Untitled - Kantonsbibliothek Baselland
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Untitled - Kantonsbibliothek Baselland
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INHALT<br />
Die <strong>Kantonsbibliothek</strong> – ein Leuchtturm fürwahr!<br />
Die <strong>Kantonsbibliothek</strong> geht neue Kooperationen ein, weitet ihre Angebote aus, verstärkt die<br />
Serviceleistungen und erreicht mit über 800'000 Ausleihen einen neuen Rekord. Aber warum<br />
schenkt sie Frau Agathe Leser-Buch ein Glas Champagner aus?<br />
Mit einem starken Team voran<br />
Die beiden Co-Präsidentinnen der Bibliothekskommission brechen eine Lanze für attraktive<br />
Bibliotheken und legen ihre Ziele offen – eine gemeinsame Strategie für eine gemeinsame<br />
Zukunft.<br />
Gemeindebibliotheken – Information und Kultur vor Ort<br />
Eine gut geführte Gemeindebibliothek trägt wesentlich zur Standort-Attraktivität bei. Sie ist<br />
ein wichtiger Grund, sich in einer Gemeinde wohl zu fühlen oder dorthin zu ziehen. Sie<br />
braucht aber auch Unterstützung und Investitionen.<br />
Schulbibliotheken – Lesen ist Lust und Arbeit<br />
Den Kindern das Lesen beizubringen und dann vor allem bei den Jugendlichen diese<br />
Kompetenz zu erhalten und zu verstärken, dies erfordert konsequente Aufmerksamkeit und<br />
Förderung durch verschiedenste Personen. Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare<br />
gehören zu den erfindungsreichsten unter ihnen. Hier ihre Tipps.<br />
Lesezentrum – eine Idee wird flügge<br />
Die Idee und das Konzept Lesezentrum strahlt weit über das Waldenburgertal hinaus und<br />
kommt in Lausanne und Leipzig gut an. Es wird aber nicht nur in der internationalen Fachwelt<br />
diskutiert und begrüsst, sondern auch dessen praktische Umsetzung gefordert.<br />
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Herausgeber: Kantonale Bibliothekskommission<br />
und <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
Bildungs, Kultur und Sportdirektion<br />
Kanton BaselLandschaft<br />
Redaktion: Bibliotheken <strong>Baselland</strong><br />
Gestaltung: Anex & Roth<br />
Visuelle Gestaltung, Basel<br />
Druck: Druckerei Hochuli AG, Muttenz<br />
Papier: ZOffset<br />
Auflage: 3000 Exemplare<br />
Liestal 2011 (6. Jahrgang)<br />
Bezugsquelle: <strong>Kantonsbibliothek</strong> <strong>Baselland</strong><br />
Emma HerweghPlatz 4, 4410 Liestal<br />
Tel 061 552 62 73 / Fax 061 552 69 68<br />
kantonsbibliothek@bl.ch www.kbl.ch<br />
EDITORIAL<br />
Eine Bibliothek war einmal eine Bücherausleihe, wo Bücherwürmer in Katalogen<br />
schmökerten und sich zwischen Regalen bewegten. Und in der Halle herrschte Ruhe. Mit<br />
diesen hehren Bildungstempeln hat die <strong>Baselland</strong>schaftliche <strong>Kantonsbibliothek</strong> etwas<br />
ganz Wichtiges gemeinsam. Auch heute noch leihen sich hier Bücherwürmer ihre Bücher<br />
aus. Doch sie schmökern nicht mehr in dicken Katalogen, sondern informieren sich an<br />
Bildschirmen über das Angebot, falls sie das nicht schon zuhause an ihrem PC getan<br />
oder sich unterwegs per Smartphone oder per Tablet-PC kundig gemacht haben. Neben<br />
den Büchern stehen heute CDs und DVDs. Und aus dem Bildungstempel ist ein architektonisch<br />
interessantes Minergie-Gebäude mit einer charakteristischen Dachlaterne geworden.<br />
Da können sich für einmal unsere Basler Nachbarn ein Vorbild an Liestal nehmen.<br />
