Basiswissen der Betriebswirtschaftslehre: Musterkapitel - w3L
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3<br />
2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Realwissenschaften werden unterteilt in Naturwissenschaften,<br />
<strong>der</strong>en Objekt die Natur ist, und Geisteswissenschaften, <strong>der</strong>en<br />
Objekt die gesamte Kultur ist. Wirtschaftswissenschaften zählen<br />
zu den Geisteswissenschaften und werden wie<strong>der</strong>um unterteilt<br />
in Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft und <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong>.<br />
Die Geisteswissenschaften untersuchen alle psychischen Objekte,<br />
z. B. Sprache, Religion, Kunst, Recht und Wirtschaft. Letztere<br />
wird wie<strong>der</strong>um unterteilt in Sozialwissenschaften, die den<br />
Menschen als soziales Phänomen behandeln und Wirtschaftswissenschaften,<br />
die eine Wirtschaft isoliert von dem unternehmerischen<br />
Umfeld betrachten. Wirtschaftswissenschaften behandeln<br />
keine Gruppenphänomene, Massenerscheinungen o<strong>der</strong> soziale<br />
Gebilde [Ulri01, S. 25 ff.]. Sie basieren auf dem Modell des<br />
»Homo Ökonomicus«, <strong>der</strong> einen Menschen beschreibt, <strong>der</strong> immer<br />
rational handelt und nur seinen persönlichen Nutzen maximiert<br />
[Wöhe08, S. 46 ff.].<br />
Der Homo Ökonomicus<br />
Der Homo Ökonomicus beschreibt somit ein Verhaltensmodell<br />
des Menschen, dem das Rationalprinzip zugrunde liegt und das<br />
beinhaltet, dass <strong>der</strong> Mensch (und damit auch <strong>der</strong> Mitarbeiter in<br />
einem Betrieb) sich als Nutzenmaximierer unter Nebenbedingungen<br />
bei Unsicherheit versteht, <strong>der</strong> immer nur in seinem Eigeninteresse<br />
handelt [Kirc08, S. 14 ff.]. Eine <strong>der</strong>artige Nebenbedingung<br />
kann z. B. die Soziale Orientierung sein. Eine Maximierung<br />
des Nutzens bedeutet, dass <strong>der</strong> Homo Ökonomicus immer versucht,<br />
mit minimaler Leistung ein maximales Ergebnis zu erzielen.<br />
Rationalprinzip<br />
Jedes wirtschaftliche Handeln unterliegt dem Rationalprinzip<br />
[Wöhe08, S. 1]. Die BWL leitet aus dem Rationalprinzip das »Ökonomische<br />
Prinzip« her, das wie<strong>der</strong>um drei Prinzipien beinhaltet<br />
[ScWö08, S. 5]:<br />
Das Maximumprinzip, das besagt, dass mit einem gegebenen<br />
Aufwand ein möglichst hoher Ertrag erwirtschaftet wird.<br />
Das Minimumprinzip, das besagt, dass ein gegebener Ertrag<br />
mit möglichst geringem Aufwand erwirtschaftet wird sowie<br />
das Optimumprinzip, das besagt, dass ein Optimum zwischen<br />
Aufwand und Ertrag gefunden werden soll.
4 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Die Messgrößen für das ökonomische Prinzip sind:<br />
P roduktivitaet =( Leistung )<br />
Einsatz<br />
W irtschaftlichkeit =( Ertrag )<br />
Aufwand<br />
Rentabilitaet =( Erfolg )<br />
Einsatz<br />
Die Produktivität ist eine mengenmäßige Betrachtung und<br />
misst den Erfolg einer betrieblichen Aktivität an dem Einsatz von<br />
Material, Arbeit o<strong>der</strong> Betriebsmitteln, während die Wirtschaftlichkeit<br />
die Kosten einbezieht und die Rentabilität den Einsatz<br />
sowohl von Kapital als auch von Faktoren beschreibt.<br />
Ermitteln Sie bitte für Ihr Unternehmen die Rentabilität, Wirtschaftlichkeit<br />
und Produktivität (falls Sie berufstätig sind). Die<br />
notwendigen Informationen finden Sie in dem Rechnungswesen<br />
Ihres Unternehmens. Nehmen Sie bitte für die Leistung den mengenmäßigen<br />
Ausstoß; für den Einsatz jeweils den mengenmäßigen<br />
Verbrauch an Material, Arbeit und Maschinen.<br />
Für die Arbeit mit Menschen, die sich nach dem Modell des »Homo<br />
Ökonomicus« verhalten und deshalb ständig kontrolliert<br />
werden müssen (ob sie auch den Weisungen des Unternehmens<br />
folgen), hat die BWL Kontrollmechanismen entwickelt.<br />
Die wichtigsten Kontrollmechanismen sind:<br />
Die Budgetierung, in <strong>der</strong>en Rahmen den jeweiligen Einheiten<br />
eines Unternehmens Budgets vorgegeben werden und<br />
kontrolliert wird, ob diese Vorgaben auch eingehalten werden.<br />
Die Budgetierung stimmt in <strong>der</strong> Regel mit den Zielen<br />
des Unternehmens überein. Wenn ein Mitarbeiter nur seinen<br />
eigenen Zielen folgt (Rationalitätsprinzip) kann er nur<br />
dann die Vorgaben einhalten, wenn seine Ziele mit denen des<br />
Unternehmens übereinstimmen.<br />
Eine Abweichungsanalyse, die Abweichungen von den<br />
geplanten Verbräuchen <strong>der</strong> elementaren Produktionsfaktoren<br />
(Material, Arbeit und Betriebsmittel), den Preisen für diese<br />
Faktoren und <strong>der</strong> Beschäftigung (Auslastung) feststellt.<br />
Die Führungskräfte, die abweichende Verhaltensweisen<br />
(von den Vorgaben des Unternehmens) <strong>der</strong> Mitarbeiter feststellen<br />
und korrigieren sollen.<br />
Beispiel<br />
Ein Budget beinhaltet z. B. Vorgaben für die zu erreichende<br />
Leistung und für die maximal einzusetzenden Verbräuche an<br />
Material und Arbeit sowie den Einsatz von Maschinen.<br />
Dieser Schnelleinstieg in die BWL vermittelt einen ersten Eindruck<br />
von <strong>der</strong> BWL in Wissenschaft und Praxis.
2.1 Systematisierung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften * 5<br />
Die BWL lässt sich in die Systematik <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />
einordnen:<br />
»Systematisierung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften«, S. 5<br />
Der Betrieb steht im Mittelpunkt <strong>der</strong> BWL:<br />
»Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL«, S. 6<br />
Die BWL lässt sich nach verschiedenen Kriterien glie<strong>der</strong>n:<br />
»Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> BWL«, S. 10<br />
Anhand des Rechnungswesens können wichtige Konzepte <strong>der</strong><br />
BWL verdeutlicht werden:<br />
»Rechnungswesen«, S. 11<br />
Modelle werden in <strong>der</strong> BWL als Hilfsmittel zur Erklärung und Gestaltung<br />
realer Systeme eingesetzt. Sie vereinfachen komplexe<br />
wirtschaftliche Zusammenhänge, um sie überschaubar zu machen:<br />
»Modelle in <strong>der</strong> BWL«, S. 54<br />
Ziele <strong>der</strong> BWL sind Vorstellungen über angestrebte Zustände eines<br />
Unternehmens:<br />
»Ziele in <strong>der</strong> BWL«, S. 57<br />
Ansätze <strong>der</strong> BWL geben reale Hinweise auf notwendige Verhaltensweisen<br />
von Mitarbeitern eines Unternehmens, um angestrebte<br />
Ziele zu erreichen:<br />
»Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL«, S. 58<br />
2.1 Systematisierung <strong>der</strong><br />
Wirtschaftswissenschaften *<br />
Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> gehört zu den Wirtschaftswissenschaften<br />
und diese wie<strong>der</strong>um zu den Geisteswissenschaften.<br />
Letztere sind ein Teil <strong>der</strong> Realwissenschaften. Während die Idealwissenschaften<br />
die Objekte, die sie untersuchen, vom Denken<br />
erschaffen, beschäftigen sich die Realwissenschaften mit Objekten,<br />
die in Wirklichkeit vorhanden sind. Da sich die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
mit dem Betrieb als tatsächlich existierendem<br />
Objekt beschäftigt, zählt sie zu den Realwissenschaften.<br />
Die Wirtschaftswissenschaften werden unterteilt in die Volkswirtschaftslehre,<br />
die auch die Finanzwissenschaft als die Lehre<br />
von den öffentlichen Haushalten beinhaltet und die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong>,<br />
die im Schwerpunkt die Betriebe als Produktionswirtschaften<br />
behandelt. In einer mo<strong>der</strong>nen Betrachtungsweise<br />
werden hierzu auch Dienstleistungsbetriebe gezählt.
6 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Die Abb. 2.1-1 fasst diese Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaften zusammen<br />
(siehe auch [Oste08, S. 5 ff.]). Da Idealwissenschaften hier<br />
nicht zur Diskussion stehen, wurden sie in <strong>der</strong> Abb. 2.1-1 nicht<br />
weiter aufgeglie<strong>der</strong>t.<br />
Wissenschaften<br />
Realwissenschaften<br />
Idealwissenschaften<br />
Naturwissenschaften<br />
Geisteswissenschaften<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Sozialwissenschaften<br />
Finanzwissenschaften<br />
Volkswirtschaftslehre<br />
<strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
Abb. 2.1-1: Systematisierung <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />
Hans Ulrich versteht Unternehmen als soziale Systeme (sie umfassen<br />
immer mehrere Menschen) und sieht in <strong>der</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sowohl<br />
volkswirtschaftliches, als auch technologisches, soziologisches<br />
und psychologisches Wissen verwendet [Ulri01, S. 25 ff.]. Für ihn<br />
sind die Naturwissenschaften überwiegend auf Erklärungen ausgerichtet,<br />
während die BWL die Zukunft gestalten will.<br />
Er sieht auch die Notwendigkeit für Wirtschaftswissenschaften<br />
die Isolierung von dem Umfeld aufzugeben (die BWL betrachtet<br />
den Betrieb isoliert von seinem Umfeld), da an<strong>der</strong>nfalls fehlerhafte<br />
Handlungsanweisungen für die Gestaltung des unternehmerischen<br />
Geschehens entstehen.<br />
2.2 Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL *<br />
Das Objekt <strong>der</strong> BWL ist <strong>der</strong> Betrieb. Dieser arbeitet immer nach<br />
dem ökonomischen Prinzip einer Kombination <strong>der</strong> Produktionsfaktoren.<br />
Die Produktionsfaktoren werden wie<strong>der</strong>um unterteilt<br />
in elementare und dispositive Faktoren. Die Rechtsform des Objektes<br />
Betrieb muss entschieden werden.
2.2 Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL * 7<br />
Ein Betrieb ist eine Kombination von Produktionsfaktoren, um<br />
definierte Ziele zu erreichen [Gute83, S. 1 ff.].<br />
Diese Ziele können sein:<br />
Erringung von wirtschaftlicher Macht,<br />
Wertsteigerung des Betriebes,<br />
Steigerung des Sozialprestiges usw.<br />
Die richtige Kombination an Faktoren muss entschieden werden.<br />
Daraus folgt eine Vielzahl von Entscheidungen in einem Betrieb<br />
wie zum Beispiel<br />
Investitionen, die im Kapitel »Programmplanung«, S. 234, beschrieben<br />
werden,<br />
Finanzierung, die im Kapitel »Finanzierung«, S. 283, beschrieben<br />
wird,<br />
Produktionsprogramm, das im Kapitel »Der Prozess <strong>der</strong> Leistungserstellung«,<br />
S. 159, erläutert wird<br />
das Produktportfolio, das im Kapitel »Produktportfolio«,<br />
S. 256, bechrieben wird und<br />
die Absatzpolitik, die im Kapitel »Absatz«, S. 255, dargestellt<br />
wird.<br />
Im Vor<strong>der</strong>grund dieser Entscheidungen steht immer das ökonomische<br />
Prinzip <strong>der</strong> Faktorkombination, das heißt, dass die<br />
handelnden Personen grundsätzlich dem Rationalprinzip entsprechend<br />
dem Modell des »Homo Ökonomicus« folgen, zum<br />
Beispiel<br />
mit einem möglichst niedrigem Einsatz an Material, Arbeit und<br />
Betriebsmitteln ein Ergebnis zu erzielen. Siehe auch Kapitel<br />
»Schnelleinstieg in die BWL«, S. 3.<br />
Mit <strong>der</strong> Vielzahl von Entscheidungen wird die Bedeutung <strong>der</strong> Entscheidungstheorie<br />
für die BWL bestätigt.<br />
Betriebe werden nach sechs unterschiedlichen Kriterien geglie<strong>der</strong>t:<br />
<br />
<br />
Nach Wirtschaftszweigen (Branchen), zum Beispiel: Industrie<br />
(diese wie<strong>der</strong>um nach Maschinenbau, Elektroindustrie), Handel,<br />
Banken etc.<br />
Nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> erstellten Leistung, zumBeispielSachleistung<br />
o<strong>der</strong> Dienstleistung, wobei eine Sachleistung in <strong>der</strong><br />
Regel aus physischen Gütern besteht und eine Dienstleistung<br />
in <strong>der</strong> Regel eine Servicefunktion wahrnimmt. Sachleistungen<br />
werden üblicherweise in Industriebetrieben erstellt, während<br />
Dienstleistungen in Dienstleistungsbetrieben erbracht<br />
werden. Typische Dienstleistungsbetriebe sind zum Beispiel<br />
Handelsbetriebe o<strong>der</strong> Transportunternehmen.<br />
Ziele<br />
Beispiel<br />
Glie<strong>der</strong>ung
8 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Merkmale<br />
Nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Leistungserstellung, zum Beispiel Fertigungsprinzipien<br />
(Werkstattfertigung, wenn gleiche Verrichtungen<br />
in einer Werkstatt zentralisiert werden o<strong>der</strong> Fließfertigung,<br />
wenn die Arbeiten dezentralisiert und nach dem Objektdurchlauf<br />
angeordnet werden).<br />
Nach dem vorherrschenden Produktionsfaktor (arbeitsintensiv,<br />
anlagenintensiv, materialintensiv, wissensintensiv<br />
etc.).<br />
nach <strong>der</strong> Betriebsgröße (Groß- Mittel-, Kleinbetrieb).<br />
Nach <strong>der</strong> Rechtsform (Einzel-, Personenunternehmen, Kapitalgesellschaft<br />
etc).<br />
Welche Kriterien treffen auf Ihren Betrieb zu (wenn Sie in einem<br />
Betrieb arbeiten)?<br />
Betriebe sind durch drei Merkmale gekennzeichnet:<br />
Sie kombinieren immer verschiedene Produktionsfaktoren,<br />
sie folgen immer dem ökonomischen Prinzip,<br />
sie folgen dem Prinzip des wirtschaftlichen Gleichgewichts<br />
(Sicherung <strong>der</strong> Liquidität).<br />
Produktionsfaktoren<br />
Ein Betrieb wurde als eine optimierte Kombination von Produktionsfaktoren<br />
definiert. Diese Produktionsfaktoren stellen die<br />
in einer Leistungserstellung eingesetzten Güter und Leistungen<br />
dar. Gutenberg [Hans98, S. 1 ff.] beschreibt sechs Produktionsfaktoren,<br />
die er wie<strong>der</strong>um in elementare und dispositive Faktoren<br />
unterteilt:<br />
Elementarfaktoren beziehen sich auf Objekte (materielle Güter<br />
bzw. Produkte). Diese sind:<br />
<br />
<br />
Arbeitskräfte. Gutenberg unterteilt die menschliche Arbeitsleistung<br />
wie<strong>der</strong>um in eine objektbezogene (elementarer<br />
Faktor) und eine dispositive Leistung, welche die elementaren<br />
Faktoren kombiniert [Hans98, S. 1]. Eine Arbeitsleistung<br />
als elementaren Produktionsfaktor erbringen die sogenannten<br />
direkten Mitarbeiter, die unmittelbar an dem Produkt arbeiten<br />
(Maschinenbediener etc.). Die eingesetzte Menge dieses<br />
Produktionsfaktors ist abhängig von dem Ausstoß während<br />
<strong>der</strong> Leistungserstellung. Die Entscheidung, mit welchem<br />
Betriebsmittel (Maschinen o<strong>der</strong> Werkzeuge) die elementare<br />
Arbeitsleistung kombiniert werden soll, ist eine dispositive<br />
Leistung des Produktionsfaktors Arbeit.<br />
Werkstoffe, die rein objektbezogen sind. Werkstoffe können<br />
sein in Industriebetrieben Material, das während <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />
zu einem Produkt umgeformt wird o<strong>der</strong> in<br />
Dienstleistungsbetrieben wie Handelsbetrieben die zu ver-
2.2 Der Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL * 9<br />
kaufende Ware o<strong>der</strong> in Transportbetrieben <strong>der</strong> Treibstoff für<br />
die Transportmittel.<br />
Betriebsmittel, die ebenfalls objektbezogen sind. Betriebsmittel<br />
sind Anlagen in Industriebetrieben, Geräte an <strong>der</strong> Kasse<br />
in Handelsbetrieben o<strong>der</strong> Fahrzeuge in Transportunternehmen,<br />
wenn diese für die Leistungserstellung benötigt<br />
werden.<br />
Dispositive Faktoren beziehen sich auf die Kombination <strong>der</strong><br />
Elementarfaktoren und lauten:<br />
Geschäfts- und Betriebsleitung, die den Kombinationsprozess<br />
<strong>der</strong> Produktionsfaktoren bestimmt. Gutenberg ordnet<br />
diesem Faktor auch die Information (Kommunikation) zu.<br />
Dieser Faktor wird in <strong>der</strong> BWL häufig auch als geson<strong>der</strong>ter<br />
Produktionsfaktor beschrieben.<br />
Die Planung, die Gutenberg wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Bedeutung<br />
für den Betrieb getrennt behandelt. Im Folgenden wird<br />
die Planung unter den jeweiligen Elementarfaktoren untersucht:<br />
Die Planung des Faktors Werkstoffe im Kapitel »Material«,<br />
S. 163, die Planung des Faktors Arbeit (Menschen) im Kapitel<br />
»Arbeit«, S. 186, und die Planung des Faktors Betriebsmittel<br />
(Maschinen, Werkzeuge o<strong>der</strong> Geräte) im Kapitel »Betriebsmittel«,<br />
S. 202.<br />
Die Organisation, die Gutenberg ebenfalls als getrennten<br />
Produktionsfaktor beschreibt. Er versteht die Planung als den<br />
Entwurf einer Ordnung, während für ihn die Organisation den<br />
Vollzug <strong>der</strong> Planung darstellt [Gute83, S. 235].<br />
Beschreiben Sie bitte die in Ihrem Betrieb vorhandenen Produktionsfaktoren<br />
und ordnen diese dem bestehenden Organigramm<br />
zu.<br />
Bei Material ordnen Sie bitte denjenigen, <strong>der</strong> das Material verarbeitet<br />
in das Organigramm ein, bei Maschinen und Anlagen<br />
denjenigen, <strong>der</strong> sie beschafft und bei Arbeit denjenigen, <strong>der</strong> sie<br />
benutzt. Falls es in Ihrem Unternehmen keine Planungsabteilung<br />
gibt, ordnen Sie die Planung bitte <strong>der</strong> Geschäftsführung zu. Falls<br />
Sie nicht berufstätig sind, stellen Sie sich bitte einen Betrieb vor,<br />
mit allen hier beschriebenen Produktionsfaktoren.<br />
Die mo<strong>der</strong>ne BWL nennt noch einen weiteren Produktionsfaktor:<br />
Das Wissen [BrSc99, S. 77]. Wissen ist demnach immer in einem<br />
Unternehmen vorhanden, entwe<strong>der</strong> als individuelles Können von<br />
Mitarbeitern (Handlungskompetenz) o<strong>der</strong> als kollektives Wissen<br />
von Arbeitsgruppen, in denen das Wissen Einzelner gebündelt<br />
wird o<strong>der</strong> in Form von Dokumenten, in denen das Wissen eines<br />
Unternehmens festgehalten wird (zum Beispiel Organigramme,<br />
Organisationshandbücher, Stellenbeschreibungen, Stücklisten,<br />
Arbeitspläne etc.) [BHW99, S. 173].<br />
Wissen
10 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Wahl <strong>der</strong> Rechtsform<br />
Für einen Betrieb als Objekt <strong>der</strong> BWL muss auch die Rechtsform<br />
entschieden werden, innerhalb <strong>der</strong>er er seine Aktivitäten ausführt.<br />
Die zu wählende Rechtsform basiert auf sieben Punkten,<br />
die vor einer Entscheidung zu klären sind [Oste08, S. 126 ff.]:<br />
Der Gründungsprozess beschreibt die Vorgehensweise, die<br />
notwendig ist, um zu einer wirtschaftlichenAktivität zu gelangen.<br />
Das Kapital, das die Mittel beschreibt, die Gesellschafter einem<br />
Unternehmen zur Verfügung stellen.<br />
Die Geschäftsführung, das heißt, welche Berechtigungen<br />
erteilt werden, um rechtsverbindliche Geschäfte abzuschließen.<br />
Die Haftung beschreibt, wie Gläubiger im Fall einer Insolvenz<br />
bedient werden.<br />
Die Erfolgsbeteiligung legt fest, wie die Gesellaschfter an<br />
dem Unternehmenserfolg beteiligt werden.<br />
Unter welchen Bedingungen eine Auflösung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
erfolgen kann.<br />
Die Besteuerung ist abhängig von <strong>der</strong> Gesellschaftsform, zum<br />
Beispiel genießen Einzel- beziehungsweise Personengesellschaften<br />
einige Steuererleichterungen.<br />
2.3 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> BWL *<br />
Die Wissenschaft <strong>der</strong> BWL ist an<strong>der</strong>s geglie<strong>der</strong>t als das Objekt,<br />
<strong>der</strong> Betrieb. Die Glie<strong>der</strong>ung erfolgt funktional.<br />
Kriterien<br />
Die BWL wird nach unterschiedlichen Kriterien unterglie<strong>der</strong>t:<br />
Funktional, z. B. nach Produktion, Absatz, Investition, Finanzierung,<br />
Personal (die verschiedenen Funktionen werden<br />
durch die Unternehmensführung integriert),<br />
institutional nach Branchen,<br />
genetisch nach dem Lebenszyklus <strong>der</strong> Betriebe, z. B.<br />
□ <strong>der</strong> Gründungsphase (Marktanalysen, Bestimmung des<br />
Standortes, Bestimmung <strong>der</strong> Rechtsform, Bereitstellung des<br />
Gründungskapitals, Festlegung <strong>der</strong> Organisationsform),<br />
□ <strong>der</strong> Betriebsphase (Leistungserstellung nimmt zu, das<br />
Unternehmen muss sich an Wachstum anpassen, also<br />
umstrukturieren und es beginnt mit an<strong>der</strong>en Unternehmen/Institutionen<br />
zusammenzuarbeiten, um seine eigenen<br />
Kompetenzen zu verstärken),<br />
□ <strong>der</strong> Liquidationsphase (Krise, Insolvenz, Liquidation),<br />
wenn das Unternehmen seine Aktivitäten beendet.<br />
prozessorientiert (zum Beispiel: Unternehmensziele, Planung,<br />
Entscheidung, Ausführung, Kontrolle).
