Details (pdf, 340KB) - wat Ingenieurgesellschaft mbH
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BWGZ 5/2006 ALLGEMEINER TEIL<br />
Polder Söllingen/Greffern seiner Bestimmung übergeben<br />
Meilenstein für Hochwasserschutz am Oberrhein<br />
Von Udo Wörner und Wolfgang Kilian*<br />
Zur Wiederherstellung eines 200-jährlichen Hochwasserschutzes<br />
am Oberrhein wurde am 11. November 2005 der Polder<br />
Söllingen/Greffern durch Umweltministerin Tanja Gönner im<br />
Beisein der Staatsministerin Margit Conrad aus Rheinland-Pfalz<br />
und Umweltminister Wilhelm Dietzel aus Hessen seiner Bestimmung<br />
übergeben. Ein wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung des vom<br />
Land Baden-Württemberg verabschiedeten Integrierten Rheinprogramms<br />
(IRP) ist damit erreicht. Der Polder Söllingen/Greffern<br />
mit seinen zwölf Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen<br />
erweitert das nutzbare Rückhaltevolumen auf badenwürttembergischer<br />
Seite auf insgesamt 67 Millionen Kubikmeter.<br />
Damit stehen von den im Endausbau des IRP vorgesehenen<br />
167 Millionen Kubikmeter zirka 40 Prozent zur Verfügung.<br />
Die Überschwemmungsgefahr besteht am<br />
Oberrhein seit Urzeiten. Bis ins 19. Jahrhundert<br />
hinein war der Rhein noch ein<br />
weitgehend naturbelassener Wildstrom.<br />
Im Verlauf zwischen Basel und Lauterbourg<br />
floss der Rhein in zahlreichen flachen,<br />
sich ständig verändernden Stromarmen.<br />
Zwischen Lauterbourg und Worms<br />
schwang er sich in weiten Schlingen in einem<br />
nahezu geschlossenen Flussbett<br />
durch die Oberrheinebene. Hochwasser<br />
konnten sich in dieser Zeit noch fast ungehindert<br />
über das Gelände ausbreiten. Für<br />
die Siedler der Rheinebene war der damalige<br />
Rhein eine ständige Bedrohung. Einzelne<br />
Hochwasser rissen ganze Siedlungen<br />
mit sich fort. Landwirtschaftlich genutztes<br />
Gelände stand oft wochenlang unter<br />
Wasser. Die Flussauen mit ihrer üppigen<br />
Vielfalt an Fauna und Flora waren in<br />
einem weitestgehend natürlichen Zustand.<br />
Nach den Plänen von Johann Gottfried<br />
Tulla, Ingenieur und Oberstleutnant im<br />
damaligen Herzogtum Baden, wurde von<br />
1817 bis 1879 die erste Rheinkorrektion<br />
durchgeführt. Dabei wurden im Bereich<br />
zwischen Basel und Lauterbourg zahlreiche<br />
Seitenarme des Stroms in einem<br />
Hauptbett mit einer Breite von 200 Meter<br />
bis 400 Meter zusammengefasst und im<br />
* Ltd. Baudirektor Udo Wörner, Regierungspräsidium Karlsruhe,<br />
Landesbetrieb Gewässer, Referat 53.2<br />
Dipl. Finanzwirt (FH) Wolfgang Kilian, <strong>wat</strong> <strong>Ingenieurgesellschaft</strong><br />
<strong>mbH</strong>, Karlsruhe, Projektsteuerung<br />
Bereich zwischen Lauterbourg und<br />
Worms die weiten Flussschlingen durchstoßen.<br />
Der Rhein erhielt dadurch im Wesentlichen<br />
sein heutiges Flussbett. Die<br />
Länge des Rheins zwischen Basel und<br />
Worms verkürzte sich von 354 Kilometer<br />
auf 273 Kilometer. Bedingt durch den<br />
Ausbau konnten sich Hochwasser von nun<br />
an nur noch in einem zirka ein bis zwei Kilometer<br />
breiten Bereich ausbreiten.<br />
Tulla schuf durch diese Maßnahmen Siedlungsraum<br />
und verwandelte die sumpfige<br />
Oberrheinebene in ein land- und forstwirtschaftlich<br />
nutzbares Gebiet. Zudem erhielten<br />
die Rheinanwohner einen höheren<br />
Schutz vor Hochwasser. Ab dem Jahr<br />
1906 führte Max Honsell als Leiter der<br />
großherzoglichen Baudirektion in Karlsruhe<br />
die Arbeiten Tullas fort. Durch in den<br />
Strom ragende Steinschüttungen, sogenannte<br />
Buhnen, schnürte Honsell den<br />
Fließquerschnitt ein und konzentrierte so<br />
das Wasser im Rheinbett. Mit der Schaffung<br />
einer durchgängigen Schifffahrtsrinne<br />
– zirka zwei Meter tief, 75 Meter bis<br />
100 Meter breit – wurde die ganzjährige<br />
Schifffahrt bis Basel ermöglicht.<br />
Der Versailler Vertrag von 1919 war<br />
