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Bürgerschaftliches Engagement als Bildungsziel (in) der Schule

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Dokumentation <strong>der</strong> bundesweiten Fachtagung<br />

des Bundesnetzwerks <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Staatskanzlei Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und <strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung<br />

29. – 30. Oktober 2004<br />

Frauenlob-Gymnasium, Ma<strong>in</strong>z


<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Dokumentation <strong>der</strong> bundesweiten Fachtagung<br />

des Bundesnetzwerks <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Staatskanzlei Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und <strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung<br />

29. – 30. Oktober 2004<br />

Frauenlob-Gymnasium, Ma<strong>in</strong>z


Inhalt<br />

Grußwort<br />

Kurt Beck, M<strong>in</strong>isterpräsident des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Dr. Frank W. Heuberger, Mitglied des Sprecherrates des BBE<br />

Vorträge<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Doris Ahnen, M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für Bildung, Frauen und Jugend des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

<strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong> – Bildungspolitische Chancen <strong>der</strong> Kooperation von <strong>Schule</strong> und<br />

Bürgergesellschaft<br />

Ute Kumpf, stellv. Parlamentarische Geschäftsführer<strong>in</strong> <strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion und<br />

Sprecher<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fraktion<br />

<strong>Schule</strong> und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> – zwei getrennte Welten?<br />

Anmerkungen zu e<strong>in</strong>er schwierigen Beziehung<br />

Prof. Dr. Thomas Rauschenbach<br />

Inputs<br />

Vier Milliarden Euro für den bedarfsgerechten Ausbau von Ganztagsschulen<br />

Das Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB)<br />

Petra Jung<br />

Ideen für mehr! Ganztägig lernen.<br />

Das Begleitprogramm für Ganztagsschulen und solche, die es werden wollen.<br />

Andreas Zieske<br />

Wege <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong>n – zwei Schulporträts<br />

Das Frauenlob-Gymnasium, Ma<strong>in</strong>z<br />

Joachim Bliemeister, Dorothea Lütyens<br />

Das „Christian-Wolff-Gymnasium/ Gymnasium im Bildungszentrum“, Halle/Saale<br />

Dr. Elke Goldberg, Rüdiger Engels<br />

Präsentationen und Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen<br />

AG: Wissen – Handeln – Verantworten<br />

Das Lehr- und Lernkonzept Service Learn<strong>in</strong>g<br />

Gabriele Göhr<strong>in</strong>g<br />

AG: Mitbestimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Formen bürgerschaftlicher Beteiligung von Schülern<br />

Marc Schmie<strong>der</strong>, Marco Meyer<br />

AG: <strong>Schule</strong> und Wirtschaft<br />

Was erwartet die Wirtschaft von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>? Wie können sich Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> engagieren?<br />

Dr. Peter Hilbert<br />

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AG: Perspektiven <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong><br />

Zusammenarbeit mit Jugendhilfe, Freiwilligenagenturen u. a. Organisationen<br />

Dr. Gerd Placke, Birger Hartnuß, Ulrico Ackermann<br />

AG: Unterricht, <strong>Schule</strong> und Schulmanagement <strong>als</strong> Fel<strong>der</strong> bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

– Grundlegende Fragen und neuralgische Punkte <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong>n<br />

Claudia Wiesner<br />

AG: Dialog <strong>der</strong> Generationen – Übergangsbeziehungen auf dem Weg von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>s<br />

Leben<br />

Volker Amrhe<strong>in</strong><br />

AG: Das Eigene und das Fremde<br />

Interkulturelles Lernen durch bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Susanne Huth<br />

Interview<br />

Nachgefragt<br />

Annette Riedel im Gespräch mit Doris Ahnen über die Perspektiven <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

Bemerkungen zum Abschluss <strong>der</strong> Tagung und Ausblick<br />

Thomas Kegel/Eberhard Best<br />

„Markt <strong>der</strong> Möglichkeiten“<br />

Vorstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e, Initiativen und Projekte<br />

• „Alt hilft Jung“ im Jugendbüro Neu-Isenburg<br />

• bus<strong>in</strong>ess@school: Vertreter aus <strong>der</strong> Wirtschaft übernehmen Schulpatenschaften<br />

• CENO „Der Pate“ – e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tergeneratives Mentoren-Projekt<br />

• „Change <strong>in</strong>“ – Jugend <strong>in</strong> Augsburg engagiert sich<br />

• Projekt EmS – <strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong><br />

• „Jung trifft Alt“ – Helfen macht <strong>Schule</strong><br />

• Riesengebirgs-Oberschule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> – Selbstbestätigung durch Service Learn<strong>in</strong>g<br />

• Schlaumäuse – K<strong>in</strong><strong>der</strong> entdecken Sprache – e<strong>in</strong>e Bildungs<strong>in</strong>itiative von Microsoft<br />

Deutschland<br />

• Schüler Helfen Leben e.V.<br />

• Seniorpartner <strong>in</strong> School e.V.<br />

• „Sportjugend-Initiative: Kids und Sport geme<strong>in</strong>sam stark“ – Schülerassistenten-<br />

Ausbildung<br />

• taraxacum KINDER • LERNEN • SPIELEN e.V.<br />

• WUS – World University Service<br />

Das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> (BBE)<br />

Kontakte & L<strong>in</strong>ks<br />

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Grusswort<br />

Kurt Beck<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

4<br />

In Deutschland wird <strong>der</strong>zeit viel über Bildung diskutiert.<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr froh darüber, denn diese Debatte ist überfällig.<br />

Bildung ist die wichtigste Ressource <strong>in</strong> unserem Land, das<br />

sich bis heute bei nur begrenzten Rohstoffvorkommen vor<br />

allem durch die gute Ausbildung und Qualifikation se<strong>in</strong>er<br />

Menschen auszeichnet und behaupten konnte. Und dies ist<br />

es auch, was Deutschland im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich attraktiv<br />

und konkurrenzfähig macht. Bildung ist e<strong>in</strong> Standortfaktor,<br />

sie sichert die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft<br />

und ermöglicht <strong>der</strong> nachwachsenden Generation, konstruktiv<br />

auf die sich mit enormer Geschw<strong>in</strong>digkeit verän<strong>der</strong>nden<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zu reagieren und privates wie gesellschaftliches<br />

Leben positiv zu gestalten.<br />

Bildung ist e<strong>in</strong> Prozess, an dem viele Akteure beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Neben <strong>der</strong> Familie s<strong>in</strong>d es vor allem die öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

unseres Erziehungs- und Bildungssystems, die<br />

dafür sorgen, dass jungen Menschen das richtige Rüstzeug<br />

mit auf den Weg gegeben wird. Der <strong>Schule</strong> kommt dabei<br />

e<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>er Stellenwert zu, denn hier sollen alle<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen, unabhängig vom Geschlecht, ihrer<br />

sozialen und geografischen Herkunft auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Zukunft vorbereitet werden. Die Ergebnisse <strong>in</strong>ternationaler<br />

Schulvergleichsuntersuchungen haben uns allerd<strong>in</strong>gs<br />

sehr e<strong>in</strong>drucksvoll vor Augen gehalten, dass die <strong>Schule</strong> diesen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen nicht mehr <strong>in</strong> dem<br />

Maße entspricht, wie wir alle uns das wünschen würden<br />

und unser Land es für se<strong>in</strong>e Zukunft braucht. Deshalb ist es<br />

notwendig, gut und richtig, dass wir geme<strong>in</strong>sam über Neuerungen<br />

im Bildungssystem diskutieren und streiten.<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ungen, vor denen wir stehen, können wir<br />

nur bewältigen, wenn sich viele Köpfe und Hände mit Ideen<br />

und <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> den Reformprozess e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Denn<br />

<strong>Schule</strong> zu erneuern, bedeutet nicht alle<strong>in</strong>, dass lediglich<br />

Wege und Formen <strong>der</strong> Wissensvermittlung im Unterricht<br />

besser und effektiver werden müssen. Es geht auch darum,<br />

die Frage nach e<strong>in</strong>em mo<strong>der</strong>nen Bildungsverständnis<br />

zu stellen und dabei vielleicht ganz neue Antworten darauf<br />

zu f<strong>in</strong>den, was Bildung heute ausmacht. Natürlich müssen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler gut lesen, schreiben, rechnen<br />

und Zusammenhänge verstehen können. Sie benötigen e<strong>in</strong><br />

breites Wissen <strong>in</strong> den Naturwissenschaften, <strong>in</strong> Kunst und<br />

Kultur, müssen mit den mo<strong>der</strong>nen Medien und <strong>der</strong> Technik<br />

umgehen können und Fremdsprachen beherrschen. All das<br />

ist wichtig, und doch reicht es alle<strong>in</strong> nicht aus.<br />

Wir stehen vor gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen, die bei<br />

jedem E<strong>in</strong>zelnen und <strong>in</strong> neuem Maße Eigenverantwortung,<br />

Selbstbestimmung und Solidarität erfor<strong>der</strong>n. Nur wer es gelernt<br />

hat, sich e<strong>in</strong>zumischen, Verantwortung für sich selbst,


aber auch die Geme<strong>in</strong>schaft zu übernehmen, wer sich traut,<br />

offene Aufgaben <strong>in</strong> Angriff zu nehmen und geme<strong>in</strong>sam mit<br />

an<strong>der</strong>en neue Wege zu beschreiten, <strong>der</strong> wird den Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft gewachsen se<strong>in</strong>.<br />

Diese Kompetenzen bündeln sich <strong>in</strong> dem, was wir heute mit<br />

bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> beschreiben. Dabei geht es<br />

sowohl um gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation, um<br />

Mitbestimmen und Mitentscheiden, <strong>als</strong> auch um <strong>Engagement</strong><br />

im wörtlichen S<strong>in</strong>ne, um Mitmachen und Mitgestalten.<br />

Diese, eben bürgerschaftlichen Kompetenzen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong><br />

Bildungsfaktor und es gilt, sie bei <strong>der</strong> aktuellen<br />

Bildungsdebatte – stärker <strong>als</strong> dies bislang <strong>der</strong> Fall ist<br />

– zu bedenken.<br />

Ich freue mich deshalb sehr, dass das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Staatskanzlei<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und <strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung<br />

dieses Thema aufgegriffen hat. Die vorliegende<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Fachveranstaltung „<strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ vom 29./30.<br />

Oktober 2004 <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z macht e<strong>in</strong>drucksvoll deutlich, dass<br />

bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> e<strong>in</strong> wichtiges Element e<strong>in</strong>es<br />

mo<strong>der</strong>nen Bildungsverständnisses ist. Es gibt zahlreiche<br />

praktische H<strong>in</strong>weise und Anregungen dafür, wie <strong>Schule</strong><br />

sich <strong>als</strong> Lern- und Aneignungsraum für <strong>Engagement</strong> weiter<br />

entwickeln und dabei Aufgaben <strong>der</strong> Wissensvermittlung mit<br />

Anliegen <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung verb<strong>in</strong>den kann. Neue<br />

Partnerschaften und Kooperationen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> mit Akteuren<br />

und Organisationen des Geme<strong>in</strong>wesens können dabei<br />

helfen und gleichzeitig die <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> e<strong>in</strong>en Ort zum Lernen<br />

und Leben prägen.<br />

Ich hoffe, dass von <strong>der</strong> Veranstaltung und den hier festgehaltenen<br />

Beiträgen viele Impulse zum Nachahmen, zur Diskussion<br />

und Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n ausgehen und wünsche<br />

dem BBE und se<strong>in</strong>en Partnern bei dem Bemühen,<br />

sich mit bürgerschaftlichen Aspekten <strong>in</strong> die anstehende Bildungs-<br />

und Schulreform e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, viel Erfolg.<br />

5


E<strong>in</strong>führung<br />

Chancen für die Zukunft:<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> aus Sicht des BBE<br />

Dr. Frank W. Heuberger<br />

Staatskanzlei Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />

Mitglied des Sprecherrates des BBE<br />

Das Thema „<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“ hat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

öffentlichen politischen und wissenschaftlichen Diskussion<br />

e<strong>in</strong>e enorme Aufwertung erfahren. Verbunden damit<br />

s<strong>in</strong>d sehr unterschiedliche, z.T. hoch ambivalente Intentionen<br />

und Erwartungen, die von sozi<strong>als</strong>taatlichen Reformbestrebungen<br />

über Strategien zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Demokratie,<br />

mögliche Konzepte zur Bearbeitung destruktiver<br />

Folgen von Individualisierung und Pluralisierung, Überlegungen<br />

zur Zukunft <strong>der</strong> Arbeitsgesellschaft bis h<strong>in</strong> zu Vorstellungen<br />

über e<strong>in</strong>e Zivil- bzw. Bürgergesellschaft reichen.<br />

Trotz <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> diesen Diskursen abbildenden Kontroversen<br />

und Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten besteht allgeme<strong>in</strong> Konsens<br />

darüber, dass bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> unserer<br />

Gesellschaft e<strong>in</strong> zentraler Stellenwert zukommt und von daher<br />

nicht nur e<strong>in</strong>er verstärkten Aufmerksamkeit, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem öffentlicher und politischer Anerkennung und e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>tensiven För<strong>der</strong>ung und Unterstützung bedarf. Die<br />

Praxis des <strong>Engagement</strong>s ist bunt und vielfältig; se<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und Voraussetzungen jedoch häufig noch unzureichend,<br />

wenig motivierend und för<strong>der</strong>lich. Über mögliche<br />

Wege und Strategien zur <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung wird daher<br />

mit unterschiedlichsten Intentionen seit nunmehr mehreren<br />

Jahren auf allen fö<strong>der</strong>alen Ebenen sowie <strong>in</strong> den Organisationen<br />

des dritten Sektors, aber auch <strong>in</strong> Wirtschaftsunternehmen<br />

gerungen.<br />

Der <strong>Schule</strong> kommt <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> diesen Diskussionen e<strong>in</strong>e<br />

ganz beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Warum? Wenn e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes<br />

Bildungsverständnis heute nicht nur kognitives Wissen,<br />

son<strong>der</strong>n auch soziales Lernen und Kompetenzen wie Kommunikations-,<br />

Kooperations- und Teamfähigkeit, Empathie<br />

und soziales Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> umfasst, dann –<br />

so die These – hat <strong>Schule</strong> erhebliche Bedeutung und Ver-<br />

6<br />

antwortung für die Herausbildung von <strong>Engagement</strong>bereitschaft<br />

und -motivation sowie zivilgesellschaftlicher Handlungsstrukturen.<br />

Die Vermittlung kognitiver Wissensbestände<br />

bildet jedoch – trotz e<strong>in</strong>es breiten Erziehungs- und Bildungsauftrags<br />

– nach wie vor den Kernbereich des schulischen<br />

Alltags. Die Entwicklung sozialer Kompetenzen und<br />

die Ausprägung von so etwas wie Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n werden bislang<br />

<strong>als</strong> wesentlicher Bestandteil des schulischen Auftrags<br />

erst ansatzweise <strong>in</strong> den Blick genommen. Wenn dieser Aspekt<br />

gegenüber <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en schulischen Wissensvermittlung<br />

jedoch stärkeres Gewicht erhielte, kann <strong>Schule</strong> viel dazu<br />

beitragen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachwachsenden Generation Bereitschaft<br />

und Fähigkeiten zur Übernahme von Verantwortung<br />

für das Geme<strong>in</strong>wesen und zur aktiven Beteiligung an <strong>der</strong><br />

Gestaltung des sozialen, kulturellen und politischen Lebens<br />

entwickelt werden.<br />

<strong>Engagement</strong>erfahrungen f<strong>in</strong>den bislang jedoch noch wenig<br />

Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Dabei liegen hier beson<strong>der</strong>e Potenziale,<br />

nicht nur für die Gestaltung von zeitlichen Freiräumen am<br />

Nachmittag, son<strong>der</strong>n auch für Unterricht und Wissensaneignung.<br />

<strong>Engagement</strong> eröffnet Möglichkeiten für e<strong>in</strong> Lernen <strong>in</strong><br />

lebensweltlichen Zusammenhängen, für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Problemlösen zusammen mit an<strong>der</strong>en Menschen. Dabei<br />

wird Wissen <strong>in</strong>tensiver und nachhaltiger vermittelt; Teamfähigkeit<br />

und Verantwortlichkeit s<strong>in</strong>d Teil des Lernvorgangs.<br />

Es geht uns <strong>als</strong>o darum, Ansätze e<strong>in</strong>er „civic education“<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> und durch die <strong>Schule</strong> zu stärken, zu entwickeln und<br />

mitzugestalten. Das hieße, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Räume und Formen<br />

zu etablieren, um <strong>Engagement</strong> „zu lernen“, <strong>in</strong>dem es<br />

ermöglicht wird, <strong>Engagement</strong>fel<strong>der</strong> und -formen kennen zu<br />

lernen, selbst e<strong>in</strong> <strong>Engagement</strong> auszuprobieren und <strong>Engagement</strong>rollen<br />

e<strong>in</strong>zuüben. Diese Aufgabe soll, muss und kann<br />

die <strong>Schule</strong> jedoch sicher nicht alle<strong>in</strong> lösen. Gefragt s<strong>in</strong>d<br />

vielmehr Modelle und Ansätze, die neue Kooperationen<br />

und Partnerschaften von <strong>Schule</strong> mit Organisationen und<br />

Akteuren im Geme<strong>in</strong>wesen beför<strong>der</strong>n, damit <strong>Schule</strong> öffnen,<br />

lebensweltliche Zusammenhänge <strong>in</strong> schulisches Leben e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

und dieses damit vielfach <strong>in</strong>teressanter und attraktiver<br />

machen.<br />

Die aktuelle Schulreform-Diskussion – nicht zuletzt angetrieben<br />

durch die Ergebnisse von THIMMS, PISA und <strong>der</strong><br />

OECD-Studie – bieten grundsätzlich günstige Anknüpfungspunkte<br />

für e<strong>in</strong>e Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, auch und gerade gegenüber<br />

dem bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>.<br />

In Deutschland wird gegenwärtig verstärkt <strong>in</strong> den Ausbau<br />

von Ganztagsschulen <strong>in</strong>vestiert. In diesen Prozess <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

und des Ausbaus von Ganztagsschulen wollen<br />

wir uns e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und bürgerschaftliche Akzente setzen.<br />

Dabei geht es e<strong>in</strong>erseits darum, <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zu verankern, an<strong>der</strong>erseits um e<strong>in</strong>e Öffnung<br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> h<strong>in</strong> zum Geme<strong>in</strong>wesen, um ihre E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> die<br />

lokale Bürgergesellschaft, um ihre Entwicklung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

lokal und partnerschaftlich orientierten Lernzentrum.


E<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Art verän<strong>der</strong>tes <strong>in</strong>stitutionelles Leitbild von<br />

<strong>Schule</strong> zeigt sich offen gegenüber <strong>Engagement</strong>, Mitgestaltung<br />

und Mitbestimmung. Strategien e<strong>in</strong>er „äußeren Öffnung“<br />

beteiligen Eltern <strong>in</strong> höherem Maße an schulischen Entscheidungen,<br />

för<strong>der</strong>n die Gründung von Eltern(för<strong>der</strong>-)vere<strong>in</strong>en<br />

und unterstützen <strong>Engagement</strong>bereitschaft und Verantwortungsübernahme<br />

<strong>der</strong> Eltern. Modelle und Konzepte e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>wesenorientierten <strong>Schule</strong> nutzen und <strong>in</strong>tegrieren<br />

Kompetenzen und Ressourcen des schulischen Umfeldes<br />

aus Sport, Kultur, Bildung, Jugendarbeit, gew<strong>in</strong>nen Spezialisten<br />

aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, aber<br />

auch ortsansässigen Betrieben und Unternehmen und b<strong>in</strong>den<br />

diese <strong>in</strong> die Gestaltung von Unterricht und des schulischen<br />

Lebens e<strong>in</strong>.<br />

Damit werden <strong>Engagement</strong>potenziale des Geme<strong>in</strong>wesens<br />

<strong>in</strong> <strong>Schule</strong> verankert, Unterricht durch das E<strong>in</strong>fließen von<br />

Praxiswirklichkeit erfahrungsorientiert, das außerunterrichtliche<br />

Leben durch vielfältige Angebote und Aktivitäten <strong>in</strong>teressant<br />

und attraktiv, die <strong>Schule</strong> durch Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Mitgestaltung und Mitbestimmung demokratisiert. Diese so<br />

beschriebene <strong>Schule</strong> ist Anspruch und Realität zugleich. Wir<br />

wollen mit dieser Tagung gute Beispiele vorstellen, <strong>Schule</strong>n<br />

und Projekte präsentieren, die auf diesem Weg bereits<br />

schulische Wirklichkeit verän<strong>der</strong>n und natürlich Impulse zur<br />

Verbreitung und zur Nachahmung geben. Geme<strong>in</strong>sam wollen<br />

wir überlegen, wie wir den Gedanken des bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s auch strategisch <strong>in</strong> die anstehenden<br />

Prozesse <strong>der</strong> Schulreform e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können.<br />

Ich habe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Ausführungen häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Wir-Form“<br />

gesprochen. Damit me<strong>in</strong>e ich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Perspektive<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des BBE. Erlauben Sie mir daher noch e<strong>in</strong>ige<br />

knappe Worte zum Bundesnetzwerk und se<strong>in</strong>er Arbeit.<br />

Das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> (BBE)<br />

ist noch sehr jung. Es ist im Juni 2002 auf Initiative des Nationalen<br />

Beirates zum Internationalen Jahr <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

(IJF) 2001 gegründet worden. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> vergangenen Legislaturperiode<br />

arbeitende Enquete-Kommission des Deutschen<br />

Bundestages „Zukunft des Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s“<br />

hat e<strong>in</strong>e stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Akteure und Organisationen des<br />

<strong>Engagement</strong>s – von <strong>der</strong> freiwilligen Feuerwehr bis zum Umweltschutz<br />

– empfohlen und die Gründung e<strong>in</strong>er nationalen<br />

Plattform unterstützt. Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz war Gründungsmitglied<br />

des Netzwerks.<br />

Das BBE ist e<strong>in</strong>e Organisation mit gänzlich neuartiger Konstruktion<br />

und Arbeitsweise. Es gibt dafür bislang <strong>in</strong> Deutschland<br />

ke<strong>in</strong>e Vorbil<strong>der</strong>. Das Beson<strong>der</strong>e an uns ist, dass wir<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Netzwerk von Organisationen und Akteuren<br />

aus <strong>der</strong> Bürgergesellschaft und dem Dritten Sektor, aus<br />

Staat und Politik sowie aus <strong>der</strong> Wirtschaft und dem Arbeitsleben<br />

s<strong>in</strong>d. Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter aus diesen drei so<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sitzen zusammen<br />

an e<strong>in</strong>em Tisch und arbeiten geme<strong>in</strong>sam und part-<br />

nerschaftlich daran, die Bed<strong>in</strong>gungen für bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> zu verbessern. Das hat es <strong>in</strong> dieser Form noch<br />

nicht gegeben.<br />

Inzwischen verzeichnet das BBE mehr <strong>als</strong> 150 Mitgliedsorganisationen,<br />

darunter die beiden christlichen Kirchen,<br />

die Verbände <strong>der</strong> Freien Wohlfahrtspflege, des Sports, <strong>der</strong><br />

Kultur, des Natur- und Umweltschutzes, Gewerkschaften<br />

(DGB, VER.DI, IGM), Stiftungen, die Dachorganisationen<br />

<strong>der</strong> Selbsthilfe, <strong>der</strong> Freiwilligenagenturen und Seniorenbüros,<br />

Forschungs<strong>in</strong>stitute, aber auch Wirtschaftsunternehmen,<br />

drei Bundesm<strong>in</strong>isterien, acht Bundeslän<strong>der</strong> sowie den<br />

Deutschen Städtetag und den Deutschen Städte- und Geme<strong>in</strong>debund<br />

und viele mehr. Die Nachfrage nach e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft<br />

im BBE ist erfreulicherweise weiterh<strong>in</strong> groß, so<br />

dass sich das Netzwerk ständig erweitert. Inzwischen darf<br />

man sagen, dass wir e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> größten deutschen Netzwerke<br />

s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>ter den im BBE zusammengeschlossenen Organisationen<br />

stehen viele Millionen Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Dabei zielt das BBE auf die För<strong>der</strong>ung des bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s <strong>in</strong> allen se<strong>in</strong>en Formen und allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen. Unser Leitbild ist e<strong>in</strong>e aktive Bürgergesellschaft,<br />

die durch e<strong>in</strong> hohes Maß an Teilhabe <strong>der</strong><br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bei <strong>der</strong> Gestaltung des Geme<strong>in</strong>wesens<br />

geprägt ist. In unserem Netzwerk beschäftigen wir uns<br />

mit e<strong>in</strong>em breit gefächerten Spektrum von Themen und Anliegen.<br />

Es reicht von den rechtlichen und organisatorischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des <strong>Engagement</strong>s über die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> lokalen Bürgergesellschaft, die Zukunft <strong>der</strong> Freiwilligendienste,<br />

die Rolle des <strong>Engagement</strong>s bei <strong>der</strong> Reform<br />

des Sozi<strong>als</strong>taates, das <strong>Engagement</strong> von Migrant<strong>in</strong>nen und<br />

Migranten, Fragen <strong>der</strong> Bildung und Qualifizierung bis h<strong>in</strong><br />

zum „Corporate Citizenship“ von Unternehmen sowie nicht<br />

zuletzt Fragen <strong>der</strong> Vernetzung auf europäischer Ebene.<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er sektor- und bereichsübergreifenden Zusammensetzung<br />

hat sich das BBE zu e<strong>in</strong>em Kompetenzzentrum<br />

entwickelt und ist bereits jetzt e<strong>in</strong> wichtiger Ansprech- und<br />

Kooperationspartner für Organisationen und Verbände, Verwaltungen<br />

und Parlamente bei <strong>der</strong> Erarbeitung von Konzepten<br />

und Strategien zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bürgergesellschaft.<br />

Dabei ist entscheidend, dass das BBE <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Ort ist, an<br />

dem bereichsübergreifend, <strong>als</strong>o jenseits spezieller Fragen<br />

und Probleme <strong>in</strong> Sport, Soziales, Kultur etc., Strategien <strong>der</strong><br />

<strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung diskutiert und entwickelt werden.<br />

E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Anliegen des BBE ist es, bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>s<br />

<strong>als</strong> e<strong>in</strong>en entscheidenden Bildungsfaktor kenntlich<br />

zu machen und daran mitzuwirken, dass dies <strong>in</strong> unserem<br />

Bildungssystem se<strong>in</strong>en Nie<strong>der</strong>schlag f<strong>in</strong>det. Diese bundesweite<br />

Fachveranstaltung ist dafür e<strong>in</strong> ganz entscheiden<strong>der</strong><br />

Bauste<strong>in</strong>.<br />

Bereits die Konstellation dieser Tagung ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Erfolgsfaktor für unser Anliegen. Das BBE, e<strong>in</strong> zivilgesell-<br />

7


schaftliches Forum, arbeitet mit e<strong>in</strong>em – <strong>in</strong> Bildungsfragen<br />

zuständigen – Bundesland und <strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendstiftung (DKJS), die sich <strong>der</strong>zeit beson<strong>der</strong>s für den<br />

Ausbau und die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Ganztagsschulen engagiert,<br />

eng zusammen. Ich halte das für e<strong>in</strong>e ausgesprochen<br />

gute Allianz, die beste Voraussetzungen dafür bietet,<br />

unser geme<strong>in</strong>sames Anliegen <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong> und<br />

<strong>der</strong> Verankerung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s <strong>als</strong> e<strong>in</strong>en<br />

zentralen Bildungsfaktor voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Diese Fachtagung aber wäre nicht denkbar gewesen ohne<br />

die Unterstützung und das unglaubliche <strong>Engagement</strong> des<br />

Frauenlob-Gymnasiums, <strong>in</strong> dem wir zwei Tage zu Gast se<strong>in</strong><br />

durften. Ich denke, wir hätten mit unserer Tagung ke<strong>in</strong>en<br />

authentischeren Ort wählen können.<br />

8


Vorträge<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong><br />

(<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Doris Ahnen<br />

M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für Bildung, Frauen und Jugend des Landes<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Als ich vor Monaten die E<strong>in</strong>ladung zu dieser Tagung <strong>in</strong> den<br />

Händen hielt, empfand ich es unmittelbar <strong>als</strong> Selbstverständlichkeit,<br />

hier e<strong>in</strong> Grußwort sprechen und auch darüber<br />

h<strong>in</strong>aus an dieser Veranstaltung teilnehmen zu wollen. Diese<br />

spontane Bereitschaft ist durch e<strong>in</strong>e hohe <strong>in</strong>haltliche Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den Thesen und Zielen des Bundesnetzwerks<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> motiviert.<br />

So stimme ich voll dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass das <strong>Engagement</strong><br />

junger Menschen für unsere Gesellschaft natürlich e<strong>in</strong>e unverzichtbare<br />

Ressource ist, dass Bildung und Qualifizierung<br />

natürlich entscheidend s<strong>in</strong>d für die För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s und, dass unseren <strong>Schule</strong>n dabei natürlich<br />

e<strong>in</strong>e große Verantwortung zukommt, um nur e<strong>in</strong>ige<br />

wenige Kernthesen wie<strong>der</strong>zugeben.<br />

Sätze wie die eben genannten würden mit großer Sicherheit<br />

viele Anhänger f<strong>in</strong>den, kaum jemand könnte ihre Richtigkeit<br />

und ihre Wichtigkeit bezweifeln.<br />

Dennoch haben wir uns hier zusammengefunden, um über<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> zu diskutieren.<br />

Dennoch schließen sich über 150 Institutionen und Personen<br />

zu e<strong>in</strong>em Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

zusammen.<br />

Warum ist das so? Sprechen wir etwa doch nicht über<br />

Selbstverständlichkeiten?<br />

Ich sage, wir reden hier nicht über Selbstverständlichkeiten,<br />

und gerade deshalb ist die Arbeit des Bundesnetzwerks<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> so wichtig und wertvoll. Ich<br />

empf<strong>in</strong>de Ihr <strong>Engagement</strong> für das <strong>Engagement</strong>, mit dem Sie<br />

sich hier und darüber h<strong>in</strong>aus dieser Frage annehmen, <strong>als</strong><br />

em<strong>in</strong>ent bedeutsam und zukunftweisend.<br />

Der <strong>Schule</strong> kommt bei dem übergeordneten Ziel des Bundesnetzwerks<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>, <strong>der</strong> nachhaltigen<br />

För<strong>der</strong>ung von Bürgergesellschaft und bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> allen Gesellschafts- und Politikbereichen,<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Verantwortung zu. Als e<strong>in</strong>zige Institution<br />

hat die <strong>Schule</strong> die Chance, alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

zu erreichen und für die Demokratie zu gew<strong>in</strong>nen. Ich b<strong>in</strong><br />

fest davon überzeugt, dass sich <strong>Schule</strong> dieser Verantwortung<br />

stellen muss und, dass <strong>Schule</strong> sich dieser Verantwortung<br />

auch stellt, denn sie war und ist immer mehr <strong>als</strong> re<strong>in</strong>e<br />

Wissensvermittlung. Dies ist nicht alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Schulgesetzen<br />

aller Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland so<br />

festgehalten. <strong>Schule</strong>n haben sich <strong>in</strong> diesem Bereich wie auf<br />

an<strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong>n längst auf den Weg gemacht. Dies belegen<br />

die heute hier vorgestellten Beispiele <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em<br />

Maße. Und ich lege Wert auf die Feststellung, dass wir hier<br />

hervorragende E<strong>in</strong>zelbeispiele, aber ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfälle sehen.<br />

Unsere <strong>Schule</strong>n, unsere Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer und unsere<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler s<strong>in</strong>d weit besser <strong>als</strong> ihr Ruf. Es ist<br />

sche<strong>in</strong>bar so e<strong>in</strong>fach geworden, im Gefolge von PISA o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> kürzlich veröffentlichten OECD-Studie unsere <strong>Schule</strong>n<br />

und die an ihr Beteiligten an den Pranger zu stellen.<br />

Insofern sage ich hier ganz deutlich, ja, wir haben Nachholbedarf,<br />

ja, wir müssen uns ernsthaft mit Fragen <strong>der</strong> schulischen<br />

Qualitätsentwicklung beschäftigen, ja, <strong>Schule</strong> muss<br />

das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong> för<strong>der</strong>n. Das Gleiche gilt<br />

für unsere Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Auch hier ist es so<br />

e<strong>in</strong>fach, über e<strong>in</strong>e Generation zu klagen, dabei aber nicht<br />

wahrzunehmen, zu was sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist. Ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

dass die heute junge Generation nicht besser und<br />

nicht schlechter ist <strong>als</strong> an<strong>der</strong>e vor ihr.<br />

Ich leugne nicht, dass es heute Probleme gibt, die man<br />

noch vor 20 Jahren nicht kannte. Aber Jugend hat sich nur<br />

<strong>in</strong> dem Maße verän<strong>der</strong>t, wie die Gesellschaft sich verän<strong>der</strong>t<br />

hat. Ich b<strong>in</strong> viel <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n unterwegs und ich erlebe junge<br />

Menschen immer wie<strong>der</strong> <strong>als</strong> enorm engagiert, kreativ und<br />

begeisterungsfähig.<br />

Unsere Demokratie braucht das <strong>Engagement</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen. Das ersche<strong>in</strong>t mir unbestritten. Gleichzeitig<br />

brauchen diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> Demokratie. Wir müssen <strong>als</strong>o<br />

nach me<strong>in</strong>er festen Überzeugung dafür sorgen, dass unsere<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

am eigenen Leib kennen lernen, sie dabei nicht nur lernen,<br />

son<strong>der</strong>n auch erfahren und erleben. Ich halte es da mit<br />

Hartmut von Hentig und se<strong>in</strong>er Maxime „Soviel Erfahrung<br />

wie möglich an die Stelle von Belehrung setzen!“.<br />

Dieser kurze Satz ist e<strong>in</strong>e schlagwortartige Verkürzung für<br />

all das, worum es me<strong>in</strong>es Erachtens geht, wenn wir ernst<br />

machen wollen mit dem <strong>Bildungsziel</strong> <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>.<br />

Er enthält zwei ganz entscheidende Ansatzpunkte:<br />

Wenn wir Erfahrung an die Stelle von Belehrung setzen<br />

9


wollen, müssen wir erstens die <strong>Schule</strong> öffnen, nach <strong>in</strong>nen<br />

wie auch nach außen, und wir müssen zweitens die an<br />

<strong>Schule</strong> Beteiligten tatsächlich an <strong>Schule</strong> beteiligen. Dabei<br />

ist völlig klar, dass Fragen schulischer Öffnung und <strong>der</strong> Partizipation<br />

ke<strong>in</strong>e parallelen Prozesse darstellen, son<strong>der</strong>n nur<br />

<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt zu denken s<strong>in</strong>d.<br />

Ich komme zum ersten Punkt, zur Öffnung von <strong>Schule</strong>. Ich<br />

spreche hier <strong>als</strong> Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Landes, welches<br />

vor allem im Rahmen <strong>der</strong> Ganztagsschule <strong>in</strong> Angebotsform<br />

<strong>Schule</strong> geöffnet hat. Die Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> mit<br />

außerschulischen Partnern ist hier e<strong>in</strong> wesentlicher Eckpfeiler.<br />

Damit gehen wir <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e<strong>in</strong>en für uns neuen<br />

Weg, e<strong>in</strong>en Weg, den wir im Übrigen nicht alle<strong>in</strong>e beschreiten.<br />

Auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n wurden und werden gerade<br />

im Zusammenhang mit Ganztagsprogrammen große Schritte<br />

<strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Öffnung von <strong>Schule</strong> unternommen.<br />

In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz hat fast jede Ganztagsschule <strong>in</strong>nerhalb<br />

ihrer Region geeignete Kooperationspartner gefunden. Ich<br />

weiß sehr wohl, dass wir am Anfang e<strong>in</strong>es Weges stehen.<br />

Aber bereits jetzt lässt sich festhalten, dass sich sowohl<br />

unsere <strong>Schule</strong>n <strong>als</strong> auch unsere Partner durch großes <strong>Engagement</strong>,<br />

durch e<strong>in</strong>e erstaunliche Flexibilität und durch<br />

Kreativität auszeichnen und, dass beide Seiten, bei allen<br />

Reibungsverlusten, die e<strong>in</strong> solches Betreten von Neuland<br />

mit sich br<strong>in</strong>gt, die Kooperation <strong>als</strong> Bereicherung empf<strong>in</strong>den.<br />

Es gibt viele gute Beispiele für bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n, auch außerhalb <strong>der</strong> Ganztagsschulen<br />

und natürlich auch außerhalb von Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Die Vorstellung<br />

des Christian-Wolff-Gymnasiums aus Halle/Sachsen-Anhalt<br />

wird dies belegen. Es kommt darauf an, die beson<strong>der</strong>s<br />

guten Beispiele zu sammeln und <strong>in</strong> die Breite zu<br />

br<strong>in</strong>gen. Das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

hat sich dieser Aufgabe angenommen und auch Politik<br />

muss dies leisten.<br />

Die Öffnung von <strong>Schule</strong> nach außen hat nach me<strong>in</strong>er festen<br />

Überzeugung auch e<strong>in</strong>e Öffnung nach <strong>in</strong>nen zur Folge:<br />

<strong>Schule</strong> nach <strong>in</strong>nen zu öffnen heißt, neue Formen des Unterrichtens<br />

und Lernens und Pr<strong>in</strong>zipien wie Handlungsorientierung<br />

und eigentätiges Lernen zu stärken, Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Verantwortungsübernahme und des Lernens an realen<br />

Handlungs- und Entscheidungssituationen zu ermöglichen.<br />

Zu dieser Öffnung nach <strong>in</strong>nen leistet e<strong>in</strong>e Öffnung nach außen<br />

große Unterstützung. Darüber h<strong>in</strong>aus haben die für Bildung<br />

Verantwortlichen längst erkannt, dass e<strong>in</strong>e Schulreform<br />

über Fragen <strong>der</strong> verbesserten Wissensvermittlung h<strong>in</strong>ausgehen<br />

muss. Die Bildungsstandards setzen beispielsweise<br />

auf e<strong>in</strong>e unterrichtliche Orientierung an Kompetenzen,<br />

was zur Folge haben muss, dass das Lehren und Lernen<br />

umstrukturiert wird: Nicht <strong>der</strong> bloße Aufbau von – häufig<br />

ungenutzten – Wissensbeständen ist gefragt, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e Ausrichtung des Lehrens und Lernens auf die Bewältigung<br />

von Anfor<strong>der</strong>ungen, die an unsere Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schülern gestellt werden.<br />

10<br />

Ich komme zu dem zweiten nach me<strong>in</strong>er Überzeugung wesentlichen<br />

Punkt, zur Beteiligung <strong>der</strong> Beteiligten, zur Partizipation<br />

an <strong>Schule</strong>n. Demokratie fängt kle<strong>in</strong> an. Wenn wir<br />

von unseren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n for<strong>der</strong>n, aktive, engagierte und politisch<br />

denkende Menschen zu werden, dann müssen wir<br />

auch die Basis dafür schaffen und die heißt: Demokratische<br />

Beteiligung von kle<strong>in</strong> auf.<br />

Der erste größere Gestaltungsraum neben <strong>der</strong> Familie ist<br />

die <strong>Schule</strong>. Erfahren K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche hier Ohnmachtgefühle<br />

und Abwertung, erhöht dies nach <strong>der</strong> Aggressionsforschung<br />

die Gefahr von Gewalt. Wichtig ist es daher, e<strong>in</strong>e<br />

Kultur <strong>der</strong> gegenseitigen Achtung an unseren <strong>Schule</strong>n aufzubauen<br />

und angemessene Beteiligungsmöglichkeiten zu<br />

verwirklichen. Dabei müssen neben Beteiligungsformen <strong>in</strong><br />

den üblichen Gremien auch an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Beteiligung<br />

<strong>in</strong>s Blickfeld gerückt und erprobt werden.<br />

Solche Beteiligungsmöglichkeiten können z.B. se<strong>in</strong>: <strong>der</strong><br />

Aufbau e<strong>in</strong>er Schülervertretung auch <strong>in</strong> Grundschulen,<br />

Streitschlichtung durch Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, Mitarbeit<br />

am Schulprogramm, Mitwirkung bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Unterrichtsthemen<br />

und -<strong>in</strong>halte und vieles an<strong>der</strong>e mehr. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus sollte e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong> und<br />

Geme<strong>in</strong>de angestrebt werden, um so e<strong>in</strong>e angemessene Beteiligung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen <strong>in</strong> Kommunen bei<br />

allen sie betreffenden Vorhaben und Planungen zu schaffen.<br />

Auch hier haben sich <strong>Schule</strong>n auf den Weg gemacht.<br />

Als Beispiel führe ich das BLK 1 -Projekt „Demokratie lernen<br />

und leben“ an, an dem sich bundesweit über 160 <strong>Schule</strong>n<br />

beteiligen, 16 davon aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz.<br />

Wenn es uns gel<strong>in</strong>gt, die <strong>Schule</strong> zu öffnen, nach <strong>in</strong>nen und<br />

nach außen, wenn es uns gel<strong>in</strong>gt, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

<strong>als</strong> Handelnde zu begreifen und sie zu beteiligen, dann<br />

wird <strong>Schule</strong> im besten S<strong>in</strong>ne Lern- und Lebensraum. Ich<br />

b<strong>in</strong> überzeugt davon, dass e<strong>in</strong> Anfang dazu gemacht ist.<br />

Wir müssen das Rad nicht neu erf<strong>in</strong>den, wir müssen allerd<strong>in</strong>gs<br />

bestehende Strukturen und Ansätze, wie ich sie versucht<br />

habe herauszuarbeiten, aufgreifen und vorantreiben.<br />

Und wir müssen Sorge tragen, dass die guten Beispiele, wie<br />

sie hier <strong>in</strong> herausragen<strong>der</strong> Form vorgestellt werden, <strong>Schule</strong><br />

machen.<br />

1 Bund-Län<strong>der</strong>-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsför<strong>der</strong>ung


<strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong> –<br />

Bildungspolitische Chancen <strong>der</strong> Kooperation von<br />

<strong>Schule</strong> und Bürgergesellschaft<br />

Ute Kumpf, MdB<br />

Parlamentarische Geschäftsführer<strong>in</strong> <strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion<br />

und Sprecher<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „<strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong>“<br />

Als Sprecher<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“<br />

<strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion b<strong>in</strong> ich quasi e<strong>in</strong>e<br />

Überzeugungstäter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sachen <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

und zwar <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht.<br />

Die SPD-Bundestagsfraktion setzt auf Netzwerke für das <strong>Engagement</strong><br />

und macht sich für das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> stark. Wir arbeiten erfolgreich zusammen,<br />

das macht Spaß und ermutigt. Für die SPD-Bundestagsfraktion<br />

durfte ich im Februar 2005 den Kongress<br />

„<strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong>“ ausrichten und e<strong>in</strong>en Anstoß<br />

für die Debatte liefern, wie <strong>Schule</strong> sich öffnen kann, wie<br />

<strong>Engagement</strong> und das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> gelernt werden<br />

können. Die „MacherInnen“ von <strong>in</strong>sgesamt 32 <strong>in</strong>novativen<br />

Projekten aus ganz Deutschland, haben demonstriert, wie<br />

<strong>Schule</strong> jenseits e<strong>in</strong>es „pädagogischen Stundenhotels“ sich<br />

verän<strong>der</strong>t, wenn sie sich öffnet – <strong>in</strong> den Stadtteil, <strong>in</strong> den<br />

Lebensraum <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, wie Kooperationen<br />

geschmiedet werden mit <strong>der</strong> Bürgerschaft, den<br />

Verbänden und Organisationen. Die best-practice-Beispiele<br />

gaben e<strong>in</strong>e bunte Palette und reichten vom Schüler/<strong>in</strong>nencafe,<br />

über Mediation durch Senioren, Kooperation mit Musikvere<strong>in</strong>en,<br />

Altenheimen, bis h<strong>in</strong> zur Hausaufgabenbetreuung<br />

von türkischen GrundschülerInnen. Auch unser heutiger<br />

Gastgeber das Frauenlob-Gymnasium hat se<strong>in</strong> Projekt<br />

„Jung trifft Alt e.V.“ präsentiert, allen nur zum Nachahmen<br />

empfohlen.<br />

Aus PISA lernen und Konsequenzen ziehen heißt, <strong>Schule</strong><br />

muss sich än<strong>der</strong>n, Bildung muss sich erweitern, Beteiligung<br />

muss ermöglicht werden. <strong>Schule</strong> muss sich <strong>als</strong> Lern- und<br />

Lebensraum für Bildung und für die Erziehung zum Enga-<br />

gement verän<strong>der</strong>n. Neue Wege s<strong>in</strong>d längst überfällig und<br />

dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

Unsere Konferenz hat gezeigt, dass für immer mehr Eltern,<br />

Lehrer/<strong>in</strong>nen, Schüler/<strong>in</strong>nen, Vere<strong>in</strong>e und Institutionen bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> e<strong>in</strong>e selbstverständliche Form<br />

aktiver Mitgestaltung von Bildung und Erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> ist. Denn <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> kann viel bewegen:<br />

Verantwortungsgefühl stärken, Kreativität anregen und<br />

Wertebewusstse<strong>in</strong> für den Nachwuchs vermitteln. Das Bundesnetzwerk<br />

knüpft mit dieser Fachtagung daran an, um<br />

nun vor allem praktische Impulse zu setzen.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Kritik an <strong>der</strong> heutigen Jugend – zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>in</strong> Deutschland – steht die Klage, dass sie nicht bereit<br />

sei, sich für die öffentlichen Belange zu engagieren, Verantwortung<br />

zu übernehmen, sich nicht für Politik <strong>in</strong>teressiere.<br />

Es wird oft auf Egoismus und Hedonismus <strong>der</strong> Jugendlichen,<br />

auf Individualisierung und Pluralisierung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

verwiesen. Dabei ist das Klagen über das fehlende<br />

<strong>Engagement</strong> und Interesse <strong>der</strong> Jugend be<strong>in</strong>ahe so alt wie<br />

die Menschheit. Schon Sokrates (470 – 399 v. Chr.) schrieb<br />

über die Jugend: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus.<br />

Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat ke<strong>in</strong>en<br />

Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten<br />

soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere<br />

das Zimmer betreten. Sie wi<strong>der</strong>sprechen ihren Eltern,<br />

schwadronieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft, verschl<strong>in</strong>gen bei Tisch<br />

die Süßspeisen, legen die Be<strong>in</strong>e übere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und tyrannisieren<br />

ihre Lehrer.“<br />

Diese Klage über die Jugend, heute wie früher, teile ich<br />

nicht. Die Jugend ist besser <strong>als</strong> ihr Ruf. Erstens ist anzunehmen,<br />

dass viele <strong>der</strong> Kritiker <strong>in</strong> Politik, Journalismus, Pädagogik<br />

und Jugendforschung e<strong>in</strong>er Generation angehören,<br />

die im Durchschnitt <strong>als</strong> Jugendliche auch nicht <strong>in</strong>teressierter<br />

und e<strong>in</strong>satzbereiter war <strong>als</strong> die heutigen kritisierten Jugendlichen.<br />

Beleg dafür s<strong>in</strong>d empirische Untersuchungen,<br />

die beweisen, dass sich die Anteile von Interessierten und<br />

Des<strong>in</strong>teressierten über Jahre h<strong>in</strong>weg nicht wesentlich verän<strong>der</strong>t<br />

haben.<br />

Zweitens wi<strong>der</strong>legen die vorliegenden empirischen Ergebnisse,<br />

die auch Teil <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Enquete-Kommission „Zukunft<br />

des Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s des Deutschen<br />

Bundestages“ s<strong>in</strong>d, die populäre These von allgeme<strong>in</strong>en<br />

gesellschaftlichen Auflösungsersche<strong>in</strong>ungen und <strong>der</strong> Jugend<br />

<strong>als</strong> Gruppe von „Ego-Triplern“.<br />

E<strong>in</strong>ige Daten zum Beweis:<br />

Jugendliche <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erheblichem Umfang und<br />

<strong>in</strong> vielfältigen Fel<strong>der</strong>n mit beachtlicher Intensität an bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> beteiligt. Nach den aktuellen Ergebnissen<br />

des Freiwilligensurveys s<strong>in</strong>d ca. 1/3 <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

ab 14 Jahren <strong>in</strong> ihrer Freizeit bürgerschaftlich engagiert.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> 14- bis 24-jährigen ist dabei im Vergleich zur<br />

Gesamtbevölkerung mit e<strong>in</strong>er Quote von 37% sogar über-<br />

11


durchschnittlich engagiert: überwiegend im Bereich „Sport/<br />

Bewegung“, gefolgt von „Freizeit/Geselligkeit“, „<strong>Schule</strong>/K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten“,<br />

„Kultur/Musik“, „Kirchlicher/Religiöser Bereich“<br />

sowie „Rettungsdienste/Freiwillige Feuerwehr“. Der Schwerpunkt<br />

liegt im persönlichen Lebensumfeld <strong>der</strong> Jugendlichen,<br />

Nachholbedarf besteht <strong>in</strong> politischen wie <strong>in</strong> sozialen<br />

<strong>Engagement</strong>fel<strong>der</strong>n.<br />

Was wir durch die Arbeit <strong>der</strong> Enquete-Kommission auch<br />

wissen ist die schlichte Weisheit „Was Hänschen nicht lernt,<br />

lernt Hans nimmermehr“, o<strong>der</strong> tut sich schwer damit. Wer<br />

sich bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit und Jugend engagiert, tut<br />

dies mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit auch später. Frühe Erfahrungen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Vorbild von Eltern und von an<strong>der</strong>en<br />

Bezugspersonen, prägen die <strong>Engagement</strong>bereitschaft.<br />

E<strong>in</strong>es ist auch gewiss: <strong>Engagement</strong> lässt sich nicht verordnen.<br />

Also liegt es an uns Erwachsenen, an Eltern, an <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong>, am Lernumfeld, wo und wie Appetit auf <strong>Engagement</strong><br />

gemacht wird. Ermöglichung und För<strong>der</strong>ung von <strong>Engagement</strong><br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Bedeutung. Sie ist sozusagen e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong><br />

die spätere <strong>Engagement</strong>bereitschaft erwachsener Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger und damit <strong>in</strong> das zukünftige Sozialkapital<br />

e<strong>in</strong>er Gesellschaft.<br />

Zusätzlichen Schub erhält die Diskussion <strong>in</strong> Deutschland<br />

zum freiwilligen <strong>Engagement</strong> durch die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

um die Zukunft des Zivildienstes bzw. <strong>der</strong> Wehrpflicht. Freiwilliges<br />

<strong>Engagement</strong> könnte über den heutigen Zivildienst<br />

h<strong>in</strong>ausgehen und nicht Pflichtdienst, son<strong>der</strong>n <strong>als</strong> Freiwilligendienst<br />

– generationsübergreifend – Teil <strong>der</strong> persönlichen<br />

Lebensplanung werden. Die SPD-Bundestagsfraktion wird<br />

zu diesem Thema e<strong>in</strong>e Tagung organisieren.<br />

Neben den Eltern ist die <strong>Schule</strong> <strong>der</strong> zweite Brückenkopf<br />

für die persönliche wie politische Identitätsentwicklung. Daher<br />

müssen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Werte und Fähigkeiten vermittelt<br />

werden, die das <strong>Engagement</strong> för<strong>der</strong>n. Auf dieser Grundlage<br />

kann das Angebot von Freiwilligendiensten anknüpfen.<br />

Dabei können wir von unseren europäischen Nachbarn und<br />

von Amerika viel lernen. E<strong>in</strong> Blick auf den PISA-„Gew<strong>in</strong>ner“<br />

F<strong>in</strong>nland, dessen Lernkultur deutlich mehr auf Selbständigkeit,<br />

Eigenverantwortung und Kooperation <strong>der</strong> Lernenden<br />

setzt <strong>als</strong> die deutsche, zeigt, dass die För<strong>der</strong>ung entsprechen<strong>der</strong><br />

Orientierungen im schulischen Lernprozess nicht<br />

nur die Bürgergesellschaft, son<strong>der</strong>n auch den <strong>Schule</strong>rfolg<br />

stärkt.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche haben e<strong>in</strong> großes Potenzial an Hilfsbereitschaft,<br />

das vergessen wird, wenn die Klage über die<br />

heutige Jugend im Vor<strong>der</strong>grund steht. Ich denke nicht nur<br />

an die M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Hilfeelite, Rotes Kreuz, THW, Feuerwehr,<br />

Freiwilligen- und Zivildienste, <strong>der</strong>en außergewöhnliche<br />

Leistungen nicht im Mittelpunkt <strong>der</strong> deutschen Jugend-<br />

12<br />

forschung stehen. In den Blick gerät die an<strong>der</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit,<br />

die <strong>der</strong> Schläger, Rohl<strong>in</strong>ge und Del<strong>in</strong>quenten. Ich denke beson<strong>der</strong>s<br />

an die Gruppe <strong>der</strong>er, die Mitleid haben, wenn sie<br />

Not sehen, Geld spenden, wenn Katastrophen zuschlagen,<br />

die begeisterungsfähig s<strong>in</strong>d für Hilfsaktionen. Jede Lehrer<strong>in</strong>,<br />

je<strong>der</strong> Lehrer hat Erfahrung mit dieser großen Mittelgruppe<br />

<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Situationen. Dieses Potenzial systematisch<br />

zu nutzen, Situationen und Strukturen zu schaffen, <strong>in</strong> denen<br />

sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche zu ihrem eigenen Vorteil<br />

und zum Nutzen <strong>der</strong> Gesellschaft bewähren können, ist e<strong>in</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für Bildung und Erziehung.<br />

Und diese Herausfor<strong>der</strong>ung müssen wir, die für Bildung und<br />

Erziehung Verantwortung tragen, annehmen. <strong>Engagement</strong><br />

macht <strong>Schule</strong>, wenn die Gesellschaft sich endlich für die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen engagiert. Die Bundespolitik hat<br />

bisher lei<strong>der</strong> nur begrenzt E<strong>in</strong>fluss auf die Weiterentwicklung<br />

von <strong>Schule</strong> und auf die Ausgestaltung von Lehrplänen.<br />

Bildung ist – bislang – Län<strong>der</strong>sache.<br />

Die Debatte über e<strong>in</strong>e Neujustierung <strong>der</strong> Zuständigkeiten<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alismuskommission des Deutschen Bundestages<br />

durch SPD Kollegen angestoßen, nicht gerade zur<br />

Freude <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Wir mischen uns dennoch e<strong>in</strong>, geben Impulse<br />

durch För<strong>der</strong>programme. So beteiligt sich das Bundesbildungsm<strong>in</strong>isterium<br />

im Rahmen des Bund-Län<strong>der</strong>-Programmes<br />

„Demokratie lernen & leben“ – mit <strong>in</strong>sgesamt 7,5 Mio<br />

Euro über fünf Jahre – unter an<strong>der</strong>em an Service-Learn<strong>in</strong>g-<br />

Projekten <strong>in</strong> Baden-Württemberg und Berl<strong>in</strong>. Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz macht beispielhaft vor, wie <strong>Schule</strong> verstärkt auf die<br />

E<strong>in</strong>beziehung gesellschaftlicher Akteure setzt und diese <strong>als</strong><br />

festen und zuverlässigen Bestandteil des Schullebens e<strong>in</strong>bezieht.<br />

Um Bewegung und Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> die Bildungslandschaft<br />

zu br<strong>in</strong>gen, haben wir – im Rahmen unserer gesetzlichen<br />

Möglichkeiten und Zuständigkeiten – unser 4 Milliarden-<br />

Programm für Ganztagsbetreuung auf den Weg gebracht.<br />

Damit können wir von Berl<strong>in</strong> aus Geld für bauliche Maßnahmen<br />

geben, verknüpft mit <strong>der</strong> Auflage, e<strong>in</strong> pädagogisches<br />

Konzept vorzulegen, um damit <strong>in</strong>direkt E<strong>in</strong>fluss zu nehmen<br />

und Impulse zu setzen für die Weiterentwicklung von <strong>Schule</strong><br />

zur Ganztagsschule. Die Schaffung von Ganztagsschulen<br />

– davon b<strong>in</strong> ich zutiefst überzeugt – ist hier <strong>in</strong> Deutschland<br />

längst überfällig und muss e<strong>in</strong>e bessere Bildung, e<strong>in</strong>en<br />

Zugang zu bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> und neuen<br />

sozialen Erfahrungen ermöglichen. Seit kurzem gibt es zu<br />

diesem Investitionsprogramm das Begleitprogramm „Ganztägig<br />

Lernen“. Dar<strong>in</strong> bieten das Bundesbildungsm<strong>in</strong>isterium<br />

und die Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung <strong>in</strong> enger<br />

Zusammenarbeit mit den Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Unterstützungssystem<br />

für alle <strong>Schule</strong>n an, die ganztägige Bildungsangebote<br />

entwickeln o<strong>der</strong> bereits bestehende Angebote ausbauen<br />

und qualitativ verbessern wollen. Die Angebotspalette<br />

reicht von <strong>der</strong> Datenbank mit „best-practice-Beispielen“ bis<br />

h<strong>in</strong> zum Experten-Beraterpool.