2.4 Rechnungswesen * 11<br />
2.4 Rechnungswesen *<br />
Das Rechnungswesen bildet Unternehmen vollständig mit seinen<br />
gesamten Zahlen ab. Diese dienen sowohl <strong>der</strong> Kontrolle, ob die<br />
Zahlen in <strong>der</strong> Vergangenheit erreicht wurden, als auch als Basis<br />
für zukünftige Planungen.<br />
Im Folgenden werden einführend beschrieben:<br />
»Die Bilanz«, S. 11<br />
»Die Gewinn- und Verlustrechnung«, S. 22<br />
»Die Cashflow-Rechnung«, S. 28<br />
»Kennzahlen«, S. 32<br />
Das Rechnungswesen wird anhand <strong>der</strong> Fallstudie »Familie Schulze«<br />
veranschaulicht:<br />
»Fallstudie Familie Schulze: Die Bilanz«, S. 18<br />
»Fallstudie Familie Schulze: Cashflow«, S. 31<br />
»Fallstudie Familie Schulze: Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung«,<br />
S. 53<br />
2.4.1 Die Bilanz *<br />
In <strong>der</strong> Bilanz stellen Unternehmen dar, über welches Vermögen<br />
sie verfügen und woher das Geld kommt, mit dem sie ihre Geschäfte<br />
bezahlen.<br />
Im Folgenden wird aufgezeigt,<br />
wie Unternehmen ihr Vermögen darstellen,<br />
wie Unternehmen die Finanzierung ihres Vermögens ausweisen,<br />
wie in einer Bilanz Vermögen und Finanzierung von Unternehmen<br />
dargestellt werden,<br />
dass Bilanzen von Unternehmen große Ähnlichkeiten mit <strong>der</strong><br />
persönlichen, privaten Bilanz haben.<br />
In diesem Kapitel lernen Sie, eine Bilanz zu verstehen, über welches<br />
Vermögen ein Unternehmen verfügt und wie dieses Vermögen<br />
finanziert wurde.<br />
Der richtige Umgang mit Geld ist überlebenswichtig für Unternehmen<br />
wie auch private Haushalte. Für den richtigen Umgang<br />
mit Geld ist eine Transparenz über alle finanziellen Verpflichtungen<br />
zwingend notwendig.<br />
Das folgende Szenario zeigt eine Situation, die in Unternehmen<br />
wie auch in privaten Haushalten je<strong>der</strong>zeit auftreten kann:<br />
Herr Heinrich möchte ein Auto kaufen. Der Preis beträgt<br />
50.000,- ¤. Er kann nur 10.000,- ¤ aus eigenen Mitteln finanzieren.<br />
Er geht zu seiner Bank und bittet um einen Kredit in<br />
Vorschau<br />
Lernziel<br />
Beispiel<br />
Szenario
12 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Mager<br />
Heinrich<br />
Mager<br />
Heinrich<br />
Mager<br />
Heinrich<br />
Mager<br />
Heinrich<br />
Mager<br />
Höhe von 40.000,- ¤. Sachbearbeiter Mager versucht, die zukünftige<br />
Zahlungsfähigkeit von Herrn Heinrich herauszufinden,<br />
um das Kreditrisiko <strong>der</strong> Bank klein zu halten.<br />
»Herr Heinrich, wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen?«<br />
Herr Heinrich legt eine Verdienstbescheinigung seines Arbeitgebers<br />
vor: Monatlich 5.000,- ¤.<br />
»Ich übe noch eine Nebentätigkeit aus. Ich führe Seminare für<br />
einen Weiterbildungsträger durch. Die Höhe <strong>der</strong> Einnahmen<br />
ist sehr unterschiedlich und hängt von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Seminarteilnehmer<br />
ab. Im vergangenem Jahr habe ich zusätzlich<br />
5.000,- ¤ aus <strong>der</strong> Nebentätigkeit verdient«.<br />
»Wie hoch sind Ihre laufenden monatlichen Ausgaben? «<br />
»Meine Frau bekommt monatlich 2.500,- ¤ Haushaltsgeld,<br />
kommt damit allerdings nicht aus, vor allem, wenn sie Kleidung<br />
kaufen muss.«<br />
»Wir müssen Ihre Ausgaben präzise wissen, um festzustellen,<br />
ob Sie den Kredit zurückzahlen können. Wie sieht es mit Zinsen<br />
und Versicherungen aus?«<br />
»Ich habe noch ein Darlehen in Höhe von 150.000,- ¤ auf mein<br />
Haus, die monatlichen Zinsen betragen 750,- ¤. An Versicherungen<br />
habe ich: Private Krankenversicherung, Lebensversicherung,<br />
Haftpflichtversicherung, Kfz-Haftpflicht, Feuerversicherung<br />
für das Haus, Hausratversicherung. Ich vermute, das<br />
ist alles. Die monatliche Belastung habe ich noch nicht ausgerechnet,<br />
ich komme allerdings einigermaßen zurecht.«<br />
»Kennen Sie den Marktwert Ihres Hauses und den Rückkaufswert<br />
Ihrer Lebensversicherung? Haben Sie Rückstellungen für<br />
die Instandhaltung an Ihrem Haus gebildet?«<br />
»Marktwert und Rückkaufswert kenne ich nicht. Instandhaltungen<br />
habe ich immer aus den laufenden Einnahmen bezahlt.<br />
Größere Aufwendungen und Umbauten haben wir bisher vermieden.«<br />
»Herr Heinrich, wir können den Kredit erst bewilligen, wenn<br />
Sie uns eine vollständige und genaue Übersicht über Ihre Vermögensverhältnisse<br />
übermittelt haben und zwar alle laufenden<br />
Einnahmen, alle laufenden Ausgaben, unterteilt nach beeinflussbar<br />
und nicht beeinflussbar, alle Vermögenswerte wie<br />
z. B. Immobilie und Lebensversicherung sowie alle finanziellen<br />
Verpflichtungen, die Sie schon eingegangen sind.«<br />
Eine Bilanz zeigt auf, über welches Vermögen ein Unternehmen<br />
verfügt und wie dieses Vermögen finanziert wurde. Das Vermögen<br />
setzt sich zusammen aus
2.4 Rechnungswesen * 13<br />
dem Anlagevermögen, welches langfristig gebunden ist,<br />
wie zum Beispiel Gebäude und Maschinen,<br />
dem Umlaufvermögen, welches kurzfristig gebunden ist,<br />
wie zum Beispiel Vorräte,<br />
Finanzanlagen, die langfristig gebunden sind,<br />
Guthaben auf <strong>der</strong> Bank, die kurzfristig verfügbar sind,<br />
For<strong>der</strong>ungen an Kunden für unbezahlte Rechnungen.<br />
Das Vermögen wird Aktiva genannt und wird finanziert über<br />
Eigenkapital, wie zum Beispiel Einlagen <strong>der</strong> Eigentümer, Gewinne<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit, Gewinn <strong>der</strong> abgelaufenen Periode,<br />
Fremdkapital, wie zum Beispiel Darlehen o<strong>der</strong> Hypotheken,<br />
Schulden bei Lieferanten,<br />
Rückstellungen, diese sind zweckgebundene finanzielle Reserven,<br />
um zukünftige Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu<br />
können, wie zum Beispiel Vorsorge für Pensionszahlungen.<br />
Die Finanzierung wird Passiva genannt.<br />
Die Geldströme eines Unternehmens sind vergleichbar mit den<br />
Geldströmen eines privaten Haushaltes.<br />
Die folgende Übung 1 soll für Sie eine persönliche Beziehung<br />
zu <strong>der</strong> trockenen Zahlenwelt <strong>der</strong> Bilanz herstellen. Ermitteln Sie<br />
Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse. Stellen Sie fest:<br />
❡ Ihre monatlichen Einnahmen, inklusive <strong>der</strong> Einnahmen sonstiger<br />
Haushaltsangehöriger, die dem Haushalt zur Verfügung<br />
stehen.<br />
❡ Ihre Kosten, unterteilt nach beeinflussbar (z. B. Lebensmittel)<br />
und nicht beeinflussbar (z. B. Versicherungen).<br />
❡ Den Saldo aus Einnahmen und Ausgaben.<br />
❡ Ihr Vermögen, z. B. Immobilien, Kfz, Bankguthaben etc.<br />
❡ Ihre Vorräte, z. B. Wein etc.<br />
❡ Ihre Bankguthaben, Verbindlichkeiten gegenüber einer Bank<br />
o<strong>der</strong> Dritten.<br />
❡ Was müssen Sie an Geld zurücklegen, um Ihr Kfz zu erneuern<br />
o<strong>der</strong> an Ihrem Haus eine Instandhaltung vorzunehmen?<br />
Die Abb. 2.4-1 zeigt, wofür Unternehmen, die Produkte produzieren<br />
und verkaufen, Geld benötigen. Sie benötigen Anlagen/Maschinen,<br />
auf denen produziert wird, die gewartet werden<br />
müssen und <strong>der</strong>en Einkaufspreis zurückverdient werden muss,<br />
solange die Anlagen produzieren. Die Maschinen werden in Gebäuden<br />
aufgestellt. Diese Gebäude müssen gewartet und <strong>der</strong> Anschaffungspreis<br />
muss im Lauf <strong>der</strong> Jahre zurückverdient werden.<br />
Material wird laufend eingekauft und bezahlt, eingelagert und<br />
verarbeitet. Menschen werden eingestellt, ausgebildet, sie produzieren<br />
und verkaufen die Produkte und müssen laufend bezahlt<br />
werden.<br />
Aktiva<br />
Passiva<br />
Verwendung<br />
von Geld
14 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Abb. 2.4-1: Wofür benötigen Unternehmen Geld?<br />
Geldströme<br />
Beispiel<br />
Die Geldströme sind daher für Anlagen und Gebäude sowie Menschen<br />
und Material sehr unterschiedlich:<br />
Anlagen und Gebäude müssen bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme vollständig<br />
bezahlt werden. Der Fachbegriff für das ausgegebene<br />
Geld heißt Liquiditätsabfluss. Während <strong>der</strong> Lebensdauer<br />
fließen diese Aufwendungen über den Umsatz an das Unternehmen<br />
zurück. Der Rückfluss wird in den Aufwendungen<br />
als Abschreibungen berücksichtigt. Da das Geld bereits<br />
während <strong>der</strong> Inbetriebnahme geflossen ist spricht man bei<br />
Abschreibungen von kalkulatorischen Aufwendungen,<br />
da für Abschreibungen kein Geld mehr ausgegeben wird. Abschreibungen<br />
sind <strong>der</strong> Gegenwert für die Abnutzung <strong>der</strong> Anlagen<br />
und Gebäude. Sie sollen sicherstellen, dass am Ende <strong>der</strong><br />
Lebensdauer <strong>der</strong> Anlagen o<strong>der</strong> Gebäude <strong>der</strong> Anschaffungswert<br />
zurückverdient wurde und Geld zur Verfügung steht,<br />
damit die Anlage o<strong>der</strong> das Gebäude ersetzt werden können.<br />
Bei Anlagen und Gebäude spricht man auch von Restbuchwerten,diedenAnschaffungswert<br />
abzüglich <strong>der</strong> Abschreibungen<br />
(Abnutzung) darstellen.<br />
Dieser Zusammenhang kann als Beispiel mit <strong>der</strong> Anschaffung<br />
eines Kfz beschrieben werden. Ein Kfz kostet in <strong>der</strong> Anschaffung<br />
25.000,- ¤. Es soll nach fünf Jahren ersetzt werden. Die<br />
jährlichen Abschreibungen sind demnach 5.000,- ¤. DerRestbuchwert<br />
in dem ersten Jahr nach <strong>der</strong> Anschaffung ist dann<br />
25.000,- ¤ Anschaffungskosten abzüglich 5.000,- ¤ Abschreibung<br />
für das erste Jahr, also 20.000,- ¤. Im zweiten Jahr<br />
nach <strong>der</strong> Anschaffung berechnet sich <strong>der</strong> Restbuchwert mit<br />
25.000,- ¤ Anschaffungskosten abzüglich 5.000,- ¤ Abschreibung<br />
für das erste Jahr, abzüglich 5.000,- ¤ Abschreibung für<br />
das zweite Jahr, also 15.000,- ¤.
2.4 Rechnungswesen * 15<br />
Material muss laufend eingekauft und verarbeitet werden.<br />
Dieses führt zu einem ständigen Zahlungsstrom<br />
(Liquiditäts-/Geldbedarf). Material wird als ausgabenwirksame<br />
Aufwendung kalkuliert und ebenfalls über den<br />
Umsatz zurückverdient. Da Material nicht zeitgleich mit dem<br />
Wareneingang verarbeitet werden kann, entstehen Vorräte,<br />
in denen Geld gebunden ist, da das Material bezahlt wird,<br />
bevor es über den Umsatz zurückverdient wurde. Vorräte<br />
werden als Umlaufvermögen aufgeführt.<br />
Auch für Mitarbeiter müssen laufend Löhne/Gehälter bezahlt<br />
werden, die ebenfalls über den Umsatz (Verkauf <strong>der</strong> produzierten<br />
Produkte) zurückfließen.<br />
Die Abb. 2.4-2 stellt den Sachverhalt unterschiedlicher Geldströme<br />
dar. Das Dreieck zeigt die Entwicklung des Wertes von Anlagen<br />
und Gebäuden, beginnend mit dem Anschaffungswert, <strong>der</strong><br />
mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme zu bezahlen ist. Mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
werden Anlagen und Gebäude als Vermögen ausgewiesen, die<br />
Abnutzung im Lauf <strong>der</strong> Zeit als Kosten (Abschreibungen) kalkuliert.<br />
Der Anschaffungswert abzüglich <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Abschreibungen<br />
über die Zeit ergibt den aktuellen Wert <strong>der</strong> Anlagen<br />
und Gebäude (Restbuchwert). Abschreibungen sind nicht<br />
ausgabenwirksam, da das Geld bereits bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
ausgegeben wurde. Das Rechteck zeigt den Zahlungsstrom für<br />
Material/Löhne und Gehälter. Hierfür muss Geld bereitgestellt<br />
werden, da Löhne und Gehälter laufend zu bezahlen sind und<br />
Material mit dem Wareneingang bezahlt wird. Da Material nicht<br />
zeitgleich mit dem Wareneingang verarbeitet werden kann, wird<br />
es zwar bezahlt, aber anschließend eingelagert. Es entstehen<br />
Vorräte, in denen Geld gebunden ist, bis die Kosten für Material<br />
über den Umsatz zurückverdient wurden. Grundsätzlich sind<br />
Aufwendungen für Löhne und Gehälter sowie Material ausgabenwirksame<br />
Kosten, da sie laufend bezahlt werden.<br />
Alle Vermögenswerte eines Unternehmens werden in <strong>der</strong> Bilanz<br />
dargestellt. Auf <strong>der</strong> linken Seite findet sich das Vermögen, auch<br />
Aktiva genannt, auf <strong>der</strong> rechten Seite die Finanzierung des Vermögens,<br />
auch Passiva genannt. Das Vermögen wird unterteilt<br />
nach langfristig gebundenem Anlagevermögen und kurzfristig<br />
gebundenem Umlaufvermögen wie z. B. Vorräte o<strong>der</strong><br />
Kassenbestand. Das Vermögen kann auch Werte beinhalten, die<br />
nicht für den Geschäftsbetrieb benötigt werden wie z. B. Beteiligungen<br />
an an<strong>der</strong>en Unternehmen o<strong>der</strong> Finanzanlagen. Das Vermögen<br />
wird deshalb auch in betriebsnotwendiges und nicht<br />
betriebsnotwendiges Vermögen unterteilt.<br />
Die Finanzierung erfolgt entwe<strong>der</strong> aus eigenen Mitteln, wie z. B.<br />
Einzahlungen <strong>der</strong> Gesellschafter, Gewinnrücklagen o<strong>der</strong> Gewinn<br />
Kalkulatorische/laufende<br />
Kosten
16 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Zahlungen<br />
Anlagen/Gebäude<br />
Kalkulatorische Kosten<br />
(Abschreibungen)<br />
Restbuchwerte<br />
Material/Löhne/Gehälter<br />
Laufende Kosten Cash<br />
Cash einmalig<br />
Zeit<br />
Abb. 2.4-2: Zahlungsströme für Anlagen und für laufende Kosten.<br />
Inhalte einer<br />
Bilanz<br />
Gleichgewicht<br />
Aktiva Passiva<br />
<strong>der</strong> abgelaufenen Periode o<strong>der</strong> aus fremden Geld, wie z. B. Darlehen,<br />
Hypotheken (langfristig) bzw. Schulden bei Lieferanten<br />
(kurzfristig) o<strong>der</strong> aus Rückstellungen für z. B. Pensionen. Rückstellungen<br />
werden wie fremdes Geld behandelt, da sie zweckgebunden<br />
angelegt wurden. Eigene Mittel heißen Eigenkapital,<br />
fremdes Geld heißt Fremdkapital. Die Betriebswirtschaftlehre<br />
kennt auch Rücklagen. Diese sind Reserven, die aus eigenem<br />
Geld, wie z. B. dem Gewinn, gebildet werden und nicht zweckgebunden<br />
sind. Aus diesem Grund werden sie dem Eigenkapital<br />
zugeordnet.<br />
Die Abb. 2.4-3 zeigt ein Beispiel für die Inhalte einer Bilanz.<br />
Auf <strong>der</strong> linken Seite stehen die Aktiva mit dem Anlagevermögen<br />
(Gebäude, Maschinen/Anlagen, Fuhrpark, Betriebs- und Geschäftausstattung),<br />
sowie dem Umlaufvermögen (Vorräte, For<strong>der</strong>ungen<br />
an Kunden Kassenbestand, Bankguthaben). For<strong>der</strong>ungen<br />
an Kunden, Kassenbestand und Bankguthaben werden wie Umlaufvermögen<br />
behandelt, da sie kurzfristig Geld binden. Auf <strong>der</strong><br />
rechten Seite stehen die Passiva in Form von Eigenkapital und<br />
Fremdkapital, dieses wie<strong>der</strong>um als Verbindlichkeiten wie zum<br />
Beispiel Darlehen o<strong>der</strong> Schulden bei Lieferanten o<strong>der</strong> Rückstellungen.<br />
Im Eigenkapital wird auch <strong>der</strong> Jahresüberschuss <strong>der</strong> abgelaufenen<br />
Rechnungsperiode aufgeführt, da dieser zu <strong>der</strong> Finanzierung<br />
des Vermögens beiträgt.<br />
Wichtig ist dass das Vermögen immer durch die Finanzierung<br />
gedeckt ist. Das heißt, die Summe aller Aktiva muss gleich <strong>der</strong><br />
Summe aller Passiva sein. Dies wird über die Abb. 2.4-4 dargestellt.<br />
Ein Balken auf <strong>der</strong> Wippe trägt links die Aktiva und rechts<br />
die Passiva. Der Balken muss immer im Gleichgewicht sein.
2.4 Rechnungswesen * 17<br />
Aktiva (Vermögen)<br />
A. Anlagevermögen<br />
Gebäude<br />
Maschinen/Anlagen<br />
Fuhrpark<br />
Betriebs- und<br />
Geschäftsausstattung<br />
(z.B. Büromöbel)<br />
Passiva (Finanzierung)<br />
A. Eigenkapital<br />
Gezeichnetes Kapital<br />
(Gesellschaftereinlagen)<br />
Gewinn-/Verlustvortrag<br />
vergangener Perioden<br />
Jahresüberschuss/-fehlbetrag<br />
letzte Periode<br />
B. Umlaufvermögen<br />
Vorräte<br />
For<strong>der</strong>ungen an<br />
Kunden<br />
Kassenbestand<br />
Bankguthaben<br />
B. Rückstellungen<br />
Pensionen<br />
C. Fremdkapital<br />
Langfristige Verbindlichkeiten<br />
(z.B. Darlehen, Hypotheken)<br />
Kurzfristige Schulden<br />
(z.B. Verbindlichkeiten<br />
an Lieferanten)<br />
Abb. 2.4-3: Inhalte einer Bilanz.<br />
Abb. 2.4-4: Vermögen und Finanzierung müssen immer im Gleichgewicht sein.<br />
Ordnen Sie Ihre ermittelten Werte aus <strong>der</strong> vorherigen Übung 1<br />
in Form einer Bilanz. Unterteilen Sie die Aktiva nach Anlage- und<br />
Umlaufvermögen, die Passiva nach Eigenkapital und Verbindlichkeiten.
