden und liquide<br />

Mittel zur Verfügung stehen.<br />

Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse<br />

Die Erfolgsanalyse gibt Auskunft darüber, ob ein Unternehmen<br />

in einer abgelaufenen Abrechnungsperiode wirtschaftlich<br />

gearbeitet hat und für sein eingesetztes Geld mindestens einen<br />

marktüblichen Zins erwirtschaftet hat. Die Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse<br />

basieren auf <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung<br />

und sollen Auskunft darüber geben, ob<br />

<strong>der</strong> Einsatz des Kapitals sich gelohnt hat, d. h., ob das eingesetzte<br />

Kapital mehr erwirtschaftet hat, als <strong>der</strong> marktübliche<br />

Zins erbracht hätte,<br />

ob das Unternehmen grundsätzlich wirtschaftlich gearbeitet<br />

hat.<br />

Die Kapitalumschlagshäufigkeit soll aufzeigen, wie oft innerhalb<br />

einer Abrechnungsperiode das eingesetzte Kapital über den<br />

Umsatz (Erlöse) zurückgeflossen ist. Bei einer hohen Kapitalumschlagshäufigkeit<br />

fließt das Kapital schnell zurück, es muss also<br />

für die Aktivitäten des Unternehmens weniger Kapital aufgebracht<br />

werden. Das Bestreben aller Unternehmen ist es daher,<br />

eine möglichst hohe Kapitalumschlagshäufigkeit zu erzeugen.<br />

Die Kapitalumschlagshäufigkeit wird sowohl für das Eigen- als<br />

auch für das Gesamtkapital berechnet:<br />

Umschlagshäufigkeit des Eigenkapitals = Umsatzerlöse<br />

Eigenkapital<br />

Umschlagshäufigkeit des Gesamtkapitals = Umsatzerlöse<br />

Gesamtkapital<br />

Um die Rentabilität eines Unternehmens zu beurteilen, stellt<br />

die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> weitere Kennzahlen, jeweils bezogen<br />

auf eine Abrechnungsperiode, zur Verfügung:<br />

die Rentabilität des Eigenkapitals,<br />

die Rentabilität des Gesamtkapitals,<br />

die Rentabilität des Umsatzes.<br />

Die Rentabilität des Eigenkapitals wird auch die Unternehmerrentabilität<br />

genannt, da sie dem Unternehmer, <strong>der</strong> Kapital in<br />

das Unternehmen eingebracht hat, sagt, wie hoch sich dieses Kapital<br />

verzinst. Sie wird wie folgt berechnet:<br />

Kapitalumschlagshäufigkeit<br />

Rentabilität des<br />

Eigenkapitals


42 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Rentabilität des<br />

Gesamtkapitals<br />

Umsatzrentabilität<br />

Ebenfalls <strong>der</strong> Erfolgsanalyse zugerechnet wird die Cashflow-<br />

Analyse. Sie beschreibt, in welchem Umfang sich ein Unternehmen<br />

aus eigenen Mitteln finanzieren kann, zum Beispiel für Investitionen.<br />

Von beson<strong>der</strong>em Interesse ist in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Bezug des Inflow<br />

zu den Umsatzerlösen. Diese Kennzahl besagt, wie viel Prozent<br />

vom Umsatz für die Finanzierung, zum Beispiel von Investitionen,<br />

zur Verfügung stehen werden.<br />

Das Verhältnis von Inflow und Umsatz wird wie folgt berechnet:<br />

Cashflow-<br />

Analyse<br />

Inflow<br />

zu Umsatz<br />

Praxis<br />

Materialquote<br />

Personalquote<br />

Eigenkapitalrentabilität = Gewinn·100<br />

Eigenkapital<br />

Die Rentabilität des Gesamtkapitals gibt Auskunft, wie hoch das<br />

Gesamtkapital über den Gewinn verzinst wurde. Da in dem Gewinn<br />

bereits gezahlte Zinsen für Fremdkapital berücksichtigt<br />

wurden, müssen diese wie<strong>der</strong> dem Gewinn zugerechnet werden.<br />

Die Rentabilität des Gesamtkapitals wird wie folgt berechnet:<br />

Gesamtkapitalrentabilität =<br />

(Gewinn + Zinsen)·100<br />

Gesamtkapital<br />

Die Gesamtkapitalrentabilität fasst die Ertragsseite, das heißt,<br />

den Gewinn und die Finanzseite, das heißt, das Gesamtkapital eines<br />

Unternehmens, zusammen. Sie wird häufig auch ROI (Return<br />

on Investment) genannt.<br />

Die Umsatzrentabilität setzt den Gewinn in ein Verhältnis zu<br />

dem erzielten Umsatz. Diese Kennzahl wird überwiegend angewandt,<br />

um mehrere Abrechnungsperioden zu vergleichen und<br />

festzustellen, ob sich das Verhältnis verbessert hat o<strong>der</strong> um<br />

innerhalb einer Branche mehrere Unternehmen zu vergleichen.<br />

Die Umsatzrentabilität ist zwischen unterschiedlichen Branchen<br />

sehr unterschiedlich. Sie berechnet sich wie folgt:<br />

Umsatzrentabilität =<br />

Gewinn·100<br />

Umsatzerlöse<br />

Inflow<br />

= Inflow·100<br />

Umsatz Umsatzerlöse<br />

Diese Kennzahl wird in <strong>der</strong> Praxis häufig als Maßstab für die<br />

Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens verwandt.<br />

Weitere Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse beschreiben die Kostensituation<br />

wie z. B. Materialverbrauch, Personalaufwand o<strong>der</strong> Arbeitsproduktivität.<br />

Die Materialquote misst den Materialverbrauch in Prozent von<br />

den Umsatzerlösen und wird wie folgt berechnet:<br />

Materialquote = Materialverbrauch·100<br />

Umsatzerlöse<br />

Die Personalquote beschreibt das Verhältnis von Löhnen und Gehältern<br />

zu den Umsatzerlösen und wird wie folgt berechnet:<br />

P ersonalquote = Löhne/Gehälter·100<br />

Umsatzerlöse


2.4 Rechnungswesen * 43<br />

Die Arbeitsproduktivität vergleicht die Umsatzerlöse mit <strong>der</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten und wird wie folgt berechnet:<br />

Arbeitsproduktivität =<br />

Umsatzerlöse<br />

Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

In <strong>der</strong> Praxis gibt es viele Varianten, die Arbeitsproduktivität auszuweisen.<br />

So kann zum Beispiel anstelle <strong>der</strong> gesamten Anzahl<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten die Arbeitsproduktivität auf einzelne Bereiche<br />

(zum Beispiel Produktion) bezogen werden.<br />

Dieses Beispiel demonstriert die Berechnung dieser Kennzahlen.<br />

Ein Unternehmen weist die Zahlen <strong>der</strong> Tab. 2.4-2 aus dem<br />

Rechnungswesen aus, jeweils für ein Jahr und in Mio. ¤.<br />

Arbeitsproduktivität<br />

Praxis<br />

Beispiel<br />

Eigenkapital 30<br />

Fremdkapital langfristig 50<br />

Fremdkapital kurzfristig 10<br />

For<strong>der</strong>ungsbestand 10<br />

Anlagevermögen 50<br />

Vorräte 20<br />

Umsatzerlöse 200<br />

Materialverbrauch 100<br />

Löhne/Gehälter 15<br />

Gewinn 20<br />

Zinsen 5<br />

Cashflow (Inflow) 25<br />

Verfügbare Geldmittel 10<br />

Anzahl Mitarbeiter 350<br />

Tab. 2.4-2: Zahlen zu dem Beispiel für Kennzahlen aus dem Rechnungswesen.<br />

For<strong>der</strong>ungen werden hier getrennt von dem Umlaufvermögen<br />

ausgewiesen und behandelt.<br />

Berechnungen <strong>der</strong> Kennzahlen:<br />

Bilanz-/Kapitalstrukturanalyse:<br />

Deckungsgrad I = 30·100 =60%<br />

50<br />

Bedeutet, dass das Anlagevermögen zu 60 Prozent durch Eigenkapital<br />

gedeckt ist.<br />

Deckungsgrad II = (30+50)·100<br />

50<br />

= 160 %


44 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Bedeutet, dass Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital zu<br />