Der Grundsatz „För<strong>der</strong>ung von Anfang an“ muss schon vor<br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> beg<strong>in</strong>nen. Die SPD will den Betreuungsmangel<br />

auch im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d- und Vorschulbereich beenden. Wir s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Europa Schlusslicht und haben nicht nur e<strong>in</strong>en qualitativen,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en quantitativen Rückstand aufzuholen.<br />

Mit unserem Milliardenprogramm wollen wir diese Aufholjagd<br />

beg<strong>in</strong>nen. Die starren Grenzen zwischen Lernen und<br />

Betreuen müssen dabei fallen. Das Schulsystem <strong>in</strong> Deutschland<br />

hat bis <strong>in</strong> die jüngste Zeit an e<strong>in</strong>em engen pädagogischen<br />

Auftrag festgehalten, <strong>der</strong> sich auf Wissensvermittlung<br />

konzentriert. Es ist längst an <strong>der</strong> Zeit, e<strong>in</strong>en Schritt weiter<br />

zu gehen.<br />

Dabei geht es nicht nur um die Betreuungsfunktion <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong>, um Beruf und Familie zu vere<strong>in</strong>baren. Wir brauchen<br />

e<strong>in</strong>e Verständigung darüber, welchen Erziehungsauftrag<br />

<strong>Schule</strong> hat – auch <strong>als</strong> Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit,<br />

und wie sich Eltern und die Gesellschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

engagieren. Und diese Debatte f<strong>in</strong>de ich spannend und ich<br />

freue mich auf die Ergebnisse und vor allem auf die konkrete<br />

Umsetzung.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne wünsche ich uns allen e<strong>in</strong>en anregenden<br />

Erfahrungsaustausch, e<strong>in</strong> produktives Streiten und e<strong>in</strong>e positive<br />

Resonanz über die Fachtagung h<strong>in</strong>aus, im Interesse<br />

unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong> – das s<strong>in</strong>d wir ihnen, ihrer aber auch unserer<br />

Zukunft schuldig.<br />

<strong>Schule</strong> und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

– zwei getrennte Welten?<br />

Anmerkungen zu e<strong>in</strong>er schwierigen Beziehung<br />

Prof. Dr. Thomas Rauschenbach<br />

Vorstand und Direktor des Deutschen Jugend<strong>in</strong>stituts, München<br />

Bisweilen hat man <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Zeit den E<strong>in</strong>druck – auch<br />

hier und heute –, <strong>als</strong> sei die Beziehung zwischen <strong>Schule</strong><br />

und bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> fast so etwas wie<br />

e<strong>in</strong>e unglückliche, unerfüllte Liebe. Beide passen eigentlich<br />

ganz gut zusammen – nur haben sie es noch nicht gemerkt<br />

bzw. sich wechselseitig e<strong>in</strong>gestanden. Zwei, die sich<br />

eigentlich nur noch f<strong>in</strong>den müssen. Aber: So e<strong>in</strong>fach ist die<br />

Sache nicht. Das Leben ist ke<strong>in</strong> Hollywood-Film mit vorprogrammiertem<br />

Happy End, und das Wünschen alle<strong>in</strong> hilft im<br />

richtigen Leben halt meist auch nicht so viel. Indem <strong>Schule</strong><br />

„bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>“ flugs zu e<strong>in</strong>em neuen <strong>Bildungsziel</strong><br />

erklärt o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> mit e<strong>in</strong>em leichten<br />

moralischen Unterton nahe gelegt wird, sich doch endlich<br />

diesem Thema anzunehmen (von wem eigentlich?), än<strong>der</strong>t<br />

sich an dem schwierigen Verhältnis, o<strong>der</strong> vielleicht richtiger:<br />

an dem latenten Nicht-Verhältnis von <strong>Schule</strong> und bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> noch lange nichts. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: Wir müssen aufpassen, dass wir nicht naiv an<br />

das Thema rangehen, nicht We<strong>in</strong> predigen und dann doch<br />

nur Wasser servieren, wir müssen im Blick behalten, dass<br />

wir <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nicht zuviel zumuten, sie heillos überfor<strong>der</strong>n,<br />

dass sie unter <strong>der</strong> Hand nicht zum Gener<strong>als</strong>chlüssel für alle<br />

ungeklärten Fragen des Lebens <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft<br />

wird. Der PISA-Schock und die Diskussion um die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> bzw. <strong>der</strong> Leistungen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen, das Bemühen um e<strong>in</strong>heitliche Bildungsstandards,<br />

e<strong>in</strong>e neue, passgenauere Lehrerbildung, Modelle<br />

zur Verkürzung <strong>der</strong> gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre<br />

o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> Aufbau von Ganztagsschulen s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige<br />

13


Beispiele, die <strong>der</strong>zeit die Reformdebatten rund um das Thema<br />

<strong>Schule</strong> beherrschen. Und <strong>in</strong> Anbetracht dessen könnte<br />

man durchaus selbstkritisch fragen: Und jetzt auch noch<br />

das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong>? Wer wirbt hier um wen,<br />

wer will hier von wem etwas?<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Jahren wäre e<strong>in</strong>e Veranstaltung wie diese vermutlich<br />

kaum jemandem e<strong>in</strong>gefallen. Und schon die Themenstellung<br />

„<strong>Schule</strong> und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>“<br />

wäre wahrsche<strong>in</strong>lich bei vielen auf Ratlosigkeit und Unverständnis<br />

gestoßen. <strong>Schule</strong> und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>,<br />

das s<strong>in</strong>d doch zwei ziemlich unterschiedliche, kaum<br />

anschlussfähige Welten. Auch wenn <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Schulpflicht ursprünglich die Idee e<strong>in</strong>er „Bildung<br />

für alle“ mit zugrunde gelegen haben mag, auch wenn mit<br />

<strong>Schule</strong> durchaus so etwas wie die Befähigung aller <strong>in</strong>tendiert<br />

war, ihr Leben selbst <strong>in</strong> die Hand nehmen zu können,<br />

und selbst wenn John Dewey <strong>in</strong> Amerika an <strong>der</strong> Schwelle<br />

zum 20. Jahrhun<strong>der</strong>t die <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> „Keimzelle“ <strong>der</strong> demokratischen<br />

Gesellschaft, d.h. weniger <strong>als</strong> Ort <strong>der</strong> permanenten<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Gesellschaft konzipierte, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr <strong>als</strong> <strong>der</strong>en permanente Neuerf<strong>in</strong>dung und Weiterentwicklung,<br />

so sche<strong>in</strong>t mir das <strong>in</strong> Deutschland bis heute<br />

real existierende System <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> dennoch kaum anschlussfähig<br />

und <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen zu se<strong>in</strong> mit dem<br />

Grundgedanken des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s (und<br />

die Betonung liegt auf: dem gegenwärtigen System). Diese<br />

Ausgangslage sollten wir nicht unterschätzen. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund möchte ich nachfolgend zunächst – gewissermaßen<br />

<strong>als</strong> Warnung vor allzu großen Hoffnungen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

etwas längeren Abschnitt auf das Verhältnis von <strong>Schule</strong><br />

und bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> e<strong>in</strong>gehen, auf e<strong>in</strong>ige<br />

strukturelle Unterschiede h<strong>in</strong>weisen, <strong>als</strong>o fragen, wo<br />

Problemzonen liegen und wo dennoch Hoffnungspotenziale<br />

se<strong>in</strong> könnten. Anschließend werde ich – schon damit Sie<br />

und ich nicht völlig verzweifeln an <strong>der</strong> möglichen Trostlosigkeit<br />

<strong>der</strong> realen Verhältnisse – auf die Suche gehen nach<br />

den möglichen Potenzialen des <strong>Engagement</strong>s rund um die<br />

<strong>Schule</strong>, d.h. ich möchte <strong>als</strong>o die empirisch identifizierbaren<br />

Potenziale des <strong>Engagement</strong>s <strong>in</strong> und mit <strong>Schule</strong> beleuchten,<br />

von denen wir allerd<strong>in</strong>gs nicht wissen, ob sie sich wegen<br />

o<strong>der</strong> trotz <strong>Schule</strong> f<strong>in</strong>den lassen. Der dritte, deutlich kürzere<br />

Abschnitt führt mich anschließend zu den Bildungschancen<br />

im freiwilligen <strong>Engagement</strong> und zu <strong>der</strong> Frage, ob <strong>Engagement</strong><br />

<strong>als</strong> Lernfeld o<strong>der</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> o<strong>der</strong> aber <strong>als</strong> beides<br />

zu konzipieren ist. Und enden werde ich schließlich mit<br />

e<strong>in</strong>igen knappen Überlegungen zu den Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Verschränkung von <strong>Engagement</strong> und <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Neuakzentuierung<br />

e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Koord<strong>in</strong>atensystems: dem<br />

Geme<strong>in</strong>wesen.<br />

14<br />

1. Zum schwierigen Verhältnis von bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> und <strong>Schule</strong> – e<strong>in</strong> struktureller<br />

Blick<br />

E<strong>in</strong> relativ „unbedarfter“ Beobachter, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> Deutschland<br />

mit <strong>Schule</strong> und freiwilligem <strong>Engagement</strong> nicht beson<strong>der</strong>s<br />

gut auskennt und auch ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en Absichten<br />

damit verb<strong>in</strong>det (<strong>als</strong>o beispielsweise e<strong>in</strong> typischer Soziologe),<br />

dürfte vermutlich zu dem Schluss kommen, dass <strong>Schule</strong><br />

und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> we<strong>der</strong> son<strong>der</strong>lich viel<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu tun noch viel geme<strong>in</strong> haben – und strukturell<br />

hat er zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e ganze Menge plausible Argumente<br />

auf se<strong>in</strong>er Seite. Wenn man beispielsweise nur an<br />

die eigene Schulzeit zurückdenkt (ich weiß, heute ist alles<br />

an<strong>der</strong>s), dann fallen e<strong>in</strong>em womöglich viele D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>, die<br />

nur schwer mit den Erfahrungen im bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong><br />

zusammenzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d: die Verpflichtung zur<br />

<strong>Schule</strong> zu gehen, die Mühsal, sich mit Fächern und Themen<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen, die e<strong>in</strong>em überhaupt nicht zusagen,<br />

Vokabeln und Formeln büffeln zu müssen, die man gar nicht<br />

lernen will, Inhalte nicht zu verstehen, von denen man auch<br />

gar nicht weiß, wofür sie eigentlich wichtig se<strong>in</strong> sollen, Bücher<br />

zu lesen, die <strong>der</strong> Lehrer o<strong>der</strong> die Lehrer<strong>in</strong> für wichtig<br />

erachten, man aber selbst gar ke<strong>in</strong>en Bezug dazu hat. Und<br />

dabei spreche ich noch gar nicht von dem Druck <strong>der</strong> ständigen<br />

Klassenarbeiten (<strong>als</strong> die Inkarnation <strong>der</strong> andauernden<br />

Ernstfall-Prüfung), dem Zwang, Schulstunde um Schulstunde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> still sitzen zu müssen,<br />

den Sorgen um zu schlechte Schulnoten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Angst vor<br />

Strafarbeiten – ganz zu schweigen vor dem Nachsitzen, <strong>der</strong><br />

Nicht-Versetzung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em drohenden Schulverweis.<br />

Mag se<strong>in</strong>, dass es sich hier um die gesammelten negativen<br />

Assoziationen handelt, die man geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> mit <strong>Schule</strong> verb<strong>in</strong>det<br />

und die je<strong>der</strong> hier im Raum genauso auch durch positive<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an se<strong>in</strong>e Schulzeit konterkarieren kann.<br />

Zudem ist <strong>Schule</strong> heute sicher auch nicht mehr das, was sie<br />

e<strong>in</strong>mal war. Trotzdem, und darauf will ich h<strong>in</strong>aus: Ist <strong>Schule</strong><br />

<strong>in</strong> ihrem Kern, <strong>in</strong> ihrer konkreten Ausprägung eigentlich<br />

nicht das genaue Gegenteil zum bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>,<br />

eher e<strong>in</strong>e Gegenwelt zur Freiwilligenarbeit und zum<br />

Ehrenamt? Lassen sich <strong>Schule</strong> und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

<strong>als</strong>o ernsthaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

br<strong>in</strong>gen? Insofern muss man die Frage stellen, wie es<br />

dazu kommt, dass auf e<strong>in</strong>er Tagung geklärt werden soll, ob<br />

„bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>“ <strong>als</strong> e<strong>in</strong> <strong>Bildungsziel</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> diskutiert und proklamiert werden kann?<br />

Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ankündigung zu <strong>der</strong> Veranstaltung erwähnt, ist<br />

die <strong>Schule</strong> sicher e<strong>in</strong>e, wenn nicht die tragende Säule des<br />

organisierten Bildungswesen. Wenn nun e<strong>in</strong> gesellschaftlicher<br />

Konsens dah<strong>in</strong>gehend besteht, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

etwas Bestimmtes lernen sollen, so lag und liegt<br />

es <strong>in</strong>nerhalb des bundesdeutschen Bildungssystems nahe,<br />

zu prüfen, ob denn nicht die <strong>Schule</strong> dieses vermitteln kann,<br />

ist sie doch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige gesellschaftliche Ort, <strong>der</strong> alle Menschen<br />

e<strong>in</strong>er Altersgruppe erreicht – im Pr<strong>in</strong>zip jedenfalls –


und alle<strong>in</strong> schon deshalb zumeist auch pauschal alle ungelösten<br />

und politisch <strong>als</strong> wichtig erachteten Bildungsaufgaben<br />

zugewiesen bekommt. Nichtsdestotrotz muss man<br />

– will man ernsthaft die Chancen und Grenzen e<strong>in</strong>es Zusammenspiels<br />

ausloten – sich über die strukturellen Differenzen<br />

verständigen, die zwischen schulischen Bildungsprozessen<br />

und den Erfahrungen und Bildungsprozessen des freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong>s bestehen, zum<strong>in</strong>dest <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>e Art Unverträglichkeitsprüfung<br />

durchführen. Ich will kurz 7 mögliche<br />

Spannungsfel<strong>der</strong> skizzieren – eher typologisch und wohl<br />

wissend, dass die jeweilige „Praxis“ vor Ort immer auch<br />

an<strong>der</strong>s ist (und schon dies e<strong>in</strong> Ansatz zur Verän<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong><br />

kann).<br />

1. Spannungsfeld Pflicht vs. Freiwilligkeit:<br />

Zuallererst, und das habe ich schon angedeutet, ist <strong>Schule</strong><br />

bis zum 16. Lebensjahr e<strong>in</strong>e Pflichtveranstaltung, die nicht<br />

vergnügungssteuerpflichtig ist. Die Schulpflicht (die heute<br />

bisweilen auch <strong>in</strong> Zusammenarbeit von Polizei und Ordnungsamt<br />

immer rigi<strong>der</strong> durchgesetzt wird) markiert e<strong>in</strong>en<br />

fundamentalen Unterschied zu dem, wie <strong>der</strong> Name schon<br />

sagt, freiwilligem <strong>Engagement</strong>. Diese Differenz sollte man<br />

nicht unterschätzen: die Zumutung <strong>der</strong> Pflicht auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

und die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> eigenen, freien Entscheidung<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Und alle<strong>in</strong> die diffuse Hoffnung, dass<br />

die <strong>Schule</strong> schon deshalb e<strong>in</strong> strategischer Zugew<strong>in</strong>n für<br />

das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong> wäre, weil dort eben alle<br />

erreicht, gewissermaßen alle zwangsbeglückt werden können,<br />

sche<strong>in</strong>t mir noch ke<strong>in</strong> ausreichend starker Grund zu<br />

se<strong>in</strong>, um das hohe Gut <strong>der</strong> freien Auswahl aufs Spiel zu setzen,<br />

<strong>als</strong>o, etwas pathetisch formuliert, das „Reich <strong>der</strong> Freiheit“<br />

<strong>in</strong> das „Reich <strong>der</strong> Notwendigkeit“ zu überführen (ohne<br />

das sich Letzteres än<strong>der</strong>t).<br />

2. Spannungsfeld Professionelle vs. freiwillige/ehrenamtliche<br />

Arbeit:<br />

Schulische Bildungsprozesse werden durch Professionelle –<br />

<strong>als</strong>o durch Lehrer und LehrerInnen – <strong>in</strong>itiiert, und <strong>Schule</strong> ist<br />

klassischerweise e<strong>in</strong> Feld, das fest <strong>in</strong> den Händen von akademisch<br />

qualifizierten Fachkräften ist, die sich von Berufs<br />

wegen um Bildung kümmern, ist im Kern e<strong>in</strong>e ehrenamtsfreie<br />

Zone (Zusatzengagement von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern<br />

ausgenommen). Und selbst wenn im Rahmen des Ausbaus<br />

<strong>der</strong> Ganztagsschule künftig möglicherweise – o<strong>der</strong> hoffentlich<br />

– auch Akteure <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe mitwirken,<br />

s<strong>in</strong>d diese doch zunächst ebenfalls wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> aller Regel<br />

Professionelle, sprich: Erzieher<strong>in</strong>nen, Sozialpädagog<strong>in</strong>nen<br />

und Sozialpädagogen. Nun f<strong>in</strong>det das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong><br />

zwar nicht komplett jenseits <strong>der</strong> Beruflichkeit se<strong>in</strong>en<br />

Ausdruck; se<strong>in</strong> zivilgesellschaftliches Kennzeichen ist<br />

aber dennoch das <strong>Engagement</strong> aus freien Stücken und nicht<br />

von Berufs wegen, ist die Beteiligung <strong>als</strong> Person und Bürger<br />

<strong>als</strong> Teil des Geme<strong>in</strong>wesens und nicht <strong>als</strong> Rollenträger, nicht<br />

aufgrund von bezahlter Arbeit (und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em – strukturell<br />

gesprochen – ehrenamtsunfreundlichen Umfeld keimt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel wenig gesellschaftliches <strong>Engagement</strong> auf).<br />

3. Spannungsfeld Selektion vs. Kooperation:<br />

<strong>Schule</strong> ist tendenziell – und die PISA-Studie hat uns das<br />

noch e<strong>in</strong>mal drastisch vor Augen geführt – e<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Selektion.<br />

Das mehrgliedrige deutsche Schulwesen mit se<strong>in</strong>er<br />

Ausrichtung auf die überprüfbare E<strong>in</strong>zelleistung erzeugt<br />

und för<strong>der</strong>t notgedrungen Prozesse <strong>der</strong> Differenzbildung<br />

und <strong>der</strong> Auslese. K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden unterscheidbar gemacht,<br />

werden dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geübt, sich <strong>in</strong> punkto Wissensaneignung<br />

und Kompetenzzuwachs selbstzentriert, tendenziell egoistisch<br />

zu verhalten, werden permanent mit Rank<strong>in</strong>gs ihres<br />

eigenen Wissens, Könnens und Versagens im Vergleich zu<br />

an<strong>der</strong>en konfrontiert. Auch im bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong><br />

mögen sich <strong>in</strong>formelle und vielfach unbemerkte Selektionsmechanismen<br />

verbergen, se<strong>in</strong> tragendes Element<br />

ist aber gerade das geme<strong>in</strong>schaftliche Tun, die Kooperation<br />

mehrerer Beteiligter, die sich für etwas Geme<strong>in</strong>sames, für<br />

e<strong>in</strong>e Idee, für An<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>setzen und sich gemäß <strong>der</strong> eigenen<br />

Fähigkeiten und des eigenen Vermögens engagieren, ohne<br />

direktem Leistungsdruck o<strong>der</strong> -messungen zu unterliegen.<br />

4. Spannungsfeld Lernwelt vs. Lebenswelt:<br />

Wie<strong>der</strong>um typologisch gesprochen: Die <strong>Schule</strong> ist für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendliche <strong>der</strong> Ort, <strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich am stärksten<br />

von dem eigenen sozialen Nahraum, von den kle<strong>in</strong>en<br />

Fluchten ihrer eigenen Lebenswelten abgekoppelt ist. <strong>Schule</strong><br />

stellt <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e eigenständige Lernwelt so etwas wie e<strong>in</strong>e<br />

ganz eigene Welt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt dar, die tendenziell von dem<br />

familialen Umfeld und dem sozialen Nahraum <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler abgekoppelt ist. Demgegenüber lebt das<br />

bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> aller Regel gerade von e<strong>in</strong>er<br />

solchen lebensweltlichen Rückb<strong>in</strong>dung, von <strong>der</strong> Integration<br />

und Verschränkung <strong>der</strong> sozialen Orte und Nahräume.<br />

O<strong>der</strong> etwas plakativer formuliert: Während K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zuallererst Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler und damit<br />

Träger e<strong>in</strong>er Rolle s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freiwilligenarbeit zuallererst<br />

Mensch (Rollenbeziehung vs. diffuse Sozialbeziehung).<br />

5. Spannungsfeld Fremdbestimmung vs. Selbstbestimmung:<br />

Neben <strong>der</strong> Pflicht zur Teilnahme s<strong>in</strong>d auch die Inhalte und<br />

Themen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zum allergrößten Teil vorgegeben.<br />

Schulische Curricula prägen das, was die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> lernen (müssen), die eigenen<br />

Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten für Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

s<strong>in</strong>d zunächst e<strong>in</strong>mal ausgesprochen beschränkt. Auch hier<br />

lässt sich typologisch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Art Gegenentwurf im freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong> festmachen, geht es doch hier um<br />

selbst(aus)gewählte Projekte und Inhalte, um e<strong>in</strong>e selbst<br />

bestimmte Auswahl, wo man sich engagiert, für was man<br />

sich engagiert, mit wem man sich engagiert. Und im <strong>Engagement</strong><br />

selbst gibt es dann wie<strong>der</strong>um vielfach weitaus<br />

mehr Teilhabe-, Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten<br />

<strong>als</strong> im normalen Schulalltag.<br />

6. Spannungsfeld Abstraktion vs. Verwertbarkeit:<br />

Eng mit dem letzten Spannungsverhältnis verbunden ist <strong>der</strong><br />

15


Fakt, dass <strong>Schule</strong> ihre Lernziele kaum auf e<strong>in</strong>e unmittelbare<br />

Verwertbarkeit ausrichtet – zum<strong>in</strong>dest ist diese für viele<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> oft nicht erkennbar. In dem schulischen Fächerkanon<br />

nehmen zudem klassische Fächer wie etwa Physik, Chemie<br />

o<strong>der</strong> Geographie (womit gar nichts gegen den S<strong>in</strong>n dieser<br />

Fächer gesagt werden soll) gegenüber den „weichen“ Themen<br />

unmittelbarer sozialer Erfahrung wie z.B. Psychologie,<br />

Recht, Ökonomie o<strong>der</strong> Pädagogik e<strong>in</strong> deutliches Übergewicht<br />

e<strong>in</strong> (ganz abgesehen von den dah<strong>in</strong>ter liegenden geschlechtsspezifischen<br />

Akzentuierungen). Ganz an<strong>der</strong>s das<br />

bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong>. Auch wenn es hier nicht<br />

zielgerichtet um die Vermittlung von Inhalten geht, können<br />

hierbei dennoch Bildungsprozesse entstehen, die unmittelbar<br />

an e<strong>in</strong>e reale Situation und Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> soziales<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und an konkretes Tun sowie dafür notwendige<br />

Fähigkeiten gekoppelt s<strong>in</strong>d.<br />

7. Spannungsfeld Künstlichkeit vs. Ernsthaftigkeit:<br />

Der schwierigste und aus me<strong>in</strong>er Sicht fast wichtigste Differenzpunkt<br />

schulischen Lernens zur Freiwilligenarbeit ist<br />

unterdessen die latente Künstlichkeit, d.h. die Reduzierung<br />

des Lernens im Kern auf das „Als-Ob-Lernen“, auf e<strong>in</strong>e Art<br />

Vorratslernen und die damit e<strong>in</strong>hergehende fehlende Ernsthaftigkeit<br />

mit Blick auf die direkten und unmittelbaren Folgen<br />

schulischen Lernens. <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

erweist sich demgegenüber am Tun, ist unmittelbares Erleben,<br />

gefühlte und nicht simulierte Wirklichkeit mit allen<br />

Konsequenzen des Erfolgs o<strong>der</strong> des Scheiterns an realen Situationen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sich die E<strong>in</strong>zelnen bewähren müssen.<br />

Um nicht missverstanden zu werden: Ich möchte hier nicht<br />

pauschal die <strong>Schule</strong> kritisieren, son<strong>der</strong>n lediglich die unterschiedlichen<br />

„Logiken“ von <strong>Schule</strong> und bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> aufzeigen, um ihre Relevanz prüfen zu können.<br />

Ohne die guten Gründe, die es für die schulische Art<br />

von Bildung gibt, und ohne die vielfältigen neuen, <strong>in</strong>novativen<br />

Ansätze von <strong>Schule</strong>n, die z.B. auch auf dieser Tagung<br />

vertreten s<strong>in</strong>d, leugnen zu wollen: Erst e<strong>in</strong>mal gehe ich bis<br />

zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass die „Durchschnittsschule“<br />

strukturell ganz an<strong>der</strong>e Merkmale verkörpert,<br />

ihr e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Funktionslogik zugrunde liegt <strong>als</strong><br />

dem bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>. Dies ist nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

neu o<strong>der</strong> gar überraschend, aber es ist möglicherweise<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht relevant, dass mit dem bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong> e<strong>in</strong>e „Praxis“ zum <strong>Bildungsziel</strong> bzw. zum Lernfeld<br />

erklärt wird, die nach allem, was wir bislang wissen,<br />

nicht e<strong>in</strong>fach curricular verordnet, didaktisiert und e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> herkömmlicher Art e<strong>in</strong>gebaut werden kann.<br />

Haben <strong>Schule</strong> und <strong>Engagement</strong> somit gar nichts mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zu tun? S<strong>in</strong>d es wirklich zwei getrennte Welten?<br />

Me<strong>in</strong>e Antwort lautet klar und deutlich: Je<strong>in</strong>. Dies deutet bereits<br />

das Fragezeichen im Titel me<strong>in</strong>es Vortrags an, sprich:<br />

me<strong>in</strong>e Mutmaßung, dass die Kluft zwischen den beiden<br />

Welten vielleicht doch nicht ganz so fundamental ist wie<br />

es jetzt vielleicht ersche<strong>in</strong>en mag. Auch die „Durchschnitts-<br />

16<br />

schule“ kommt vielfach mit freiwilligem <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Berührung,<br />

und es gibt <strong>Engagement</strong>formen auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong>; diesbezüglich erzähle ich Ihnen nichts Neues. Ich<br />

will diese Brücken zwischen den Welten wenigstens andeuten.<br />

So lassen sich wenigstens vier bis fünf Formen des freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong>s <strong>in</strong> und mit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> identifizieren:<br />

• Zum e<strong>in</strong>en gibt es das freiwillige <strong>Engagement</strong> auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer, die sich <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Maße e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, das weit über ihre beruflichen Verpflichtungen<br />

h<strong>in</strong>ausgeht. Dieses <strong>Engagement</strong> kann vielfältig<br />

se<strong>in</strong>: <strong>Engagement</strong> für die <strong>Schule</strong> und <strong>Schule</strong>ntwicklung,<br />

ergänzende Angebote zum Schulunterricht, Klassenfahrten,<br />

Angebote von Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften und Initiativgruppen<br />

an <strong>Schule</strong>n, Beteiligung und Organisation<br />

von Schulfesten, Beratungs- und Vertrauensfunktionen für<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen und vieles mehr. Und ich b<strong>in</strong> sicher, dass<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> den Mehrwert dieses <strong>Engagement</strong>s spürt.<br />

• Als zweites ist aus me<strong>in</strong>er Sicht zu nennen das <strong>Engagement</strong><br />

von Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Dass dies nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

„die re<strong>in</strong>e Lehre“ des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s ist<br />

– wenn es diese denn überhaupt noch geben sollte –, da<br />

hierbei vor allem auch eigene Interessen <strong>der</strong> Eltern für<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gewichtige Rolle spielen, soll dabei gar<br />

nicht negiert werden. Aber trotzdem geht es <strong>in</strong> diesem <strong>Engagement</strong>,<br />

ob es nun die Elternpflegschaft/Elternbeiräte,<br />

die Unterstützung bei <strong>der</strong> Renovierung/dem Umbau von<br />

<strong>Schule</strong>n o<strong>der</strong> auch die Organisation von offenen Schulveranstaltungen<br />

und Aktivitäten für die Schüler/<strong>in</strong>nen ist,<br />

auch darum, dem Lern- und Lehr-Umfeld <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Note zu verpassen und eben nicht nur dem eigenen<br />

K<strong>in</strong>d zu dienen. In diesem Zusammenhang könnten<br />

übrigens „Schulför<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>e“ ebenfalls zu langfristig angelegten<br />

Beispielen e<strong>in</strong>es solchen <strong>Engagement</strong>s für die<br />

<strong>Schule</strong> werden.<br />

• Drittens gibt es das <strong>Engagement</strong> <strong>der</strong> Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> selbst. Schüler/<strong>in</strong>nen engagieren<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, <strong>in</strong> formalen Funktionen wie Klassen-<br />

o<strong>der</strong> Schulsprecher/<strong>in</strong>nen, <strong>als</strong> Mitglied von Schülerräten<br />

und Schulkonferenzen, aber auch <strong>als</strong> Autor/<strong>in</strong>nen und Herausgeber/<strong>in</strong>nen<br />

von Schülerzeitungen, <strong>als</strong> Mentoren für<br />

jüngere Schüler/<strong>in</strong>nen, <strong>als</strong> Organisatoren für Feste und<br />

freiwillige Arbeitsgruppen und vieles mehr. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

„Zwangsveranstaltung“ <strong>Schule</strong> f<strong>in</strong>den Schüler/<strong>in</strong>nen mith<strong>in</strong><br />

vielfältige Möglichkeiten, sich zu engagieren.<br />

• Und <strong>als</strong> vierte Ebene wäre dann noch das <strong>Engagement</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – und damit wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler – für das Geme<strong>in</strong>wesen zu nennen.<br />

Zu denken wäre hierbei an Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und<br />

<strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen im lokalen Umfeld, seien es Besuche<br />

und Vorführungen im lokalen Altenzentrum, „Aufräumaktionen“<br />

im Wald, Sammlungen für örtliche soziale Hilfsprojekte,<br />

Informationsstände auf dem Weihnachtsmarkt, kulturelle<br />

Veranstaltungen für die Öffentlichkeit und vieles<br />

mehr. In diesem Punkt wird möglicherweise die Perspektive<br />

gewechselt, geht es doch um das <strong>Engagement</strong> von<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen (u.U. sogar im Verbund mit Lehrer/<strong>in</strong>nen,


Eltern und an<strong>der</strong>en Akteuren des Geme<strong>in</strong>wesens), das<br />

auch dem lokalen Umfeld und dem Geme<strong>in</strong>wesen zugute<br />

kommt.<br />

Schließlich – und das will ich <strong>als</strong> fünfte Dimension doch wenigstens<br />

erwähnt haben – gibt es natürlich auch das <strong>Engagement</strong><br />

von Dritten im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, <strong>als</strong>o die generationsübergreifenden<br />

Projekte durch ältere Menschen, das<br />

<strong>Engagement</strong> von Vere<strong>in</strong>smitarbeiter/<strong>in</strong>nen und Initiativen<br />

bei entsprechenden Veranstaltungen und vieles mehr.<br />

Ich will im Weiteren unter <strong>der</strong> Fragerichtung <strong>der</strong> Tagung<br />

„<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong>“ vor allen D<strong>in</strong>gen dem dritten Punkt nachgehen,<br />

<strong>als</strong>o dem praktischen <strong>Engagement</strong> <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler, um dann abschließend die Frage zu erörtern, <strong>in</strong>wieweit<br />

dieses mit <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>wesen<br />

verbunden werden kann.<br />

2. <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Lernfeld für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendliche – e<strong>in</strong> empirischer Blick<br />

Die umfangreiche Beschäftigung mit dem Ausmaß des freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong>s hat spätestens seit dem ersten bundesweiten<br />

Freiwilligensurvey 1999 e<strong>in</strong>e neue Qualität erlangt.<br />

Zunächst brachte dieser Survey für Deutschland<br />

wichtige Erkenntnisfortschritte <strong>in</strong> Bezug auf Anzahl, Personenspektrum<br />

und Zeitaufwand sowie das möglicherweise<br />

unausgeschöpfte Potential im freiwilligen <strong>Engagement</strong> (<strong>in</strong><br />

diesen Tagen kommt übrigens <strong>der</strong> neue Freiwilligensurvey<br />

auf den Markt). Der Teufel steckt nun natürlich, wie immer,<br />

im Detail, s<strong>in</strong>d doch die Erfassungskategorien für unterschiedliche<br />

Orte und Formen des <strong>Engagement</strong>s notgedrungen<br />

etwas grob (beispielsweise wird im Freiwilligensurvey<br />

das <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zusammen mit dem <strong>Engagement</strong><br />

im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten abgebildet, so dass aus den Veröffentlichungen<br />

und Daten kaum detaillierte Befunde für die<br />

<strong>Schule</strong> alle<strong>in</strong> herauszudestillieren s<strong>in</strong>d). Außerdem ist diese<br />

Form <strong>der</strong> zunächst beschreibenden Empirie zumeist nicht <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lage, etwas über Motive und Gründe, <strong>als</strong>o hemmende<br />

und för<strong>der</strong>nde Faktoren für das freiwillige <strong>Engagement</strong> auszusagen,<br />

kann demnach etwa nicht die Frage beantworten,<br />

wie <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> mit <strong>in</strong>dividuellen und <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Faktoren zusammenhängt. Und es ist <strong>der</strong> Empirie<br />

ebenfalls kaum zu entnehmen – gerade <strong>in</strong> Bezug auf das<br />

Thema <strong>der</strong> Veranstaltung „<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

<strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ –, <strong>in</strong>wieweit <strong>Engagement</strong><br />

<strong>in</strong>ner- o<strong>der</strong> auch außerhalb <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> durch die <strong>Schule</strong><br />

selbst positiv bee<strong>in</strong>flusst wird, ob <strong>als</strong>o – und wenn ja, wie<br />

– <strong>Schule</strong> auf die <strong>Engagement</strong>bereitschaft von Jugendlichen<br />

positiv e<strong>in</strong>wirken kann. Schaut man trotzdem auf die Angaben<br />

im Freiwilligensurvey zum Aktivitätenspektrum von Eltern<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, so s<strong>in</strong>d nach den Ergebnissen <strong>der</strong> ersten<br />

Welle 12% <strong>der</strong> Eltern im Feld <strong>Schule</strong>/K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ehrenamtlich<br />

tätig. Blickt man auf die Ergebnisse für die Teilnehmer/<br />

<strong>in</strong>nen, die zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Befragung noch SchülerInnen<br />

waren, so gaben im Freiwilligensurvey 1999 immerh<strong>in</strong> 9%<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen im Schulalter an, <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

gegenwärtig <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form freiwillig engagiert<br />

zu se<strong>in</strong> (<strong>als</strong>o im Schnitt pro Klasse zwei bis drei Jugendliche).<br />

1 Will man sich dem Umfang des schulischen <strong>Engagement</strong>s<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen detaillierter zuwenden,<br />

so kann man zunächst auf die verschiedenen Jugendstudien<br />

<strong>in</strong> Deutschland zurückgreifen, die Schüler/<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler vor allem zu Aktivitäten <strong>als</strong> Klassensprecher/<strong>in</strong>nen,<br />

Schulsprecher/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> beispielsweise zur Mitarbeit <strong>in</strong><br />

Schülerräten/Schülervertretungen/Schülerparlamenten o<strong>der</strong><br />

Schülerzeitungen befragt haben. Allerd<strong>in</strong>gs kommen dabei<br />

an<strong>der</strong>e Formen des <strong>Engagement</strong>s wie kürzere Projektmitarbeit,<br />

Mentorentätigkeit zur E<strong>in</strong>führung und Begleitung von<br />

neuen Schüler/<strong>in</strong>nen, Organisation von Freizeitangeboten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> etc. nicht <strong>in</strong> den Blick.<br />

Detailliertere Informationen s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> so genannten „Civic<br />

Education Study“ zu entnehmen, e<strong>in</strong>er groß angelegten<br />

<strong>in</strong>ternationalen Vergleichsuntersuchung zum Thema politisches<br />

Wissen und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> – diesseits<br />

und jenseits <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – von Jugendlichen. Im Rahmen<br />

dieser Studie über „Citizenship and Education“, die<br />

wie die PISA-Studie maßgeblich von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vere<strong>in</strong>igung („International Association for the Evaluation<br />

of Educational Achievement – IEA“) verantwortet wurde<br />

und methodisch mit ihr zu vergleichen ist, wurden 1999 <strong>in</strong><br />

28 Staaten 14-jährige Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler befragt. In<br />

Deutschland waren dies alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stichprobe von 3.783<br />

Befragten an 184 <strong>Schule</strong>n (zum Vergleich: für den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Teil <strong>in</strong> <strong>der</strong> PISA-Studie wurden etwas über 5.000<br />

SchülerInnen an 220 <strong>Schule</strong>n befragt). 2 Betrachtet man nur<br />

die Ergebnisse für die <strong>in</strong> Deutschland befragten Jugendlichen,<br />

so gaben im Bereich <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> etwa<br />

13% <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e zeitwillige Mitarbeit <strong>in</strong> Schülerräten<br />

o<strong>der</strong> Schulparlamenten an und e<strong>in</strong>e etwa vergleichbare<br />

Anzahl (15%) die Mitarbeit an Schülerzeitungen – wobei<br />

schulspezifische Unterschiede im <strong>Engagement</strong> zu verzeichnen<br />

s<strong>in</strong>d und z.B. an Gymnasien diese Formen des <strong>Engagement</strong>s<br />

am häufigsten vertreten s<strong>in</strong>d. Auch wenn man berücksichtigt,<br />

dass sich dieses <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen<br />

überlappt, so kann man davon ausgehen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Summe etwa e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen solchen Aktivitäten<br />

nachgegangen ist.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs – und hier gibt es durchaus e<strong>in</strong>e Parallelität zu<br />

PISA – stellen sich die Ergebnisse im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />

eher unterdurchschnittlich dar. Insgesamt, und das<br />

hebt die „Civic Education-Studie“ hervor, ist sowohl das<br />

tatsächliche <strong>Engagement</strong> deutscher Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

<strong>als</strong> auch die <strong>Engagement</strong>bereitschaft deutlich ger<strong>in</strong>ger<br />

<strong>als</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Nur die 14-Jährigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

und <strong>der</strong> Slowakei gaben noch weniger <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> an (<strong>in</strong> Schülerräten, Klassenräten und Schülerparlamenten),<br />

wie auch die Bereitschaft zum <strong>Engagement</strong>/zur<br />

Mitwirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> unter den deutschen Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

auf den „h<strong>in</strong>teren Rängen“ angesiedelt war. In dieses<br />

Bild passt, dass die deutschen Jugendlichen von allen Be-<br />

17


fragten auch das ger<strong>in</strong>gste Vertrauen dar<strong>in</strong> aufwiesen, dass<br />

Mitwirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> irgendetwas br<strong>in</strong>gen könnte. Die<br />

<strong>in</strong> Deutschland für die Studie Verantwortlichen führen diese<br />

Befunde auf die Halbtagsschule und die Dreigliedrigkeit<br />

des Schulsystems zurück, darauf, dass – ich zitiere – „das<br />

deutsche Schulsystem … Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern weniger<br />

Mitgestaltungsmöglichkeiten <strong>als</strong> Ganztags- und Gesamtschulsysteme<br />

(bietet)“ (Oesterreich 2002, S.76).<br />

(Nur am Rande: Der mögliche Gegene<strong>in</strong>wand, dass sich<br />

das <strong>Engagement</strong> deutscher Jugendlicher eher auf die außerschulischen<br />

Fel<strong>der</strong> erstreckt, überzeugt dabei nicht wirklich,<br />

da auch das außerschulische <strong>Engagement</strong> – bspw. <strong>in</strong><br />

Umweltgruppen, Jugendorganisationen, sozialen Initiativen<br />

und Parteien – im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich eher durchschnittlich<br />

ausfällt). Allerd<strong>in</strong>gs – und hier gibt die Studie<br />

vielleicht e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf för<strong>der</strong>nde Faktoren für<br />

<strong>Engagement</strong> – korreliert e<strong>in</strong> offenes Diskussionsklima <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Klasse mit e<strong>in</strong>er größeren Bereitschaft zum <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. An<strong>der</strong>s formuliert: E<strong>in</strong> offenes, auf freie Diskussion<br />

und Aushandeln angelegtes Klima <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> steht<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em positiven Zusammenhang mit freiwilligem <strong>Engagement</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Auch wenn hier die spannenden Fragen<br />

e<strong>in</strong>er Untersuchung eigentlich erst anfangen und zum Beispiel<br />

über das „demokratische“ Klassenklima noch ke<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit außerschulischem <strong>Engagement</strong> aufgezeigt<br />

werden kann, so könnte dieses – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er möglichen Lesart<br />

– <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Indiz dafür verstanden werden, dass <strong>Schule</strong> <strong>Engagement</strong><br />

beför<strong>der</strong>n kann. Bilanziert man diese empirischen<br />

Befunde, so lässt sich das Thema <strong>der</strong> Tagung „<strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ durchaus<br />

<strong>als</strong> Auftrag bzw. zum<strong>in</strong>dest <strong>als</strong> bedenkenswerte Aufgabe<br />

ableiten. Positiv gesprochen besteht – auch im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich – womöglich <strong>in</strong> Deutschland noch viel Potenzial,<br />

Jugendliche und das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> „zusammenzubr<strong>in</strong>gen“. Elementar ersche<strong>in</strong>t mir dabei<br />

jedoch die Herausfor<strong>der</strong>ung, dies dann nicht im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

moralischen Aufgabe, <strong>als</strong> Appell misszuverstehen, <strong>als</strong> Pflicht<br />

zum <strong>Engagement</strong> und <strong>als</strong> Auftrag, Jugendliche moralisch von<br />

mehr <strong>Engagement</strong> zu überzeugen, son<strong>der</strong>n vielmehr die im<br />

freiwilligen/bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong>newohnenden<br />

eigenen Bildungschancen zu nutzen (d.h. bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> nicht <strong>als</strong> Freizeit- und Rahmenprogramm misszuverstehen).<br />

3. Freiwilliges/<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong><br />

Lernfeld für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche – e<strong>in</strong> konzeptioneller<br />

Blick<br />

Ich habe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em ersten Teil versucht, die unterschiedlichen<br />

„Logiken“ von <strong>Schule</strong> und freiwilligem <strong>Engagement</strong><br />

zu skizzieren und zugleich auf die unterschiedlichen Bildungsprozesse<br />

<strong>in</strong> <strong>Schule</strong> und freiwilligem <strong>Engagement</strong> h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Wenn nun e<strong>in</strong> <strong>Bildungsziel</strong> „bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong>“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> konzipiert wird, muss auch<br />

darüber nachgedacht werden, wie diese zwei Welten zu-<br />

18<br />

sammengebracht werden können. Fragwürdig wäre e<strong>in</strong> <strong>Bildungsziel</strong><br />

„<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“ für mich zweifellos<br />

dann, wenn es um e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen moralischen Appell,<br />

e<strong>in</strong>e schlichte moralische Auffor<strong>der</strong>ung im S<strong>in</strong>ne von<br />

„Lern Dich zu engagieren“ gehen soll (das könnte rasch<br />

kontraproduktive Effekte nach sich ziehen). Zudem läuft die<br />

Konzeption e<strong>in</strong>es <strong>Bildungsziel</strong>s „<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“<br />

auch Gefahr, allzu sehr <strong>in</strong> die curriculare Logik e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Schule</strong> gepresst zu werden, <strong>in</strong> die es nur schwerlich passt.<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> ist eben nicht re<strong>in</strong> kognitiv<br />

zu erlernen (obwohl es auch Wissensdimensionen umfasst),<br />

ist nicht <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Schulfaches so e<strong>in</strong>fach lehr-<br />

und lernbar.<br />

H<strong>in</strong>zu tritt das soziale Erleben, treten Kompetenzen, die<br />

kaum über klassische schulische Lern<strong>in</strong>halte und -formen<br />

vermittelt werden können (dies macht es möglicherweise<br />

auch so schwierig, solches „soziales Lernen“ <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e Planungsaufgabe<br />

zu operationalisieren). Paradox ist <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang allerd<strong>in</strong>gs nur, dass „das Soziale“ heute<br />

zugleich mehr denn je gelernt werden muss, nicht mehr automatisch<br />

gelernt wird, dass es mith<strong>in</strong> für mo<strong>der</strong>ne Gesellschaften<br />

mehr <strong>als</strong> dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich ist, darüber nachzudenken,<br />

wie diese neue Lernherausfor<strong>der</strong>ung denn bewältigt<br />

werden und sich auch die <strong>Schule</strong> daran beteiligen kann.<br />

Doch gehe ich davon aus, dass freiwilliges/bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> zunächst e<strong>in</strong>e Bildungs- und Lernwelt eigener<br />

Art und mit e<strong>in</strong>em hohen und ganz praktischen Eigenwert<br />

ist, dass – wie im ersten Punkt skizziert – hier eigenständige<br />

Lern- und Bildungsprozesse stattf<strong>in</strong>den. Aus<br />

diesem Grund heraus und <strong>in</strong> diese Richtung lassen sich womöglich<br />

auch die Indizien <strong>der</strong> „Civic Education Study“ <strong>in</strong>terpretieren,<br />

kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt dann weiteres<br />

<strong>Engagement</strong> erwachsen.<br />

Es geht, vere<strong>in</strong>facht gesagt, zunächst e<strong>in</strong>mal darum, die<br />

Chance e<strong>in</strong>es weiteren und offenen Lernfelds zu erschließen,<br />

es geht um „soziales Lernen“, um die För<strong>der</strong>ung kommunikativer<br />

und personaler Kompetenzen, wesentlich stärker<br />

um den organisierten Erwerb <strong>in</strong>strumenteller und kultureller<br />

Kompetenzen, die klassischerweise Kernelemente<br />

schulischer Bildung darstellen. Sprich: Es geht um den Erwerb<br />

von Kompetenzen, die bislang <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> eher zufällig,<br />

nebenbei und <strong>in</strong>formell erworben wurden, die dort<br />

bislang zumeist h<strong>in</strong>ter das curriculare Fachlernen zurücktreten<br />

müssen. Im Kern kommt es somit darauf an, Formen zu<br />

f<strong>in</strong>den, die es möglich machen, soziales Lernen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erfahrungskontext<br />

zu erleben, es sich gewissermaßen im Tun,<br />

im Nachvollzug, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erprobung tätig anzueignen.<br />

Dabei sche<strong>in</strong>t es mir wichtig, dass es um altersgerechte<br />

Ernstsituationen geht, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> so weit wie möglich eigene<br />

Verantwortung übernehmen und mit den manchmal<br />

positiven, manchmal aber auch nicht so positiven Folgen<br />

ihres Handelns konfrontiert werden. Und hier sche<strong>in</strong>en mir<br />

im bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong> vielfältige Chancen zu<br />

liegen – ganz im S<strong>in</strong>ne John Deweys, <strong>der</strong> die bestmögli-


che Umsetzung denkend-handelnden Lernens (auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong>) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Arbeitsvorhaben sieht, bei dem „e<strong>in</strong>e reale<br />

Lebensaufgabe von praktischer Bedeutung für das Geme<strong>in</strong>schaftsleben<br />

bewältigt wird“, und zwar so, dass an ihrem<br />

Ende e<strong>in</strong> „s<strong>in</strong>nlich greifbares, praktisch brauchbares Ergebnis“<br />

steht. Das ist nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> selbstverständliche<br />

Horizont deutscher <strong>Schule</strong>n, hier<strong>in</strong> liegt die Zumutung.<br />

Es wäre jedoch – wenn man es so ausdrücken will – im Ergebnis<br />

zunächst e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Nutzen, das Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

etwas lernen, mit dem erfreulichen „Nebenprodukt“<br />

<strong>der</strong> eben zitierten „praktischen Bedeutung für das Geme<strong>in</strong>schaftsleben“.<br />

4. <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Bestandteil des Geme<strong>in</strong>wesen – e<strong>in</strong><br />

normativer Ausblick<br />

<strong>Schule</strong>, und da komme ich zurück zu den zwei e<strong>in</strong>gangs<br />

skizzierten Welten, ist e<strong>in</strong>e vom Alltag <strong>der</strong>er, die nicht mit<br />

ihr irgendwie persönlich zu tun haben, doch relativ abgekoppelter<br />

Sozialraum. Wer außer Schüler/<strong>in</strong>nen, Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />

und Eltern kommt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Alltag eigentlich noch mit<br />

<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Kontakt? So gut wie niemand.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: <strong>Schule</strong> ist – die Anwesenden und ihre<br />

<strong>Schule</strong>n selbstverständlich ausgenommen – kaum e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegraler<br />

Bestandteil des lokalen Raumes, im Großen und Ganzen<br />

eben ke<strong>in</strong> sozialer Ort für das Geme<strong>in</strong>wesen. <strong>Schule</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d eigene Welten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt, s<strong>in</strong>d spezialisierte Lernwelten,<br />

und auch SchülerInnen werden eher über ihre Leistungen<br />

<strong>Schule</strong>n zugeordnet denn über ihre Lebens- und Wohnräume.<br />

Auch die Rolle <strong>der</strong> Lehrkraft ist heute e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e,<br />

e<strong>in</strong>e spezialisiertere und funktionalisiertere, und eben nicht<br />

mehr – wie vielleicht noch früher – die e<strong>in</strong>er zentralen Bezugsperson<br />

im sozialen Nahraum (aus me<strong>in</strong>er Sicht völlig<br />

undiskutiert ist übrigens die Frage, <strong>in</strong>wieweit diese lebensweltliche<br />

Fremdheit mit dem Umstand zusammenhängt,<br />

dass <strong>Schule</strong>n im Kern e<strong>in</strong>e Angelegenheit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und<br />

nicht <strong>der</strong> Kommunen, geschweige denn <strong>der</strong> Bürger/<strong>in</strong>nen<br />

s<strong>in</strong>d). Damit hängt aber die Frage zusammen, wie e<strong>in</strong>e Verortung<br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> im Geme<strong>in</strong>wesen möglich ist, wie es gel<strong>in</strong>gen<br />

kann, <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>s Milieu, <strong>in</strong>s Geme<strong>in</strong>wesen zurückzub<strong>in</strong>den<br />

und darüber sowohl <strong>Engagement</strong>möglichkeiten für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendliche zu schaffen <strong>als</strong> auch an<strong>der</strong>sherum das<br />

Geme<strong>in</strong>wesen an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und den vielfältigen Aktivitäten<br />

teilhaben zu lassen. Es geht mith<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>e neue Verschränkung<br />

von <strong>Schule</strong> und sozialem Nahraum (und dabei selbstverständlich<br />

auch um die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n durch<br />

das Geme<strong>in</strong>wesen, <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>e Öffnung <strong>in</strong> beide Richtungen).<br />

Sicherlich ist dieses ke<strong>in</strong>e Aufgabe, die von <strong>Schule</strong> alle<strong>in</strong> geleistet<br />

werden kann; sie erfor<strong>der</strong>t vielmehr e<strong>in</strong> Zusammenwirken<br />

<strong>der</strong> vielfältigen und unterschiedlichen Akteure und<br />

gesellschaftlichen Kräfte vor Ort. Geht es um e<strong>in</strong>e systematische<br />

Öffnung von <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>wesen und um<br />

ganz unterschiedliche Lernerfahrungen <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Sett<strong>in</strong>gs, dann müssen für e<strong>in</strong> solches Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />

die unterschiedlichen lokalen Akteure und die unter-<br />

schiedlichen Bildungspartner <strong>in</strong>s Boot geholt werden (und<br />

nicht nur e<strong>in</strong>seitig die <strong>Schule</strong> überfor<strong>der</strong>t werden).<br />

E<strong>in</strong>e organisatorische Möglichkeit, und hier verb<strong>in</strong>den sich<br />

womöglich die <strong>der</strong>zeitigen politischen Bemühungen, viele<br />

Tagungsbeiträge und nicht zuletzt die Befunde <strong>der</strong> zitierten<br />

civic education study, sche<strong>in</strong>t mir <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> ganztägigen<br />

Angebote an <strong>Schule</strong>n zu se<strong>in</strong>. Ohne dieser Entwicklung<br />

distanz- und kritiklos gegenüberzustehen – und<br />

nach me<strong>in</strong>er (unsystematischen) Beobachtung haben <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>zeitigen Aufbauphase viele <strong>Schule</strong>n noch ke<strong>in</strong> dementsprechend<br />

<strong>in</strong>tegriertes Konzept entwickeln können und so<br />

beschränkt sich <strong>in</strong> vielen Fällen die neue Ganztagsschule<br />

auf e<strong>in</strong>e schlichte Erweiterung e<strong>in</strong>er verlässlichen Betreuung<br />

am Nachmittag: Möglicherweise liegen <strong>in</strong> dieser neuen<br />

Zeitrahmung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Zusammenarbeit<br />

mit nicht-schulischen Akteuren Potenziale für e<strong>in</strong> „<strong>Bildungsziel</strong><br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“, das jedoch nicht nur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> stattf<strong>in</strong>den muss und darf.<br />

Ob dazu auf organisatorischer Ebene allerd<strong>in</strong>gs neben den<br />

Bemühungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n nicht auch e<strong>in</strong>e kommunale<br />

Vernetzung, e<strong>in</strong>e bessere kommunale Abstimmung<br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n und <strong>der</strong> Schulplanung notwendig ist, wäre e<strong>in</strong><br />

weiterer, ganz eigener Diskussionspunkt. Das Verhältnis<br />

von <strong>Schule</strong> und bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> wird am<br />

Ende nur – und damit komme ich zum Schluss – sich dar<strong>in</strong><br />

bewähren können, dass es gel<strong>in</strong>gt, ihre e<strong>in</strong>gangs geschil<strong>der</strong>te<br />

wechselseitige Fremdheit zu überw<strong>in</strong>den, und <strong>als</strong> ungleiche<br />

Partner so zusammenzuspielen, dass die Synergieeffekte<br />

des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s zum Tragen kommen können und<br />

sich dadurch auch <strong>Schule</strong> verän<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong> leichter Weg wird<br />

das beileibe nicht. Und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das bürgerschaftliche<br />

<strong>Engagement</strong> wird dabei auf e<strong>in</strong>mal merken, dass es nicht<br />

nur gew<strong>in</strong>nen kann. Aber e<strong>in</strong> Versuch lohnt sich allemal –<br />

schon wegen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, schon wegen <strong>der</strong> zukünftigen Gestalt<br />

unseres Geme<strong>in</strong>wesens und <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

1 Die Angabe beruht auf eigenen Berechnungen des Datensatzes<br />

des Freiwilligensurveys 1999. Ausführlich zu diesem<br />

Freiwilligensurvey vgl. Rosenbladt 2000; dar<strong>in</strong> zum freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong> Jugendlicher vgl. Picot 2000.<br />

2 Die im Folgenden präsentierten Daten beruhen wie<strong>der</strong>um<br />

vorwiegend auf eigenen Berechnungen des Datensatzes<br />

<strong>der</strong> CIVED-Studie, <strong>der</strong> unter http://www.iea-dpc.org/download/ieahq/studies_datasets<br />

zum download zur Verfügung<br />

steht. Zur Anlage <strong>der</strong> Studie und ihren Ergebnissen vgl. Torney-Purta<br />

u.a. 2001; zu den Ergebnisse für Deutschland vgl.<br />

ausführlich Oesterreich 2002.<br />

19


Literatur<br />

Picot, S.: Jugend und freiwilliges <strong>Engagement</strong>, <strong>in</strong>: Picot, S.<br />