18 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Fragen zur<br />
Fallstudie<br />
Frage<br />
Antwort<br />
2.4.2 Fallstudie Familie Schulze: Die<br />
Bilanz *<br />
Herr Schulze arbeitet durchschnittlich 20 Tage/Monat freiberuflich<br />
als Wirtschaftsberater zu einem Tagessatz von 500,- ¤ netto.<br />
Sein Einkommenssteuersatz liegt bei 30 Prozent.<br />
Er hat investiert in:<br />
Ein Haus (Kaufpreis 250.000,- ¤, 5 Jahre alt, Resthypothek<br />
125.000,- ¤, Zinsen 6,5 Prozent, Abschreibungsdauer 10 Jahre,<br />
Tilgung 10Prozent/Jahr).<br />
Einrichtung und Geräte (Kaufpreis 10.800,- ¤, 5Jahrealt,Abschreibung<br />
10 %).<br />
Ein Auto (Kaufpreis 50.000,- ¤, 8 Jahre alt, Abschreibung 10<br />
Prozent.)<br />
Er hat monatliche Ausgaben in Höhe von:<br />
Lebensversicherung: 100,- ¤<br />
Weitere Versicherungen (Hausrat, Haftpflicht, private Krankenzusatzversicherung<br />
usw.) 150,- ¤<br />
Altersvorsorge: 100,- ¤<br />
Sparbücher für seine beiden Kin<strong>der</strong>: 50,- ¤<br />
Lebenshaltungskosten: 800,- ¤<br />
Frau Schulze führt eine Galerie, malt Bil<strong>der</strong>, stellt diese aus und<br />
verkauft sie. Die Auslieferung führt sie selbst mit einem eigenen<br />
Auto aus (Kaufpreis 25.000,- ¤, neu, es soll 10 Jahre halten).<br />
Der durchschnittliche Jahreserlös beträgt 10.000,- ¤, dieKosten<br />
betragen 3.000,- ¤/a für Material und 2.000,- ¤/a für Werbung.<br />
Der Wert ihrer noch nicht verkauften Bil<strong>der</strong> stieg durch 5 neue<br />
Arbeiten von 10.000,- ¤ auf 15.000,- ¤ im laufenden Jahr.<br />
In dem vergangenen Jahr gewann Frau Schulze 25.000,- ¤ im Lotto,<br />
musste allerdings 10.000,- ¤ für die Reparatur ihres Parkettfußbodens<br />
ausgeben.<br />
Herr Schulze zieht jährlich Bilanz über den Stand des Familienvermögens,<br />
erstellt eine finanzielle Erfolgsrechnung für seinen<br />
Haushalt und überwacht seine Liquidität. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Bilanzerstellung<br />
hat er offene Rechnungen an seine Kunden in Höhe<br />
von 10.000,- ¤. Wertsteigerungen des Anlagevermögens, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Immobilie, bleiben hier unberücksichtigt.<br />
Aus <strong>der</strong> beschriebenen Ausgangssituation lassen sich Fragen<br />
herleiten, die weiteren Aufschluss über die Zusammenhänge in<br />
einer Bilanz geben:<br />
Wie beeinflussen Abschreibungen das verfügbare Geld?<br />
Abschreibungen sind kalkulatorische Aufwendungen. Bezahlt<br />
wurde bereits mit <strong>der</strong> Investition, also in <strong>der</strong> Vergangenheit. Allerdings<br />
muss <strong>der</strong> bezahlte Betrag während <strong>der</strong> Lebensdauer <strong>der</strong>
2.4 Rechnungswesen * 19<br />
Anlage zurückverdient werden, damit nach Abnutzung <strong>der</strong> Anlage<br />
diese ersetzt werden kann. Für die Familie Schulze bedeutet<br />
dies:<br />
Haus: Anschaffungskosten 250.000,- ¤, Abschreibungen 25.000,- ¤<br />
/Jahr<br />
Einrichtungen und Geräte: Anschaffungskosten 10.800,- ¤, Abschreibungen<br />
1.080,- ¤/Jahr<br />
Auto: Anschaffungskosten 50.000,- ¤, Abschreibungen 5.000,- ¤<br />
/Jahr<br />
Bei <strong>der</strong> Ermittlung des Gewinns werden Abschreibungen als kalkulatorische<br />
Aufwendungen behandelt und reduzieren dementsprechend<br />
den Gewinn. Da für die Ermittlung des verfügbaren<br />
Geldes <strong>der</strong> Gewinn zugrunde gelegt wird, müssen die kalkulatorischen<br />
Aufwendungen aus dem Überschuss herausgerechnet<br />
werden, denn es ist kein Geld geflossen. Vergleichen Sie hierzu<br />
auch »Die Cashflow-Rechnung«, S. 28.<br />
Wie hat sich das Anlagevermögen <strong>der</strong> Familie Schulze in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
entwickelt?<br />
Anlagevermögen unterliegt einer Abnutzung und wird deshalb<br />
während <strong>der</strong> Lebensdauer in <strong>der</strong> Regel gleichmäßig abgeschrieben.<br />
Die Idee ist, dass nach <strong>der</strong> Abnutzung von Anlagen genügend<br />
Geld zurückgelegt wurde, um diese zu ersetzen.<br />
Die »Abschreibungen kumuliert« ergeben sich aus <strong>der</strong> Summe<br />
aller Abschreibungen in <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />
Der Restbuchwert ist <strong>der</strong> aktuelle Wert <strong>der</strong> Anlagen nach Abnutzung.<br />
Er wird aus <strong>der</strong> Differenz von Anschaffungswert und kumulierten<br />
Abschreibungen ermittelt. Unterstellt wird bei dieser<br />
Berechnung, dass die Abschreibungen <strong>der</strong> tatsächlichen Abnutzung<br />
entsprechen (siehe Abb. 2.4-5).<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Investition<br />
Alter<br />
Anschaffungswert<br />
Abschreibungen<br />
kum.<br />
Restbuchwert<br />
Abschreibungen<br />
/ a<br />
Haus<br />
250.000<br />
5<br />
125.000<br />
125.000<br />
25.000<br />
Waschmaschine<br />
500<br />
5<br />
250<br />
250<br />
50<br />
Trockner<br />
300<br />
5<br />
150<br />
150<br />
30<br />
Küche<br />
10.000<br />
5<br />
5.000<br />
5.000<br />
1.000<br />
Mercedes<br />
50.000<br />
8<br />
40.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
Ford<br />
25.000<br />
0<br />
0<br />
25.000<br />
2.500<br />
Summen<br />
335.800<br />
170.400<br />
165.400<br />
33.580<br />
Abb. 2.4-5: Entwicklung des Anlagevermögens <strong>der</strong> Familie Schulze.
20 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Wie können die Begriffe <strong>der</strong> Fallstudie den Begriffen <strong>der</strong> Bilanz<br />
zugeordnet werden?<br />
Die Zuordnungen in <strong>der</strong> Abb. 2.4-6 ergeben sich zwangsläufig<br />
aus den vorangegangenen Ausführungen.<br />
Begriffe <strong>der</strong> Bilanz<br />
Anlagevermögen<br />
Umlaufvermögen<br />
Eigenkapital<br />
Fremdkapital<br />
Rückstellungen<br />
Zuordnung aus Fallbeispiel<br />
Haus, Geräte, Kfz (Restbuchwerte)<br />
Bildbestand, Girokonto/Kontokorrent<br />
Jahresüberschuss<br />
Hypothek<br />
Altersvorsorge, Sparbücher,<br />
Lebensversicherung<br />
Abb. 2.4-6: Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe <strong>der</strong> Fallstudie.<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Kann für die Familie Schulze eine Bilanz erstellt werden?<br />
Die Abb. 2.4-7 zeigt die Bilanz <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />
Aktiva 197.727 Passiva 197.727<br />
A: Anlagevermögen 165.400<br />
II. Sachanlagen<br />
1. Grundstücke/Bauten (Haus) 125.000<br />
2. Technische Anlagen (Geräte, Kfz) 40.400<br />
3. Betriebsausstattung 0<br />
B: Umlaufvermögen 32.327<br />
I. Vorräte<br />
Fertigwaren (Bil<strong>der</strong>) 15.000<br />
II. For<strong>der</strong>ungen 10.000<br />
III. Kassenbestand (Bankguthaben) 7.327<br />
A: Eigenkapital 69.727<br />
I. Gezeichnetes Kapital 0<br />
II. Gewinn-/Verlustvortrag 0<br />
III. Jahresüberschuss/-fehlbetrag 69.727<br />
B: Rückstellungen 3.000<br />
1. Pensionen (Altersvorsorge) 2.400<br />
2. Sonstige Rückstellungen<br />
(Sparbücher Kin<strong>der</strong>) 600<br />
C: Verbindlichkeiten (Hypothek) 125.000<br />
Abb. 2.4-7: Bilanz <strong>der</strong> Familie Schulze (in ¤).<br />
Erläuterungen:<br />
Die Aktiva setzen sich zusammen aus dem Anlagevermögen in<br />
Form des Hauses, <strong>der</strong> Geräte und den beiden Kfz sowie dem Umlaufvermögen.<br />
Das Anlagevermögen steht mit seinen Restbuchwerten in <strong>der</strong> Bilanz.<br />
Das Umlaufvermögen setzt sich zusammen aus den Vorräten in<br />
Form <strong>der</strong> noch nicht verkauften Bil<strong>der</strong> von Frau Schulze sowie<br />
einem Bankguthaben.<br />
Das Bankguthaben ist entstanden, da auf <strong>der</strong> Passivseite wegen<br />
des Jahresüberschusses mehr Finanzmittel zur Verfügung ste-
2.4 Rechnungswesen * 21<br />
hen, als für die Finanzierung des Anlagevermögens und <strong>der</strong> Vorräte<br />
benötigt werden.<br />
Der Gewinn wird hier zunächst unterstellt, da die Berechnung<br />
des Gewinns erst im Kapitel »Die Gewinn- und Verlustrechnung«,<br />
S. 22, erläutert wird.<br />
Die Rückstellungen beinhalten die Bildung von zweckgebundenen<br />
Reserven. Da diese Reserven zweckgebunden sind, werden<br />
sie unter <strong>der</strong> Passivseite ausgewiesen.<br />
Die Hypothek wird auf <strong>der</strong> Passivseite als Verbindlichkeit ausgewiesen.<br />
Die Erweiterung <strong>der</strong> Fallstudie beinhaltet, dass Herr Schulze im<br />
folgenden Jahr für 4 Monate keine Aufträge hat.<br />
Wie kann Familie Schulze auf die fehlenden Aufträge reagieren?<br />
In <strong>der</strong> Bilanz bewirkt <strong>der</strong> Ausfall von Aufträgen einen Umsatzausfall<br />
und somit eine Verringerung des Gewinns, die sich auf<br />
<strong>der</strong> Passivseite mit einer Verringerung des Eigenkapitals auswirkt.<br />
Eine Finanzierung des Vermögens kann nur sichergestellt werden,<br />
wenn entwe<strong>der</strong> zusätzliches Fremdkapital (in Form eines<br />
weiteren Darlehens o<strong>der</strong> kurzfristige Verschuldung über das Girokonto)<br />
aufgenommen o<strong>der</strong> wenn auf <strong>der</strong> Aktivseite das Vermögen<br />
reduziert wird.<br />
Das Vermögen könnte verringert werden durch:<br />
Verkauf <strong>der</strong> Kfz (Verringerung des Anlagevermögens), was zu<br />
einer weiteren Reduzierung des Umsatzes von Herrn Schulze<br />
und <strong>der</strong> Galerie führen würde, da die Kfz ein wichtiges<br />
Arbeitsmittel für die Familie Schulze darstellen,<br />
Reduzierung des Umlaufvermögens entwe<strong>der</strong> durch Verkauf<br />
<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, ohne neue Bil<strong>der</strong> anzufertigen (Risiko weiteren<br />
Umsatzverlustes) o<strong>der</strong> durch Auflösen des Bankguthabens.<br />
Für die Beantwortung <strong>der</strong> folgenden Frage wird unterstellt, dass<br />
die Familie Schulze das Bankguthaben auflöst und für die noch<br />
offene Finanzierung Fremdkapital in Form einer Überziehung<br />
des Girokontos aufnimmt.<br />
Kann auch für das zusätzliche Problem <strong>der</strong> Familie Schulze eine<br />
Bilanz erstellt werden?<br />
Ja, die Abb. 2.4-8 zeigt diese Bilanz.<br />
Gegenüber <strong>der</strong> Abb. 2.4-7 (Bilanz vor Umsatzausfall) haben sich<br />
auf <strong>der</strong> Aktivseite nur das Anlagevermögen geän<strong>der</strong>t, da dieses<br />
ein weiteres Jahr abgeschrieben wurde und sich daher die Restbuchwerte<br />
verringert haben, auf <strong>der</strong> Passivseite nur <strong>der</strong> Jahres-<br />
Erweiterung <strong>der</strong><br />
Fallstudie<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Frage<br />
Antwort
22 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Aktiva 156.820 Passiva 156.820<br />
A: Anlagevermögen 131.820 A: Eigenkapital 24.864<br />
I. Immaterielle Vermögensgegenstände 0<br />
II. Sachanlagen<br />
1. Grundstücke/Bauten (Haus) 100.000<br />
2. Anlagen (Geräte, Kfz) 31.820<br />
III. Finanzanlagen 0<br />
B: Umlaufvermögen 25.000<br />
I. Vorräte<br />
Halb- und Fertigwaren (Bil<strong>der</strong>) 15.000<br />
II. For<strong>der</strong>ungen 10.000<br />
I. Gezeichnetes Kapital 0<br />
II. Gewinnrücklagen 0<br />
III. Jahresüberschuss/-fehlbetrag 24.864<br />
B: Rückstellungen 3.000<br />
I. Pensionen (Altersvorsorge) 2.400<br />
II. Steuer 0<br />
III. Sonstige Rückstellungen<br />
(Sparbücher Kin<strong>der</strong>) 600<br />
C: Verbindlichkeiten (Hypothek) 100.000<br />
I. negatives Girokonto 28.956<br />
Abb. 2.4-8: Erweiterte Bilanz <strong>der</strong> Familie Schulze (in ¤).<br />
überschuss, da <strong>der</strong> Umsatzausfall zu einer Verringerung des Gewinnes<br />
geführt hat.<br />
Die For<strong>der</strong>ungen wurden mit 10.000,- ¤ gleicher Höhe ausgewiesen,<br />
denn es wurden zwar alte For<strong>der</strong>ungen beglichen, es sind<br />
allerdings auch neue For<strong>der</strong>ungen entstanden.<br />
Der Gewinn auf <strong>der</strong> Passivseite wird erneut unterstellt, da die<br />
Berechnung des Gewinns erst im Kapitel »Die Gewinn- und Verlustrechnung«,<br />
S. 22, erläutert wird.<br />
2.4.3 Die Gewinn- und Verlustrechnung *<br />
Sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte ist es<br />
von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, zu verstehen, ob das vorhandene<br />
Geld wirtschaftlich ausgegeben wird. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e<br />
zu berücksichtigen, dass sich vorhandenes Vermögen im Zeitablauf<br />
abnutzt und in <strong>der</strong> Regel ersetzt werden muss (zum Beispiel<br />
Kfz). Für diesen Zweck muss entsprechend <strong>der</strong> Abnutzung<br />
des Vermögens Geld zurückgestellt werden, das allerdings noch<br />
nicht ausgegeben werden darf.<br />
Vorschau<br />
Im Folgenden wird gezeigt<br />
wie Gewinne und Verluste von Unternehmen während einer<br />
Abrechnungsperiode errechnet werden,<br />
wie Aufwendungen nach ausgabenwirksam und nicht ausgabenwirksam<br />
unterteilt werden und<br />
wie Unternehmen eine Mindestrentabilität ihres eingesetzten<br />
Geldes kalkulieren.
2.4 Rechnungswesen * 23<br />
Die Gewinn- und Verlustrechnung, kurzGuV, ermittelt das<br />
Ergebnis einer Wirtschaftsperiode, in <strong>der</strong> Regel entwe<strong>der</strong> ein<br />
Monat o<strong>der</strong> ein Quartal o<strong>der</strong> ein Jahr. Der Gewinn wird berechnet<br />
aus dem Betriebsertrag, wie z. B. Umsatz, abzüglich<br />
des Betriebsaufwandes wie z. B. eingekauftes Material,<br />
Löhne und Gehälter, Abschreibungen und sonstige betriebliche<br />
Aufwendungen wie z. B. Energie, Miete Ersatzteile für Maschinen.<br />
Aus <strong>der</strong> Differenz ergibt sich das Betriebsergebnis,<br />
auch EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) genannt.<br />
Die Tab. 2.4-1 zeigt die Inhalte einer Gewinn- und Verlustrechnung.<br />
In <strong>der</strong> Regel wird die GuV formalisiert berechnet.<br />
Definition<br />
Berechnung <strong>der</strong><br />
GuV<br />
Begriffe <strong>der</strong> GuV<br />
Umsatzerlös<br />
Sonstige betriebliche Erträge<br />
Materialaufwand<br />
Personalaufwand<br />
Abschreibungen<br />
Sonstige betriebliche Aufwendungen<br />
EBIT<br />
Erträge aus Beteiligungen<br />
Erträge aus Wertpapieren<br />
Abschreibungen auf Wertpapiere<br />
Zinsen<br />
Zusammenfassung von<br />
Begriffen <strong>der</strong> GuV<br />
Betriebsertrag<br />
Betriebsaufwand<br />
Betriebsergebnis<br />
Betriebsfremde Erträge<br />
Betriebsfremde Aufwendungen<br />
Ergebnis <strong>der</strong> gewöhnlichen<br />
Geschäftstätigkeit<br />
außerordentliche Erträge<br />
außerordentliche Aufwendungen<br />
Steuern<br />
außerordentliches Ergebnis<br />
Steuer<br />
Jahresüberschuss/Fehlbetrag<br />
Tab. 2.4-1: Inhalte <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung.<br />
Dem Betriebsergebnis werden betriebsfremde Ergebnisse,<br />
wie zum Beispiel aus Beteiligungen, Erträge aus Wertpapieren<br />
und Finanzanlagen, zugezählt sowie betriebsfremde Aufwendungen,<br />
wie zum Beispiel Abschreibungen auf Finanzanlagen<br />
und Beteiligungen, abgezogen. Dieser Wert ist das Ergebnis aus<br />
gewöhnlicher Geschäftstätigkeit.<br />
Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit wird ergänzt<br />
um außerordentliche Erträge, wie z. B. Lottogewinn, sowie außerordentliche<br />
Aufwendungen, wie zum Beispiel ungewöhnliche<br />
Instandhaltungsmaßnahmen an Gebäuden o<strong>der</strong> einmalige<br />
Gewöhnliche<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Jahresüberschuss
24 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Sanierungskosten. Von diesem Ergebnis werden die Steuern abgezogen.<br />
Der Rest bildet den Jahresüberschuss o<strong>der</strong> auch den<br />
Jahresfehlbetrag ab.<br />
Aus dem Jahresüberschuss können Gewinnrücklagen zur Absicherung<br />
<strong>der</strong> zukünftigen Ergebnisse gebildet werden, <strong>der</strong> Rest<br />
erscheint in <strong>der</strong> Bilanz im Eigenkapital als Bilanzgewinn.<br />
Die Abb. 2.4-9 zeigt die Glie<strong>der</strong>ung einer GuV, wie sie in <strong>der</strong> Literatur<br />
beschrieben wird.<br />
Bilanzgewinn<br />
Betriebsertrag<br />
z.B. Umsatz<br />
Betriebsergebnis<br />
Bilanzgewinn<br />
Verlust<br />
Betriebsaufwand<br />
z.B. Material<br />
Betriebsfremde Erträge<br />
z.B. aus Beteiligungen<br />
Betriebsfrem<strong>der</strong><br />
Aufwand<br />
z.B. Sanierung<br />
Beteiligung<br />
Betriebsfremdes<br />
Ergebnis<br />
Ergebnis<br />
gewöhnlicher<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Gewinn<br />
Rücklagen<br />
außerordentliche<br />
Erträge/Aufwendungen<br />
z.B. Steuern<br />
Steuern<br />
Jahresüberschuss<br />
Fehlbetrag<br />
Abb. 2.4-9: Aufbau <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung.<br />
Die GuV setzt sich zusammen aus Erlösen, aus Umsatz und sonstigen<br />
betriebsbedingten Einnahmen (zum Beispiel Verkauf alter<br />
Fahrzeuge), abzüglich des betrieblichen Aufwands. Die Erlöse<br />
stellen den Betriebsertrag dar, <strong>der</strong> Aufwand den Betriebsaufwand.<br />
Hier werden alle Aufwendungen aufgeführt, die einen unmittelbaren<br />
Zusammenhang mit dem Betriebsgeschehen haben.<br />
Betriebsertrag abzüglich Betriebsaufwand ergeben das Betriebsergebnis.<br />
Erträge und Aufwendungen können aber auch nicht betriebsbedingt<br />
sein, wie zum Beispiel Erträge aus Beteiligungen und<br />
Wertpapieren sowie Zinsen auf angelegtes Kapital. Dieses sind<br />
betriebsfremde Erträge o<strong>der</strong> betriebsfremde Aufwendungen.<br />
Betriebsfremde Erträge abzüglich betriebsfremde Aufwendungen<br />
ergeben das betriebsfremde Ergebnis. Betriebsergebnis<br />
und Betriebsertrag ergeben zusammen das Ergebnis aus gewöhn-
2.4 Rechnungswesen * 25<br />
licher Geschäftstätigkeit. Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit,<br />
bereinigt um die Steuern, ergeben zusammen<br />
den Jahresüberschuss bzw. Fehlbetrag. Der Jahresüberschuss<br />
zeigt, wieviel Geld zu verteilen ist.<br />
Der Betrag kann aufgeteilt werden in einen Anteil für Gewinnrücklagen<br />
(Absicherung zukünftiger Ergebnisse) sowie in einen<br />
Anteil für den Bilanzgewinn/Verlust, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Passivseite im<br />
Eigenkapital erscheint. Siehe hierzu auch das Kapitel »Die Bilanz«,<br />
S. 11.<br />
Zeigen Sie für Ihr Unternehmen auf, wie in <strong>der</strong> abgelaufenen Planungsperiode<br />
das Ergebnis ermittelt wurde. Verwenden Sie hierfür<br />
den Geschäftsbericht und das Rechnungswesen Ihres Unternehmens.<br />
Falls diese für Ihr Unternehmen nicht vorliegen, analysieren<br />
Sie den veröffentlichten Geschäftsbericht einer AG. Vergleichen<br />
Sie die Ergebnisse mit den Werten einer vorausgegangenen<br />
Planungsperiode und stellen Sie fest, in welchen Zahlen <strong>der</strong><br />
Gewinn- und Verlustrechnung das Unternehmen sich verän<strong>der</strong>t<br />
hat.<br />
2.4.4 Fallstudie Familie Schulze: Die<br />
Gewinn- und Verlustrechnung *<br />
Das folgende Beispiel basiert auf <strong>der</strong> »Fallstudie Familie Schulze:<br />
Die Bilanz«, S. 18.<br />
Können die folgenden Begriffe des Fallbeispiels den Begriffen<br />
<strong>der</strong> GuV zugeordnet werden?<br />
Betriebsertrag, Lottogewinn, Lebenshaltungskosten, Material Galerie,<br />
Parkettschaden, Zinsen Hypothek, Abschreibungen (Geräte,<br />
Haus, Kfz), Arbeitsleistung, 20 Tage/Monat, Tagessatz Arbeitstage,<br />
Erlös Galerie, Bestand nicht verkaufter Bil<strong>der</strong>, Altersvorsorge,<br />
Lebensversicherung, Sparbücher.<br />
Die Abb. 2.4-10 zeigt die Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe zur Fallstudie.<br />
Kann für die Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze eine GuV erstellt<br />
werden?<br />
Ja, siehe Abb. 2.4-11.<br />
Unter dem Betriebsertrag müssen neben den Einnahmen des<br />
Herrn Schulze auch die Einnahmen von Frau Schulze aus dem<br />
Verkauf ihrer Bil<strong>der</strong> und die Bestandsverän<strong>der</strong>ung durch die<br />
neuen Bil<strong>der</strong>, die noch nicht verkauft wurden, berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die Bestandsverän<strong>der</strong>ung stellt eine Leistung dar, die noch nicht<br />