160 Prozent das Anlagevermögen abdecken. Die goldene Bilanzregel<br />

ist somit erfüllt.<br />

Anlagenintensität = 50·100 =56%<br />

(50+30+10)<br />

Bedeutet, dass das Gesamtvermögen zu 56 Prozent aus Anlagevermögen<br />

besteht. Daraus lässt sich schließen, dass das<br />

Unternehmen eine hohe Anlagenintensität hat und hohe Abschreibungen<br />

das Ergebnis belasten dürften. Da <strong>der</strong> Deckungsgrad<br />

II einen hohen Wert aufweist, dürfte die Anlagenintensität<br />

und damit die langfristige Kapitalbindung die Finanzierung<br />

des Unternehmens nicht belasten.<br />

Anteil des Umlaufvermögens = 40·100 =44%<br />

(50+30+10)<br />

Bedeutet, dass das Umlaufvermögen 44 Prozent des Gesamtvermögens<br />

ausmacht. Das Umlaufvermögen wurde hier ergänzt<br />

um die For<strong>der</strong>ungen.<br />

Vorratsquote = 20·100 =22%<br />

(50+30+10)<br />

Bedeutet, dass die Vorräte nur 22 Prozent des Gesamtvermögens<br />

ausmachen. Die Differenz deutet auf hohe liquide Mittel<br />

hin, die ebenfalls im Umlaufvermögen ausgewiesen werden.<br />

Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit = 30·100 =33%<br />

(50+30+10)<br />

Bedeutet, dass das Unternehmen zu 33 Prozent aus eigenen<br />

Mitteln finanziert werden kann. Dieser Wert wird in <strong>der</strong> Praxis<br />

als akzeptabel angesehen.<br />

Verschuldungsgrad = (50+10)·100 =67%<br />

(30+50+10)<br />

Der Verschuldungsgrad ist die Umkehrung <strong>der</strong> finanziellen<br />

Unabhängigkeit. Er beschreibt das Verhältnis des Fremdkapitals<br />

zu dem Gesamtkapital.<br />

Liquiditätskennzahlen:<br />

Liquidität I = 10·100 = 100 %<br />

10<br />

Bedeutet, dass alle kurzfristigen Verbindlichkeiten (kurzfristiges<br />

Fremdkapital) durch die verfügbaren Geldmittel abgedeckt<br />

sind.<br />

Liquidität II = (10+10)·100 = 200 %<br />

10<br />

Bedeutet, dass alle kurzfristigen Verbindlichkeiten durch die<br />

verfügbaren Geldmittel und die For<strong>der</strong>ungen zweimal abgedeckt<br />

sind, was auf eine hohe Zahlungsfähigkeit schließen<br />

lässt.<br />

Liquidität III = 40·100 = 400 %<br />

10<br />

Bedeutet, dass das im Umlaufvermögen gebundene Kapital<br />

viermal das kurzfristige Fremdkapital abdeckt. Dieses ist


2.4 Rechnungswesen * 45<br />

wichtig, da im Umlaufvermögen in <strong>der</strong> Regel nur kurzfristig<br />

gebundenes Kapital enthalten ist.<br />

Umschlagshäufigkeit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen = 200 =20<br />

10<br />

Bedeutet, dass die For<strong>der</strong>ungen in einer Abrechnungsperiode<br />

20 mal umgeschlagen werden, was auf ein geringes Risiko eines<br />

For<strong>der</strong>ungsausfalls schließen lässt.<br />

Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse:<br />

Umschlagshäufigkeit des Eigenkapitals = 200 =6, 7<br />

30<br />

Bedeutet, dass das Eigenkapital über die Umsatzerlöse während<br />

einer Abrechnungsperiode 6,7 mal zurückverdient wird,<br />

was für den Unternehmer eine sichere Kapitalanlage bedeutet.<br />

Umschlagshäufigkeit des Gesamtkapitals =<br />

2, 2<br />

200<br />

(30+50+10)<br />

=<br />

Bedeutet, dass das Gesamtkapital in einer Abrechnungsperiode<br />

2,2 mal umgeschlagen wird, was auch für einen Fremdkapitalgeber<br />

(z. B. Banken) ein geringes Risiko bedeutet.<br />

Eigenkapitalrentabilität = 20·100 =67%<br />

30<br />

Bedeutet, dass das Eigenkapital sich sehr hoch verzinst. Ein<br />

Vergleich mit dem Marktzins erübrigt sich in diesem Fall.<br />

Gesamtkapitalrentabilität = (20+5)·100 =28%<br />

(30+50+10)<br />

Bedeutet, dass auch das Gesamtkapital weit über einem Marktzins<br />

hinaus verzinst wird.<br />

Umsatzrentabilität = 20·100 =10%<br />

200<br />

Bedeutet, dass dem Unternehmen 10 Prozent des Umsatzes<br />

für die Finanzierung zugeflossen sind.<br />

Inflow/Umsatz = 25·100 =13%<br />

200<br />

Bedeutet, dass das Unternehmen 13 Prozent des Umsatzes für<br />

die Finanzierung aus den Einnahmen abdecken kann.<br />

Materialquote = 100·100 =50%<br />

200<br />

Bedeutet, dass aus den Umsatzerlösen 50 Prozent für Material<br />

ausgegeben werden.<br />

Personalquote = 15·100 =8%<br />

200<br />

Bedeutet, dass aus den Umsatzerlösen 8 Prozent für Löhne<br />

und Gehälter ausgegeben werden.<br />

Arbeitsproduktivität = 200 =0, 57<br />

350<br />

Bedeutet, dass pro Mitarbeiter 570.000,- ¤ Umsatz erbracht<br />

werden.


46 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Der folgende kurze Dialog soll aufzeigen, wie in <strong>der</strong> Praxis mit<br />

Kennzahlen umgegangen wird. Es schil<strong>der</strong>t eine Diskussion im<br />

Vorstand über die Bilanz eines abgelaufenen Jahres:<br />

Beispiel<br />

Controller Emil<br />

Produktionsvorstand<br />

Frost<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Groß<br />

Emil<br />

Frost<br />

Groß<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> Zobel AG bespricht die Bilanz des abgelaufenen<br />

Geschäftsjahres. Controller Emil gibt einen Überblick über<br />

die Situation:<br />

»Die Umsatzrentabilität hat sich verschlechtert. Verantwortlich<br />

hierfür scheinen die zu hohe Material- und Personalquote<br />

zu sein.«<br />

»Lei<strong>der</strong> hat sich die Mitarbeiterproduktivität verschlechtert.<br />

Ich müsste mehr in die Rationalisierung investieren!«<br />

»Dann verschlechtern sich wie<strong>der</strong>um die Anlagenintensität sowie<br />

die Kapitalrentabilität, was unsere Aktionäre nicht begeistern<br />

dürfte.«<br />

»Auch unsere Liquiditätsgrade sehen nicht gut aus. Falls<br />

die Produktion zusätzlich investiert, müssen wir zusätzliches<br />

Fremdkapital aufnehmen und unser Deckungsgrad verschlechtert<br />

sich. Unser Verschuldungsgrad ist schon heute zu<br />

hoch. Ich fürchte, dass die Banken Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> weiteren<br />

Finanzierung von Investitionen machen werden.«<br />

»Also werde ich weniger investieren, um die Anlagenintensität<br />

zu reduzieren und die Deckungsgrade zu verbessern.«<br />

»Alternativ könnten wir auch die Vorratsquote verbessern und<br />

auf diese Weise zusätzliche Liquidität erzeugen. Gleichzeitig<br />

sollten wir über ein intensiveres For<strong>der</strong>ungsmanagement<br />

nachdenken, um die Umschlagshäufigkeit unserer For<strong>der</strong>ungen<br />

zu erhöhen, was wie<strong>der</strong>um unser Verhältnis von Inflow<br />

zu Umsatz und unsere Liquidität verbessert«.<br />

2.4.7.2 Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung *<br />

Kennzahlen, die aus dem Rechnungswesen gewonnen wurden,<br />

haben die Schwäche, dass sie nur in die Vergangenheit sehen<br />

und nur stichtagsbezogene Informationen liefern. Sie betrachten<br />

nur die Zusammenhänge zwischen wenigen, i. d. R. zwei Aussagen.<br />

Sie reichen daher für die Steuerung von Unternehmen allein<br />

nicht aus. Es wurden daher zusätzliche Kennzahlen entwickelt,<br />

die nicht dem Rechnungswesen entnommen werden können.<br />

Es handelt sich bei diesen Kennzahlen um angeblich finanziell<br />

nicht bewertbare sogenannteweicheErfolgsfaktoren.