(Hrsg.): Freiwilliges <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Deutschland. Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit<br />

und bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>, Band 3: Frauen und<br />

Männer, Jugend, Senioren, Sport, Schriftenreihe des BMFS-<br />

FJ, Band 194.3, Stuttgart u.a. 2000, S. 111-207.<br />

Rosenbladt, B.v.: Freiwilliges <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit<br />

und bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>, Band<br />

1: Gesamtbericht, Schriftenreihe des BMFSFJ, Band 194.1,<br />

Stuttgart u.a. 2000.<br />

Torney-Purta, J. u.a.: Citizenship and Education <strong>in</strong> Twentyeight<br />

Countries. Civic Knowledge and <strong>Engagement</strong> at Age<br />

Fourteen, Delft 2001.<br />

Oesterreich, D.: Politische Bildung von 14-Jährigen. Befunde<br />

aus dem Projekt Civic Education, Opladen 2002.<br />

20


Inputs<br />

Vier Milliarden Euro für den bedarfsgerechten<br />

Ausbau von Ganztagsschulen<br />

Das Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und<br />

Betreuung“<br />

Petra Jung, Referat „Zukunft Bildung“<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

Deutschland bef<strong>in</strong>det sich heute mit se<strong>in</strong>em Schulsystem,<br />

das fast ausschließlich auf Halbtagsschulen baut, im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>rolle. In Frankreich,<br />

Großbritannien, Skand<strong>in</strong>avien und den USA zum Beispiel<br />

s<strong>in</strong>d Ganztagsschulen so verbreitet, dass es dafür ke<strong>in</strong>en<br />

eigenen Begriff gibt.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen PISA-Studie zur Schulleistung<br />

haben gezeigt, dass Deutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulbildung<br />

nur e<strong>in</strong>en Rang im Mittelfeld belegt. Zudem hängt <strong>der</strong><br />

Bildungserfolg <strong>in</strong> Deutschland stark von <strong>der</strong> sozialen Herkunft<br />

ab. Entscheidend für die Zukunft unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist<br />

daher, die Qualität von Bildung und die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

an <strong>Schule</strong>n zu verbessern.<br />

Deshalb haben Bund und Län<strong>der</strong> im Mai 2003 geme<strong>in</strong>sam<br />

das Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“<br />

(IZBB) auf den Weg gebracht. Im Rahmen des IZBB<br />

stellt die Bundesregierung den Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Jahren 2003<br />

bis 2007 Investitionsmittel <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt vier Milliarden<br />

Euro für den bedarfsgerechten Auf- und Ausbau von<br />

Ganztagsschulen zur Verfügung. Damit soll die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen Infrastruktur im Ganztagsschulbereich unterstützt<br />

und <strong>der</strong> Anstoß für e<strong>in</strong> bedarfsgerechtes Angebot<br />

an Ganztagsschulen <strong>in</strong> ganz Deutschland gegeben werden.<br />

Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“<br />

(IZBB)<br />

4 Mrd. Euro für<br />

- Aufbau bzw. Weiterentwicklung neuer Ganztagsschulen<br />

- Schaffung zusätzlicher Plätze an bestehenden Ganztagsschulen<br />

- qualitative Weiterentwicklung bestehen<strong>der</strong> Ganztagsschulen<br />

F<strong>in</strong>anzhilfe für Investitionen<br />

- Neubau, Ausbau, Umbau o<strong>der</strong> Renovierung<br />

- Ausstattung (z.B. Labors, Kant<strong>in</strong>en, Musik<strong>in</strong>strumente,<br />

Computer, Bücher o<strong>der</strong> Sportgeräte)<br />

Voraussetzung<br />

- Vorlage e<strong>in</strong>es pädagogischen Konzepts<br />

- Antragstellung durch <strong>Schule</strong>n bzw. Kommunen bei den<br />

Län<strong>der</strong>n<br />

Das <strong>in</strong>haltliche Begleitprogramm „Ideen für<br />

mehr! Ganztägig lernen.“<br />

Entscheidend für den Erfolg des Programms ist nicht nur<br />

die E<strong>in</strong>richtung und Ausstattung von Ganztagsschulen, son<strong>der</strong>n<br />

die damit verbundene Abkehr von e<strong>in</strong>em auslesenden<br />

zu e<strong>in</strong>em för<strong>der</strong>nden System und die Etablierung e<strong>in</strong>er<br />

„neuen“ <strong>Schule</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> jedes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell geför<strong>der</strong>t<br />

wird und Benachteiligungen ausgeglichen werden. Durch<br />

den Ausbau des Ganztagsschulangebotes sollen nachhaltige<br />

Impulse für die geme<strong>in</strong>same Bildungsreform von Bund<br />

und Län<strong>der</strong>n gegeben werden.<br />

Denn...<br />

• Ganztagsschulen begünstigen e<strong>in</strong>e Lehr- und Lernkultur,<br />

die auf die unterschiedlichen Stärken, Interessen<br />

und Voraussetzungen des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>geht, die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler frühzeitig <strong>in</strong>dividuell för<strong>der</strong>t,<br />

sie zur Selbstständigkeit erzieht und ihnen die Freude<br />

am Lernen und an Leistung vermittelt,<br />

• Ganztagsschulen bieten mehr Zeit und Raum – zum<br />

Nachfragen und Üben, für eigene Ideen und geme<strong>in</strong>same<br />

Aktivitäten, zur Übernahme von Verantwortung für<br />

sich und an<strong>der</strong>e,<br />

• Ganztagsschulen geben den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

<strong>in</strong> Deutschland die Chance, besser zu lernen und im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich wie<strong>der</strong> Spitzenleistungen zu erbr<strong>in</strong>gen<br />

und zugleich helfen sie, den dramatischen Zusammenhang<br />

zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg<br />

<strong>in</strong> Deutschland zu überw<strong>in</strong>den,<br />

• Ganztagsschulen ermöglichen zudem, Familie und Beruf<br />

besser mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu vere<strong>in</strong>baren und entsprechen damit<br />

besser den heutigen Bedürfnissen vieler Eltern.<br />

Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung und För<strong>der</strong>ung von Ganztagsschulen<br />

werden folgende zentralen Entwicklungsziele verbunden:<br />

• die <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

im Kontext e<strong>in</strong>er Pädagogik <strong>der</strong> Vielfalt, die unterschiedliche<br />

Lernvoraussetzungen berücksichtigt und Lernchancen<br />

eröffnet,<br />

• die Verän<strong>der</strong>ung von Unterricht und Lernkultur durch Verknüpfung<br />

von Unterricht, Zusatzangeboten und Freizeit<br />

über Vor- und Nachmittag, zum Beispiel durch Lösung<br />

vom 45-m<strong>in</strong>-Takt, Raum für freien Unterricht und Projekte,<br />

• die Stärkung des sozialen Lernens <strong>in</strong> Lern- und Schulgeme<strong>in</strong>schaften<br />

über verschiedene Altersgrenzen h<strong>in</strong>weg,<br />

• die E<strong>in</strong>beziehung von Eltern und Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

bei <strong>der</strong> Ausgestaltung des Lebens- und Lernortes<br />

<strong>Schule</strong>,<br />

• die Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nach außen, die E<strong>in</strong>beziehung<br />

21


von zusätzlichen Partnern und Lernorten, wie soziale<br />

und kulturelle E<strong>in</strong>richtungen sowie Betrieben vor Ort<br />

und die Kooperation von <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe,<br />

• die kreative Freizeitgestaltung durch E<strong>in</strong>beziehung<br />

außerschulischer Angebote <strong>der</strong> Jugendhilfe, Musikschulen,<br />

Sportvere<strong>in</strong>en, u.a.,<br />

• die Qualifizierung und Unterstützung von Lehrkräften, pädagogischem<br />

Personal und außerschulischen Partnern.<br />

Die Umsetzung des Investitionsprogramms, die <strong>in</strong> Verantwortung<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit ihren spezifischen Schwerpunkten<br />

erfolgt, wird deshalb durch das Kooperationsprogramm<br />

„Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ mit den Län<strong>der</strong>n und<br />

<strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung (DKJS) <strong>als</strong> zentrale<br />

Service- und Entwicklungsstelle <strong>in</strong>haltlich begleitet und<br />

unterstützt.<br />

Unter Nutzung vorhandener Strukturen <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n werden<br />

Service- und Unterstützungsangebote für <strong>Schule</strong>n, außerschulische<br />

Partner, die Kultusverwaltungen und den<br />

Bund <strong>in</strong> Form von Austauschprozessen, Beratung und praktischer<br />

Arbeitshilfe bereitgestellt.<br />

Dazu zählen:<br />

• E<strong>in</strong>richtung regionaler Serviceagenturen mit den Län<strong>der</strong>n<br />

• Lernen aus guter Praxis, Datenbank unter www.ganztaegig-lernen.de<br />

• Beratung durch Expert<strong>in</strong>nen und Experten<br />

• Erfahrungsaustausch mit an<strong>der</strong>en Ganztagsschulen<br />

• Fortbildung/ Qualifizierung<br />

Geför<strong>der</strong>te <strong>Schule</strong>n nach Län<strong>der</strong>n<br />

22<br />

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Lokale Bündnisse vor Ort<br />

Ganztagsschulen sollen sich mit ihren Konzepten an den Gegebenheiten<br />

und Bedürfnissen vor Ort orientieren und durch<br />

die breite Gew<strong>in</strong>nung außerschulischer Bündnispartner vorhandene<br />

Synergien nutzen.<br />

Partner von Ganztagsschulen können se<strong>in</strong>:<br />

• Eltern<br />

• Sportvere<strong>in</strong>e, Musikschulen, Theater etc.<br />

• Geme<strong>in</strong>de- und Stadtverwaltungen<br />

• Unternehmen<br />

• Volkshochschulen und regionale Hochschulen<br />

• Kammern und Gewerkschaften<br />

• Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

• Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />

• Partner aus dem sozialen und kulturellen Umfeld <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong><br />

E<strong>in</strong> Jahr nach dem Start: bereits rund 3.000 neue<br />

Ganztagsschulen<br />

E<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> Unterzeichnung <strong>der</strong> Verwaltungsvere<strong>in</strong>barung<br />

führt das Investitionsprogramm des Bundes bereits zu<br />

e<strong>in</strong>er wesentlichen Ausweitung <strong>der</strong> Ganztagsschulangebote<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Nach Auskunft <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> werden <strong>in</strong> dem<br />

Schuljahr 2004/ 2005 über 3.000 <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> allen 16 Län<strong>der</strong>n<br />

neue Ganztagsangebote zur Verfügung stellen. Hierdurch<br />

erhalten zahlreiche Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland e<strong>in</strong>e bessere Bildung und Betreuung.


Verteilung auf die Schularten<br />

bundesweit<br />

Begleitforschung<br />

<br />

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<br />

<br />

Die dezentrale Evaluierung <strong>der</strong> Umsetzung des Investitionsprogramms<br />

durch die Län<strong>der</strong> wird <strong>in</strong> enger Abstimmung<br />

mit den Län<strong>der</strong>n durch e<strong>in</strong> Begleitforschungsvorhaben des<br />

BMBF unterstützt. Ziel ist die Entwicklung von Instrumenten<br />

für die Begleitforschung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und e<strong>in</strong>e Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Begleitvorhaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, um e<strong>in</strong>en gegenseitigen<br />

Austausch und e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche geme<strong>in</strong>same Auswertung<br />

<strong>der</strong> durch das Investitionsprogramm e<strong>in</strong>geleiteten<br />

Ganztagsschulentwicklung zu ermöglichen.<br />

Unter Leitung des Deutschen Instituts für Pädagogische Forschung<br />

(DIPF), geme<strong>in</strong>sam mit dem Deutschen Jugend<strong>in</strong>stitut<br />

(DJI) und dem Institut für <strong>Schule</strong>ntwicklungsforschung<br />

an <strong>der</strong> Universität Dortmund (IfS) beteiligen sich 14 Län<strong>der</strong><br />

(ausschließlich Baden-Württemberg und das Saarland) an<br />

<strong>der</strong> “Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (STEG)“.<br />

In Bereichen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> zusätzlicher Entwicklungsbedarf<br />

besteht, werden handlungsorientierte Forschungsvorhaben<br />

durchgeführt. So hat das BMBF auf Wunsch <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> das<br />

Deutsche Jugend<strong>in</strong>stitut beauftragt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dokumentations-<br />

und Forschungsvorhaben Fragen <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe und an<strong>der</strong>en außerschulischen<br />

Partnern zu untersuchen. Dabei sollen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Gel<strong>in</strong>gens- und Missl<strong>in</strong>gensbed<strong>in</strong>gungen im jeweiligen<br />

Zusammenhang untersucht und den <strong>Schule</strong>n <strong>als</strong> Arbeitshilfe<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die Ergebnisse werden über<br />

das Begleitvorhaben <strong>der</strong> DKJS weiter getragen.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Fortbildungsbauste<strong>in</strong>e für pädagogisches Personal<br />

Mit dem Vorhaben <strong>der</strong> Bund-Län<strong>der</strong>-Kommission für Bildungsplanung<br />

und Forschungsför<strong>der</strong>ung „Lernen für den<br />

GanzTag“ werden Fortbildungsbauste<strong>in</strong>e für pädagogisches<br />

Personal an Ganztagsschulen entwickelt. Die unterschiedlichen<br />

Professionen <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb <strong>der</strong> Ganztagsschule<br />

sollen geme<strong>in</strong>sam und vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen, um dadurch<br />

die oft schwierige Zusammenarbeit von schulischen<br />

und außerschulischen Partnern zu unterstützen. Auch dieses<br />

Vorhaben erfolgt <strong>in</strong> enger Abstimmung mit dem Begleitvorhaben<br />

<strong>der</strong> DKJS.<br />

Information<br />

<br />

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Die 2003 gestartete Informationskampagne „Ganztagsschulen.<br />

Zeit für mehr“ zur Unterrichtung e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit<br />

und <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit zum Thema Ganztagsschulen<br />

wird auch <strong>in</strong> den kommenden Jahren fortgeführt.<br />

Wichtigster Bauste<strong>in</strong> ist die kont<strong>in</strong>uierliche Diskussionsplattform<br />

mit ständig neuen redaktionellen Beiträgen<br />

rum um das Thema unter www.ganztagsschulen.org. H<strong>in</strong>zu<br />

kommen Anzeigenschaltungen, Plakataktionen, Wettbewerbe,<br />

öffentlichkeitswirksame Medienereignisse, Broschüren<br />

etc.<br />

<br />

23


Ideen für mehr! Ganztägig lernen.<br />

Das Begleitprogramm für Ganztagsschulen<br />

und solche, die es werden wollen.<br />

Andreas Zieske,<br />

bis Januar 2005 Programmabteilung, Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendstiftung, Berl<strong>in</strong><br />

<strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d auf dem Weg, sich zu verän<strong>der</strong>n. Überall <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik. Ganztagsschulen spielen <strong>in</strong> diesem Reformprozess<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Sie stellen die pädagogische<br />

Qualität des Lehrens und Lernens <strong>in</strong> den Mittelpunkt.<br />

Das Ziel ist: <strong>Schule</strong>n sollen anregende und herausfor<strong>der</strong>nde<br />

Orte für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche se<strong>in</strong>.<br />

Die Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung bietet mit dem<br />

Programm „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit<br />

mit Bund und Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Unterstützungssystem<br />

für alle <strong>Schule</strong>n an, die ganztägige Bildungsangebote<br />

entwickeln o<strong>der</strong> bereits bestehende Angebote ausbauen<br />

und qualitativ verbessern wollen.<br />

Mit dem Programm werden <strong>Schule</strong>n dabei unterstützt, ihre<br />

eigenen Entwicklungsaufgaben zu lösen.<br />

Formen dafür s<strong>in</strong>d:<br />

• Lernen aus Beispielen guter Schulpraxis<br />

• Vernetzung und Erfahrungsaustausch<br />

• Beratung und Vermittlung von Experten<br />

• Fortbildung und qualifizierende Angebote<br />

• Wissenstransfer aus unterschiedlichen pädagogischen<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

• Anbahnung u. Mo<strong>der</strong>ation von Kooperationsbeziehungen<br />

Wissen bündeln – Ganztagsschulportal<br />

unter www.ganztaegig-lernen.de<br />

Das Bildungsportal des Programms bietet:<br />

• Beispiele guter Praxis zu Aspekten <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

• Experten und Institutionen, die für Beratung und Fortbildung<br />

bereitstehen<br />

• Weiterbildung und qualifizierende Angebote<br />

• kommentierte L<strong>in</strong>k-Bibliothek<br />

• Materialien und Medien zum Herunterladen<br />

• thematisch orientierte Foren für Austausch und Diskussion<br />

Hier können <strong>Schule</strong>n und <strong>in</strong>teressierte Akteure Informationen,<br />

Anregungen für die eigene Arbeit und weiterführende<br />

Materialien f<strong>in</strong>den. Zusätzlich s<strong>in</strong>d Informationen zum aktuellen<br />

Stand des Programms, Kontaktadressen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Län<strong>der</strong>n sowie H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen zu Konzept<br />

und Zielstellung h<strong>in</strong>terlegt.<br />

24<br />

Das Portal ist etwas Beson<strong>der</strong>es: Es schafft unterschiedliche<br />

Herangehensweisen für unterschiedliche Bedürfnisse und<br />

verknüpft sie mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. So entsteht e<strong>in</strong> mehrdimensionales<br />

und dennoch leicht handhabbares System, welches<br />

thematische Zugänge genauso ermöglicht wie methodische<br />

o<strong>der</strong> serviceorientierte. Das Ganztagsschulportal erreichen<br />

Sie auch über www.ganztagsschulen.org.<br />

Nah dran – Regionale Serviceagenturen<br />

<strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit den Län<strong>der</strong>n richtet die Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendstiftung regionale Serviceagenturen e<strong>in</strong>, die für<br />

<strong>Schule</strong>n Ansprechpartner und Schnittstellen zum Programmangebot<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Serviceagenturen werden je nach<br />

Verhandlungsstand mit den e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n im Schuljahr<br />

2004/05 ihre Arbeit aufnehmen. Sie werden län<strong>der</strong>spezifische<br />

Arbeitsschwerpunkte entwickeln und die Voraussetzungen<br />

klären, damit <strong>Schule</strong>n die Unterstützungsmittel<br />

des Programms „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen können. Darüber h<strong>in</strong>aus stellen sie Vernetzungs-<br />

und Qualifizierungsangebote bereit, die sie aktiv an<br />

die <strong>Schule</strong>n des Landes herantragen. Natürlich können sich<br />

Schulleiter, Lehrer, Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe, Unternehmensvertreter<br />

und an<strong>der</strong>e Akteure mit ihren Anregungen, eigenen<br />

Beiträgen, Wünschen, Fragen und Ideen an die Serviceagenturen<br />

wenden. Sie erhalten dort Informationen über<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschwerpunkte. Nach Möglichkeit wird<br />

versucht, ihrem Unterstützungsbedarf zu entsprechen.<br />

Die Serviceagenturen bieten:<br />

• Beratung und Fortbildung für Ganztagsschulen <strong>in</strong> den<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

• fachliche Informationen und Materialien zu zentralen<br />

Themen <strong>der</strong> Ganztagsschulentwicklung<br />

• Austausch und Vernetzung von <strong>Schule</strong>n<br />

Umschlagplätze für Wissen – Vier Werkstätten<br />

Es ist nicht immer leicht, vorhandenes Wissen für die eigene<br />

Arbeit nutzbar zu machen. Deshalb werden <strong>in</strong> vier<br />

„Werkstätten“ Fachfragen von und für <strong>Schule</strong>n mit ganztägigen<br />

Bildungsangeboten praxisorientiert aufgearbeitet und<br />

das vorhandene Wissen zu den e<strong>in</strong>zelnen Problemstellungen<br />

gebündelt. Durch die Arbeit <strong>der</strong> Werkstätten wird Beratung<br />

fundiert, entstehen Arbeitsmaterialien und werden<br />

Informationen für das Ganztagschulportal www.ganztaegiglernen.de<br />

bereitgestellt.<br />

Folgende Werkstätten entstehen:<br />

• Organisation von Ganztagsschulen<br />

• Didaktik und Methodik von Unterricht an Ganztagsschulen<br />

• Kooperation mit außerschulischen Partnern<br />

• <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Teil <strong>der</strong> Lebenswelt: Bedürfnisse von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen


Die Werkstätten wurden ausgeschrieben und werden mit Beg<strong>in</strong>n<br />

des Jahres 2005 ihre Arbeit aufnehmen.<br />

Über regionale Fachtagungen sammeln die Serviceagenturen<br />

Fragen und Problemstellungen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n und übermitteln<br />

sie zur systematischen Bearbeitung an die Werkstätten.<br />

Diese werden ihre Arbeitsergebnisse <strong>in</strong> Form von<br />

Handlungsempfehlungen, vertiefenden Informationen, Materialien<br />

und Lösungsvorschlägen über das Portal und regionale<br />

Workshopangebote an die <strong>in</strong>teressierten <strong>Schule</strong>n<br />

zurückgeben.<br />

Ganztagsschulentwicklung aus Jugendperspektive<br />

– Servicestelle Jugendbeteiligung<br />

Die Jugendlichen <strong>der</strong> Servicestelle Jugendbeteiligung entwickeln,<br />

unterstützen und erforschen geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Bundesarbeitskreis „Schüler gestalten <strong>Schule</strong>“ Beteiligungsmodelle<br />

an (werdenden) Ganztagsschulen. <strong>Schule</strong>n können<br />

vielfältige Unterstützungs- und Beratungsangebote wie z.B.<br />

Publikationen o<strong>der</strong> Fortbildungen abrufen und bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

ihrer Ganztagsmodelle durch jugendliche Experten<br />

persönlich betreut werden.<br />

Gute Beispiele weitergeben und von ihnen lernen<br />

– Wettbewerb<br />

In jedem Jahr wird e<strong>in</strong> Wettbewerb „Zeigt her eure <strong>Schule</strong>“<br />

unter www.ganztaegig-lernen.de auf <strong>der</strong> Suche nach guten<br />

Praxisbeispielen ausgerufen. Damit sollen <strong>Schule</strong>n an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Schule</strong>n Mut machen, zum Nachahmen e<strong>in</strong>laden und ihre<br />

guten Ideen veröffentlichen. Die Preise richten sich nach<br />

den <strong>in</strong>dividuellen Wünschen und Bedürfnissen <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>ner.<br />

Die Preisträger werden von <strong>der</strong> Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für<br />

Bildung und Forschung empfangen.<br />

Austausch, Vernetzung, neue Impulse – Ganztagsschulkongress<br />

Austausch ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten Elemente von Entwicklung.<br />

Deshalb wird es jährlich e<strong>in</strong>en Ganztagsschulkongress<br />

geben, <strong>der</strong> dem Erfahrungs- und Wissenstransfer, <strong>der</strong> Ermutigung<br />

und Motivierung aller Akteure dient. Es soll e<strong>in</strong> bundesweites<br />

Kompetenznetzwerk entstehen, das von allen<br />

Akteuren über das Ganztagsschulportal, den Expertenpool<br />

und über regionale Serviceagenturen genutzt und getragen<br />

wird. Der Ganztagsschulkongress wird jährlich vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Bildung und Forschung veranstaltet.<br />

Wann fangen wir an? – Morgen? Ne<strong>in</strong> heute!<br />

Die Ziele <strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung<br />

Den F<strong>in</strong>ger auf die Stärken legen<br />

Die Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung (DKJS) ermutigt<br />

seit 1994 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche, ihr Leben selbstbewusst<br />

und couragiert <strong>in</strong> die eigenen Hände zu nehmen. Dabei<br />

setzt sie auf die Stärken jedes E<strong>in</strong>zelnen, nicht auf die Defizite.<br />

E<strong>in</strong>mischen – e<strong>in</strong>e Tugend <strong>der</strong> Zivilgesellschaft<br />

Die Stiftung fühlt sich den drängendsten Jugendfragen verpflichtet<br />

und will Reformprozesse anstoßen. Das lässt sich<br />

nur geme<strong>in</strong>sam erreichen. Deshalb vere<strong>in</strong>t sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Geme<strong>in</strong>schaftsaktion<br />

für Jugend und Zukunft“ mehr <strong>als</strong> 50<br />

Partner aus dem privaten und öffentlichen Bereich unserer<br />

Gesellschaft.<br />

Wissenschaft und Praxis vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen lassen<br />

In über 6000 geför<strong>der</strong>ten Projekten erhielten K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

bisher die Chance, Eigen<strong>in</strong>itiative, Mitverantwortung<br />

und e<strong>in</strong>e demokratische Kultur des Zusammenlebens<br />

zu erleben und zu erlernen. Damit aus e<strong>in</strong>zelnen Tropfen<br />

e<strong>in</strong> mitreißen<strong>der</strong> Strom wird, br<strong>in</strong>gt die DKJS Wissenschaft<br />

und Praxis zusammen und setzt sich geme<strong>in</strong>sam mit ihren<br />

Partnern dafür e<strong>in</strong>, richtungsweisende Projekte zu identifizieren,<br />

zu verbreiten und dafür Mittel zu sammeln.<br />

Drei Schwerpunkte, die <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> greifen:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> leben<br />

• Ideen für mehr! Ganztägig lernen.<br />

• SCHOLA-21<br />

• SCHÜLER UNTERNEHMEN was!<br />

und weitere Programme<br />

Sich für die Zukunft qualifizieren<br />

• wir ... hier und jetzt<br />

• Berufsfrühorientierung<br />

• Enterprise<br />

und weitere Programme<br />

Demokratie lernen<br />

• Youth Bank<br />

• MädchenStärken<br />

• Sächsische Jugend für Demokratie<br />

und weitere Programme<br />

25


Wege <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong>n – zwei Schulporträts<br />

Das Frauenlob-Gymnasium Ma<strong>in</strong>z<br />

Herr Bliemeister,<br />

Oberstudiendirektor, Frauenlob-Gymnasium<br />

Frau Lütyens,<br />

Studiendirektor<strong>in</strong>; Fächer: Geschichte, Sozialkunde, katholische<br />

Religion; Schulbeauftragte für „Jung trifft Alt“<br />

Schulgeschichte<br />

Unsere <strong>Schule</strong> wurde 1889 <strong>als</strong> höhere Töchterschule gegründet,<br />

ab 1978 öffnete das Gymnasium se<strong>in</strong>e Türen auch<br />

für Jungen. Unsere <strong>Schule</strong> trägt den Namen des M<strong>in</strong>nesängers<br />

He<strong>in</strong>rich von Meissen, genannt Frauenlob, <strong>der</strong> 1318 <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z starb und im Ma<strong>in</strong>zer Dom beigesetzt ist. Anna Seghers<br />

ist unsere berühmteste Schüler<strong>in</strong>. Zur Zeit besuchen<br />

1250 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler unser Gymnasium, die von<br />

95 Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern unterrichtet werden.<br />

Das Ziel unserer Arbeit heißt ganzheitliche Bildung <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Dies bedeutet für uns e<strong>in</strong>e Gestaltung<br />

des Schullebens auf <strong>der</strong> Grundlage folgen<strong>der</strong> Werte:<br />

1. Respekt vore<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

2. För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

3. Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

4. Leistungsbereitschaft<br />

5. Umgangsformen<br />

Die Vermittlung von Techniken des Wissenserwerbs und des<br />

sozialen Lernens geschieht<br />

A durch die unterrichtlichen Schwerpunkte<br />

<strong>in</strong> Fremdsprachen<br />

• Klasse 5 Englisch<br />

Französisch<br />

Klasse 7 Französisch/Late<strong>in</strong><br />

Englisch<br />

Klasse 9 (freiwillig) Late<strong>in</strong>/Französisch/Spanisch<br />

Late<strong>in</strong>/Spanisch<br />

26<br />

• mit <strong>der</strong> Möglichkeit alle Sprachen bis zum Abitur weiterzuführen<br />

• Austauschangebote mit unseren Partnerschulen <strong>in</strong> England,<br />

Frankreich, <strong>der</strong> Schweiz, den USA und Australien<br />

<strong>in</strong> Mathematik und Naturwissenschaften<br />

• völlig neue und gut ausgestattete Fachräume<br />

• erweiterter Unterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittelstufe<br />

• schul<strong>in</strong>terner Mathematikwettbewerb<br />

• Teilnahme an Wettbewerben <strong>in</strong> Mathematik und Naturwissenschaften<br />

• Methodenlernen am Computer für Klasse 6<br />

• E<strong>in</strong>satz neuer Medien im Unterricht<br />

• Informatikunterricht<br />

im musisch-künstlerischen Bereich<br />

• Leistungskurse „Bildende Kunst“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe<br />

• „Bläserklasse“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Orientierungsstufe<br />

• Chor, Orchester, Band<br />

• Theatergruppe<br />

B durch außerunterrichtliche Angebote<br />

• Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften von A wie Alt trifft Jung bis Z wie<br />

Zaubern<br />

• Methodentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Leseför<strong>der</strong>ung<br />

• Projekte zur För<strong>der</strong>ung des sozialen <strong>Engagement</strong>s (z.B.<br />

Schüler <strong>als</strong> Streitschlichter)<br />

• Zusammenarbeit mit sozialen Institutionen<br />

• Projekte zur Drogenprävention<br />

• Schulveranstaltungen wie Lesungen, Sporttage, Projekttage,<br />

Konzerte, Musical- und Theateraufführungen<br />

• Theater-, Konzert- und Ausstellungsbesuche<br />

• Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Wirtschaft (z.B. bus<strong>in</strong>ess@school,<br />

BOSS)<br />

• Berufspraktikum<br />

• Schullaufbahnberatung<br />

Projektvorstellung: Der Vere<strong>in</strong> „Jung trifft Alt” e.V.<br />

Der Vere<strong>in</strong> wird geför<strong>der</strong>t durch das Bund-Län<strong>der</strong>-Programm<br />

“Soziale Stadt”. Der e<strong>in</strong>getragene Vere<strong>in</strong> „Jung<br />

trifft Alt“ e.V. steht für e<strong>in</strong>e Kooperation von drei unterschiedlichen<br />

Institutionen <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z: Dem Frauenlob-Gymnasium,<br />

neusprachliches, naturwissenschaftlich-mathematisches<br />

und künstlerisches Gymnasium für Jungen und Mädchen;<br />

dem Alten- und Pflegeheim St.Bilhildis, mit ca. 80<br />

Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern und <strong>der</strong> Begegnungsstätte<br />

mit Projektbüro „Jung trifft Alt“.<br />

Die Kooperationsziele be<strong>in</strong>halten den pädagogischen Aspekt<br />

des E<strong>in</strong>übens von sozialer Verantwortung – dies wird<br />

<strong>als</strong> zentrales schulisches <strong>Bildungsziel</strong> mit alten Menschen<br />

<strong>als</strong> Partnern angesehen –, den politischen Aspekt <strong>der</strong> Integration<br />

von <strong>Schule</strong> und Altenheim <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ma<strong>in</strong>zer Stadt-


teil und den <strong>in</strong>tergenerativen Aspekt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung von<br />

Eltern <strong>als</strong> Mitgestalter schulisch-<strong>in</strong>haltlicher Erneuerung.<br />

Zwischen den drei Institutionen geschieht die Zusammenarbeit<br />

auf vielfältige Weise:<br />

• <strong>als</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Senioren <strong>in</strong> den schulischen Unterricht<br />

(z.B. <strong>in</strong> den Geschichts- o<strong>der</strong> Religionsunterricht<br />

durch Anfertigen von Biographien o<strong>der</strong> durch Unterrichtsprojekte<br />

zum Thema “Alter-Sterben-Tod“),<br />

• <strong>als</strong> schulische Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 10-15 Schüler/<br />

<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Mal wöchentlich nachmittags die alten Menschen<br />

besuchen, um mit ihnen zu erzählen, zu s<strong>in</strong>gen,<br />

Gottesdienst zu feiern o<strong>der</strong> spazieren zu gehen,<br />

• durch E<strong>in</strong>zelbesuche und E<strong>in</strong>zelbetreuung von Altenheimbewohnern<br />

durch Schüler/<strong>in</strong>nen bzw. Eltern.<br />

Mit Unterhaltungsangeboten, um die tägliche Heimrout<strong>in</strong>e<br />

zu durchbrechen: Basteln, Ausflüge, Feste, Konzerte e<strong>in</strong>zelner<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, von Klassen o<strong>der</strong> vom Schulchor. Durch handwerkliche<br />

Hilfsarbeiten, wie z.B. das Reparieren von Rollstühlen.<br />

Durch Organisation und Durchführung des Besuchs<br />

<strong>der</strong> alten Menschen auf dem jährlichen Schulfest.<br />

Das „Jung trifft Alt“- Unternehmen hat zwei wichtige Kooperationspartner:<br />

Zum e<strong>in</strong>en das Projekt bus<strong>in</strong>ess@school <strong>der</strong> Boston Consult<strong>in</strong>g<br />

Group: Hier wurde e<strong>in</strong>e Geschäftsidee entwickelt, die<br />

wirtschaftliches Know-how mit sozialem <strong>Engagement</strong> verb<strong>in</strong>det,<br />

nämlich e<strong>in</strong>en „Pavillon <strong>der</strong> Begegnung“, <strong>der</strong> vielschichtige<br />

Begegnungsangebote zwischen alten und jungen<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>zer Neustadt ermöglichen soll. Zum<br />

an<strong>der</strong>en die Wohnbau Ma<strong>in</strong>z GmbH, die die Räume des Büros<br />

„Jung trifft Alt“ ganz erheblich bezuschusst und damit<br />

die <strong>in</strong>tergenerative Arbeit maßgeblich unterstützt.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> werden folgenden Erkenntnissen beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung beigemessen:<br />

In diesem Projekt werden konkrete Lebenswelten und gesellschaftliche<br />

Problemlagen (z.B. die demographische Entwicklung)<br />

zu Unterrichts<strong>in</strong>halten. Das bedeutet, dass „Lernen<br />

<strong>als</strong> Begegnung“ empfunden wird, dass <strong>als</strong>o – neben<br />

<strong>der</strong> kognitiven Stoffvermittlung im „normalen“ Unterricht<br />

– die Sensibilisierung für Empf<strong>in</strong>dungen wie Betroffenheit<br />

und die Schulung <strong>der</strong> Fähigkeit zu Spontaneität und Kreativität<br />

auch Inhalt se<strong>in</strong> muss. “Erfahrungslernen“ ist e<strong>in</strong> neu<br />

entdecktes Pr<strong>in</strong>zip von Unterrichtsgestaltung. Wir me<strong>in</strong>en,<br />

<strong>Schule</strong> muss heute viel stärker bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

för<strong>der</strong>n, da sie <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise e<strong>in</strong>e Verpflichtung<br />

für die Zukunft hat und deshalb K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> das Spannungsfeld<br />

zwischen Menschenrechten und Bürgerpflichten e<strong>in</strong>führen<br />

muss. E<strong>in</strong> Erziehungsziel ist daher auch Kulturfähigkeit<br />

– <strong>der</strong>en zentrale Aspekte: Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n, Mitgefühl und Verständnis<br />

zwischen den Generationen – wir mit diesem Projekt<br />

anstreben.<br />

„Ausschnitt aus <strong>der</strong> Praxis“<br />

René B. (Klasse 12) berichtet:<br />

„Unser Treffen im Gutenbergmuseum hat, wie ich glaube,<br />

sowohl Frau R. <strong>als</strong> auch mir gefallen und uns etwas gebracht.<br />

Ich wäre niem<strong>als</strong> auf die Idee gekommen, me<strong>in</strong>en<br />

Nachmittag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fast ausschließlich geschichtlichen Museum<br />

zu verbr<strong>in</strong>gen und Frau R. wäre, wie sie mir erzählte,<br />

nur ungern ohne Begleitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>der</strong>art großes Museum<br />

gegangen, da es ihrer Me<strong>in</strong>ung nach äußerst langweilig <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Museum ist, wenn man sich über das Ausgestellte<br />

nicht mit jemandem unterhalten kann. So jedoch hatte sie<br />

jemanden zum Reden und erzählte quasi ununterbrochen,<br />

wie fasz<strong>in</strong>ierend sie doch alles fände, da sie ja alles habe<br />

kommen und gehen sehen. Sie war weniger bee<strong>in</strong>druckt<br />

von den technischen Raff<strong>in</strong>essen <strong>der</strong> Druckmasch<strong>in</strong>en, son<strong>der</strong>n<br />

eher von <strong>der</strong>en Entwicklung, wie die Erf<strong>in</strong><strong>der</strong> ihrer<br />

Zeit es immer wie<strong>der</strong> geschafft hatten, noch etwas zu verbessern<br />

und noch schnellere und genauere Arbeitsmethoden<br />

zu entwickeln. Und durch ihren sehr lebhaften und lebensnahen<br />

Erzählstil konnte ich mich schließlich ebenfalls<br />

für dieses Museum begeistern, wobei ich ihr auch durch<br />

me<strong>in</strong> eigenes Interesse die fe<strong>in</strong>e Technik und die physikalischen<br />

Aspekte dieser, doch sehr roh wirkenden „Klötze“,<br />

welche zu unglaublicher Präzision fähig s<strong>in</strong>d, näher br<strong>in</strong>gen<br />

konnte ...“<br />

Andreas R. (Klasse 12) urteilt folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Nach mehreren Treffen mit Frau G. habe ich festgestellt,<br />

dass sie e<strong>in</strong>e freundliche Person ist, die aber auch recht<br />

frech werden kann, wenn man sie schlecht behandelt. Dies<br />

ist bei mir aber zum Glück nicht vorgekommen. Und ich<br />

27


habe bemerkt, dass wir recht viele Ansichten teilen und<br />

meistens auch e<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung waren.<br />

Diese Wochen haben mir sehr gut gefallen, auch f<strong>in</strong>de ich<br />

die Idee dieses Projektes sehr gut. Schließlich merkte ich<br />

auch an Frau G., dass die älteren Generationen von <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

größtenteils ausgeschlossen werden. Wenn sogar<br />

die eigene Familie sich nicht um die Älteren kümmert, werden<br />

die alten Menschen wirklich e<strong>in</strong>sam. Zwar hat Frau G.<br />

recht viele Aktivitäten während <strong>der</strong> Woche, doch sieht man,<br />

dass sie ziemlich e<strong>in</strong>sam lebt.“<br />

Aus <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Alt trifft Jung“:<br />

Ihr gehören Schüler<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> 5. und 6. Klassen an. Wir gehen<br />

geme<strong>in</strong>sam mit unserem AG-Leiter Herrn Hartmann regelmäßig<br />

Mittwoch nachmittag von 15 bis 17 Uhr <strong>in</strong>s „Bilhildis“.<br />

Da <strong>der</strong> Unterricht schon um 13.10 Uhr endet, wird<br />

die Mittagspause erst e<strong>in</strong>mal mit geme<strong>in</strong>samem Kochen,<br />

Essen, Hausaufgaben und Planen für den Nachmittag ausgefüllt.<br />

Um 15 Uhr erwarten uns schon voller Freude die<br />

Heimbewohner, um mit uns zu s<strong>in</strong>gen, zu spielen, zu musizieren,<br />

zu erzählen, spazieren zu gehen, und und und. Höhepunkte<br />

s<strong>in</strong>d dabei festliche Ereignisse wie Advents- o<strong>der</strong><br />

Fastnachtsfeiern, Sommerfest o<strong>der</strong> Schulfest am Frauenlob-<br />

Gymnasium o<strong>der</strong> Ausflüge zum Hilton-Hotel am Rhe<strong>in</strong>. Immer<br />

wie<strong>der</strong> erfahren wir, wie leicht es ist, die Grenzen <strong>der</strong><br />

Generationen zu überw<strong>in</strong>den, wie Alte und Junge vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

lernen und auch Freud und Leid geme<strong>in</strong>sam erleben<br />

können.<br />

28<br />

Das „Christian-Wolff-Gymnasium/Gymnasium im<br />

Bildungszentrum“, Halle/Saale<br />

Dr. Elke Goldberg,<br />

Schulleiter<strong>in</strong><br />

Rüdiger Engels,<br />

Lehrer für Sozialkunde und Englisch, Projektleiter<br />

Unsere <strong>Schule</strong> ist gerade dabei, sich neu zu profilieren: Auf<br />

Grund des „Geburtenknicks“ <strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

kurz nach <strong>der</strong> Wende mussten die beiden Halle-Neustädter<br />

Gymnasien zusammen gelegt werden. Wir sehen das <strong>als</strong><br />

Chance, unsere Kräfte zu bündeln und die positiven Erfahrungen<br />

bei<strong>der</strong> Gymnasien zu nutzen und weiter zu entwickeln.<br />

Wir verstehen uns nunmehr <strong>als</strong> das Gymnasium <strong>der</strong><br />

seit den 60er Jahren entstandenen Halleschen Neustadt, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> etwa e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Stadtbevölkerung lebt und die e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen kulturellen Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> über 1000jährigen<br />

Universitäts- und Kulturstadt Halle bildet. Den Idealen<br />

Christian Wolffs folgend liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt unserer<br />

Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herausbildung e<strong>in</strong>er hohen Bildung, die<br />

es unseren Schülern ermöglichen soll, <strong>in</strong> ihrem ganzen Leben<br />

Verantwortung für sich selbst und ihre Mitmenschen zu<br />

übernehmen. Dies schließt die Herausbildung e<strong>in</strong>es hohen<br />

Wissenstandes ebenso e<strong>in</strong> wie die Vermittlung allgeme<strong>in</strong><br />

geistiger Fähigkeiten, aber auch ethisch-moralischer Werte<br />

und sozialer Kompetenzen. Durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

sowie dem LISA (Landes<strong>in</strong>stitut für Lehrerfortbildung,<br />

Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-<br />

Anhalt) werden Interessen geweckt und beson<strong>der</strong>s befähigte<br />

Schüler schon frühzeitig im H<strong>in</strong>blick auf wissenschaftliches<br />

Arbeiten geför<strong>der</strong>t und gefor<strong>der</strong>t. So entwickeln z.B.<br />

unsere Schüler geme<strong>in</strong>sam mit Studenten im Projekt „COM-<br />

PI“ Software für den Physikunterricht, im Projekt „Die Zeit“<br />

e<strong>in</strong>e CD-Rom für das LISA.


E<strong>in</strong>ige unserer Schüler <strong>in</strong> Klasse 12 und 13 lehren unter Anleitung<br />

von Fachdidaktikern <strong>der</strong> Uni Grundschüler <strong>in</strong> den<br />

Bereichen Chemie und Physik elementare Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten.<br />

Mit den Partnerschulen <strong>in</strong> Lerum (Schweden) und La Rochelle<br />

(Frankreich) werden seit vielen Jahren geme<strong>in</strong>same<br />

Projekte gestaltet, wie z.B. Theateraufführungen <strong>in</strong> französischer<br />

und englischer Sprache. Aber auch meeresbiologische<br />

Untersuchungen und die Bearbeitung sozialwissenschaftlicher<br />

Probleme und Fragestellungen wurden bereits<br />

erfolgreich <strong>in</strong> Projekten mit <strong>der</strong> schwedischen Partnerschule<br />

<strong>in</strong> Angriff genommen. Mit e<strong>in</strong>er weiteren Partnerschule <strong>in</strong><br />

Nowa Ruda (Polen) werden regelmäßig Erfahrungen ausgetauscht,<br />

und im Moment knüpfen wir gerade Kontakte zu<br />

e<strong>in</strong>er russischen <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Sankt Petersburg.<br />

Neben <strong>der</strong> sprachlichen Profilierung haben diese Partnerschaften<br />

auch großen E<strong>in</strong>fluss auf die soziale Entwicklung<br />

unserer Schüler <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bezüglich <strong>der</strong> Akzeptanz von<br />

„ANDERS-SEIN“. Diesem sozialen Ziel widmen sich auch<br />

umfangreiche Projekte, die zunächst <strong>in</strong> jeweils e<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />

beiden Ausgangsgymnasien aufgebaut wurden und nun<br />

zum Gegenstand <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> unserer geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong><br />

werden. Das s<strong>in</strong>d das Projekt „Demokratie lernen und leben“<br />

und das Projekt „Lebenswelt“, welches im Folgenden<br />

näher erläutert wird.<br />

All das hier Gesagte kann unsere <strong>Schule</strong> nur exemplarisch<br />

beschreiben, und alle Projekte haben geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

tagtäglichen Unterricht das wesentliche Ziel: Unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

sollen mit Anstrengung und Freude lernen, damit sie sich<br />

für ihr ganzes Leben hohe Ziele setzen und diese auch erfüllen<br />

können.<br />

Projekt „Lebenswelt – Schüler/<strong>in</strong>nen engagieren<br />

sich“<br />

Vorbemerkung<br />

„Lebenswelt“ ist e<strong>in</strong> Projekt <strong>der</strong> Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis.<br />

Seit <strong>der</strong> Gründung im November 1998 verfolgt<br />

<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>nützige, e<strong>in</strong>getragene Vere<strong>in</strong> das Ziel, bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Halle zu för<strong>der</strong>n. Die<br />

Agentur berät u.a. unsere <strong>Schule</strong> bzw. unsere Schüler über<br />

die Möglichkeiten, freiwillig/ehrenamtlich aktiv zu werden,<br />

sie berät geme<strong>in</strong>nützige Organisationen <strong>in</strong> allen Fragen des<br />

Freiwilligen-Managements und sie betreibt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Öffentlichkeitsarbeit für freiwilliges <strong>Engagement</strong>. Jugendliche<br />

s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s beachtete Zielgruppe.<br />

Zielsetzung<br />

Das Projekt „Lebenswelt“ will Jugendlichen e<strong>in</strong>en betreuten<br />

Zugang zu sozialem <strong>Engagement</strong> eröffnen und sie damit<br />

zum aktiven Handeln für sich selbst und für an<strong>der</strong>e anregen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus hat es zum Ziel, jungen Menschen<br />

e<strong>in</strong>en verantwortungsvollen, sozialen und toleranten Umgang<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Menschen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />

näher zu br<strong>in</strong>gen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht zur Alltagswelt <strong>der</strong><br />

Jugendlichen gehören: Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen etwa,<br />

Wohnungslose, Migrant/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> alte Menschen. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit <strong>Schule</strong>n und sozialen Organisationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt<br />

Halle will die Freiwilligen-Agentur auf diese Weise zur Stärkung<br />

e<strong>in</strong>er demokratischen Kultur beitragen.<br />

Teilnehmerkreis<br />

Es nehmen etwa 30 bis 40 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler im Alter<br />

von 15 bis 18 Jahren teil, die direkt über die <strong>Schule</strong>n für<br />

die Teilnahme am Projekt geworben werden.<br />

Des Weiteren bilden die sozialen E<strong>in</strong>richtungen (circa 30)<br />

e<strong>in</strong>e Zielgruppe, die durch „Lebenswelt“ neue, junge Freiwillige<br />

für ihre Aufgaben gew<strong>in</strong>nen können. Ziel ist es, Voraussetzungen<br />

zu schaffen, die die Übernahme freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong>s bei Jugendlichen begünstigen. Dies soll e<strong>in</strong>erseits<br />

durch die Sensibilisierung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler selbst geschehen, denen durch das Projekt „Lebenswelt“<br />

e<strong>in</strong>e positive, pädagogisch begleitete Erfahrung<br />

ermöglicht wird; an<strong>der</strong>erseits durch die Schaffung e<strong>in</strong>er verständnisvollen<br />

Grundhaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen gegenüber<br />

jungen Menschen h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Motive, E<strong>in</strong>stellungen<br />

und Werthaltungen. Auf diese Weise sollen Berührungsängste<br />

auf beiden Seiten abgebaut werden. Nicht zuletzt<br />

s<strong>in</strong>d die Lehrer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> bedeutende Akteure, die<br />

bei <strong>der</strong> Vermittlung sozialer Kompetenzen bzw. dem Aufbau<br />

e<strong>in</strong>er zivilgesellschaftlichen Grundhaltung bei ihren Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern unterstützt werden sollen.<br />

Umsetzung<br />

Kernstück des Projekts „Lebenswelt“ ist es, dass Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler über e<strong>in</strong> halbes Jahr lang <strong>in</strong> ihrer Freizeit<br />

e<strong>in</strong>mal pro Woche für zwei Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialen<br />

E<strong>in</strong>richtung tätig werden. E<strong>in</strong>zeln o<strong>der</strong> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen<br />

(max. 2 je E<strong>in</strong>richtung) arbeiten sie hier mit Menschen zusammen,<br />

die ihnen zunächst fremd ersche<strong>in</strong>en. Der direkte<br />

Kontakt mit „Menschen, die an<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>d“ soll dazu führen,<br />

dass die beteiligten Jugendlichen e<strong>in</strong>en konkreten Bezugspunkt<br />

zu sozialem <strong>Engagement</strong> erhalten und sich nach und<br />

nach verstärkt mit den E<strong>in</strong>richtungen und den dort lebenden<br />

Menschen identifizieren.<br />

Ebenso wie die E<strong>in</strong>richtungen werden auch die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler auf das Projekt „Lebenswelt“ vorbereitet.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes werden etwa 30 soziale E<strong>in</strong>richtungen<br />

für das Projekt gewonnen. Durch persönliche und telefonische<br />

Beratungsgespräche werden mit den sozialen E<strong>in</strong>richtungen<br />

konkrete Tätigkeiten vere<strong>in</strong>bart, <strong>in</strong> denen junge<br />

Menschen ihre Fähigkeiten ausbauen und eigene Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

können.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten zweistündigen Workshop werden die Jugendlichen<br />

mit den Projekt<strong>in</strong>halten vertraut gemacht. Neben<br />

<strong>der</strong> Vorstellung des Ablaufs soll e<strong>in</strong>e altersgemäße <strong>in</strong>haltliche<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Themen wie „Ausgrenzung“,<br />

„Stigmatisierung“, „Toleranz“ und „Soziale Differenzierung<br />

und Integration“ erfolgen. In e<strong>in</strong>em zweiten Workshop werden<br />

den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern die sozialen E<strong>in</strong>richtungen<br />

vorgestellt. Alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zu zweit entscheiden sie sich für<br />

29


e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie sich <strong>in</strong> den nächsten 6 Monaten<br />

engagieren werden. Darüber h<strong>in</strong>aus soll <strong>der</strong> Workshop zur<br />

thematischen Vertiefung und <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

Erwartungen und Befürchtungen genutzt werden.<br />

Im Anschluss an die <strong>in</strong>haltliche Vorbereitung beg<strong>in</strong>nen die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ihre freiwillige Tätigkeit. Sie werden<br />

über e<strong>in</strong> halbes Jahr lang <strong>in</strong> ihrer Freizeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialen<br />

E<strong>in</strong>richtung aktiv. Während dieser Zeit steht den Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong>e professionelle Fachkraft <strong>als</strong> Ansprechpartner/<strong>in</strong><br />

und Mentor/<strong>in</strong> <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen zur Seite.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wird im Laufe des halben Jahres von <strong>der</strong> Freiwilligen-Agentur<br />

und den betreuenden Lehrern e<strong>in</strong> Begleitworkshop<br />

angeboten. Darüber h<strong>in</strong>aus werden die Schüler/<br />

<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den sozialen E<strong>in</strong>richtungen aufgesucht und befragt.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit den E<strong>in</strong>richtungen erfolgt dann e<strong>in</strong>e<br />

Zwischenauswertung <strong>der</strong> bisherigen Zusammenarbeit. Zum<br />

Abschluss des Projekts f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Reflexion sowohl<br />

mit den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>als</strong> auch mit den<br />

beteiligten E<strong>in</strong>richtungen statt.<br />

„Lebenswelt“ baut auf die Erfahrungen des Projekts „Szenenwechsel“<br />

auf, bei dem Schüler/<strong>in</strong>nen vier Tage lang während<br />

<strong>der</strong> Unterrichtszeit/Projektwoche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialen E<strong>in</strong>richtung<br />

mitarbeiten und sich auf diese Weise mit den Themen<br />

„Toleranz“ und „Soziales Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>“<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Diese Zielsetzung erweiternd will „Lebenswelt“<br />

junge Menschen zu e<strong>in</strong>er längerfristigen Übernahme<br />

sozialen <strong>Engagement</strong>s anregen.<br />

Projektablauf/Zeitstrahl<br />

30<br />

Qualitätskriterien<br />

6-wöchige „Probezeit“<br />

• Diese Zeit soll genutzt werden, um sich kennen zu lernen<br />

und <strong>als</strong> Impuls für das Zwischenauswertungsgespräch<br />

dienen.<br />

Zwischenauswertungsgespräche<br />

• Die Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen führen nach <strong>der</strong> „Probezeit“<br />

e<strong>in</strong> kurzes Auswertungsgespräch mit den Schüler/<strong>in</strong>nen.<br />

• Orientierung an <strong>der</strong> Frage: Wie br<strong>in</strong>gen sich die Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> müssen neue Wege <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

gefunden werden?<br />

Begleitung und Wertschätzung des <strong>Engagement</strong>s <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

• Die Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen geben den Schüler/<strong>in</strong>nen positives<br />

Feedback für ihr <strong>Engagement</strong> und ihren E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung.<br />

Besuch <strong>der</strong> SchülerInnen und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen durch das<br />

Projektteam<br />

• Kontakt halten über das gesamte halbe Jahr<br />

• Möglichkeit <strong>der</strong> Klärung von Fragen und Problemen<br />

• Dokumentation<br />

Integration des <strong>Engagement</strong>s <strong>der</strong> SchülerInnen <strong>in</strong> den<br />

Schulalltag<br />

• Die Lehrer/<strong>in</strong>nen nutzen die Möglichkeit, das erworbene<br />

Wissen und die Erfahrungen <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen fächerübergreifend<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Aufbau langfristiger jugendspezifischer E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> sozialen Arbeitsfel<strong>der</strong>n<br />

• Langfristig wird versucht, spezifisch für Jugendliche soziale<br />

<strong>Engagement</strong>fel<strong>der</strong> zu entwickeln.