in Umsatz umgesetzt wurde. Allerdings wurden Aufwendungen<br />
in Form von Material und einer Arbeitsleistung von Frau Schulze<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Frage<br />
Antwort
26 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Begriff GuV<br />
Produkt<br />
Absatzmenge<br />
Umsatzerlöse<br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ungen<br />
Zuordnung aus Fallbeispiel<br />
Arbeistleistung<br />
20 Tage/Monat<br />
AnzahlArbeitstage xTagessatz<br />
Än<strong>der</strong>ung Bestand:<br />
nicht verkaufte Bil<strong>der</strong><br />
Sonstige betriebliche Erträge Erlöse Galerie (10.000,– €)<br />
Sonstige betriebliche Aufwendungen Rückstellungen (Altersvorsorge,<br />
Lebensversicherung, Sparbücher)<br />
+ Versicherungen<br />
(außer Lebensversicherung)<br />
Fixe Kosten<br />
Zinsen und sonstige Aufwendungen<br />
Außerordentlicher Ertrag<br />
Außerordentlicher Aufwand<br />
EBIT<br />
Abschreibungen auf Investitionen<br />
(Geräte, Kfz, Haus)<br />
Zinsen Hypothek<br />
Lottogewinn (betriebsfremd)<br />
Parkettschaden<br />
Betriebsertragminus Betriebsaufwand<br />
Abb. 2.4-10: Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe aus <strong>der</strong> Fallstudie.<br />
Umsatzerlöse (Erlös Herr Schulze)<br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ung (neue Bil<strong>der</strong> Frau Schulze)<br />
Sonstige betriebliche Erträge (Erlös Frau Schulze)<br />
Materialaufwand (Lebenshaltungs- & Galeriekosten)<br />
Personalaufwand<br />
Abschreibungen (kalk. & effektiv: Tilgung Hypothek)<br />
sonstige betriebl. Aufwendungen (Zuführung zu langfristigen<br />
Rückstellungen und weitere Versicherungen)<br />
Betriebsertrag<br />
Betriebsaufwand<br />
120.000<br />
5.000<br />
10.000<br />
14.600<br />
0<br />
33.580<br />
4.800<br />
EBIT Betriebsergebnis 82.020<br />
Erträge ausBeteilgungen<br />
Erträge ausWertpapieren/Finanzanlagen<br />
Abschr. auf Finanzanlagen & Wertpapiere des UV<br />
Zinsen und ähnl. Aufwendungen (Zinsen Hypothek)<br />
Betriebsfremde<br />
Erträge<br />
Betriebsfremde<br />
Aufwendungen<br />
0<br />
0<br />
0<br />
8.125<br />
Ergebnis <strong>der</strong> gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 73.895<br />
außerordentliche Erträge (Lotto)<br />
außerordentliche Aufwendungen (Parkettschaden)<br />
außerordentliches<br />
Ergebnis<br />
25.000<br />
10.000<br />
Steuern 19.169<br />
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag 69.727<br />
Abb. 2.4-11: GuV für das Fallbeispiel <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />
geleistet. Dieses ist <strong>der</strong> Grund, dass Bestandsverän<strong>der</strong>ungen als<br />
Betriebsertrag gewertet werden.<br />
Der Betriebsaufwand beinhaltet sowohl ausgabenwirksame als<br />
auch kalkulatorische Aufwendungen. Die Abschreibungen auf
2.4 Rechnungswesen * 27<br />
das Haus aus <strong>der</strong> Fallstudie sind zwar kalkulatorisch, da allerdings<br />
in gleicher Höhe Tilgungen für die Hypothek geleistet werden<br />
müssen, wirken sie auch ausgabenwirksam.<br />
Das Betriebsergebnis bezieht sich ausschließlich auf die gewöhnliche<br />
Geschäftstätigkeit. Betriebsfremde Erträge und betriebsfremde<br />
Aufwendungen werden erst nach dem Betriebsergebnis<br />
berücksichtigt, damit die Geschäftstätigkeit eindeutig bewertet<br />
werden kann.<br />
Zinsen werden wie betriebsfremde Aufwendungen behandelt.<br />
Diese Regelung ist umstritten, da Zinsen auf Verbindlichkeiten<br />
als Aufwendungen für die Finanzierung des Vermögens gesehen<br />
werden können.<br />
Gleiches gilt für außerordentliche Erträge wie <strong>der</strong> Lottogewinn<br />
o<strong>der</strong> außerordentliche Aufwendungen wie <strong>der</strong> Parkettschaden.<br />
Um den Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag festzustellen, müssen<br />
Steuern berücksichtigt werden.<br />
Die Steuern errechnen sich mit 30 Prozent aus dem Ergebnis <strong>der</strong><br />
gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (¤ 73.895) abzüglich <strong>der</strong> außerordentlichen<br />
Aufwendungen, die hier geschäftlich bedingt unterstellt<br />
werden (Parkettschaden mit ¤ 10.000). Der Lottogewinn<br />
wird als Privatangelegenheit <strong>der</strong> Frau Schulze behandelt und<br />
nicht versteuert.<br />
Kann für die erweiterte Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze ebenfalls<br />
eine GuV aufgestellt werden?<br />
Die erweiterte Fallstudie beinhaltete einen Umsatzausfall von<br />
Herrn Schulze.<br />
Frage<br />
Hinweis<br />
Die Abb. 2.4-12 zeigt die GuV.<br />
Antwort<br />
Welche Gegenmaßnahmen kann die Familie Schulze gegen den Frage<br />
Umsatzausfall treffen und wo liegen die Grenzen einer Kostenanpassung?<br />
Der Umsatzausfall verursacht einen Rückgang des Betriebs- Antwort<br />
ergebnisses.<br />
Eine Reduzierung des Betriebsergebnisses führt zu einer Verringerung<br />
des verfügbaren Geldes.<br />
Die Familie Schulze kann die Lebenshaltungskosten einschränken.<br />
Herr Schulze kann seine Lebensversicherung beitragsfrei<br />
stellen. Er kann sie aber auch verkaufen und somit Geldzufluss<br />
erzeugen.<br />
Herr Schulze kann die Einzahlungen auf die Sparbücher seiner<br />
Kin<strong>der</strong> einstellen.
28 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Umsatzerlöse (Erlös Herr Schulze)<br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ung (neue Bil<strong>der</strong> Frau Schulze)<br />
Sonstige betriebliche Erträge (Erlös Frau Schulze)<br />
Materialaufwand (Lebenshaltungs- & Galeriekosten)<br />
Abschreibungen (kalk. & effektiv: Tilgung Hypothek)<br />
sonstige betriebl. Aufwendungen (Zuführung zu langfristigen<br />
Rückstellungen und weitere Versicherungen)<br />
Betriebsertrag<br />
Betriebsaufwand<br />
80.000<br />
5.000<br />
10.000<br />
14.600<br />
33.580<br />
4.800<br />
EBIT Betriebsergebnis 42.020<br />
Erträge ausBeteilgungen<br />
Erträge ausWertpapieren/Finanzanlagen<br />
Abschr. auf Finanzanlagen & Wertpapiere des UV<br />
Zinsen und ähnl. Aufwendungen (Zinsen Hypothek)<br />
Betriebsfremde<br />
Erträge<br />
Betriebsfremde<br />
Aufwendungen<br />
0<br />
0<br />
0<br />
6.500<br />
Ergebnis <strong>der</strong> gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 35.520<br />
außerordentliche Erträge<br />
außerordentliche Aufwendungen<br />
außerordentliches<br />
Ergebnis<br />
Steuern 10.656<br />
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag 24.864<br />
0<br />
0<br />
Abb. 2.4-12: GuV für die erweiterte Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />
<br />
<br />
Frau Schulze kann die Werbung für die Galerie einstellen und<br />
auf weiteres Material für Bil<strong>der</strong> verzichten, bis die Bil<strong>der</strong>vorräte<br />
verkauft wurden. Dies hätte eine Bestandsreduzierung<br />
zur Folge und würde das verfügbare Geld erhöhen.<br />
Frau Schulze könnte den Ford verkaufen. Dies hätte eine Erhöhung<br />
<strong>der</strong> verfügbaren Geldmittel zur Folge.<br />
2.4.5 Die Cashflow-Rechnung *<br />
Der Cashflow zeigt die tatsächlichen Geldströme auf, wie sie in<br />
einem Unternehmen fließen. Er beschreibt, in welchem Umfang<br />
sich Unternehmen aus eigener Kraft und aus selbst erwirtschafteten<br />
Mitteln finanzieren und zwar für Investitionen, Schuldentilgung<br />
und Gewinnausschüttung. Der Cashflow zeigt die effektiv<br />
geflossenen Zahlungsströme auf. Wie viel Geld ist effektiv<br />
zugeflossen (cash) und wie viel Geld ist effektiv abgeflossen?<br />
Vorschau<br />
Im Folgenden wird aufgezeigt,<br />
wie in einem Unternehmen die Geldströme tatsächlich fließen,<br />
woher die Geldmittel in <strong>der</strong> abgelaufenen Abrechnungsperiode<br />
gekommen sind,<br />
wie die Geldmittel in <strong>der</strong> abgelaufenen Abrechnungsperiode<br />
ausgegeben wurden und<br />
dass es in einem Unternehmen ausgabenwirksame und nicht<br />
ausgabenwirksame Aufwendungen gibt.
2.4 Rechnungswesen * 29<br />
Während in <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung auch sogenannte<br />
kalkulatorische Aufwendungen berücksichtigt werden, die<br />
jedoch nicht zu effektiven Ausgaben führen (zum Beispiel Abschreibungen<br />
auf das Anlagevermögen), unterteilt die Cashflow-<br />
Rechnung Aufwendungen nur nach den Kategorien ausgabenwirksam<br />
(zum Beispiel für Lieferantenrechnungen o<strong>der</strong> Zahlungen<br />
für Löhne und Gehälter) und nicht ausgabenwirksam (zum<br />
Beispiel Abschreibungen).<br />
Abweichend zu <strong>der</strong> GuV ist bei <strong>der</strong> Cashflow-Rechnung zu beachten,<br />
dass in <strong>der</strong> GuV kalkulatorische Aufwendungen, wie<br />
zum Beispiel Abschreibungen, berücksichtigt werden. Kalkulatorische<br />
Aufwendungen führen nicht zu ausgabenwirksamen Geldströmen.<br />
So wurde zum Beispiel für Abschreibungen das Geld<br />
schon mit <strong>der</strong> Investition ausgegeben. Die Abb. 2.4-13 zeigt auf,<br />
wie <strong>der</strong> Cashflow berechnet wird.<br />
Unterschiede<br />
zur GuV<br />
Periodenüberschuss<br />
Abschreibungen<br />
Inflow<br />
Cashflow<br />
Investitionen<br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ungen<br />
Outflow<br />
Abb. 2.4-13: Zusammenhänge von Inflow und Outflow.<br />
Ausgangsbasis für die Ermittlung des Inflow ist <strong>der</strong> Gewinn, das<br />
heißt die Zahlungseingänge aus Umsatz abzüglich aller Aufwendungen,<br />
auch <strong>der</strong> kalkulatorischen. Dieser Gewinn muss um die<br />
kalkulatorischen Aufwendungen erhöht werden, da diese zwar<br />
im Gewinn berücksichtigt wurden, aber nicht zu Ausgaben führen.<br />
Sie wurden kalkulatorisch angesetzt. Die Summe aus Periodengewinn<br />
und kalkulatorischen Aufwendungen bildet den Inflow.<br />
Ausgabenwirksam sind Zahlungen für Investitionen sowie Bestandserhöhungen,<br />
da für einen Aufbau von Beständen Leistungen<br />
erbracht wurden, die bezahlt werden mussten. Umgekehrt<br />
entstehen bei einem Bestandsabbau Einnahmen, für die Zahlungen,<br />
die bereits in vorangegangenen Perioden geleistet wurden.<br />
Der Saldo aus Investitionen und Bestandsverän<strong>der</strong>ungen ergibt<br />
den Outflow.<br />
Der Cashflow errechnet sich aus <strong>der</strong> Differenz zwischen Inflow<br />
und Outflow. Die Abb. 2.4-14 zeigt die Systematik bei <strong>der</strong> Ermittlung<br />
des Cashflow.<br />
Inflow<br />
Outflow<br />
Cashflow
30 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Einnahmen<br />
z.B. aus Umsatz<br />
Ausgaben<br />
z.B. Material<br />
Kalkulatorische Aufwendungen<br />
z.B.Abschreibungen<br />
Einmalige Ausgaben<br />
z.B. Investitionen<br />
Gewinn<br />
Ausgaben aus Vorperioden<br />
z.B. Bestandverän<strong>der</strong>ungen<br />
Outflow<br />
Inflow<br />
Cashflow<br />
Abb. 2.4-14: Aufbau <strong>der</strong> Cashflowrechnung.<br />
Erklärung <strong>der</strong><br />
Abbildung<br />
Zusammenfassung<br />
Der Gewinn (einer Periode) eines Unternehmens setzt sich zusammen<br />
aus den Erlösen, zum Beispiel aus Umsatz abzüglich<br />
<strong>der</strong> Aufwendungen. Die Aufwendungen können sowohl ausgabenwirksam<br />
(zum Beispiel eingekauftes Material) als auch nicht<br />
ausgabenwirksam (zum Beispiel Abschreibungen) sein.<br />
Wenn dem Gewinn die kalkulatorischen Aufwendungen (Abschreibungen)<br />
wie<strong>der</strong> zugerechnet werden, da sie nicht zu Zahlungen<br />
führen, gleichwohl im Gewinn als Aufwendungen behandelt<br />
wurden, ergibt sich <strong>der</strong> Inflow an Geldmitteln.<br />
Im Gewinn wurden bereits alle Aufwendungen berücksichtigt,<br />
die für die Erzielung von Erlösen in <strong>der</strong> jeweiligen Periode benötigt<br />
wurden. Der Outflow ermittelt sich daher aus allen sonstigen<br />
Zahlungen, wie zum Beispiel Investitionen, die bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
bezahlt werden müssen, allerdings erst während <strong>der</strong> Nutzungsdauer<br />
über Abschreibungen zurückverdient werden, o<strong>der</strong><br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ungen, das heißt, wenn Leistungen (und damit<br />
Zahlungen) erbracht wurden, für die noch kein Erlös erzielt werden<br />
konnte.<br />
Inflow abzüglich Outflow ergeben den Cashflow.<br />
Der Cashflow wird berechnet nach Geldeingängen, <strong>der</strong> Fachbegriff<br />
lautet Inflow und Geldausgängen, <strong>der</strong> Fachbegriff lautet<br />
Outflow. DerInflow wird ermittelt aus dem Periodenüberschuss<br />
zuzüglich kalkulatorische Abschreibungen, die nicht<br />
ausgabenwirksam sind, zuzüglich Rückstellungen, die ebenfalls<br />
nicht ausgabenwirksam sind. Abschreibungen und Rückstellungen<br />
wurden in <strong>der</strong> GuV bereits berücksichtigt und sind somit<br />
in dem Periodengewinn enthalten. In den Periodengewinn wur-
2.4 Rechnungswesen * 31<br />
den auch laufende Aufwendungen wie Löhne und Gehälter o<strong>der</strong><br />
Material eingerechnet. Im Outflow müssen deshalb nur noch die<br />
Aufwendungen für Investitionen, soweit sie ausgabenwirksam<br />
sind, und Bestandsverän<strong>der</strong>ungen berücksichtigt werden.<br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ungen verursachen immer ausgabenwirksame<br />
Geldströme. Bei einem Bestandsaufbau müssen Material, Löhne<br />
und Gehälter bezahlt werden, während die Einnahmen aus<br />
dem Verkauf <strong>der</strong> Produkte noch nicht stattgefunden haben. Umgekehrt<br />
fließen Einnahmen, wenn Bestände abgebaut werden,<br />
denn die Aufwendungen für die Bestände wurden bereits in <strong>der</strong><br />
vorangegangenen Periode geleistet und nur die Einnahmen werden<br />
wirksam.<br />
Unterteilen Sie die Aufwendungen für Ihren privaten Haushalt in:<br />
Inflow und Outflow.<br />
Erstellen Sie für Ihren privaten Haushalt eine Cashflow-Rechnung.<br />
2.4.6 Fallstudie Familie Schulze:<br />
Cashflow *<br />
Das folgende Beispiel basiert auf <strong>der</strong> »Fallstudie Familie Schulze:<br />
Die Bilanz«, S. 18.<br />
Wie können die folgenden Elemente <strong>der</strong> Fallstudie <strong>der</strong> Familie<br />
Schulze den Begriffen des Cashflow zugeordnet werden?<br />
Haus, Saldo <strong>der</strong> Geldströme, Rückstellungen für Ersatz von Investitionen,<br />
Geräte, neue Bil<strong>der</strong>, Fahrzeug Frau Schulze, Einnahmen,<br />
Abschreibungen, Rückstellungen.<br />
Die Zuordnung zeigt die Abb. 2.4-15.<br />
Bestandsverän<strong>der</strong>ungen<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Begriffe Cashflow<br />
Investitionen<br />
Abschreibungen<br />
Inflow<br />
Outflow<br />
Cashflow<br />
Zuordnung aus Fallbeispiel<br />
Haus, Geräte, Fahrzeug Fr. Schulze<br />
Rückstellungen für den Ersatz von Investitionen<br />
Einnahmen,Abschreibungen, Rückstellungen<br />
Fahrzeug Fr. Schulze, neue Bil<strong>der</strong><br />
Saldo <strong>der</strong> Geldströme<br />
Abb. 2.4-15: Zuordnung <strong>der</strong> Begriffe zu <strong>der</strong> Fallstudie.<br />
Wie sieht die Cashflow-Rechnung <strong>der</strong> Familie Schulze für die Fallstudie<br />
aus?<br />
Die Cashflow-Rechnung zeigt die Abb. 2.4-16.<br />
Frage<br />
Antwort
32 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Inflow = Jahresüberschuss +/- kalk. Abschreibungen + Zuführung Rückstellungen<br />
= 69.727 + 8.580 + 3.000<br />
= 81.307<br />
Outflow = Investitionen + Bestandsverän<strong>der</strong>ung<br />
= 25.000 + 5.000<br />
= 30.000<br />
Cashflow = 51.307<br />
Abb. 2.4-16: Cashflow-Rechnung für das Fallbeispiel <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Wie sieht die Cashflow-Rechnung <strong>der</strong> Familie Schulze für die erweiterte<br />
Fallstudie aus?<br />
Die Abb. 2.4-17 zeigt die neue Cashflow-Rechnung.<br />
Inflow = Jahresüberschuss +/- kalk. Abschreibungen + Zuführung Rückstellungen<br />
= 24.864 + 8.580 + 3.000<br />
= 36.444<br />
Outflow = Investitionen + Bestandsverän<strong>der</strong>ung<br />
= 0 + 0<br />
Cashflow = 36.444<br />
Abb. 2.4-17: Cashflow-Rechnung für die erweiterte Fallstudie <strong>der</strong> Familie Schulze.<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Welches sind die wirtschaftlichen Folgen des Umsatzausfalles<br />
für die Familie Schulze? Welche Gegenmaßnahmen kann Herr<br />
Schulze treffen und wo liegen die Grenzen einer Kostenanpassung?<br />
Die Gegenmaßnahmen sind die gleichen, wie sie in Kapitel<br />
»Fallstudie Familie Schulze: Die Gewinn- und Verlustrechnung«,<br />
S. 25, beschrieben wurden.<br />
Die Familie Schulze kann ihre Kosten nicht vollständig anpassen.<br />
Zum Beispiel können die Lebenshaltungskosten nicht<br />
auf null gesetzt werden. Wenn Frau Schulze ihr Fahrzeug verkauft,<br />
könnte dieses den Umsatz <strong>der</strong> Galerie beinträchtigen.<br />
Gleiches gilt, wenn sie die Werbung für ihre Galerie einstellen<br />
würde. Für den Fall, dass sie kein weiteres Material für neue<br />
Bil<strong>der</strong> kauft, könnte ein Engpass an neuen Bil<strong>der</strong>n entstehen,<br />
<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um den Umsatz <strong>der</strong> Galerie reduzieren würde.<br />
2.4.7 Kennzahlen *<br />
Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> stellt so viele Informationen zur<br />
Verfügung, dass diese von den Führungskräften und den Geschäftsführungen<br />
nicht mehr ausreichend be- und verarbeitet<br />
werden können. Diese Informationen müssen analysiert und verdichtet<br />
werden, um sie für das Management nutzbar zu ma-
2.4 Rechnungswesen * 33<br />
chen. Für diesen Zweck bietet die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> diverse<br />
Kennzahlen an. Sie unterscheidet zwei große Gruppen von<br />
Kennzahlen:<br />
Kennzahlen, die aus dem Rechnungswesen gewonnen werden,<br />
wie zum Beispiel aus <strong>der</strong> Bilanz, aus <strong>der</strong> Gewinnund<br />
Verlustrechnung o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Cashflow-Rechnung. Diese<br />
Kennzahlen sind für Unternehmen zwar von großer Bedeutung,<br />
sie reichen jedoch für eine Führung des Unternehmens<br />
nicht aus. Sie geben nur Auskunft über die Vergangenheit und<br />
berücksichtigen nur Informationen, die finanziell bewertbar<br />
sind.<br />
Kennzahlen, die nicht finanziell bewertbar sind, aber für die<br />
Führung eines Unternehmens benötigt werden. Diese Kennzahlen<br />
beschreiben überwiegend sogenannte weiche Erfolgsfaktoren<br />
wie zum Beispiel Innovationsfähigkeit o<strong>der</strong> Qualifikation<br />
von Mitarbeitern.<br />
Im Folgenden wird dargestellt,<br />
wie Kennzahlen aus dem Rechnungswesen geglie<strong>der</strong>t sind,<br />
wie die Kapitalstruktur von Unternehmen über Kennzahlen<br />
beschrieben wird,<br />
welche Kennzahlen Auskunft über die Verfügbarkeit von Finanzmitteln<br />
geben,<br />
wie <strong>der</strong> Erfolg von Unternehmen über Kennzahlen dargestellt<br />
wird,<br />
welche Kennzahlen finanziell nicht bewertbare Informationen<br />
beschreiben,<br />
wie eine Balanced Score Card aufgebaut ist.<br />
Das Unterkapitel »Kennzahlen aus dem Rechnungswesen«, S. 33,<br />
beschreibt die wichtigsten Kennzahlen, die das Rechnungswesen<br />
bereitstellt und die in <strong>der</strong> Praxis angewandt werden.<br />
Das Unterkapitel »Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung«,<br />
S. 46, erläutert Kennzahlen für sog. weiche Erfolgsfaktoren.<br />
Vorschau<br />
2.4.7.1 Kennzahlen aus dem Rechnungswesen *<br />
Kennzahlen sind hochverdichtete Informationen, die in <strong>der</strong> Regel<br />
als Verhältniszahlen die Aktivitäten eines Unternehmens<br />
darstellen. Sie sollen komplexe betriebliche Informationen einfach<br />
abbilden und helfen, den betrieblichen Ablauf zu überwachen<br />
und zu steuern. Die Allgemeine <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
bildet aus dem Rechnungswesen heraus alle Informationen in<br />
Kennzahlen ab, die finanziell bewertbar sind. Der Nachteil dieser<br />
Kennzahlen ist, dass sie die Unternehmensergebnisse nur<br />
aus <strong>der</strong> Vergangenheit beschreiben und dass sie daher allein<br />
nicht für die Steuerung eines Unternehmens ausreichen.