Grundlage für weitere gravierende Veränderungen<br />
am Oberrhein. Frankreich erhielt<br />
das Recht, Wasser aus dem Oberrhein<br />
auszuleiten und Energie durch Nutzung<br />
der Wasserkraft zu gewinnen. In den Jahren<br />
1928 bis 1977 entstanden in drei Aus-<br />
Hochwasserrückhalteräume am Oberrhein<br />
bauabschnitten insgesamt zehn Staustufen.<br />
Zuerst wurde der Rheinseitenkanal<br />
(Grand Canal d’Alsace) zwischen Märkt<br />
und Breisach mit vier Staustufen erstellt.<br />
In den Jahren 1959 bis 1970 wurde der<br />
Oberrhein mit den vier Rheinschlingen<br />
zwischen Breisach und Straßbourg und<br />
weiteren vier Staustufen ausgebaut. Bis<br />
zum Jahr 1977 wurden die beiden direkt<br />
im Strom liegenden Staustufen Gambsheim<br />
und Iffezheim errichtet.<br />
Die Oberrheinkorrektion durch Tulla und<br />
die nachfolgenden Ausbaumaßnahmen<br />
hatten zur Konsequenz, dass sich die frei<br />
überflutbare Fläche entlang des Rheins erheblich<br />
verkleinerte. Damit sind nicht nur<br />
wertvolle Lebensräume für auentypische<br />
Tierarten verloren gegangen, auch die<br />
Hochwassergefahr hat sich unterhalb der<br />
ausgebauten Rheinstrecke ab Iffezheim<br />
deutlich verschärft. Der Verlust an überschwemmbaren<br />
Flächen führte dazu, dass<br />
die Hochwasserwellen heute erheblich<br />
höher ansteigen. Zudem kommt es durch<br />
die Laufzeitverkürzung des Rheins zu<br />
einem möglichen Zusammentreffen der<br />
GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG 223
ALLGEMEINER TEIL BWGZ 5/2006<br />
Polder Söllingen/Greffern mit den wesentlichen Bauwerken<br />
Hochwasserwellen des Hauptstroms mit<br />
denen seiner Nebenflüsse wie Neckar und<br />
Main.<br />
Das „Integrierte Rheinprogramm“<br />
Auf die durch den Ausbau des Oberrheins<br />
hervorgerufene verschärfte Hochwassergefahr<br />
wurde reagiert. Am 6. Dezember<br />
1982 sind die Bundesrepublik Deutschland<br />
und die Französischen Republik mit<br />
einem Staatsvertrag die Verpflichtung eingegangen,<br />
den Schutz vor Hochwasser<br />
wieder herzustellen, der vor dem Ausbau<br />
des Oberrheins mit Staustufen unterhalb<br />
der Ausbaustrecke gegeben war. Dies entspricht<br />
etwa einem 200-jährlichen Hochwasserschutz.<br />
Auf der Grundlage dieser Vereinbarung<br />
hat das Land Baden-Württemberg das „Integrierte<br />
Rheinprogramm“ – kurz IRP genannt<br />
– im Jahre 1988 beschlossen und im<br />
September 1996 im „Rahmenkonzept des<br />
Landes Baden-Württemberg zur Umsetzung<br />
des Integrierten Rheinprogramms“<br />
konkretisiert. In das Rahmenkonzept wurde<br />
als gleichrangiges Ziel die Erhaltung<br />
und Wiederherstellung einer naturnahen<br />
Auelandschaft, die zwischen Breisach und<br />
Iffezheim insbesondere durch den Ausbau<br />
des Oberrhein nahezu verloren gegangen<br />
ist, aufgenommen. Nach dem Rahmenkonzept<br />
ist vorgesehen, längs des Rheins<br />
zwischen Basel und Mannheim auf badenwürttembergischem<br />
Gebiet 13 Hochwasserrückhalteräume<br />
zu schaffen. Der Pol-<br />
der Söllingen/Greffern ist Teil dieser umfassenden<br />
Hochwasserschutzkonzeption.<br />
Weitere Rückhaltungen sind auf französischem<br />
und rheinland-pfälzischem Gebiet<br />
vorgesehen. Die nachfolgende Karte gibt<br />
einen Überblick über die Hochwasserrückhalteräume<br />
am Oberrhein:<br />
Zwischen der Bundesrepublik Deutschland<br />
und dem Land Baden-Württemberg<br />
wurde eine generelle Kostenaufteilung<br />
festgelegt, wobei das Land 58,5 Prozent<br />
und der Bund 41, 5 Prozent der Kosten zu<br />
tragen hat.<br />
Beim Polder Söllingen/Greffern wird von<br />
dieser Regelung abgewichen. Der ursprünglich<br />
als Polder Söllingen in den<br />
Staatsvertrag aufgenommene Rückhalteraum<br />
wurde nachträglich im Einvernehmen<br />
mit den Vertragspartnern Bundesre-<br />
publik Deutschland und Französische Republik<br />
sowie den Ländern Baden-Württemberg,<br />
Rheinland-Pfalz und Hessen hinsichtlich<br />