2.4 Rechnungswesen * 47<br />

Im Folgenden wird erläutert,<br />

welche Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens existieren,<br />

wie diese Kennzahlen ermittelt und gemessen werden,<br />

welche Bedeutung diese Kennzahlen für die Steuerung eines<br />

Unternehmens haben,<br />

wie eine Balanced Score Card aufgebaut ist.<br />

Vorschau<br />

Diverse Kennzahlen<br />

Charakteristisch für alle Kennzahlen, die nicht aus dem Rechnungswesen<br />

gewonnen werden, ist, dass sie schwer zu erfassen<br />

und zu bewerten sind. Häufig werden sie auf <strong>der</strong> Basis von subjektiven<br />

Einschätzungen <strong>der</strong> Experten gewonnen und mit einem<br />

beliebigen Index entwe<strong>der</strong> auf einer Skala o<strong>der</strong> in Prozent versehen.<br />

Einige <strong>der</strong> wichtigsten Kennzahlen werden im Folgenden<br />

beschrieben.<br />

Die Kundenzufriedenheit ist von großer Bedeutung für die<br />

Steuerung von Unternehmen. Ein zufriedener Kunde neigt zu<br />

Wie<strong>der</strong>holungskäufen. Er kann auch zu einer Verbesserung<br />

des Images eines Unternehmens beitragen und somit indirekt<br />

Werbung leisten. Die Kundenzufriedenheit beeinflusst daher<br />

mittelbar den Umsatz. Unternehmen versuchen zunehmend, die<br />

Kundenzufriedenheit zu messen.<br />

In <strong>der</strong> Regel befragen Unternehmen ihre Kunden und tragen die<br />

Ergebnisse auf einer Skala von 1 bis 5 o<strong>der</strong> 1 bis 10 ein. Die<br />

Fragen an den Kunden werden von den Unternehmen individuell<br />

formuliert, das heißt, an das jeweilige Geschäft angepasst. Im<br />

Folgenden werden einige Fragen formuliert, wie sie häufig gestellt<br />

werden:<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Wie schätzen Sie die Qualität unserer Produkte ein? Kundenbefragung<br />

Halten Sie uns für einen zuverlässigen Lieferanten?<br />

(weiche<br />

Sind Sie mit <strong>der</strong> Betreuung durch unsere Mitarbeiter zufrieden?<br />

Faktoren)<br />

Fühlen Sie sich mit Ihren Wünschen von uns verstanden?<br />

Diese Einschätzungen können über sogenannte harte Faktoren<br />

ergänzt werden wie zum Beispiel<br />

Messung <strong>der</strong> Anzahl von Reklamationen, Harte Faktoren<br />

Messung von Wie<strong>der</strong>holungskäufen durch den Kunden,<br />

Messung von Marktanteilen.<br />

Alle Informationen werden zu einem Kundenzufriedenheitsindex<br />

verdichtet.<br />

Alle Unternehmen messen die Qualität ihrer Produkte bzw. Serviceleistungen.<br />

Die Verfahren, wie die Qualität gemessen und


48 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Qualität<br />

Mitarbeiterzufriedenheit<br />

beschrieben wird, sind allerdings sehr unterschiedlich und orientieren<br />

sich sowohl an den Kundenwünschen als auch an den<br />

unterschiedlichen Produkten.<br />

Fast allen Verfahren gemeinsam ist, dass zunächst die Qualitätskriterien<br />

aus <strong>der</strong> Sicht des Kunden bestimmt werden. Diese werden<br />

anschließend mit Messgrößen versehen. Üblicherweise entstehen<br />

viele Messgrößen für unterschiedliche Produkte, die in<br />

<strong>der</strong> Regel zu einem Qualitätsindex verdichtet werden. Durch<br />

die Verdichtung geht viel an Information verloren. Dieses ist <strong>der</strong><br />

Grund, dass Unternehmen für die Steuerung ihrer Qualität mit<br />

mehreren Qualitätsinformationen arbeiten.<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit setzt sich zunehmend<br />

durch, da diese die Effizienz <strong>der</strong> Arbeit nachhaltig beeinflusst.<br />

Eine aussagekräftige Methode zur Messung <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit<br />

existiert zur Zeit nicht. Soweit Unternehmen<br />

an <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit interessiert sind, versuchen sie,<br />

diese über Mitarbeiterbefragungen herauszufinden. Ein mo<strong>der</strong>ner<br />

Ansatz versucht, die Ressource Arbeitskraft über mehrere<br />

Kennzahlen, ebenfalls als Ergebnis einer Befragung, zu bilanzieren.<br />

Dabei wird festgestellt inwieweit:<br />

die Arbeit übernutzt wird, zum Beispiel durch Stress, Burn<br />

Out Syndrome o<strong>der</strong> psychische Beschwerden,<br />

die Arbeit unternutzt wird, zum Beispiel durch Demotivation,<br />

Unzufriedenheit o<strong>der</strong> falscher Einsatz,<br />

eine Entfaltung des Mitarbeiters möglich ist, zum Beispiel<br />

durch Kompetenzentwicklung, soziale Kontakte o<strong>der</strong> Erholungsfaktoren,<br />

sonstige Werttreiber die Effizienz des Mitarbeiters beeinflussen,<br />

zum Beispiel Kreativität, Kundenorientierung, fachliches<br />

Wissen o<strong>der</strong> das Klima im Team.<br />

Eine Übernutzung von Mitarbeitern entsteht, wenn von diesen<br />

mehr gefor<strong>der</strong>t wird, als sie zu leisten vermögen. Eine Unternutzung<br />

von Mitarbeitern entsteht, wenn diese unterhalb ihres<br />

Leistungsvermögen eingesetzt werden.<br />

Jedes Unternehmen ergänzt diese Liste um seine speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Erfassung dieser sogenannten weichen Faktoren<br />

wird unterstützt über Statistiken, wie zum Beispiel Fluktuationsrate<br />

o<strong>der</strong> Krankenstatistik, die erst im Zusammenhang<br />

mit den Befragungen Hinweise auf die Ursachen erfasster Daten<br />

geben.<br />

Unternehmen versuchen häufig, die gesammelten Informationen<br />

zu einer Kennzahl, dem Mitarbeiterzufriedenheitsindex, zu<br />

verdichten. Diese Kennzahl hat den Nachteil, dass in <strong>der</strong> Verdichtung<br />

die wesentlichen Ursachen für eine mangelnde Mitar-


2.4 Rechnungswesen * 49<br />

beiterzufriedenheit verloren gehen. Manche Unternehmen weisen<br />

deshalb nur für sie relevante Einflussgrößen <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit<br />

aus, um diese zur Steuerung des Unternehmens zu<br />

verwenden, d. h. entsprechende Maßnahmen einzuleiten.<br />

Da das eingekaufte Material zunehmend eine Rolle bei <strong>der</strong> Steuerung<br />

von Unternehmen spielt, gewinnt die Beurteilung von Lieferanten<br />

immer mehr Bedeutung. Ähnlich den übrigen Kennzahlen,<br />

die nicht aus dem Rechnungswesen gewonnen werden<br />

können, gibt es auch für die Beurteilung von Lieferanten mehrere<br />

Kriterien, nämlich<br />

die Qualität <strong>der</strong> gelieferten Produkte,<br />

das Preisniveau,<br />

die Reaktionszeit bei Störungen.<br />

Viele Unternehmen leiten aus diesen Kriterien ein Ranking ihrer<br />

Lieferanten her, welches die Auftragsvergabe zukünftiger Aufträge<br />

beeinflusst.<br />

Abb. 2.4-21 gibt nochmals einen Überblick über die wesentlichen<br />

Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wird nochmals dargestellt, wie diese Kennzahlen erfasst und<br />

welche Ziele im Unternehmen mit Hilfe dieser Kennzahlen verfolgt<br />

werden.<br />

Lieferantenbeurteilung<br />

Praxis<br />

Kennzahl<br />

Qualität<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Mitarbeiterzufriedenheit<br />