34 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Vorschau<br />
Kennzahlen<br />
zur Bilanz<br />
Im Folgenden wird dargestellt,<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
wie die Kennzahlen aus dem Rechnungswesen geglie<strong>der</strong>t<br />
sind,<br />
welche Kennzahlen die Vermögens- und Kapitalstruktur eines<br />
Unternehmens beschreiben,<br />
welche Kennzahlen den Erfolg eines Unternehmens beschreiben,<br />
welche Kennzahlen über die verfügbaren Finanzmittel berichten,<br />
welche Bedeutung alle Kennzahlen für die Überwachung und<br />
Steuerung eines Unternehmens haben.<br />
Glie<strong>der</strong>ung von Kennzahlen aus dem<br />
Rechnungswesen<br />
Die BWL stellt eine Vielzahl von Kennzahlen zur Verfügung, so<br />
dass eine Systematisierung notwendig wird. Die BWL kennt im<br />
Wesentlichen drei Quellen für Kennzahlen:<br />
1 Die Bilanz,<br />
2 die Gewinn- und Verlustrechnung,<br />
3 die Cashflow-Rechnung.<br />
Eine Bilanz zeigt auf, über welches Vermögen ein Unternehmen<br />
verfügt und wie dieses Vermögen finanziert wurde. Das Vermögen<br />
setzt sich zusammen aus<br />
dem Anlagevermögen, welches langfristig gebunden ist<br />
(wie zum Beispiel Gebäude, Maschinen). Anlagevermögen hat<br />
bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme zu Geldausgaben geführt. Das Geld<br />
wurde jedoch noch nicht zurückverdient,<br />
dem Umlaufvermögen, welches kurzfristig gebunden ist<br />
(wie zu Beispiel Vorräte, Kassenbestand). Im Umlaufvermögen<br />
werden auch ausgewiesen: Finanzanlagen, die nur kurzfristig<br />
gebunden sind, Guthaben auf <strong>der</strong> Bank, die kurzfristig<br />
verfügbar sind und For<strong>der</strong>ungen an Kunden für unbezahlte<br />
Rechnungen.<br />
Das Vermögen wird Aktiva genannt. Aktiva stellen die Vermögenswerte<br />
eines Unternehmens dar. Sie werden unterteilt nach<br />
langfristiger Bindung des Geldes, wie zum Beispiel in Maschinen<br />
und Gebäude sowie kurzfristige Bindung des Geldes, wie zum<br />
Beispiel Kassenbestand o<strong>der</strong> Guthaben auf dem Girokonto.<br />
Das Vermögen wird finanziert über:<br />
Eigenkapital: Dieses sind Finanzmittel, die das Unternehmen<br />
aus eigenen Mitteln bereitgestellt hat, wie zum Beispiel<br />
Einlagen <strong>der</strong> Eigentümer, Gewinne <strong>der</strong> Vergangenheit, Gewinn<br />
<strong>der</strong> abgelaufenen Periode.
2.4 Rechnungswesen * 35<br />
Fremdkapital: Dieses sind Finanzmittel, die von Dritten<br />
bereitgestellt wurden. Das Fremdkapital wird unterteilt in<br />
langfristiges und kurzfristiges Fremdkapital. Kurzfristig sind<br />
zum Beispiel Schulden auf dem Girokonto o<strong>der</strong> Schulden bei<br />
Lieferanten, langfristig sind Darlehen mit fester Laufzeit bei<br />
<strong>der</strong> Bank, wie zum Beispiel Darlehen o<strong>der</strong> Hypotheken, Schulden<br />
bei Lieferanten.<br />
Die Finanzierung wird Passiva genannt. Die Passiva einer Bilanz<br />
geben Auskunft, mit welchen Geldmitteln das Vermögen des<br />
Unternehmens finanziert wurde. Ähnlich wie die Aktiva in kurzund<br />
langfristig gebundene Geldmittel werden die Passiva in<br />
kurz- und langfristig zurückzuzahlende Geldmittel unterteilt.<br />
Das Eigenkapital wird als langfristig angesehen, das Fremdkapital<br />
kann sowohl lang- als auch kurzfristig sein. Die Abb. 2.4-18<br />
fasst die wesentlichen Elemente einer Bilanz zusammen.<br />
Anlagevermögen<br />
Eigenkapital<br />
Umlaufvermögen<br />
Gesamtvermögen<br />
Fremdkapital<br />
langfristig<br />
Fremdkapital<br />
kurzfristig<br />
Gesamtkapital<br />
Abb. 2.4-18: Vermögen und Kapital in <strong>der</strong> Bilanz.<br />
Das Vermögen wird in <strong>der</strong> Bilanz als Aktiva auf <strong>der</strong> linken Seite<br />
dargestellt und zwar sowohl das Anlage- als auch das Umlaufvermögen.<br />
Das für die Finanzierung des Vermögens eingesetzte Kapital wird<br />
in <strong>der</strong> Bilanz unter Passiva auf <strong>der</strong> rechten Seite dargestellt. Die<br />
Summen des Vermögens und des Kapitals ergeben die Bilanzsumme<br />
und müssen immer gleich sein, da die Finanzierung des<br />
Vermögens nicht von dem tatsächlichen Vermögen abweichen<br />
darf.<br />
Das Fremdkapital wird unterteilt in kurzfristig o<strong>der</strong> langfristig<br />
zurückzuzahlendes. Dies ist wichtig für ein Unternehmen, damit<br />
es weiß, wie lange die Finanzmittel zur Verfügung stehen.<br />
Kennzahlen, die aus <strong>der</strong> Bilanz gewonnen werden, geben Auskunft,<br />
wie das Vermögen zum Beispiel auf Anlagen und Vorräte<br />
verteilt ist und mit welcher Struktur <strong>der</strong> Finanzmittel diese<br />
finanziert wurden, zum Beispiel das Verhältnis von Eigen- und<br />
Fremdkapital.
36 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Kennzahlen<br />
zur GuV<br />
Kennzahlen<br />
zum Cashflow<br />
Die Gewinn- und Verlustrechnung, kurz GuV, ermittelt das Ergebnis<br />
einer Wirtschaftsperiode, in <strong>der</strong> Regel ein Monat o<strong>der</strong> ein<br />
Jahr. Das Ergebnis wird berechnet aus dem Betriebsertrag wie<br />
zum Beispiel Umsatz, abzüglich des Betriebsaufwandes.<br />
Betriebsaufwand kann sein:<br />
Eingekauftes Material, Löhne und Gehälter und sonstige betriebliche<br />
Aufwendungen.<br />
Energie, Miete, Ersatzteile für Maschinen.<br />
Aus <strong>der</strong> Differenz ergibt sich das Betriebsergebnis. Es wird hier<br />
aus Vereinfachungsgründen mit dem Gewinn gleichgesetzt.<br />
Kennzahlen, die aus <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung gewonnen<br />
wurden, geben Auskunft über die Rentabilität des Unternehmens.<br />
Der Cashflow zeigt die effektiv geflossenen Zahlungsströme auf.<br />
Wie viel Geld ist effektiv eingegangen und wie viel Geld ist effektiv<br />
»ausgegangen«?<br />
Der Cashflow wird berechnet nach Geldeingängen, <strong>der</strong> Fachbegriff<br />
lautet Inflow und nach Geldausgängen, <strong>der</strong> Fachbegriff lautet<br />
Outflow.<br />
Kennzahlen, die aus <strong>der</strong> Cashflow-Rechnung gewonnen wurden,<br />
geben Auskunft über die verfügbaren Geldmittel eines Unternehmens.DieverfügbarenGeldmittelwerdenin<strong>der</strong><strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
als Liquidität bezeichnet. Die Liquidität beinhaltet<br />
alle in dem Unternehmen verfügbaren Geldmittel.<br />
Die Abb. 2.4-19 zeigt eine Übersicht über die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Kennzahlen aus dem Rechnungswesen.<br />
Die Aussagen <strong>der</strong> Kennzahlen sind für die Bilanz eine Kapitalund<br />
Vermögensanalyse, für die Gewinn- und Verlustrechnung<br />
eine Rentabilitätsanalyse und für die Cashflow-Rechnung eine<br />
Analyse <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft des Unternehmens. Die aufgeführten<br />
Kennzahlen sind nur Beispiele. Sie werden im Folgenden<br />
ausführlich beschrieben.<br />
Bilanz-/Kapitalstrukturanalyse<br />
Die Kennzahlen aus <strong>der</strong> Bilanz analysieren die Vermögensund<br />
Kapital- o<strong>der</strong> auch Finanzierungsstruktur eines Unternehmens.<br />
Kennzahlen <strong>der</strong> Vermögensstruktur analysieren das Anlage-<br />
und Umlaufvermögen. Kennzahlen <strong>der</strong> Finanzierungsstruktur<br />
analysieren die Mittelherkunft für die Finanzierung des Vermögens<br />
und geben Auskunft über die finanziellen Dispositionsmöglichkeiten<br />
eines Unternehmens.
2.4 Rechnungswesen * 37<br />
Kennzahlen<br />
Quelle<br />
Bilanz GuV Cashflow<br />
Eigen-,<br />
Fremdkapital<br />
Aussage<br />
Anlage-,<br />
Umlaufvermögen<br />
Erlöse<br />
Erträge<br />
Liquidität<br />
Kapitalstruktur<br />
Kennzahlen<br />
Anlagenintensität<br />
Umsatzrentabilität<br />
Vorratsquote<br />
Unabhängigkeit<br />
Eigenkapitalrentabilität<br />
Liquidität I<br />
Liquidität II<br />
Liquidität III<br />
Abb. 2.4-19: Glie<strong>der</strong>ung von Kennzahlen aus dem Rechnungswesen.<br />
Kennzahlen <strong>der</strong> Vermögens- und<br />
Kapitalstruktur<br />
Aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Kennzahlen werden hier die wichtigsten<br />
vorgestellt:<br />
Die Deckungsgrade geben Auskunft, wie das Anlagevermögen<br />
finanziert wurde:<br />
Der Deckungsgrad I zeigt das Verhältnis von Eigenkapital zu<br />
Anlagevermögen und wird nach folgen<strong>der</strong> Formel berechnet:<br />
Deckungsgrad I = Eigenkapital·100<br />
Anlagevermögen<br />
Der Deckungsgrad II zeigt das Verhältnis von langfristigem Kapital<br />
zu Anlagevermögen und wird nach folgen<strong>der</strong> Formel berechnet:<br />
Deckungsgrad II =<br />
Langfr. Kapital (Eigenkapital+langfr. F remdkapital)·100<br />
Anlagevermögen<br />
In <strong>der</strong> Praxis wird für den Deckungsgrad I eine vollständige Deckung<br />
des Anlagevermögens durch das Eigenkapital angestrebt,<br />
da das Eigenkapital von den Eigentümern nicht zurückgefor<strong>der</strong>t<br />
werden kann und somit die sicherste Deckung des Anlagevermögens<br />
darstellt.<br />
Falls das Eigenkapital nicht für die Deckung des Anlagevermögens<br />
ausreicht, ist die Goldene Bilanzregel anzuwenden. Die<br />
folgende Abbildung zeigt den Zusammenhang <strong>der</strong> Goldenen Bilanzregel<br />
auf:<br />
Das Anlagevermögen bindet Kapital langfristig und darf deshalb<br />
nur über langfristiges Kapital wie Eigenkapital und langfristiges<br />
Deckungsgrad I<br />
Deckungsgrad II<br />
Praxis<br />
Goldene<br />
Bilanzregel
38 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Anlagevermögen<br />
Eigenkapital<br />
Fremdkapital<br />
langfristig<br />
Umlaufvermögen<br />
Gesamtvermögen<br />
Fremdkapital<br />
kurzfristig<br />
Gesamtkapital<br />
Abb. 2.4-20: Goldene Bilanzregel.<br />
Fremdkapital finanziert werden. Das Umlaufvermögen, das Kapital<br />
nur kurzfristig bindet, kann auch über kurzfristiges Fremdkapital<br />
finanziert werden.<br />
Anlagenintensität<br />
Praxis<br />
Anteil des<br />
Umlaufvermögens<br />
Vorratsquote<br />
Kennzahlen, die nur die Vermögensstruktur<br />
beschreiben<br />
Die Anlagenintensität gibt Auskunft über das Verhältnis von<br />
Anlagen zu dem Gesamtvermögen. Sie sagt aus, welcher Anteil<br />
des Gesamtvermögens langfristig gebunden ist.<br />
Diese Information ist wichtig, wenn die Zahlungsfähigkeit eines<br />
Unternehmens in Frage gestellt und überprüft wird, wie viel<br />
Geld kurzfristig zur Abdeckung kurzfristiger Verbindlichkeiten<br />
beschafft werden muss. Die Anlagenintensität wird wie folgt berechnet:<br />
Anlagenintensität = Anlagevermögen·100<br />
Gesamtvermögen<br />
Ähnlich <strong>der</strong> Anlagenintensität wird auch <strong>der</strong> Anteil des Umlaufvermögens<br />
vom Gesamtkapital erfasst. Diese Kennzahl gibt Auskunft,<br />
welcher Anteil des Gesamtvermögens nur kurzfristig gebunden<br />
ist und kurzfristig in Liquidität umgesetzt werden kann,<br />
zum Beispiel Produktion und Verkauf von Produkten, wenn das<br />
Material aus den Vorräten entnommen und nicht nachgekauft<br />
wird. Es entstehen Einnahmen aus Erlösen, ohne entsprechende<br />
Ausgaben für Material. Als Folge wachsen die verfügbaren Geldmittel<br />
an. Der Anteil des Umlaufvermögens wird wie folgt berechnet:<br />
Anteil des Umlaufvermögens = Umlaufvermögen·100<br />
Gesamtvermögen<br />
Die Vorratsquote ermittelt das Verhältnis von Vorräten zu dem<br />
Gesamtvermögen. Die Vorratsquote gibt Auskunft darüber, wie<br />
viel Geldmittel kurzfristig generiert werden können. Die Vorratsquote<br />
wird wie folgt berechnet:<br />
V orratsquote =<br />
Vorräte·100<br />
Gesamtvermögen
2.4 Rechnungswesen * 39<br />
Kennzahlen, die nur die Kapitalstruktur<br />
beschreiben<br />
Die Kapitalstruktur gibt Auskunft darüber, ob ein Unternehmen<br />
überwiegend mit eigenen o<strong>der</strong> fremden Mitteln arbeitet.<br />
Dabei ist es wichtig, dass langfristig gebundene Vermögensteile,<br />
wie zum Beispiel Anlagevermögen, über Eigenkapital finanziert<br />
werden, da dieses von den Eigentümern nur schwer zurückgefor<strong>der</strong>t<br />
werden kann. Dieses bedeutet, dass Unternehmen mit einer<br />
hohen Anlagenintensität auch ein hohes Eigenkapital benötigen.<br />
Folgende Kennzahlen zu <strong>der</strong> Kapitalstruktur haben in <strong>der</strong> Praxis<br />
eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung:<br />
Der Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit zeigt das Verhältnis<br />
von Eigenkapital zu Gesamtkapital auf. Er wird häufig in<br />
<strong>der</strong> Fachliteratur als Eigenkapitalquote bezeichnet.<br />
Viel Eigenkapital weist immer auf eine solide Finanzierung des<br />
Vermögens und eine Unabhängigkeit von fremden Kapitalgebern<br />
eines Unternehmens hin. Der Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit<br />
wird wie folgt berechnet:<br />
Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit = Eigenkapital·100<br />
Gesamtkapital<br />
Ähnliche Betrachtungen liefert <strong>der</strong> Verschuldungsgrad eines<br />
Unternehmens. Er gibt das Verhältnis von Fremdkapital zu Gesamtkapital<br />
wie<strong>der</strong>. Der Grad <strong>der</strong> Verschuldung wird wie folgt<br />
berechnet:<br />
Grad <strong>der</strong> V erschuldung = F remdkapital·100<br />
Gesamtkapital<br />
Falls das Eigenkapital nicht ausreicht, um das langfristig gebundene<br />
Vermögen zu decken, ist auch <strong>der</strong> Anteil des langfristigen<br />
Fremdkapitals am Gesamtkapital interessant, denn die Goldene<br />
Bilanzregel besagt, dass langfristig gebundenes Anlagevermögen<br />
nur über langfristig verfügbares Kapital, entwe<strong>der</strong> Eigenkapital<br />
o<strong>der</strong> langfristiges Fremdkapital, finanziert werden<br />
darf. Der Anteil des langfristigen Fremdkapitals errechnet sich<br />
wie folgt:<br />
Anteil langfristiges F remdkapital =<br />
langfristiges F remdkapital·100<br />
Gesamtkapital<br />
Grad <strong>der</strong><br />
finanziellen<br />
Unabhängigkeit<br />
Verschuldungsgrad<br />
Langfristiges<br />
Fremdkapital<br />
Liquiditätskennzahlen<br />
Die Liquidität kann auch als die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen<br />
betrachtet werden. Die Kennzahlen zu <strong>der</strong> Liquidität<br />
vergleichen die verfügbaren Geldmittel mit den kurzfristigen<br />
Zahlungsverpflichtungen des Unternehmens. Sie sagen aus, ob<br />
das Unternehmen in <strong>der</strong> Lage ist, alle fälligen kurzfristigen<br />
Verbindlichkeiten zu bezahlen. Kurzfristige Verbindlichkeiten<br />
sind Schulden, die ein Unternehmen hat und die kurzfristig zu-
40 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Liquidität I<br />
Liquidität II<br />
Praxis<br />
Liquidität III<br />
Praxis<br />
rückgezahlt werden müssen, wie zum Beispiel Schulden bei Lieferanten.<br />
Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> beschreibt drei Liquiditätskennzahlen:<br />
Die sogenannte Liquidität I wird wie folgt berechnet:<br />
Liquidität I =<br />
verfügbare Geldmittel·100<br />
kurzfristiges F remdkapital<br />
Diese Kennzahl sagt aus, ob die verfügbaren Geldmittel (z. B.<br />
Kassenbestand) ausreichen, um kurzfristige Verbindlichkeiten<br />
(z. B. Lieferantenrechnungen) abzudecken.<br />
Eine erweiterte Form <strong>der</strong> Analyse stellt die Liquidität II dar. Diese<br />
wird wie folgt berechnet:<br />
Liquidität II =<br />
(verfügbare Geldmittel + For<strong>der</strong>ungen)·100<br />
kurzfristiges F remdkapital<br />
Die Einbeziehung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen soll berücksichtigen, ob<br />
Geldmittel kurzfristig verfügbar gemacht werden können. For<strong>der</strong>ungen<br />
sind Ansprüche auf Geldmittel, die ein Unternehmen<br />
gegenüber Dritten hat und die von diesen bezahlt werden müssen.<br />
For<strong>der</strong>ungen können kurzfristiger Natur sein, wie z. B. nicht<br />
bezahlte Rechnungen an Kunden, o<strong>der</strong> sie können langfristiger<br />
Natur sein, wie zum Beispiel Darlehen an Dritte mit langer Laufzeit.<br />
Häufig setzen Unternehmen hier nur For<strong>der</strong>ungen ein, die kurzfristig<br />
fällig werden. Ein Erfahrungswert sagt, dass die verfügbaren<br />
Geldmittel zuzüglich <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen in etwa gleich dem<br />
kurzfristigen Fremdkapital sein sollten. Kurzfristiges Fremdkapital<br />
sind Geldmittel, die von Dritten nur für kurze Zeit zur<br />
Verfügung gestellt wurden, wie zum Beispiel von Lieferanten eingeräumte<br />
Lieferantenkredite, die kurzfristig beglichen werden<br />
müssen o<strong>der</strong> Überziehungen eines Kontokorrentkontos, die von<br />
<strong>der</strong> Bank für kurze Zeit geduldet werden.<br />
Die Liquidität III vergleicht das Umlaufvermögen mit dem<br />
kurzfristigen Fremdkapital:<br />
Liquidität III =<br />
Umlaufvermögen·100<br />
kurzfristiges F remdkapital<br />
Der Sinn dieser Kennzahl liegt darin, dass das Umlaufvermögen<br />
nur kurzfristig Geldmittel bindet bzw. dass aus dem Umlaufvermögen<br />
kurzfristig Geldmittel verfügbar gemacht werden können.<br />
Ein Erfahrungswert sagt, dass die Liquidität III nicht kleiner<br />
als 200 Prozent sein sollte.<br />
Die Aussagefähigkeit <strong>der</strong> Liquiditätskennzahlen ist umstritten,<br />
da diese nur zu Stichtagen aus <strong>der</strong> Bilanz gewonnen werden (und<br />
damit veraltet sind und nicht in die Zukunft weisen) und da die<br />
Fristigkeiten von For<strong>der</strong>ungen und Verbindlichkeiten kaum berücksichtigt<br />
werden.