des Rückhaltevolumens von acht<br />
Millionen Kubikmeter auf zwölf Millionen<br />
Kubikmeter Rückhaltevolumen erweitert.<br />
Die Länder Rheinland-Pfalz und<br />
Hessen konnten damit ihre eigenen Verpflichtungen<br />
verringern. Davon ausgehend<br />
wurde eine neue Kostenteilung mit<br />
Bund 40,5 Prozent, Land Rheinland-Pfalz<br />
26,67 Prozent, Land Hessen 13,33 Prozent<br />
und Land Baden-Württemberg 19,5 Prozent<br />
festgelegt. Die Abrechnung der Länderanteile<br />
Rheinland-Pfalz und Hessen erfolgt<br />
über den Bund.<br />
Zusammengefasst hat das IRP die folgende<br />
volkswirtschaftliche Dimension in der<br />
bedrohten Region:<br />
● In der Rheinniederung zwischen Iffezheim<br />
und Bingen wären im Katastrophenfall<br />
95 Städte und Gemeinden, 700.000<br />
Einwohner und 350.000 Arbeitsplätze in<br />
Gefahr.<br />
● Dabei wäre eine Fläche von bis zu<br />
100.000 Hektar überflutet.<br />
● Der geschätzte wirtschaftliche Schaden<br />
beträgt zirka 6,2 Milliarden Euro.<br />
● Die Kosten des IRP sind mit zirka 0,78<br />
Milliarden Euro veranschlagt.<br />
Konzept Polder Söllingen/Greffern<br />
Der Realisierung des Rückhalteraums ging<br />
ein umfangreicher Planungsprozess voraus.<br />
Bereits in den Jahren 1992 bis 1994<br />
wurde eine eingehende raumordnerische<br />
Beurteilung des Vorhabens durchgeführt,<br />
die mit dem Raumordnungsbeschluss vom<br />
Februar 1994 endete. Hieran anschließend<br />
folgte das Scopingverfahren nach § 5 des<br />
Längsschnitt durch den Polder Söllingen/Greffern mit der kaskadenförmigen Anordnung<br />
der Teilpolder 1 bis 4 und des Auslaufbereichs<br />
224 GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG
BWGZ 5/2006 ALLGEMEINER TEIL<br />
Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVG) für die erforderliche<br />
Umweltverträglichkeitsuntersuchung. Der<br />
Untersuchungsrahmen wurde vom Landratsamt<br />
Rastatt am 19. Januar 1995 festgelegt.<br />
Die Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />
wurde im Dezember 1996 abgeschlossen,<br />
gemeinsam mit dem landespflegerischen<br />
Begleitplan.<br />
Die eigentliche Objektplanung begann<br />
ebenfalls Anfang 1990, gemeinsam mit<br />
zahlreichen Gutachten und Untersuchungsleistungen.<br />
Im Wesentlichen waren<br />
für die Antragsunterlagen die schriftlichen<br />
und zeichnerischen Darstellungen der Anlagen<br />
und Bauwerke, Betriebsbeschreibungen,<br />
geotechnische Untersuchungen,<br />
zweidimensionale Strömungsberechnungen,<br />
ein gekoppeltes Grundwasser- und<br />
Oberflächenwassermodell, wasserbauliche<br />
Untersuchungen mit Modellversuchen<br />
und ein Gutachten zu Fragen der<br />
Standsicherheit des Rheinseitendammes<br />
erforderlich.<br />
Als Ergebnis aller planerischen Überlegungen<br />
und Untersuchungen wurde folgendes<br />
Konzept für den Bau und Betrieb<br />
des Polders in die Antragsunterlagen aufgenommen:<br />
Der Rückhalteraum ist in vier<br />
hintereinander liegende Teilpolder und<br />
den Auslaufbereich unterteilt. Bei Einsatz<br />
des Polders wird das Rheinwasser über<br />
vier Entnahmebauwerke an unterschiedlichen<br />
Stellen eingeleitet. Acht große<br />
Durchlassbauwerke helfen, die Abflussverhältnisse<br />
sicher zu steuern. Rheinabwärts<br />
ist wegen des niedrigeren Rheinwasserstandes<br />
unterhalb der Staustufe Iffezheim<br />
ein freier Rückfluss in den Rhein<br />
möglich. Drei Schöpfwerke pumpen das<br />
von der Binnenseite ankommende Wasser<br />
in den Polder und schützen so das Hinterland<br />
vor Überschwemmungen. Das<br />
Grundwasser wird mit einer Kette neu gebauter<br />
Brunnen zwischen dem Ortsteil<br />
Rheinmünster/Greffern und dem Polderraum<br />
stabil gehalten.<br />
Eine wesentliche Maßnahme, die Eingriffe<br />
in Natur und Landschaft zu mindern,<br />
sind regelmäßige Flutungen von Teilen<br />
der Aue. Diese ökologischen Flutungen<br />
bilden das breite Spektrum von natürlichen<br />
Abflusssituationen im Rhein nach,<br />