Soziale E<strong>in</strong>richtungen für das Projekt Lebenswelt<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

Wohnheim für seelisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen,<br />

Paul-Riebeck-Stiftung Halle<br />

Akazienhof gGmbH<br />

För<strong>der</strong>wohnheim für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen<br />

Migranten/Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

Begegnungszentrum Wörmlitz<br />

(E<strong>in</strong>e-Welt-Haus Halle e.V.)<br />

- Wohnheim für Menschen mit seelischen Krankheiten<br />

- Begleitung des Alltags<br />

- Hilfen bei bestehenden Schwierigkeiten im Alltag<br />

- ab 18 Jahre<br />

- ganztägiges Wohnheim<br />

- Begleiten die Bewohner bei alltäglichen Lebensaufgaben<br />

(spazierengehen, e<strong>in</strong>kaufen usw.)<br />

- Arbeits- und Beschäftigungstherapie<br />

- Beratung, Betreuung und Unterstützung bei Alltagsproblemen<br />

<strong>der</strong> Menschen verschiedener Kulturen<br />

- Freizeitgestaltung und beson<strong>der</strong>e Aktionen<br />

- Kultur- und Bildungsarbeit<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gswohnheim Brandberge (DRK) - Freizeitangebote entwickeln und durchführen für die Bewohner<br />

des Flüchtl<strong>in</strong>gswohnheims<br />

- Nachmittagsgestaltung und kreative Angebote für Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Obdachlose und arme Menschen<br />

Ev. Stadtmission<br />

Wärmestube<br />

- Mithilfe bei <strong>der</strong> Essensversorgung<br />

- Beteiligung bei Freizeitaktivitäten und Nachmittagsangboten<br />

Kirchliche Bahnhofsmission - Samstag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von 10 – 12 Uhr<br />

- allgeme<strong>in</strong>e Betreuung <strong>der</strong> sozial Bedürftigen, Essenausgabe<br />

- Helfen beim Umsteigen auf den Bahnsteigen<br />

Bildungs-, Beratungs- und Familienzentren<br />

Dornrosa e.V.<br />

Frauenzentrum Weiberwirtschaft<br />

Bürgerladen e.V.<br />

Beratungs- und Begegnungsstätte<br />

- nur Frauen/Schüler<strong>in</strong>nen<br />

- Begegnungszentrum, kulturelle Angebote u. Informationsarbeit<br />

- Frauencafé<br />

- Beratung<br />

- Beratungs- und Begegnungsstätte<br />

- Veranstaltungsorganisation (Lesung, Lie<strong>der</strong>abend)<br />

- Öffentlichkeitsarbeit, Gestaltung, Herstellung, Verteilung<br />

von Drucksachen<br />

AIDS-Hilfe Halle e.V. - Mitarbeit im primär-präventiven Bereich, Infostände, Infoveranstaltungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n<br />

- Aufklärungsarbeit zum Thema AIDS<br />

Seniorenbetreuung<br />

DW – Halle Altenpflegeheim<br />

Johannes-Jänicke-Haus<br />

Paul-Riebeck-Stiftung<br />

Beschäftigungstherapie<br />

- Begleiten<strong>der</strong> Dienst im Altenpflegeheim<br />

- Freizeitaktivitäten und Nachmittagsbeschäftigung mit den<br />

Senioren<br />

- Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Ergotherapeut<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kreativwerkstatt,<br />

Gestalten von Nachmittagsangeboten und Vor-<br />

bereiten von Aktionen<br />

31


Exemplarische Statements aus den Schülerdokumentationen<br />

Juliane Kellner (Klasse 11) / Diakoniewerk:<br />

„Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alten- und Pflegeheim für Demenzerkrankungen<br />

engagiert und helfe den Betreuern bei <strong>der</strong> Zubereitung<br />

<strong>der</strong> Mahlzeiten und <strong>der</strong> Essene<strong>in</strong>nahme <strong>der</strong> älteren<br />

Menschen sowie bei <strong>der</strong> Pflege. Von Zeit zu Zeit unternehmen<br />

wir etwas mit den Senioren, zum Beispiel B<strong>in</strong>go-Spiele<br />

o<strong>der</strong> Gedächtnis- und Ratespiele o<strong>der</strong> etwa S<strong>in</strong>gen. Die<br />

Arbeit macht mir großen Spaß und ich freue mich darauf,<br />

auch weiterh<strong>in</strong> jeden Mittwoch dort helfen zu können. Ich<br />

f<strong>in</strong>de, dass das Projekt Lebenswelt e<strong>in</strong>e super gute Idee ist<br />

und es auf jeden Fall weitergeführt werden muss…“<br />

Sebastian Mittelmann (Klasse 13) / Johannes-Jänicke-Haus:<br />

„Hauptsächlich sorgen Franziska und ich dafür, dass Diejenigen,<br />

die ke<strong>in</strong>en Anhang mehr haben, an die frische Luft<br />

kommen und unterhalten werden…<br />

Im Leben begegnet man vielen Aufgaben, doch nicht alle<br />

s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll. „Lebenswelt“ dagegen sollte viel mehr Präsenz<br />

zeigen, denn dieses Projekt hilft Menschen, zu denen<br />

auch wir später gehören werden. Früher o<strong>der</strong> später brauchen<br />

wir alle e<strong>in</strong>mal Hilfe. „Lebenswelt“ hilft uns, diese Tatsache<br />

zu begreifen…“<br />

Julia Hille (Klasse 13) / AIDS-Hilfe:<br />

„Die AIDS-Hilfe bietet Raum für mehrere Tätigkeiten: Beratung,<br />

Aufklärung, Informationen usw. Mit zwei Praktikanten<br />

drehe ich e<strong>in</strong>en Aufklärungsfilm. Wir haben e<strong>in</strong> Skript geschrieben,<br />

uns um die Informationen und Schauspieler gekümmert.<br />

Im Januar fangen wir an zu drehen, denn auch die<br />

ganze Organisation liegt <strong>in</strong> unseren Händen. Das Projekt<br />

„Lebenswelt“ sollte <strong>in</strong> den Schulalltag bzw. <strong>in</strong> die Freizeit<br />

fest verankert werden. Damit aber noch mehr Schüler daran<br />

teilnehmen, sollte noch mehr Werbung betrieben werden…<br />

Es gibt ke<strong>in</strong> bestimmtes Erlebnis, was prägend für mich<br />

war. Eher empf<strong>in</strong>de ich es so, dass die ganze Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ich bei <strong>der</strong> AIDS-Hilfe (bzw. bei „Lebenswelt“) mit <strong>in</strong>volviert<br />

b<strong>in</strong>, <strong>als</strong> unvergesslich.“<br />

Stefanie Mackies (Klasse 11) / Soziokulturelles Zentrum<br />

„Pusteblume“:<br />

„Das Zentrum ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die verschiedensten<br />

Veranstaltungen, Treffs und Beschäftigungen angeboten<br />

werden. Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-, Mal- und Zeichenwerkstatt<br />

tätig. Dabei besteht me<strong>in</strong>e Aufgabe im weitesten S<strong>in</strong>ne dar<strong>in</strong>,<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu beaufsichtigen und ihnen mit Rat und Tat<br />

zur Seite zu stehen. Ich f<strong>in</strong>de, dass dieses Projekt e<strong>in</strong>e gute<br />

Möglichkeit ist, um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> verschiedene soziale<br />

E<strong>in</strong>richtungen zu bekommen…“<br />

32


Präsentationen und Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen<br />

Wissen – Handeln – Verantworten<br />

Das Lehr- und Lernkonzept Service Learn<strong>in</strong>g<br />

Gabriele Göhr<strong>in</strong>g,<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> Verbund Freiwilligen-Zentren im Deutschen<br />

Caritasverband<br />

Was bedeutet Service Learn<strong>in</strong>g? Wie wird Lernen mit bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> verbunden? Wie sieht die Umsetzung<br />

aus? Welche Ziele werden damit erreicht? Und welche<br />

Erfahrungen und Projekte existieren bereits <strong>in</strong> Deutschland?<br />

Diese Fragen wurden anhand <strong>der</strong> Vorstellung von Modellen<br />

aus <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong>gehend beleuchtet und diskutiert. Neben<br />

<strong>der</strong> – nun folgenden – <strong>in</strong>haltlichen E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das<br />

Thema Service Learn<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> Vorstellung von Projekten<br />

des Verbunds Freiwilligen-Zentren im Deutschen Caritasverband,<br />

stellten im Rahmen <strong>der</strong> Tagung Andreas Hesse von<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. (Projekt EmS<br />

– <strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong>) sowie Joachim Syska von <strong>der</strong><br />

Riesengebirgs-Oberschule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Schöneberg (Selbstbestätigung<br />

durch Service Learn<strong>in</strong>g) die Inhalte, Ziele und Herangehensweisen<br />

ihrer Projekte vor. Die Projektbeschreibungen<br />

dazu s<strong>in</strong>d im Anhang unter – Vorstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e,<br />

Initiativen und Projekte – zu f<strong>in</strong>den.<br />

1. Das Konzept Service Learn<strong>in</strong>g<br />

Service Learn<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e pädagogische Methode, die <strong>in</strong><br />

den achtziger Jahren <strong>in</strong> den USA entwickelt wurde und sich<br />

seit den 90er Jahren auch <strong>in</strong> Deutschland wachsen<strong>der</strong> Beliebtheit<br />

erfreut. Seit dem Schuljahr 2000/2001 werden <strong>in</strong><br />

Deutschland Service Learn<strong>in</strong>g Programme umgesetzt.<br />

Zum theoretischen Verständnis von Service Learn<strong>in</strong>g wird<br />

hier e<strong>in</strong>e amerikanische Def<strong>in</strong>ition von Harry Silcox, e<strong>in</strong>em<br />

<strong>der</strong> Väter von Service Learn<strong>in</strong>g, angeführt.<br />

Service Learn<strong>in</strong>g is a method of teach<strong>in</strong>g that ties efforts to<br />

f<strong>in</strong>d community assets and solve community problems to<br />

the school curriculum. (H. Silcox)<br />

Service Learn<strong>in</strong>g beschreibt e<strong>in</strong>e Lehr- und Lernmethode,<br />

mittels <strong>der</strong>er Schüler/ Studenten aktiv an <strong>der</strong> Lösung geme<strong>in</strong>wohl-<br />

und praxisorientierter Aufgaben beteiligt werden<br />

und im Rahmen <strong>der</strong>er, die durch das <strong>Engagement</strong> erworbenen<br />

Lernerfahrungen und Handlungskompetenzen im<br />

curricularen Kontext und pädagogisch angeleitet reflektiert<br />

werden.<br />

Diese Aufgaben/ Projekte:<br />

• orientieren sich an aktuellen Bedürfnissen und s<strong>in</strong>d verbunden<br />

mit den Gegebenheiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de,<br />

• för<strong>der</strong>n die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung,<br />

• s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> bzw. Universität verankert,<br />

• bilden e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegralen, das Curriculum aufwertenden<br />

Bestandteil des Schul-/Hochschulprogramms,<br />

• ermöglichen den Schülern/Studenten, ihre Erlebnisse<br />

und Erfahrungen zu reflektieren.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e an Service Learn<strong>in</strong>g ist, dass immer sowohl<br />

fachliches Lernen <strong>als</strong> auch das Lernen von Verantwortung<br />

und sozialer Kompetenz geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Durch Service Learn<strong>in</strong>g wird auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong> Service,<br />

o<strong>der</strong> übersetzt e<strong>in</strong> Dienst, für das Allgeme<strong>in</strong>wohl erbracht,<br />

bei <strong>der</strong> durch praxisnahes Lernen die S<strong>in</strong>nhaftigkeit und die<br />

Komplexität <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge erfahrbar wird. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

wird e<strong>in</strong> kognitiver Wissensgew<strong>in</strong>n erreicht, durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong>s Schulcurriculum.<br />

<br />

Lernen von<br />

Verantwortung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Erwerb sozialer<br />

Kompetenzen<br />

Fachliches<br />

Lernen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Typische Projektbeispiele hierfür s<strong>in</strong>d:<br />

• Mentorenprogramm für Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> und Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit Migration<br />

• Anlegen e<strong>in</strong>es Parks und Beschäftigung mit Stadtplanung<br />

und Ökologie<br />

• Entwicklung e<strong>in</strong>er Naturwissenschaftsausstellung („Science<br />

Fair“) und Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit naturwissenschaftlichen<br />

Grundkonzepten<br />

33


2. Die Ziele<br />

Mit <strong>der</strong> Umsetzung von Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekten werden<br />

die folgenden Ziele verfolgt:<br />

• Erwerb von sozialen Kompetenzen<br />

• Entwicklung von Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

• Motivation zum solidarischen Handeln<br />

• Stärkung des Selbstbewusstse<strong>in</strong>s<br />

• Bildung e<strong>in</strong>es kritischen Denkens<br />

• Integration d. Schüler u. Schüler<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />

• Kennenlernen an<strong>der</strong>er Lebenswelten/ -situationen<br />

• Kontaktaufbau zwischen jüngeren und älteren Menschen<br />

• Sensibilisierung für soziale Not im weiteren Lebensumfeld<br />

• jungen Menschen Gelegenheiten zum Lernen von <strong>Engagement</strong><br />

bieten und dadurch e<strong>in</strong> lebenslanges <strong>Engagement</strong><br />

anstoßen<br />

Die Methode von Service Learn<strong>in</strong>g basiert dabei auf dem<br />

Verständnis <strong>der</strong> Lernpyramide:<br />

<br />

Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass durch Praktizieren<br />

und selbst erproben am meisten Wissen nachhaltig vermittelt<br />

wird, ist auch <strong>in</strong> dem alten ch<strong>in</strong>esischen Sprichwort von<br />

Lao Tse schon erkannt worden:<br />

Sage es mir und ich werde es vergessen, zeige es mir und<br />

ich werde mich daran er<strong>in</strong>nern, beteilige mich und ich werde<br />

es verstehen. (Lao Tse)<br />

3. Die Durchführung<br />

Die Durchführung von Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekten erfolgt<br />

idealtypisch <strong>in</strong> vier Phasen:<br />

• Phase 1: Die Projektidentifikation: Hier f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Projektf<strong>in</strong>dungsprozess<br />

statt, <strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong> Teil des Projekts<br />

selbst ist. Die Schüler werden dabei von Anfang<br />

an mit e<strong>in</strong>gebunden. In dieser Phase lernen die Schüler<br />

zu recherchieren, Ideen zu entwickeln, zu bewerten und<br />

auszusortieren und Entscheidungen zu treffen. Als Hilfsmittel<br />

werden dabei u.a. Checklisten o<strong>der</strong> das Detektivspiel<br />

von Harry Silcox verwendet.<br />

• Phase 2: Die Projektplanung: In <strong>der</strong> Projektplanungs-<br />

34<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

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<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

phase def<strong>in</strong>ieren Lehrer und Schüler geme<strong>in</strong>sam das<br />

Projekt. Sie legen die Projektziele fest, verteilen die Aufgaben,<br />

erstellen e<strong>in</strong>en zeitlichen Ablauf und planen den<br />

pädagogischen Prozess.<br />

• Phase 3: Die Projektdurchführung: Für die Projektdurchführung<br />

gilt, dass jedes Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekt dynamisch<br />

ist. Der Projektplan muss daher immer wie<strong>der</strong> neu<br />

bewertet und gegebenenfalls verän<strong>der</strong>t werden. Dies<br />

kann durch e<strong>in</strong>e Zwischenevaluation o<strong>der</strong> Reflexionse<strong>in</strong>heiten<br />

geschehen.<br />

• Phase 4: Der Projektabschluss: Reflexion, Evaluation<br />

und Präsentation. In <strong>der</strong> Projektabschlussphase ist die<br />

Reflexion e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil jedes Service-Learn<strong>in</strong>g-Projektes.<br />

Diese kann <strong>in</strong> Form von Diskussionen,<br />

Lerntagebüchern, Feedback-Techniken erfolgen. Ebenso<br />

wichtig ist die Bewertung und Anerkennung des Erreichten,<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Zertifikats, e<strong>in</strong>er Feier usw. Um die Effektivität<br />

zu steigern, sollte <strong>der</strong> Projektabschluss öffentlichkeitswirksam<br />

gestaltet werden.<br />

Die genannten Materialien s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Internetseite www.<br />

civic-education.de/ Wissen und Methoden unter Arbeitsmaterialien<br />

kopierbar. Weitere Kopiervorlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem<br />

Praxisleitfaden „Service Learn<strong>in</strong>g“ von Susanne Frank und<br />

Anne Sliwka 1 enthalten.<br />

Betrachtet man die wissenschaftlichen Untersuchungen zum<br />

Nutzen und <strong>der</strong> Wirkung von Service Learn<strong>in</strong>g, muss man<br />

auf die amerikanischen Forschungsergebnisse zurückgreifen.<br />

Hier haben Conrad und Hed<strong>in</strong> 2 herausgefunden, dass e<strong>in</strong><br />

positiver Effekt auf die Kooperationsbereitschaft, das ethische<br />

Denken und das Selbstwertgefühl zu verzeichnen s<strong>in</strong>d.<br />

Eyler und Giles belegen <strong>in</strong> ihren Untersuchungen 3 e<strong>in</strong>e verbesserte<br />

Fähigkeit <strong>der</strong> Problemlösung. Melchior und Bailis 4<br />

belegen e<strong>in</strong>e stärkere Identifikation mit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und dem<br />

<strong>Schule</strong>thos und e<strong>in</strong> ausgeprägtes soziales Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Untersuchungen über die Verbesserung schulischer<br />

Leistungen gibt es bisher nur wenige. Shumer 5 fand<br />

heraus, dass bei standardisierten Tests <strong>in</strong> Mathematik und<br />

zum Sprach- und Leseverständnis bessere Ergebnisse erzielt<br />

wurden. Doch genau zu diesem Aspekt gibt es bisher zu wenige<br />

Untersuchungen, die repräsentative Ergebnisse liefern.<br />

Bei all dem wird deutlich, dass Service Learn<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Mehrgew<strong>in</strong>nspiel<br />

darstellt:<br />

Für die Schüler ist es e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n an sozialen, kognitiven<br />

und affektiven Kompetenzen. Es erhöht die Lernmotivation<br />

und begründet e<strong>in</strong>e positive Identifikation mit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

und Geme<strong>in</strong>de. Für die <strong>Schule</strong> br<strong>in</strong>gt Service Learn<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>e projektorientierte und kooperative Lernkultur. Professionelles<br />

Arbeiten mit Partnern entwickelt sich und Unterstützungsnetzwerke<br />

entstehen. In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de bzw. für<br />

die Geme<strong>in</strong>schaft stellt Service Learn<strong>in</strong>g zusätzliche Unterstützung<br />

durch aktive Bürger dar und gründet e<strong>in</strong>e soziale<br />

Kohäsion.


4. Das Unterstützungspotenzial durch Freiwilligen-<br />

Zentren und Freiwilligen-Agenturen<br />

Für viele <strong>Schule</strong>n stellt die Kontaktaufnahme mit lokalen<br />

Partnern e<strong>in</strong>e große Schwierigkeit dar. Hier leisten Freiwilligen-Zentren<br />

und Freiwilligen-Agenturen e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag. Sie unterstützen <strong>Schule</strong>n bei <strong>der</strong> Durchführung von<br />

Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekten durch:<br />

• Beratung und Unterstützung bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Gesamtkonzeption<br />

• Unterstützung bei Informationsveranstaltungen<br />

• Erstellung von Unterrichtsmaterialien<br />

• Kontaktaufbau zu lokalen Partnern<br />

• Erstellung e<strong>in</strong>er Angebotspalette von E<strong>in</strong>satzstellen<br />

• Organisation <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sätze und Begleitung<br />

• Unterstützung bei <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Annerkennungsmöglichkeiten<br />

• Auswertung und Dokumentation<br />

Nach zwei bis drei Durchläufen sollte e<strong>in</strong> sich selbst tragendes<br />

Netz von Partnerschaften entstanden se<strong>in</strong>, so dass<br />

sich das Freiwilligen-Zentrum mehr und mehr zurückziehen<br />

kann und neue Projekte an weiteren <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong>itiieren und<br />

begleiten kann. Das Freiwilligen-Zentrum bleibt jedoch weiterh<strong>in</strong><br />

Ansprechpartner für die <strong>Schule</strong>. Über langjährige Erfahrungen<br />

verfügt das Freiwilligen-Zentrum Dillenburg. Die<br />

Leistungen von Freiwilligen-Zentren und e<strong>in</strong> Bericht über<br />

das „Schüler helfen“ - Projekt aus Dillenburg ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

von Göhr<strong>in</strong>g 6 nachzulesen. Seit Anfang 2004<br />

führt <strong>der</strong> Verbund Freiwilligen-Zentren e<strong>in</strong> Pilotprojekt „Freiwilligen-Zentren<br />

<strong>als</strong> Brückenbauer zwischen <strong>Schule</strong> und lokalem<br />

Umfeld“ mit <strong>der</strong> Freudenberg-Stiftung durch. Im Frühjahr<br />

2005 wird e<strong>in</strong> Handbuch zur Durchführung von Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekten<br />

veröffentlicht. E<strong>in</strong> Beispiel aus dem<br />

Pilotprojekt ist das Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekt „Löwen machen<br />

<strong>Schule</strong>“ des Freiwilligen-Zentrums Augsburgs mit <strong>der</strong> Löweneckschule.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>der</strong> siebten Klassen<br />

engagieren sich e<strong>in</strong>mal wöchentlich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil <strong>in</strong> sozialen<br />

und kulturellen E<strong>in</strong>richtungen.<br />

5. Entwicklungsperspektive <strong>in</strong> Deutschland –<br />

Hemmende und för<strong>der</strong>nde Faktoren<br />

Im Juni 2004 wurde ESLA, die European Service Learn<strong>in</strong>g<br />

Association, von mehreren europäischen Organisationen<br />

gegründet. Beteiligt s<strong>in</strong>d u.a. <strong>der</strong> Deutsche Caritasverband,<br />

Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. und<br />

die Freudenberg-Stiftung. Sie organisieren e<strong>in</strong>mal jährlich<br />

e<strong>in</strong> Austauschtreffen für <strong>Schule</strong>n und Organisationen, die<br />

mit Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekten arbeiten. Weitere Netzwerkstrukturen,<br />

z.B. regional fehlen jedoch noch und werden<br />

von den Beteiligten <strong>als</strong> notwendig erachtet. Als för<strong>der</strong>lich<br />

für die weitere Entwicklung wird die Ausweitung des Ganztagsschulangebotes<br />

gesehen. Im Rahmen <strong>der</strong> Ganztagsschule<br />

haben viele <strong>Schule</strong>n den Wunsch, <strong>in</strong>novative Projek-<br />

te zu <strong>in</strong>tegrieren. Im Workshop wurde vor allem <strong>der</strong> Frage<br />

nach den zukünftigen Verbreitungsmöglichkeiten von Service<br />

Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Deutschland nachgegangen und dabei die<br />

folgenden – für die weitere Entwicklung wichtigen – Faktoren<br />

genannt:<br />

• För<strong>der</strong>programme für <strong>Schule</strong>n und Freiwilligen-Zentren<br />

und -agenturen fehlen<br />

• F<strong>in</strong>anzberatung über För<strong>der</strong>möglichkeiten z.B. durch Stiftungen<br />

• Fehlen von Fortbildungskonzepten für Lehrkräfte <strong>als</strong><br />

auch MitarbeiterInnen von Freiwilligen-Zentren<br />

• Fehlen von didaktischem Material<br />

• Entwicklung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Internetport<strong>als</strong><br />

• fehlende Akzeptanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft. Die Teilnahme an<br />

Service Learn<strong>in</strong>g Projekten sollte bei <strong>der</strong> Bewerbung<br />

e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

• fehlende Unterstützungs- und Beratungs<strong>in</strong>stanzen<br />

• fehlende Wirkungsforschungen<br />

Speziell die fehlenden Ergebnisse von Wirkungsforschungen<br />

erweisen sich <strong>als</strong> Hemmnis für e<strong>in</strong>e Ausweitung. Es<br />

wird angeregt, Wirkungsforschungen, entwe<strong>der</strong> im Rahmen<br />

des BLK-Projektes und des bereits <strong>in</strong> Auftrag gegebenen<br />

Forschungsprojektes durchzuführen o<strong>der</strong> separat <strong>in</strong> Auftrag<br />

zu geben. Erst mit diesen Ergebnissen können <strong>der</strong> Nutzen<br />

und die Vorteile von Service Learn<strong>in</strong>g <strong>als</strong> pädagogische Methode<br />

dargestellt werden, um weitere Lehrkräfte und Schulleitungen<br />

davon zu überzeugen und für die Umsetzung zu<br />

gew<strong>in</strong>nen.<br />

1 Frank, Susanne und Anne Sliwka: Service Learn<strong>in</strong>g. Verantwortung<br />

lernen <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> und Geme<strong>in</strong>de. We<strong>in</strong>heim/Basel<br />

2004<br />

2 Conrad D. und Hed<strong>in</strong> D. (Hrsg.): Youth participation AND<br />

Experiental Education. New York 1982<br />

3 Eyler J.S. und Giles D.E, The Impact of Service Learn<strong>in</strong>g on<br />

College Students. In: Michigan Journal of Community Service<br />

Learn<strong>in</strong>g 4, S. 5-15, 1997<br />

Eyler J.S. und Giles D.E., Where’s the learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> service<br />

learn<strong>in</strong>g? San Francisco, 1999<br />

4 Melchior A. und Bailis L.N., Impact of service-learn<strong>in</strong>g on<br />

civic attitudes and behaviors of middle and high school<br />

youth. In Furco, A. und Billig, S.H., (Hrsg.) Service Learn<strong>in</strong>g:<br />

The Essence of the Pedagogy. CT: Information Age Publish<strong>in</strong>g,<br />

S. 201-222, Greenwich 2002.<br />

5 Shumer R., Community- based learn<strong>in</strong>g: Humaniz<strong>in</strong>g education.<br />

In: Journal of Adolescence, 17, S. 357-367, 1994<br />

6 Göhr<strong>in</strong>g, Gabriele: Brücken bauen: Freiwilligen-Zentren <strong>als</strong><br />

Mittler zwischen <strong>Schule</strong>n und sozialen, ökologischen und<br />

kulturellen Organisationen. In: Anne Sliwka, Christian Petry<br />

und Peter E. Kalb (Hrsg.), Durch Verantwortung lernen.<br />

Service Learn<strong>in</strong>g: Etwas für an<strong>der</strong>e tun. 6. We<strong>in</strong>heimer Gespräch,<br />

We<strong>in</strong>heim/Basel, 2004<br />

35


AG: Mitbestimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Formen bürgerschaftlicher Beteiligung von Schülern<br />

Marc Schmie<strong>der</strong>,<br />

Servicestelle Jugendbeteiligung, Berl<strong>in</strong><br />

Marco Meyer,<br />

Landesschüler/<strong>in</strong>nenvertretung Berl<strong>in</strong><br />

Was ist Jugendbeteiligung?<br />

„Die Regierungen räumen jedem K<strong>in</strong>d das Recht e<strong>in</strong>, dass<br />

es angehört werden muss, wenn es um se<strong>in</strong>e Belange geht.<br />

Die Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des soll bei allen Entscheidungen,<br />

die das K<strong>in</strong>d betreffen, angehört und berücksichtigt werden.<br />

Dabei erkennen die Regierungen an, dass auch e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d bereits die Fähigkeit hat, sich se<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung<br />

zu bilden.“<br />

UN-K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechtskonvention, Artikel 12<br />

(K<strong>in</strong><strong>der</strong> = alle unter 18jährigen)<br />

Warum Jugendbeteiligung?<br />

Mit <strong>der</strong> Beteiligung von Jugendlichen wurden schon die unterschiedlichsten<br />

Erfahrungen gemacht. Sowohl Lehrer <strong>als</strong><br />

auch e<strong>in</strong>ige Akteure <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik berichten von gescheiterten<br />

Versuchen, Jugendliche an Entscheidungsprozessen<br />

zu beteiligen. An<strong>der</strong>erseits gibt es erstklassige Erfahrungen<br />

mit Jugendbeteiligung: Während des Irak-Kriegs wurde für<br />

e<strong>in</strong>e große Öffentlichkeit deutlich, dass Jugendliche durchaus<br />

selbstständig Aktionen planen und durchführen können.<br />

Engagierte Jugendliche organisieren ständig Diskussionsveranstaltungen<br />

zu politischen und kulturellen Themen<br />

an ihren <strong>Schule</strong>n. Sie setzen ehrgeizige Demokratieprojekte<br />

um, wie z.B. die „Demokratieoffensive“ an <strong>der</strong> He<strong>in</strong>rich-<br />

Hertz-<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Friedrichsha<strong>in</strong> (www.demokratieoffensive.de),<br />

bei <strong>der</strong> Jugendliche Schulparteien gründeten,<br />

sich im Wahlkampf gegenseitig zu übertrumpfen suchten<br />

und schließlich e<strong>in</strong> Schulparlament wählten, das mit 1000<br />

Euro Projekte für se<strong>in</strong>e Wählerschaft durchsetzt. Jährlich<br />

organisieren Jugendliche <strong>in</strong> Landesschüler/<strong>in</strong>nenvertretungen<br />

große Schüler/<strong>in</strong>nenkonferenzen für mehrere hun<strong>der</strong>t<br />

SchülerInnen mit Workshops, die sie selbst leiten, Diskussionsrunden,<br />

die sie selbst organisieren und mit Aktionsgruppen,<br />

<strong>in</strong> denen sie ihre nächsten Projekte planen (www.<br />

basis03.de, www.lsv-berl<strong>in</strong>.de/lsk). In Sem<strong>in</strong>aren von und<br />

für Jugendliche wird über Bildungspolitik gestritten, werden<br />

Rechte und Pflichten von SchülerInnen besprochen o<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ations- und Projektplanungsmethoden vermittelt. Bei<br />

allen genannten Projekten stammen Idee und Konzept von<br />

Jugendlichen und Jugendliche haben das Projekt geplant<br />

36<br />

und durchgeführt – ehrenamtlich, natürlich. Auch <strong>in</strong>haltlich<br />

leisten Jugendliche e<strong>in</strong>iges: Sie kritisieren Gesetzesentwürfe<br />

und machen Gegenvorschläge, br<strong>in</strong>gen ihre Me<strong>in</strong>ung bei<br />

Anhörungen politischer Parteien e<strong>in</strong>, werden journalistisch<br />

tätig <strong>in</strong> Jugendmedienverbänden und für politische Jugendzeitungen<br />

und gestalten Kommunalpolitik <strong>in</strong> Jugendparlamenten.<br />

Während es <strong>als</strong>o e<strong>in</strong> großes <strong>Engagement</strong> von Jugendlichen<br />

für unsere Gesellschaft gibt, s<strong>in</strong>kt die Akzeptanz<br />

unseres politischen Systems unter Jugendlichen seit 15 Jahren<br />

sturzflugartig. Unter <strong>der</strong> heranwachsenden Generation<br />

macht sich e<strong>in</strong> Politikbild breit, das Politiker <strong>als</strong> verlogene<br />

und <strong>in</strong>kompetente Vollstrecker e<strong>in</strong>es ungerechten politischen<br />

Systems darstellt, das Jugendlichen ke<strong>in</strong>e Perspektiven<br />

bietet. Wir bleiben <strong>als</strong> frischgebackene Erstwähler den<br />

Wahlen fern und beweisen damit – entgegen den Behauptungen<br />

e<strong>in</strong>iger Politiker – bemerkenswerte politische Mündigkeit,<br />

denn vielfach geht Politik kaum auf unsere Belange<br />

e<strong>in</strong>. Dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Grund für die verstärkte E<strong>in</strong>beziehung Jugendlicher <strong>in</strong> politische<br />

Prozesse. Es geht darum, e<strong>in</strong> marode werdendes politisches<br />

System mit unserer Unterstützung zu versorgen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund ist die Gew<strong>in</strong>nung Jugendlicher für politische<br />

Ämter und gesellschaftliches <strong>Engagement</strong>. Frei nach<br />

dem Motto: „E<strong>in</strong>er von euch Jugendlichen muss <strong>in</strong> 20 Jahren<br />

den Kanzler mimen“ soll den Nachwuchsproblemen von<br />

Parteien und Organisationen abgeholfen werden.<br />

Das s<strong>in</strong>d beides legitime Motive, nur zielen sie nicht auf<br />

die Lösung unserer Probleme ab, son<strong>der</strong>n auf den Selbsterhalt<br />

<strong>der</strong> politischen Institutionen. Jugendbeteiligung darf<br />

nicht zum Ruhigstellen Jugendlicher mit teuren, aber wirkungslosen<br />

Großveranstaltungen verkommen – man er<strong>in</strong>nere<br />

sich an die Politiktage im März 2002. Vielmehr sollte<br />

Politik Jugendliche <strong>als</strong> Experten für ihre Belange begreifen.<br />

Da Demokratie Entscheidung durch die Betroffenen ist, sollten<br />

sie bei allen Fragen, die sie betreffen, mitentscheiden.<br />

Jugendbeteiligung sollte <strong>als</strong> Begegnung von Jugendlichen<br />

und Erwachsenen auf Augenhöhe verstanden werden, bei<br />

denen beide die Wünsche und For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite ernst nehmen und <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen Entscheidungen<br />

umsetzen. Ziel von Jugendbeteiligung sollte es <strong>als</strong>o se<strong>in</strong>,<br />

bessere politische Entscheidungen zu treffen, die die Belange<br />

Jugendlicher berücksichtigen.<br />

Stufen <strong>der</strong> Beteiligung<br />

Um Mitbestimmung nicht mit e<strong>in</strong>er Alibi-Veranstaltung zu<br />

verwechseln, bei <strong>der</strong> nur so getan wird, <strong>als</strong> ob wir beteiligt<br />

würden, haben Roger Hart und Wolfgang Gernert die „Stufen<br />

<strong>der</strong> Beteiligung“ entwickelt. Sie grenzen die verschiedenen<br />

Beteiligungsformen gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab. Die ersten vier<br />

Stufen s<strong>in</strong>d noch ke<strong>in</strong>e Beteiligungsstufen, son<strong>der</strong>n zeigen,<br />

wie es nicht se<strong>in</strong> sollte:<br />

1. Stufe: Manipulation<br />

Erwachsene haben die Ziele, Arbeitsformen und Ergebnisse


e<strong>in</strong>es Projekts bestimmt. Jugendliche kennen die Ziele nicht<br />

und verstehen den S<strong>in</strong>n des Projekts gar nicht.<br />

Bsp.: K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden von Erwachsenen dazu gebracht, auf<br />

e<strong>in</strong>er Demonstration Plakate zu tragen. Schlechter Unterricht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> fällt auch unter diese Stufe.<br />

2. Stufe: Dekoration<br />

Erwachsene haben Ziele und Arbeitsformen e<strong>in</strong>es Projekts<br />

bestimmt. Jugendliche br<strong>in</strong>gen ihren eigenen Beitrag <strong>in</strong> das<br />

Projekt e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> jedoch den – von den Erwachsenen gewünschten<br />

– Ergebnissen entsprechen soll.<br />

Bsp.: Jugendliche mo<strong>der</strong>ieren e<strong>in</strong>e Benefizveranstaltung,<br />

wissen aber gar nicht um die Ziele <strong>der</strong> Veranstaltung.<br />

3. Stufe: Alibi<br />

Jugendliche nehmen nur mit e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>baren Stimme an<br />

e<strong>in</strong>em, von Erwachsenen geplanten, Projekt teil. Ihre Me<strong>in</strong>ung<br />

bleibt folgenlos.<br />

Bsp.: Diskussionsrunden, zu denen Jugendliche h<strong>in</strong>zu geladen<br />

werden, weil die Veranstalter das Gefühl haben, es<br />

müssten auch Jugendliche auf dem Podium sitzen.<br />

4. Stufe: Zugewiesen, aber <strong>in</strong>formiert<br />

Erwachsene bereiten e<strong>in</strong> Projekt zwar alle<strong>in</strong> vor, die Jugendlichen<br />

s<strong>in</strong>d aber genau über Ziele und Möglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Projektes <strong>in</strong>formiert und können während des Projektes<br />

das Ergebnis mitgestalten.<br />

Bsp.: Guter Schulunterricht erreicht diese Beteiligungsstufe.<br />

Projekte <strong>der</strong> 4. Stufe zählen noch nicht zu Beteiligungsprojekten,<br />

weil Jugendlichen Rollen zugewiesen werden, <strong>in</strong><br />

denen die zwar agieren dürfen, die sie aber nicht <strong>in</strong> Frage<br />

stellen und verän<strong>der</strong>n können. Projekte ab Stufe 5 zählen<br />

zu Beteiligungsprojekten:<br />

5. Stufe: Befragt und <strong>in</strong>formiert<br />

Bei <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>es Projektes durch Erwachsene können<br />

Jugendliche <strong>in</strong>direkt, zum Beispiel durch Fragebögen o<strong>der</strong><br />

Interviews, E<strong>in</strong>fluss nehmen. Die Erwachsenen berücksichtigen<br />

die gesammelten Daten, entscheiden aber alle<strong>in</strong>.<br />

Bsp.: E<strong>in</strong>e Organisation befragt e<strong>in</strong>ige Jugendliche durch<br />

Fragebögen und entwickelt auf dieser Grundlage e<strong>in</strong>e neue<br />

Sem<strong>in</strong>arreihe.<br />

6. Stufe: Mitbestimmung<br />

In durch Erwachsene geprägten Projekten werden Jugendliche<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Sie werden vor allen Entscheidungen, auch<br />

denen über Ziele und Arbeitsformen, angehört und können<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Entscheidung nehmen – zum Beispiel wird<br />

ihnen e<strong>in</strong> Stimmrecht e<strong>in</strong>geräumt. Im Unterschied zur 8.<br />

Stufe begegnen sich Erwachsene und Jugendliche auf dieser<br />

Stufe aber nicht auf Augenhöhe; die Entscheidungsprozesse<br />

werden durch Erwachsene dom<strong>in</strong>iert. Die beson<strong>der</strong>e<br />

Gefahr bei dieser Stufe besteht dar<strong>in</strong>, dass wenige Jugendliche<br />

stark <strong>in</strong> die Planung von Projekten e<strong>in</strong>bezogen werden,<br />

während viele an<strong>der</strong>e jugendliche Teilnehmer auf e<strong>in</strong>er<br />

niedrigeren Beteiligungsstufe bleiben. Diese wenigen<br />

Jugendlichen geraten dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Erwachsenenrolle.<br />

Bsp.: Alle Gremien, <strong>in</strong> denen Jugendlichen e<strong>in</strong>ige Stimmen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erwachsenengremium e<strong>in</strong>geräumt werden. An <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> ist die Schulkonferenz so e<strong>in</strong> Gremium.<br />

7. Stufe: Selbstbestimmung<br />

Jugendliche <strong>in</strong>itiieren e<strong>in</strong> Projekt, bestimmen dessen Ziele<br />

und Arbeitsformen selbst und treffen alle Entscheidungen<br />

ohne Erwachsene.<br />

Bsp.: SchülerInnen gegen den Krieg, e<strong>in</strong>e Projektgruppe,<br />

die ohne Beteiligung Erwachsener Aktionen gegen den Irak-<br />

Krieg organisiert hat.<br />

8. Stufe: Geme<strong>in</strong>same Entscheidungen mit Erwachsenen<br />

Jugendliche und Erwachsene bestimmen geme<strong>in</strong>sam und<br />

gleichgewichtig die Ziele und Arbeitsformen e<strong>in</strong>es Projektes<br />

und setzen diese mit Hilfe gleichberechtigter Entscheidungen<br />

um. Jugendliche und Erwachsene begegnen sich auf<br />

Augenhöhe.<br />

Bsp.: Sehr wenige Initiativen im Umfeld von Beteiligungskampagnen,<br />

noch die ganz große Ausnahme.<br />

Auf den ersten Blick mag es verwun<strong>der</strong>n, dass „Geme<strong>in</strong>same<br />

Entscheidungen mit Erwachsenen“ auf <strong>der</strong> Beteiligungsleiter<br />

höher e<strong>in</strong>gestuft werden <strong>als</strong> „Selbstbestimmung“ von<br />

Jugendlichen. Klar wird es, wenn man Jugendbeteiligung<br />

nicht <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Auswechseln <strong>der</strong> erwachsenen durch jugendliche<br />

Entscheidungsträger versteht, son<strong>der</strong>n <strong>als</strong> das Bestreben,<br />

durch gleichberechtigte E<strong>in</strong>beziehung aller Altersstufen<br />

möglichst gute Entscheidungen im S<strong>in</strong>ne aller Betroffenen<br />

zu treffen.<br />

M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen an Beteiligungsprojekte<br />

Worauf muss man bei Beteiligungsprojekten beson<strong>der</strong>s<br />

achten, damit sie e<strong>in</strong>e hohe Beteiligungsstufe erreichen<br />

und größtmöglichen Erfolg haben können?<br />

Das erste und wichtigste Kriterium heißt Freiwilligkeit. Wenn<br />

Jugendliche sich aus eigenem Antrieb <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Projekt e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

o<strong>der</strong> es sogar <strong>in</strong>itiieren, hat das Projekt die besten Voraussetzungen.<br />

Wird dieser Grundsatz jedoch verletzt, und<br />

werden Jugendliche zum Mitmachen verpflichtet o<strong>der</strong> zum<br />

„freiwilligen Mitmachen“ überredet, dann muss es niemanden<br />

wun<strong>der</strong>n, wenn das Projekt am „fehlenden Interesse“<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen scheitert – <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> kann man das<br />

immer wie<strong>der</strong> beobachten. Von Schülern selbst organisierte<br />

Projekttage, wo je<strong>der</strong> Schüler sich zwischen vielen verschiedenen<br />

Angeboten entscheiden o<strong>der</strong> selbst e<strong>in</strong> Projekt<br />

anbieten kann, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schritt <strong>in</strong> Richtung Beteiligung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

Zweitens sollen die Ziele des Projektes von Jugendlichen<br />

und Erwachsenen geme<strong>in</strong>sam bestimmt werden. Das setzt<br />

voraus, dass zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>e tatsächliche De-<br />

37


atte darüber stattf<strong>in</strong>det, was mit dem Projekt eigentlich<br />

erreicht werden soll. F<strong>in</strong>det diese Debatte nicht statt, setzen<br />

sich die unausgesprochenen Ziele <strong>der</strong> Erwachsenen<br />

oft durch. Deshalb gilt es für uns, unsere Ziele möglichst<br />

klar zu formulieren und für ihre Verwirklichung e<strong>in</strong>zutreten,<br />

gleichzeitig aber auf die ebenso legitimen Interessen von<br />

Erwachsenen Rücksicht zu nehmen.<br />

Drittens soll das Projekt irgende<strong>in</strong>e Wirkung besitzen. E<strong>in</strong><br />

großes Jugendparlament ist e<strong>in</strong>e tolle Angelegenheit; wenn<br />

dessen Ergebnis allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Resolution ist, die an den<br />

Bundestagspräsidenten übergeben wird, dann aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Aktenordner vergilbt, hat es nichts bewirkt. Stattdessen<br />

können wir versuchen, konkrete Vere<strong>in</strong>barungen mit<br />

Entscheidungsträgern – am besten vor Öffentlichkeit – zu<br />

treffen und diese e<strong>in</strong>zufor<strong>der</strong>n.<br />

Viertens und letztens soll das Projekt mit jugendlichen Methoden<br />

operieren, und nicht nur die Arbeitsmethoden <strong>der</strong><br />

Erwachsenen, die vor dem Projekt vielleicht noch von den<br />

Jugendlichen selbst kritisiert wurden, übernehmen. Ich denke<br />

zum Beispiel an Schülervertretungsgremien, <strong>in</strong> denen<br />

sich Jugendliche mit Ämtern schmücken, <strong>der</strong>en Namen auf<br />

ke<strong>in</strong>e Visitenkarte passen, und drei Viertel <strong>der</strong> Sitzungszeit<br />

auf die neuerliche Debatte ihrer Satzung und das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

von Geschäftsordnungsanträgen verwenden. Statt um<br />

Strukturen sollte es uns um Inhalte, statt um Titel um Aktionen<br />

gehen.<br />

Jugendbeteiligung ist, so umgesetzt, nicht länger das Nachahmen<br />

von Erwachsenenstrukturen. Wir gestalten unsere<br />

konkrete Umwelt auf unsere Weise und stützen nicht unreflektiert<br />

überkommene politische Positionen, son<strong>der</strong>n prüfen<br />

sie und geben vor allem unsere Ideale und Gedanken<br />

dazu. So könnte sich auch die Praxis <strong>in</strong> unserer Demokratie<br />

zum Besseren entwickeln. Dafür müssen wir aber weiter<br />

kämpfen und den zahlreichen Beispielen für gute Jugendbeteiligung<br />

viele weitere h<strong>in</strong>zustellen.<br />

Was s<strong>in</strong>d die Grundlagen, Voraussetzungen für<br />

gelungene(s) <strong>Engagement</strong>/Beteiligung?<br />

For<strong>der</strong>ungen und Wünsche aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe:<br />

Die AG wünscht sich, dass...<br />

1. alle relevanten gesellschaftlichen Akteure Bildung <strong>als</strong><br />

ihre geme<strong>in</strong>same Aufgabe begreifen und sich <strong>in</strong> partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit mit den Tätigen im Bildungs-<br />

und Erziehungsbereich für die Zukunft <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen engagieren.<br />

2. jede <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong> Lebensraum für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

(auch für solche mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen) wird, <strong>der</strong><br />

sich auch se<strong>in</strong>em Umfeld <strong>als</strong> Raum <strong>der</strong> Begegnung und<br />

geme<strong>in</strong>samen Aktivität öffnet.<br />

38<br />

3. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Stabilität im Bildungswesen geschaffen<br />

werden und Bildung aufhört Objekt von parteipolitischer<br />

Profilierung zu se<strong>in</strong>.<br />

4. alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>de <strong>als</strong> Individuen erkannt<br />

und stärkeorientiert geför<strong>der</strong>t werden.<br />

5. die Schulgeme<strong>in</strong>de die Möglichkeit erhält, sich weitestgehend<br />

selbst <strong>in</strong> demokratischen Strukturen über die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und die Ausgestaltung ihres Zusammenlebens<br />

(Schulgeländegestaltung, F<strong>in</strong>anzen, Unterrichts<strong>in</strong>halte…)<br />

zu e<strong>in</strong>igen.<br />

6. Partizipation ernst genommen wird und auf Augenhöhe<br />

stattf<strong>in</strong>det.<br />

Die nachfolgende Auflistung gibt die Ergebnisse e<strong>in</strong>es Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Arbeitsgruppe wie<strong>der</strong>. Die Frage<br />

war, welche Grundlagen und Voraussetzungen gelungene(s)<br />

<strong>Engagement</strong>/ Beteiligung braucht. (Die Reihenfolge <strong>der</strong> Auflistung<br />

ist zufällig und spiegelt ke<strong>in</strong>e Abstufungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer Wertigkeit wi<strong>der</strong>.)<br />

• F<strong>in</strong>anzen<br />

• Professionelle Begleitung<br />

• „Rotary-Koffer“ – siehe Materialbox<br />

• Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />

• Stärken för<strong>der</strong>n!<br />

• Vernetzung!<br />

• Evaluation<br />

• Mo<strong>der</strong>ation und Mediation<br />

• Verständnis für unterschiedliche Rollen<br />

• Zeit<br />

• Partnerschaftlichkeit und E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

• Vorbil<strong>der</strong> + Vertrauen<br />

• Fehler dürfen gemacht und müssen ausgewertet werden<br />

• Wirksamkeit, Ergebnisse<br />

• ECHTE Ganztagsschulen<br />

• Respekt!: Kommunikation auf Augenhöhe<br />

• Kontakte zu Entscheidungsträgern<br />

• Übergänge (z.B. bei Personalwechsel) schaffen bzw. erleichtern<br />

• Ausbildung von Nachfolgern<br />

• Stabilität <strong>in</strong> den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

• Positive Zielsetzung<br />

• Identifikation/Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl<br />

• Relevanz <strong>der</strong> Beteiligung (Es kommt nicht darauf an, ob<br />

die Blume auf <strong>der</strong> Fensterbank gelb o<strong>der</strong> rot ist.)<br />

• Politische Bereitschaft zur Unterstützung<br />

• Niem<strong>als</strong> e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e – Praktikanten, Tandems<br />

• Bereitschaft Beteiligung zuzulassen (z.B. bei <strong>der</strong> Schulleitung)<br />

• Information<br />

Weitere For<strong>der</strong>ungen und Thesen:<br />

• Jugendliche stärker <strong>in</strong> die Gesetzgebung e<strong>in</strong>beziehen!<br />

• Beteiligungs- und Projektarbeit ist immer politisch!<br />

• Beteiligung spätestens schon im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten!


Projektidee „Materialbox“ zur besseren E<strong>in</strong>arbeitung<br />

von Nachfolgern:<br />

Zur Erleichterung von personellen Übergängen <strong>in</strong> ehrenamtlichen<br />

Strukturen schlägt die AG vor, e<strong>in</strong>e Materialbox zu<br />

erstellen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> m<strong>in</strong>destens die folgenden Informationen<br />

zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d und die folgenden Fragen beantwortet werden:<br />

Adresslisten:<br />

• Mitglie<strong>der</strong><br />

• Wichtige Kontakte (Partner, Unterstützer, Kontrahenten)<br />

• „Mit wem rede ich wie?“, „Welche Vorkontakte und Zusammenarbeiten<br />

gab es?“<br />

• Presseverteiler<br />

F<strong>in</strong>anzen:<br />

• Kontenübersicht + Zugangsdaten<br />

• Mit wem gab es Kooperationen, von wem kam Unterstützung?<br />

• Welche För<strong>der</strong>töpfe gibt es?<br />

• Wie stelle ich e<strong>in</strong>en För<strong>der</strong>antrag?<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Arbeit:<br />

• Übersicht über laufende Projekte<br />

• ToDos: „Was ist wann und wo mit wem zu tun?“<br />

Kalen<strong>der</strong>:<br />

• Welche Term<strong>in</strong>e stehen an?<br />

• Musterkalen<strong>der</strong>? – Welche Term<strong>in</strong>e gibt es über das Jahr<br />

verteilt?<br />

• Welche Rituale gibt und gab es?<br />

• z.B.: Weihnachtsfeier, Spendenaktion…<br />

Information:<br />

• Wo f<strong>in</strong>de ich Fortbildungen?<br />

• Wo f<strong>in</strong>de ich Beratung?<br />

• Wo f<strong>in</strong>de ich weitergehende Infos?<br />

• www.jugendbeteiligung.<strong>in</strong>fo<br />

Weitere Projektidee:<br />

geme<strong>in</strong>samer Kongress von Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern<br />

zum Erfahrungsaustausch und <strong>als</strong> Startschuss<br />

für e<strong>in</strong>e stärkere Kooperation und mehr gegenseitiges Verständnis<br />

AG: <strong>Schule</strong> und Wirtschaft:<br />

Was erwartet die Wirtschaft von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

Wie können sich Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> engagieren?<br />

Dr. Peter Hilbert,<br />

VEHRA, Ehrenamtsbörse Ludwigshafen und ehemaliger<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Sprecherausschusses <strong>der</strong> Leitenden Angestellten<br />

bei BASF<br />

Deutsche Unternehmen s<strong>in</strong>d mit ihren Produkten und<br />

Dienstleistungen e<strong>in</strong>em rigorosen Wettbewerb um Abnehmer<br />

und Marktanteile ausgesetzt. Noch bis <strong>in</strong> die 90er Jahre<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> konnte <strong>der</strong> Vorsprung <strong>in</strong> Qualität und Innovation<br />

so manchen Preisnachteil ausgleichen. Dieser Qualitätsvorsprung<br />

war <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bee<strong>in</strong>flusst durch den Beitrag,<br />

den gut gebildetes und hoch qualifiziertes Personal <strong>in</strong> die<br />

Entwicklung und Fertigung von Produkten <strong>in</strong>vestierte. Doch<br />

schon <strong>in</strong> den 70er Jahren zeichnete sich ab, dass e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

wichtigsten Ressourcen <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft – die Bildung<br />

und Ausbildung se<strong>in</strong>es Person<strong>als</strong> – im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen Defizite aufwies.<br />

Schon seit langem waren Zweifel an <strong>der</strong> Annahme angebracht,<br />

dass das deutsche Bildungssystem zu Ausgebildeten<br />

mit herausragenden Kenntnissen und Fähigkeiten führt.<br />

Die PISA-Studie hat mit ihren Ergebnissen diese Bedenken<br />

empirisch belegt. Auch Untersuchungen, die die BASF an<br />

Bewerbern um Ausbildungsplätze über den Zeitraum von<br />

1975 bis 2004 erhoben hat, unterstreichen diese Tendenz.<br />

Im Rahmen von Bewerbertests und Gesprächen wurden Absolventen<br />

von Haupt- und Re<strong>als</strong>chulen u.a. auf elementare<br />

Rechen- und Rechtschreibkenntnisse, ihre Allgeme<strong>in</strong>bildung<br />

sowie sozialen Kompetenzen geprüft.<br />

Wie die nachfolgenden Grafiken dokumentieren, ist e<strong>in</strong><br />

kont<strong>in</strong>uierlicher Rückgang <strong>der</strong> Bewerberleistungen bei den<br />

elementaren Rechen- und Rechtschreibkenntnissen nicht zu<br />

übersehen. Dass jugendliche Schulabgänger solche Unsicherheiten<br />

im Umgang mit e<strong>in</strong>fachsten Grundrechenarten<br />

sowie <strong>der</strong> Schreibweise alltagsgebräuchlicher Worte aufweisen,<br />

ist alarmierend. Auch lässt e<strong>in</strong> weiteres Phänomen –<br />

die Differenz <strong>in</strong> den Leistungen zwischen Haupt- und Re<strong>als</strong>chülern<br />

bei den Rechtschreibkenntnissen – auf e<strong>in</strong>en weiteren<br />

Mangel <strong>in</strong> unserem Bildungssystem schließen.<br />

39


Bewerberleistungen 1975 – 2004<br />

Elementare Rechenkenntnisse <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Schulbildung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Rechtschreibkenntnisse <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Schulbildung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

40<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Quelle: BASF AG<br />

<br />

Quelle: BASF AG


Diese Befunde wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit des Öfteren<br />

publiziert und auch mit den Entscheidungsträgern <strong>in</strong> den<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterien diskutiert, ohne dass dies zu e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />

geführt hätte.<br />

Die nachfolgende Gegenüberstellung veranschaulicht, welche<br />

Erwartungen BASF an Schulabgänger stellt und <strong>in</strong>wie-<br />

Welche Erwartungen stellt die Wirtschaft an die Absolventen?<br />

• Erwartungen • Was br<strong>in</strong>gen die Jugendlichen mit?<br />

• Sichere Sprachkompetenz<br />

· mündlich wie schriftlich<br />

· Deutsch/ Englisch<br />

• Guter Stand <strong>der</strong> Englischkenntnisse bei Schülern<br />

• Häufig fehlt es an <strong>der</strong> Rechtschreibsicherheit, Ausdrucksfähigkeit, Vortragstechnik<br />

• Gute Mathematik- und Physikkenntnisse • Probleme mit Grundrechenarten!<br />

· Interesse an naturwissenschaftlich-techni- • Defizite im naturwissenschaftlichen Wissen bei vielen Schülern!<br />

schen Zusammenhängen<br />

• Wissen ist statisch – Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Erkennung <strong>der</strong> Struktur e<strong>in</strong>es<br />

Problems – rezeptives Lernen<br />

• PC-Kenntnisse • Word-Kenntnisse gut!<br />

• Internet-Erfahrungen zunehmend gut!<br />

• Computer wird zunehmend zum selbstverständlichen Hilfsmittel!<br />

• Allgeme<strong>in</strong>bildung • Teilweise erschreckend!<br />

• Ger<strong>in</strong>ge ökonomische Kenntnisse und Interessen!<br />

• Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Kulturen vorhanden, jedoch ger<strong>in</strong>ges<br />

Interesse und Wissen darüber!<br />

• Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und<br />

Leistungsbereitschaft<br />

• Nach Beurteilung vieler Unternehmen s<strong>in</strong>d hier große Schwächen zu erkennen!<br />

Elterndialoge wären wertvoll.<br />

• Die hierarchische Firmenstruktur ist auf dem Rückzug – Verantwortungsverteilung<br />

ist ebenso wie Kundenservice und Qualitätsbewusstse<strong>in</strong> zunehmend<br />

gefor<strong>der</strong>t!<br />

• Sozialkompetenz • Viele Jugendliche s<strong>in</strong>d im Geme<strong>in</strong>schaftswesen unterfor<strong>der</strong>t! – Werte vermitteln<br />

und stärker zu Werten aufrufen ist gefragt (Elterndialog!)<br />

• Teamfähigkeit – bei Gruppenarbeiten sollte e<strong>in</strong> gezieltes Feedback erfolgen!<br />

• Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit<br />

• Konfliktfähigkeit<br />

fern die Absolventen diesen Anfor<strong>der</strong>ungen genügen. Es sei<br />

betont, dass es sich dabei ke<strong>in</strong>eswegs um ungewöhnlich<br />

hohe Standards handelt. Vielmehr wird von e<strong>in</strong>em Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

ausgegangen, das <strong>als</strong> angemessen bezeichnet<br />

werden muss.<br />

• Mehr Sicherheit im Umgang mit Präsentationen gefor<strong>der</strong>t (freies Reden)!<br />

• E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zuhören, auf Vorschläge e<strong>in</strong>gehen, konstruktive Kritik üben und<br />

annehmen fällt oft schwer!<br />

• Organisations- und Planungsfähigkeit • E<strong>in</strong>zelkämpfer s<strong>in</strong>d nicht gefragt – Teamarbeit wird benötigt – Dies ist ke<strong>in</strong><br />

Modewort <strong>in</strong> den Betrieben!<br />

• Erkennen von Zusammenhängen • Unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> erworbenes Wissen können viele Schüler nicht<br />

verknüpfen (fächerübergreifendes Denken!).<br />

• Lern- und Denkstrategien • Nur wer selbstorganisiert lernt, kann mit <strong>der</strong> rasanten Entwicklung neuer<br />

Technologien mithalten. Schülern gel<strong>in</strong>gt es oftm<strong>als</strong> nicht, sich e<strong>in</strong> eigenständiges<br />

Netzwerk an Wissen zu erarbeiten!<br />

• Auch die E<strong>in</strong>stellung zum eigenverantwortlichen und lebenslangen Lernen<br />

muss stärker <strong>in</strong> die Köpfe <strong>der</strong> Jugendlichen!<br />