2.4 Rechnungswesen * 41<br />
Aus diesem Grund wird häufig eine weitere Kennzahl ermittelt,<br />
die feststellt, wie häufig <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungsbestand umgeschlagen<br />
wird:<br />
Umschlagshäufigkeit <strong>der</strong> F or<strong>der</strong>ungen =<br />
Umsatzerlöse<br />
For<strong>der</strong>ungsbestand<br />
Mit Hilfe dieser Kennzahl kann auf die Fristigkeit von For<strong>der</strong>ungen<br />
geschlossen werden. Eine hohe Umschlagshäufigkeit bedeutet,<br />
dass offene Rechnungen schnell bezahlt werden und liquide<br />
Mittel zur Verfügung stehen.<br />
Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse<br />
Die Erfolgsanalyse gibt Auskunft darüber, ob ein Unternehmen<br />
in einer abgelaufenen Abrechnungsperiode wirtschaftlich<br />
gearbeitet hat und für sein eingesetztes Geld mindestens einen<br />
marktüblichen Zins erwirtschaftet hat. Die Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse<br />
basieren auf <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung<br />
und sollen Auskunft darüber geben, ob<br />
<strong>der</strong> Einsatz des Kapitals sich gelohnt hat, d. h., ob das eingesetzte<br />
Kapital mehr erwirtschaftet hat, als <strong>der</strong> marktübliche<br />
Zins erbracht hätte,<br />
ob das Unternehmen grundsätzlich wirtschaftlich gearbeitet<br />
hat.<br />
Die Kapitalumschlagshäufigkeit soll aufzeigen, wie oft innerhalb<br />
einer Abrechnungsperiode das eingesetzte Kapital über den<br />
Umsatz (Erlöse) zurückgeflossen ist. Bei einer hohen Kapitalumschlagshäufigkeit<br />
fließt das Kapital schnell zurück, es muss also<br />
für die Aktivitäten des Unternehmens weniger Kapital aufgebracht<br />
werden. Das Bestreben aller Unternehmen ist es daher,<br />
eine möglichst hohe Kapitalumschlagshäufigkeit zu erzeugen.<br />
Die Kapitalumschlagshäufigkeit wird sowohl für das Eigen- als<br />
auch für das Gesamtkapital berechnet:<br />
Umschlagshäufigkeit des Eigenkapitals = Umsatzerlöse<br />
Eigenkapital<br />
Umschlagshäufigkeit des Gesamtkapitals = Umsatzerlöse<br />
Gesamtkapital<br />
Um die Rentabilität eines Unternehmens zu beurteilen, stellt<br />
die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> weitere Kennzahlen, jeweils bezogen<br />
auf eine Abrechnungsperiode, zur Verfügung:<br />
die Rentabilität des Eigenkapitals,<br />
die Rentabilität des Gesamtkapitals,<br />
die Rentabilität des Umsatzes.<br />
Die Rentabilität des Eigenkapitals wird auch die Unternehmerrentabilität<br />
genannt, da sie dem Unternehmer, <strong>der</strong> Kapital in<br />
das Unternehmen eingebracht hat, sagt, wie hoch sich dieses Kapital<br />
verzinst. Sie wird wie folgt berechnet:<br />
Kapitalumschlagshäufigkeit<br />
Rentabilität des<br />
Eigenkapitals
42 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Rentabilität des<br />
Gesamtkapitals<br />
Umsatzrentabilität<br />
Ebenfalls <strong>der</strong> Erfolgsanalyse zugerechnet wird die Cashflow-<br />
Analyse. Sie beschreibt, in welchem Umfang sich ein Unternehmen<br />
aus eigenen Mitteln finanzieren kann, zum Beispiel für Investitionen.<br />
Von beson<strong>der</strong>em Interesse ist in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Bezug des Inflow<br />
zu den Umsatzerlösen. Diese Kennzahl besagt, wie viel Prozent<br />
vom Umsatz für die Finanzierung, zum Beispiel von Investitionen,<br />
zur Verfügung stehen werden.<br />
Das Verhältnis von Inflow und Umsatz wird wie folgt berechnet:<br />
Cashflow-<br />
Analyse<br />
Inflow<br />
zu Umsatz<br />
Praxis<br />
Materialquote<br />
Personalquote<br />
Eigenkapitalrentabilität = Gewinn·100<br />
Eigenkapital<br />
Die Rentabilität des Gesamtkapitals gibt Auskunft, wie hoch das<br />
Gesamtkapital über den Gewinn verzinst wurde. Da in dem Gewinn<br />
bereits gezahlte Zinsen für Fremdkapital berücksichtigt<br />
wurden, müssen diese wie<strong>der</strong> dem Gewinn zugerechnet werden.<br />
Die Rentabilität des Gesamtkapitals wird wie folgt berechnet:<br />
Gesamtkapitalrentabilität =<br />
(Gewinn + Zinsen)·100<br />
Gesamtkapital<br />
Die Gesamtkapitalrentabilität fasst die Ertragsseite, das heißt,<br />
den Gewinn und die Finanzseite, das heißt, das Gesamtkapital eines<br />
Unternehmens, zusammen. Sie wird häufig auch ROI (Return<br />
on Investment) genannt.<br />
Die Umsatzrentabilität setzt den Gewinn in ein Verhältnis zu<br />
dem erzielten Umsatz. Diese Kennzahl wird überwiegend angewandt,<br />
um mehrere Abrechnungsperioden zu vergleichen und<br />
festzustellen, ob sich das Verhältnis verbessert hat o<strong>der</strong> um<br />
innerhalb einer Branche mehrere Unternehmen zu vergleichen.<br />
Die Umsatzrentabilität ist zwischen unterschiedlichen Branchen<br />
sehr unterschiedlich. Sie berechnet sich wie folgt:<br />
Umsatzrentabilität =<br />
Gewinn·100<br />
Umsatzerlöse<br />
Inflow<br />
= Inflow·100<br />
Umsatz Umsatzerlöse<br />
Diese Kennzahl wird in <strong>der</strong> Praxis häufig als Maßstab für die<br />
Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens verwandt.<br />
Weitere Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse beschreiben die Kostensituation<br />
wie z. B. Materialverbrauch, Personalaufwand o<strong>der</strong> Arbeitsproduktivität.<br />
Die Materialquote misst den Materialverbrauch in Prozent von<br />
den Umsatzerlösen und wird wie folgt berechnet:<br />
Materialquote = Materialverbrauch·100<br />
Umsatzerlöse<br />
Die Personalquote beschreibt das Verhältnis von Löhnen und Gehältern<br />
zu den Umsatzerlösen und wird wie folgt berechnet:<br />
P ersonalquote = Löhne/Gehälter·100<br />
Umsatzerlöse
2.4 Rechnungswesen * 43<br />
Die Arbeitsproduktivität vergleicht die Umsatzerlöse mit <strong>der</strong> Anzahl<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten und wird wie folgt berechnet:<br />
Arbeitsproduktivität =<br />
Umsatzerlöse<br />
Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
In <strong>der</strong> Praxis gibt es viele Varianten, die Arbeitsproduktivität auszuweisen.<br />
So kann zum Beispiel anstelle <strong>der</strong> gesamten Anzahl<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten die Arbeitsproduktivität auf einzelne Bereiche<br />
(zum Beispiel Produktion) bezogen werden.<br />
Dieses Beispiel demonstriert die Berechnung dieser Kennzahlen.<br />
Ein Unternehmen weist die Zahlen <strong>der</strong> Tab. 2.4-2 aus dem<br />
Rechnungswesen aus, jeweils für ein Jahr und in Mio. ¤.<br />
Arbeitsproduktivität<br />
Praxis<br />
Beispiel<br />
Eigenkapital 30<br />
Fremdkapital langfristig 50<br />
Fremdkapital kurzfristig 10<br />
For<strong>der</strong>ungsbestand 10<br />
Anlagevermögen 50<br />
Vorräte 20<br />
Umsatzerlöse 200<br />
Materialverbrauch 100<br />
Löhne/Gehälter 15<br />
Gewinn 20<br />
Zinsen 5<br />
Cashflow (Inflow) 25<br />
Verfügbare Geldmittel 10<br />
Anzahl Mitarbeiter 350<br />
Tab. 2.4-2: Zahlen zu dem Beispiel für Kennzahlen aus dem Rechnungswesen.<br />
For<strong>der</strong>ungen werden hier getrennt von dem Umlaufvermögen<br />
ausgewiesen und behandelt.<br />
Berechnungen <strong>der</strong> Kennzahlen:<br />
Bilanz-/Kapitalstrukturanalyse:<br />
Deckungsgrad I = 30·100 =60%<br />
50<br />
Bedeutet, dass das Anlagevermögen zu 60 Prozent durch Eigenkapital<br />
gedeckt ist.<br />
Deckungsgrad II = (30+50)·100<br />
50<br />
= 160 %
44 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Bedeutet, dass Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital zu<br />
160 Prozent das Anlagevermögen abdecken. Die goldene Bilanzregel<br />
ist somit erfüllt.<br />
Anlagenintensität = 50·100 =56%<br />
(50+30+10)<br />
Bedeutet, dass das Gesamtvermögen zu 56 Prozent aus Anlagevermögen<br />
besteht. Daraus lässt sich schließen, dass das<br />
Unternehmen eine hohe Anlagenintensität hat und hohe Abschreibungen<br />
das Ergebnis belasten dürften. Da <strong>der</strong> Deckungsgrad<br />
II einen hohen Wert aufweist, dürfte die Anlagenintensität<br />
und damit die langfristige Kapitalbindung die Finanzierung<br />
des Unternehmens nicht belasten.<br />
Anteil des Umlaufvermögens = 40·100 =44%<br />
(50+30+10)<br />
Bedeutet, dass das Umlaufvermögen 44 Prozent des Gesamtvermögens<br />
ausmacht. Das Umlaufvermögen wurde hier ergänzt<br />
um die For<strong>der</strong>ungen.<br />
Vorratsquote = 20·100 =22%<br />
(50+30+10)<br />
Bedeutet, dass die Vorräte nur 22 Prozent des Gesamtvermögens<br />
ausmachen. Die Differenz deutet auf hohe liquide Mittel<br />
hin, die ebenfalls im Umlaufvermögen ausgewiesen werden.<br />
Grad <strong>der</strong> finanziellen Unabhängigkeit = 30·100 =33%<br />
(50+30+10)<br />
Bedeutet, dass das Unternehmen zu 33 Prozent aus eigenen<br />
Mitteln finanziert werden kann. Dieser Wert wird in <strong>der</strong> Praxis<br />
als akzeptabel angesehen.<br />
Verschuldungsgrad = (50+10)·100 =67%<br />
(30+50+10)<br />
Der Verschuldungsgrad ist die Umkehrung <strong>der</strong> finanziellen<br />
Unabhängigkeit. Er beschreibt das Verhältnis des Fremdkapitals<br />
zu dem Gesamtkapital.<br />
Liquiditätskennzahlen:<br />
Liquidität I = 10·100 = 100 %<br />
10<br />
Bedeutet, dass alle kurzfristigen Verbindlichkeiten (kurzfristiges<br />
Fremdkapital) durch die verfügbaren Geldmittel abgedeckt<br />
sind.<br />
Liquidität II = (10+10)·100 = 200 %<br />
10<br />
Bedeutet, dass alle kurzfristigen Verbindlichkeiten durch die<br />
verfügbaren Geldmittel und die For<strong>der</strong>ungen zweimal abgedeckt<br />
sind, was auf eine hohe Zahlungsfähigkeit schließen<br />
lässt.<br />
Liquidität III = 40·100 = 400 %<br />
10<br />
Bedeutet, dass das im Umlaufvermögen gebundene Kapital<br />
viermal das kurzfristige Fremdkapital abdeckt. Dieses ist
2.4 Rechnungswesen * 45<br />
wichtig, da im Umlaufvermögen in <strong>der</strong> Regel nur kurzfristig<br />
gebundenes Kapital enthalten ist.<br />
Umschlagshäufigkeit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen = 200 =20<br />
10<br />
Bedeutet, dass die For<strong>der</strong>ungen in einer Abrechnungsperiode<br />
20 mal umgeschlagen werden, was auf ein geringes Risiko eines<br />
For<strong>der</strong>ungsausfalls schließen lässt.<br />
Kennzahlen <strong>der</strong> Erfolgsanalyse:<br />
Umschlagshäufigkeit des Eigenkapitals = 200 =6, 7<br />
30<br />
Bedeutet, dass das Eigenkapital über die Umsatzerlöse während<br />
einer Abrechnungsperiode 6,7 mal zurückverdient wird,<br />
was für den Unternehmer eine sichere Kapitalanlage bedeutet.<br />
Umschlagshäufigkeit des Gesamtkapitals =<br />
2, 2<br />
200<br />
(30+50+10)<br />
=<br />
Bedeutet, dass das Gesamtkapital in einer Abrechnungsperiode<br />
2,2 mal umgeschlagen wird, was auch für einen Fremdkapitalgeber<br />
(z. B. Banken) ein geringes Risiko bedeutet.<br />
Eigenkapitalrentabilität = 20·100 =67%<br />
30<br />
Bedeutet, dass das Eigenkapital sich sehr hoch verzinst. Ein<br />
Vergleich mit dem Marktzins erübrigt sich in diesem Fall.<br />
Gesamtkapitalrentabilität = (20+5)·100 =28%<br />
(30+50+10)<br />
Bedeutet, dass auch das Gesamtkapital weit über einem Marktzins<br />
hinaus verzinst wird.<br />
Umsatzrentabilität = 20·100 =10%<br />
200<br />
Bedeutet, dass dem Unternehmen 10 Prozent des Umsatzes<br />
für die Finanzierung zugeflossen sind.<br />
Inflow/Umsatz = 25·100 =13%<br />
200<br />
Bedeutet, dass das Unternehmen 13 Prozent des Umsatzes für<br />
die Finanzierung aus den Einnahmen abdecken kann.<br />
Materialquote = 100·100 =50%<br />
200<br />
Bedeutet, dass aus den Umsatzerlösen 50 Prozent für Material<br />
ausgegeben werden.<br />
Personalquote = 15·100 =8%<br />
200<br />
Bedeutet, dass aus den Umsatzerlösen 8 Prozent für Löhne<br />
und Gehälter ausgegeben werden.<br />
Arbeitsproduktivität = 200 =0, 57<br />
350<br />
Bedeutet, dass pro Mitarbeiter 570.000,- ¤ Umsatz erbracht<br />
werden.
46 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Der folgende kurze Dialog soll aufzeigen, wie in <strong>der</strong> Praxis mit<br />
Kennzahlen umgegangen wird. Es schil<strong>der</strong>t eine Diskussion im<br />
Vorstand über die Bilanz eines abgelaufenen Jahres:<br />
Beispiel<br />
Controller Emil<br />
Produktionsvorstand<br />
Frost<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Groß<br />
Emil<br />
Frost<br />
Groß<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> Zobel AG bespricht die Bilanz des abgelaufenen<br />
Geschäftsjahres. Controller Emil gibt einen Überblick über<br />
die Situation:<br />
»Die Umsatzrentabilität hat sich verschlechtert. Verantwortlich<br />
hierfür scheinen die zu hohe Material- und Personalquote<br />
zu sein.«<br />
»Lei<strong>der</strong> hat sich die Mitarbeiterproduktivität verschlechtert.<br />
Ich müsste mehr in die Rationalisierung investieren!«<br />
»Dann verschlechtern sich wie<strong>der</strong>um die Anlagenintensität sowie<br />
die Kapitalrentabilität, was unsere Aktionäre nicht begeistern<br />
dürfte.«<br />
»Auch unsere Liquiditätsgrade sehen nicht gut aus. Falls<br />
die Produktion zusätzlich investiert, müssen wir zusätzliches<br />
Fremdkapital aufnehmen und unser Deckungsgrad verschlechtert<br />
sich. Unser Verschuldungsgrad ist schon heute zu<br />
hoch. Ich fürchte, dass die Banken Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> weiteren<br />
Finanzierung von Investitionen machen werden.«<br />
»Also werde ich weniger investieren, um die Anlagenintensität<br />
zu reduzieren und die Deckungsgrade zu verbessern.«<br />
»Alternativ könnten wir auch die Vorratsquote verbessern und<br />
auf diese Weise zusätzliche Liquidität erzeugen. Gleichzeitig<br />
sollten wir über ein intensiveres For<strong>der</strong>ungsmanagement<br />
nachdenken, um die Umschlagshäufigkeit unserer For<strong>der</strong>ungen<br />
zu erhöhen, was wie<strong>der</strong>um unser Verhältnis von Inflow<br />
zu Umsatz und unsere Liquidität verbessert«.<br />
2.4.7.2 Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung *<br />
Kennzahlen, die aus dem Rechnungswesen gewonnen wurden,<br />
haben die Schwäche, dass sie nur in die Vergangenheit sehen<br />
und nur stichtagsbezogene Informationen liefern. Sie betrachten<br />
nur die Zusammenhänge zwischen wenigen, i. d. R. zwei Aussagen.<br />
Sie reichen daher für die Steuerung von Unternehmen allein<br />
nicht aus. Es wurden daher zusätzliche Kennzahlen entwickelt,<br />
die nicht dem Rechnungswesen entnommen werden können.<br />
Es handelt sich bei diesen Kennzahlen um angeblich finanziell<br />
nicht bewertbare sogenannteweicheErfolgsfaktoren.