Lieferantenbeurteilung<br />

Erfassung<br />

Befragungen<br />

Reklamationen<br />

Qualitätskriterien<br />

Messungen<br />

Verdichtungen<br />

Befragungen<br />

Bilanzierung<br />

Arbeit<br />

Fluktuationsrate<br />

Wie<strong>der</strong>holungskäufe<br />

Qualitätsmessungen<br />

Preisniveau<br />

Flexibilität<br />

Auswirkung<br />

Marktanteile<br />

Krankenstatistik<br />

Umsatz Image /Umsatz Effizienz<br />

Arbeit<br />

Materialsteuerung<br />

Abb. 2.4-21: Bedeutung <strong>der</strong> Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens.<br />

Für die Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens liegt noch<br />

keine Standardisierung vor, obwohl die Kennzahlen eine hohe<br />

Bedeutung für die Steuerung von Unternehmen haben. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Kundenzufriedenheit, die Qualität, die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

und die Lieferantenbeurteilung werden in <strong>der</strong> Praxis<br />

häufig genutzt, obwohl die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> diese Kennzahlen<br />

vernachlässigt. Die Erfassung dieser Kennzahlen wird in<br />

<strong>der</strong> Regel über Befragungen durchgeführt. Diese Befragungen<br />

werden ergänzt über Statistiken, die zwar Zahlen liefern, die allerdings<br />

keinen eindeutigen Rückschluss auf eine entsprechende<br />

Praxis


50 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Kennzahl erlauben. Auf <strong>der</strong> Basis dieser Kennzahlen sollen wesentliche<br />

Unternehmensziele beeinflusst werden. Die Kundenzufriedenheit<br />

soll den Umsatz festigen o<strong>der</strong> sogar ausweiten,<br />

die Qualität <strong>der</strong> Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen das Image und<br />

damit auch den Umsatz des Unternehmens stärken, die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

soll die Effizienz <strong>der</strong> Arbeit verbessern, die<br />

Lieferantenbeurteilung soll die Materialseite des Unternehmens<br />

absichern.<br />

Aufbau einer<br />

Balanced Score<br />

Card<br />

Abhängigkeiten<br />

<strong>der</strong><br />

Perspektiven<br />

Balanced Score Card<br />

Das Dilemma von Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens<br />

ist es, dass diese nur sehr schwer zu erfassen sind, obwohl ihre<br />

Bedeutung als werttreibende Faktoren deutlich ist. Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />

bietet ein Instrumentarium an, mit dessen Hilfe<br />

diese Erfolgsfaktoren von Unternehmen gemessen und mit<br />

finanziellen Kennzahlen verknüpft werden können: die Balanced<br />

Score Card. Aus Verständnisgründen wird im Folgenden die<br />

Balanced Score Card vereinfacht dargestellt.<br />

Die Abb. 2.4-22 gibt einen Überblick, wie eine Balanced Score<br />

Card aufgebaut ist. Die Balanced Score Card will über mehrere,<br />

in <strong>der</strong> Regel vier, Perspektiven alle Erfolgsfaktoren für Unternehmen<br />

abbilden. Zu je<strong>der</strong> Perspektive weist die Balanced Score<br />

Card Erfolgsfaktoren aus, die auf <strong>der</strong> Basis dieser Perspektive<br />

gestaltet werden können.<br />

Die erste Perspektive ist die Finanzperspektive, dieaufzeigt,<br />

ob <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Erfolgsfaktoren in wirtschaftlichen Ergebnissen<br />

wie<strong>der</strong>zufinden ist.<br />

Die Kundenperspektive soll zeigen, wie wettbewerbsfähig ein<br />

Unternehmen ist hinsichtlich Produkten bzw. Dienstleistungen,<br />

<strong>der</strong> Kundenbeziehungen, dem Image, dem Produktportfolio sowie<br />

<strong>der</strong> Flexibilität des Unternehmens gegenüber beson<strong>der</strong>en<br />

Kundenwünschen.<br />

Die interne Perspektive beschreibt die internen Prozesse wie<br />

zum Beispiel Prozessoptimierung, Kostenmanagement o<strong>der</strong> das<br />

Engagement des Personals.<br />

Die Innovations- und Wissensperspektive beschreibt, ob ein<br />

Unternehmen in <strong>der</strong> Lage ist, sich zu verbessern und Innovationen<br />

durchzusetzen. Interessant sind in diesem Zusammenhang<br />

insbeson<strong>der</strong>e das Produktportfolio, die Innovationsfähigkeit<br />

eines Unternehmens, aber auch die fachliche Qualifikation <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter.<br />

Die Balanced Score Card versucht, die einzelnen Perspektiven in<br />

ihren Abhängigkeiten zu zeigen. Die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> internen<br />

Perspektive sind Voraussetzung für die Gestaltung <strong>der</strong> Kun-


2.4 Rechnungswesen * 51<br />

den- und Wissensperspektive. Diese drei Perspektiven wie<strong>der</strong>um<br />

sind die Grundlage für die Finanzperspektive.<br />

Kunden-<br />

Perspektive<br />

Finanz-<br />

Perspektive<br />

n Umsatz<br />

n Gewinn<br />

n Klassische<br />

Kennzahlen<br />

n Kundenbeziehungen<br />

n Image<br />

n Portfolio<br />

n Flexiblität<br />

Balanced Score<br />

Card<br />

Wissens-<br />

Perspektive<br />

n Portfolio<br />

n Innovation<br />

n Qualifikation<br />

Mitarbeiter<br />

Interne<br />

Perspektive<br />

n Prozessoptimierung<br />

n Kostenmanagement<br />

n Personaleinsatz<br />

Abb. 2.4-22: Perspektiven einer Balanced Score Card.<br />

Die Abb. 2.4-23 gibt einen zusammenfassenden Überblick über<br />

die Inhalte <strong>der</strong> einzelnen Perspektiven, unterglie<strong>der</strong>t nach den<br />

Erfolgsfaktoren, die bei einer Aktivierung zu positiven finanziellen<br />

Ergebnissen führen, nach den Messgrößen, die aufzeigen<br />

wie diese Erfolgsfaktoren beschrieben werden können, sowie<br />

den Maßnahmen, mit <strong>der</strong>en Hilfe die Erfolgsfaktoren aktiviert<br />

werden können. Die Elemente einer Balanced Score Card<br />

können sehr vielfältig sein. Die in Abb. 2.4-23 dargestellten Elemente<br />

sind daher nur als Beispiele zu verstehen.<br />

Die Perspektiven <strong>der</strong> Balanced Score Card lassen sich beschreiben<br />

über die Elemente Erfolgsfaktoren, Messgrößen, wie diese<br />

Erfolgsfaktoren dargestellt werden sollen, sowie Maßnahmen um<br />

diese Erfolgsfaktoren zu aktivieren.<br />

Die interne Perspektive beschreibt als Erfolgsfaktoren die Prozessoptimierung,<br />

das Kostenmanagement und das Engagement<br />

des Personals o<strong>der</strong> besser <strong>der</strong> Mitarbeiter. Sie zeigt als Beispiele<br />

folgende Messgrößen: Produktivität <strong>der</strong> Mitarbeiter, Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Kosten sowie den Mitarbeiterzufriedenheitsindex. Als<br />

Maßnahmen, diese Erfolgsfaktoren zu aktivieren, werden hier<br />

beispielhaft genannt: Re-Engineering <strong>der</strong> technischen Prozesse,<br />

eine Optimierung des Materialeinsatzes sowie eine Personalentwicklung,<br />

um das Engagement <strong>der</strong> Mitarbeiter zu steigern.<br />

Perspektiven<br />

Interne<br />

Perspektive


52 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Perspektive<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Messgrößen<br />