sie dienen der Anpassung von Flora und<br />
Fauna an die relativ seltenen Retentionsflutungen<br />
und fördern damit die Entwicklung<br />
von auetypischen Pflanzen- und Tiergesellschaften.<br />
Dabei werden bis zu 47<br />
Luftbild Polder Söllingen/Greffern mit den Teilpoldern 1 und 2 im Vordergrund<br />
Foto: IUS – Institut für Umweltstudien, Kandel<br />
Kubikmeter/Sekunde Wasser aus dem<br />
Rhein entnommen und über die Gewässer<br />
im Polder statistisch an 184 Tagen im Jahr<br />
abgeleitet. Eine flächige Überflutung des<br />
gesamten Polderraums mit wenigen Dezimetern<br />
Wassertiefe kommt statistisch nur<br />
an sechs Tagen im Jahr vor. Der Retentionseinsatz<br />
des Polders erfolgt bei extremen<br />
Hochwasserereignissen, die im Mittel<br />
alle 30 Jahre eintreten (Rheinwasserabfluss<br />
am Pegel Karlsruhe-Maxau > 4.200<br />
Kubikmeter/Sekunde).<br />
Planfeststellungsverfahren<br />
Am 16. Dezember 1996 reichte das Land<br />
Baden-Württemberg – damals vertreten<br />
durch die Gewässerdirektion Südlicher<br />
Oberrhein/Hochrhein – als Vorhabensträger<br />
den Antrag auf wasserrechtliche Planfeststellung<br />
bei der Planfeststellungsbehörde<br />
Landratsamt Rastatt ein. Im<br />
Nachgang zu einer vom Landratsamt<br />
Rastatt am 19. Februar 1997 einberufenen<br />
Antragskonferenz mit zahlreichen Behör-<br />
denvertreternwurden die eingereichtenAntragsunterlagen<br />
ergänzt.<br />
Insgesamt umfasste<br />
der Antrag die wasserrechtlichePlanfeststellung<br />
für den<br />
Bau und Betrieb des<br />
Polders einschließlich<br />
der zugehörigen<br />
Bauwerke und Nebeneinrichtungen, die<br />
wasserrechtliche Erlaubnis für die Wasserentnahme<br />
aus dem Rhein, die Einleitung<br />
von Rheinwasser in das anschließende<br />
Gewässersystem, die Grundwasserentnahme<br />
im Zusammenhang mit den Wasserhaltungsmaßnahmen<br />
und die Wiedereinleitung<br />
des entnommenen Grundwassers<br />
in die Oberflächengewässer.<br />
In der Zeit vom 23. Juni bis 22. Juli 1997<br />
lagen die Antragsunterlagen in den betroffenen<br />
Gemeinden Rheinmünster, Hügelsheim,<br />
Iffezheim und der Stadt Lichtenau<br />
zur Einsicht aus. Parallel wurden vom<br />
Vorhabensträger in den betroffenen Gemeinden<br />
öffentliche Informationsveranstaltungen<br />
durchgeführt, bei denen das<br />
Vorhaben nochmals erläutert und offene<br />
Fragen beantwortet wurden. Innerhalb der<br />
Einwendungsfrist wurden 429 Einwendungen<br />
vorgelegt, davon allerdings 376<br />
mehr oder weniger gleichförmige Einwendungen<br />
nach Textmuster. Lediglich 53<br />
Einwendungen waren individuell formu-<br />
Der Polder Söllingen/Greffern<br />
Bauart: Durchflusspolder<br />
mit zirka 80 m3 /s<br />
Rückhaltefläche: 580 Hektar<br />
Rückhaltevolumen: 12 Millionen Kubikmeter<br />
Maximale Entnahmemenge: 445 m3 /s<br />
Maximale Stauhöhe 2,5 Meter über Gelände;<br />
>2,5 Meter über Wasserflächen<br />
Retention: statistisch alle 30 Jahre<br />
Ökologische Flutungen: statistisch 184 Tage pro Jahr<br />
Großflächige Ökolog. Flutungen: statistisch 6 Tage pro Jahr<br />
GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG 225
ALLGEMEINER TEIL BWGZ 5/2006<br />
liert. Während der Dauer der Offenlegung<br />
erfolgte nach § 73 Abs. 2 Landesverwaltungsverfahrensgesetz<br />
(LVwVfG) auch<br />
die Einholung der Stellungnahmen der<br />
Behörden, der betroffenen Gebietskörperschaften<br />
sowie der sonstigen Träger öffentlicher<br />
Belange. Nach Auswertung der<br />
eingegangenen Stellungnahmen und privaten<br />
Einwendungen hat das Landratsamt<br />
Rastatt zum Erörterungstermin am 18. Dezember<br />
1997 einberufen, an dem neben<br />
zahlreichen Einwendern auch die meisten<br />
Träger öffentlicher Belange teilnahmen<br />
und sich substantiell zu dem Vorhaben<br />
äußern konnten.<br />
Planfeststellungsbeschluss<br />
Bei der Gesamtabwägung ist die Planfeststellungsbehörde<br />
zu dem Ergebnis gelangt,<br />
dass die beantragten Maßnahmen<br />