41


Die Konsequenz aus diesen Ergebnissen lautet: Um die<br />

Misere im deutschen Bildungssystem zu beheben, muss<br />

schleunigst umgedacht und gehandelt werden.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t strukturelle Erneuerungen sowie e<strong>in</strong> <strong>Engagement</strong><br />

aller gesellschaftlichen Akteure und Bereiche.<br />

Welchen Beitrag können Unternehmen zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Qualität von Bildung und Ausbildung<br />

an deutschen <strong>Schule</strong>n leisten?<br />

Die BASF Aktiengesellschaft nimmt ihre gesellschaftliche<br />

Verantwortung sehr ernst und engagiert sich <strong>in</strong> vielfältiger<br />

Weise im Bildungsbereich. So können Schüler aller Jahrgangsstufen<br />

<strong>in</strong> den Schülerlaboren <strong>der</strong> BASF selbst Experimente<br />

durchführen, an Wettbewerben teilnehmen, sich für<br />

Schnupperpraktika bewerben o<strong>der</strong> regelmäßig stattf<strong>in</strong>dende<br />

Vorträge besuchen. Durch dieses <strong>Engagement</strong> soll bereits<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen das Interesse und die<br />

Begeisterung für Naturwissenschaften geweckt werden.<br />

E<strong>in</strong>en Überblick über alle Aktivitäten erhalten sie auf <strong>der</strong><br />

Young Corner Seite des Rhe<strong>in</strong>NeckarWeb (www.rhe<strong>in</strong>neckarweb.de/youngcorner/),<br />

dem regionalen Internetportal <strong>der</strong><br />

BASF <strong>in</strong> Ludwigshafen.<br />

Am Beispiel e<strong>in</strong>er Initiative <strong>der</strong> BASF wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

„<strong>Schule</strong> und Wirtschaft“ exemplarisch erörtert, wie<br />

unternehmerisches <strong>Engagement</strong> an <strong>Schule</strong>n aussehen kann<br />

und welche för<strong>der</strong>lichen aber auch hemmenden Faktoren die<br />

Zusammenarbeit von Unternehmen und <strong>Schule</strong>n bed<strong>in</strong>gen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> vorgestellten Umfrageergebnisse sah sich<br />

<strong>der</strong> Sprecherausschuss <strong>der</strong> Leitenden Angestellten <strong>der</strong> BASF<br />

AG veranlasst, se<strong>in</strong>en Beitrag zur Sicherung des Standorts<br />

Deutschland zu überprüfen. Um die – im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wettbewerb so unerlässliche – Ressource „Bildung“ zu för<strong>der</strong>n,<br />

startete er 1996 e<strong>in</strong>e Schul<strong>in</strong>itiative.<br />

Ziel war es, im direkten Kontakt mit den <strong>Schule</strong>n zu e<strong>in</strong>er<br />

Ergänzung <strong>der</strong> Lehr<strong>in</strong>halte auf verschiedenen Gebieten beizutragen,<br />

wobei unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Information<br />

und Kooperation angeboten werden sollten.<br />

Dabei war es auch e<strong>in</strong> Anliegen, <strong>in</strong>teressierten Schülern <strong>der</strong><br />

gymnasialen Oberstufe die Arbeits- und Denkweise – wie<br />

sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie und <strong>der</strong> Wirtschaft gängig s<strong>in</strong>d – näher<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Der Sprecherausschuss war über die große Resonanz unter<br />

den Führungskräften sowie über die breite Palette des<br />

Angebotes, das den <strong>Schule</strong>n zur Verfügung gestellt wurde,<br />

überrascht. Sowohl die Unternehmensleitung <strong>als</strong> auch<br />

das Kultusm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z begrüßten die Initiative. In<br />

e<strong>in</strong>em – vom Kultusm<strong>in</strong>isterium zur Nutzung empfohlenen<br />

– Rundschreiben des Sprecherausschusses, welches primär<br />

an Gymnasien g<strong>in</strong>g, wurde für die Inanspruchnahme des<br />

Angebotes geworben.<br />

Die nachfolgenden Angebote und Themen – die hier nur<br />

42<br />

bruchstückhaft aufgeführt werden sollen – belegen, dass es<br />

durchaus viele Möglichkeiten für bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

von Unternehmen im schulischen Bereich gibt.<br />

Angebote von BASF an die <strong>Schule</strong>n<br />

• Gespräche mit Fachlehrern<br />

• Mitgestaltung von Arbeitsstunden<br />

• Vorträge<br />

• Coachen von Schülerarbeitsgeme<strong>in</strong>schaften/ Begleiten<br />

von Projekten<br />

• Unterstützung bei <strong>der</strong> Teilnahme an Schülerwettbewerben<br />

• An<strong>der</strong>e... (auf Wunsch von <strong>Schule</strong>n)<br />

Angebote <strong>in</strong> folgenden Themenbereichen<br />

1. Naturwissenschaften und Technik<br />

· Chemie<br />

· Physik<br />

· Ingenieurwesen, Verfahrenstechnik<br />

· Umweltschutz<br />

2. Mathematik und Informatik<br />

3. Wirtschaft, Management, Organisation<br />

4. Lernmethoden/ Vorbereitung auf Berufs- und Studienfachwahl<br />

Enttäuschend war lei<strong>der</strong> die Resonanz auf das Angebot <strong>in</strong><br />

den <strong>Schule</strong>n. Nach zunächst freundlicher zur Kenntnisnahme<br />

und grundsätzlicher Begrüßung, mangelte es an <strong>der</strong> Bereitschaft<br />

zur praktischen Umsetzung durch konkrete Schritte.<br />

So kamen tatsächlich nur wenige Kooperationen zustande.<br />

Dah<strong>in</strong>ter standen nicht nur Des<strong>in</strong>teresse o<strong>der</strong> Ignoranz,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem auch erhebliche Vorbehalte und Ängste<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerschaft („Nun, Herr Kollege, brauchen Sie jetzt<br />

Hilfe von außen, um ihren Unterricht zu gestalten?“). Diese<br />

Erfahrungen gilt es ernst zu nehmen und darauf zu reagieren.<br />

Wege zur Zusammenarbeit von Wirtschaft und<br />

<strong>Schule</strong><br />

1. Durch Offenheit und Transparenz e<strong>in</strong>e Vertrauensbasis<br />

schaffen<br />

Für die gel<strong>in</strong>gende Kooperation zwischen <strong>Schule</strong> und Wirtschaft<br />

ist <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es partnerschaftlichen Vertrauensverhältnisses<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Dies setzt voraus, dass sich beide<br />

Seiten im offenen Dialog über ihre jeweiligen Vorstellungen<br />

und Erwartungen verständigen. Die E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Notwendigkeit<br />

zum Handeln ist ebenso entscheidend wie die Bereitschaft,<br />

<strong>in</strong>dividuelle „Problemfel<strong>der</strong>“ zu analysieren und<br />

geme<strong>in</strong>sam nach Lösungsansätzen zu suchen. Um zukünftigen<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsprojekten die notwendige „Gewichtung“<br />

zu verleihen und – bei Lehrkräften wie Unternehmensmitarbeitern<br />

gleichermaßen – die Bereitschaft zum persönlichen<br />

<strong>Engagement</strong> zu för<strong>der</strong>n, ist die Verankerung <strong>der</strong> Gespräche<br />

auf Ebene <strong>der</strong> Schulleitung und <strong>der</strong> Geschäftsführung/ des<br />

Vorstandes unerlässlich. Wenn die Schulleitung h<strong>in</strong>ter dem


Vorhaben steht und dies <strong>in</strong>tern auch kommuniziert, kann<br />

hemmenden Faktoren wirksam begegnet werden.<br />

2. Geme<strong>in</strong>same Zielvere<strong>in</strong>barungen treffen<br />

Grob skizziert besteht das geme<strong>in</strong>same Ziel dar<strong>in</strong>, mittels<br />

verstärkter praxis- und anwendungsbezogener Lehrangebote,<br />

die Schüler auf die zukünftigen Anfor<strong>der</strong>ungen des Arbeits-<br />

und Berufslebens besser vorzubereiten. Der Vere<strong>in</strong>barung<br />

konkreter Projekte und Aktivitäten sollte e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Bedarfsanalyse sowie Ziel- und Methodenvere<strong>in</strong>barung<br />

vorausgehen. Wor<strong>in</strong> <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkte, konkrete<br />

Angebote und methodische Herangehensweisen <strong>der</strong><br />

Wissensvermittlung bestehen können, muss zunächst <strong>in</strong><br />

Gesprächen mit <strong>der</strong> Schulleitung und den jeweiligen Fachlehrern<br />

diskutiert und ausgearbeitet werden.<br />

3. Schüler und Eltern an <strong>der</strong> Ausgestaltung und Umsetzung<br />

aktiv beteiligen<br />

Der Erfolg e<strong>in</strong>er solchen Kooperation hängt maßgeblich davon<br />

ab, ob die Schüler das neu geschaffene Angebot tatsächlich<br />

<strong>als</strong> Bereicherung wahrnehmen und nutzen. Werden<br />

sie <strong>als</strong> aktiver Part <strong>in</strong> die Planung und Vorbereitung möglicher<br />

Angebote e<strong>in</strong>bezogen, hat dies entscheidenden E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Attraktivität <strong>der</strong> Angebote und damit auch auf<br />

<strong>der</strong>en Wirksamkeit. Darüber h<strong>in</strong>aus können die Anregungen<br />

und Wünsche <strong>der</strong> Schüler, die z.B. <strong>in</strong> Form von Fragebögen<br />

kont<strong>in</strong>uierlich erhoben werden, <strong>in</strong> die begleitende Evaluation<br />

und Weiterentwicklung <strong>der</strong> Angebote e<strong>in</strong>fließen. Die<br />

Jugendlichen sollen <strong>als</strong> „Experten <strong>in</strong> eigener Sache“ und<br />

<strong>als</strong> aktive Gestalter ihrer eigenen Zukunft ernst genommen<br />

werden.<br />

Gleichzeitig muss <strong>der</strong> Dialog mit den Eltern – <strong>als</strong> För<strong>der</strong>er<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Partner <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – <strong>in</strong>tensiviert werden.<br />

Sie stellen außerdem e<strong>in</strong> wichtiges B<strong>in</strong>deglied zur Geme<strong>in</strong>de<br />

dar. Ihre E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Kooperationsbestrebungen zwischen<br />

<strong>Schule</strong> und Wirtschaft trägt zur gesellschaftlichen Akzeptanz<br />

und praktischen Unterstützung bei. In ihrer Funktion<br />

<strong>als</strong> Mitarbeiter des Unternehmens können sie <strong>als</strong> Paten<br />

o<strong>der</strong> Mentoren für e<strong>in</strong>zelne Schüler o<strong>der</strong> Schulklassen gewonnen<br />

werden.<br />

4. Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schaffen<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d Unternehmen an e<strong>in</strong>er eher langfristigen<br />

Zusammenarbeit <strong>in</strong>teressiert, weshalb regelmäßige Gespräche<br />

und feste Ansprechpartner von beiden Seiten <strong>als</strong> notwendig<br />

erachtet werden. Wird sich beispielsweise darauf<br />

verständigt, den Schülern die Teilnahme an Wettbewerben,<br />

Werksbesichtigungen o<strong>der</strong> Studien- und Berufsberatungen<br />

zu ermöglichen, so müssen die hierfür notwendigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

geschaffen werden. Das unbürokratische<br />

Aufbrechen des 45-m<strong>in</strong>-Taktes ist ebenso angezeigt wie die<br />

Bereitstellung <strong>der</strong> dafür erfor<strong>der</strong>lichen Räumlichkeiten.<br />

AG: Perspektiven <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong>: Zusammenarbeit<br />

mit Jugendhilfe, Freiwilligenagenturen<br />

u. a. Organisationen<br />

Dr. Gerd Placke,<br />

Geschäftsführer Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Freiwilligenagenturen<br />

e.V. (bagfa)<br />

Ulrico Ackermann,<br />

Projektleiter „Change <strong>in</strong>“ im Freiwilligenzentrum Augsburg<br />

Birger Hartnuß,<br />

Wissenschaftlicher Referent <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle des BBE<br />

Diese Arbeitsgruppe hat sich an Menschen gewendet,<br />

• die nach Möglichkeiten suchen, wie sie <strong>in</strong> und jenseits<br />

des Unterrichts mehr Kooperation mit jungen Menschen<br />

verwirklichen und ihre Eigenständigkeit för<strong>der</strong>n wollen,<br />

• die H<strong>in</strong>weise bekommen wollen, wie man (junge) Menschen<br />

für e<strong>in</strong> <strong>Engagement</strong> gew<strong>in</strong>nt, sie begleitet und e<strong>in</strong><br />

<strong>Engagement</strong> beenden kann,<br />

• die die Arbeit von Freiwilligenagenturen noch nicht genau<br />

kennen,<br />

• die sich nicht durch die Widrigkeit <strong>der</strong> Umstände an <strong>der</strong><br />

Realisierung guter Ideen für die <strong>Schule</strong> beirren lassen.<br />

E<strong>in</strong>gangs beleuchtete Birger Hartnuß <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em theoretischen<br />

Input unter dem Titel: „Jugendhilfe – e<strong>in</strong>e Instanz <strong>der</strong><br />

<strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung und e<strong>in</strong> Partner <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> bei ihrer<br />

Öffnung zum Geme<strong>in</strong>wesen?“ 1 die Bereicherung von <strong>Schule</strong><br />

durch Elemente <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung und die Wechselbeziehungen<br />

zu Schulsozialarbeitskonzepten.<br />

Jugendhilfe ist e<strong>in</strong> Teilsystem <strong>der</strong> Sozialpädagogik. Sie hat<br />

sich von e<strong>in</strong>er ursprünglich repressiven und e<strong>in</strong>griffsorientierten<br />

Not- und Kontrollagentur zu e<strong>in</strong>em mo<strong>der</strong>nen leistungs-<br />

und angebotsorientierten Hilfe- und Unterstützungssystem<br />

entwickelt, das se<strong>in</strong>e Aufgaben an tendenziell alle<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche richtet. Dies f<strong>in</strong>det nicht zuletzt dar<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Ausdruck, dass die sehr unterschiedlichen Traditions-<br />

und Entwicklungsstränge <strong>der</strong> Jugendfürsorge und <strong>der</strong><br />

Jugendpflege organisatorisch unter dem Dach <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

vere<strong>in</strong>t wurden (E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Jugendhilfe). Die Jugendhilfe<br />

erfüllt ihre gesellschaftliche (Integrations-) Funktion<br />

durch allgeme<strong>in</strong> för<strong>der</strong>nde, direkt helfende und politische<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong>. Ihr Aufgabenfel<strong>der</strong> reichen von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

und Horten über die Angebote <strong>der</strong> Erziehungshilfe,<br />

<strong>der</strong> Jugendarbeit, <strong>der</strong> Jugendsozialarbeit, des K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendschutzes bis h<strong>in</strong> zur Jugendhilfeplanung.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe hat e<strong>in</strong>en – im weitesten S<strong>in</strong>ne verstandenen<br />

– Auftrag zur Gestaltung von Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen,<br />

die (auch) die Ausprägung bürgerschaftlicher<br />

Kompetenzen för<strong>der</strong>t und anregt. Teilhabe und Beteiligung<br />

43


<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheit und Jugend haben entscheidende Bedeutung für<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>es demokratischen Bewusstse<strong>in</strong>s und<br />

die Herausbildung zivilgesellschaftlicher Handlungsorientierungen.<br />

Es ist Teil des Bildungsauftrags <strong>der</strong> Jugendhilfe, die<br />

Fähigkeit junger Menschen zur Selbst- und Mitbestimmung,<br />

zur gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme und zu<br />

Solidarität – <strong>in</strong> engem Zusammenhang von Persönlichkeitsentwicklung<br />

und Demokratisierung <strong>der</strong> Gesellschaft – anzuregen<br />

und zu entwickeln.<br />

So erfährt <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Fachdiskussion <strong>der</strong> Bildungsbegriff<br />

auch zunehmend Bedeutung für die Zielbestimmung<br />

von Jugendhilfe. Entworfen wird e<strong>in</strong> erweitertes Bildungsverständnis,<br />

das die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten<br />

mit <strong>der</strong> Aneignung von sozialen und reflexiven Kompetenzen<br />

verb<strong>in</strong>det. Dieses sozialpädagogisch aufgeladene<br />

Bildungsverständnis for<strong>der</strong>t die Jugendhilfe dazu auf, ihren<br />

Blick stärker den Bildungs<strong>in</strong>stitutionen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> zuzuwenden, <strong>in</strong> ihr für e<strong>in</strong>e Sensibilisierung für die<br />

sozialen Aspekte von Bildung zu sorgen und gleichzeitig<br />

mit eigenen Erziehungs- und Bildungsangeboten allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen, unabhängig von sozialer Herkunft<br />

und Lebenslage, e<strong>in</strong>en Bildungserfolg zu ermöglichen, <strong>der</strong><br />

sie auf die verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen und Ungewissheiten<br />

e<strong>in</strong>er pluralisierten, <strong>in</strong>dividualisierten Wissensgesellschaft<br />

möglichst gut vorbereitet. Ansätze <strong>der</strong> Kooperation von Jugendhilfe<br />

und <strong>Schule</strong> können diese Perspektive konzeptionell<br />

aufgreifen, <strong>in</strong>dem sie durch ihre Angebote und Aktivitäten<br />

die För<strong>der</strong>ung sozialer Kompetenz mit <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Sachkompetenz verb<strong>in</strong>den.<br />

Für e<strong>in</strong>e umfassende För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

ist es von zentraler Bedeutung, dass Mitgestaltung<br />

– <strong>als</strong> <strong>Engagement</strong> im engeren S<strong>in</strong>ne – und Stärkung von<br />

Entscheidungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten konsequent<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen und mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft werden.<br />

Beide Aspekte, Mitgestaltung und Mitbestimmung, s<strong>in</strong>d<br />

zwei eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbundene Seiten bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s. Durch Ansätze e<strong>in</strong>er Kooperation von Jugendhilfe<br />

und <strong>Schule</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch Projekte <strong>der</strong> Schulsozialarbeit,<br />

können neue Formen für Mitbestimmung und<br />

Mitgestaltung <strong>in</strong> und von <strong>Schule</strong> erschlossen werden, mith<strong>in</strong><br />

Partizipation <strong>als</strong> zentrales Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>er nach <strong>in</strong>nen und<br />

außen geöffneten <strong>Schule</strong> verankert und auf diese Weise e<strong>in</strong><br />

Beitrag zur Demokratisierung von <strong>Schule</strong> geleistet werden.<br />

Beiträge von Schulsozialarbeit für e<strong>in</strong>e <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> können e<strong>in</strong>erseits auf civic education<br />

zielen. Dabei geht es um das Lernen, Ausprobieren und<br />

E<strong>in</strong>üben zivilgesellschaftlichen Handelns. An<strong>der</strong>erseits hat<br />

Schulsozialarbeit über den B<strong>in</strong>nenraum <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> h<strong>in</strong>aus<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Vermittlungs- und Scharnierfunktion zum sozialen<br />

Umfeld <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. So gehört es zu ihren Kernaufgaben,<br />

Brücken zwischen <strong>Schule</strong> und Geme<strong>in</strong>wesen zu schlagen.<br />

Durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Kooperation und Vernetzung mit<br />

Verbänden, Vere<strong>in</strong>en, öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen und Diens-<br />

44<br />

ten etc. erwachsen Chancen e<strong>in</strong>er <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung im<br />

S<strong>in</strong>ne von community education. Indem Schulsozialarbeit<br />

<strong>als</strong> „sozialer Ressourcenerschließer“ Kompetenzen des Geme<strong>in</strong>wesens<br />

mobilisiert und zu ihrer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> schulische<br />

Strukturen beiträgt, wird das soziale Kapital <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

erhöht und schulisches Leben und Lernen bereichert. Dabei<br />

wird aber auch die <strong>Schule</strong> stärker <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>wesen<br />

<strong>in</strong>tegriert und kann zu e<strong>in</strong>em wichtigen Mittelpunkt gesellschaftlichen<br />

Lebens werden, an dem nicht nur Unterricht<br />

und Angebote für Schüler stattf<strong>in</strong>den.<br />

Für diese Ansätze bieten sich neue Kooperationsbeziehungen<br />

mit engagementför<strong>der</strong>nden Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen<br />

wie z.B. Freiwilligen-Agenturen, Freiwilligenzentren u.ä. an.<br />

Das Vorhandense<strong>in</strong> von Projekten <strong>der</strong> Schulsozialarbeit an<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> erhöht die Erfolgschancen von beson<strong>der</strong>en,<br />

ausdrücklich auf <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung zielenden Aktivitäten<br />

und Projekten, da damit bereits entgegenkommende<br />

Strukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> bestehen und die <strong>Schule</strong> für e<strong>in</strong>e<br />

Zusammenarbeit vorbereitet ist. Entscheidend ist es dabei,<br />

so schloss Birger Hartnuß se<strong>in</strong>en Vortrag, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Kommunikation und Absprache über konkrete Ziele, Verantwortlichkeiten<br />

und Zuständigkeiten zwischen <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe<br />

und ggf. engagementför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Infrastrukture<strong>in</strong>richtung<br />

zu gewährleisten, um so e<strong>in</strong>e gleichberechtigte Kooperation<br />

auf Augenhöhe zu ermöglichen.<br />

Ulrico Ackermann vom Freiwilligenzentrum Augsburg stellte<br />

e<strong>in</strong> konkretes Kooperationsprojekt zwischen <strong>Schule</strong> und e<strong>in</strong>er<br />

engagementför<strong>der</strong>nden Infrastrukture<strong>in</strong>richtung vor. Das<br />

Projekt „Change <strong>in</strong>“ – Jugend <strong>in</strong> Augsburg engagiert sich“<br />

hat 2002 se<strong>in</strong>en Ausgang genommen: Ziel ist es, nachhaltig<br />

wirkende Strukturen herzustellen, <strong>in</strong> denen Jugendliche<br />

sich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Zeitraums von drei Monaten <strong>in</strong>sgesamt<br />

40 Stunden freiwillig engagieren können. Vision des Projekts<br />

ist es, dass irgendwann alle Schüler von allen <strong>Schule</strong>n<br />

Augsburgs die Möglichkeit haben, an „Change <strong>in</strong>“ teilzunehmen.<br />

Denn: Je früher junge Menschen sich freiwillig<br />

engagieren, desto eher wird es für sie zu e<strong>in</strong>er Selbstverständlichkeit,<br />

zu <strong>der</strong> sie regelmäßig Anlass f<strong>in</strong>den.<br />

Welchen Vorteil die Kooperation mit dieser Freiwilligenagentur<br />

hatte, zeigt <strong>der</strong> Umstand, dass bereits bis zum eigentlichen<br />

Projektbeg<strong>in</strong>n im Mai 2003 aufgrund <strong>der</strong> langjährigen<br />

Kontakte des Augsburger Freiwilligenzentrums 30<br />

E<strong>in</strong>satzstellen, schwerpunktmäßig im sozialen und kulturellen<br />

Bereich, und 20 Mentoren für „Change <strong>in</strong>“ gewonnen<br />

werden konnten. Die meisten Jugendlichen können bei<br />

ihrem dreimonatigen E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung kennenlernen,<br />

die sie vorher nur vom „Hören Sagen“ kannten. Die<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten für Jugendliche <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d sehr vielfältig. In E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Altenhilfe können<br />

sie beispielsweise mit den Senioren spazieren gehen, aber<br />

auch Feste mit vorbereiten. Mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n können sie im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

o<strong>der</strong> im Hort spielen, diese beispielsweise auf e<strong>in</strong><br />

Fußballturnier vorbereiten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Tanzprojekt durchführen.<br />

Im Museum können sie bei Ausgrabungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt


mitwirken und im Zoo bei <strong>der</strong> Tierpflege mithelfen. Der Anteil<br />

<strong>der</strong> weiblichen Jugendlichen liegt bei „Change <strong>in</strong>“ um<br />

e<strong>in</strong>iges höher <strong>als</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> männlichen Jugendlichen, wobei<br />

gerade aber K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Horte ganz begeistert vom<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>der</strong> männlichen Jugendlichen s<strong>in</strong>d. In den E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe wie<strong>der</strong>um wird es <strong>als</strong> bereichernd<br />

angesehen, junge Leute bei sich zu haben und dadurch den<br />

gegenseitigen Austausch <strong>der</strong> Generationen zu för<strong>der</strong>n. Evaluationen<br />

des Projektes zeigen, dass sich immerh<strong>in</strong> 30%<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen weiterh<strong>in</strong> freiwillig engagieren wollen.<br />

Weitere 60 % schließen dies zum<strong>in</strong>dest nicht aus.<br />

Die Aushändigung e<strong>in</strong>es – mit <strong>der</strong> Unterschrift des Oberbürgermeisters<br />

versehenen und bei dem Abschlussfest persönlich<br />

ausgehändigten – Zertifikats <strong>als</strong> Anerkennung für die<br />

geleistete Tätigkeit, ist e<strong>in</strong> wichtiger Aspekt, <strong>der</strong> maßgeblich<br />

zum Erfolg des Projekts beiträgt. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht<br />

für die Jugendlichen die Möglichkeit, sich die Teilnahme<br />

an „Change <strong>in</strong>“ im Zeugnis vermerken zu lassen, und<br />

sie erhalten e<strong>in</strong> „Dankeschön“ <strong>in</strong> Form von K<strong>in</strong>okarten o<strong>der</strong><br />

Karten zu Sportveranstaltungen.<br />

E<strong>in</strong>e ausführlichere Beschreibung des Projekts „Change <strong>in</strong>“<br />

bef<strong>in</strong>det sich im Anhang unter <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e,<br />

Initiativen und Projekte.<br />

Gerd Placke stellte vor diesem H<strong>in</strong>tergrund die Arbeit von<br />

Freiwilligenagenturen vor, die sich nach se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>in</strong> den letzten zehn Jahren an vielen Orten nicht nur mit ihren<br />

Jugend- und Schulprojekten zu lokalen Entwicklungsagenturen<br />

bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s entwickelt haben.<br />

Sie zeigen mit ihren Projekten Menschen und Organisationen<br />

die Vorteile von freiwilligem <strong>Engagement</strong> auf und<br />

schaffen damit neue Zugänge zu solchen Aktivitäten. Er betonte,<br />

dass die allgeme<strong>in</strong>en Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

im Wesentlichen auf die Bed<strong>in</strong>gungen des freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong>s Jugendlicher übertragbar seien. Somit<br />

kann Freiwilligenmanagement e<strong>in</strong> Faktor von erfolgreicher<br />

Schulsozialarbeit se<strong>in</strong> und Beiträge zur Öffnung von <strong>Schule</strong><br />

und Unterricht liefern. Die Arbeit von Freiwilligenagenturen<br />

hat ihren Ausgang vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es „Strukturwandels<br />

des Ehrenamtes“ genommen. Diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

spiegeln e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Wandel <strong>in</strong> unserer<br />

Gesellschaft wi<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> Stichworten wie „Individualisierung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft“, „Verän<strong>der</strong>ung sozialer Milieus“<br />

und etlichem mehr auf den Punkt br<strong>in</strong>gen lässt. Dies hat<br />

Konsequenzen für freiwilliges <strong>Engagement</strong>: Früher war bei<br />

den Menschen die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> soziale, traditionelle Milieus<br />

stark. Heute ist die B<strong>in</strong>dung an solche Lebensbereiche<br />

nicht mehr <strong>der</strong>art prägend. Die allgeme<strong>in</strong>e Zunahme<br />

von Entscheidungsmöglichkeiten im Alltag bedeutet, dass<br />

Organisationen heute viel mehr dafür leisten müssen, um<br />

Menschen auf sich aufmerksam zu machen und für längere<br />

Zeit an sich zu b<strong>in</strong>den. So waren die Motive zum <strong>Engagement</strong><br />

früher eher Pflicht- und Akzeptanzwerte, die e<strong>in</strong>e<br />

hohe Apriori-Bereitschaft voraussetzten und auch die Bereitschaft,<br />

sich anzupassen und unter die gegebenen Hierarchien<br />

unterzuordnen. Dem gegenüber haben heute die<br />

meisten Menschen den Anspruch, mit e<strong>in</strong>em <strong>Engagement</strong><br />

auch e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verwirklichung eigener Zielsetzungen<br />

zu leisten.<br />

(Junge) Menschen s<strong>in</strong>d <strong>als</strong>o bereit etwas zu tun, wenn <strong>in</strong>nerhalb<br />

ihres <strong>Engagement</strong>s e<strong>in</strong>e Äquivalenz zwischen dem<br />

Geben und dem Nehmen herrscht – was e<strong>in</strong>e Organisation<br />

(o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong>) „nimmt“ an Arbeitskrafte<strong>in</strong>satz und<br />

„gibt“ an Fortbildungen, Begleitungen, Auslagenerstattung<br />

etc.. Wie das Beispiel aus Augsburg zeigt, ist solch e<strong>in</strong>e Anerkennungskultur<br />

e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor für Erfolge.<br />

Dazu gehört offensichtlich auch, e<strong>in</strong>e gewisse „Dramaturgie“<br />

<strong>in</strong>nerhalb des freiwilligen <strong>Engagement</strong>s anzubieten,<br />

um junge Menschen zu motivieren. Solche Angebote schließen<br />

e<strong>in</strong>, Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Zeit alternative Angebote zu machen. Das ist <strong>in</strong> Augsburg<br />

möglich. Darüber h<strong>in</strong>aus ist dieses Beispiel <strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Richtung<br />

wegweisend. Die Integration von Mentoren zeigt auf,<br />

<strong>in</strong> welche Richtung sich <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Zukunft entwickeln könnte.<br />

Diese erwachsenen Freiwilligen stellen mit ihrer Aufgabe,<br />

die Jugendlichen bei ihren E<strong>in</strong>sätzen zu begleiten, e<strong>in</strong>e<br />

dritte Instanz zwischen <strong>Schule</strong> und <strong>Engagement</strong>feld dar. Sie<br />

entlasten Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer und br<strong>in</strong>gen mit ihrer Aktivität<br />

Alt und Jung zusammen. Will <strong>Schule</strong> solche Mentoren<br />

außerhalb des Kreises <strong>der</strong> Elternschaft gew<strong>in</strong>nen, werden<br />

Freiwilligenagenturen notwendig, denn sie werden durch<br />

ihre Beratung, durch Pressearbeit und durch an<strong>der</strong>e persönliche<br />

Kontakte solcher Agenturen geworben und <strong>in</strong> ausführlichen<br />

E<strong>in</strong>führungen wie Sem<strong>in</strong>aren auf ihre Tätigkeit<br />

vorbereitet. E<strong>in</strong> solches kooperatives Denken öffnet <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> den Weg dafür, <strong>Engagement</strong> nachhaltig <strong>in</strong> ihr soziales<br />

Umfeld zu <strong>in</strong>tegrieren und erfolgreich Brücken zwischen<br />

kognitivem und sozialem Lernen zu schlagen, auf dass die<br />

<strong>Schule</strong> zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegralen Bestandteil <strong>der</strong> Stadt(teil)kultur<br />

wird.<br />

1 E<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Bedeutung von Kooperationsbeziehungen<br />

zwischen <strong>Schule</strong>n und Jugendhilfe für<br />

Strategien <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong>:<br />

Hartnuß, B.: <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> und Schulsozialarbeit<br />

– Möglichkeiten und Perspektiven <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> Kooperation von Jugendhilfe und <strong>Schule</strong>.<br />

In: Hartnuß, B./Maykus, S. (Hrsg.): Handbuch Kooperation<br />

von Jugendhilfe und <strong>Schule</strong>. E<strong>in</strong> Leitfaden für Praxisreflexionen,<br />

theoretische Verortungen und Forschungsfragen. Berl<strong>in</strong><br />

2004.<br />

45


AG: Unterricht, <strong>Schule</strong> und Schulmanagement<br />

<strong>als</strong> Fel<strong>der</strong> bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s –<br />

Grundlegende Fragen und neuralgische Punkte<br />

<strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong>n<br />

Claudia Wiesner,<br />

Wirtschafts- und Politikwissenschaftler<strong>in</strong>, Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

1. Elf Thesen zur Organisation <strong>der</strong> Reform und<br />

Öffnung von <strong>Schule</strong>n<br />

Was sollte, was muss sich an <strong>Schule</strong>n än<strong>der</strong>n?<br />

Gegenwärtige und zukünftige neuralgische Punkte<br />

von Claudia Wiesner<br />

1. Nach PISA und auf dem Weg zu Ganztagsangeboten<br />

muss sich auch die Grundidee von <strong>Schule</strong> än<strong>der</strong>n: Es geht<br />

nicht darum, „mehr vom Gleichen“ zu organisieren, <strong>als</strong>o<br />

den Unterricht e<strong>in</strong>fach um e<strong>in</strong> paar Stunden und um die Zeit<br />

für die Hausaufgaben zu verlängern, und das womöglich<br />

nur für e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen. Die entscheidende Frage<br />

ist <strong>als</strong>o die nach <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> schulischen Angebote.<br />

Bei Ganztagsschulen ist beispielsweise entscheidend, dass<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> von ausgebildeten Kräften pädagogisch betreut<br />

und nicht schlichtweg von Honorarkräften „verwahrt“ werden.<br />

Es geht darum, <strong>Schule</strong>n zu neuen Lebens- und Lernorten<br />

zu machen, wobei man sich etwa F<strong>in</strong>nland zum Vorbild<br />

nehmen kann. Und: Damit geht es auch darum, die entsprechenden<br />

organisatorischen und f<strong>in</strong>anziellen Voraussetzungen<br />

zu schaffen.<br />

2. Angesichts <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Lage <strong>der</strong> meisten Län<strong>der</strong> und<br />

<strong>der</strong> bildungspolitischen Budgets müssen Grundentscheidungen<br />

über neue Gewichtungen und/o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Steuerpolitiken<br />

getroffen werden – die Grundsatzfrage lautet hier:<br />

Wollen wir weiterh<strong>in</strong> nach OECD-Maßstäben h<strong>in</strong>ten liegen,<br />

was die Bildungsausgaben anbelangt, o<strong>der</strong> hören wir auf,<br />

uns diese Verschwendung zu leisten? O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gesagt:<br />

Deutschland muss entscheiden, ob es die reale politische<br />

Priorität von Bildung (endlich) erhöht o<strong>der</strong> nicht.<br />

3. Um das gegebene traditionelle Leitbild von <strong>Schule</strong> zu<br />

verän<strong>der</strong>n, braucht es jenseits des engeren Bereichs <strong>der</strong><br />

Schulpolitik e<strong>in</strong>e öffentliche Debatte. Das <strong>in</strong> Deutschland<br />

immer noch vorherrschende, sehr konservative Leitbild von<br />

Familie sieht e<strong>in</strong>e stärkere Erziehungsrolle <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und<br />

e<strong>in</strong>en längeren Aufenthalt <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> bekanntermaßen<br />

mehr <strong>als</strong> kritisch. Wir brauchen <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

Debatte darüber, „wer wo erziehen“ und welche<br />

Aufgaben <strong>Schule</strong>, Eltern und Gesellschaft haben sollen.<br />

Und: Wir brauchen dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e Neustrukturierung <strong>der</strong> Bil-<br />

46<br />

dung – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorschulischen Erziehung. Dieser Bereich<br />

gehört mit <strong>in</strong> die Debatte.<br />

4. Es geht um e<strong>in</strong>en Mentalitätswandel bei den entscheidenden<br />

Akteuren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulpolitik. Dieser sollte alle Ebenen<br />

<strong>der</strong> Schulpolitik betreffen, <strong>als</strong>o von <strong>der</strong> Bundes- über<br />

die Län<strong>der</strong> bis zur kommunalen Ebene und zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Schule</strong>n und Lehrern reichen.<br />

5. Modelle, Wettbewerbe, spezielle För<strong>der</strong>programme und<br />

Öffentlichkeit – das alle<strong>in</strong> wird nicht genügen. Es braucht<br />

auch e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Regelför<strong>der</strong>ung!<br />

6. Aber: Es wird nicht alle<strong>in</strong> genügen, den <strong>Schule</strong>n „von<br />

oben“ Öffnung „zu verordnen“. Die Initiative muss auch<br />

von den unteren Ebenen wachsen und zentrale Initiativen<br />

– etwa <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> für die Reform von <strong>Schule</strong>n – sollten vorhandene<br />

lokale Initiativen ermuntern und nicht etwa ablösen<br />

o<strong>der</strong> mit ihnen konkurrieren.<br />

7. Auf kommunaler Ebene geht es um die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklungsplanung, die diesen Namen auch tatsächlich<br />

verdient.<br />

8. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen ist <strong>der</strong> Umgang<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> Chancengleichheit bei wachsen<strong>der</strong> gesellschaftlicher<br />

Ungleichheit. Wenn es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulpolitik<br />

künftig um Chancengleichheit und Vielfalt gehen soll, dann<br />

erfor<strong>der</strong>t das auch neue Formen <strong>der</strong> Regulierung und F<strong>in</strong>anzierung.<br />

Ungleiches darf nicht länger gleich behandelt<br />

werden. <strong>Schule</strong>n, die mit e<strong>in</strong>em schwierigeren Umfeld und<br />

Schülern zu tun haben, die von Haus aus weniger Kompetenzen<br />

mitbr<strong>in</strong>gen, brauchen mehr öffentliche Unterstützung<br />

<strong>als</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

9. Soziales Kapital kann ebenso ungleich verteilt se<strong>in</strong> wie<br />

materielles. Mehr noch: E<strong>in</strong>e gute Ausstattung mit materiellem<br />

Kapital (<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> guter Lage, mit gut situierten SchülerInnen<br />

und Eltern) begünstigt e<strong>in</strong>e gute Ausstattung mit<br />

sozialem Kapital.<br />

10. <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> und an <strong>Schule</strong>n ist ke<strong>in</strong> Lückenbüßer.<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> kann staatliche Regelleistungen<br />

nicht ersetzen, son<strong>der</strong>n immer nur ergänzen, vor allem<br />

dort, wo <strong>Schule</strong> bestimmte Ziele alle<strong>in</strong>e nicht erreichen<br />

kann. E<strong>in</strong> wesentliches Stichwort ist „Soziales Lernen durch<br />

Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n“. <strong>Engagement</strong> muss <strong>als</strong>o Teil e<strong>in</strong>es<br />

neuen Schulkonzeptes se<strong>in</strong>. <strong>Schule</strong> hat e<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft!<br />

Umstritten dürfte hier die Frage se<strong>in</strong>, was staatliche Regelleistung<br />

se<strong>in</strong> soll und was darüber h<strong>in</strong>ausgehende Qualitätsverbesserung<br />

ist. Die Entwicklung h<strong>in</strong> zu mehr bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> im S<strong>in</strong>ne von stärkerer lokaler<br />

E<strong>in</strong>bettung von <strong>Schule</strong>n be<strong>in</strong>haltet das Risiko, dass statt<br />

offener und demokratischer Beteiligungsformen, Gruppenegoismen<br />

sich durchsetzen.


11. Bei <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong> geht es nicht darum, alles,<br />

was „von außen“ kommt, fraglos zu begrüßen. Es wird die<br />

Frage zu beantworten se<strong>in</strong>, was Ziele und Bed<strong>in</strong>gungen von<br />

Kooperationen und Partnerschaften s<strong>in</strong>d. Geht es um das<br />

soziale Projekt im Altenheim, geht es auch um das Werbeprojekt<br />

für Boston Consult<strong>in</strong>g, o<strong>der</strong> ist auch das Logo e<strong>in</strong>es<br />

Sponsors <strong>in</strong> <strong>der</strong> Cafeteria willkommen? S<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t<br />

hier letztlich die Entwicklung von Leitbil<strong>der</strong>n und ethischen<br />

Kodizes.<br />

2. Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

E<strong>in</strong> Leitbild für e<strong>in</strong>e neue <strong>Schule</strong><br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe wurde diskutiert, wie e<strong>in</strong> Leitbild für<br />

e<strong>in</strong>e neue, offene, autonome <strong>Schule</strong> aussehen kann, die<br />

<strong>Engagement</strong> nicht nur stellenweise e<strong>in</strong>bezieht, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong> und soziales Lernen Bestandteile des<br />

Schulalltags s<strong>in</strong>d. Dieses Leitbild wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren<br />

S<strong>in</strong>n verstanden, <strong>der</strong> auch staatliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

F<strong>in</strong>anzen und Umsetzungsperspektiven e<strong>in</strong>schließt. Die Elemente<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

2.1. Staatliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

• Das dreigliedrige Schulsystem soll durch e<strong>in</strong> System <strong>der</strong><br />

„Univers<strong>als</strong>chule“ ersetzt werden. Diese soll sich an den<br />

Erfahrungen <strong>in</strong> Frankreich, F<strong>in</strong>nland o<strong>der</strong> Dänemark orientieren,<br />

aber durchaus e<strong>in</strong> eigenständiges deutsches<br />

Modell werden: Alle Schüler sollen bis zum Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Ausbildung geme<strong>in</strong>sam lernen und <strong>in</strong>dividuell geför<strong>der</strong>t<br />

und gestärkt werden.<br />

• <strong>Engagement</strong> wird neben an<strong>der</strong>en Erweiterungen und Erneuerungen<br />

(siehe Punkte 3 und 4) zentraler Bestandteil<br />

dieses Schulkonzepts.<br />

• In die Überlegungen zur Gestaltung des Systems muss<br />

auch die vorschulische Bildung und <strong>der</strong>en Reform e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden.<br />

• E<strong>in</strong>e Rolle muss auch e<strong>in</strong>e Neukonzeption <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung<br />

spielen.<br />

• Schließlich sollen die Partner von <strong>Schule</strong> def<strong>in</strong>iert und<br />

ihre Aufgaben festgehalten werden.<br />

2.2. Wir brauchen e<strong>in</strong>e breite öffentliche Debatte<br />

• In die öffentliche Debatte um <strong>Schule</strong>, Erziehung und Bildung<br />

ist zwar Bewegung gekommen, aber diese geht<br />

noch nicht weit genug. Erstens f<strong>in</strong>det sie noch vorwiegend<br />

im engeren Raum <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> Aktiven statt<br />

(Schulpolitik, Lehrer/<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>teressierte Publizistik) und<br />

noch zu wenig <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Bereichen:<br />

neben Zeitungen und Fernsehen betrifft dies die Zivilgesellschaft<br />

(jedeN da, wo er o<strong>der</strong> sie „ist“) und die nichtspezifische<br />

Politik (<strong>als</strong>o nicht nur die Bildungs-, son<strong>der</strong>n<br />

auch die F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister!). Zweitens betrifft die Debatte<br />

noch nicht genügend Bereiche, es gibt Tabus und Blockaden:<br />

So ist zwar die Ganztagsschule Thema, aber<br />

kaum die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.<br />

• Die Debatte sollte unideologisch geführt werden und<br />

ohne Rückgriff auf alte Denkstrukturen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gefahrene<br />

Konfliktl<strong>in</strong>ien!<br />

• Es braucht <strong>als</strong>o nicht im engeren S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>e „Bildungsdebatte“,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en „Gesellschaftsdiskurs“, <strong>in</strong> dem<br />

die Rolle von Bildung zentrales Thema ist.<br />

2.3 Die Univers<strong>als</strong>chule <strong>als</strong> Ganztagsschule<br />

• <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Univers<strong>als</strong>chule muss <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne „Ganztagsschule“<br />

se<strong>in</strong>, <strong>als</strong> sie nicht <strong>in</strong> dem <strong>der</strong>zeit vorherrschenden<br />

Halbtagsmodus verwirklicht werden kann, und<br />

<strong>als</strong> sie nicht umsetzbar ist, wenn es sich bei den über<br />

die Pflichtstunden h<strong>in</strong>ausgehenden Angeboten um e<strong>in</strong><br />

freiwilliges Angebot für e<strong>in</strong>ige Schüler handelt.<br />

• Wie lange <strong>der</strong> Unterricht beziehungsweise das Programm<br />

dauert, soll k<strong>in</strong>d- und elterngerecht entschieden werden<br />

(die Qualität <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

lässt sich nicht an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Stunden messen, die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> jeweils im Hause <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en verbr<strong>in</strong>gen!).<br />

• <strong>Schule</strong> muss nicht „mehr vom Gleichen“ bieten, son<strong>der</strong>n<br />

neue pädagogische Konzepte und Modi umsetzen:<br />

An<strong>der</strong>e Rhythmen des Lernens und neue Fächer beziehungsweise<br />

Lehr-, Lern- und Erfahrungsangebote werden<br />

gebraucht.<br />

• Dazu gehört elementar gesellschaftliches und bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong>: K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehören zur Gesellschaft<br />

und die Gesellschaft zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

2.4. Die Rolle von <strong>Engagement</strong><br />

• Es muss zunächst dort beg<strong>in</strong>nen, wo es möglich ist.<br />

• <strong>Engagement</strong> ist dann Ergänzung <strong>der</strong> orig<strong>in</strong>ären Lehreraufgaben<br />

von außen (und nicht <strong>der</strong>en Ersetzung!).<br />

• <strong>Engagement</strong> muss <strong>Bildungsziel</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> werden:<br />

praktische Erfahrung mit <strong>Engagement</strong> verb<strong>in</strong>det sich<br />

mit kognitivem Wissen zu ANDEREM, neuen Lernen und<br />

Schlüsselkompetenzen.<br />

• Gesellschaft muss sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> engagieren, und<br />

<strong>Schule</strong> ist Teil <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

• Um die Schnittstellen dieser Beziehung zu klären, braucht es<br />

Kodizes und Verträge.<br />

2.5. Die verfahrene Situation – an den <strong>Schule</strong>n, <strong>in</strong> den Bürokratien<br />

und <strong>in</strong> den Köpfen – muss aufgebrochen werden!<br />

• Dies ist <strong>der</strong> erste und <strong>der</strong>zeit wichtigste Ansatzpunkt,<br />

denn<br />

• Verän<strong>der</strong>ung beg<strong>in</strong>nt im Kopf und „im Kle<strong>in</strong>en“.<br />

• Etablierte Rout<strong>in</strong>en auf allen Ebenen müssen sich än<strong>der</strong>n!<br />

• Es braucht positive Anreize für Ideen:<br />

· dies ist Teil e<strong>in</strong>es Mentalitätswandels (die Verantwortlichen<br />

müssen lernen und Kommunizieren, dass Ideen<br />

und Neuanstöße grundsätzlich positiv s<strong>in</strong>d!),<br />

· Methoden können Ideenwettbewerbe o<strong>der</strong> Workshops se<strong>in</strong>.<br />

• Lehrer sollen lernen, an<strong>der</strong>s zu arbeiten, hier s<strong>in</strong>d kurzfristige<br />

Schritte:<br />

47


· Lehrerteams<br />

· Supervision<br />

• Es wäre s<strong>in</strong>nvoll, den demographischen Wandel bei Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler/<strong>in</strong>nen zum Aufbrechen <strong>der</strong> Lage zu<br />

nutzen.<br />

2.6. F<strong>in</strong>anzierung<br />

• Es braucht verän<strong>der</strong>te beziehungsweise neue Schwerpunkte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Bildung.<br />

• Also nicht e<strong>in</strong>fach „mehr Geld für dasselbe“!<br />

• Es braucht auch e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Begriff von Investition<br />

und e<strong>in</strong>e Neubewertung von Bildung dar<strong>in</strong>.<br />

• Schließlich braucht es auch e<strong>in</strong>e bessere F<strong>in</strong>anzierung<br />

des deutschen Bildungssystems: Wir s<strong>in</strong>d im OECD-Vergleich<br />

weit h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Liga <strong>der</strong> Industrielän<strong>der</strong>. Diesen<br />

Rückstand müssen wir aufholen!<br />

• Es braucht auch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, besser verteilte Verantwortung<br />

für das Geld, z.B. durch Schulbudgets.<br />

2.7. Lehrer- und Schulleiterausbildung<br />

• In <strong>der</strong> offenen, autonomen <strong>Schule</strong> verän<strong>der</strong>t sich die<br />

Rolle von Lehrern.<br />

• Die Ausbildung muss daher entsprechend dieser neuen<br />

Rolle von Lehrern gestaltet werden.<br />

• Lehrer sollen <strong>Engagement</strong> lehren, verstehen und vorleben,<br />

<strong>als</strong>o Vorbild se<strong>in</strong>!<br />

• Der Beamtenstatus muss verän<strong>der</strong>t werden.<br />

48<br />

AG: Dialog <strong>der</strong> Generationen – Übergangsbeziehungen<br />

auf dem Weg von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>s Leben<br />

Volker Amrhe<strong>in</strong>,<br />

Projektebüro „Dialog <strong>der</strong> Generationen“, Berl<strong>in</strong><br />

1. Ausgangspunkt <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

Die Konjunktur von Patenschaftsprogrammen hat verschiedene<br />

H<strong>in</strong>tergründe. Diese Maßnahmen entstehen <strong>in</strong> kommunalen<br />

Kontexten, die sich <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> Jugendarbeitslosigkeit<br />

widmen. Sie s<strong>in</strong>d häufig Bestandteil von Stiftungsprogrammen,<br />

die je eigene Schwerpunkte setzen:<br />

• die Anbahnung von Freundschaften zwischen Jung und Alt,<br />

• die Integration von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

• die Begleitung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch kranker Eltern,<br />

• die schulische Unterstützung,<br />

• die För<strong>der</strong>ung von Demokratieverständnis und gesellschaftlicher<br />

Partizipation.<br />

Nicht zuletzt spielen sie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle dort, wo die<br />

ältere Generation e<strong>in</strong>en Beitrag zur Entlastung von Familie<br />

leistet. Hiervon zeugen landesweite bzw. europäische Netzwerke<br />

u.a. <strong>der</strong> „Oma-Hilfsdienste“.<br />

Die Arbeitsgruppe g<strong>in</strong>g anhand <strong>der</strong> Praxis des Jugendbüros<br />

Neu-Isenburg (Projekt „Alt hilft Jung“) und des Centrums<br />

für nachberufliche Orientierung (Ceno) <strong>in</strong> Köln (Projekt „Der<br />

Pate“) den Motiven, Wirkungen und Ergebnissen dieser Arbeit<br />

nach und betrachtete <strong>der</strong>en Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Dabei<br />

g<strong>in</strong>g es um die Klärung <strong>der</strong> Frage, welche Rolle sie im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Implementierung des <strong>Bildungsziel</strong>s „<strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ spielen können.<br />

Die Projektdarstellungen dazu s<strong>in</strong>d im h<strong>in</strong>teren Teil <strong>der</strong> Dokumentation<br />

– Vorstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e, Initiativen und Projekte<br />

– zu f<strong>in</strong>den.<br />

2. Anliegen und zentrale Fragen <strong>der</strong> Teilnehmer/<br />

<strong>in</strong>nen<br />

• Welchen Stellenwert hat <strong>der</strong> Gesamtkomplex „<strong>Schule</strong>/<br />

Bildung/Elternhaus/<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“ für<br />

die Zukunft?<br />

• Wo lässt sich die Verantwortung hierfür verorten?<br />

• Wie werden Institutionen für bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

durchlässig?<br />

• Wie sollten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gestaltet werden?<br />

• Wie können ältere Menschen gewonnen werden?<br />

• Welche Zugangswege zum bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong><br />

bieten sich?