Maßnahmen<br />

Interne Perspektive<br />

Prozessoptimierung<br />

Kostenmanagement<br />

Personaleinsatz<br />

Produktivität<br />

Verän<strong>der</strong>ung Kosten<br />

Zufriedenheitsindex<br />

Re-Engineering<br />

Materialeinsatz<br />

Personalentwicklung<br />

Wissensperspektive<br />

Portfolio<br />

Innovation<br />

Qualifikation<br />

Mitarbeiter<br />

Alter <strong>der</strong> Produkte<br />

Umsatz neue<br />

Produkte<br />

Schulungsaufwand<br />

Portfolio<br />

Management<br />

F&E<br />

Fachliches Training<br />

Kundenperspektive<br />

Kundenbeziehungen<br />

Image<br />

Portfolio<br />

Flexibilität<br />

Marktanteile<br />

Zufriedenheitsindex<br />

Kundennutzen<br />

Reaktionszeit<br />

Personalentwicklung<br />

Kundenzufriedenheit<br />

F&E<br />

Flexibilität Personal<br />

Finanzperspektive<br />

Umsatz<br />

Gewinn<br />

Klassische<br />

Kennzahlen<br />

Abb. 2.4-23: Beispiel einer Balanced Score Card.<br />

Wissensperspektive<br />

Kundenperspektive<br />

Die Wissensperspektive beschreibt als Erfolgsfaktoren das<br />

Produktportfolio, die Innovationsfähigkeit des Unternehmens<br />

sowie die fachliche Qualifikation <strong>der</strong> Mitarbeiter. Als Messgrößen<br />

werden ebenfalls beispielhaft aufgeführt: das Alter <strong>der</strong> Produkte<br />

aus dem Produktportfolio, <strong>der</strong> Umsatz mit neuen Produkten<br />

sowie <strong>der</strong> Aufwand für Schulungen. Die Erfolgsfaktoren könnten<br />

über folgende Maßnahmen aktiviert werden: Ein bewusstes<br />

Portfoliomanagement mit <strong>der</strong> Entwicklung von Vorgaben für die<br />

Forschung, Intensivierung <strong>der</strong> Aufwendungen für Forschung und<br />

Entwicklung sowie weiteres fachliches Training <strong>der</strong> Mitarbeiter.<br />

Die Kundenperspektive beschreibt als Erfolgsfaktoren die<br />

Kundenbeziehungen, das Image des Unternehmens bei den Kunden,<br />

das Produktportfolio, das den Kundennutzen treffen muss<br />

sowie die Flexibilität des Unternehmens, auf beson<strong>der</strong>e Kundenwünsche<br />

einzugehen. Gemessen werdenkönnendieErfolgsfaktoren<br />

über Marktanteile des Unternehmens, den Kundenzufriedenheitsindex,<br />

den Kundennutzen sowie die Reaktionszeit des<br />

Unternehmens auf beson<strong>der</strong>e Kundenwünsche. Die Erfolgsfaktoren<br />

lassen sich aktivieren über eine Personalentwicklung innerhalb<br />

des Unternehmens, um die Mitarbeiter auf die Betreuung<br />

des Kunden zu konzentrieren, Beachtung <strong>der</strong> Kundenzufriedenheit,<br />

Intensivierung von Forschung und Entwicklung sowie erneut<br />

Personalentwicklung, um Mitarbeiter darauf zu trainieren,<br />

flexibel auf Kundenwünsche einzugehen.


2.4 Rechnungswesen * 53<br />

Die Finanzperspektive stellt das Ergebnis einer Aktivierung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Erfolgsfaktoren dar, hier beispielsweise über Umsatz,<br />

Gewinn o<strong>der</strong> klassische Kennzahlen.<br />

Die Balanced Score Card versucht, die einzelnen Perspektiven in<br />

ihren Abhängigkeiten zu zeigen. Die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> internen<br />

Perspektive sind Voraussetzung für die Gestaltung <strong>der</strong> Kunden-<br />

und Wissensperspektive. Diese drei Perspektiven wie<strong>der</strong>um<br />

sind die Grundlage für die Finanzperspektive.<br />

Die klassische Balanced Scorecard beinhaltet auch den Zusammenhang<br />

von Visionen und Strategien mit den Perspektiven.<br />

Dieses wurde hier aus Vereinfachungsgründen vernachlässigt.<br />

Finanzperspektive<br />

Hinweis<br />

2.4.7.3 Fallstudie Familie Schulze: Kennzahlen zur<br />

Unternehmenssteuerung *<br />

Das folgende Beispiel basiert auf <strong>der</strong> Fallstudie »Fallstudie Familie<br />

Schulze: Die Bilanz«, S. 18.<br />

Frau Schulze führt eine Galerie, malt Bil<strong>der</strong>, stellt diese aus und<br />

verkauft sie. Die Auslieferung führt sie selbst mit einem eigenen<br />

Auto aus (Kaufpreis 25.000,- ¤, ein Jahr alt). Der durchschnittliche<br />

Jahreserlös beträgt 10.000,- ¤, die Kosten betragen 3.000,-<br />

¤/Jahr für Material und 2.000,- ¤/Jahr für Werbung. Der Wert ihrer<br />

noch nicht verkauften Bil<strong>der</strong> stieg durch 5 neue Arbeiten von<br />

10.000,- ¤ auf 15.000,- ¤ im laufenden Jahr.<br />

Kann für die Galerie <strong>der</strong> Frau Schulze eine Balanced Score Card<br />

erstellt werden?<br />

Die Balanced Score Card für die Galerie <strong>der</strong> Frau Schulze wird in<br />

<strong>der</strong> Abb. 2.4-24 dargestellt.<br />

Hinweis<br />

Erweiterung <strong>der</strong><br />

Fallstudie<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Perspektive<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Messgrößen<br />

Maßnahmen<br />

Interne Perspektive<br />

Kostenmanagement<br />

Material &Werbung<br />

Verän<strong>der</strong>ung Kosten<br />

Re-Engineering<br />

Materialeinsatz<br />

Wissensperspektive<br />

Portfolio<br />

Ausbildung<br />

Frau Schulze<br />

Umsatz Fotos<br />

Schulungsaufwand<br />

Portfolio<br />

Management<br />

Fachliches Training<br />

Kundenperspektive<br />

Kundenbeziehungen<br />

(Ausstellungen)<br />

Image<br />

Zufriedenheitsindex<br />

Kundennutzen<br />

Zusätzliche<br />

Ausstellungen<br />

Finanzperspektive<br />

Umsatz<br />

Gewinn<br />

Klassische<br />

Kennzahlen<br />

Abb. 2.4-24: Balanced Score Card für die Galerie von Frau Schulze.


54 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> internen Perspektive sind Kostenmanagement<br />

für Material und Werbung. Diese können über eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Kosten gemessen werden. Frau Schulze muss allerdings<br />

die entsprechenden Reduzierungen einleiten, zum Beispiel<br />

indem sie eine neue Maltechnik anwendet, die weniger Farben<br />

verbraucht (Re-Engineering).<br />

Eine neue Maltechnik kann Frau Schulze nur einsetzen, wenn<br />

sie ihre Wissensperspektive erweitert. Die Erfolgsfaktoren sind:<br />

Ein erweitertes Angebot an Kunst (Fotos) o<strong>der</strong> eine Zusatzausbildung<br />

für Frau Schulze. Diese Erfolgsfaktoren können gemessen<br />

werden über zusätzlichen Umsatz aus neuen Produkten o<strong>der</strong><br />

über den Schulungsaufwand von Frau Schulze. Als Maßnahmen<br />

muss Frau Schulze ihr Angebot zum Beispiel um Fotos erweitern<br />

und zusätzliche Seminare (zum Beispiel über Fototechnik)<br />

besuchen.<br />

Die Erweiterung <strong>der</strong> Wissensperspektive ermöglicht es Frau<br />

Schulze im Rahmen <strong>der</strong> Kundenperspektive weitere Erfolgsfaktoren<br />

zu finden. Diese sind: Verbesserung <strong>der</strong> Kundenbeziehungen<br />

durch weitere Ausstellungen und damit auch eine Verbesserung<br />

des Images <strong>der</strong> Galerie. Frau Schulze kann während <strong>der</strong> Ausstellungen<br />

Kunden befragen über <strong>der</strong>en Zufriedenheit und den Nutzen<br />

aus dem Kauf von Arbeiten <strong>der</strong> Frau Schulze. Maßnahme für<br />

Frau Schulze ist die Organisation zusätzlicher Ausstellungen.<br />

Alle bisherigen Perspektiven wirken auf die Finanzperspektive,<br />

die gemessen wird an Umsatz, Gewinn und klassischen Kennzahlen.<br />

2.5 Modelle in <strong>der</strong> BWL *<br />

Methodisch bedient sich die BWL unterschiedlicher Modelle. In<br />

Beschreibungsmodellen werden empirische Erscheinungen abgebildet,<br />

ohne diese zu analysieren o<strong>der</strong> Konsequenzen aus diesen<br />

zu empfehlen. In Erklärungsmodellen werden die Ursachen<br />

für empirische Erscheinungen erklärt und in Entscheidungsmodellenwerden<br />

optimale Handlungen errechnet. Das wichtigste<br />

Modell <strong>der</strong> BWL ist das Bugetary Control Model. DiesesModell<br />

stellt eine Mischung aus Beschreibungsmodell und Entscheidungsmodell<br />

dar und gibt Unternehmen Handlungsempfehlungen<br />

für die Durchführung einer Budgetierung.<br />

Ein Modell ist die möglichst realitätsgetreue Darstellung von Objekten<br />

o<strong>der</strong> Prozessen. Ein Modell soll helfen, das Verständnis<br />

für bestimmte Vorgänge zu vertiefen.