am konkreten Ort und im konkreten Umfang<br />
für die Belange des Hochwasserschutzes<br />
unverzichtbar sind. Mit der Entscheidung<br />
vom 27. Juli 1998 hat das Landratsamt<br />
Rastatt gemäß § 31 Wasserhaushaltgesetz<br />
(WHG) den Plan für Bau und<br />
Betrieb des Polders Söllingen/Greffern<br />
mit zugehörigen Bedingungen, Auflagen<br />
und Hinweisen festgestellt.<br />
Nach Ablauf der Monatsfrist nach Bekanntgabe<br />
der Entscheidung wurde die<br />
Planfeststellung am 21. September 1998<br />
bestandskräftig. Gegen den Planfeststellungsbeschluss<br />
wurde keine Klage erhoben.<br />
Vereinbarungen mit den Gemeinden<br />
Der Polder Söllingen/Greffern mit einer<br />
Gesamtfläche von zirka 580 Hektar liegt<br />
auf den Gemarkungen Rheinmünster,<br />
Lichtenau und Hügelsheim. Davon stellt<br />
allein die Gemeinde Rheinmünster zirka<br />
400 Hektar ihrer Fläche zur Verfügung.<br />
Mit den Gemeinden Rheinmünster und<br />
Hügelsheim sowie der Stadt Lichtenau<br />
wurden frühzeitig die Verhandlungen aufgenommen<br />
mit dem Ziel, eine einvernehmliche<br />
Regelung zum Bau und Betrieb<br />
des Polders zu erreichen.<br />
Bereits parallel zum Planfeststellungsverfahren<br />
wurde wegweisend für die Verhandlungen<br />
mit den anderen Gemeinden<br />
mit der hauptsächlich betroffenen Gemeinde<br />
Rheinmünster eine Vereinbarung<br />
vorbereitet, welche im Wesentlichen folgende<br />
Punkte regelt:<br />
● Inanspruchnahme der Grundstücke, die<br />
dauerhaft benötigt werden,<br />
● Inanspruchnahme der Grundstücke, die<br />
bei Retention und bei regelmäßigen (ökologischen)<br />
Flutungen überflutet werden,<br />
● Einrichtung von Schutzvorkehrungen,<br />
● Fragen der Beweiserleichterung und<br />
der Beweissicherung,<br />
● Baubetrieb,<br />
● grundsätzliche Festlegung von Entschädigungstatbeständen.<br />
Mit der Gemeinde Rheinmünster konnte<br />
die Vereinbarung am 19. Mai 1998 abgeschlossen<br />
werden, die Vereinbarung mit<br />
der Gemeinde Hügelsheim am 14. September<br />
1999 und die mit der Stadt Lichtenau<br />
am 3. April 2000. Damit waren die<br />
Grundlagen für eine partnerschaftliche<br />
Abwicklung des anstehenden Projektes<br />
geschaffen.<br />
Beweissicherung<br />
Der Planfeststellungsbeschluss beinhaltet<br />
zahlreiche Auflagen und Bedingungen zur<br />
Beweissicherung und Beweiserleichterung.<br />
Unmittelbar nach Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses<br />
wurden die entsprechenden<br />
Aufträge an Fachbüros erteilt:<br />
● Laufende Vorhaltung und Fortschreibung<br />
des gekoppelten Grundwasser- und<br />
Oberflächenwassermodells,<br />
● Aufstellung eines Messprogramms für<br />
Grundwasser und Oberflächengewässer<br />
mit Ergänzung des Messstellennetzes,<br />
● im Bereich der Fischerei die einzelnen<br />
Untersuchungsschritte für Still- und Fließgewässer,<br />
● Bewertung der Waldflächen und Bewertung<br />
des Holzbestandes,<br />
● für die Beweiserleichterung an Gebäuden<br />
deren Aufnahme im jeweilig betroffenen<br />
Baufeld sowie im Bereich möglicher<br />
relevanter Grundwasserstandsveränderungen.<br />
Auf eine Beweissicherung im Bereich der<br />
Landwirtschaft wurde verzichtet. Auftretende<br />
Schäden werden auf der Grundlage<br />
einer Einzelfallbewertung aufgenommen<br />
und abgewickelt.<br />
Bau Polder Söllingen/Greffern<br />
Unmittelbar nach Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses<br />
am 27. Juli 1998<br />
wurden umfangreiche Aktivitäten in Gang<br />
gesetzt. Beim Vorhabensträger selbst trat<br />
ein Wechsel ein: Die Zuständigkeit für die<br />
Bauabwicklung ging von der damaligen<br />
Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/<br />
Hochrhein in Lahr (heute Regierungspräsidium<br />
Freiburg) auf die Gewässerdirektion<br />
Nördlicher Oberrhein in Karlsruhe<br />
(heute Regierungspräsidium Karlsruhe)<br />
über, wobei die Mittel weiterhin von der<br />
Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/<br />