• Wie kann man mit Wi<strong>der</strong>ständen umgehen, die freiwilligem<br />

o<strong>der</strong> bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> entgegenstehen?<br />

• Wie kann sich <strong>der</strong> Dialog <strong>der</strong> Generationen <strong>in</strong>nerhalb<br />

und außerhalb <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> entwickeln?<br />

• Was s<strong>in</strong>d Grundbed<strong>in</strong>gungen für generationsübergreifende<br />

Begegnungen?<br />

• Wie lassen sich Erfolgskriterien generationsübergreifen<strong>der</strong><br />

Arbeit bestimmen?<br />

• Warum fallen so viele Schüler/<strong>in</strong>nen durchs Raster?<br />

• Wie könnte <strong>der</strong> exemplarische Lebenslauf e<strong>in</strong>es Schülers<br />

(h<strong>in</strong>sichtlich bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>s) aussehen?<br />

• Hat bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Alibi-Funktion?<br />

• Müssen wir uns <strong>der</strong> Schulbildung auf e<strong>in</strong>er elementaren<br />

Ebene annehmen?<br />

• Muss nicht auch e<strong>in</strong>e strukturelle Diskussion geführt<br />

werden (über Professionalität, Politikstrategien, Theorieansätze)?<br />

3. Themen und Thesen<br />

Patenschaften s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

von Schülern, aber sie bieten Erfahrungen, die evtl. dafür<br />

prädest<strong>in</strong>ieren.<br />

Die Kooperation von Paten/Patenschaftsträgern und <strong>Schule</strong>n<br />

ist e<strong>in</strong>e langfristig zu planende und zu leistende Aufgabe.<br />

Schwierigkeiten:<br />

• wenn Paten <strong>als</strong> Konkurrenten <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>/Lehrer gesehen<br />

werden<br />

• wenn <strong>Schule</strong> die Hilfe von außen <strong>als</strong> Bedrängung empf<strong>in</strong>det<br />

• wenn ambitionierte Lehrer sich überfor<strong>der</strong>n/überfor<strong>der</strong>t<br />

werden<br />

Die Kooperation for<strong>der</strong>t <strong>in</strong>tensive Begleitung durch den Träger<br />

des Programms.<br />

Die Begleitung und Betreuung <strong>der</strong> Patenschaften erfor<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong> professionelles Sett<strong>in</strong>g (Supervision, Austausch <strong>der</strong> Paten<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, Fortbildung, Eltern-Schüler-Coach<strong>in</strong>g, Aktionstage,<br />

etc.).<br />

Paten s<strong>in</strong>d Akteure <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vernetzten Struktur, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugende<strong>in</strong>richtungen,<br />

Freiwilligenagenturen, Betriebe, <strong>Schule</strong>n,<br />

Kommunen und weitere Partner zusammenwirken.<br />

Die Anbahnung <strong>der</strong> Patenschaften orientiert sich an den Interessenlagen<br />

<strong>der</strong> Partner:<br />

• Die älteren Menschen wollen ihre Kompetenzen und<br />

Kenntnisse weitergeben und suchen – jenseits des Erreichten<br />

– nach neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen und S<strong>in</strong>nhorizonten.<br />

• Die Zielperspektiven <strong>der</strong> Jugendlichen beziehen sich auf<br />

Informationen über die Ausbildungsstellen, Hilfen zur<br />

Selbstreflexion und auf die Formulierung von (selbst gestellten)<br />

Aufgaben.<br />

Die Vorbereitungs-Sem<strong>in</strong>are für die Paten enthalten Beiträge<br />

über:<br />

• die Lebenswelt <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

• <strong>Schule</strong> heute<br />

• Methodische Ansätze <strong>in</strong> Haupt- und För<strong>der</strong>schulen<br />

• Soziale und kulturelle Milieus<br />

• Konfliktbewältigung, Kommunikation<br />

• Arbeitsmarkt heute<br />

• Zielvere<strong>in</strong>barungen<br />

Die Vorbereitungs-Sem<strong>in</strong>are für Jugendliche enthalten Beiträge<br />

über<br />

• Lebens- und Berufsziele<br />

• Träume und Wünsche<br />

• Erwartungen/Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ausbildungsstelle<br />

• Bewerbungsgespräche<br />

• Reality check<br />

Die Beziehungsarbeit macht die Qualität e<strong>in</strong>er Patenschaft<br />

aus. Es geht nicht um Aktivitäten für Jugendliche, son<strong>der</strong>n<br />

um den Kontakt und die Entwicklung e<strong>in</strong>es Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Hierbei s<strong>in</strong>d Anregungen (Veranstaltungsbesuche, Anerkennung/Belohnung)<br />

und <strong>der</strong> Gesprächszusammenhang mit<br />

Professionellen und Gleichaltrigen wichtige Elemente. Aber<br />

auch Erfolgserlebnisse (spürbar bessere Leistungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong>) motivieren Jugendliche zu weiteren Schritten.<br />

Verschafft die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong> Alibi für eigene Versäumnisse?<br />

Verdachtsmomente:<br />

• wenn bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> Lückenfüller (<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Ganztagsschule) benutzt wird<br />

• wenn das <strong>Engagement</strong> von Eltern <strong>als</strong> Feuerwehr-Funktion<br />

missbraucht wird<br />

• bei Versagen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, den Übergang <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> den Beruf zu meistern<br />

• bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ist nicht geeignet, politische<br />

Verantwortung zu verlagern, bzw. Politik aus <strong>der</strong><br />

Verantwortung zu entlassen.<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> kann im Schulalltag e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Entlastungsfunktion bieten.<br />

Aspekte:<br />

• Es geht bei „<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“<br />

nicht um e<strong>in</strong>e Alternative, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e Ergänzung.<br />

• <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> zeigt Grenzen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

auf und öffnet den Horizont für Strukturentwicklungen.<br />

• Zentral für die Patenschaft ist die – auf Verständnis und<br />

Respekt basierende – Beziehung zu den Schülern/<strong>in</strong>nen,<br />

niem<strong>als</strong> die Botschaft: Du bist e<strong>in</strong>/e Versager/<strong>in</strong>.<br />

49


Gefahren:<br />

• Wettbewerb und Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Lehrerschaft<br />

(Helferolympiade „Wer hilft am besten“ und Hilfssheriff<br />

„<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>“)<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den Strukturen können auch zum Ausbremsen<br />

des Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s führen.<br />

• Durch den Kampf auf Nebenschauplätzen werden die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen aus dem Auge verloren.<br />

Es ist unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich, die Rolle des freiwilligen <strong>Engagement</strong>s<br />

<strong>in</strong> <strong>Schule</strong> zu def<strong>in</strong>ieren, sich über Auftrag, Ziel<br />

und die Ebene <strong>der</strong> Kooperation zu verständigen (<strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> auf Augenhöhe).<br />

4. Resümee<br />

Es handelt sich um e<strong>in</strong> Hauptspannungsfeld. Es gibt ke<strong>in</strong>en<br />

Königsweg. Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>Schule</strong> und Lehrerschaft<br />

muss geführt werden, zum Wohle aller. Gewünscht<br />

wird mehr Kooperation, Gelassenheit und Offenheit für den<br />

Aufbruch, weniger Profilneurose. Der Fokus ist auf den Auftrag<br />

zu richten, die Entwicklung <strong>der</strong> Jugendlichen zu beobachten.<br />

Ermutigend ist die Erfahrung, dass <strong>Schule</strong> sich verän<strong>der</strong>n<br />

kann und sich bereits verän<strong>der</strong>t hat;<br />

dass Anerkennung und Unterstützung durch Schulleitung<br />

und Fachkonferenzen erlebt wird,<br />

und sich dadurch neuer Spielraum eröffnet.<br />

Ermutigend ist auch die Beobachtung, dass bei Ausbildungsforen<br />

(Gremien vor Ort) alle an e<strong>in</strong>em Strang ziehen:<br />

Wirtschaft, Politik, <strong>Schule</strong> und Kommune geme<strong>in</strong>sam.<br />

5. L<strong>in</strong>ks<br />

www.generationendialog.de<br />

www.jugend-engagiert-sich.de<br />

www.biffy.de<br />

www.efi-programm.de<br />

www.encymo.org<br />

www.jung-trifft-alt.de<br />

www.jugendbuero.neu-isenburg.de<br />

www.bagfa.de<br />

www.ceno-koeln.de<br />

www.awo-mittelrhe<strong>in</strong>.de<br />

50<br />

AG: Das Eigene und das Fremde:<br />

Interkulturelles Lernen durch bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Susanne Huth,<br />

INBAS-Sozialforschung GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

1. H<strong>in</strong><strong>der</strong>grund<br />

Annähernd 10 Millionen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler werden<br />

<strong>der</strong>zeit an den allgeme<strong>in</strong>bildenden <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland unterrichtet, hierunter s<strong>in</strong>d knapp<br />

950.000 (9%) K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche ohne deutschen<br />

Pass 1 , wobei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

deutlich höher liegt – <strong>in</strong> den Stadtstaaten<br />

Bremen und Hamburg beträgt er unter den 15-Jährigen<br />

ca. 40%, <strong>in</strong> Hessen und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen fast e<strong>in</strong> Drittel,<br />

<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz mehr <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Viertel und <strong>in</strong> Bayern mehr<br />

<strong>als</strong> e<strong>in</strong> Fünftel. In den östlichen Bundeslän<strong>der</strong>n liegen die<br />

Anteile maximal bei ca. 5%. 2<br />

Auch die „Migrationsgeschichten“ <strong>der</strong> jeweiligen Schülergruppen<br />

s<strong>in</strong>d deutlich unterschiedlich. „Nur“ zwei Drittel<br />

<strong>der</strong> bayrischen Schüler/<strong>in</strong>nen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />

Eltern, die beide im Ausland geboren s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Hessen<br />

und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen s<strong>in</strong>d es mehr <strong>als</strong> drei Viertel <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen. Auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> regionalen Herkunft <strong>der</strong><br />

Migrant/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d Unterschiede erkennbar. So gibt es <strong>in</strong><br />

Bayern deutlich weniger Jugendliche türkischer o<strong>der</strong> polnischer<br />

Herkunft o<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion<br />

<strong>als</strong> <strong>in</strong> Hessen und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. Betrachtet<br />

man nun noch die Sprachpraxis <strong>der</strong> Familien, zeigen sich<br />

weitere Unterschiede: Der Anteil <strong>der</strong>jenigen, die Deutsch<br />

nicht <strong>als</strong> Umgangssprache <strong>der</strong> Familie angeben, ist <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

1,8-mal so hoch wie <strong>in</strong> Bayern. 3<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es evident, dass <strong>in</strong>terkulturelles<br />

Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, und zwar für alle Beteiligten – Schüler/<strong>in</strong>nen,<br />

Lehrer/<strong>in</strong>nen und Eltern – den Erwerb von Kompetenzen<br />

und Qualifikationen ermöglicht, um dem Fremden<br />

hier und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt mit e<strong>in</strong>er Offenheit gegenüber<br />

kultureller Vielfalt zu begegnen und den <strong>Schule</strong>rfolg von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu för<strong>der</strong>n.<br />

Das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong> von MigrantInnen<br />

selbst kann hier e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag leisten.<br />

Interkulturelles Lernen kann zunächst <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Lernprozess<br />

und Reflexion über die eigene Kultur, Lebensform,<br />

Geschichte und Gesellschaft begriffen werden. Dabei ist<br />

Selbstreflexion und H<strong>in</strong>terfragen <strong>der</strong> eigenen (ethnozentristischen)<br />

Perspektive gefragt. Interkulturelles Lernen ist<br />

e<strong>in</strong> dialogischer Prozess, <strong>der</strong> die Fähigkeit erfor<strong>der</strong>t, „frem-


de“ Perspektiven anzuerkennen und die eigene Perspektive<br />

durch das „Fremde“ <strong>in</strong> Frage stellen zu lassen. So ist die<br />

E<strong>in</strong>sicht nötig, gesellschaftliche Lösungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Diskurs<br />

von Menschen und Gruppen verschiedener Standorte und<br />

Sichtweisen entwickeln zu müssen. Insgesamt können Ziele<br />

und Inhalte des <strong>in</strong>terkulturellen Lernens <strong>in</strong>dividuell sehr<br />

verschieden se<strong>in</strong>. 4<br />

2. Praxisbeispiele<br />

2.1 World University Service e.V. (WUS), Projekt „Grenzenlos<br />

– Interkulturelles Lernen im Dialog“<br />

(Anne Kirchenbüchler und Khaliun Baatarkhuu)<br />

Der World University Service e.V. (WUS) wurde 1950 <strong>in</strong><br />

Deutschland gegründet. Der Vere<strong>in</strong> ist überkonfessionell<br />

und politisch unabhängig. Der WUS versteht sich <strong>als</strong> <strong>in</strong>ternationale<br />

Geme<strong>in</strong>schaft von Studierenden, Lehrenden<br />

und Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen im Bildungssektor und ist <strong>in</strong> über 50<br />

Staaten <strong>der</strong> Erde vertreten, so etwa <strong>in</strong> Äthiopien, Portugal,<br />

Paläst<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> Rumänien.<br />

Die Arbeitsbereiche des WUS s<strong>in</strong>d:<br />

• Durchführung von Bildungsprogrammen zur nachhaltigen<br />

Entwicklung,<br />

• Durchführung von Stipendienprogrammen,<br />

• Unterstützung von Studierenden aus den Län<strong>der</strong>n des<br />

Südens während ihres Studiums <strong>in</strong> Deutschland,<br />

• Unterstützung von Rückkehrer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Heimatland<br />

durch Sem<strong>in</strong>are und das Arbeitsplatzausstattungsprogramm.<br />

Der WUS setzt sich für das Menschenrecht auf Bildung (Art.<br />

26 <strong>der</strong> allg. Menschenrechtserklärung) und für e<strong>in</strong>e Entwicklung<br />

gerechter sozialer und politischer Strukturen e<strong>in</strong>.<br />

Der WUS erstellt Publikationen, wie etwa den Rundbrief<br />

Bildungsauftrag NordSüd und bietet Sem<strong>in</strong>are zu entwicklungsbezogenen<br />

Themengebieten für Studierende aus den<br />

Län<strong>der</strong>n des Südens an. Weitere Informationen f<strong>in</strong>den sich<br />

unter www.wusgermany.de.<br />

Das Projekt „Grenzenlos – Interkulturelles Lernen im Dialog“<br />

wird seit Juni 2003 <strong>als</strong> Pilotprojekt <strong>in</strong> Hessen, Brandenburg<br />

und Berl<strong>in</strong> durchgeführt. Über das Projekt werden<br />

ausländische Studierende aus Late<strong>in</strong>amerika, Asien und Afrika,<br />

die an deutschen Hochschulen studieren, <strong>als</strong> Lern- und<br />

Lehrpartner an Lehrkräfte <strong>in</strong> den drei Bundeslän<strong>der</strong>n vermittelt.<br />

Geför<strong>der</strong>t wird das Projekt vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und<br />

durch die Europäische Union.<br />

Neu am Projekt „Grenzenlos“ ist, dass die Ressourcen <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> ausländischen Studierenden <strong>als</strong> „authentische<br />

Lernquellen“ <strong>in</strong> den Unterreicht e<strong>in</strong>bezogen werden. Bevor<br />

die Studierenden jedoch <strong>als</strong> außerschulische Referent<strong>in</strong>nen<br />

und Referenten an die <strong>Schule</strong>n gehen, werden sie <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>aren,<br />

die von Bildungspraktiker/<strong>in</strong>nen durchgeführt werden,<br />

für ihren E<strong>in</strong>satz qualifiziert. Später, nach erfolgreichem<br />

Besuch dreier Sem<strong>in</strong>are und <strong>der</strong> Praxise<strong>in</strong>heiten an<br />

<strong>Schule</strong>n, legen die Studierenden vor e<strong>in</strong>em Prüfungsausschuss<br />

e<strong>in</strong>e Prüfung ab, um nach bestandener Prüfung das<br />

Zertifikat zum „facilitator for global and <strong>in</strong>tercultural education“<br />

zu erhalten.<br />

Vorteile <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Studierenden aus den Län<strong>der</strong>n<br />

des Südens <strong>in</strong> den Unterricht s<strong>in</strong>d die folgenden:<br />

• Enge Zusammenarbeit <strong>der</strong> beiden Lehrpartner/<strong>in</strong>nen – <strong>der</strong><br />

LehrerInnen und <strong>der</strong> Studierenden. Vor <strong>der</strong> Praxisphase<br />

<strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n lernen sich die <strong>in</strong>teressierten „Kooperationslehrer/<strong>in</strong>nen“<br />

und die Studierenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Sem<strong>in</strong>ar kennen. Dort tauschen sie sich zunächst<br />

über Fragen <strong>der</strong> „Identität“, „Integration“ und „Kultur“<br />

aus. Im Laufe des Sem<strong>in</strong>ars f<strong>in</strong>den sich die Lehrpartner/<br />

<strong>in</strong>nen zusammen und besprechen erste Unterrichtsvorhaben<br />

und Term<strong>in</strong>e.<br />

• Die Studierenden durchliefen <strong>in</strong> ihrer Heimat die gesamte<br />

Sozialisation. Sie wuchsen <strong>in</strong> ihrer eigenkulturellen<br />

Lebenswelt auf und halten während ihres Studiums <strong>in</strong><br />

Deutschland weiterh<strong>in</strong> sehr engen Kontakt zu ihren Familien<br />

und zu ihrem Heimatland. Durch den Perspektivwechsel<br />

haben sie meist e<strong>in</strong>en sehr differenzierten Blick auf<br />

ihre Herkunftslän<strong>der</strong>, auf die politischen, ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen Verhältnisse.<br />

• Gleichzeitig s<strong>in</strong>d sie (<strong>in</strong>ter-)aktive Zeitzeugen für das Zusammenleben<br />

unterschiedlicher Kulturen. Die Studierenden<br />

erleben tagtäglich positives und negatives <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

neuen, fremden, kulturellen Lebenswelt <strong>in</strong> Deutschland,<br />

sodass sie unterschiedliche Perspektiven auch SchülerInnen<br />

sehr glaubhaft, weil sehr anschaulich vermitteln können.<br />

• Zusätzlich br<strong>in</strong>gen die Studierenden Fachwissen <strong>in</strong> ganz<br />

unterschiedlichen Bereichen mit, gemäß den Studiengängen,<br />

die sie <strong>in</strong> Deutschland studieren. Dieses Fachwissen,<br />

verknüpft mit den persönlichen Erfahrungen im Herkunftsland,<br />

bietet e<strong>in</strong> umfangreiches Potenzial, das fächerübergreifend<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden kann.<br />

Von August 2003 bis März 2004 wurden bereits über hun<strong>der</strong>t<br />

Lehrkooperationen an <strong>in</strong>sgesamt 30 <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

Brandenburg und Hessen durchgeführt, darunter Projekttage<br />

und Schülersem<strong>in</strong>are. Im Schulhalbjahr 2004/05 kooperieren<br />

<strong>der</strong>zeit etwa 40 Studierende mit 25 <strong>Schule</strong>n zu<br />

Themen wie „Verschuldungskrise am Beispiel Perus“, Koka<br />

ist nicht gleich Koka<strong>in</strong> – Zur Problematik <strong>der</strong> Kokabauern“,<br />

„Die Mongolei <strong>als</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> Transformationsland“<br />

o<strong>der</strong> auch zu „Regenerative Energien“ und „Das Ökosystem<br />

<strong>der</strong> Galapagos<strong>in</strong>seln“.<br />

51


2.2 <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> türkischer Eltern<br />

FÖTED Fö<strong>der</strong>ation türkischer Elternvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>der</strong> Türkische Elternvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>/Brandenburg e.V.<br />

(Dr. Ertek<strong>in</strong> Özcan)<br />

Türkische Eltern <strong>der</strong> zweiten und zum Teil auch <strong>der</strong> dritten<br />

Generation verfügen oftm<strong>als</strong> nur über unzureichende Informationen<br />

über das deutsche Schulsystem. Die Unsicherheit<br />

gegenüber <strong>der</strong> deutschen <strong>Schule</strong>, die Angst vor Behörden,<br />

die sprachlichen Defizite, <strong>der</strong> ungesicherte Rechtsstatus<br />

und/o<strong>der</strong> die jeweiligen alltäglichen Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

bilden Hemmschwellen, die verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass<br />

sich Eltern türkischer Herkunft aktiv <strong>in</strong> die Elternarbeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

und <strong>in</strong> Schulgremien e<strong>in</strong>setzen.<br />

Die FÖTED hat bundesweit über 60 Mitglie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>e und<br />

über 5.000 E<strong>in</strong>zelmitglie<strong>der</strong>. Sowohl die Fö<strong>der</strong>ation <strong>als</strong> auch<br />

die Mitgliedsvere<strong>in</strong>e selbst leisten e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen türkischer<br />

Herkunft. Beispielsweise werden folgende Dienstleistungen<br />

durch die Aktivitäten <strong>der</strong> Mitgliedsvere<strong>in</strong>e angeboten:<br />

• Zehntausende Eltern werden jährlich telefonisch von den<br />

Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formiert.<br />

• Die Vere<strong>in</strong>e werden von tausenden Eltern persönlich aufgesucht,<br />

um sich fachlich beraten zu lassen. Zudem stehen<br />

ihnen bei Bedarf Begleitungen bei Schul- und Behördengängen<br />

zur Verfügung.<br />

• Die Vere<strong>in</strong>e werden von tausenden Schüler/<strong>in</strong>nen aufgesucht,<br />

die durch Hausaufgabenbetreuung unterstützt werden<br />

o<strong>der</strong> denen Nachhilfelehrer/<strong>in</strong>nen vermittelt werden.<br />

• Hun<strong>der</strong>te von Informationsveranstaltungen, die sich sowohl<br />

an Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>als</strong> auch an Eltern richten, werden<br />

organisiert und durchgeführt.<br />

• Feierlichkeiten, wie <strong>der</strong> Internationale K<strong>in</strong><strong>der</strong>tag „23 Nisan“,<br />

werden <strong>in</strong> ca. 30 Städten <strong>der</strong> Bundesrepublik <strong>in</strong>terkulturell<br />

gefeiert.<br />

Die Fö<strong>der</strong>ation Türkischer Elternvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Deutschland und<br />

<strong>der</strong> Bund <strong>der</strong> Türkischen Lehrervere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Deutschland organisieren<br />

jährlich geme<strong>in</strong>sam m<strong>in</strong>destens zwei Fachkonferenzen<br />

auf Bundesebene. Bei diesen Fachkonferenzen<br />

kommt es zu e<strong>in</strong>em gegenseitigen Wissens- und Informationsaustausch.<br />

Weiterh<strong>in</strong> werden geme<strong>in</strong>same Überlegungen<br />

und Vorschläge diskutiert, wie das Bildungssystem zu<br />

e<strong>in</strong>er besseren Beherrschung sowohl <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

<strong>als</strong> auch <strong>der</strong> Muttersprache <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nichtdeutscher<br />

Herkunftssprache beitragen kann.<br />

Der Türkische Elternvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>/Brandenburg e.V. wurde<br />

im November 1985 von türkischen Eltern gegründet. Der<br />

Vere<strong>in</strong> vertritt die Interessen <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen und Eltern<br />

türkischer Herkunft auf Landesebene. Seit se<strong>in</strong>er Gründung<br />

hat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> die Trägerschaft für mehrere Projekte übernommen,<br />

die durch verschiedene Stellen f<strong>in</strong>anziert werden:<br />

• Beratung für türkische Eltern, Schüler/<strong>in</strong>nen und MultiplikatorInnen<br />

zu den folgenden Themenbereichen: Vorschu-<br />

52<br />

lische Erziehung, Schullaufbahnberatung, Vermittlung <strong>in</strong><br />

Konfliktssituationen, Hilfestellungen bei <strong>der</strong> beruflichen<br />

Orientierung<br />

• Gruppenarbeit und Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften: Vorschulische<br />

Erziehung; Schularbeitszirkel/Hausaufgabenhilfe (SAZ)/Jugendarbeit/Berufsausbildung;<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildende <strong>Schule</strong>n<br />

(e<strong>in</strong>schl. Son<strong>der</strong>schulen); Muttersprachlicher Unterricht;<br />

Elternarbeit; Elternarbeit mit türkischen Müttern<br />

• Informationsveranstaltungen und Sem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> deutscher<br />

und türkischer Sprache für türkische Eltern, Elternvertreter/<strong>in</strong>nen,<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen und Multiplikator/<strong>in</strong>nen<br />

• Schularbeitszirkel und Nachhilfebörse für Grund- und<br />

OberschülerInnen; Vermittlung von jährlich über 800<br />

Nachhilfelehrer/<strong>in</strong>nen; Information über Vere<strong>in</strong>e und Projekte,<br />

die Hausaufgabenhilfe und För<strong>der</strong>kurse <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Berl<strong>in</strong>er Bezirken anbieten<br />

• Alphabetisierungs- und Deutschkurs für türkische Mütter<br />

und Frauen<br />

• KITA „Kle<strong>in</strong>er Frosch“; seit 1993 betreibt <strong>der</strong> Türkische Elternvere<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e zweisprachige (Deutsch-Türkisch) Elternlnitiativ-Kita<br />

(K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte „Kle<strong>in</strong>er Frosch“ – Küçük<br />

Kurbaa Yuvası) mit 40 Plätzen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Mitte. Die KITA<br />

wird von <strong>der</strong> Senatsverwaltung Jugend f<strong>in</strong>anziert.<br />

• Mete-Eki-Fonds mit <strong>der</strong> Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

GEW-Berl<strong>in</strong>: Er vergibt seit 1992 e<strong>in</strong>en Preis an<br />

e<strong>in</strong>zelne Jugendliche o<strong>der</strong> Jugendgruppen, die sich mit<br />

konkreten Beiträgen für das friedliche Zusammenleben<br />

deutscher und nichtdeutscher Jugendlicher <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>setzen.<br />

3. Ergebnisse<br />

Anhand <strong>der</strong> Projektbeispiele und <strong>der</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />

wurde <strong>in</strong> dieser Arbeitsgruppe herausgearbeitet,<br />

welche Möglichkeiten es für den E<strong>in</strong>bezug bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> gibt und <strong>in</strong>wiefern bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> zum <strong>in</strong>terkulturellen Lernen aller<br />

Beteiligten beiträgt, um so wichtige Praxisimpulse für<br />

die Implementierung von Projekten <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n zu erhalten.<br />

Unter den Teilnehmenden an dieser Arbeitsgruppe waren<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen, Freiwilligenkoord<strong>in</strong>ator/<strong>in</strong>nen, Projektmitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> den Bereichen generationenübergreifendes<br />

und <strong>in</strong>terkulturelles Lernen und Wissenschaftler/<strong>in</strong>nen.<br />

Das Projekt „Grenzenlos – Interkulturelles Lernen im Dialog“<br />

verdeutlichte vor allem, dass das <strong>Engagement</strong> <strong>der</strong> ausländischen<br />

Studierenden, die vor ihrem eigenen kulturellen<br />

H<strong>in</strong>tergrund mit den Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Gespräch kommen,<br />

auch den Schüler/<strong>in</strong>nen – gleich welcher Herkunft – Motivation<br />

und Ansporn ist, denn es zeigt, „ich kann es schaffen“.<br />

Dieser Effekt von <strong>Engagement</strong> wird auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Projekten deutlich, wenn Jugendliche im Rahmen ihres <strong>Engagement</strong>s<br />

die Möglichkeit erhalten, Seiten und Kompetenzen<br />

von sich zu zeigen, die sonst <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nicht gefragt<br />

s<strong>in</strong>d, und für die sie entsprechende Anerkennung erhalten.


E<strong>in</strong> wichtiger Effekt <strong>der</strong> Begegnung <strong>der</strong> Kulturen und <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Lernens von ausländischen Studierenden und<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen liegt auch im Abbau von Stereotypen und<br />

Vorurteilen. Interkulturelle Kompetenz, so e<strong>in</strong> Ergebnis, ist<br />

Erfahrungssache.<br />

Bisher, so wurde deutlich, wird <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz<br />

und <strong>in</strong>terkulturelles Lernen vor dem H<strong>in</strong>tergrund des hohen<br />

Anteils von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n<br />

zu wenig umgesetzt und beachtet. Dabei sollte Kultur<br />

<strong>als</strong> alle Lebensbereiche umfassend und e<strong>in</strong>er permanenten<br />

Verän<strong>der</strong>ung unterliegend verstanden werden. Die verschiedenen<br />

Kulturen sollten sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dialog auf gleicher Augenhöhe<br />

begegnen.<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk muss den Defiziten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer/<br />

<strong>in</strong>nen- und Erzieher/<strong>in</strong>nenausbildung gelten. Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />

und Erzieher/<strong>in</strong>nen müssen demnach auch zu <strong>in</strong>terkultureller<br />

Kompetenz und <strong>in</strong>terkulturellem Lernen befähigt und auf<br />

die Problemlagen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausländischer Herkunft vorbereitet<br />

werden. Neben den Lehrer/<strong>in</strong>nen, so zeigte das Projektbeispiel<br />

<strong>der</strong> türkischen Elternvere<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s deutlich,<br />

müssen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Eltern <strong>in</strong>formiert, beraten,<br />

e<strong>in</strong>bezogen und befähigt werden, für den <strong>Schule</strong>rfolg<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> aktiv zu werden.<br />

Insgesamt, so das Ergebnis, kommt dem bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung für<br />

<strong>in</strong>terkulturelles Lernen aller Beteiligten und damit für den<br />

Abbau von Stereotypen und Vorurteilen, für den <strong>Schule</strong>rfolg<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und für die gesamtgesellschaftliche Integration zu.<br />

Dabei ersche<strong>in</strong>en die folgenden Punkte essenziell:<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> (Eltern-)Vere<strong>in</strong>sarbeit von Migrant/<strong>in</strong>nen;<br />

• Information, Befähigung und E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Eltern;<br />

• Ausweitung des E<strong>in</strong>bezugs Dritter <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>;<br />

• Verankerung <strong>in</strong>terkulturellen Lernens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen-<br />

und Erzieher/<strong>in</strong>nenausbildung <strong>als</strong> Querschnittsthema.<br />

1 Bericht <strong>der</strong> Beauftragten <strong>der</strong> Bundesregierung für Auslän<strong>der</strong>fragen<br />

über die Lage <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />

Bonn und Berl<strong>in</strong> 2002, S. 418.<br />

2 Baumert, Jürgen/Schümer, Gundel (2002): Familiäre Lebensverhältnisse,<br />

Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb<br />

im nationalen Vergleich. In: Deutsches PISA-Konsortium<br />

(Hrsg., 2002): PISA 2000 – Die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland im Vergleich. Opladen: Leske + Budrich, S.<br />

159-202.<br />

3 Bund-Län<strong>der</strong>-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />

(Hg.) (2003): För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (Gutachten), Heft<br />

107, Bonn 2003, S. 13. (www.blk-bonn.de/papers/heft107.<br />

pdf)<br />

4 Vgl. hierzu Rie<strong>der</strong>, Mario: „Interkulturelles Lernen“ E<strong>in</strong>ige<br />

(Er)Klärungsversuche. In: Rie<strong>der</strong>, Mario: Bildungsprojekte<br />

<strong>der</strong> Volkshochschule Ottakr<strong>in</strong>g. Wien: Promedia Verlag<br />

1992, www.navigar.at/texte.html.<br />

53


Interview<br />

Nachgefragt<br />

Annette Riedel (DeutschlandRadio)<br />

im Gespräch mit<br />

Doris Ahnen, M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für Bildung, Frauen und Jugend des<br />

Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Tagung Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> Kulturm<strong>in</strong>isterkonferenz)<br />

Riedel:<br />

Frau Ahnen, die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz (KMK) wird mitunter<br />

hart kritisiert: Sie sei zu langsam, zu <strong>in</strong>effizient – eher<br />

e<strong>in</strong> Bremser. Was entgegnen Sie dieser fundamentalen Kritik?<br />

Ahnen:<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e überzeugte Fö<strong>der</strong>alist<strong>in</strong>. Gerade weil man für<br />

viele <strong>der</strong> hier vorgestellten Projekte die Möglichkeit haben<br />

muss, sich von unten entwickeln zu lassen, brauchen wir<br />

die Bildungshoheit auf Län<strong>der</strong>ebene. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

braucht man auf Bundesebene e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsgremium,<br />

um Vergleichbarkeit, Anerkennung und Mobilität zu gewährleisten<br />

und um geme<strong>in</strong>same Innovationen auf den Weg<br />

zu br<strong>in</strong>gen. Diese Aufgabe hat die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz.<br />

Und diese hat sie – gerade was die letzten Jahre betrifft –<br />

gar nicht so schlecht gemeistert.<br />

Riedel:<br />

Bereits 8 von 16 Bundeslän<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d Mitglied im Bundesnetzwerk<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong>. Welchen Stellenwert<br />

hat die Diskussion über das Thema Bürgerengagement<br />

<strong>in</strong> und an <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz?<br />

Gibt es da sichtbare Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Län<strong>der</strong>n?<br />

54<br />

Ahnen:<br />

Zunächst: Ich f<strong>in</strong>de es toll, dass schon acht Bundeslän<strong>der</strong><br />

beteiligt s<strong>in</strong>d und wünsche dem BBE von Herzen, dass<br />

es <strong>in</strong> Zukunft noch viel mehr werden. Ihre Frage zielt aber<br />

darauf ab, welchen Stellenwert die Kultusm<strong>in</strong>ister und Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>nen<br />

bei <strong>der</strong> Etablierung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> haben. Da würde ich sagen, hat<br />

sich <strong>in</strong> den letzten Jahren unheimlich viel verän<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>ige<br />

Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d etwas schneller vorausgegangen <strong>als</strong> an<strong>der</strong>e,<br />

und das über zum Teil völlig unterschiedliche Ansatzpunkte.<br />

Zum Beispiel das Projekt „Schüler helfen Leben“. Da<br />

haben sich e<strong>in</strong>ige Län<strong>der</strong> zusammengetan und gesagt, wir<br />

unterstützen dieses Projekt. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n haben dank solcher Projekte<br />

wie <strong>der</strong> „Aktion Tagwerk“ von Human Help Network Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

von Schülern jedes Jahr an e<strong>in</strong>em Sozialtag<br />

e<strong>in</strong>e Menge Geld für geme<strong>in</strong>nützige und karitative Projekte<br />

erarbeitet. Und es gibt Län<strong>der</strong>, die mit <strong>der</strong> Ganztagsschule<br />

vorangegangen s<strong>in</strong>d und erkannt haben, welche Freiräume<br />

sich daraus für die Ausgestaltung des Curriculums – und<br />

damit auch für die Verankerung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

und sozialen Lernens <strong>als</strong> <strong>Bildungsziel</strong> – ergeben. Aus<br />

me<strong>in</strong>er Sicht kann <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alismus gerade an dieser Stelle<br />

von Vorteil se<strong>in</strong>, weil man vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen kann und<br />

darüber auch Anreize geschaffen werden, D<strong>in</strong>ge nach vorne<br />

zu transportieren. Ich glaube, dass e<strong>in</strong> umfassendes Verständnis<br />

von Lernen, wie es hier auf <strong>der</strong> Tagung zum Ausdruck<br />

gekommen ist, schon sehr viel stärker gesehen wird<br />

und es e<strong>in</strong>e riesige Chance für die För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s und die Mo<strong>der</strong>nisierung von Bildung<br />

und <strong>Schule</strong> darstellt.<br />

Riedel:<br />

Was Sie zuletzt angesprochen haben ist ja nichts, was erst<br />

gestern <strong>als</strong> Gedankengut entstanden ist. Ende <strong>der</strong> 70er, Anfang<br />

<strong>der</strong> 80er Jahre wurden diese D<strong>in</strong>ge schon diskutiert.<br />

Was h<strong>in</strong><strong>der</strong>t uns denn daran, diese Impulse flächendeckend<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis umzusetzen?<br />

Ahnen:<br />

Also ich schätze die Situation so e<strong>in</strong>, dass sich das <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis nicht nur auf e<strong>in</strong> paar Leuchttürme beschränkt. Es<br />

gibt im Gegenteil sehr viele gute Beispiele und ich glaube,<br />

dass unsere Aufgabe dar<strong>in</strong> besteht, diese im Schneeballeffekt<br />

zu verbreitern. Die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz kann<br />

das unterstützen, <strong>in</strong>dem sie dazu beiträgt, Best-Practice-<br />

Beispiele sichtbar zu machen und diese über die Landesgrenzen<br />

h<strong>in</strong>aus zu kommunizieren. So habe ich auch im Übrigen<br />

den Ansatz des BBE verstanden: Die Projekte selbst<br />

basieren auf <strong>der</strong> Zusammenarbeit vor Ort. Und dann kann<br />

es wie<strong>der</strong>um Aufgabe <strong>der</strong> Politik se<strong>in</strong> – und das sollten wir<br />

auch ganz aktiv tun – diese zu würdigen. Ich spreche jetzt<br />

ganz bewusst den Aspekt <strong>der</strong> Anerkennung an, da dieser<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von <strong>der</strong> Kommunikation vor Ort abhängt und<br />

<strong>der</strong> Würdigung durch die dort ansässigen Personen bedarf.


Riedel:<br />

Glauben Sie <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, dass es hilfreich<br />

wäre, wenn bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> im Schulsystem<br />

se<strong>in</strong>en Nie<strong>der</strong>schlag fände?<br />

Ahnen:<br />

Da gibt es aus me<strong>in</strong>er Sicht e<strong>in</strong>en ganz wichtigen Aspekt:<br />

Die Ausbildung <strong>der</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen und <strong>der</strong> Erzieher/<strong>in</strong>nen. Wir<br />

haben es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädagogen-Ausbildung auch schon angesprochen,<br />

dass die Lehrerausbildung nicht das beliebteste<br />

K<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Universitäten ist. Die Pädagogen haben sehr viel<br />

für sich diskutiert, statt auch auf an<strong>der</strong>e zuzugehen und Kooperation<br />

e<strong>in</strong>zufor<strong>der</strong>n. Wir und auch e<strong>in</strong>ige Bundeslän<strong>der</strong><br />

planen zur Zeit e<strong>in</strong>e Lehrerausbildungsreform. Es ist ganz<br />

klar, dass das Hauptaugenmerk dieser Reform auf die stärkere<br />

För<strong>der</strong>ung pädagogischer Kompetenz gelegt werden<br />

muss. Wir nennen das Bildungswissenschaft, und die zielt<br />

auf die pädagogische Kompetenz <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />

aller Lehrämter ab. Und da gibt es auch Lehrämter, die<br />

mehr Nachholbedarf haben <strong>als</strong> an<strong>der</strong>e. Hier liegt für uns <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz jetzt e<strong>in</strong> ganz klarer Schwerpunkt. Und dies<br />

gilt aber auch für die an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>.<br />

Welche Kompetenzen die zukünftigen Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />

mit auf den Weg nehmen müssen, um erfolgreich ihre<br />

Aufgaben umsetzen zu können, darüber beratschlagen wir<br />

auf <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz. Der Lehrerausbildung<br />

muss heute e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Rolle zugedacht werden, <strong>als</strong><br />

es bisher <strong>der</strong> Fall war.<br />

Riedel:<br />

Abschließend noch die Frage: Wodurch kann, aus Ihrer<br />

Sicht, die KMK <strong>in</strong> Zukunft <strong>Schule</strong>n bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer<br />

Schul- und Lernkonzepte – wie z.B. <strong>der</strong> Etablierung bürgerschaftlichen<br />

<strong>Engagement</strong>s <strong>als</strong> e<strong>in</strong> <strong>Bildungsziel</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

– unterstützen?<br />

Ahnen:<br />

Die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz hat <strong>in</strong> den letzten Jahren ihre<br />

Arbeitsweise bereits massiv verän<strong>der</strong>t. Die Zeiten, <strong>in</strong> denen<br />

wir glaubten, das Bildungssystem dadurch besser zu<br />

machen, <strong>in</strong>dem wir möglichst viel <strong>in</strong> Vorschriften gießen –<br />

nach dem Motto: Je konkreter, desto besser – diese Zeiten<br />

s<strong>in</strong>d Gott sei Dank vorbei. Deshalb haben wir uns sowohl<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landespolitik <strong>als</strong> auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

darauf verständigt, dass manchmal weniger<br />

mehr ist. Das bedeutet, e<strong>in</strong>erseits zwar klar zu def<strong>in</strong>ieren,<br />

was wir den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern mit auf den Weg<br />

geben wollen, an<strong>der</strong>erseits aber auch den Handelnden im<br />

Bildungssystem mehr Freiheiten e<strong>in</strong>zuräumen und zu signalisieren,<br />

dass sie für den Weg dorth<strong>in</strong> selbst verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Ich glaube, dar<strong>in</strong> besteht auch e<strong>in</strong>e ganz wichtige Prämisse<br />

bei <strong>der</strong> Formulierung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen – auch für<br />

die <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> und an <strong>Schule</strong>n. Mehr Freiheiten<br />

zu haben, heißt, man muss auch Neues ausprobieren<br />

können. Und <strong>in</strong> diese Lücke praktisch durch e<strong>in</strong>e Tagung<br />

wie diese zu stoßen und <strong>als</strong> politische Entscheidungsträger<br />

zu signalisieren, wir begrüßen und för<strong>der</strong>n aktive Unterstützungsangebote<br />

für <strong>Schule</strong>n, dar<strong>in</strong> sehe ich e<strong>in</strong>e Riesenchance.<br />

Riedel:<br />

Ich danke Ihnen für das Interview.<br />

55


Bemerkungen und Ausblick<br />

Bemerkungen zum Abschluss <strong>der</strong> Tagung und<br />

Ausblick<br />

Thomas Kegel,<br />

Sprecher <strong>der</strong> Projektgruppe „Bildung/Qualifizierung“ des BBE<br />

und Leiter <strong>der</strong> Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland<br />

Eberhard Best,<br />

stellvertreten<strong>der</strong> Sprecher <strong>der</strong> Projektgruppe „Bildung/Qualifizierung“<br />

des BBE und Bildungsreferent <strong>der</strong> Deutschen<br />

Sportjugend<br />

Fit fürs Leben, fit fürs bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong><br />

Bildung und Qualifizierung s<strong>in</strong>d hierzulande unsere Ressourcen<br />

für die Zukunft. Deshalb müssen wir uns endlich<br />

auf den Weg machen und unser Bildungssystem reformieren.<br />

Die Orientierung auf e<strong>in</strong>e Ganztagsschule, die mit guten<br />

Geldmitteln von <strong>der</strong> Bundesregierung vorangebracht<br />

wird – die Bundeslän<strong>der</strong> unterstützen dies – ist Kern dieser<br />

Schulreform. Das Programm „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“<br />

von <strong>der</strong> Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung o<strong>der</strong><br />

auch unsere BBE-Initiative, die <strong>Schule</strong> und bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> verb<strong>in</strong>den will, s<strong>in</strong>d wichtige Bestandteile<br />

<strong>der</strong> Reform. Für das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> haben Bildung und Qualifizierung entscheidende<br />

Bedeutung für die För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

und die Gestaltung e<strong>in</strong>er aktiven Bürgergesellschaft.<br />

Deshalb hat die BBE-Arbeitsgruppe e<strong>in</strong>ige Tatkraft<br />

<strong>in</strong> die Verwirklichung dieser Tagung gesteckt. Unsere Vision<br />

56<br />

ist, dass wir mehr <strong>Schule</strong>n wie das Christian-Wolff-Gymnasium<br />

<strong>in</strong> Halle o<strong>der</strong> das Frauenlob-Gymnasium <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z mit<br />

e<strong>in</strong>er so engagierten Schülerschaft und so aktiven Lehrern<br />

<strong>in</strong> ganz Deutschland bekommen werden. Mit den Nachbarschaften<br />

eng verbundene <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Voraussetzung<br />

für die Weiterentwicklung unserer Bürgergesellschaft <strong>in</strong>sgesamt.<br />

In den <strong>Schule</strong>n muss neben dem Fachwissen die Entwicklung<br />

sozialer Kompetenzen und die Ausprägung von<br />

Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n stärker <strong>als</strong> bisher <strong>als</strong> Bestandteil des schulischen<br />

Auftrags <strong>in</strong> den Mittelpunkt des Lernens und Lehrens<br />

gerückt werden. Bildung und Erziehung gehören zusammen.<br />

Die <strong>Schule</strong>n sollen künftig auch den Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n<br />

anregen. Denn: <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> junger Menschen<br />

ist für die Zivilgesellschaft <strong>der</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e unverzichtbare<br />

Ressource.<br />

Die an<strong>der</strong>e Art zu lernen<br />

Hartmut von Hentig, <strong>der</strong> Nestor <strong>der</strong> zeitgenössischen Reformpädagogik,<br />

prägte das Bild <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> „Polis“: e<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>schaft, die sich demokratisch selbst verwaltet<br />

und selbst bestimmt. Von diesem Hentigschen Bild ausgehend<br />

wird uns schnell deutlich, dass die <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> wenigen Orte ist, <strong>in</strong> denen es K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

ermöglicht wird, über Jahre h<strong>in</strong>weg geme<strong>in</strong>same soziale<br />

Erfahrungen zu machen. Durch bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>,<br />

das <strong>in</strong> den Schulalltag <strong>in</strong>tegriert ist, können diese<br />

Erfahrungen vertieft und ausgeweitet werden – im <strong>Engagement</strong><br />

selbst wird gelernt. Durch geeignete Unterrichtskonzepte<br />

können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen ihre gemachten<br />

Erfahrungen im Unterricht reflektieren und fachbezogen bearbeiten.<br />

Wie dies geht haben wir auf unserer Tagung vorgestellt<br />

bekommen. Durch Konzepte wie z.B. Service Learn<strong>in</strong>g<br />

o<strong>der</strong> Community Education wird es möglich, bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> den Schulunterricht zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Hier kann das, was im Unterricht theoretisch erarbeitet<br />

wird, mit Erfahrungen unterfüttert werden. Diese Erfahrungen<br />

wie<strong>der</strong>um werden im Unterricht reflektiert. Das ist e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensivere und nachhaltigere Wissensvermittlung. Und so<br />

ganz nebenbei wird bei diesem Lernen Weiteres gelernt:<br />

nämlich Teamfähigkeit und Verantwortlichkeit, soziale Kompetenzen<br />

wie Mit-An<strong>der</strong>en-Sprechen, gewaltlose Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

durch Argumentation, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

für e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und für an<strong>der</strong>e.<br />

Zur an<strong>der</strong>en Art zu lernen gehört aber auch, dass nicht<br />

mehr alle<strong>in</strong>e die Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer diejenigen s<strong>in</strong>d,<br />

die für das Lernen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen zuständig<br />

s<strong>in</strong>d. Nach wie vor werden Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer die Curricula<br />

umsetzen, die Fachlehre betreiben, das Lernen för<strong>der</strong>n.<br />

Aber: außerschulische Lehrpersonen treten künftig dazu –<br />

aus <strong>der</strong> Elternschaft lassen sich geeignete Personen f<strong>in</strong>den,<br />

die den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n etwas beibr<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft f<strong>in</strong>den<br />

sich Engagierte, die mit den Jugendlichen Lernprojekte<br />

unternehmen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e und mittelstän-


dische Unternehmer, die e<strong>in</strong> Stück Arbeitswelt <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong><br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong>e bunte Lernwelt mit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> im Mittelpunkt, gut vernetzt<br />

im Geme<strong>in</strong>wesen, kann so entstehen. E<strong>in</strong> weiterer Effekt<br />

ist, dass damit <strong>Engagement</strong>potenziale aus dem Geme<strong>in</strong>wesen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> verankert werden.<br />

Neue Vernetzungen zwischen <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe und<br />

Nachbarschaft<br />

Die neuen Ganztagsschulen s<strong>in</strong>d gefor<strong>der</strong>t, sich zum Geme<strong>in</strong>wesen<br />

h<strong>in</strong> zu öffnen, Nachbarschaftsschulen zu werden<br />

mit attraktiver Strahlkraft nach außen. Elternvere<strong>in</strong>e,<br />

Nachbarschafts<strong>in</strong>itiativen und Wirtschaftsbetriebe werden<br />

sich mit den <strong>Schule</strong>n verb<strong>in</strong>den um neue Bildungsmöglichkeiten<br />

anzubieten. Bildung nicht nur für die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler, son<strong>der</strong>n übrigens auch für die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger! Ganztagsschule – das ist nicht vormittags<br />

<strong>Schule</strong>, nachmittags Betreuung durch e<strong>in</strong>en Jugendverband<br />

und durch e<strong>in</strong>e Eltern<strong>in</strong>itiative. Hier besteht die Gefahr,<br />

dass sich das „Bik<strong>in</strong>i-Modell“ etabliert (wie Prof. Holtappels<br />

das nennt) – <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>e schulische Ganztags-Organisation<br />

die aus zwei mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nicht verbundenen Teilen<br />

besteht, die dann nur das Nötigste abdecken. Service Learn<strong>in</strong>g,<br />

Peer Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Konzepte des neuen Verständnisses<br />

von Bildung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong> komb<strong>in</strong>ieren gerade kognitives Lernen,<br />

Lernen sozialer Kompetenzen, curricularen Fachunterricht<br />

und Praxisengagement.<br />

<strong>Schule</strong>n brauchen, um dies entwickeln zu können, künftig<br />

eigene Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume. Ohne<br />

diese s<strong>in</strong>d Kooperationen mit bspw. <strong>der</strong> Jugendhilfe kaum<br />

zu entwickeln.<br />

Neue Verb<strong>in</strong>dungen zwischen Schulämtern und Jugendämtern,<br />

sowie mit <strong>der</strong> sehr vielfältigen Szene <strong>der</strong> Jugendverbände<br />

s<strong>in</strong>d dafür herzustellen. Dazu werden wir alle noch<br />

viel Vermittlungsarbeit leisten müssen. Organisationen <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe und Jugendarbeit s<strong>in</strong>d gefor<strong>der</strong>t, sich mit den<br />

<strong>Schule</strong>n zu vernetzen. Das wird aber auch bedeuten, dass<br />

e<strong>in</strong>e wechselseitige Kommunikation entwickelt werden<br />

muss. Die manchmal sehr exklusive Selbstbestimmung <strong>der</strong><br />

Jugendverbände wird sich <strong>in</strong> Richtung Mitbestimmung entwickeln<br />

müssen – nur geme<strong>in</strong>sam mit <strong>Schule</strong>n und Nachbarschaft<br />

werden Initiativen entstehen können. Das heißt:<br />

zwei Bildungsbereiche (<strong>Schule</strong> und Jugendarbeit/-hilfe), die<br />

bisher wenig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu tun haben, müssen stärker<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Gespräch kommen. Das wird von <strong>der</strong> Politik<br />

<strong>in</strong> Bund und Län<strong>der</strong>n, von den Verwaltungen unterstützt<br />

werden müssen. Die Politik ist bereits aktiv – wir Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger aber auch. Erfreulicherweise gibt es die<br />

Verb<strong>in</strong>dung von <strong>Schule</strong>n und bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong><br />

bereits, an vielen Orten <strong>in</strong> ganz Deutschland. Hier ist<br />

bereits etwas von unten gewachsen und blüht bereits, was<br />

künftig e<strong>in</strong> ganzer Garten werden soll.<br />

Ausblick<br />

Es ist von uns – dem BBE – geplant, diese Veranstaltung<br />

<strong>in</strong> den kommenden Jahren zu regionalisieren. Fest steht im<br />

Herbst 2005 e<strong>in</strong>e Tagung <strong>in</strong> NRW und 2006 e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg. Und wir s<strong>in</strong>d im Gespräch mit Berl<strong>in</strong> und Bayern.<br />

Aber auch <strong>in</strong> den ost- und norddeutschen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

wollen wir mit Veranstaltungen dieser Art für unsere<br />

Idee werben, Konzepte und Praxisansätze e<strong>in</strong>er bürgerschaftlichen<br />

Öffnung von <strong>Schule</strong> vorzustellen und zu diskutieren.<br />

Dank<br />

Nun bleibt mir noch zu danken – allen Unterstützern dieser<br />

Fachtagung: Me<strong>in</strong> Dank geht an die Staatskanzlei Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an Herrn Dr. Heuberger), an die<br />

Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung, an das Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Bildung und Forschung, Dank allen Referenten,<br />

Mo<strong>der</strong>atoren und Mitwirkenden aus den sich präsentierenden<br />

Projekten.<br />

Herzlichen Dank auch an Frau Annette Riedel vom Deutschlandradio<br />

für die engagierte Führung durch unser Tagungsprogramm<br />

und für die fachkundige Mo<strong>der</strong>ation.<br />

E<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>er Dank geht an das so unglaublich aktive<br />

und engagierte Ma<strong>in</strong>zer Frauenlob-Gymnasium, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

an Herrn Bliemeister, Frau Lütyens, Herrn Jochem,<br />

an die Elternvertretung und die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

<strong>der</strong> 13. Klasse. Sie haben uns e<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>bare Tagungsatmosphäre<br />

gezaubert! Nicht zu vergessen auch die engagierten<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer und Schülervertreter des Christian-Wolff-Gymnasium<br />

aus Halle an <strong>der</strong> Saale.<br />

Großer Dank gilt natürlich auch unserer BBE-Arbeitsgruppe<br />

2 „Qualifizierung/Bildung“, die diese Tagung konzeptionell<br />

vorbereitet und organisiert hat. Und nicht zuletzt danken<br />

wir <strong>der</strong> Geschäftsstelle des BBE, Frau Schultz-Liebisch, Miriam<br />

Schuster und ganz beson<strong>der</strong>s dem Wissenschaftlichen<br />

Referenten Birger Hartnuß.<br />

57


Vorstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e, Initiativen und Projekte<br />

„Alt hilft Jung“ im Jugendbüro Neu-Isenburg<br />

<strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit älteren<br />

Menschen<br />

<strong>Schule</strong> ist dabei sich zu öffnen, Anregungen und Ideen von<br />

außerhalb aufzugreifen und an <strong>der</strong> Lebenswelt <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

anzusetzen. <strong>Schule</strong> ist aber auch angesichts neuer<br />

Probleme und Anfor<strong>der</strong>ungen, die an sie herangetragen<br />

werden, darauf angewiesen, dass sie von Seiten <strong>der</strong> Eltern,<br />

von Initiativen, <strong>der</strong> städtischen Jugendarbeit u.a.m. unterstützt<br />

wird, damit sie ihrem Erziehungsauftrag gerecht werden<br />

kann.<br />

Die hessische Kle<strong>in</strong>stadt Neu-Isenburg (35.000 E<strong>in</strong>wohner)<br />

zeigt beispielhaft, wie im engen Zusammenspiel zwischen<br />

<strong>Schule</strong>, dem E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> örtlichen Politik, <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

<strong>der</strong> kommunalen Jugendberufshilfe und engagierten Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürgern Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel<br />

erfolgreich bekämpft werden können.<br />

Seit 1997 kümmern sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Initiative „Alt hilft Jung im<br />

Jugendbüro“ Senior<strong>in</strong>nen und Senioren um junge Schulabgänger.<br />

Sie helfen mit, die Jugendlichen für e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

„fit zu machen“, <strong>in</strong>dem sie ihre Lebens- und Berufserfahrungen<br />

<strong>als</strong> „Mentoren“ o<strong>der</strong> „Berufse<strong>in</strong>stiegspaten“ zur<br />

Verfügung stellen. Dieses <strong>Engagement</strong> beg<strong>in</strong>nt heute oftm<strong>als</strong><br />

schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt- o<strong>der</strong> För<strong>der</strong>schule.<br />

In enger Abstimmung mit dem Lehrer/ <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong><br />

können die Freiwilligen e<strong>in</strong>zelnen Jugendlichen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

För<strong>der</strong>ung anbieten, die zum Beispiel mit e<strong>in</strong>em<br />

Deutschtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Mathetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g beg<strong>in</strong>nt, aber immer auf e<strong>in</strong>en<br />

längeren Zeitraum angelegt ist. Am erfolgreichsten s<strong>in</strong>d die<br />

Begegnungen, aus denen sich mit <strong>der</strong> Zeit enge Beziehungen<br />

und Freundschaften zwischen Jung und Alt entwickeln,<br />

die weit über die Unterstützung schulischer und beruflicher<br />

Belange h<strong>in</strong>aus gehen.<br />

58<br />

Zu den weiteren Aufgaben und Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

zählen:<br />

• Unterstützung <strong>der</strong> Lehrstellenakquise<br />

• Durchführung von Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

• Mitwirkung bei Sem<strong>in</strong>aren des Jugendbüros<br />

• Hilfen beim Erstellen <strong>der</strong> Bewerbungsunterlagen<br />

• Fachliche Beratung und ausbildungsbegleitende Hilfen<br />

von Azubis<br />

• Mitarbeit im örtlichen Ausbildungsforum<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

Bei ihrem <strong>Engagement</strong> verstehen sich die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Initiative<br />

ke<strong>in</strong>eswegs <strong>als</strong> „Lückenfüller“ o<strong>der</strong> Hilfskräfte <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jugendberufshilfe. Ihre Arbeit ist vielmehr<br />

e<strong>in</strong> zusätzliches Angebot mit e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Qualität: Personen,<br />

die aus <strong>der</strong> Wirtschaft kommen, dort über Jahrzehnte<br />

Kompetenzen erworben und Erfahrungen gesammelt haben,<br />

geben diese jetzt an die junge Generation weiter und<br />

helfen mit, dass jungen Leuten aus <strong>der</strong> eigenen Kommune<br />

<strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>stieg gel<strong>in</strong>gt. Die Initiative „Alt hilft Jung“ ist<br />

dabei e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> im Konzept <strong>der</strong> Berufsvorbereitung und<br />

Begleitung Jugendlicher im Übergang <strong>Schule</strong>-Beruf.<br />

Weitere wichtige Bauste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d:<br />

• e<strong>in</strong> kommunales Ausbildungsforum unter Leitung des<br />

Bürgermeisters, <strong>in</strong> dem die <strong>Schule</strong>n vor Ort, Ausbildungsbetriebe,<br />

die IHK, die Arbeitsagentur, die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung,<br />

Auslän<strong>der</strong>vertretung u.a. vertreten s<strong>in</strong>d,<br />

• feste Absprachen zwischen <strong>Schule</strong> und Jugendberufshilfe<br />

zur Berufsorientierung und -vorbereitung <strong>der</strong> Schulabgänger,<br />

zu Sem<strong>in</strong>aren „Soziales Lernen“, Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

und E<strong>in</strong>stellungstestvorbereitung und<br />

• das Jugendbüro <strong>als</strong> Anlaufstelle, Beratungs- und Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />

für Jugendliche.<br />

Klaus-Peter Mart<strong>in</strong><br />

Kontakt<br />

Projekt „Alt hilft Jung“<br />

JUGENDBÜRO<br />

Beratung – Bildung – Medienpädagogik<br />

Carl-Ulrich-Str. 11<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Tel.: 06102/ 17415<br />

Fax: 06102/ 26031<br />

E-Mail: jugendbuero@neu-isenburg.de<br />

www.jugendbuero.neu-isenburg.de


us<strong>in</strong>ess@school: Vertreter aus <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

übernehmen Schulpatenschaften<br />

Junge Menschen sollten schon frühzeitig Wirtschaftskompetenz<br />

erwerben und auf die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Berufswelt<br />

vorbereitet werden. bus<strong>in</strong>ess@school, das Schulprojekt<br />

<strong>der</strong> Unternehmensberatung The Boston Consult<strong>in</strong>g<br />

Group (BCG), schlägt diese Brücke zwischen Wirtschaft und<br />

<strong>Schule</strong>. Jedes Jahr erwerben mehr <strong>als</strong> 1.000 Schüler im Rahmen<br />

des Wettbewerbs praxisnah Wirtschaftskenntnisse und<br />

Schlüsselqualifikationen. 1998 mit zwei <strong>Schule</strong>n gestartet,<br />

beteiligen sich im Schuljahr 2004/2005 mehr <strong>als</strong> 50 Gymnasien<br />

<strong>in</strong> Deutschland, Österreich und Italien.<br />

Corporate Citizenship bei The Boston Consult<strong>in</strong>g Group<br />

Ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> mit starkem Praxisbezug zeichnet<br />

das Projekt aus: BCG-Berater und Mitarbeiter an<strong>der</strong>er<br />

großer Unternehmen übernehmen e<strong>in</strong> Jahr lang e<strong>in</strong>e Schulpatenschaft<br />

und unterstützen regelmäßig vor Ort die Schüler<br />

und Lehrer. Bei BCG engagieren sich 140 Mitarbeiter<br />

ehrenamtlich <strong>als</strong> Schulbetreuer. Alle Abteilungen von BCG<br />

und Mitarbeiter je<strong>der</strong> Senioritätsstufe s<strong>in</strong>d beteiligt. Seit<br />

1997 hat die Unternehmensberatung weltweit für mehr <strong>als</strong><br />

240 Projekte pro bono, d.h. ohne Gew<strong>in</strong>norientierung, gearbeitet.<br />

Die Corporate-Citizenship-Aktivitäten folgen dabei<br />

zwei Leitl<strong>in</strong>ien: BCG br<strong>in</strong>gt ihre Kernkompetenzen, d. h.<br />

ihr Know-how <strong>als</strong> strategische Unternehmensberatung sowie<br />

das aktive und freiwillige <strong>Engagement</strong> ihrer Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong> die Projekte e<strong>in</strong>. In Deutschland erhielt BCG im Jahr<br />

2002 für bus<strong>in</strong>ess@school von Bundespräsident Johannes<br />

Rau den Corporate-Citizenship-Preis <strong>der</strong> Initiative „Freiheit<br />

und Verantwortung“.<br />

bus<strong>in</strong>ess@school – Praxis aus <strong>der</strong> Wirtschaft für die <strong>Schule</strong><br />