2.5 Modelle in <strong>der</strong> BWL * 55<br />

In <strong>der</strong> BWL werden verschiedene Modelle angewandt:<br />

Beschreibungsmodelle o<strong>der</strong> auch deskriptive Modelle beschreiben<br />

lediglich bestimmte Sachverhalte, zum Beispiel beschreibt<br />

das Verhaltensmodell des »Homo Ökonomicus« nur<br />

die Verhaltensweisen von Menschen (in <strong>der</strong> BWL sind dieses<br />

die Mitarbeiter), hat aber wesentlichen Einfluss auf alle Methoden,<br />

welche die BWL für die Führung von Betrieben empfiehlt.<br />

Beschreibungsmodelle werden in <strong>der</strong> Regel verbal formuliert.<br />

Erklärungsmodelle o<strong>der</strong> auch explikative Modelle versuchen,<br />

betriebliche Sachverhalte zu erklären, damit handelnde<br />

Personen daraus Aktionen herleiten bzw. Entscheidungen<br />

trefffen können. Erklärungsmodelle können sowohl verbal<br />

als auch mathematisch formuliert werden.<br />

Entscheidungsmodelle werden in <strong>der</strong> Regel mathematisch<br />

formuliert. Sie beinhalten in <strong>der</strong> Regel die Festlegung einer<br />

Zielfunktion, <strong>der</strong> Nebenbedingungen und <strong>der</strong> Zusammenhänge<br />

zwischen den Aussagen <strong>der</strong> Zielfunktion und den Randbedingungen<br />

(Nebenbedingungen). Entscheidungsmodelle bieten<br />

bereits eine optimierte Lösung für ein Entscheidungsproblem<br />

an.<br />

Das Budgetary Control Model ist ein Basis-Modell <strong>der</strong> BWL für<br />

die Steuerung großer, komplexer Betriebe [Daum03, S.1 ff.]. Es<br />

ist die Basis für die Budgetierung, die in <strong>der</strong> Praxis noch heute<br />

mit großem Erfolg angewandt wird und die ein wesentlicher<br />

Kontrollmechanismus ist [WeLi08, S.11 ff.].<br />

Budgetary Control Model<br />

Weber beschreibt drei Elemente dieses Modells (das er auch den<br />

traditionellen Ansatz <strong>der</strong> Budgetierung nennt) [WeLi08, S. 11 ff.]:<br />

<br />

<br />

Philosophie ist, dass Pläne/Budgets immer zu erfüllen sind.<br />

Deshalb erzwingt die Budgetierung eine Prognose durch<br />

den Betroffenen schon bei <strong>der</strong> Erstellung eines Planes damit<br />

er die Vorgaben durch das Budget auch einhalten kann. Die<br />

Prognosen, beziehungsweise die budgetierten Werte erfolgen<br />

in <strong>der</strong> Regel aus Fortschreibungen <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />

Die Budgetierung soll bei steigen<strong>der</strong> Komplexität die Koordination<br />

in Unternehmen ermöglichen. Diese Koordination erfolgt<br />

über die Pläne (Budgets), die sehr vollständig und detailliert<br />

sein müssen. Dementsprechend ist <strong>der</strong> Formalisierungsgrad<br />

hoch. Die Koordination basiert auf intern orientierten<br />

Zielen, sie berücksichtigt nicht Kundenbeziehungen<br />

o<strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Märkte. Die intern orientierten<br />

Ziele sind zahlenmäßig fixiert und basieren auf Informationen<br />

des Rechnungswesens (Vergangenheit). Auf dem Weg <strong>der</strong>


56 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Kritik<br />

Koordination werden den Entscheidungsträgern in Unternehmen<br />

Ressourcen zugeordnet (für die Erfüllung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Aufgaben) beziehungsweise knappe Ressourcen verteilt.<br />

Die Einhaltung <strong>der</strong> Budgets muss kontrolliert werden. Aus<br />

diesem Kontrollmechanismus leitet Weber eine Motivation<br />

her. Das Modell sieht in diesem Zusammenhang vor, dass<br />

die Betroffenen zwar bei <strong>der</strong> Erstellung von Budgets beteiligt<br />

werden (Partizipation), allerdings fremd zu kontrollieren<br />

sind (Fremdkontrolle). In <strong>der</strong> Praxis wird aus diesem Grund<br />

häufig die Einhaltung von Budgets mit <strong>der</strong> Vergabe von Incentives<br />

(Geld) verbunden.<br />

Das Modell des Budgetary Control hat sich als Steuerungswerkzeug<br />

für das Management von Unternehmen in <strong>der</strong> Praxis durchgesetzt,<br />

da es auch in komplexen Strukturen (z. B. große Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> Konzerne) eine Steuerung und Kontrolle <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Aktivitäten ermöglicht. Es bildet auch die Grundlage<br />

für die Philosophie <strong>der</strong> Budgetierung, wie sie von <strong>der</strong> BWL und<br />

<strong>der</strong> Praxis überwiegend verfolgt wird.<br />

Das traditionelle Modell <strong>der</strong> Budgetierung unterliegt in Praxis<br />

und Wissenschaft intensiver Kritik [WeLi08, S. 19 ff.]:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Budgetierung muss einen Betrieb vollständig abbilden, da<br />

sonst die koordinierende Funktion verloren gehen würde.<br />

Diese Vollständigkeit verursacht einen hohen Aufwand in den<br />

jeweiligen Unternehmen.<br />

Die internen Ziele sind nicht marktorientiert. Sie werden<br />

mit den permanenten Verän<strong>der</strong>ungen des unternehmerischen<br />

Umfeldes unrealistisch beziehungsweise fehlerhaft.<br />

Das Budgetary Control Model leitet die Vorhersagen für die<br />

Zukunft aus einer Fortschreibung von Vergangenheitswerten<br />

ab. Dieses führt jedoch bei einer zunehmenden Verän<strong>der</strong>ungsgeschwindigkeit<br />

des unternehmerischen Umfeldes zu<br />

falschen Prognosen.<br />

Das Budgetary Control Model verknüpft die Einhaltung von<br />

Budgets mit Incentives für die Verantwortlichen. Dieses führt<br />

zu einem Sicherheitsdenken <strong>der</strong> Verantwortlichen (Einarbeiten<br />

von Sicherheiten in die Budgets), ein Verhalten, das die<br />

Sicherheitsbildung in Unternehmen überbestimmt, da alle Betroffenen<br />

Sicherheiten einplanen und diese nicht veröffentlichen<br />

(aus Sorge, dass diese Sicherheiten durch das Topmanagement<br />

aufgelöst werden).<br />

Die Budgetierung erfolgt jeweils für die kommende Planperiode<br />

und berücksichtigt nicht Verän<strong>der</strong>ungen, die im Anschluss<br />

an diese Periode auftreten können.<br />

Das Modell erzwingt einen großen Kontrollaufwand, <strong>der</strong> nicht<br />

von den Betroffenen erbracht wird (Fremdkontrolle). Die-


2.6 Ziele in <strong>der</strong> BWL * 57<br />

ser Kontrollaufwand beinhaltet die Abweichungsanalysen als<br />

Folge <strong>der</strong> Budgetierung und eine Überwachung durch die Führungskräfte.<br />

Advanced Budgeting<br />

Um die Probleme <strong>der</strong> traditionellen Budgetierung zu vermeiden<br />

wurde das Modell in <strong>der</strong> Praxis ergänzt:<br />

Vereinfachung <strong>der</strong> Budgetierung durch Konzentration auf erfolgskritische<br />