2.4 Rechnungswesen * 47<br />
Im Folgenden wird erläutert,<br />
welche Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens existieren,<br />
wie diese Kennzahlen ermittelt und gemessen werden,<br />
welche Bedeutung diese Kennzahlen für die Steuerung eines<br />
Unternehmens haben,<br />
wie eine Balanced Score Card aufgebaut ist.<br />
Vorschau<br />
Diverse Kennzahlen<br />
Charakteristisch für alle Kennzahlen, die nicht aus dem Rechnungswesen<br />
gewonnen werden, ist, dass sie schwer zu erfassen<br />
und zu bewerten sind. Häufig werden sie auf <strong>der</strong> Basis von subjektiven<br />
Einschätzungen <strong>der</strong> Experten gewonnen und mit einem<br />
beliebigen Index entwe<strong>der</strong> auf einer Skala o<strong>der</strong> in Prozent versehen.<br />
Einige <strong>der</strong> wichtigsten Kennzahlen werden im Folgenden<br />
beschrieben.<br />
Die Kundenzufriedenheit ist von großer Bedeutung für die<br />
Steuerung von Unternehmen. Ein zufriedener Kunde neigt zu<br />
Wie<strong>der</strong>holungskäufen. Er kann auch zu einer Verbesserung<br />
des Images eines Unternehmens beitragen und somit indirekt<br />
Werbung leisten. Die Kundenzufriedenheit beeinflusst daher<br />
mittelbar den Umsatz. Unternehmen versuchen zunehmend, die<br />
Kundenzufriedenheit zu messen.<br />
In <strong>der</strong> Regel befragen Unternehmen ihre Kunden und tragen die<br />
Ergebnisse auf einer Skala von 1 bis 5 o<strong>der</strong> 1 bis 10 ein. Die<br />
Fragen an den Kunden werden von den Unternehmen individuell<br />
formuliert, das heißt, an das jeweilige Geschäft angepasst. Im<br />
Folgenden werden einige Fragen formuliert, wie sie häufig gestellt<br />
werden:<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Wie schätzen Sie die Qualität unserer Produkte ein? Kundenbefragung<br />
Halten Sie uns für einen zuverlässigen Lieferanten?<br />
(weiche<br />
Sind Sie mit <strong>der</strong> Betreuung durch unsere Mitarbeiter zufrieden?<br />
Faktoren)<br />
Fühlen Sie sich mit Ihren Wünschen von uns verstanden?<br />
Diese Einschätzungen können über sogenannte harte Faktoren<br />
ergänzt werden wie zum Beispiel<br />
Messung <strong>der</strong> Anzahl von Reklamationen, Harte Faktoren<br />
Messung von Wie<strong>der</strong>holungskäufen durch den Kunden,<br />
Messung von Marktanteilen.<br />
Alle Informationen werden zu einem Kundenzufriedenheitsindex<br />
verdichtet.<br />
Alle Unternehmen messen die Qualität ihrer Produkte bzw. Serviceleistungen.<br />
Die Verfahren, wie die Qualität gemessen und
48 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Qualität<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
beschrieben wird, sind allerdings sehr unterschiedlich und orientieren<br />
sich sowohl an den Kundenwünschen als auch an den<br />
unterschiedlichen Produkten.<br />
Fast allen Verfahren gemeinsam ist, dass zunächst die Qualitätskriterien<br />
aus <strong>der</strong> Sicht des Kunden bestimmt werden. Diese werden<br />
anschließend mit Messgrößen versehen. Üblicherweise entstehen<br />
viele Messgrößen für unterschiedliche Produkte, die in<br />
<strong>der</strong> Regel zu einem Qualitätsindex verdichtet werden. Durch<br />
die Verdichtung geht viel an Information verloren. Dieses ist <strong>der</strong><br />
Grund, dass Unternehmen für die Steuerung ihrer Qualität mit<br />
mehreren Qualitätsinformationen arbeiten.<br />
Die Frage nach <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit setzt sich zunehmend<br />
durch, da diese die Effizienz <strong>der</strong> Arbeit nachhaltig beeinflusst.<br />
Eine aussagekräftige Methode zur Messung <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit<br />
existiert zur Zeit nicht. Soweit Unternehmen<br />
an <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit interessiert sind, versuchen sie,<br />
diese über Mitarbeiterbefragungen herauszufinden. Ein mo<strong>der</strong>ner<br />
Ansatz versucht, die Ressource Arbeitskraft über mehrere<br />
Kennzahlen, ebenfalls als Ergebnis einer Befragung, zu bilanzieren.<br />
Dabei wird festgestellt inwieweit:<br />
die Arbeit übernutzt wird, zum Beispiel durch Stress, Burn<br />
Out Syndrome o<strong>der</strong> psychische Beschwerden,<br />
die Arbeit unternutzt wird, zum Beispiel durch Demotivation,<br />
Unzufriedenheit o<strong>der</strong> falscher Einsatz,<br />
eine Entfaltung des Mitarbeiters möglich ist, zum Beispiel<br />
durch Kompetenzentwicklung, soziale Kontakte o<strong>der</strong> Erholungsfaktoren,<br />
sonstige Werttreiber die Effizienz des Mitarbeiters beeinflussen,<br />
zum Beispiel Kreativität, Kundenorientierung, fachliches<br />
Wissen o<strong>der</strong> das Klima im Team.<br />
Eine Übernutzung von Mitarbeitern entsteht, wenn von diesen<br />
mehr gefor<strong>der</strong>t wird, als sie zu leisten vermögen. Eine Unternutzung<br />
von Mitarbeitern entsteht, wenn diese unterhalb ihres<br />
Leistungsvermögen eingesetzt werden.<br />
Jedes Unternehmen ergänzt diese Liste um seine speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Die Erfassung dieser sogenannten weichen Faktoren<br />
wird unterstützt über Statistiken, wie zum Beispiel Fluktuationsrate<br />
o<strong>der</strong> Krankenstatistik, die erst im Zusammenhang<br />
mit den Befragungen Hinweise auf die Ursachen erfasster Daten<br />
geben.<br />
Unternehmen versuchen häufig, die gesammelten Informationen<br />
zu einer Kennzahl, dem Mitarbeiterzufriedenheitsindex, zu<br />
verdichten. Diese Kennzahl hat den Nachteil, dass in <strong>der</strong> Verdichtung<br />
die wesentlichen Ursachen für eine mangelnde Mitar-
2.4 Rechnungswesen * 49<br />
beiterzufriedenheit verloren gehen. Manche Unternehmen weisen<br />
deshalb nur für sie relevante Einflussgrößen <strong>der</strong> Mitarbeiterzufriedenheit<br />
aus, um diese zur Steuerung des Unternehmens zu<br />
verwenden, d. h. entsprechende Maßnahmen einzuleiten.<br />
Da das eingekaufte Material zunehmend eine Rolle bei <strong>der</strong> Steuerung<br />
von Unternehmen spielt, gewinnt die Beurteilung von Lieferanten<br />
immer mehr Bedeutung. Ähnlich den übrigen Kennzahlen,<br />
die nicht aus dem Rechnungswesen gewonnen werden<br />
können, gibt es auch für die Beurteilung von Lieferanten mehrere<br />
Kriterien, nämlich<br />
die Qualität <strong>der</strong> gelieferten Produkte,<br />
das Preisniveau,<br />
die Reaktionszeit bei Störungen.<br />
Viele Unternehmen leiten aus diesen Kriterien ein Ranking ihrer<br />
Lieferanten her, welches die Auftragsvergabe zukünftiger Aufträge<br />
beeinflusst.<br />
Abb. 2.4-21 gibt nochmals einen Überblick über die wesentlichen<br />
Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
wird nochmals dargestellt, wie diese Kennzahlen erfasst und<br />
welche Ziele im Unternehmen mit Hilfe dieser Kennzahlen verfolgt<br />
werden.<br />
Lieferantenbeurteilung<br />
Praxis<br />
Kennzahl<br />
Qualität<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
Lieferantenbeurteilung<br />
Erfassung<br />
Befragungen<br />
Reklamationen<br />
Qualitätskriterien<br />
Messungen<br />
Verdichtungen<br />
Befragungen<br />
Bilanzierung<br />
Arbeit<br />
Fluktuationsrate<br />
Wie<strong>der</strong>holungskäufe<br />
Qualitätsmessungen<br />
Preisniveau<br />
Flexibilität<br />
Auswirkung<br />
Marktanteile<br />
Krankenstatistik<br />
Umsatz Image /Umsatz Effizienz<br />
Arbeit<br />
Materialsteuerung<br />
Abb. 2.4-21: Bedeutung <strong>der</strong> Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens.<br />
Für die Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens liegt noch<br />
keine Standardisierung vor, obwohl die Kennzahlen eine hohe<br />
Bedeutung für die Steuerung von Unternehmen haben. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Kundenzufriedenheit, die Qualität, die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
und die Lieferantenbeurteilung werden in <strong>der</strong> Praxis<br />
häufig genutzt, obwohl die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> diese Kennzahlen<br />
vernachlässigt. Die Erfassung dieser Kennzahlen wird in<br />
<strong>der</strong> Regel über Befragungen durchgeführt. Diese Befragungen<br />
werden ergänzt über Statistiken, die zwar Zahlen liefern, die allerdings<br />
keinen eindeutigen Rückschluss auf eine entsprechende<br />
Praxis
50 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Kennzahl erlauben. Auf <strong>der</strong> Basis dieser Kennzahlen sollen wesentliche<br />
Unternehmensziele beeinflusst werden. Die Kundenzufriedenheit<br />
soll den Umsatz festigen o<strong>der</strong> sogar ausweiten,<br />
die Qualität <strong>der</strong> Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen das Image und<br />
damit auch den Umsatz des Unternehmens stärken, die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
soll die Effizienz <strong>der</strong> Arbeit verbessern, die<br />
Lieferantenbeurteilung soll die Materialseite des Unternehmens<br />
absichern.<br />
Aufbau einer<br />
Balanced Score<br />
Card<br />
Abhängigkeiten<br />
<strong>der</strong><br />
Perspektiven<br />
Balanced Score Card<br />
Das Dilemma von Kennzahlen außerhalb des Rechnungswesens<br />
ist es, dass diese nur sehr schwer zu erfassen sind, obwohl ihre<br />
Bedeutung als werttreibende Faktoren deutlich ist. Die <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
bietet ein Instrumentarium an, mit dessen Hilfe<br />
diese Erfolgsfaktoren von Unternehmen gemessen und mit<br />
finanziellen Kennzahlen verknüpft werden können: die Balanced<br />
Score Card. Aus Verständnisgründen wird im Folgenden die<br />
Balanced Score Card vereinfacht dargestellt.<br />
Die Abb. 2.4-22 gibt einen Überblick, wie eine Balanced Score<br />
Card aufgebaut ist. Die Balanced Score Card will über mehrere,<br />
in <strong>der</strong> Regel vier, Perspektiven alle Erfolgsfaktoren für Unternehmen<br />
abbilden. Zu je<strong>der</strong> Perspektive weist die Balanced Score<br />
Card Erfolgsfaktoren aus, die auf <strong>der</strong> Basis dieser Perspektive<br />
gestaltet werden können.<br />
Die erste Perspektive ist die Finanzperspektive, dieaufzeigt,<br />
ob <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Erfolgsfaktoren in wirtschaftlichen Ergebnissen<br />
wie<strong>der</strong>zufinden ist.<br />
Die Kundenperspektive soll zeigen, wie wettbewerbsfähig ein<br />
Unternehmen ist hinsichtlich Produkten bzw. Dienstleistungen,<br />
<strong>der</strong> Kundenbeziehungen, dem Image, dem Produktportfolio sowie<br />
<strong>der</strong> Flexibilität des Unternehmens gegenüber beson<strong>der</strong>en<br />
Kundenwünschen.<br />
Die interne Perspektive beschreibt die internen Prozesse wie<br />
zum Beispiel Prozessoptimierung, Kostenmanagement o<strong>der</strong> das<br />
Engagement des Personals.<br />
Die Innovations- und Wissensperspektive beschreibt, ob ein<br />
Unternehmen in <strong>der</strong> Lage ist, sich zu verbessern und Innovationen<br />
durchzusetzen. Interessant sind in diesem Zusammenhang<br />
insbeson<strong>der</strong>e das Produktportfolio, die Innovationsfähigkeit<br />
eines Unternehmens, aber auch die fachliche Qualifikation <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter.<br />
Die Balanced Score Card versucht, die einzelnen Perspektiven in<br />
ihren Abhängigkeiten zu zeigen. Die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> internen<br />
Perspektive sind Voraussetzung für die Gestaltung <strong>der</strong> Kun-
2.4 Rechnungswesen * 51<br />
den- und Wissensperspektive. Diese drei Perspektiven wie<strong>der</strong>um<br />
sind die Grundlage für die Finanzperspektive.<br />
Kunden-<br />
Perspektive<br />
Finanz-<br />
Perspektive<br />
n Umsatz<br />
n Gewinn<br />
n Klassische<br />
Kennzahlen<br />
n Kundenbeziehungen<br />
n Image<br />
n Portfolio<br />
n Flexiblität<br />
Balanced Score<br />
Card<br />
Wissens-<br />
Perspektive<br />
n Portfolio<br />
n Innovation<br />
n Qualifikation<br />
Mitarbeiter<br />
Interne<br />
Perspektive<br />
n Prozessoptimierung<br />
n Kostenmanagement<br />
n Personaleinsatz<br />
Abb. 2.4-22: Perspektiven einer Balanced Score Card.<br />
Die Abb. 2.4-23 gibt einen zusammenfassenden Überblick über<br />
die Inhalte <strong>der</strong> einzelnen Perspektiven, unterglie<strong>der</strong>t nach den<br />
Erfolgsfaktoren, die bei einer Aktivierung zu positiven finanziellen<br />
Ergebnissen führen, nach den Messgrößen, die aufzeigen<br />
wie diese Erfolgsfaktoren beschrieben werden können, sowie<br />
den Maßnahmen, mit <strong>der</strong>en Hilfe die Erfolgsfaktoren aktiviert<br />
werden können. Die Elemente einer Balanced Score Card<br />
können sehr vielfältig sein. Die in Abb. 2.4-23 dargestellten Elemente<br />
sind daher nur als Beispiele zu verstehen.<br />
Die Perspektiven <strong>der</strong> Balanced Score Card lassen sich beschreiben<br />
über die Elemente Erfolgsfaktoren, Messgrößen, wie diese<br />
Erfolgsfaktoren dargestellt werden sollen, sowie Maßnahmen um<br />
diese Erfolgsfaktoren zu aktivieren.<br />
Die interne Perspektive beschreibt als Erfolgsfaktoren die Prozessoptimierung,<br />
das Kostenmanagement und das Engagement<br />
des Personals o<strong>der</strong> besser <strong>der</strong> Mitarbeiter. Sie zeigt als Beispiele<br />
folgende Messgrößen: Produktivität <strong>der</strong> Mitarbeiter, Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Kosten sowie den Mitarbeiterzufriedenheitsindex. Als<br />
Maßnahmen, diese Erfolgsfaktoren zu aktivieren, werden hier<br />
beispielhaft genannt: Re-Engineering <strong>der</strong> technischen Prozesse,<br />
eine Optimierung des Materialeinsatzes sowie eine Personalentwicklung,<br />
um das Engagement <strong>der</strong> Mitarbeiter zu steigern.<br />
Perspektiven<br />
Interne<br />
Perspektive
52 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Perspektive<br />
Erfolgsfaktoren<br />
Messgrößen<br />
Maßnahmen<br />
Interne Perspektive<br />
Prozessoptimierung<br />
Kostenmanagement<br />
Personaleinsatz<br />
Produktivität<br />
Verän<strong>der</strong>ung Kosten<br />
Zufriedenheitsindex<br />
Re-Engineering<br />
Materialeinsatz<br />
Personalentwicklung<br />
Wissensperspektive<br />
Portfolio<br />
Innovation<br />
Qualifikation<br />
Mitarbeiter<br />
Alter <strong>der</strong> Produkte<br />
Umsatz neue<br />
Produkte<br />
Schulungsaufwand<br />
Portfolio<br />
Management<br />
F&E<br />
Fachliches Training<br />
Kundenperspektive<br />
Kundenbeziehungen<br />
Image<br />
Portfolio<br />
Flexibilität<br />
Marktanteile<br />
Zufriedenheitsindex<br />
Kundennutzen<br />
Reaktionszeit<br />
Personalentwicklung<br />
Kundenzufriedenheit<br />
F&E<br />
Flexibilität Personal<br />
Finanzperspektive<br />
Umsatz<br />
Gewinn<br />
Klassische<br />
Kennzahlen<br />
Abb. 2.4-23: Beispiel einer Balanced Score Card.<br />
Wissensperspektive<br />
Kundenperspektive<br />
Die Wissensperspektive beschreibt als Erfolgsfaktoren das<br />
Produktportfolio, die Innovationsfähigkeit des Unternehmens<br />
sowie die fachliche Qualifikation <strong>der</strong> Mitarbeiter. Als Messgrößen<br />
werden ebenfalls beispielhaft aufgeführt: das Alter <strong>der</strong> Produkte<br />
aus dem Produktportfolio, <strong>der</strong> Umsatz mit neuen Produkten<br />
sowie <strong>der</strong> Aufwand für Schulungen. Die Erfolgsfaktoren könnten<br />
über folgende Maßnahmen aktiviert werden: Ein bewusstes<br />
Portfoliomanagement mit <strong>der</strong> Entwicklung von Vorgaben für die<br />
Forschung, Intensivierung <strong>der</strong> Aufwendungen für Forschung und<br />
Entwicklung sowie weiteres fachliches Training <strong>der</strong> Mitarbeiter.<br />
Die Kundenperspektive beschreibt als Erfolgsfaktoren die<br />
Kundenbeziehungen, das Image des Unternehmens bei den Kunden,<br />
das Produktportfolio, das den Kundennutzen treffen muss<br />
sowie die Flexibilität des Unternehmens, auf beson<strong>der</strong>e Kundenwünsche<br />
einzugehen. Gemessen werdenkönnendieErfolgsfaktoren<br />
über Marktanteile des Unternehmens, den Kundenzufriedenheitsindex,<br />
den Kundennutzen sowie die Reaktionszeit des<br />
Unternehmens auf beson<strong>der</strong>e Kundenwünsche. Die Erfolgsfaktoren<br />
lassen sich aktivieren über eine Personalentwicklung innerhalb<br />
des Unternehmens, um die Mitarbeiter auf die Betreuung<br />
des Kunden zu konzentrieren, Beachtung <strong>der</strong> Kundenzufriedenheit,<br />
Intensivierung von Forschung und Entwicklung sowie erneut<br />
Personalentwicklung, um Mitarbeiter darauf zu trainieren,<br />
flexibel auf Kundenwünsche einzugehen.
2.4 Rechnungswesen * 53<br />
Die Finanzperspektive stellt das Ergebnis einer Aktivierung<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Erfolgsfaktoren dar, hier beispielsweise über Umsatz,<br />
Gewinn o<strong>der</strong> klassische Kennzahlen.<br />
Die Balanced Score Card versucht, die einzelnen Perspektiven in<br />
ihren Abhängigkeiten zu zeigen. Die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> internen<br />
Perspektive sind Voraussetzung für die Gestaltung <strong>der</strong> Kunden-<br />
und Wissensperspektive. Diese drei Perspektiven wie<strong>der</strong>um<br />
sind die Grundlage für die Finanzperspektive.<br />
Die klassische Balanced Scorecard beinhaltet auch den Zusammenhang<br />
von Visionen und Strategien mit den Perspektiven.<br />
Dieses wurde hier aus Vereinfachungsgründen vernachlässigt.<br />
Finanzperspektive<br />
Hinweis<br />
2.4.7.3 Fallstudie Familie Schulze: Kennzahlen zur<br />
Unternehmenssteuerung *<br />
Das folgende Beispiel basiert auf <strong>der</strong> Fallstudie »Fallstudie Familie<br />
Schulze: Die Bilanz«, S. 18.<br />
Frau Schulze führt eine Galerie, malt Bil<strong>der</strong>, stellt diese aus und<br />
verkauft sie. Die Auslieferung führt sie selbst mit einem eigenen<br />
Auto aus (Kaufpreis 25.000,- ¤, ein Jahr alt). Der durchschnittliche<br />
Jahreserlös beträgt 10.000,- ¤, die Kosten betragen 3.000,-<br />
¤/Jahr für Material und 2.000,- ¤/Jahr für Werbung. Der Wert ihrer<br />
noch nicht verkauften Bil<strong>der</strong> stieg durch 5 neue Arbeiten von<br />
10.000,- ¤ auf 15.000,- ¤ im laufenden Jahr.<br />
Kann für die Galerie <strong>der</strong> Frau Schulze eine Balanced Score Card<br />
erstellt werden?<br />
Die Balanced Score Card für die Galerie <strong>der</strong> Frau Schulze wird in<br />
<strong>der</strong> Abb. 2.4-24 dargestellt.<br />
Hinweis<br />
Erweiterung <strong>der</strong><br />
Fallstudie<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Perspektive<br />
Erfolgsfaktoren<br />
Messgrößen<br />
Maßnahmen<br />
Interne Perspektive<br />
Kostenmanagement<br />
Material &Werbung<br />
Verän<strong>der</strong>ung Kosten<br />
Re-Engineering<br />
Materialeinsatz<br />
Wissensperspektive<br />
Portfolio<br />
Ausbildung<br />
Frau Schulze<br />
Umsatz Fotos<br />
Schulungsaufwand<br />
Portfolio<br />
Management<br />
Fachliches Training<br />
Kundenperspektive<br />
Kundenbeziehungen<br />
(Ausstellungen)<br />
Image<br />
Zufriedenheitsindex<br />
Kundennutzen<br />
Zusätzliche<br />
Ausstellungen<br />
Finanzperspektive<br />
Umsatz<br />
Gewinn<br />
Klassische<br />
Kennzahlen<br />
Abb. 2.4-24: Balanced Score Card für die Galerie von Frau Schulze.
54 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> internen Perspektive sind Kostenmanagement<br />
für Material und Werbung. Diese können über eine Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Kosten gemessen werden. Frau Schulze muss allerdings<br />
die entsprechenden Reduzierungen einleiten, zum Beispiel<br />
indem sie eine neue Maltechnik anwendet, die weniger Farben<br />
verbraucht (Re-Engineering).<br />
Eine neue Maltechnik kann Frau Schulze nur einsetzen, wenn<br />
sie ihre Wissensperspektive erweitert. Die Erfolgsfaktoren sind:<br />
Ein erweitertes Angebot an Kunst (Fotos) o<strong>der</strong> eine Zusatzausbildung<br />
für Frau Schulze. Diese Erfolgsfaktoren können gemessen<br />
werden über zusätzlichen Umsatz aus neuen Produkten o<strong>der</strong><br />
über den Schulungsaufwand von Frau Schulze. Als Maßnahmen<br />
muss Frau Schulze ihr Angebot zum Beispiel um Fotos erweitern<br />
und zusätzliche Seminare (zum Beispiel über Fototechnik)<br />
besuchen.<br />
Die Erweiterung <strong>der</strong> Wissensperspektive ermöglicht es Frau<br />
Schulze im Rahmen <strong>der</strong> Kundenperspektive weitere Erfolgsfaktoren<br />
zu finden. Diese sind: Verbesserung <strong>der</strong> Kundenbeziehungen<br />
durch weitere Ausstellungen und damit auch eine Verbesserung<br />
des Images <strong>der</strong> Galerie. Frau Schulze kann während <strong>der</strong> Ausstellungen<br />
Kunden befragen über <strong>der</strong>en Zufriedenheit und den Nutzen<br />
aus dem Kauf von Arbeiten <strong>der</strong> Frau Schulze. Maßnahme für<br />
Frau Schulze ist die Organisation zusätzlicher Ausstellungen.<br />
Alle bisherigen Perspektiven wirken auf die Finanzperspektive,<br />
die gemessen wird an Umsatz, Gewinn und klassischen Kennzahlen.<br />
2.5 Modelle in <strong>der</strong> BWL *<br />
Methodisch bedient sich die BWL unterschiedlicher Modelle. In<br />
Beschreibungsmodellen werden empirische Erscheinungen abgebildet,<br />
ohne diese zu analysieren o<strong>der</strong> Konsequenzen aus diesen<br />
zu empfehlen. In Erklärungsmodellen werden die Ursachen<br />
für empirische Erscheinungen erklärt und in Entscheidungsmodellenwerden<br />
optimale Handlungen errechnet. Das wichtigste<br />
Modell <strong>der</strong> BWL ist das Bugetary Control Model. DiesesModell<br />
stellt eine Mischung aus Beschreibungsmodell und Entscheidungsmodell<br />
dar und gibt Unternehmen Handlungsempfehlungen<br />
für die Durchführung einer Budgetierung.<br />
Ein Modell ist die möglichst realitätsgetreue Darstellung von Objekten<br />
o<strong>der</strong> Prozessen. Ein Modell soll helfen, das Verständnis<br />
für bestimmte Vorgänge zu vertiefen.