Die BCG-Bildungs<strong>in</strong>itiative wendet sich an Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler <strong>der</strong> Klassen 11 bis 13. Wirtschaftsvertreter übernehmen<br />

Schulpatenschaften und vermitteln den Teilnehmern<br />

e<strong>in</strong> Schuljahr lang Wirtschaftsgrundlagen <strong>in</strong> drei Projektphasen.<br />

Zunächst beschäftigen sich die Schüler <strong>in</strong> Gruppen<br />

am Beispiel börsennotierter Konzerne mit Bilanzen sowie<br />

Geschäftsberichten und stellen „ihr“ Unternehmen zum Abschluss<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Präsentation vor. In <strong>der</strong> zweiten Phase richtet<br />

sich <strong>der</strong> Fokus auf Unternehmen aus dem lokal ansässigen<br />

Mittelstand. Hier setzen sich die Teams bereits sehr viel<br />

genauer mit <strong>der</strong> Kosten- und Umsatzstruktur <strong>der</strong> Unternehmen<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Auch diese Phase endet mit e<strong>in</strong>er Vorstellung<br />

des gewählten Unternehmens vor Publikum. Die abschließende<br />

dritte Phase stellt die Schüler vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />

Sie entwickeln e<strong>in</strong>e eigene Geschäftsidee bis<br />

zur Umsetzungsreife. Ergebnis ist e<strong>in</strong> Geschäftsplan, den<br />

die Schülergruppe e<strong>in</strong>er Jury präsentiert, welche die Rolle<br />

e<strong>in</strong>es potenziellen F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>vestors übernimmt.<br />

Bei bus<strong>in</strong>ess@school lernen die Schüler weniger aus Schulbüchern,<br />

son<strong>der</strong>n erleben Wirtschaft „live“ bei Firmenbesuchen,<br />

Gesprächen mit Unternehmern und Kundenumfragen.<br />

Auch die Teamarbeit stellt viele Jugendliche vor Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

In e<strong>in</strong>er Gruppe zusammenzuarbeiten, Zeitpläne<br />

e<strong>in</strong>zuhalten und eigene Ideen überzeugend vorzutragen –<br />

dies macht e<strong>in</strong>en Teil des Lernerfolgs bei bus<strong>in</strong>ess@school<br />

aus. Bei Regionalentscheiden und e<strong>in</strong>er Abschlussveranstaltung<br />

werden die besten Geschäftsideen vorgestellt und prämiert.<br />

Die beste Geschäftsidee 2004 kam aus Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong>. Schüler des Leibniz-Gymnasiums <strong>in</strong> Bad Schwartau<br />

gewannen das europäische F<strong>in</strong>ale mit <strong>der</strong> Idee „Physikandum“.<br />

Unter dem Motto „Leihen statt Kaufen“ wollen<br />

die Jugendlichen Physikexperimente an <strong>Schule</strong>n vermieten.<br />

Schüler und Lehrer profitieren bei bus<strong>in</strong>ess@school gleichermaßen.<br />

Neben <strong>der</strong> Vermittlung von Fakten- und Methodenwissen<br />

ermöglicht <strong>der</strong> Wettbewerb den Jugendlichen<br />

auch Berufsorientierung und vermittelt Schlüsselqualifikationen<br />

wie Teamarbeit o<strong>der</strong> Präsentationstechniken. Lehrer<br />

und Schüler erleben neue Formen des Lernens und des Unterrichts.<br />

Die Gymnasien knüpfen wichtige Kontakte zu lokalen<br />

Unternehmen.<br />

Was sagen die Beteiligten?<br />

Jedes Jahr für mehr <strong>als</strong> tausend Schüler die Chancen beim<br />

Start <strong>in</strong> die Berufswelt zu verbessern, das ist schon e<strong>in</strong> tolles<br />

Gefühl.<br />

BCG-Mitarbeiter<br />

Wir Lehrer erleben die Unternehmensvertreter <strong>als</strong> sehr engagierte<br />

und kompetente Unterstützung: Die Schulbetreuer<br />

aus <strong>der</strong> Wirtschaft motivieren die Jugendlichen, weiterzumachen<br />

und an den Präsentationen zu feilen. Ihre Verbesserungsvorschläge<br />

werden von den Schülern sehr gut<br />

akzeptiert. Der kooperative, aber auch kompetitive Ansatz,<br />

mit dem sie den Jugendlichen begegnen, ist hier sehr hilfreich.<br />

Lehrer<strong>in</strong> aus Ottobrunn<br />

59


Me<strong>in</strong> Traum war es, e<strong>in</strong>e Banklehre zu machen. Aber da gab<br />

es natürlich sehr viele Interessenten. Im Bewerbungsgespräch<br />

habe ich dann erzählt, was wir bei bus<strong>in</strong>ess@school<br />

alles über Wirtschaft gelernt und praktisch ausprobiert haben.<br />

Später hat mir die Personalabteilung erzählt, man<br />

habe mir wegen dieses Schulprojekts den Ausbildungsplatz<br />

gegeben. In <strong>der</strong> Lehre mussten wir dann e<strong>in</strong>e PowerPo<strong>in</strong>t-<br />

Präsentation vorbereiten. Dank bus<strong>in</strong>ess@school war das<br />

für mich ke<strong>in</strong> Problem. Alle haben gestaunt!<br />

Schüler<strong>in</strong> aus Köln<br />

Kontakt<br />

bus<strong>in</strong>ess@school – e<strong>in</strong>e Initiative von<br />

The Boston Consult<strong>in</strong>g Group<br />

Projektbüro<br />

Dr. Babette Claas<br />

Stadttor 1<br />

40219 Düsseldorf<br />

Tel. 0211/ 3011 3536<br />

Fax 0211/ 3011 3434<br />

E-Mail <strong>in</strong>fo@bus<strong>in</strong>ess-at-school.de<br />

www.bus<strong>in</strong>ess-at-school.de<br />

60<br />

CENO „Der Pate“<br />

– e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tergeneratives Mentoren-Projekt<br />

Projektbeschreibung<br />

Der Pate ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tergeneratives Mentoren–Projekt <strong>in</strong> Köln<br />

und Porz/F<strong>in</strong>kenberg. Ältere Erwachsene begleiten und beraten<br />

längerfristig Jugendliche/ Schüler beim Übergang von<br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> das Erwerbsleben und verpflichten sich gegenseitig<br />

zu e<strong>in</strong>er 1,5- bis 2jährigen Patenschaft – offiziell<br />

spätestens bis zum Erreichen e<strong>in</strong>es Ausbildungsplatzes bzw.<br />

e<strong>in</strong>er Ausbildungsplatzalternative. Dabei handelt es sich um<br />

Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren – teilweise auch<br />

(aber nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> überwiegenden Zahl) um Schüler mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

bzw. mit sprachlichen Schwierigkeiten.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d es Jugendliche, die sich freiwillig für diese<br />

Chance <strong>der</strong> bilateralen Begleitung durch e<strong>in</strong>en älteren Erwachsenen<br />

entschieden haben, um den eigenen Übergang<br />

<strong>in</strong> das Berufsleben erfolgreich zu meistern. Bei <strong>der</strong> Verbesserung<br />

ihrer Fertigkeiten werden die Jugendlichen sowohl<br />

durch die Paten <strong>als</strong> auch durch weitere Kooperationspartner<br />

des Projektes gezielt und kont<strong>in</strong>uierlich unterstützt. Die<br />

Paten werden auf ihre Mentoren-Tätigkeit <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

modularen Vorbereitungssem<strong>in</strong>ars vorbereitet und während<br />

des Projektes qualitätssichernd durch Ceno koord<strong>in</strong>iert und<br />

begleitet. Kont<strong>in</strong>uierliche regelmäßige Angebote s<strong>in</strong>d u.a.<br />

Supervision, Erfahrungsaustausch, E<strong>in</strong>zel- und Paargespräche,<br />

Krisen<strong>in</strong>terventionen, Fortbildungen, geme<strong>in</strong>same Aktionen<br />

mit den Jugendlichen, Vernetzung und Info-Austausch<br />

mit den verantwortlichen Pädagogen/Lehrern.<br />

Projektziel<br />

Hilfe bei <strong>der</strong> Entwicklung von Zukunftsperspektiven für die<br />

Jugendlichen, für die Älteren e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nerfüllende Aufgabe<br />

und die Entwicklung e<strong>in</strong>er anspruchsvollen nachberuflichen<br />

Perspektive. Außerdem Initiative gegen Arbeitslosigkeit.<br />

Beteiligte Altersgruppen<br />

Kölner und Porzer Schüler ab dem 10. Schuljahr und ältere<br />

Erwachsene (H<strong>in</strong>weis: Es arbeiten nicht nur Senioren <strong>in</strong><br />

diesem Projekt).<br />

Projektbeg<strong>in</strong>n – Projektende<br />

Projektbeg<strong>in</strong>n war 2002. Die Patenschaften bestehen für 1,5<br />

bis 2 Jahre. Jedes Jahr beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e „neue Patenschafts-Staffel“.<br />

Derzeit s<strong>in</strong>d über 20 Paare „aktiv“. Aus <strong>der</strong> Staffel des<br />

ersten Jahres trifft sich noch e<strong>in</strong> Paar, obwohl das Projekt<br />

schon abgeschlossen ist. Aus <strong>der</strong> 2003 gestarteten Staffel<br />

treffen sich zur Zeit 6/7 Paare. In <strong>der</strong> Staffel 2004 arbeiten<br />

15 Paare zusammen.<br />

Projektpartner/Kooperationspartner<br />

u.a.: Haupt- und Gesamtschulen, Jugendamt <strong>der</strong> Stadt Köln,<br />

Sozialamt Köln, Jugendhilfe e.V., K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutzbund Köln


e.V., Arbeitsamt Köln; Beratungse<strong>in</strong>richtungen, Bildungsstätten<br />

usw.<br />

E<strong>in</strong>richtung/Infrastruktur<br />

Träger: Der Pate e.V.<br />

Centrum für nachberufliche Orientierung (Ceno)<br />

im Konstant<strong>in</strong>-Forum<br />

Projektleitung: Gabriele Wahlen und Sab<strong>in</strong>e Lehmann<br />

Gebrü<strong>der</strong>-Coblenz-Straße 10,<br />

50679 Köln<br />

Tel.: 0221/ 8 00 83 70<br />

E-Mail: ceno@ceno-koeln.de<br />

„Change <strong>in</strong>“ – Jugend <strong>in</strong> Augsburg engagiert<br />

sich <strong>als</strong> Projekt für den Bagfa-Innovationspreis<br />

Im Dezember 2002 begannen die Vorbereitungen für dieses<br />

<strong>in</strong>novative Projekt „Change <strong>in</strong>“ – Jugend <strong>in</strong> Augsburg engagiert<br />

sich“. H<strong>in</strong>tergrund für dieses Projekt war, dass nach<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Shell Jugend-Studie Jugendliche – entgegen<br />

<strong>der</strong> landläufigen Me<strong>in</strong>ung durchaus bereit s<strong>in</strong>d, sich<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, wenn ihnen dafür Möglichkeiten zum Ausprobieren<br />

geboten werden. Ziel war <strong>in</strong>sofern, nachhaltig wirkende<br />

Strukturen herzustellen, <strong>in</strong> denen Jugendliche sich<br />

über die Dauer von drei Monaten <strong>in</strong>sgesamt 40 Stunden<br />

freiwillig engagieren können. Wichtig war uns vor allem,<br />

für sämtliche Schultypen e<strong>in</strong>e Teilnahme am Projekt zu ermöglichen<br />

sowie e<strong>in</strong>er großen Anzahl an Jugendlichen den<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> zu eröffnen. Vision<br />

des Projekts ist es, dass irgendwann für alle Schüler<br />

die Möglichkeit besteht, an „Change <strong>in</strong>“ teilzunehmen. Je<br />

eher Jugendliche sich freiwillig engagieren, desto eher bleiben<br />

sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft dabei und tragen so durch ihren E<strong>in</strong>satz<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Altenheimen auch zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis<br />

zwischen „Jung und Alt“ <strong>in</strong> Augsburg bei.<br />

Bis zum Projektbeg<strong>in</strong>n im Mai 2003 konnten aufgrund <strong>der</strong><br />

langjährigen Kontakte des Freiwilligenzentrums und des<br />

Stadtjugendr<strong>in</strong>gs Augsburg, dem Ansprechpartner für die<br />

Jugendlichen <strong>der</strong> Stadt Augsburg 30 E<strong>in</strong>satzstellen schwerpunktmäßig<br />

im sozialen und kulturellen Bereich und 20<br />

Mentoren für „Change <strong>in</strong>“ gewonnen werden. Im Mai 2003<br />

hatten Jugendliche <strong>der</strong> 8./9. Klasse aus 4 Augsburger Haupt-<br />

und Re<strong>als</strong>chulen sowie Gymnasien die Möglichkeit, sich <strong>in</strong><br />

verschiedensten E<strong>in</strong>richtungen – von A (Altenheim) bis Z<br />

(Zoo) – zu engagieren. Der Stadtjugendr<strong>in</strong>g ist bei „Change<br />

<strong>in</strong>“ unter an<strong>der</strong>em auch mit dabei, da ursprünglich geplant<br />

war, dass sich zusätzlich zu den <strong>Schule</strong>n auch Jugendverbände<br />

bei „Change <strong>in</strong>“ beteiligen. Dies wird weiterh<strong>in</strong> verfolgt,<br />

momentan stellt <strong>der</strong> Stadtjugendr<strong>in</strong>g mit se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten für Jugendliche<br />

zur Verfügung. „Change <strong>in</strong>“ ist e<strong>in</strong> Projekt im „Bündnis<br />

für Augsburg“, e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt zur För<strong>der</strong>ung<br />

des Bürgerengagements und wird f<strong>in</strong>anziell vom Sozialreferat<br />

getragen, aber auch wohlwollend vom Schulreferat unterstützt.<br />

Die Jugendlichen werden bei ihren E<strong>in</strong>sätzen von<br />

Mentoren (erwachsenen Freiwilligen) begleitet. Die Altersspanne<br />

<strong>der</strong> Mentoren reicht von 18 bis zu 78 Jahren. Gerade<br />

die älteren Mentoren tragen auf diesem Weg zusätzlich<br />

noch zum besseren Verständnis zwischen den Generationen<br />

bei. Es kommt sogar vor, dass Jugendliche sich auch nach<br />

ihrem freiwilligen E<strong>in</strong>satz noch vertrauensvoll mit persönlichen<br />

Problemen an ihre Mentoren wenden.<br />

Die Mentoren werden durch die Beratung im Freiwilligenzentrum,<br />

durch Pressemitteilungen und durch persönliche<br />

61


Kontakte geworben. Anschließend werden sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

halbtägigen Sem<strong>in</strong>ar auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Sie nehmen<br />

den Kontakt mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzstelle auf und vere<strong>in</strong>baren<br />

e<strong>in</strong>en ersten Term<strong>in</strong>. Die Mentoren machen e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong><br />

mit den zu begleitenden Jugendlichen aus und treffen sich<br />

mit ihnen idealerweise vor ihrem ersten E<strong>in</strong>satz. Dazu begleiten<br />

sie die Jugendlichen und stehen ihnen <strong>als</strong> Ansprechpartner<br />

auch für die E<strong>in</strong>satzstelle zur Verfügung. Danach<br />

halten sie – je nach Bedarf und Verlauf des E<strong>in</strong>satzes – den<br />

Kontakt zu den Jugendlichen aufrecht. Die Mentoren nehmen<br />

zusätzlich an den monatlich stattf<strong>in</strong>denden Mentorentreffen<br />

teil, <strong>in</strong> denen sie zum e<strong>in</strong>en über ihre positiven und<br />

negativen Erfahrungen berichten und zum an<strong>der</strong>en von den<br />

Projektleitern und an<strong>der</strong>en Mentoren Unterstützung bekommen<br />

können. Ebenfalls überreichen die Mentoren beim Abschlussfest<br />

das Zertifikat samt e<strong>in</strong>iger anerkennen<strong>der</strong> Sätze<br />

und befragen zum Abschluss des dreimonatigen E<strong>in</strong>satzes<br />

anhand e<strong>in</strong>es Fragebogens, wie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stelle<br />

verlaufen ist.<br />

Die meisten Jugendlichen können bei ihrem dreimonatigen<br />

E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung kennen lernen, die sie vorher nur<br />

vom „Hörensagen“ kannten. Die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten für<br />

Jugendliche <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d sehr vielfältig. In E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe können sie beispielsweise mit den<br />

Senioren spazieren gehen, aber auch Feste mit vorbereiten.<br />

Mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n können sie im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> im Hort spielen,<br />

diese beispielsweise auf e<strong>in</strong> Fußballturnier vorbereiten<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Tanzprojekt durchführen. Im Museum können<br />

sie bei Ausgrabungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt mitwirken und im Zoo<br />

bei <strong>der</strong> Tierpflege mithelfen. Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Jugendlichen<br />

liegt bei „Change <strong>in</strong>“ auch um e<strong>in</strong>iges höher <strong>als</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> männlichen Jugendlichen, wobei gerade aber K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

und Horte ganz begeistert vom <strong>Engagement</strong> <strong>der</strong><br />

männlichen Jugendlichen s<strong>in</strong>d. In den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Altenhilfe<br />

wie<strong>der</strong>um wird es <strong>als</strong> bereichernd angesehen, junge<br />

Leute bei sich zu haben und dadurch den gegenseitigen<br />

Austausch <strong>der</strong> Generationen zu för<strong>der</strong>n. In manchen<br />

Projekten von „Change <strong>in</strong>“ blieben die Jugendlichen auch<br />

über die drei Monate h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen, weil beispielsweise<br />

Freundschaften <strong>in</strong> Altenheimen entstanden s<strong>in</strong>d<br />

o<strong>der</strong> auch weil die freiwillige Tätigkeit so viel Spaß machte.<br />

Immerh<strong>in</strong> 30% <strong>der</strong> Jugendlichen wollen sich weiterh<strong>in</strong> freiwillig<br />

engagieren und weitere 60% schließen es zum<strong>in</strong>dest<br />

nicht aus.<br />

Zum Ende ihres freiwilligen E<strong>in</strong>satzes füllen die Schüler/<br />

<strong>in</strong>nen anonym e<strong>in</strong>en Fragebogen aus, <strong>in</strong>dem sie alles zu<br />

„Change <strong>in</strong>“ los werden können. Die Aushändigung e<strong>in</strong>es<br />

Zertifikats mit <strong>der</strong> Unterschrift des Oberbürgermeisters beim<br />

Abschlussfest, die Präsenz <strong>der</strong> Kommunalpolitiker, die Möglichkeit,<br />

sich die Teilnahme <strong>in</strong>s Zeugnis e<strong>in</strong>tragen zu lassen,<br />

und e<strong>in</strong> „Dankeschön“ <strong>in</strong> Form von K<strong>in</strong>okarten o<strong>der</strong> Karten<br />

zu Sportveranstaltungen tragen ebenfalls zum Erfolg des<br />

Projekts „Change <strong>in</strong>“ bei.<br />

„Change <strong>in</strong>“ wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren noch mehr an Gewicht<br />

zunehmen, beispielsweise e<strong>in</strong> noch breiteres Spek-<br />

62<br />

trum an E<strong>in</strong>satzstellen (ökologischer Bereich) und noch<br />

mehr Schultypen (für die nächste Runde ist die Teilnahme<br />

e<strong>in</strong>er För<strong>der</strong>schule geplant).<br />

„Change <strong>in</strong>“ wurde bereits auf <strong>der</strong> Tagung „Jugend und <strong>Engagement</strong>“<br />

Jugendliche <strong>als</strong> Zielgruppe von Freiwilligenagenturen<br />

und –zentren, die u.a. von <strong>der</strong> BAGFA veranstaltet<br />

wurde, im Juli 2003 <strong>in</strong> Pa<strong>der</strong>born beim „Markt <strong>der</strong> Möglichkeiten“<br />

vorgestellt.<br />

Ebenso konnten wir uns im Februar 2004 bei e<strong>in</strong>er Bildungsveranstaltung<br />

<strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion zum Thema<br />

„<strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong>“ im Reichstag beim „Markt<br />

<strong>der</strong> Möglichkeiten“ präsentieren.<br />

Kontakt<br />

Projekt „Change <strong>in</strong>“<br />

Ulrico Ackermann, Projektleitung<br />

Freiwilligenzentrum Augsburg<br />

Bürgertreff des Bündnis für Augsburg<br />

Philipp<strong>in</strong>e-Welser-Straße 5a<br />

86150 Augsburg<br />

Tel.: 0821/ 45 04 22 11<br />

Fax: 0821/ 45 04 22 15<br />

E-Mail: ackermann@freiwilligen-zentrum-augsburg.de


Projekt EmS – <strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong><br />

Service Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt<br />

Grundgedanke<br />

E<strong>in</strong>e erfolgreiche Demokratie lebt von dem aktiven <strong>Engagement</strong><br />

se<strong>in</strong>er Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger. Der Gedanke <strong>der</strong><br />

Gleichwertigkeit aller Menschen, die Übernahme von Verantwortung<br />

für die Gestaltung des Geme<strong>in</strong>wesens sowie<br />

<strong>der</strong> Wille, Probleme zu sehen und sie geme<strong>in</strong>sam zu lösen,<br />

stellen unverzichtbare Voraussetzungen für e<strong>in</strong> demokratisches<br />

Zusammenleben dar. <strong>Schule</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, – von<br />

wenigen Ausnahmen abgesehen – alle jungen Menschen zu<br />

erreichen. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

und e<strong>in</strong>er konsequenten Demokratieerziehung sche<strong>in</strong>t<br />

es daher s<strong>in</strong>nvoll, Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> S<strong>in</strong>n, Nutzen und Notwendigkeit bürgerschaftlicher<br />

Beteiligung sowie aktiver demokratischer Mitbestimmung<br />

zu verdeutlichen. Da die Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Deutschland<br />

diesbezüglich über wenig Erfahrungen verfügt, brauchen<br />

sie für die Umsetzung dieser Aufgabe Unterstützung<br />

und Beratung.<br />

Zielsetzung<br />

Projekt EmS – <strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong> ist e<strong>in</strong> Projekt <strong>der</strong><br />

Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. <strong>in</strong> Trägerschaft <strong>der</strong><br />

Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung (DKJS). Es wird unterstützt<br />

durch die Freudenberg-Stiftung und das Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

des Landes Sachsen-Anhalt und ist Teil des bundesweiten<br />

Programms „Lebenswelt – Jugend leistet sich Gesellschaft“<br />

<strong>der</strong> DKJS und <strong>der</strong> Jacobs Stiftung.<br />

Ziel des Projekts ist es, an <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt, das<br />

pädagogische Pr<strong>in</strong>zip des Service Learn<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zuführen und<br />

nachhaltig zu verankern. Service Learn<strong>in</strong>g be<strong>in</strong>haltet das<br />

Lernen gesellschaftlicher Verantwortung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

<strong>der</strong> praxisorientierten Vermittlung konkreter Wissens<strong>in</strong>halte.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler erkunden das Umfeld ihrer <strong>Schule</strong><br />

und entdecken Probleme und Handlungsbedarfe. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern, Eltern, Vere<strong>in</strong>en und<br />

Unternehmen entwickeln sie Lösungsstrategien und setzen<br />

diese selbstverantwortlich um. Ob Sozialpraktika <strong>in</strong> Altenpflege-<br />

und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenheimen, Unterrichtsprojekte zur<br />

Analyse von Umweltbed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

zur Gestaltung von Stadtteil- o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>defesten: Die<br />

Formen und Möglichkeiten, Service Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n zu<br />

praktizieren, s<strong>in</strong>d vielfältig. Wichtig ist die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung dieser<br />

Projekte <strong>in</strong> die Unterrichtsgestaltung. Über die Lösung<br />

„echter Probleme“ im Geme<strong>in</strong>wesen erwerben und vertiefen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler praxisorientiert fachliche Kenntnisse<br />

und erleben gleichzeitig den S<strong>in</strong>n und Nutzen bürgerschaftlicher<br />

Beteiligung. <strong>Schule</strong> wird auf diese Weise zu e<strong>in</strong>em<br />

aktiven Partner im Geme<strong>in</strong>wesen, zu e<strong>in</strong>em Ort gelebter<br />

Demokratie und zu e<strong>in</strong>em Beispiel für gesellschaftliche<br />

Teilhabe und Verantwortung.<br />

Angebote<br />

Am Projekt können sich <strong>Schule</strong>n aller Schulformen und Altersstufen<br />

<strong>in</strong> Sachsen-Anhalt beteiligen. Seit dem offiziellen<br />

Projektstart im August 2003 arbeitet Projekt EmS mit 36<br />

<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt zusammen, mit 9 davon <strong>in</strong>tensiv.<br />

Die Schulformen reichen von Grundschulen über Sekundarschulen<br />

bis h<strong>in</strong> zu Gesamtschulen. Drei <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d<br />

Ganztagsschulen. Die Zahl <strong>der</strong> teilnehmenden <strong>Schule</strong>n soll<br />

schrittweise weiter ausgebaut werden.<br />

Die Angebote des Projekts s<strong>in</strong>d vielfältig:<br />

• Schulberatungen und Sem<strong>in</strong>are zur E<strong>in</strong>führung,<br />

(Weiter)Entwicklung und Umsetzung von Service Learn<strong>in</strong>g<br />

• landesweite schulübergreifende und schul<strong>in</strong>terne Fortbildungsveranstaltungen<br />

sowie Netzwerktreffen<br />

• Projektberatung bei Service-Learn<strong>in</strong>g-Projekten (z.B. Wie<br />

realisiere ich die Vorhaben?, Zusammenarbeit mit Vere<strong>in</strong>en,<br />

Woher bekomme ich Geld?)<br />

• Beratung <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>ntwicklungsfragen und Anregungen<br />

bei <strong>der</strong> Schulprogrammentwicklung<br />

• Methodentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und -beratung für Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />

Lehrer<br />

• Anregungen zur Öffnung von <strong>Schule</strong> und zur Steigerung<br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

• Präsentation des Projekts auf landes- und bundesweiten<br />

Veranstaltungen und Fachtagungen<br />

• Fachliche und methodische Begleitung erster Service-<br />

Learn<strong>in</strong>g-Projekte an <strong>Schule</strong>n<br />

Kontakt<br />

Projekt EmS – <strong>Engagement</strong> macht <strong>Schule</strong><br />

Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.<br />

Mittelstrasse 14<br />

06108 Halle<br />

Tel.: 0345/ 470 13 55<br />

Ansprechpartner<strong>in</strong>nen:<br />

Lysan Escher, Ines Kramer<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@projektems.de<br />

www.projektems.de<br />

Märchenprojekt <strong>der</strong> Grundschule „Anhaltsiedlung“ <strong>in</strong> Bitterfeld<br />

(Grundschüler lesen Märchen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> des benachbarten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens)<br />

63


„Jung trifft Alt“ – Helfen macht <strong>Schule</strong><br />

Das Projekt „Jung trifft Alt“, e<strong>in</strong>e Kooperation zwischen<br />

dem Frauenlob-Gymnasium und dem Alten- und Pflegeheim<br />

St.Bilhildis im Ma<strong>in</strong>zer Stadtteil Neustadt existiert seit 5<br />

Jahren. Seit das Bund-Län<strong>der</strong>-Programm „Soziale Stadt“ im<br />

Jahr 2000 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neustadt begonnen wurde, gehört „Jung<br />

trifft Alt“ zu se<strong>in</strong>en Akteuren.<br />

Seit 2002 ist „Jung trifft Alt“ e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e<br />

Mitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Lehrer/<strong>in</strong>nen, Eltern, Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler, Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen des Altenheimes und engagierte<br />

Bürger/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Neustadt. Schüler, Eltern und Lehrer engagieren<br />

sich regelmäßig im Altenheim, z.B. bei Ausflügen,<br />

jahreszeitlichen Festen, Bastelgruppen, geme<strong>in</strong>samem S<strong>in</strong>gen<br />

und kle<strong>in</strong>en Dienstleistungen wie Rollstuhlreparaturen.<br />

Die alten Menschen tragen durch ihre Lebenserfahrung und<br />

die erlebte, gelebte und erduldete Geschichte, die sie übermitteln,<br />

zur Bereicherung des Unterrichtes und des Schulalltags<br />

im Gymnasium bei. In biographischen Interviews erfahren<br />

die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler vieles über die neuere<br />

Geschichte <strong>der</strong> Region und des Landes. In den Pflicht- und<br />

Wahlpflichtfächern Religion, Ethik und neuere Geschichte<br />

<strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe werden die Ergebnisse aufgearbeitet<br />

und ermöglichen so e<strong>in</strong>e Wissensvermittlung, die<br />

auf konkreten Lebenswelten, eigenen Erfahrungen und direkten<br />

Anwendungsbezügen aufbaut. Die Schüler erlernen<br />

soziale Verantwortung und bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>,<br />

während die alten Menschen Wertschätzung ihrer Person erfahren.<br />

Für diese Aktivitäten erhielt „Jung trifft Alt“ im Jahr<br />

2002 den Generationenpreis des M<strong>in</strong>isterpräsidenten von<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz.<br />

Bezogen auf die schulische Arbeit besteht <strong>der</strong> <strong>in</strong>novative<br />

Ansatz des Projektes <strong>in</strong> Aspekten <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Schulalltages e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> positiven Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auch im Altenheim:<br />

• Die Kooperation mit dem Alten- und Pflegeheim war <strong>der</strong><br />

erste Schritt zur Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Richtung Stadtteil.<br />

• In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde <strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>zer Stadtteil Neustadt<br />

zu e<strong>in</strong>em repräsentativen Erfahrungs- und Lernraum<br />

64<br />

gesellschaftlicher Realität allgeme<strong>in</strong>.<br />

• Der Projektansatz versteht sich <strong>als</strong> konstruktive Kritik an<br />

e<strong>in</strong>em ausschließlich zweck-rationalen Lerntypus <strong>als</strong> Speicherung<br />

von Wissen ohne Anwendungsbezug im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>der</strong> PISA-Studie.<br />

• Die Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zum Stadtteil ermöglichte uns den<br />

Zugang zu Informationsquellen und Kooperationspartnern<br />

<strong>als</strong> Grundlage für neue Unterrichtsthemen und –<strong>in</strong>halte.<br />

• Bei <strong>der</strong> Konzeptionalisierung und Durchführung von Unterrichtsthemen,<br />

die den Stadtteil zum Thema werden ließen,<br />

wurde uns die Bedeutung von s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbarer<br />

und auf Welterfahrung bezogener Inhalte für schulisches<br />

Lernen beson<strong>der</strong>s deutlich (siehe PISA).<br />

• Deutlich wurde uns auch die Notwendigkeit, komplexe<br />

Realitäten wie die e<strong>in</strong>es Stadtteils durch <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres<br />

Vorgehen so zu erschließen, dass sie von Schülern<br />

verstanden werden können. Der Verstehensbegriff ist uns<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang beson<strong>der</strong>s wichtig geworden,<br />

weil er Lernen verb<strong>in</strong>det mit e<strong>in</strong>em emotionalen Beteiligtse<strong>in</strong><br />

an <strong>der</strong> Lebenslage von Zielgruppen, <strong>in</strong> unserem Falle<br />

alten Menschen.<br />

• Beson<strong>der</strong>s erwähnenswert ist die Integration <strong>der</strong> Eltern<br />

bei <strong>der</strong> Gestaltung des Heimalltages durch verschiedene<br />

Angebote am Nachmittag, <strong>in</strong> die zum Teil auch Schüler <strong>in</strong>tegriert<br />

wurden.<br />

• Die konkrete Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation alter Menschen<br />

im Verbund von <strong>Schule</strong> und Eltern versteht sich für<br />

uns <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Beitrag zur Gestaltung e<strong>in</strong>er „Kultur des Helfens“<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> gegenseitigen Verantwortung für e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Hier kann bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> e<strong>in</strong>geübt<br />

und <strong>in</strong>dividuell gestaltet werden.<br />

Durch e<strong>in</strong>e Umwidmung bereits bewilligter Mittel <strong>der</strong> „Sozialen<br />

Stadt“ wurde im vergangenen Jahr <strong>der</strong> Schritt <strong>in</strong> den<br />

Stadtteil möglich. „Jung trifft Alt e.V.“ eröffnete e<strong>in</strong> Projektbüro<br />

mit Begegnungsstätte unter <strong>der</strong> Leitung se<strong>in</strong>es Initiators<br />

Prof. Ernst Müller. Ziel <strong>der</strong> Arbeit dort ist es nun, das<br />

im Alten- und Pflegeheim Geleistete auf den Stadtteil zu<br />

übertragen. Junge Menschen und Ehrenamtliche besuchen<br />

alte o<strong>der</strong> kranke Menschen <strong>in</strong> ihren Wohnungen und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Begegnungsstätte werden kle<strong>in</strong>e Veranstaltungen durchgeführt.<br />

Die biographische Arbeit <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

wird auch im Rahmen von Unterrichtsveranstaltungen<br />

auf die Begegnungsstätte und die Senior<strong>in</strong>nen und Senioren<br />

aus <strong>der</strong> Umgebung ausgeweitet. E<strong>in</strong> wichtiger Kooperationspartner<br />

ist dabei die Wohnbau Ma<strong>in</strong>z GmbH, e<strong>in</strong>e<br />

stadtnahe Wohnungsgesellschaft mit zahlreichen Wohnanlagen<br />

im Stadtteil. Sie stellt „Jung trifft Alt“ die Räume zur<br />

Verfügung und weist Kund<strong>in</strong>nen und Kunden des für ihre<br />

Mieter e<strong>in</strong>gerichteten E<strong>in</strong>kaufsservice für Senioren auf das<br />

Angebot von „Jung trifft Alt“ h<strong>in</strong>. Außerdem werden mit e<strong>in</strong>er<br />

benachbarten Kirchengeme<strong>in</strong>de und <strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />

geme<strong>in</strong>same Aktivitäten durchgeführt. Im Oktober<br />

2004 wurde „Jung trifft Alt e.V.“ erneut mit e<strong>in</strong>em Generationenpreis<br />

des M<strong>in</strong>isterpräsidenten ausgezeichnet und erhielt<br />

geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Wohnbau Ma<strong>in</strong>z GmbH im Dezem-


er 2004 den bundesweit ausgeschriebenen Zukunftspreis<br />

„Engagiert und produktiv mit älteren Menschen“ des Instituts<br />

für Zukunftsforschung und Technologiebewertung <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

Ausführlichere Informationen über die Arbeit von „Jung trifft<br />

Alt“ f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter www.jung-trifft-alt.de.<br />

Kontakt<br />

Projekt „Jung trifft Alt“ e.V.<br />

Richard-Wagner-Str. 5<br />

55118 Ma<strong>in</strong>z<br />

Tel.: 06131/ 61 38 00<br />

E-Mail: jungtrifftalt@yahoo.de<br />

Internet: http://www.jung-trifft-alt.de<br />

Riesengebirgs-Oberschule, Berl<strong>in</strong> – Selbstbestätigung<br />

durch Service Learn<strong>in</strong>g<br />

Seit November 2002 gibt es an <strong>der</strong> Riesengebirgs-Oberschule<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Schöneberg das Projekt Service Learn<strong>in</strong>g.<br />

Die Schüler/<strong>in</strong>nen des jeweils 7. Jahrganges unserer <strong>Schule</strong><br />

beteiligen sich an dem Projekt. Betreut werden sie von<br />

den Klassenlehrern. Das Projekt wird didaktisch getragen<br />

von <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Selbsttätigkeit durch Schüler/<strong>in</strong>nen und<br />

methodisch von e<strong>in</strong>em projektorientierten Ansatz. Inspiriert<br />

durch nordamerikanische Erkenntnisse zum Service Learn<strong>in</strong>g<br />

und mit Hilfe eigener gestaltpädagogischer Erfahrungen<br />

haben Lehrer/<strong>in</strong>nen unserer <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong> evaluierbares<br />

Konzept entwickelt.<br />

Individuell unterschiedlich an e<strong>in</strong>em Nachmittag f<strong>in</strong>det das<br />

Service Learn<strong>in</strong>g freiwillig für e<strong>in</strong> bis zwei Stunden statt. Je<strong>der</strong><br />

Schüler, jede Schüler<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>e „Stelle“. Diese Stellen<br />

s<strong>in</strong>d entwe<strong>der</strong> bei geme<strong>in</strong>nützigen Trägern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe unserer<br />

<strong>Schule</strong>, z.B. bei <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Goltzstraße<br />

im Seniorentreff o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> bezirklichen Kita, dem Seniorenheim<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Albestraße o<strong>der</strong> dem Vere<strong>in</strong> Lesewelt e.V.<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Thomas-Dehler-Bibliothek, dem Heimatmuseum <strong>in</strong><br />

Schöneberg, <strong>der</strong> Stadtteil-VHS Crellestraße o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stadtteilbibliothek<br />

Schöneberg und <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auch bei bedürftigen<br />

Privatpersonen angesiedelt.<br />

Die Arbeiten, die unsere Schüler übernehmen, nützen allen<br />

Seiten. Zum Beispiel den älteren Herrschaften, die sich<br />

über Jugendliche freuen, von denen sie beim E<strong>in</strong>kaufen Unterstützung<br />

erhalten und mit denen sie auch noch e<strong>in</strong>en<br />

Plausch machen können. Die Jugendlichen, die vielleicht<br />

zum ersten Mal <strong>in</strong>tensiver mit älteren Menschen <strong>in</strong> Kontakt<br />

s<strong>in</strong>d, können somit den, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel abgerissenen,<br />

Kommunikationsfaden zwischen den Generationen wie<strong>der</strong><br />

neu knüpfen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den hauptsächlich von Frauen<br />

betreuten E<strong>in</strong>richtungen freuen sich beson<strong>der</strong>s über die<br />

männlichen jugendlichen Helfer, die wie große Geschwister<br />

auftreten und gerade bei den E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong><strong>der</strong>n gerne gesehen<br />

s<strong>in</strong>d. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler s<strong>in</strong>d im Durchschnitt 13<br />

Jahre alt und gew<strong>in</strong>nen mit diesen Erfahrungen erste eigene<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Berufswelt. Sie lernen <strong>als</strong>o nicht nur, sich<br />

für die Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>zusetzen, son<strong>der</strong>n erwerben wichtige<br />

Schlüsselqualifikationen, wie zum Beispiel sich verlässlich<br />

und verantwortungsvoll <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> übertragenen<br />

Aufgaben zu widmen. Das trifft beson<strong>der</strong>s auf die Bereiche<br />

zu, <strong>in</strong> denen Menschen – seien es K<strong>in</strong><strong>der</strong>, alte o<strong>der</strong><br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen – von ihnen abhängig s<strong>in</strong>d. Hiermit<br />

lässt sich e<strong>in</strong>e zentrale schulische Aufgabe erfüllen, nämlich<br />

die des konkreten Demokratie Lernens. Empathie, Solidarität<br />

und soziales <strong>Engagement</strong> s<strong>in</strong>d zentrale Voraussetzungen<br />

für demokratisches Handeln. Natürlich klappt nicht immer<br />

alles reibungslos und die betreuenden Lehrer müssen<br />

hier und dort helfend e<strong>in</strong>greifen, um Probleme zu klären<br />

o<strong>der</strong> auch mal die Motivation wie<strong>der</strong> neu aufzubauen. Aber<br />

65


<strong>in</strong>sgesamt gesehen funktioniert das Projekt bis jetzt gut.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> werden e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche <strong>in</strong> zwei Schulstunden<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorausgegangenen Woche gemachten<br />

Erfahrungen ausgewertet. Die Schüler/<strong>in</strong>nen sprechen über<br />

die wöchentlich erfolgten E<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong>s Lerntagebuch,<br />

tauschen sich über Erlebnisse aus, die nicht selten emotional<br />

berührend s<strong>in</strong>d und aufgearbeitet werden müssen.<br />

Die schriftlichen E<strong>in</strong>tragungen werden auch im Deutschunterricht<br />

wie<strong>der</strong> aufgegriffen, <strong>in</strong>dem an diesen Texten weiter<br />

gearbeitet wird. Allerd<strong>in</strong>gs strahlen die Erfahrungen, die die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen machen, auch auf an<strong>der</strong>e Schul- und Lebensbereiche<br />

aus: Sie erleben sich <strong>als</strong> ernst genommene Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Organisation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie tätig s<strong>in</strong>d und schöpfen<br />

daraus Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Selbstwertgefühl. Ende Mai<br />

jeden Jahres wird e<strong>in</strong>e Veranstaltung organisiert, bei <strong>der</strong> die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen Zertifikate für das Service Learn<strong>in</strong>g erhalten,<br />

die sie später bei ihren Bewerbungen <strong>als</strong> zusätzliche Qualifikation<br />

mit aufführen können. Die Zertifikate werden im<br />

Berufswahlpass gesammelt.<br />

Seit gut e<strong>in</strong>em Jahr gibt es e<strong>in</strong> Folgeprojekt, die Onl<strong>in</strong>e-Beratungsagentur:<br />

Hier geben e<strong>in</strong>ige unserer Schüler via Internet<br />

die gewonnenen Erfahrungen weiter. Zum Beispiel an<br />

an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>teressierte Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Außerdem<br />

werden sie versuchen, neue Stellen zu akquirieren. Diese<br />

Konstruktion ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung, die sich gleichsam<br />

naturwüchsig für die Schüler/<strong>in</strong>nen aus dem Projekt ergeben<br />

hat: Wir Schüler/<strong>in</strong>nen haben die Erfahrungen, die an<strong>der</strong>e<br />

noch nicht haben und wir haben im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

auch e<strong>in</strong> Interesse daran, dass sich Service Learn<strong>in</strong>g<br />

verbreitert. Die Lehrer/<strong>in</strong>nen führen e<strong>in</strong>e begleitende Evaluation<br />

des Projektes durch, um Verbesserungen und zukünftige<br />

Projekte zu planen und an<strong>der</strong>en Kollegen unsere<br />

Erkenntnisse und Ergebnisse zur Verfügung stellen zu können.<br />

Inzwischen ist dieses Projekt <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Profilelement unserer<br />

<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> das Schulprogramm aufgenommen worden<br />

und damit dauerhaft verankert.<br />

Joachim Syska<br />

Kontakt<br />

Riesengebirgs-Oberschule<br />

Tempelhof–Schöneberg<br />

Belziger Straße 43-51<br />

10823 Berl<strong>in</strong><br />

Tel./Fax: 030/ 7876 3165<br />

E-Mail: RiesengOS.cids@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.r-os.cidsnet.de<br />

66<br />

Schlaumäuse – K<strong>in</strong><strong>der</strong> entdecken Sprache – e<strong>in</strong>e<br />

Bildungs<strong>in</strong>itiative von Microsoft Deutschland<br />

„Schlaumäuse – K<strong>in</strong><strong>der</strong> entdecken Sprache“ ist e<strong>in</strong>e bundesweite<br />

Bildungs<strong>in</strong>itiative von Microsoft Deutschland. In Zusammenarbeit<br />

mit renommierten Partnern wird die Sprachkompetenz<br />

von Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Hilfe mo<strong>der</strong>ner Medientechnologien<br />

gezielt geför<strong>der</strong>t. Schirmherr<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildungs<strong>in</strong>itiative<br />

ist Bundesfamilienm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Renate Schmidt.<br />

„Schlaumäuse – K<strong>in</strong><strong>der</strong> entdecken Sprache“ will die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Entfaltung ihrer eigenen Möglichkeiten unterstützen<br />

und ihnen zeigen, dass Lernen Spaß macht. K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten,<br />

die sich beteiligen, erhalten e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dgemäße PC-Ausstattung.<br />

Erfahrene Medienpädagogen schulen die Erzieher <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Workshop.<br />

Die Schlaumäuse-Initiative för<strong>der</strong>t die natürliche Lust <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> am Lernen und führt sie spielerisch an Sprache und<br />

Schrift heran. Berührungsängste gegenüber mo<strong>der</strong>nen Medientechnologien<br />

sollen abgebaut und Wege für e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen<br />

Umgang mit ihnen aufgezeigt werden. Im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Initiative stehen K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die auf Grund ihrer räumlichen<br />

und sozialen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen benachteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Microsoft Deutschland freut sich, mit UNICEF, dem Bundesmodellprogramm<br />

E & C, dem Cornelsen Verlag und <strong>der</strong><br />

ComputerLernWerkstatt <strong>der</strong> Technischen Universität Berl<strong>in</strong><br />

renommierte Partner für die Schlaumäuse gewonnen zu haben.<br />

Die Partner tragen mit ihrem Fachwissen und ihrem<br />

<strong>Engagement</strong> wesentlich zur Umsetzung <strong>der</strong> Bildungs<strong>in</strong>itiative<br />

bei.<br />

Kontakt<br />

Projektbüro Schlaumäuse<br />

Microsoft Deutschland GmbH<br />

N<strong>in</strong>a Koch / Thilo Kraus<br />

Tel. 030/ 72 61 39 899<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@schlaumaeuse.de<br />

www.schlaumaeuse.de


Schüler Helfen Leben e.V.<br />

Schüler Helfen Leben e.V. ist e<strong>in</strong>e Jugend<strong>in</strong>itiative von Jugendlichen<br />

für Jugendliche und steht für Bildungsarbeit <strong>in</strong> Südosteuropa.<br />

In unseren Projekten und Sem<strong>in</strong>aren, z.B. zum Thema<br />

Schülervertretung und Jugendmedien, bilden sich Schüler<br />

weiter, wenden Erlerntes an und geben es weiter. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den e<strong>in</strong>heimischen Jugendlichen setzen wir uns aktiv<br />

für e<strong>in</strong>e langfristige Verbesserung <strong>der</strong> Bildungssituation<br />

e<strong>in</strong>. Dadurch leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Schüler Helfen<br />

Leben (SHL) engagiert sich <strong>in</strong> Südosteuropa, denn dies ist<br />

die ärmste und <strong>in</strong>stabilste Region Europas – direkt vor unserer<br />

Haustür! Durch (Aus-)Bildung haben die Jugendlichen<br />

vor Ort die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en Platz im Berufsleben zu f<strong>in</strong>den<br />

und aktiv an <strong>der</strong> Gestaltung ihrer Gesellschaft teilzunehmen.<br />

So können sie ihr Leben <strong>in</strong> die eigene Hand nehmen.<br />

Nur wenn alle Jugendlichen die Chance auf e<strong>in</strong>e fundierte<br />

Ausbildung haben, können sie dazu beitragen, dass<br />

Europa <strong>in</strong> Frieden zusammenwächst.<br />

Entstanden ist die Schüler<strong>in</strong>itiative während <strong>der</strong> Kriege im<br />

ehemaligen Jugoslawien Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahre. E<strong>in</strong>ige<br />

deutsche Schüler wollten das Leid <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>in</strong><br />

den Flüchtl<strong>in</strong>gslagern nicht länger tatenlos h<strong>in</strong>nehmen. Die<br />

Initiative startete von Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz aus mit Hilfstransporten.<br />

Bald kamen Spenden von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

aus ganz Deutschland. Als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wenigen Organisationen<br />

begannen wir schon während des Krieges mit dem<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau. In Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a, Kroatien und später<br />

auch im Kosovo haben wir mehr <strong>als</strong> 100 <strong>Schule</strong>n und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten wie<strong>der</strong> errichtet. Die Kämpfe im ehemaligen<br />

Jugoslawien haben nicht nur <strong>Schule</strong>n und Jugende<strong>in</strong>richtungen,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem auch die Perspektiven <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen zerstört. Hass und Vorurteile wurden<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bevölkerungsgruppen gesät. Das<br />

Bildungssystem ist größtenteils zusammengebrochen. Diejenigen,<br />

die zur <strong>Schule</strong> gehen, werden meist nach Volksgruppen<br />

getrennt unterrichtet. Die Geschichte <strong>der</strong> eigenen<br />

Volksgruppe wird verherrlicht, die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en nie<strong>der</strong>gemacht.<br />

Auf diese Weise werden Schüler schon <strong>in</strong> jungen Jahren<br />

gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufgehetzt. Neue Konflikte s<strong>in</strong>d somit<br />

vorprogrammiert. Deshalb engagieren wir uns beson<strong>der</strong>s<br />

im Bildungsbereich.<br />

In unserem Internationalen Jugendbegegnungshaus <strong>in</strong> Sarajevo<br />

(Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a) f<strong>in</strong>den regelmäßig Bildungsangebote<br />

für Jugendliche aller Volksgruppen und <strong>in</strong>ternationale<br />

Sem<strong>in</strong>are, auch mit Schülern aus Deutschland, statt.<br />

Durch unsere Arbeit ermöglichen wir den Jugendlichen auch<br />

außerhalb <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zu lernen, för<strong>der</strong>n Eigen<strong>in</strong>itiative und<br />

helfen den Jugendlichen, ihre Zukunftspläne <strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />

Gleichzeitig bieten wir e<strong>in</strong>e Plattform für die vorurteilsfreie<br />

Begegnung mit den Jugendlichen an<strong>der</strong>er Volksgruppen.<br />

In Krizevici (Ostbosnien) haben wir geme<strong>in</strong>sam mit unserer<br />

bosnischen Partnerorganisation IPAK und dem Berghof Forschungszentrum<br />

e<strong>in</strong> Jugend- und Ausbildungszentrum mit<br />

e<strong>in</strong>er angeschlossenen Schre<strong>in</strong>erei errichtet. In dem ländlichen<br />

Gebiet mit e<strong>in</strong>er Arbeitslosenquote von ca. 90% können<br />

die Jugendlichen bei uns e<strong>in</strong>e Ausbildung machen, die<br />

ihnen ermöglicht, später e<strong>in</strong>en Beruf zu ergreifen.<br />

Im Kosovo geben wir albanischen und serbischen Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong>e Perspektive abseits <strong>der</strong> Straße. Wir haben <strong>in</strong> Orahovac/Rahovec,<br />

e<strong>in</strong>er seit dem Krieg geteilten Stadt, e<strong>in</strong> Jugendzentrum<br />

auf <strong>der</strong> albanischen Seite gebaut und auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> serbischen Enklave Jugendräume e<strong>in</strong>gerichtet; im Romaviertel<br />

sollen weitere folgen. Unter an<strong>der</strong>em för<strong>der</strong>n wir hier<br />

durch Computer- und Sprachkurse das Bildungsangebot <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region. Das Lernen und Gestalten ermöglicht zunehmend<br />

Begegnungen zwischen den verfe<strong>in</strong>deten Volksgruppen<br />

und e<strong>in</strong> friedliches Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Unser Ziel ist es, diese<br />

Jugendzentren durch unsere Arbeit zusammen zu führen.<br />

In Deutschland sammelt Schüler Helfen Leben Spenden für<br />

die Auslandsprojekte und <strong>in</strong>formiert – vor allem Schüler –<br />

über die aktuelle Situation und die Probleme ihrer Altersgenossen<br />

<strong>in</strong> Südosteuropa. Unsere größte Aktion <strong>in</strong> Deutschland<br />

ist <strong>der</strong> Soziale Tag, <strong>der</strong> seit 1998 stattf<strong>in</strong>det. An diesem<br />

Tag s<strong>in</strong>d Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aufgerufen, e<strong>in</strong>en<br />

Tag die Schulbank gegen e<strong>in</strong>en Platz im Berufsleben zu<br />

tauschen und ihren Lohn für die Projekte von Schüler Helfen<br />

Leben <strong>in</strong> Südosteuropa zu spenden. Beim letzten Sozialen<br />

Tag am 22.06.2004 verdienten 220.000 Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Hamburg, Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

Bremen und Berl<strong>in</strong> rund drei Millionen Euro.<br />

Dieses Jahr konnten wir gleich zwei neue Projekte unterstützen:<br />

In Bosnien sollen Roma-K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Hilfe spezieller<br />

Sommerschulen die Chance auf Bildung und e<strong>in</strong>en geregelten<br />

Schulalltag bekommen. Das Ziel ist es, den politisch<br />

und gesellschaftlich vollkommen isolierten Roma neuen Lebensmut<br />

zu geben.<br />

67


Auch <strong>in</strong> Rumänien ist Bildung <strong>der</strong> Schlüssel zu e<strong>in</strong>er besseren<br />

Zukunft – hier unterstützt SHL e<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen<br />

Ausbildungshof für Jugendliche. Da es nach <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

für sie kaum die Möglichkeit e<strong>in</strong>er beruflichen Qualifikation<br />

gibt, stellt das Ausbildungszentrum für sie e<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> die<br />

Selbstständigkeit dar.<br />

Schüler Helfen Leben, das s<strong>in</strong>d Schüler, die sich ehrenamtlich<br />

o<strong>der</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>es Freiwilligen Sozialen Jahres für<br />

den guten Zweck e<strong>in</strong>setzten. Mit viel Eigen<strong>in</strong>itiative und <strong>Engagement</strong><br />

organisieren sie den Sozialen Tag, Schultouren<br />

auf denen Schüler ihre Mitschüler <strong>in</strong>formieren, Infostände,<br />

Konzerte und an<strong>der</strong>e Aktionen, die SHL nach außen präsentieren<br />

und an<strong>der</strong>e Jugendliche zum Mitmachen animieren.<br />

Damit unsere Projekte langfristig gesichert s<strong>in</strong>d, haben wir<br />

2002 die erste Schülerstiftung Deutschlands gegründet. So<br />

können wir unsere Arbeit auch auf lange Sicht f<strong>in</strong>anziell absichern.<br />

Kontakt<br />

Schüler Helfen Leben e.V.<br />

Friedrichstr. 7<br />

24534 Neumünster<br />

Tel.: 04321/ 48 90 60<br />

Fax: 04321/ 48 90 644<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@schueler-helfen-leben.de<br />

www.sozialertag.de<br />

68<br />

Seniorpartner <strong>in</strong> School e.V.<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Überlegungen ist die demografische<br />

Situation unserer Gesellschaft: Bereits im Jahr 2010 wird<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 60-jährigen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

auf 25,8% gestiegen se<strong>in</strong>.<br />

Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Altersstudie von M. M. Baltes & Montada<br />

1996 u.a. ausgeführt, ergibt sich, dass noch viele unausgenutzte<br />

Reserven und Potenziale des Alters bestehen und<br />

damit e<strong>in</strong> weites Feld <strong>in</strong>dividueller und gesellschaftlicher<br />

Gestaltbarkeit des Alters gegeben ist. Es geht <strong>als</strong>o um die<br />

Suche nach Wegen <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen, sozialen und kulturellen<br />

Unterstützung des Lebens im Alter.<br />

Das Projekt: Junge Alte – Partner <strong>der</strong> Jugend erfasst zwei<br />

globale Lebensalter und kann sich auf breite Schichten <strong>der</strong><br />

Bevölkerung auswirken. Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> durchlaufen die <strong>Schule</strong>.<br />

Aus diesem Grund ist die Durchführung dieses generationsübergreifenden<br />

Projektes <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>der</strong> richtige Ansatz<br />

und leistet damit e<strong>in</strong>en Beitrag, dass <strong>Schule</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

frühen Lern- und E<strong>in</strong>übungsort bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<br />

begriffen wird.<br />

Inhalt des Projektes ist die Tätigkeit <strong>der</strong> Seniorpartner <strong>als</strong><br />

Schulmediatoren/<strong>in</strong>nen, um mit <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> Mediation<br />

e<strong>in</strong>en Weg aufzuzeigen, wie Schüler/<strong>in</strong>nen aber auch alle<br />

am Schulleben Beteiligten Konflikte endgültig lösen können<br />

und am Ende ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Konfliktpartner/<strong>in</strong>nen unterlegen<br />

ist. Nicht zuletzt ist dies auch e<strong>in</strong> Beitrag, bessere<br />

schulische Leistungen zu erzeugen, denn wenn die Schüler/<br />

<strong>in</strong>nen nicht ständig an ungelöste Konflikte denken müssen,<br />

können sie sich besser auf den vermittelten Wissensstoff<br />

konzentrieren.<br />

Es ist Ziel des Projektes, Möglichkeiten aufzuzeigen, die e<strong>in</strong>en<br />

Gew<strong>in</strong>n an Lebensqualität für den E<strong>in</strong>zelnen, ob Jung<br />

o<strong>der</strong> Alt, und Lösungen von wichtigen gesellschaftlichen<br />

Aufgaben erbr<strong>in</strong>gen, <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>en wechselseitigen Nutzen<br />

darstellen. Durch die Brücke zwischen den Generationen<br />

wächst das Verständnis für e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und trägt zu reelleren<br />

gegenseitigen Bil<strong>der</strong>n bei.<br />

Daraus ergibt sich:<br />

Für die Jugend: E<strong>in</strong> erheblicher Gew<strong>in</strong>n an sozialer Kompetenz<br />

und damit bessere Chancen für die Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft.<br />