Hochrhein bewirtschaftet wurden.<br />
Zur Bewältigung seiner Bauherrenaufgaben<br />
für dieses herausragende Bauprojekt<br />
hat sich der Vorhabensträger einer Projektsteuerung<br />
bedient, vor allem mit dem Ziel<br />
einer stringenten Einhaltung der Kosten<br />
und Termine, verbunden mit der Einsparung<br />
eigener Personalressourcen.<br />
Nach EU-weiter Ausschreibung wurde<br />
das Karlsruher Ingenieurbüro <strong>wat</strong> <strong>Ingenieurgesellschaft</strong><br />
<strong>mbH</strong> mit der Projektsteuerung<br />
beauftragt.<br />
Eine der ersten Aufgaben der Projektsteuerung<br />
war, die noch aus dem Jahre<br />
1996 stammende Kostenberechnung zu<br />
überprüfen. Nach intensiver Abstimmung<br />
mit dem Vorhabensträger und der Wasserund<br />
Schifffahrtsverwaltung des Bundes<br />
wurde der Gesamtkostenbetrag auf damals<br />
146.500.000 DM (heute 74.904.260<br />
Euro) gesetzt. Ein weiterer Arbeitsschritt<br />
war der neue Rahmenterminplan mit dem<br />
Ziel, den Polder bis Ende 2005 fertig zu<br />
stellen. Grundlage dafür war eine zeitlich<br />
aufeinander folgende Abwicklung in Baulosen.<br />
Mit der Aufteilung in Baulose<br />
konnte dem Gedanken Rechnung getragen<br />
werden, auch den mittelständischen Baufirmen<br />
die Beteiligung am Vergabewettbewerb<br />
zu ermöglichen.<br />
Für die Definition der einzelnen Baulose<br />
waren zum einen die Grunddaten des Polders<br />
mit seiner Flächenausdehnung und<br />
zum anderen die Vielzahl von unterschiedlich<br />
zu realisierenden Bauwerken<br />
und Anlagen zu berücksichtigen. Zwischen<br />
Rheinkilometer 317 und 329 mussten<br />
auf einer Gesamtfläche von zirka 580<br />
Hektar über 100 Bauwerke und Anlagen<br />
gebaut werden. Das Bild des Polders prägen<br />
fünf Bauwerkstypen: Rheinwasserentnahmebauwerke,<br />
Durchlassbauwerke,<br />
Schöpfwerke, Dämme und Kreuzungsbauwerke.<br />
Über die Entnahmebauwerke<br />
im Rheinseitendamm wird der Polder geflutet.<br />
Das Wasser unterquert je nach Bauwerk<br />
ein- bis dreizügig den Rheinseitendamm.<br />
Leitwände reduzieren die Wirbel-<br />
226 GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG
BWGZ 5/2006 ALLGEMEINER TEIL<br />
bildung im Anströmbereich, aufwendige<br />
Schwimmbalkenkonstruktionen schützen<br />
die Wassersportler im Rhein vor starkem<br />
Sog durch den Betrieb der Bauwerke. Die<br />
Durchlassbauwerke innerhalb des Polders<br />
verbinden jeweils zwei Teilpolder miteinander.<br />
Wo Wasser aus dem Hinterland eine<br />
Gefahr für die Ortschaften entlang des<br />
Polders darstellt, wird dieses über Schöpfwerke<br />
abgeleitet. Brunnen zur Grundwasserhaltung<br />
sind eingerichtet. Die alten<br />
Hochwasserdämme, die die Teilpolder gegen<br />
die Binnenseite abgrenzen, sind reaktiviert<br />
worden. Da sie nicht den neuen Anforderungen<br />
im Polderbetrieb entsprachen,<br />
waren Anpassungsmaßnahmen erforderlich.<br />
Dammstrecken von fast vier<br />
Kilometer waren neu zu bauen.<br />
Ergänzt werden die eigentlichen Baulose<br />
durch die Leittechnik. In der Betriebszentrale<br />
Greffern, dem Herzstück des Polders,<br />
laufen alle Informationen in einem Prozessleitsystem<br />
zusammen.<br />
Von dort werden alle Vorgänge koordiniert<br />
und gesteuert. Um die Fernüberwachung<br />
und Steuerung der technischen Anlagen zu<br />
ermöglichen, wurde entlang der einzelnen<br />
Teilpolder ein Fernmeldekabelnetz errichtet.<br />
Dieses besteht im Wesentlichen aus einem<br />
14 Kilometer langen Lichtwellenleiterkabel,<br />
an dem die Datenendeinrichtungen<br />
der Vorort-Steuerungen in den einzelnen<br />
Bauwerken angeschaltet sind. Über<br />
dieses Lichtwellenleiterkabel werden neben<br />
den Daten auch Sprache und Videobilder<br />
übertragen. Damit ist eine von Telefonfestnetz<br />
und Mobilfunk unabhängige<br />
Kommunikation möglich.<br />
Bauablauf<br />
Bereits zwei Monate nach Rechtskraft des<br />
Planfeststellungsbeschlusses konnte am<br />