2.5 Modelle in <strong>der</strong> BWL * 55<br />
In <strong>der</strong> BWL werden verschiedene Modelle angewandt:<br />
Beschreibungsmodelle o<strong>der</strong> auch deskriptive Modelle beschreiben<br />
lediglich bestimmte Sachverhalte, zum Beispiel beschreibt<br />
das Verhaltensmodell des »Homo Ökonomicus« nur<br />
die Verhaltensweisen von Menschen (in <strong>der</strong> BWL sind dieses<br />
die Mitarbeiter), hat aber wesentlichen Einfluss auf alle Methoden,<br />
welche die BWL für die Führung von Betrieben empfiehlt.<br />
Beschreibungsmodelle werden in <strong>der</strong> Regel verbal formuliert.<br />
Erklärungsmodelle o<strong>der</strong> auch explikative Modelle versuchen,<br />
betriebliche Sachverhalte zu erklären, damit handelnde<br />
Personen daraus Aktionen herleiten bzw. Entscheidungen<br />
trefffen können. Erklärungsmodelle können sowohl verbal<br />
als auch mathematisch formuliert werden.<br />
Entscheidungsmodelle werden in <strong>der</strong> Regel mathematisch<br />
formuliert. Sie beinhalten in <strong>der</strong> Regel die Festlegung einer<br />
Zielfunktion, <strong>der</strong> Nebenbedingungen und <strong>der</strong> Zusammenhänge<br />
zwischen den Aussagen <strong>der</strong> Zielfunktion und den Randbedingungen<br />
(Nebenbedingungen). Entscheidungsmodelle bieten<br />
bereits eine optimierte Lösung für ein Entscheidungsproblem<br />
an.<br />
Das Budgetary Control Model ist ein Basis-Modell <strong>der</strong> BWL für<br />
die Steuerung großer, komplexer Betriebe [Daum03, S.1 ff.]. Es<br />
ist die Basis für die Budgetierung, die in <strong>der</strong> Praxis noch heute<br />
mit großem Erfolg angewandt wird und die ein wesentlicher<br />
Kontrollmechanismus ist [WeLi08, S.11 ff.].<br />
Budgetary Control Model<br />
Weber beschreibt drei Elemente dieses Modells (das er auch den<br />
traditionellen Ansatz <strong>der</strong> Budgetierung nennt) [WeLi08, S. 11 ff.]:<br />
<br />
<br />
Philosophie ist, dass Pläne/Budgets immer zu erfüllen sind.<br />
Deshalb erzwingt die Budgetierung eine Prognose durch<br />
den Betroffenen schon bei <strong>der</strong> Erstellung eines Planes damit<br />
er die Vorgaben durch das Budget auch einhalten kann. Die<br />
Prognosen, beziehungsweise die budgetierten Werte erfolgen<br />
in <strong>der</strong> Regel aus Fortschreibungen <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />
Die Budgetierung soll bei steigen<strong>der</strong> Komplexität die Koordination<br />
in Unternehmen ermöglichen. Diese Koordination erfolgt<br />
über die Pläne (Budgets), die sehr vollständig und detailliert<br />
sein müssen. Dementsprechend ist <strong>der</strong> Formalisierungsgrad<br />
hoch. Die Koordination basiert auf intern orientierten<br />
Zielen, sie berücksichtigt nicht Kundenbeziehungen<br />
o<strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Märkte. Die intern orientierten<br />
Ziele sind zahlenmäßig fixiert und basieren auf Informationen<br />
des Rechnungswesens (Vergangenheit). Auf dem Weg <strong>der</strong>
56 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Kritik<br />
Koordination werden den Entscheidungsträgern in Unternehmen<br />
Ressourcen zugeordnet (für die Erfüllung <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Aufgaben) beziehungsweise knappe Ressourcen verteilt.<br />
Die Einhaltung <strong>der</strong> Budgets muss kontrolliert werden. Aus<br />
diesem Kontrollmechanismus leitet Weber eine Motivation<br />
her. Das Modell sieht in diesem Zusammenhang vor, dass<br />
die Betroffenen zwar bei <strong>der</strong> Erstellung von Budgets beteiligt<br />
werden (Partizipation), allerdings fremd zu kontrollieren<br />
sind (Fremdkontrolle). In <strong>der</strong> Praxis wird aus diesem Grund<br />
häufig die Einhaltung von Budgets mit <strong>der</strong> Vergabe von Incentives<br />
(Geld) verbunden.<br />
Das Modell des Budgetary Control hat sich als Steuerungswerkzeug<br />
für das Management von Unternehmen in <strong>der</strong> Praxis durchgesetzt,<br />
da es auch in komplexen Strukturen (z. B. große Unternehmen<br />
o<strong>der</strong> Konzerne) eine Steuerung und Kontrolle <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Aktivitäten ermöglicht. Es bildet auch die Grundlage<br />
für die Philosophie <strong>der</strong> Budgetierung, wie sie von <strong>der</strong> BWL und<br />
<strong>der</strong> Praxis überwiegend verfolgt wird.<br />
Das traditionelle Modell <strong>der</strong> Budgetierung unterliegt in Praxis<br />
und Wissenschaft intensiver Kritik [WeLi08, S. 19 ff.]:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Budgetierung muss einen Betrieb vollständig abbilden, da<br />
sonst die koordinierende Funktion verloren gehen würde.<br />
Diese Vollständigkeit verursacht einen hohen Aufwand in den<br />
jeweiligen Unternehmen.<br />
Die internen Ziele sind nicht marktorientiert. Sie werden<br />
mit den permanenten Verän<strong>der</strong>ungen des unternehmerischen<br />
Umfeldes unrealistisch beziehungsweise fehlerhaft.<br />
Das Budgetary Control Model leitet die Vorhersagen für die<br />
Zukunft aus einer Fortschreibung von Vergangenheitswerten<br />
ab. Dieses führt jedoch bei einer zunehmenden Verän<strong>der</strong>ungsgeschwindigkeit<br />
des unternehmerischen Umfeldes zu<br />
falschen Prognosen.<br />
Das Budgetary Control Model verknüpft die Einhaltung von<br />
Budgets mit Incentives für die Verantwortlichen. Dieses führt<br />
zu einem Sicherheitsdenken <strong>der</strong> Verantwortlichen (Einarbeiten<br />
von Sicherheiten in die Budgets), ein Verhalten, das die<br />
Sicherheitsbildung in Unternehmen überbestimmt, da alle Betroffenen<br />
Sicherheiten einplanen und diese nicht veröffentlichen<br />
(aus Sorge, dass diese Sicherheiten durch das Topmanagement<br />
aufgelöst werden).<br />
Die Budgetierung erfolgt jeweils für die kommende Planperiode<br />
und berücksichtigt nicht Verän<strong>der</strong>ungen, die im Anschluss<br />
an diese Periode auftreten können.<br />
Das Modell erzwingt einen großen Kontrollaufwand, <strong>der</strong> nicht<br />
von den Betroffenen erbracht wird (Fremdkontrolle). Die-
2.6 Ziele in <strong>der</strong> BWL * 57<br />
ser Kontrollaufwand beinhaltet die Abweichungsanalysen als<br />
Folge <strong>der</strong> Budgetierung und eine Überwachung durch die Führungskräfte.<br />
Advanced Budgeting<br />
Um die Probleme <strong>der</strong> traditionellen Budgetierung zu vermeiden<br />
wurde das Modell in <strong>der</strong> Praxis ergänzt:<br />
Vereinfachung <strong>der</strong> Budgetierung durch Konzentration auf erfolgskritische<br />
Prozesse, um den Aufwand zu reduzieren.<br />
In die Planung werden auch zukünftige Aspekte einbezogen.<br />
Es werden zusätzliche Planungswerkzeuge zur Verfügung gestellt.<br />
Ziele werden um relative Ziele ergänzt und marktorientiert<br />
formuliert. Siehe hierzu auch das Kapitel »Ziele in <strong>der</strong> BWL«,<br />
S. 57.<br />
Für die Einhaltung von Budgets werden keine Incentives vergeben.<br />
Die Fremdkontrolle des Budgetary Control Models wird<br />
durch eine Selbstkontrolle <strong>der</strong> Mitarbeiter ersetzt.<br />
2.6 Ziele in <strong>der</strong> BWL *<br />
Die Formulierung von Zielen ist eine <strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen,<br />
um Modelle formulieren zu können. Diese Ziele werden<br />
unterschieden nach fixierten und relativen Zielen. Fixierte Ziele<br />
werden in Zahlen festgehalten, während relative Ziele vorzugsweise<br />
eine Rangfolge beschreiben, die das Unternehmen erreichen<br />
will, zum Beispiel »Wir wollen Maktführer werden«. Bei relativen<br />
Zielen vergleicht sich ein Unternehmen mit an<strong>der</strong>en (Unternehmen<br />
o<strong>der</strong> Institutionen). Die BWL verfolgt grundsätzlich<br />
das Ziel <strong>der</strong> Gewinnmaximierung jeglicher unternehmerischer<br />
Operation. Dieses Ziel ist in <strong>der</strong> Wissenschaft sehr umstritten.<br />
Um Erklärungs- und Entscheidungsmodelle einsetzen zu<br />
können müssen zunächst Ziele formuliert werden. Diese Ziele<br />
sollen wertfrei (von ethisch sozialen Beurteilungen) sein, damit<br />
eine finanzielle Bewertung ermöglicht wird. Im Folgenden wird<br />
die Zielbildung in Betrieben beschrieben.<br />
Im Prinzip verfolgt die BWL die Gewinnmaximierung als Ziel jeglicher<br />
Operation.<br />
Schmalenbach lehnt dieses Prinzip ab [Schm31, S. 94]. Er hat<br />
ein neues Prinzip definiert, die »gemeinschaftliche Wirtschaftlichkeit«.<br />
Dieses konnte sich allerdings in <strong>der</strong> Praxis nicht durchsetzen.<br />
Wissenschaftlich bleibt es bei einer Kritik an dem Prinzip<br />
<strong>der</strong> Gewinnmaximierung:
58 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Praxis<br />
Beispiel<br />
In <strong>der</strong> Praxis werden immer mehrere Ziele gleichzeitig verfolgt.<br />
Dieses richtet sich gegen die Ausschließlichkeit <strong>der</strong> Gewinnmaximierung.<br />
Über ethisch soziale Prinzipien darf sich heute niemand mehr<br />
hinwegsetzen.<br />
In <strong>der</strong> Praxis ist eine Mischung aus beiden Argumenten (BWL und<br />
Schmalenbach) zu finden.<br />
Es bleibt allerdings bei <strong>der</strong> Philosophie, dass die Realisierung<br />
auch von ethisch sozialen Zielen mit zusätzlichen Kosten verbunden<br />
ist und somit die Ausschließlichkeit <strong>der</strong> Gewinnmaximierung<br />
verletzt.<br />
Während in <strong>der</strong> klassischen Budgetierung, hergeleitet aus dem<br />
Budgetary Control Model interne Ziele, in Zahlen fixiert, angewendet<br />
werden, versuchen in einer Weiterentwicklung des Modells<br />
die BWL und die Praxis auch marktorientierte relative Ziele<br />
zuzulassen [WeLi08, S. 22 ff.].<br />
Beispielsweise kann ein Unternehmen die Ziele haben, dass<br />
<strong>der</strong> Gewinn auf einen festen Betrag gesteigert werden soll (fixiertes<br />
Ziel) und gleichzeitig die Marktführerschaft angestrebt<br />
wird (relatives Ziel).<br />
Benennen Sie bitte die Ziele Ihres Unternehmens – soweit bekannt.<br />
Unterteilen Sie diese bitte in fixierte und relative Ziele.<br />
2.7 Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL *<br />
Die BWL beschreibt bzw. erklärt betriebliche Zusammenhänge<br />
mittels unterschiedlicher Ansätze. Diese Ansätze geben auch<br />
Hinweise auf notwendige Verhaltensweisen und sollen helfen,<br />
die Zukunft eines Unternehmens zu gestalten. Diese Ansätze<br />
können produktivitätsorientiert, entscheidungsorientiert, systemorientiert,<br />
verhaltensorientiert o<strong>der</strong> umweltorientiert sein.<br />
Sie münden fast alle wie<strong>der</strong> in Erklärungs- o<strong>der</strong> Entscheidungsmodellen.<br />
Produktivitätsorientierter Ansatz<br />
Der produktivitätsorientierte Ansatz wurde von Gutenberg vertreten<br />
[Gute83, S. 298 ff.]. Im Vor<strong>der</strong>grund dieses Ansatzes steht<br />
<strong>der</strong> Kombinationsprozess <strong>der</strong> Produktionsfaktoren, das heißt,<br />
die Produktivitätsbeziehungen zwischen Faktoreinsatz und Ertrag.<br />
Er ist damit sowohl beschreibend als auch erklärend.<br />
In diesem Rahmen hat Gutenberg Modelle zu <strong>der</strong> Produktions-,<br />
Kosten- und Preistheorie entwickelt. Er hat versucht, diese Mo-
2.7 Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL * 59<br />
delle möglichst an reale Bedingungen in <strong>der</strong> Produktion und dem<br />
Absatz anzupassen und den Betrieb ganzheitlich zu verstehen.<br />
Der produktivitätsorientierte Ansatz konnte sich in <strong>der</strong> Gutenbergschen<br />
Version in <strong>der</strong> Praxis nicht durchsetzen (wegen <strong>der</strong><br />
aufwändigen Modelle) und ist inzwischen verloren gegangen. Allerdings<br />
ist die Praxis noch stark produktivitätsorientiert (ohne<br />
Optimierungsmodelle).<br />
Der entscheidungsorientierte Ansatz<br />
Der entscheidungsorientierte Ansatz wurde zunächst von Heinen<br />
entwickelt [Hein76]. Im Rahmen des entscheidungsorientierten<br />
Ansatzes wurden Entscheidungsmodelle entwickelt zur Optimierung<br />
von<br />
Produktionsprogrammen,<br />
Investitionsprogrammen und <strong>der</strong><br />
Optimierung <strong>der</strong> Lagerhaltung.<br />
Da Betriebe in ihrer Komplexität mathematisch nicht mehr abgebildet<br />
werden können, wurden diese Optimierungsprogramme<br />
in <strong>der</strong> Praxis nur sehr begrenzt eingesetzt. Die bekanntesten<br />
Systeme sind die PPS-Systeme (Produktionsplanungs- und<br />
-steuerungssysteme) [Sche95, S. 86 ff.].<br />
Heinen wollte die Erkenntnisse <strong>der</strong> Entscheidungstheorie für die<br />
Führung von Betrieben nutzbar machen. Gleichzeitig wollte er<br />
die Betriebsführung öffnen für sozialwissenschaftliche Fragestellungen.<br />
Da sozialwissenschaftliche Fragestellungen nur wenig<br />
mathematisch gefasst werden können, entstand ein Konflikt<br />
in dem entscheidungsorientierten Ansatz, <strong>der</strong> bis heute nicht<br />
aufgelöst werden konnte.<br />
Der systemorientierte Ansatz<br />
Der systemorientierte Ansatz versteht die BWL als eine kybernetische<br />
Wissenschaft [Mali96, S. 75 ff.]. Die kybernetische Wissenschaft<br />
will mittels Rückkoppelungsvorstellungen eine integrierende<br />
Betrachtungsweise aller Fragestellungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> BWL, erreichen. Der Grundgedanke des kybernetischen<br />
Managements (die kybernetische Wissenschaft angewandt auf<br />
Unternehmen) ist, dass das unternehmerische Umfeld sich mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Geschwindigkeit verän<strong>der</strong>t und dass Unternehmen<br />
sich an diese Verän<strong>der</strong>ungen anpassen müssen, um mit ihren<br />
unterschiedlichen Funktionen und Mitarbeitern im Gleichgewicht<br />
zu bleiben beziehungsweise dieses wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />
Das kann in einem kybernetischen Ansatz nur gelingen, wenn<br />
Unternehmen als lebensfähige Systeme gestaltet werden, das
60 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Prinzipien<br />
heißt, dass sie sich schnell an ein verän<strong>der</strong>tes unternehmerisches<br />
Umfeld anpassen können.<br />
Die Wissenschaft von <strong>der</strong> Kybernetik besagt, dass Systeme im<br />
Störungsfall durch Rückkopplungsprozesse im Gleichgewicht<br />
gehalten werden. Die Kombination <strong>der</strong> Elementarfaktoren wird<br />
von den so genannten dispositiven Faktoren geplant und das Ergebnis<br />
an die Operation (Durchführung) gegeben. Während <strong>der</strong><br />
Durchführung treten Störgrößen auf. Diese können z. B. sein:<br />
Der Absatz verläuft nicht gemäß Absatzplan,<br />
die Qualität <strong>der</strong> gelieferten Produkte ist unzureichend,<br />
die Produktion liefert nicht, es fehlt Material für die Produktion.<br />
Die Störungen können sehr vielfältig sein und in Kombinationen<br />
auftreten. Die Störungen werden über Messgrößen erfasst<br />
und die Abweichungen an die Planung gemeldet. Diese entwickelt<br />
Gegenmaßnahmen bzw. Anpassungsmaßnahmen und gibt<br />
die Ergebnisse wie<strong>der</strong>um als Korrekturgröße an die Durchführung.<br />
Die kybernetische Wissenschaft besagt, dass die Organisation<br />
von Unternehmen <strong>der</strong>art gestaltet werden muss, dass sie sich<br />
schnell an ein verän<strong>der</strong>tes unternehmerisches Umfeld anpassen<br />
können. Dieses kann nur gelingen, wenn die Trennung von Planung<br />
und Durchführung aufgegeben und <strong>der</strong> Regelkreis verkürzt<br />
wird, das heißt, dass Mitarbeiter <strong>der</strong> Durchführung auch notwendige<br />
Anpassungen vornehmen. Voraussetzung ist, dass das Unternehmen<br />
sicher sein kann, dass <strong>der</strong> Mitarbeiter im Interesse<br />
des Unternehmens handelt.<br />
Malik nennt drei Prinzipien, die bei einer <strong>der</strong>artigen Gestaltung<br />
eingehalten werden müssen (Abb. 2.7-1):<br />
<br />
<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> Rekursion geht davon aus, dass Unternehmen<br />
ein System darstellen, das in Untersysteme geglie<strong>der</strong>t ist.<br />
Diese Untersysteme können Bereiche, Abteilungen aber auch<br />
einzelne Mitarbeiter sein. Die Rekursion besagt nun, dass alle<br />
Subsysteme, egal auf welcher Ebene im Unternehmen sie<br />
stehen, die gleiche Struktur haben sollen. Dieses Prinzip gilt<br />
nur, wenn das Unternehmen als ein lebensfähiges System (anpassungsfähig)<br />
gestaltet werden soll. Nur dann werden Mitarbeiter<br />
im Interesse des Unternehmens handeln.<br />
Jedes Subsystem muss autonom sein, das heißt, eigenständig<br />
handeln können. Diese Autonomie darf allerdings nur eine<br />
relative Autonomie sein, da das Gesamtsystem nach wie vor<br />
auf die Subsysteme einwirkt. Das Gesamtsystem (Unternehmensführung)<br />
muss die Subsysteme integrieren (über allgemeine<br />
Verhaltensregeln) und Ressourcen zuteilen. Die Aussa-
2.7 Unterschiedliche Ansätze <strong>der</strong> BWL * 61<br />
<br />
ge, dass das Gesamtsystem auch in die Operation eingreift,<br />
ist in <strong>der</strong> Theorie sehr umstritten, da dieses den Regelkreis<br />
stören würde und die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Subsysteme einschränken<br />
würde, in <strong>der</strong> Praxis ist diese Verhaltensweise weit<br />
verbreitet.<br />
Die Lebensfähigkeit eines Unternehmens in einem sich ständig<br />
verän<strong>der</strong>nden unternehmerischen Umfeld muss abgesichert<br />
werden (durch die Bereitschaft, sich als kybernetisches<br />
System permanent anzupassen).<br />
Planen<br />
(Kombination <strong>der</strong><br />
Elementarfaktoren)<br />
Abweichungen<br />
Korrekturgröße<br />
Abweichungen<br />
Messen<br />
Messgröße<br />
Durchführen<br />
Störgröße<br />
Abb. 2.7-1: Modell eines betrieblichen Regelkreises.<br />
Der verhaltensorientierte Ansatz<br />
Der verhaltensorientierte Ansatz wurde aus dem systemorientierten<br />
Ansatz als Weiterführung entwickelt. Er kritisiert das<br />
Grundmodell <strong>der</strong> BWL, den »Homo Ökonomicus« und besagt,<br />
dass <strong>der</strong> Mitarbeiter sich an<strong>der</strong>s verhalte. Dieser Ansatz will realitätskonforme<br />
Verhaltensweisen des Menschen untersuchen. Er<br />
gibt das Rationalprinzip auf und will nur noch das tatsächliche<br />
Verhalten von Mitarbeitern analysieren. Im Gegensatz zu dem<br />
Homo Ökonomicus kann <strong>der</strong> Homo Liberticus beschrieben werden,<br />
als einen Mitarbeiter, <strong>der</strong><br />
hoch qualifiziert ist,<br />
nicht mehr bereit ist, sich vorbehaltlos und kritiklos an Normen<br />
und Regeln zu orientieren,<br />
<strong>der</strong> bereit ist, sich im Interesse des Unternehmens einzubringen<br />
und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Tab. 2.7-1 zeigt eine Gegenüberstellung des Homo Ökonomicus<br />
und des Homo Liberticus.<br />
Während <strong>der</strong> »Homo Ökonomicus« immer dem Rationalprinzip<br />
folgt und für ihn nur die Individualinteressen im Vor<strong>der</strong>grund<br />
stehen, ist <strong>der</strong> Homo Liberticus bereit Verantwortung im Inter-
62 2 Schnelleinstieg in die BWL *<br />
Homo Ökonomicus<br />
Ist<br />
rational<br />
Einkommensmaximierer<br />
scheut Verantwortung<br />
akzeptiert Normen, Werte und Weisungen<br />
Muss<br />
kontrolliert werden<br />
zu Leistung getrieben werden<br />
belohnt, bestraft werden<br />
eingeengt werden<br />
Homo Liberticus<br />
Ist<br />
rational und emotional<br />
begeisterungsfähig<br />
verantwortungsbewusst<br />
individuell<br />
Muss<br />
gewonnen werden<br />
handeln können<br />
für seine Aufgabe begeistert werden<br />
seine Kreativität nutzen können<br />
Tab. 2.7-1: Gegenüberstellung Homo Ökonomicus gegen Homo Liberticus.<br />
esse des Unternehmens wahrzunehmen. Mit <strong>der</strong> Einbeziehung<br />
verhaltenswissenschaftlicher Aspekte in das Erkenntnisobjekt<br />
<strong>der</strong> BWL erreichte dieser Ansatz eine Annäherung <strong>der</strong> BWL an<br />
die Praxis, da die Praxis sich immer mit den Verhaltensweisen<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter beschäftigen muss.<br />
Der umweltorientierte Ansatz<br />
Der umweltorientierte Ansatz beinhaltet zwei Strömungen<br />
[Hans98]:<br />
Eine ethisch-normative ökologische BWL for<strong>der</strong>t ethische Verhaltensweisen.<br />
Da diese – aus allgemeinem Verständnis heraus<br />
– nur mit entsprechenden Mehrkosten zu realisieren<br />
sind, befindet sich diese Strömung im Wi<strong>der</strong>spruch zu dem<br />
ökonomischen Prinzip.<br />
Ökologische und betriebswirtschaftliche Sichtweisen sind<br />
miteinan<strong>der</strong> vereinbar, ökologische Fragestellungen werden<br />
in die BWL einbezogen und das ökonomische Prinzip bleibt<br />
aufrechterhalten.<br />
In <strong>der</strong> Praxis hat sich eine Mischung aus allen oben beschriebenen<br />
fünf Ansätzen <strong>der</strong> BWL entwickelt.<br />
Beschreiben Sie bitte (wenn Sie berufstätig sind), welche Ansätze<br />
in Ihrem Unternehmen verfolgt werden. Begründen Sie die Auswahl.