Für den e<strong>in</strong>zelnen Bürger: E<strong>in</strong> höheres Maß an Zufriedenheit<br />

und Gesundheit.<br />

2001 habe ich Seniorpartner <strong>in</strong> School (SiS) <strong>als</strong> geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Vere<strong>in</strong> ohne jede öffentliche Unterstützung gegründet.<br />

SiS ist <strong>in</strong>zwischen <strong>als</strong> Wort- und Bildmarke vom Patentamt<br />

<strong>in</strong> München geschützt und sieht <strong>in</strong> <strong>der</strong> generationsübergreifenden<br />

freiwilligen Arbeit e<strong>in</strong>en wichtigen ergänzenden<br />

Ansatz auf dem Weg <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen, soziale<br />

Kompetenz zu erwerben. Möglichkeiten e<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>nvollen


Umgangs mit Konflikten sollen aufgezeigt, e<strong>in</strong> Beispiel für<br />

freiwilliges <strong>Engagement</strong> gegeben sowie die Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong> Stück weit begleitet werden. Alles <strong>in</strong> Allem ist dies e<strong>in</strong><br />

wesentlicher Beitrag zur Öffnung von <strong>Schule</strong>. Seit Gründung<br />

des Vere<strong>in</strong>s im Jahr 2001 ist es gelungen, 73 Bürger/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Idee zu überzeugen, so dass sie durch ihre<br />

Mitgliedschaft die Arbeit praktisch o<strong>der</strong> auch f<strong>in</strong>anziell unterstützen.<br />

Inzwischen s<strong>in</strong>d 5 Gruppen von Seniorpartnern<br />

(SP) zu Schulmediator<strong>in</strong>nen und Schulmediatoren ausgebildet<br />

worden. Die 6. Gruppe von Seniorpartnern beg<strong>in</strong>nt mit<br />

<strong>der</strong> Schulung im kommenden Februar.<br />

Für die Arbeit von SiS <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n wurden <strong>in</strong>zwischen<br />

Qualitätsstandards entwickelt:<br />

• Die freiwillige, soziale Tätigkeit <strong>der</strong> Seniorpartner wird<br />

vertraglich zwischen ihnen und dem Vere<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart.<br />

• Die Seniorpartner s<strong>in</strong>d unfallversichert über die VBG.<br />

• Die Ausbildung zum/zur Schulmediator/<strong>in</strong> ist unerlässlich<br />

und wird zertifiziert nach den Regeln des Bundesverbandes<br />

Mediation.<br />

• Die Zusammenarbeit zwischen SiS und <strong>der</strong> entsprechenden<br />

<strong>Schule</strong> ist stets durch e<strong>in</strong>e vertragliche Vere<strong>in</strong>barung<br />

zu regeln, damit sie nicht <strong>der</strong> Beliebigkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite ausgesetzt ist und e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dlichen Charakter<br />

erhält.<br />

• Für die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wird e<strong>in</strong> eigener Raum benötigt,<br />

<strong>der</strong> auch nur von SiS genutzt wird und welcher e<strong>in</strong>e<br />

Nutzung <strong>als</strong> Büro- und Besprechungsraum zulässt.<br />

• Die Seniorpartner arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel im Zweier-Team.<br />

• Supervision wird für alle Schulteams angeboten.<br />

• Die Arbeit von SiS ist vom Patentamt München <strong>als</strong> Wort<br />

und Bildmarke geschützt.<br />

• E<strong>in</strong>mal jährlich wird für alle tätigen SP e<strong>in</strong>e zweitägige Ergänzungsfortbildung<br />

angeboten.<br />

Die Tätigkeit <strong>der</strong> Seniorpartner wird <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n von<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen angenommen und von den <strong>Schule</strong>n <strong>als</strong> s<strong>in</strong>nvolle<br />

Ergänzung des Pflichtangebotes angesehen und trotzdem<br />

erfor<strong>der</strong>t die E<strong>in</strong>führung des Projektes <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Schule</strong>n von den Seniorpartnerrn viel Geduld und E<strong>in</strong>fühlungsvermögen.<br />

Sie werden im Rahmen e<strong>in</strong>er 80-stündigen<br />

Schulung auf ihre Aufgabe vorbereitet. Diese Tätigkeit<br />

umfasst e<strong>in</strong>en wöchentlichen E<strong>in</strong>satz von m<strong>in</strong>destens 4<br />

Stunden, regelmäßige Supervision, die alle 6 Wochen stattf<strong>in</strong>det<br />

im Umfang von 1,5 Stunden und e<strong>in</strong>e jährlich e<strong>in</strong>mal<br />

stattf<strong>in</strong>dende Ergänzungsfortbildung von 2 Tagen. Dieser<br />

Freiwilligendienst wird zwischen den Seniorpartnern und<br />

dem Vere<strong>in</strong> vertraglich geregelt und von den Senioren gewissenhaft<br />

und mit viel Verantwortungsgefühl ausgeübt.<br />

Durch die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Geschäftsstelle <strong>in</strong> den Räumen<br />

des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., Immenweg 10, (mietfrei)<br />

s<strong>in</strong>d zunächst die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e überschaubare<br />

Ausweitung des Projektes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Schullandschaft<br />

hergestellt worden.<br />

Im Jahr 2003 erfolgte e<strong>in</strong>e Information über die Idee und <strong>der</strong>en<br />

Realisation durch SiS <strong>in</strong> weiteren Bundeslän<strong>der</strong>n. Hierbei<br />

wurde SiS durch das Projektbüro „Dialog <strong>der</strong> Generationen“<br />

<strong>der</strong> Pfefferwerk gGmbH unterstützt. Durch e<strong>in</strong>e mehrseitige<br />

Veröffentlichung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bundesweit ersche<strong>in</strong>enden<br />

Magaz<strong>in</strong> aufmerksam geworden, bekundeten Senioren/<br />

<strong>in</strong>nen aus nahezu allen Bundeslän<strong>der</strong>n Interesse an e<strong>in</strong>er<br />

Mitarbeit. SiS sieht sich daher verpflichtet, die organisatorischen<br />

Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e bundesweite Realisierung<br />

auf den Weg zu br<strong>in</strong>gen. Vorbereitende Gespräche wurden<br />

bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bundeslän<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> Bundeszentrale für<br />

politische Bildung und dem Verband <strong>der</strong> Seniorenbüros geführt.<br />

Die Mediatorenschulung konnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

von <strong>der</strong> Stiftung Brandenburger Tor <strong>der</strong> Bankgesellschaft<br />

Berl<strong>in</strong> sowie von <strong>der</strong> Jugend- und Familienstiftung des Landes<br />

Berl<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziell geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Auch auf europäischer Ebene stößt das generationsübergreifende<br />

Projekt mit se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkt und<br />

den Organisationsstrukturen auf großes Interesse. So konnte<br />

2004 das Projekt im Rahmen e<strong>in</strong>er europäischen Lernpartnerschaft<br />

<strong>in</strong> Spanien, <strong>der</strong> Schweiz und im September<br />

2004 <strong>in</strong> England vorgestellt werden. 2005 erfolgte im Februar<br />

e<strong>in</strong>e Vorstellung <strong>in</strong> Ungarn.<br />

Zukünftige Aufgaben und Ziele:<br />

• Ausweitung des Angebotes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und E<strong>in</strong>führung von<br />

SiS im Land Brandenburg durch Gew<strong>in</strong>nung, Schulung<br />

und E<strong>in</strong>satz von freiwilligen SeniorPartnern. Im ersten Jahr<br />

sollen ca. 100 Seniorpartner zum E<strong>in</strong>satz kommen. Mittelfristig<br />

sollen ca. 500 Freiwillige für SiS <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n gewonnen werden. Vorbereitende Kontakte<br />

bestehen u.a. zu den Bundeslän<strong>der</strong>n Schleswig-Holste<strong>in</strong>,<br />

NRW und Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

• Aufbau von Organisationsstrukturen <strong>in</strong> weiteren Bundeslän<strong>der</strong>n,<br />

beg<strong>in</strong>nend mit e<strong>in</strong>er bundesweiten Multiplikatorenschulung<br />

für diese Aufgabe.<br />

• Vernetzung <strong>der</strong> diversen, unterschiedlich punktuellen Projekte<br />

mit ähnlichen Inhalten zur För<strong>der</strong>ung von Schüler/<strong>in</strong>nen,<br />

d.h. <strong>der</strong> bürgerschaftlichen Arbeit rund um die <strong>Schule</strong><br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

• nachhaltige Absicherung <strong>der</strong> Arbeit durch Schaffung von<br />

tragfähigen Strukturen zur Organisation des freiwilligen<br />

<strong>Engagement</strong>s von SiS im gesamten Bundesgebiet.<br />

• Akquise von Stiftungskapital zur Gründung e<strong>in</strong>er Stiftung<br />

mit dem Ziel, die Aufgaben von SiS aus dem Erlös des Kapit<strong>als</strong><br />

zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Kontakt<br />

Seniorpartner <strong>in</strong> School e.V.<br />

Christiane Richter (Vorsitzende)<br />

Immenweg 10<br />

12169 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 627 280 48<br />

Fax: 030/ 627 280 49<br />

E-Mail: richterluecke@gmx.de<br />

www.seniorpartner<strong>in</strong>school.de<br />

69


„Sportjugend – Initiative: Kids und Sport geme<strong>in</strong>sam<br />

stark“ – Schülerassisten-Ausbildung<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> landesweiten „Sportjugend-Initiative: Kids<br />

und Sport geme<strong>in</strong>sam stark“ bildet die Sportjugend Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

seit 1997 mit Unterstützung des M<strong>in</strong>isteriums für<br />

Bildung, Frauen und Jugend, des M<strong>in</strong>isteriums des Innern<br />

und für Sport sowie <strong>der</strong> AOK Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Schülerassistenten<br />

aus. Weitere Partner s<strong>in</strong>d die Unfallkasse Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />

<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tensportverband Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />

die National Football League Europe sowie das Programm<br />

„Integration durch Sport“ des DSB. Pro Jahr f<strong>in</strong>den fünf<br />

Ausbildungen für rhe<strong>in</strong>land-pfälzische <strong>Schule</strong>n statt. E<strong>in</strong>e<br />

EU-Schülerassistenten-Ausbildung wird alle zwei Jahre mit<br />

<strong>Schule</strong>n <strong>der</strong> europäischen Nachbarn aus Belgien, Frankreich<br />

und Luxemburg ausgerichtet.<br />

Die Teilnehmer sollen lernen, mit- und eigenverantwortlich<br />

Freizeitangebote für Mitschüler zu planen, zu organisieren<br />

und durchzuführen. Im Vor<strong>der</strong>grund stehen spielerisch-sportliche<br />

Aktivitäten, aber auch Angebote mit kreativ-gestalterischer<br />

Zielsetzung. So sollen die ausgebildeten<br />

Schüler zunächst die Betreuung von Bewegungs- und Spielangeboten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause übernehmen, aber auch Angebote<br />

<strong>in</strong> den Freistunden, im Rahmen <strong>der</strong> Ganztagsschulbetreuung<br />

und nach <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> machen. Sie sollen sich außerdem<br />

bei <strong>der</strong> Organisation von Wettkämpfen, Schulfesten,<br />

Discos, sozialen und Umweltaktionen sowie bei <strong>der</strong><br />

Schul(hof)gestaltung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Die Vernetzung mit <strong>der</strong><br />

Schülervertretung, <strong>der</strong> Lehrerschaft, an<strong>der</strong>en <strong>Schule</strong>n, Jugendzentren,<br />

Vere<strong>in</strong>en etc. wird empfohlen, um die Möglichkeiten<br />

zu erhöhen, die Leistungen zu verbessern und<br />

den E<strong>in</strong>zelnen zu entlasten.<br />

Schülerassistenten sollen an Schulzentren o<strong>der</strong> organisatorisch<br />

verbundenen <strong>Schule</strong>n die Betreuung <strong>der</strong> Grundschüler<br />

übernehmen. An Grundschulen ohne Anb<strong>in</strong>dung an weiterführende<br />

<strong>Schule</strong>n werden <strong>in</strong>teressierte Eltern <strong>als</strong> sogenannte<br />

Elternassistenten gewonnen. Damit das Konzept an <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> auch ohne von <strong>der</strong> Sportjugend ausgebildete Schüler<br />

weiterläuft, nimmt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressierter Lehrer teil, <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den rout<strong>in</strong>ierten Assistenten weitere Schüler<br />

für die Idee gew<strong>in</strong>nt und e<strong>in</strong>weist.<br />

Die Schülerassistenten-Ausbildung umfasst 30 praxisorientierte<br />

Unterrichtsstunden, die an drei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden<br />

Wochenenden (Freitagnachmittag/Samstagmorgen) angeboten<br />

werden. Versichert ist die Maßnahme <strong>als</strong> schulische<br />

Veranstaltung bei <strong>der</strong> Unfallkasse. Alle Teilnehmer erhalten<br />

nach regelmäßiger und engagierter Teilnahme e<strong>in</strong>en lam<strong>in</strong>ierten<br />

Schülerassistentenausweis mit Foto sowie e<strong>in</strong>e Teilnahmebestätigung,<br />

die gerade bei Haupt- und Son<strong>der</strong>schülern<br />

e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es <strong>Engagement</strong> dokumentiert und bei Be-<br />

70<br />

werbungen soziale Qualitäten belegt. Der Schüler kann sich<br />

auf Wunsch se<strong>in</strong> ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> <strong>als</strong> Schülerassistent<br />

<strong>in</strong>s Zeugnis e<strong>in</strong>tragen lassen.<br />

Zielsetzungen <strong>der</strong> Ausbildung, die wissenschaftlich diskutiert<br />

und statistisch belegt werden, s<strong>in</strong>d:<br />

• Gewaltprävention: Kanalisieren und Kompensieren von<br />

angestauten Aggressionen<br />

• Unfallprävention<br />

• Gesundheitsför<strong>der</strong>ung durch Bewegung<br />

• Suchtprävention: stark machen gegen Drogen<br />

• Persönlichkeitsbildung und Entwicklung von Vorbildverhalten<br />

• För<strong>der</strong>ung von Eigen<strong>in</strong>itiative, Kreativität und Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

• För<strong>der</strong>ung von demokratischem Verhalten und Sozialverhalten<br />

• Sensibilisierung für Toleranz und Integration von Benachteiligten<br />

• För<strong>der</strong>ung zielorientierter Arbeit<br />

In e<strong>in</strong>er Evaluation bestätigen 56% <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, die mit<br />

den Assistenten arbeiten, e<strong>in</strong>en Rückgang von Gewalt. Die<br />

<strong>Schule</strong>n melden außerdem e<strong>in</strong>e stärkere gegenseitige Rücksichtnahme,<br />

unproblematisches Schlichten von Streitereien,<br />

mehr Ausgeglichenheit im Unterricht, verbesserte Teambildung,<br />

e<strong>in</strong>e Entlastung <strong>der</strong> Pausenaufsicht, harmonisches<br />

Spielverhalten, e<strong>in</strong>e freundlichere Atmosphäre u.a.m.. Die<br />

Unfallkasse verzeichnet e<strong>in</strong>en deutlichen Rückgang <strong>der</strong><br />

Pausenunfälle durch den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Spielekisten.<br />

Ausbildungsorte, Teilnehmer und ihre Auswahl<br />

<strong>Schule</strong>n o<strong>der</strong> Schulzentren können sich bei <strong>der</strong> Sportjugend<br />

um die Ausrichtung bewerben. Pro Ausbildung werden nach<br />

dem Schulverzeichnis für allgeme<strong>in</strong> bildende <strong>Schule</strong>n alle<br />

<strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>es Schulkreises e<strong>in</strong>geladen, sodass die Anreise<br />

nur kurz ist. Grundschulen werden nur e<strong>in</strong>geladen, wenn<br />

sie bei <strong>der</strong> Sportjugend Interesse bekundet haben. Nach<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>der</strong> Meldungen nehmen die ersten sechs <strong>Schule</strong>n<br />

mit vier bis sechs Schülern und e<strong>in</strong>em Lehrer teil. Auf die<br />

Auswahl <strong>der</strong> teilnehmenden Schüler nimmt die Sportjugend<br />

ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss.<br />

Ausbildungs<strong>in</strong>halte<br />

• Allgeme<strong>in</strong>e Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> Schüler-/Elternassistenten<br />

• Fair Play-Verhalten <strong>als</strong> Person und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe mit Fair<br />

Play-Spielen<br />

• Fragen zu Rechten und Pflichten/ Unfallverhütung/ Verhalten<br />

bei Unfällen<br />

• Spiele aus <strong>der</strong> Spielekiste, Organisation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause,<br />

Behandlung, Pflege und Ergänzung von Materialien<br />

• Integration durch Sport, Organisation von Spielfesten mit<br />

dem Sport- und Spielmobil <strong>der</strong> Sportjugend Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz<br />

• Spiel- und Turnierorganisation am Beispiel e<strong>in</strong>er ausge-


wählten Sportart<br />

• Ideen und Tipps zur Durchführung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendveranstaltungen<br />

• Potenzielle Kooperationspartner <strong>der</strong> Schüler-/Elternassistenten<br />

und die Möglichkeiten <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

• Richtig Sporttreiben: Vom Warm-up bis zum Cool-down<br />

• Sport mit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

• Kreative Bewegungsformen, Abenteuer- und Erlebnissport<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause und bei Schulveranstaltungen<br />

• E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Inl<strong>in</strong>e Skaten, Sicherheit und Material<br />

mit Tipps zum Kauf, Fall-, Brems- und Fahrtechnik, Spielformen<br />

und Bewegungsräume<br />

• Jugendszenen: Sport und Musik – Hip Hop, Street Dance<br />

und Video Clip Dance<br />

• American Sports: American Football <strong>als</strong> Flagg Football<br />

– Technik, Taktik, Regeln<br />

• Bau, Gestaltung und Beklettern e<strong>in</strong>er horizontalen Kletterwand<br />

(Boul<strong>der</strong>wand)<br />

Dass auch pädagogische Inhalte vermittelt werden, versteht<br />

sich von selbst, da die Schülerassistenten ihren Alters- und<br />

Klassenkameraden <strong>als</strong> Leitbil<strong>der</strong> dienen sollen. Grundlage<br />

hierfür ist <strong>der</strong> Gedanke <strong>der</strong> „Peer Education“ (Lernen von<br />

Gleichaltrigen). Die Ausbildungs<strong>in</strong>halte werden von haupt-<br />

und ehrenamtlichen Referenten <strong>der</strong> Sportjugend und ihrer<br />

Partner situationsgerecht im Bezug auf die spätere Tätigkeit<br />

<strong>der</strong> Assistenten <strong>in</strong> praktischen Übungen vermittelt. Auf freiwilliger<br />

Basis besteht die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>em Praktikum<br />

<strong>als</strong> Tra<strong>in</strong>erassistent <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sportvere<strong>in</strong> zum Kennenlernen<br />

des Ablaufs e<strong>in</strong>er Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstunde. <strong>Schule</strong>n, die bereits<br />

an e<strong>in</strong>er Ausbildung teilgenommen haben, werden zu regionalen<br />

themenspezifischen Fortbildungsnachmittagen e<strong>in</strong>geladen.<br />

Motivation für die Beteiligung am Konzept ist u.a. die Spielekiste<br />

im Wert von 1.000 Euro, die jede teilnehmende<br />

<strong>Schule</strong> erhält. Für die ausrichtende <strong>Schule</strong> gibt es zudem<br />

e<strong>in</strong> Griff-Set zur Installation e<strong>in</strong>er Kletterwand im Wert von<br />

500 Euro. Den Schülern ist es wichtig, dass ihr ehrenamtliches<br />

<strong>Engagement</strong> von den an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligten<br />

Partnern unterstützt und ihr Status mit Ausweis, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Teilnahmebestätigung<br />

und im Schulzeugnis dokumentiert wird.<br />

Das Ausbildungskonzept ist <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Strukturen übertragbar.<br />

Die Umsetzung kann von <strong>Schule</strong>n unterschiedlich organisiert<br />

werden, wie beispielsweise durch die Ausgabe o<strong>der</strong><br />

den Verkauf von Pausensportausweisen. Die E<strong>in</strong>nahmen<br />

dienen zur Ergänzung <strong>der</strong> Spielekiste.<br />

Kontakt<br />

Sportjugend Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Dr. Ohle Wrogemann<br />

Rhe<strong>in</strong>allee 1<br />

55116 Ma<strong>in</strong>z<br />

Tel.: 06131/ 2814 358<br />

Fax: 06131/ 23 67 46<br />

E-Mail: wrogemann@sportjugend.de<br />

www.sportjugend.de<br />

71


taraxacum, K<strong>in</strong><strong>der</strong>·Lernen·Spielen e.V.<br />

Wie kam es zum taraxacum?<br />

In den letzten Jahren haben sich herkömmliche Familienstrukturen<br />

und Arbeitswelten wesentlich verän<strong>der</strong>t. Geleitet<br />

durch den Gedanken hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Ortenau, e<strong>in</strong> vorbildliches<br />

und ganzheitliches K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungskonzept zu<br />

entwickeln, fand sich im Sommer 2002 e<strong>in</strong>e Projektgruppe,<br />

bestehend aus Eltern und pädagogischem Fachpersonal,<br />

zusammen. Unser Grundanliegen ist es, Familien die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf zu ermöglichen, ohne dass<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> dabei zu den Verlierern zählen müssen. Wir wollen<br />

das Thema K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung zudem gekoppelt mit dem<br />

Thema Bildung diskutiert wissen. Weiterh<strong>in</strong> hat sich unsere<br />

Initiative zum Ziel gesetzt, e<strong>in</strong>e Begegnungsstätte für Menschen<br />

zu se<strong>in</strong>, die sowohl die Interaktion unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>als</strong><br />

auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Generationen zulässt und för<strong>der</strong>t. Bereits<br />

im November 2003 haben wir frei nach dem Motto:<br />

„Wir tun was zu tun ist“ mit dem Betrieb e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>freizeit<br />

und Bildungse<strong>in</strong>richtung Namens „taraxacum, K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

• Lernen • Spielen“ (Taraxacum, lat. für <strong>der</strong> Löwenzahn)<br />

angefangen. Auf die Anerkennung <strong>als</strong> Träger <strong>der</strong> freien Jugendhilfe<br />

warten wir <strong>der</strong>zeit noch, <strong>der</strong> Antrag erfolgte im<br />

April 2004. Um unserem Anliegen auf <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Ebene e<strong>in</strong>en verstärkten Ausdruck zu verleihen, haben wir<br />

uns im Jahr 2004 zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong> zusammengeschlossen.<br />

Was bieten wir?<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alter zwischen 3 und 12 Jahren besuchen das<br />

taraxacum zwischen 13.00 Uhr und 18.15 Uhr. Nach Absprache<br />

mit den Eltern z. T. auch länger. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Schüler erledigt<br />

hier die Hausaufgaben. In den Ferien kann die E<strong>in</strong>richtung<br />

zusätzlich auch Vormittags von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n besucht<br />

werden. Die Betreuung wird <strong>in</strong> unterschiedlichen E<strong>in</strong>heiten<br />

angeboten und kann stundenweise, an e<strong>in</strong>em Tag o<strong>der</strong> an<br />

zehn bzw. zwanzig nicht zusammenhängenden Tagen <strong>in</strong> An-<br />

72<br />

spruch genommen werden. Eltern, die kont<strong>in</strong>uierlich Leistungsstunden<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen, bekommen günstigere<br />

Konditionen. Als außerschulischer Lern- und Erlebnisort<br />

setzen wir auf praxisnahe und handlungsorientierte Spielräume.<br />

Aus e<strong>in</strong>er vielfältigen Angebotspalette können K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

täglich e<strong>in</strong> pädagogisch vorbereitetes Angebot wählen,<br />

o<strong>der</strong> sie gestalten sich <strong>in</strong> unseren Räumen ihre eigenen<br />

Spiel- und Lernwelten. Folgende Spiel- und Lernbereiche haben<br />

bei uns e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Stellenwert: • Bewegungs-,<br />

Kooperations- und Rollenspiele • Kunst und Gestalten •<br />

Natur- und Umweltbegegnung • Lesen & Schreiben, kreatives<br />

Rechnen • Planen und Werken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Holzwerkstatt •<br />

Hauswirtschafliche Tätigkeiten, z. B. Kochen, Backen ...<br />

Wer arbeitet im taraxacum?<br />

Die pädagogische Arbeit im taraxacum wird durch e<strong>in</strong>e Heilpädagog<strong>in</strong><br />

und e<strong>in</strong>en staatlich anerkannten Erzieher bzw.<br />

Natur- und Umweltpädagogen geleistet. Es gibt <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>en<br />

engeren Kreis von ca. 12 Personen, die sich z. B. bei<br />

<strong>der</strong> Betreuung, Ferienprogrammgestaltung, <strong>der</strong> Buchhaltung,<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Räume ehrenamtlich engagieren.<br />

Wie f<strong>in</strong>anzieren wir uns?<br />

Die E<strong>in</strong>richtung f<strong>in</strong>anziert sich bis dato aus e<strong>in</strong>em Existenzgründungskredit<br />

<strong>in</strong> Höhe von 23.000 Euro, <strong>der</strong> durch die<br />

Landeszentralbank <strong>in</strong> Stuttgart genehmigt wurde und e<strong>in</strong>em<br />

Privatkredit, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Höhe von 15.000 Euro bereitgestellt<br />

wurde. Die Kredite wurden hauptsächlich für Renovierungsarbeiten<br />

und die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Holzwerkstatt<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>vestiert, natürlich auch, um die Liquidität <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung zu sichern. Wir mussten sehr viel Zeit <strong>in</strong> das<br />

Herrichten <strong>der</strong> Räumlichkeiten <strong>in</strong>vestierten. Dar<strong>in</strong> wurden<br />

wir von vielen helfenden Händen unterstützt. E<strong>in</strong>e Basis<br />

an Spielzeug, K<strong>in</strong><strong>der</strong>büchern und Ausstattungsgegenstände<br />

waren größtenteils vorhanden o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d uns <strong>als</strong> Sache<strong>in</strong>lage<br />

gespendet worden, z. T. aber auch über Haushaltsauflösungen<br />

und Flohmärkte günstig erworben worden.<br />

Derzeit s<strong>in</strong>d wir noch auf jede Art von ideeller und f<strong>in</strong>anzieller<br />

Unterstützung angewiesen und konnten bisher glücklicherweise<br />

durch Eigenleistung und e<strong>in</strong>er enorme Unterstützung<br />

von Privatpersonen und Betrieben <strong>in</strong> Form von Sachspenden<br />

bzw. Preisnachlässen den Betrieb unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtung<br />

gewährleisten. Ansonsten f<strong>in</strong>anziert sich die<br />

E<strong>in</strong>richtung ausschließlich aus Elternbeiträgen und weiterh<strong>in</strong><br />

durch den E<strong>in</strong>satz von ehrenamtlich engagierten Menschen.<br />

Die Stundenpreise liegen gestaffelt zwischen 3,10<br />

und 4,50 Euro pro Leistungsstunde, je nach dem wie viele<br />

Leistungsstunden bzw. Tage mit e<strong>in</strong>em Male gebucht werden.<br />

Personalkosten werden <strong>der</strong>zeit von uns zum großen<br />

Teil vernachlässigt. Um das taraxacum auf e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Basis zu stellen, ist es wünschenswert, zwei Pädagogen<br />

hauptamtlich zu m<strong>in</strong>destens 75%, besser aber 100% beschäftigten<br />

zu können. Im Pr<strong>in</strong>zip können wir sagen, dass<br />

im Jahr 2004 mehr <strong>als</strong> 50% <strong>der</strong> geleisteten Arbeit durch


ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> erbracht worden ist. Für die<br />

Startphase können wir diesen hohen Prozentsatz an ehrenamtlich<br />

geleisteten Stunden gut vertreten, weil unser Idealismus<br />

noch ungebremst ersche<strong>in</strong>t. Für die Zukunft wird die<br />

Anzahl aber deutlich niedriger ausfallen müssen, damit die<br />

pädagogische Qualität und somit natürlich auch die Motivation<br />

<strong>der</strong> hauptamtlichen Mitarbeiter erhalten bleibt, d.h. wir<br />

hoffen natürlich, dass <strong>in</strong> absehbarer Zeit auf <strong>der</strong> politischen<br />

Landes- und Bundesebene dem Bedarf angepasstere, gerechtere<br />

und unkompliziertere För<strong>der</strong>ungsstrukturen für die<br />

Gründung und für das Betreiben von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

geschaffen werden.<br />

Wir wünschen uns...<br />

... dass Bedürfnisse von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> mehr <strong>in</strong> den Fokus<br />

von politischen Entscheidungsträgern geraten. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

wollen ohne wenn und aber spüren, dass sie erwünscht<br />

s<strong>in</strong>d. Zukunft lässt sich nur für und mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gestalten.<br />

E<strong>in</strong>e flächendeckende und qualitativ gute K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

kommt Eltern und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>als</strong> auch dem Staat gleichermaßen<br />

zugute. Von Anfang an ist uns klar, dass wenn wir auch<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus sozial schwachen Familien e<strong>in</strong>e bessere Chance<br />

auf e<strong>in</strong>e gute Schul- und Berufsausbildung ermöglichen<br />

wollen, sich unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungs- und Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />

nur mit staatlicher Unterstützung verwirklichen lässt.<br />

Familien müssen entlastet werden, so dass beide Elternteile<br />

bei Bedarf zum Lebensunterhalt beitragen können. Recht<br />

auf Bildung muss <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Grundrecht des Menschen anerkannt<br />

werden und soll niem<strong>als</strong> vom E<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Eltern<br />

abhängig gemacht werden. Zur För<strong>der</strong>ung und zum Bestehen<br />

brauchen wir deshalb e<strong>in</strong> funktionierendes Netzwerk <strong>in</strong><br />

dem Politiker, Unternehmen, Verwaltungsbeamte, Pädagogen,<br />

Sozialarbeiter und Eltern Hand <strong>in</strong> Hand zusammenarbeiten.<br />

Für solch e<strong>in</strong> Netzwerk machen wir uns stark, erstens<br />

weil K<strong>in</strong><strong>der</strong> Rechte haben und zweitens, weil wir wissen,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Lobby brauchen.<br />

Kontakt<br />

taraxacum KINDER • LERNEN • SPIELEN e. V.<br />

Alfons Ruf<br />

Alte Eisenbahnstr. 12<br />

77716 Haslach i. K.<br />

E-Mail: ruf.t@raxacum.de<br />

WUS – World University Service<br />

W - steht für World. Der WUS ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale, politisch<br />

und konfessionell nicht gebundene Organisation,<br />

bestehend <strong>in</strong> über 50 Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Erde. Der WUS versteht<br />

sich <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft von Studierenden,<br />

Lehrenden und Mitarbeitenden im Bildungssektor.<br />

U - steht für University. Der WUS wurde 1920 gegründet,<br />

um Menschen zu unterstützen, die im Hochschulbereich<br />

arbeiten, lehren und lernen. Inzwischen arbeitet <strong>der</strong> WUS<br />

auf allen Bildungsebenen und tritt für das Menschenrecht<br />

auf Bildung e<strong>in</strong>. Ausgehend von e<strong>in</strong>em gesellschaftlichen<br />

Auftrag <strong>der</strong> Hochschulen setzt sich <strong>der</strong> WUS für die Entwicklung<br />

gerechter, sozialer und politischer Strukturen auf<br />

nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Ebene e<strong>in</strong>.<br />

S - steht für Service. In <strong>der</strong> konkreten Arbeit lädt <strong>der</strong> WUS<br />

zu Sem<strong>in</strong>aren e<strong>in</strong>, erstellt Publikationen und Informationsmaterialien.<br />

Der WUS betreibt Öffentlichkeitsarbeit<br />

auf politischer Ebene, <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierten Ebene <strong>in</strong><br />

den bildungs- und entwicklungspolitischen Organisationen<br />

und gegenüber den Medien. Der WUS nimmt an nationalen<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Kampagnen im Bildungs- und<br />

Entwicklungsbereich teil, bietet Beratungen an und führt<br />

Stipendienprogramme sowie Projekte durch.<br />

WUS-Aktionsschwerpunkt – Entwicklungspolitische<br />

Bildungsarbeit<br />

WUS-Informationsstelle – Bildungsauftrag Nord-Süd<br />

Aktuelle Übersichten über Veranstaltungen, Materialien und<br />

Publikationen zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit,<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Akteure <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildungsarbeit, Studien zum<br />

Stand <strong>der</strong> entwicklungspolitischen Bildungsarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Globales Lernen im Dialog<br />

Das Projekt möchte e<strong>in</strong>en Beitrag dazu leisten, die Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Europäischen Union stärker für<br />

Themen des Globalen Lernens zu sensibilisieren, um sie für<br />

Maßnahmen zugunsten gleichberechtigter und nachhaltiger<br />

Nord-Süd-Beziehungen zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

WUS-Aktionsschwerpunkt – Internationale Bildungssituation<br />

Beteiligung an den Arbeitsschwerpunkten des <strong>in</strong>ternationalen<br />

WUS<br />

• Bildungs- und Rückkehrprogramm für Exilanten<br />

• Menschenrechtskampagnen im Bildungsbereich<br />

• Hochschulkooperation<br />

73


Kooperation mit nationalen WUS Komitees, z.B.:<br />

Chile: För<strong>der</strong>ung von Frauenprojekten und Stadtentwicklung<br />

im Bildungsbereich<br />

Eritrea: Bau von Solarstationen für Bildungs- und Gesundheitse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> ländlichen Gebieten<br />

Irak: För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Germanistischen Abteilung <strong>der</strong><br />

Universität Bagdad<br />

Paläst<strong>in</strong>a: Sur Place-Stipendienprogramm,<br />

Re<strong>in</strong>tegrationsberatung,<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung – Bau von Schullabors,<br />

Jugend-Umwelt-Camps<br />

Vietnam: Sur Place-Stipendienprogramm<br />

Auslandssem<strong>in</strong>are für Fachkräfte, die <strong>in</strong> Deutschland studiert<br />

und gearbeitet haben, För<strong>der</strong>ung von Fachkräftevere<strong>in</strong>igungen<br />

(u.a. <strong>in</strong> Äthiopien, Brasilien, Chile, Eritrea, Ghana,<br />

Indonesien, Kamerun, Marokko, Peru, Türkei und Tunesien)<br />

WUS-Aktionsschwerpunkt – Auslän<strong>der</strong>studium<br />

STUBE Hessen – Studienbegleitprogramm für Studierende<br />

aus Afrika, Asien und Late<strong>in</strong>amerika <strong>in</strong> Hessen<br />

In Trägerschaft des WUS und mit Unterstützung des Hessischen<br />

M<strong>in</strong>isteriums für Wissenschaft und Kunst und den<br />

Evangelischen Studentengeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Hessen bietet STU-<br />

BE Hessen ausländischen Studierenden neben entwicklungspolitischen<br />

Sem<strong>in</strong>aren und Akademien auch die F<strong>in</strong>anzierung<br />

e<strong>in</strong>es berufsvorbereitenden Praktika- o<strong>der</strong> Studienaufenthalts<br />

und die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung von lokalen<br />

Initiativen und Arbeitsgruppen an.<br />

Grenzenlos – Interkulturelles Lernen im Dialog<br />

Vermittlung von Lehrkooperationen zwischen ausländischen<br />

Studierenden und Lehrkräften <strong>in</strong> Hessen, Berl<strong>in</strong> und<br />

Brandenburg.<br />

WUS-Aktionsschwerpunkt – Re<strong>in</strong>tegrationsberatung<br />

Zuschuss zur Ausstattung am Arbeitsplatz für Fachkräfte<br />

aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n (APA)<br />

Rückkehrende Hochschulabsolvent/<strong>in</strong>nen und Fachkräfte erleben<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Afrika, Asien und Late<strong>in</strong>amerika, dass<br />

sie an ihren Arbeitsplätzen ihr <strong>in</strong> Deutschland erworbenes<br />

Wissen mangels e<strong>in</strong>er ausreichenden Ausstattung nicht optimal<br />

umsetzen können. Im Rahmen des Programms zur<br />

Ausstattung von Arbeitsplätzen für rückkehrende Fachkräfte<br />

aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n führt <strong>der</strong> WUS im Auftrag des Programmträgers,<br />

<strong>der</strong> ZAV, die Abwicklung (Beratung und Beschaffung)<br />

des Programms durch.<br />

WUS-Sem<strong>in</strong>are für ausländische Studierende im Hauptstudium<br />

Zu den Themenkomplexen Mediz<strong>in</strong>, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften,<br />

Planen und Bauen, Menschenrechte bis h<strong>in</strong><br />

zu län<strong>der</strong>bezogenen Sem<strong>in</strong>aren, (u.a. zu Äthiopien, Brasili-<br />

74<br />

en, Chile, Eritrea, Iran, Kamerun, Marokko und Indonesien)<br />

führt WUS überregionale, mehrtägige Sem<strong>in</strong>arveranstaltungen<br />

durch.<br />

Aufbau von Fachkräftebüros – Auf- und Ausbau e<strong>in</strong>es weltweiten<br />

Netzwerkes<br />

von <strong>in</strong> Deutschland ausgebildeten Fachkräften zur entwicklungspolitischen<br />

Beschäftigungsför<strong>der</strong>ung rückkehren<strong>der</strong><br />

Fachkräfte <strong>in</strong> Äthiopien, Bolivien, Chile, Eritrea, Ghana, Indonesien,<br />

Iran, Kamerun, Marokko, Nicaragua, Paläst<strong>in</strong>a,<br />

Peru, Türkei und Vietnam.<br />

Kontakt<br />

World University Service (WUS)<br />

Deutsches Komitee e.V.<br />

Goebenstr. 35<br />

D-65195 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/ 9451949<br />

Fax: 0611/ 44 64 89<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@wusgermany.de<br />

www.wusgermany.de


BBE<br />

Das Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

stellt sich vor<br />

Das BBE vernetzt bundesweit Organisationen und Verbände<br />

aus Drittem Sektor (Non-Profit-Organisationen) und Bürgergesellschaft,<br />

aus Wirtschaft und Arbeitsleben sowie staatliche<br />

und kommunale Institutionen. Die Arbeit im Netzwerk<br />

beruht auf gegenseitigem Vertrauen und Partnerschaft. Sie<br />

setzt primär auf Dialog, Kooperation und praktische Impulse<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von <strong>Engagement</strong> und Bürgergesellschaft.<br />

Alle Beteiligten gew<strong>in</strong>nen durch diese Zusammenarbeit und<br />

kommen so dem geme<strong>in</strong>samen Ziel näher.<br />

Das geme<strong>in</strong>same Ziel ist die Stärkung <strong>der</strong> Bürgergesellschaft<br />

und des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s. Zentrales Anliegen<br />

ist es, die rechtlichen, <strong>in</strong>stitutionellen und organisatorischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

zu verbessern. Wir wollen konkrete Praxisprojekte<br />

<strong>in</strong> Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft anregen und unterstützen<br />

sowie die politische Öffentlichkeit sensibilisieren<br />

und aktivieren. Das BBE wurde am 5. Juni 2002 durch den<br />

Nationalen Beirat des Internationalen Jahres <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

(IJF 2001) gegründet. Im Jahr 2005 haben sich im BBE<br />

bereits über 165 Mitgliedsorganisationen mit vielen Millionen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n zusammengeschlossen. Wir wollen den nationalen,<br />

europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Erfahrungsaustausch<br />

<strong>in</strong>tensivieren und die Ergebnisse aus Wissenschaft<br />

und Forschung zum Thema bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

e<strong>in</strong>er breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />

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<strong>Engagement</strong> för<strong>der</strong>n<br />

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Wir för<strong>der</strong>n bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>in</strong> allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen und Formen (z.B. <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Soziales und Gesundheit, Sport, Kultur, Umwelt, Bildung und<br />

Wissenschaft, Politik und Wirtschaft). <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

ist Ehrenamt, Freiwilligenarbeit o<strong>der</strong> Selbsthilfe.<br />

Menschen engagieren sich u.a. <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en, Verbänden, Parteien,<br />

<strong>in</strong> (Bürger)Stiftungen, Netzwerken, Bürger<strong>in</strong>itiativen<br />

o<strong>der</strong> sozialen Bewegungen.<br />

Zusammenarbeit stärken<br />

Unsere Arbeit orientiert sich am Leitbild e<strong>in</strong>er aktiven Bürgergesellschaft,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle bei <strong>der</strong> Gestaltung des Geme<strong>in</strong>wesens spielen.<br />

Wir wollen Eigenverantwortung, Partizipation und Selbstgestaltung<br />

<strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger stärken und neue<br />

Möglichkeiten für gesellschaftliches Mitentscheiden und<br />

Mitgestalten entwickeln.<br />

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Bürgergesellschaft gestalten<br />

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Daher müssen bestehende bürokratische Hemmnisse abgebaut<br />

werden und die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

Engagierte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es ermöglichenden und aktivierenden<br />

Staates verbessert werden. Auch Organisationen und<br />

Institutionen <strong>der</strong> Bürgergesellschaft müssen sich für bürgerschaftliche<br />

Aktivitäten und Beiträge noch weiter öffnen.<br />

Es gilt zudem, unternehmerisches <strong>Engagement</strong> zu för<strong>der</strong>n,<br />

damit die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung<br />

durch Unternehmen <strong>als</strong> „gute Bürger“ (corporate citizens)<br />

wächst. Die <strong>in</strong>haltliche Arbeit des Netzwerkes erfolgt <strong>in</strong> Projektgruppen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d ganz bewusst im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er offenen<br />

Netzwerkarbeit für <strong>in</strong>haltliche Impulse und unkomplizierte<br />

Zugänge <strong>der</strong> Mitwirkung offen gehalten. Die Projektgruppen<br />

bearbeiten e<strong>in</strong> breites Spektrum von Themen und Anliegen.<br />

Hier werden konkrete Projekte und praktische Beispiele <strong>der</strong><br />

<strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung entwickelt bzw. angeschoben.<br />

75


Die Geschäftsstelle des BBE<br />

Die Geschäftstelle übernimmt koord<strong>in</strong>ierende Aufgaben<br />

im Netzwerk. Sie bietet Serviceleistungen und betreut die<br />

vielfältigen Aktivitäten <strong>der</strong> Projektgruppen, des Koord<strong>in</strong>ierungsausschusses<br />

und des Sprecherrats. In <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

arbeiten neben den vier hauptamtlichen Kräften auch<br />

regelmäßig freie Mitarbeiter und Praktikanten mit. Die Geschäftsstelle<br />

wird vom Deutschen Vere<strong>in</strong> für öffentliche und<br />

private Fürsorge e.V. (DV) durch die Übernahme <strong>der</strong> Trägerschaft<br />

unterstützt. Das BBE und <strong>der</strong> DV kooperieren<br />

auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlichen Fragen des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s.<br />

Die Geschäftsstelle des Bundesnetzwerkes <strong>Bürgerschaftliches</strong><br />

<strong>Engagement</strong> (BBE) wird geför<strong>der</strong>t durch das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(BMFSFJ).<br />

Der Newsletter des BBE<br />

Der Newsletter des BBE vermittelt e<strong>in</strong>en aktuellen Überblick<br />

über die Arbeit des BBE, <strong>in</strong>formiert über Themen und Veranstaltungen<br />

aus <strong>Engagement</strong>politik und -för<strong>der</strong>ung.<br />

Den Newsletter können Sie kostenlos über die Homepage<br />

des BBE www.b-b-e.de abonnieren. Gern nehmen wir Ihre<br />

Informationen <strong>in</strong> den Newsletter auf.<br />

Bitte schicken Sie Ihre News an: kontakt@b-b-e.de.<br />

Umfassendes Informationsmaterial zur politischen Agenda<br />

des BBE, zu se<strong>in</strong>er Mitgliedsstruktur, <strong>der</strong> Arbeit se<strong>in</strong>er Projektgruppen<br />

sowie den jeweiligen Ansprechpartnern erhalten<br />

Sie unter www.b-b-e.de o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Bundesgeschäftsstelle.<br />

Die Ziele und For<strong>der</strong>ungen des BBE <strong>in</strong> Kürze:<br />

1. <strong>Engagement</strong>verträglichkeit sozi<strong>als</strong>taatlicher Reformprogramme<br />

und -maßnahmen<br />

2. Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für bürgerschaftliches<br />

<strong>Engagement</strong><br />

3. Stärkung <strong>der</strong> lokalen Bürgergesellschaft<br />

4. Unterstützung lokaler Bündnisse<br />

5. Stabilisierung und Ausbau <strong>der</strong> Infrastrukturen für kommunale<br />

<strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

6. Fortentwicklung <strong>der</strong> <strong>Engagement</strong>för<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

7. <strong>Engagement</strong>freundliche Reformen <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung<br />

8. Öffnung aller Organisationen und Institutionen für Beteiligung<br />

und bürgerschaftliches Mittun<br />

9. Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualifizierung und Bildung für<br />

bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong><br />

10. Weiterentwicklung <strong>der</strong> Freiwilligendienste<br />

11. Ausbau und Fortentwicklung des „corporate citizenship“<br />

von Unternehmen<br />

76<br />

12. För<strong>der</strong>ung des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s von<br />

Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

13. Entwicklung e<strong>in</strong>er Kultur <strong>der</strong> Anerkennung von bürgerschaftlichem<br />

<strong>Engagement</strong><br />

14. Stärkung <strong>der</strong> europäischen Bürgergesellschaft<br />

Die Organisationsstruktur des BBE<br />

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Die Mitglie<strong>der</strong> des Sprecherrates:<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Prof. Dr. Thomas Olk<br />

Stiftung Bürger für Bürger<br />

c/o Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

E-Mail: thomas.olk@b-b-e.de<br />

für den Bereich Bürgergesellschaft/Dritter Sektor:<br />

Ute Bertel<br />

Verbund zur För<strong>der</strong>ung von Bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong><br />

(FöBE) e. V. München<br />

E-Mail: ute.bertel@b-b-e.de<br />

Gretel Wildt<br />

Diakonisches Werk <strong>der</strong> EKD e. V.<br />

E-Mail: gretel.wildt@b-b-e.de<br />

für den Bereich Bund, Län<strong>der</strong> und Kommunen:<br />

Dr. Frank W. Heuberger<br />

Bundesland Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

- Staatskanzlei -<br />

E-Mail: frank.heuberger@b-b-e.de<br />

für den Bereich Wirtschaft und Arbeitsleben:<br />

Norbert Krüger<br />

Ford-Werke Aktiengesellschaft<br />

E-Mail: norbert.krueger@b-b-e.de


Kontakt<br />

Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

Bundesgeschäftsstelle BBE<br />

Ernst-Reuter-Haus<br />

Strasse des 17. Juni 112<br />

10623 Berl<strong>in</strong><br />

Geschäftsführer: Dr. Ansgar Kle<strong>in</strong><br />

Tel.: (030) 3 98 38 – 6 78<br />

E-Mail: kle<strong>in</strong>@deutscher-vere<strong>in</strong>.de<br />

o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>@b-b-e.de<br />

Wissenschaftlicher Birger Hartnuß<br />

Referent: Tel.: (030) 3 98 38 – 6 79<br />

E-Mail: hartnuss@deutscher-vere<strong>in</strong>.de<br />

o<strong>der</strong> hartnuss@b-b-e.de<br />

Geschäftsführungs- Angelika Schultz-Liebisch<br />

assistenz: Tel.: (030) 3 98 86 – 4 36<br />

E-Mail: schultz-liebisch@deutscher-vere<strong>in</strong>.de<br />

o<strong>der</strong> schultz-liebisch@b-b-e.de<br />

Verwaltung: Kar<strong>in</strong> Rouby<br />

Tel.: (030) 3 98 86 – 4 37<br />

E-Mail: rouby@deutscher-vere<strong>in</strong>.de<br />

o<strong>der</strong> rouby@b-b-e.de<br />

Fax: (030) 3 98 38 –6 17<br />

Internet: www.b-b-e.de<br />

77


Kontakte und L<strong>in</strong>ks<br />

Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland<br />

im För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> für Jugend- und Sozialarbeit (fjs) e.V.<br />

Marchlewskistraße 27<br />

10243 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 275 49 38<br />

Fax: 030/ 279 01 26<br />

E-Mail: akademie@ehrenamt.de<br />

www.ehrenamt.de<br />

Bagfa – Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Freiwilligenagenturen<br />

e.V. (bagfa)<br />

Torstraße 231<br />

10115 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 20 45 33 66<br />

Fax: 030/ 28 09 46 99<br />

E-Mail: bagfa@bagfa.de<br />

www.bagfa.de<br />

BaS – Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Seniorenbüros e.V.<br />

Graurhe<strong>in</strong>dorfer Straße 79<br />

53111 Bonn<br />

Tel.: 0228/ 61 40 74 / 78<br />

Fax: 0228/ 61 40 60<br />

E-Mail: bas@seniorenbueros.org<br />

www.seniorenbueros.org<br />

BBE – Bundesnetzwerk <strong>Bürgerschaftliches</strong> <strong>Engagement</strong><br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Ernst-Reuter-Haus<br />

Strasse des 17. Juni 112<br />

10623 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 3 98 86 436<br />

Fax: 030/ 3 98 38 617<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@b-b-e.de<br />

www.b-b-e.de<br />

BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“<br />

Freie Universität Berl<strong>in</strong><br />

Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />

Arnimallee 12<br />

14195 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 838 56473<br />

Fax: 030/ 838 52710<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@blk-demokratie.de<br />

www.blk-demokratie.de<br />

Bundesarbeitskreis „Schüler gestalten <strong>Schule</strong>“<br />

c/o Servicestelle Jugendbeteiligung<br />

Tempelhofer Ufer 11<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 290 468 10<br />

Fax.: 030/ 290 468 11<br />

E-Mail: post@servicestelle-jugendbeteiligung.de<br />

www.servicestelle-jugendbeteiligung.de<br />

www.sv-tipps.de<br />

www.planetschule.de<br />

78<br />

BundesElternRat (BER)<br />

Albert-Buchmannstraße 15<br />

16515 Oranienburg<br />

Tel.: 03301/ 5755 37 und -38<br />

Fax: 03301/ 5755 39<br />

E-Mail: bundeselternrat@gmx.de<br />

bundeselternrat@lo-net.de<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

Hannoversche Straße 28-30<br />

10115 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 01888/ 57 0<br />

Fax: 01888/ 57 83601<br />

E-Mail: bmbf@bmbf.bund.de<br />

www.bmbf.de<br />

www.ganztagsschulen.org<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(BMFSFJ)<br />

11018 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 01888/ 555 0<br />

Fax: 01888/ 555 41 03<br />

E-Mail: poststelle@bmfsfj.bund.de<br />

www.bmfsfj.de<br />

Deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendstiftung (DKJS)<br />

Entwicklungsagentur für Ganztagsschulen<br />

Tempelhofer Ufer 11<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 25 76 76 0<br />

Fax: 030/ 25 76 76 10<br />

E-Mail: ganztags@dkjs.de<br />

www.dkjs.de<br />

www.ganztaegig-lernen.de<br />

Deutsche Sportjugend (DSJ)<br />

Im Deutschen Sportbund e.V.<br />

Otto-Fleck-Schneise 12<br />

60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Tel.: 069/ 67 00 338<br />

Fax.:069/ 67 00 13 38<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@dsj.de<br />

www.dsj.de<br />

Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut e.V. (DJI)<br />

Nockherstr. 2<br />

81541 München<br />

Tel.: 089/ 62306 0<br />

Fax: 089/ 62306 162<br />

www.dji.de


FÖTED – Fö<strong>der</strong>ation türkischer Elternvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>der</strong> Türkische Elternvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Brandenburg e.V.<br />

Dr. Ertek<strong>in</strong> Özcan<br />

Oranienstr. 34<br />

10999 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 614 32 99<br />

Fax: 030/ 615 72 44<br />

E-Mail: TuerkischerElternvere<strong>in</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

foeted@gmx.de<br />

www.tuerkische-elternfoe<strong>der</strong>ation.de<br />

Freudenberg Stiftung<br />

Freudenbergstraße 2<br />

69469 We<strong>in</strong>heim/ Bergstraße<br />

Tel.: 06201/ 174 98<br />

Fax.:06201/ 132 62<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@freudenbergstiftung.de<br />

www.freudenbergstiftung.de<br />

GEW – Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Landesgeschäftsstelle Ma<strong>in</strong>z<br />

Neubrunnenstr. 8<br />

55116 Ma<strong>in</strong>z<br />

Tel.: 06131/ 28988 0<br />

Fax: 06131/ 28988 80<br />

E-Mail: gew@gew-rhe<strong>in</strong>land-pfalz.de<br />

www.gew-rhe<strong>in</strong>land-pfalz.de<br />

Gustav-He<strong>in</strong>emann-Initiative (GHI)<br />

c/o Dr. Dieter Wun<strong>der</strong><br />

Franz-Groedel-Straße 5<br />

61231 Bad Nauheim<br />

Tel.: 06032/ 72183<br />

Fax: 06032/ 6187<br />

E-Mail: wun<strong>der</strong>@gustav-he<strong>in</strong>emann-<strong>in</strong>itiative.de<br />

www.gustav-he<strong>in</strong>emann-<strong>in</strong>itiative.de<br />

INBAS-Sozialforschung GmbH<br />

Nonnenpfad 14<br />

Susanne Huth<br />

60599 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Tel.: 069/ 65 30 20 61<br />

Fax: 069/ 65 50 96<br />

E-Mail: susanne.huth@<strong>in</strong>bas-sozialforschung.de<br />

www.<strong>in</strong>bas-sozialforschung.de<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Institut für Wirtschaftslehre <strong>der</strong> Haushalts-<br />

und Verbrauchsforschung<br />

Claudia Wiesner, M.A. Politikwissenschaft, Dipl.-Betriebswirt<strong>in</strong><br />

(FH)<br />

Bismarckstr. 37<br />

35390 Gießen<br />

Tel.: 0641/ 99 39319<br />

Fax: 0641/ 99 39309<br />

E-Mail: claudia.wiesner@sowi.uni-giessen.de<br />

www.uni-giessen.de/~gj71/<br />

Projektebüro „Dialog <strong>der</strong> Generationen“<br />

Pfefferwerk Stadtkultur GmbH<br />

Volker Amrhe<strong>in</strong><br />

Fehrbell<strong>in</strong>er Str. 92<br />

10119 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 443 83 475 bzw. -451<br />

Fax: 030/ 443 83 452<br />

E-Mail: dialog-<strong>der</strong>-generationen@pfefferwerk.de<br />

www.generationendialog.de<br />

Servicestelle Jugendbeteiligung<br />

Tempelhofer Ufer 11<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: 030/ 290 468 10<br />

Fax.:030/ 290 468 11<br />

Email:post@servicestelle-jugendbeteiligung.de<br />

www.servicestelle-jugendbeteiligung.de<br />

www.sv-tipps.de<br />

www.planetschule.de<br />

Staatskanzlei Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Peter-Altmeier-Allee 1<br />

55116 Ma<strong>in</strong>z<br />

Tel.: 06131/ 16 0<br />

E-Mail: frank.heuberger@stk.rlp.de<br />

www.wir-tun-was.de<br />

Verbund Freiwilligen-Zentren<br />

Deutsche Caritasverband e.V.<br />

Referat Geme<strong>in</strong>decaritas<br />

Gabriele Göhr<strong>in</strong>g<br />

Postfach 420, 79004 Freiburg<br />

Karlstr. 40, 79104 Freiburg<br />

Tel.: 0761/ 200 423<br />

Fax: 0761/ 200 751<br />

E-Mail: freiwilligen-zentren@caritas.de<br />

www.freiwilligen-zentren.de<br />

ver.di<br />

ver.di-Landesbezirk Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Bereich Jugend / Sven Schwerer<br />

Münsterplatz 2-6<br />

55116 Ma<strong>in</strong>z<br />

Tel.: 06131/ 9 72 62 95<br />

Fax: 06131/ 9 72 62 88<br />

www.verdi-jugend.de<br />

World University Service (WUS)<br />

Deutsches Komitee e.V.<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Dr. Kambiz Ghawami<br />

Goebenstraße 35<br />

65195 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/ 446648<br />

Fax: 0611/ 446489<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@wusgermany.de<br />

www.wusgermany.de<br />

79


Tagungsimpressionen aus dem Frauenlob-Gymnasium <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z

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