Durchlassbauwerk<br />
zwischen<br />
Teilpolder 2 und 3<br />
mit Acherschöpfwerk<br />
neben der Ortslage<br />
Rheinmünster/Greffern<br />
Foto: IUS – Institut für<br />
Umweltstudien, Kandel<br />
4. November 1998 der damalige Staatssekretär<br />
Ulrich Müller den „1. Spatenstich“<br />
vollziehen. Begonnen wurden die Baumaßnahmen<br />
am Rheinseitendamm im Bereich<br />
der Fähre Rheinmünster – Greffern.<br />
Darauf folgend wurden die Baulose<br />
grundsätzlich vom nördlichen Ende des<br />
Polders in Richtung Süden abgewickelt,<br />
beginnend mit dem Auslaufbauwerk beim<br />
Teilpolder 4. Die Bauwerke und Anlagen<br />
im Bereich der Teilpolder 1 und 2 wurden<br />
im letzten Bauabschnitt realisiert. Entsprechend<br />
wurde der Ortsteil Rheinmünster/Greffern<br />
relativ spät erreicht.<br />
Wegen der unmittelbaren Nähe zum Baugeschehen<br />
waren die Bürger des Ortsteils<br />
Rheinmünster/Greffern besonders betroffen.<br />
Sie wurden im Einvernehmen mit der<br />
Gemeinde am 13. Mai 2004 in die Turnhalle<br />
Greffern zu einer Informationsver-<br />
Projektbeteiligte<br />
anstaltung über die nun kommenden Baumaßnahmen<br />
eingeladen. Bei diesem Termin<br />
wurden die Besucher mit einem einführenden<br />
Vortrag über den Stand der<br />
Bauarbeiten und die Bauabwicklung informiert.<br />
Anschließend erhielten sie die<br />
Gelegenheit, weitergehende Informationen<br />
über die im Umfeld von Greffern laufenden<br />
Baulose direkt bei den betreuenden<br />
Ingenieurbüros einzuholen. Anhand aussagekräftiger<br />
Planunterlagen gaben die jeweiligen<br />
Bauleiter der Ingenieurbüros an<br />
separaten, in der Turnhalle aufgebauten<br />
Info-Ständen Antworten auf die drängenden<br />
Fragen der Besucher. Diese Informationsveranstaltung<br />
hat wesentlich dazu beigetragen,<br />
dass die mit zahlreichen Belästigungen<br />
– Lärm, Staub, Straßenverschmutzung<br />
– verbundenen Bauarbeiten von den<br />
betroffenen Einwohnern mit Verständnis<br />
ertragen wurden.<br />
Konkrete, im Zuge während der Bauphase<br />
direkt oder über die Gemeinde vorgetragene<br />
Beschwerden, wurden konsequent<br />
verfolgt und die Ursache – soweit möglich<br />
unverzüglich abgestellt. Dabei wurde immer<br />
der direkte persönliche Kontakt zwischen<br />
dem Beschwerdeführer und der Projektsteuerung<br />
unter Einbindung der Gemeinde<br />
und des betreuenden Ingenieurbüros<br />
aufgenommen. So konnten auch die<br />
sehr kritischen Bauwerke, wie die in der<br />
Ortslage Greffern gelegenen Brunnen für<br />
die Grundwasserhaltung und die unmittelbar<br />
an der Ortsrandlage erforderliche<br />
GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG 227
ALLGEMEINER TEIL BWGZ 5/2006<br />
Dammanpassung, ohne besondere Vorkommnisse<br />
abgewickelt werden.<br />
Insgesamt waren an dem Projekt neben<br />
dem Vorhabensträger, der Projektsteuerung,<br />
den Gemarkungsgemeinden und den<br />
Fachinstitutionen 19 Ingenieurbüros und<br />
über 240 Auftragnehmer beteiligt.<br />
Entschädigungsvereinbarungen<br />
mit den Gemeinden<br />
Am 15. Dezember 2004 wurde die abschließende<br />
Vereinbarung zwischen dem<br />
Land Baden-Württemberg und der Gemeinde<br />
Rheinmünster zu den Fragen des<br />
Grunderwerbs und verschiedenen Entschädigungstatbeständen<br />
unterzeichnet.<br />
Auch hier hat die Gemeinde Rheinmünster<br />
die Vorreiterrolle übernommen. Es war<br />
erklärter Wille, mit allen drei Gemeinden<br />
gleichlautende Vereinbarungen abzuschließen.<br />
Nur die unterschiedliche Inanspruchnahme<br />
in den einzelnen Gemeinden wurde<br />
speziell geregelt. So konnte bereits wenige<br />
Tage später, am 21. Dezember 2004,<br />
die Vereinbarung mit der Stadt Lichtenau<br />
abgeschlossen werden. Die Vereinbarung<br />
mit der Gemeinde Hügelsheim bedurfte<br />
wegen der besonderen Situation im Auslaufbereich<br />
des Polders einer längeren<br />
Vorbereitung. Diese Vereinbarung wurde<br />