Prozesse, um den Aufwand zu reduzieren.<br />

In die Planung werden auch zukünftige Aspekte einbezogen.<br />

Es werden zusätzliche Planungswerkzeuge zur Verfügung gestellt.<br />

Ziele werden um relative Ziele ergänzt und marktorientiert<br />

formuliert. Siehe hierzu auch das Kapitel »Ziele in <strong>der</strong> BWL«,<br />

S. 57.<br />

Für die Einhaltung von Budgets werden keine Incentives vergeben.<br />

Die Fremdkontrolle des Budgetary Control Models wird<br />

durch eine Selbstkontrolle <strong>der</strong> Mitarbeiter ersetzt.<br />

2.6 Ziele in <strong>der</strong> BWL *<br />

Die Formulierung von Zielen ist eine <strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen,<br />

um Modelle formulieren zu können. Diese Ziele werden<br />

unterschieden nach fixierten und relativen Zielen. Fixierte Ziele<br />

werden in Zahlen festgehalten, während relative Ziele vorzugsweise<br />

eine Rangfolge beschreiben, die das Unternehmen erreichen<br />

will, zum Beispiel »Wir wollen Maktführer werden«. Bei relativen<br />

Zielen vergleicht sich ein Unternehmen mit an<strong>der</strong>en (Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> Institutionen). Die BWL verfolgt grundsätzlich<br />

das Ziel <strong>der</strong> Gewinnmaximierung jeglicher unternehmerischer<br />

Operation. Dieses Ziel ist in <strong>der</strong> Wissenschaft sehr umstritten.<br />

Um Erklärungs- und Entscheidungsmodelle einsetzen zu<br />

können müssen zunächst Ziele formuliert werden. Diese Ziele<br />

sollen wertfrei (von ethisch sozialen Beurteilungen) sein, damit<br />

eine finanzielle Bewertung ermöglicht wird. Im Folgenden wird<br />

die Zielbildung in Betrieben beschrieben.<br />

Im Prinzip verfolgt die BWL die Gewinnmaximierung als Ziel jeglicher<br />

Operation.<br />

Schmalenbach lehnt dieses Prinzip ab [Schm31, S. 94]. Er hat<br />

ein neues Prinzip definiert, die »gemeinschaftliche Wirtschaftlichkeit«.<br />

Dieses konnte sich allerdings in <strong>der</strong> Praxis nicht durchsetzen.<br />

Wissenschaftlich bleibt es bei einer Kritik an dem Prinzip<br />

<strong>der</strong> Gewinnmaximierung:


58 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Praxis<br />

Beispiel<br />

In <strong>der</strong> Praxis werden immer mehrere Ziele gleichzeitig verfolgt.<br />

Dieses richtet sich gegen die Ausschließlichkeit <strong>der</strong> Gewinnmaximierung.<br />

Über ethisch soziale Prinzipien darf sich heute niemand mehr<br />

hinwegsetzen.<br />

In <strong>der</strong> Praxis ist eine Mischung aus beiden Argumenten (BWL und<br />

Schmalenbach) zu finden.<br />

Es bleibt allerdings bei <strong>der</strong> Philosophie, dass die Realisierung<br />

auch von ethisch sozialen Zielen mit zusätzlichen Kosten verbunden<br />

ist und somit die Ausschließlichkeit <strong>der</strong> Gewinnmaximierung<br />

verletzt.<br />

Während in <strong>der</strong> klassischen Budgetierung, hergeleitet aus dem<br />

Budgetary Control Model interne Ziele, in Zahlen fixiert, angewendet<br />

werden, versuchen in einer Weiterentwicklung des Modells<br />

die BWL und die Praxis auch marktorientierte relative Ziele<br />

zuzulassen [WeLi08, S. 22 ff.].<br />

Beispielsweise kann ein Unternehmen die Ziele haben, dass<br />

<strong>der</strong> Gewinn auf einen festen Betrag gesteigert werden soll (fixiertes<br />

Ziel) und gleichzeitig die Marktführerschaft angestrebt<br />

wird (relatives Ziel).<br />

Benennen Sie bitte die Ziele Ihres Unternehmens – soweit bekannt.<br />

Unterteilen Sie diese bitte in fixierte und relative Ziele.<br />

2.7 Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL *<br />

Die BWL beschreibt bzw. erklärt betriebliche Zusammenhänge<br />

mittels unterschiedlicher Ansätze. Diese Ansätze geben auch<br />

Hinweise auf notwendige Verhaltensweisen und sollen helfen,<br />

die Zukunft eines Unternehmens zu gestalten. Diese Ansätze<br />

können produktivitätsorientiert, entscheidungsorientiert, systemorientiert,<br />

verhaltensorientiert o<strong>der</strong> umweltorientiert sein.<br />

Sie münden fast alle wie<strong>der</strong> in Erklärungs- o<strong>der</strong> Entscheidungsmodellen.<br />

Produktivitätsorientierter Ansatz<br />

Der produktivitätsorientierte Ansatz wurde von Gutenberg vertreten<br />

[Gute83, S. 298 ff.]. Im Vor<strong>der</strong>grund dieses Ansatzes steht<br />

<strong>der</strong> Kombinationsprozess <strong>der</strong> Produktionsfaktoren, das heißt,<br />

die Produktivitätsbeziehungen zwischen Faktoreinsatz und Ertrag.<br />

Er ist damit sowohl beschreibend als auch erklärend.<br />

In diesem Rahmen hat Gutenberg Modelle zu <strong>der</strong> Produktions-,<br />

Kosten- und Preistheorie entwickelt. Er hat versucht, diese Mo-


2.7 Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL * 59<br />

delle möglichst an reale Bedingungen in <strong>der</strong> Produktion und dem<br />

Absatz anzupassen und den Betrieb ganzheitlich zu verstehen.<br />

Der produktivitätsorientierte Ansatz konnte sich in <strong>der</strong> Gutenbergschen<br />

Version in <strong>der</strong> Praxis nicht durchsetzen (wegen <strong>der</strong><br />

aufwändigen Modelle) und ist inzwischen verloren gegangen. Allerdings<br />

ist die Praxis noch stark produktivitätsorientiert (ohne<br />

Optimierungsmodelle).<br />

Der entscheidungsorientierte Ansatz<br />

Der entscheidungsorientierte Ansatz wurde zunächst von Heinen<br />

entwickelt [Hein76]. Im Rahmen des entscheidungsorientierten<br />

Ansatzes wurden Entscheidungsmodelle entwickelt zur Optimierung<br />

von<br />

Produktionsprogrammen,<br />

Investitionsprogrammen und <strong>der</strong><br />

Optimierung <strong>der</strong> Lagerhaltung.<br />

Da Betriebe in ihrer Komplexität mathematisch nicht mehr abgebildet<br />

werden können, wurden diese Optimierungsprogramme<br />

in <strong>der</strong> Praxis nur sehr begrenzt eingesetzt. Die bekanntesten<br />

Systeme sind die PPS-Systeme (Produktionsplanungs- und<br />

-steuerungssysteme) [Sche95, S. 86 ff.].<br />

Heinen wollte die Erkenntnisse <strong>der</strong> Entscheidungstheorie für die<br />

Führung von Betrieben nutzbar machen. Gleichzeitig wollte er<br />

die Betriebsführung öffnen für sozialwissenschaftliche Fragestellungen.<br />

Da sozialwissenschaftliche Fragestellungen nur wenig<br />

mathematisch gefasst werden können, entstand ein Konflikt<br />

in dem entscheidungsorientierten Ansatz, <strong>der</strong> bis heute nicht<br />

aufgelöst werden konnte.<br />

Der systemorientierte Ansatz<br />

Der systemorientierte Ansatz versteht die BWL als eine kybernetische<br />

Wissenschaft [Mali96, S. 75 ff.]. Die kybernetische Wissenschaft<br />

will mittels Rückkoppelungsvorstellungen eine integrierende<br />

Betrachtungsweise aller Fragestellungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> BWL, erreichen. Der Grundgedanke des kybernetischen<br />

Managements (die kybernetische Wissenschaft angewandt auf<br />

Unternehmen) ist, dass das unternehmerische Umfeld sich mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Geschwindigkeit verän<strong>der</strong>t und dass Unternehmen<br />

sich an diese Verän<strong>der</strong>ungen anpassen müssen, um mit ihren<br />

unterschiedlichen Funktionen und Mitarbeitern im Gleichgewicht<br />

zu bleiben beziehungsweise dieses wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />

Das kann in einem kybernetischen Ansatz nur gelingen, wenn<br />

Unternehmen als lebensfähige Systeme gestaltet werden, das


60 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Prinzipien<br />

heißt, dass sie sich schnell an ein verän<strong>der</strong>tes unternehmerisches<br />

Umfeld anpassen können.<br />

Die Wissenschaft von <strong>der</strong> Kybernetik besagt, dass Systeme im<br />

Störungsfall durch Rückkopplungsprozesse im Gleichgewicht<br />

gehalten werden. Die Kombination <strong>der</strong> Elementarfaktoren wird<br />

von den so genannten dispositiven Faktoren geplant und das Ergebnis<br />

an die Operation (Durchführung) gegeben. Während <strong>der</strong><br />

Durchführung treten Störgrößen auf. Diese können z. B. sein:<br />

Der Absatz verläuft nicht gemäß Absatzplan,<br />

die Qualität <strong>der</strong> gelieferten Produkte ist unzureichend,<br />

die Produktion liefert nicht, es fehlt Material für die Produktion.<br />

Die Störungen können sehr vielfältig sein und in Kombinationen<br />

auftreten. Die Störungen werden über Messgrößen erfasst<br />

und die Abweichungen an die Planung gemeldet. Diese entwickelt<br />

Gegenmaßnahmen bzw. Anpassungsmaßnahmen und gibt<br />

die Ergebnisse wie<strong>der</strong>um als Korrekturgröße an die Durchführung.<br />

Die kybernetische Wissenschaft besagt, dass die Organisation<br />

von Unternehmen <strong>der</strong>art gestaltet werden muss, dass sie sich<br />

schnell an ein verän<strong>der</strong>tes unternehmerisches Umfeld anpassen<br />

können. Dieses kann nur gelingen, wenn die Trennung von Planung<br />

und Durchführung aufgegeben und <strong>der</strong> Regelkreis verkürzt<br />

wird, das heißt, dass Mitarbeiter <strong>der</strong> Durchführung auch notwendige<br />

Anpassungen vornehmen. Voraussetzung ist, dass das Unternehmen<br />

sicher sein kann, dass <strong>der</strong> Mitarbeiter im Interesse<br />

des Unternehmens handelt.<br />

Malik nennt drei Prinzipien, die bei einer <strong>der</strong>artigen Gestaltung<br />

eingehalten werden müssen (Abb. 2.7-1):<br />

<br />

<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Rekursion geht davon aus, dass Unternehmen<br />

ein System darstellen, das in Untersysteme geglie<strong>der</strong>t ist.<br />

Diese Untersysteme können Bereiche, Abteilungen aber auch<br />

einzelne Mitarbeiter sein. Die Rekursion besagt nun, dass alle<br />

Subsysteme, egal auf welcher Ebene im Unternehmen sie<br />

stehen, die gleiche Struktur haben sollen. Dieses Prinzip gilt<br />

nur, wenn das Unternehmen als ein lebensfähiges System (anpassungsfähig)<br />

gestaltet werden soll. Nur dann werden Mitarbeiter<br />

im Interesse des Unternehmens handeln.<br />

Jedes Subsystem muss autonom sein, das heißt, eigenständig<br />

handeln können. Diese Autonomie darf allerdings nur eine<br />

relative Autonomie sein, da das Gesamtsystem nach wie vor<br />

auf die Subsysteme einwirkt. Das Gesamtsystem (Unternehmensführung)<br />

muss die Subsysteme integrieren (über allgemeine<br />

Verhaltensregeln) und Ressourcen zuteilen. Die Aussa-


2.7 Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL * 61<br />

<br />

ge, dass das Gesamtsystem auch in die Operation eingreift,<br />

ist in <strong>der</strong> Theorie sehr umstritten, da dieses den Regelkreis<br />

stören würde und die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Subsysteme einschränken<br />

würde, in <strong>der</strong> Praxis ist diese Verhaltensweise weit<br />

verbreitet.<br />

Die Lebensfähigkeit eines Unternehmens in einem sich ständig<br />

verän<strong>der</strong>nden unternehmerischen Umfeld muss abgesichert<br />

werden (durch die Bereitschaft, sich als kybernetisches<br />

System permanent anzupassen).<br />

Planen<br />

(Kombination <strong>der</strong><br />

Elementarfaktoren)<br />

Abweichungen<br />

Korrekturgröße<br />

Abweichungen<br />

Messen<br />

Messgröße<br />

Durchführen<br />

Störgröße<br />

Abb. 2.7-1: Modell eines betrieblichen Regelkreises.<br />

Der verhaltensorientierte Ansatz<br />

Der verhaltensorientierte Ansatz wurde aus dem systemorientierten<br />

Ansatz als Weiterführung entwickelt. Er kritisiert das<br />

Grundmodell <strong>der</strong> BWL, den »Homo Ökonomicus« und besagt,<br />

dass <strong>der</strong> Mitarbeiter sich an<strong>der</strong>s verhalte. Dieser Ansatz will realitätskonforme<br />

Verhaltensweisen des Menschen untersuchen. Er<br />

gibt das Rationalprinzip auf und will nur noch das tatsächliche<br />

Verhalten von Mitarbeitern analysieren. Im Gegensatz zu dem<br />

Homo Ökonomicus kann <strong>der</strong> Homo Liberticus beschrieben werden,<br />

als einen Mitarbeiter, <strong>der</strong><br />

hoch qualifiziert ist,<br />

nicht mehr bereit ist, sich vorbehaltlos und kritiklos an Normen<br />

und Regeln zu orientieren,<br />

<strong>der</strong> bereit ist, sich im Interesse des Unternehmens einzubringen<br />

und Verantwortung zu übernehmen.<br />

Tab. 2.7-1 zeigt eine Gegenüberstellung des Homo Ökonomicus<br />

und des Homo Liberticus.<br />

Während <strong>der</strong> »Homo Ökonomicus« immer dem Rationalprinzip<br />

folgt und für ihn nur die Individualinteressen im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen, ist <strong>der</strong> Homo Liberticus bereit Verantwortung im Inter-


62 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />

Homo Ökonomicus<br />

Ist<br />

rational<br />

Einkommensmaximierer<br />

scheut Verantwortung<br />

akzeptiert Normen, Werte und Weisungen<br />

Muss<br />

kontrolliert werden<br />

zu Leistung getrieben werden<br />

belohnt, bestraft werden<br />

eingeengt werden<br />

Homo Liberticus<br />

Ist<br />

rational und emotional<br />

begeisterungsfähig<br />

verantwortungsbewusst<br />

individuell<br />

Muss<br />

gewonnen werden<br />

handeln können<br />

für seine Aufgabe begeistert werden<br />

seine Kreativität nutzen können<br />

Tab. 2.7-1: Gegenüberstellung Homo Ökonomicus gegen Homo Liberticus.<br />

esse des Unternehmens wahrzunehmen. Mit <strong>der</strong> Einbeziehung<br />

verhaltenswissenschaftlicher Aspekte in das Erkenntnisobjekt<br />

<strong>der</strong> BWL erreichte dieser Ansatz eine Annäherung <strong>der</strong> BWL an<br />

die Praxis, da die Praxis sich immer mit den Verhaltensweisen<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter beschäftigen muss.<br />

Der umweltorientierte Ansatz<br />

Der umweltorientierte Ansatz beinhaltet zwei Strömungen<br />

[Hans98]:<br />

Eine ethisch-normative ökologische BWL for<strong>der</strong>t ethische Verhaltensweisen.<br />

Da diese – aus allgemeinem Verständnis heraus<br />

– nur mit entsprechenden Mehrkosten zu realisieren<br />

sind, befindet sich diese Strömung im Wi<strong>der</strong>spruch zu dem<br />

ökonomischen Prinzip.<br />

Ökologische und betriebswirtschaftliche Sichtweisen sind<br />

miteinan<strong>der</strong> vereinbar, ökologische Fragestellungen werden<br />

in die BWL einbezogen und das ökonomische Prinzip bleibt<br />

aufrechterhalten.<br />

In <strong>der</strong> Praxis hat sich eine Mischung aus allen oben beschriebenen<br />

fünf Ansätzen <strong>der</strong> BWL entwickelt.<br />

Beschreiben Sie bitte (wenn Sie berufstätig sind), welche Ansätze<br />

in Ihrem Unternehmen verfolgt werden. Begründen Sie die Auswahl.

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