am 15. Dezember 2005 unterzeichnet.<br />
Polderinfopfad<br />
Rechtzeitig vor der Inbetriebnahme des<br />
Polders konnte der von der Gemeinde<br />
Rheinmünster initiierte Polderinfopfad<br />
fertiggestellt werden. Zahlreiche Übersichts-,<br />
Bauwerks- und Thementafeln geben<br />
Auskunft über den Polder selbst sowie<br />
über Entstehung des Auewaldes, Walderhaltung,<br />
Lebensraumdynamik, Naturschutz,<br />
Fischerei und in den Rheinauen<br />
nicht zu vernachlässigen: Schnakenplage.<br />
Ferner geben die Übersichtstafeln Hinweise<br />
auf die regionale Gastronomie und<br />
die Anbindung an die Radwanderwege.<br />
Zwei zu Fuß oder mit dem Fahrrad nutzbare<br />
Pfade in den Bereichen der Teilpolder 2<br />
und 4 sind bestückt mit großen Übersichtstafeln<br />
und mit kleinen Thementafeln.<br />
Die Inhalte sind so aufbereitet, dass<br />
der Betrachter an jeder Stelle in den Pfad<br />
„einsteigen“ kann. Ein Besuch lohnt sich<br />
auf jeden Fall, sowohl für interessierte<br />
Bürger wie auch für den „Durchreisenden“<br />
bzw. Touristen.<br />
Inbetriebnahme<br />
Hinweistafel auf dem Polderinfopfad<br />
Foto: Regierungspräsidium Karlsruhe<br />
Nach fast genau siebenjähriger Bauzeit<br />
konnte der Polder Söllingen am 11. November<br />
2005 seiner offiziellen Bestimmung<br />
übergeben werden. Auf Einladung<br />
des Umweltministeriums Baden-Württemberg<br />
haben zahlreiche Gäste dem<br />
„Knopfdruck“ am Rheinwasserentnahmebauwerk<br />
beim Rheinkilometer 318 beiwohnen<br />
können. Umweltministerin Tanja<br />
Gönner, Staatsministerin Margit Conrad<br />
aus Rheinland-Pfalz und Umweltminister<br />
Wilhelm Dietzel aus Hessen haben gemeinsam<br />
die Schützanlage am Bauwerk in<br />
Gang gesetzt, wobei die Abflusssituation<br />
im Rhein mit weit unter 1.100 Kubikmeter/Sekunde<br />
beachtet werden musste. Das<br />
Bauwerk durfte nur wenige Minuten<br />
geöffnet werden. Die Freude der Beteiligten<br />
über die Fertigstellung des Polder war<br />
indes ungetrübt, zumal der Polder hinsichtlich<br />
Kosten und Fertigstellungstermin<br />
plangemäß realisiert werden konnte.<br />
Probebetrieb<br />
Die einzelnen Bauwerke und die Leittechnik<br />
mit den jeweiligen Einzelfunktionen<br />
für den Betrieb des Polders sind fertiggestellt<br />
und getestet. Bevor der Polder zur<br />
Hochwasserrückhaltung gemäß Reglement<br />
eingesetzt werden kann, ist der mit<br />
der Planfeststellungsbehörde abgestimmte<br />
Probebetrieb mit unterschiedlichen Betriebs-<br />
und Abflussszenarien erforderlich.<br />
In Abhängigkeit der Abflusssituation im<br />
Rhein werden dazu verschiedene Probestaue<br />
beginnend mit einer kleinen ökologischen<br />
Flutung bis hin zur Vollfüllung<br />
durchgeführt. Die seit Oktober 2005 vorherrschenden<br />
Abflüsse im Rhein haben<br />
die Aufnahme des Probetriebes noch nicht<br />
möglich gemacht. Nach Abschluss des<br />
Probebetriebes ist der Polder Söllingen/<br />
Greffern im Rahmen des Integrierten<br />
Rheinprogramms voll für die Hochwasserrückhaltung<br />
einsetzbar.<br />
Die Absperrung des Polders konnte jedoch<br />
für den Ernstfall bereits geübt werden. Gemeinsam<br />
mit den Gemeinden und den<br />
Feuerwehren hat am 5. November 2005<br />
eine erfolgreiche Übung stattgefunden.<br />
Schlussbemerkung<br />
Aus dem ebenfalls in dieser Ausgabe<br />
nachfolgend veröffentlichten Beitrag von<br />
Herrn Bürgermeister Pautler, Gemeinde<br />
Rheinmünster, ist ersichtlich, dass es möglich<br />
ist, ein derartiges Großprojekt zum<br />
Wohle einer ganzen Region auch über Jahre<br />
hinweg zur Zufriedenheit der unmittelbar<br />
Betroffenen zu realisieren. Mit Respekt<br />
vor dem jeweiligen Partner und dem<br />
Willen, gemeinsam den beschwerlichen<br />
Weg in der Bauphase mit all seinen Unannehmlichkeiten<br />
zu beschreiten, war die erfolgreiche<br />
Zielankunft letztendlich nur<br />
konsequent.<br />
Az. 690.20; 691.54<br />
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