Die Bibliothek in Liestal ist für mich auch ein Ort, wo ich Bücher ausleihen kann. Sie<br />
ist vor allem aber ein Ort, wo ich mich mit Kollegen in einer sehr angenehmen<br />
Atmosphäre zum Mittagessen treffe – ein Ort der Begegnung und des Dialogs.<br />
Begegnung und Dialog – das ist es, was ich in Büchern finde. Und das ist es, was ich<br />
an Büchern liebe, warum Bücher für mich so wichtig sind. Ich begegne in den Büchern<br />
anderen Menschen mit anderen Ansichten und Einsichten. Sie öffnen mir neue Welten,<br />
erweitern mein Wissen, unterhalten mich, bringen mich zum Lachen oder stimmen mich<br />
auch einmal nachdenklich oder traurig. Über Bücher kann ich mich mit Freunden und<br />
mit Fremden unterhalten. Bücher machen meine Welt vielseitig und vielschichtig.<br />
Bücher sind für mich auch ein wichtiger Kontrapunkt in einer Schlagwörter gesellschaft.<br />
Wenn mit Wörtern auf Andersdenkende eingedroschen wird, Unanständig keit<br />
und Simplifizierung zur Normalität werden, tut das der Normalität auf die Dauer nicht<br />
gut. Davon bin zumindest ich überzeugt. Wenn aus dem Dialog ein Schlag wortabtausch<br />
wird, haben Argumente keine Chancen mehr. Und dann hat es eine Demokratie schwer,<br />
die auf den Austausch von Argumenten, auf Verständnis für Andersdenkende, auf<br />
Zuhören und auf das Finden von Kompromissen angewiesen ist. Darum ist das<br />
Differenzieren manchmal so wichtig. Darum sind Bücher so wichtig, die der Einfalt eine<br />
Vielfalt von Gedanken und unterschiedlichen Welten gegenüberstellen. Und darum wünsche<br />
ich der <strong>Kantonsbibliothek</strong> viele interessierte Besucher.<br />
Dr. Beat Oberlin, Präsident der Geschäftsleitung<br />
der <strong>Baselland</strong>schaftlichen Kantonalbank
DIE KANTONSBIBLIOTHEK –
EIN LEUCHTTURM FüRWAHR!<br />
Gerhard W. Matter<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong>ar<br />
Die <strong>Kantonsbibliothek</strong> weitet ihre An gebote<br />
aus, verstärkt die Service leis tungen<br />
und passt die Gebühren an. Damit kann<br />
sie den Wünschen und Anliegen der<br />
Nutzerinnen und Nutzer noch besser<br />
Rechnung tragen. Stich worte zu den erweiterten<br />
Angeboten sind Konsolenspiele,<br />
Munzinger online sowie E-Books im neuen<br />
e-pub-For mat. Neu stellt sie den<br />
Internet nutzern ein WLAN zur Verfügung,<br />
ermöglicht gross zügigere Aus-leih bedingungen<br />
und verstärkt mit der neuen<br />
Web-Seite den Kon takt zu den Nutzer-<br />
in nen und Nu tzern. Erstmals hat die<br />
Kantons bib lio thek 2010 mehr als 800'000<br />
Bücher und Medien ausgeliehen. Die<br />
nochmals gestiegene Nach frage bestätigt<br />
die Attraktivität des An ge botes. Am<br />
28. Mai feierte die Kan tons biblio thek das<br />
5-Jahr-Jubiläum mit einem grossen Fest.<br />
Fünf Jahre neue <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
Gleich mit zwei grossen Auftritten trat die Kantons bibliothek<br />
auf dem Platz vor dem Bibliotheksgebäude in Erscheinung.<br />
Am 11. September verwandelte die Fach stelle<br />
Erwachsenenbildung mit dem Lernfestival «Tag des Horizontes»<br />
den Emma Herwegh-Platz in ein Eldorado des<br />
lustvollen Lernens. Zahlreiche Organisationen und Veranstalter<br />
der Erwachsenenbildung präsentierten sich mit<br />
Workshops. Jung und Alt vergnügten sich auf den unterschiedlichsten<br />
Lern-Parcours, lernten Neues kennen,<br />
trauten sich beispielsweise auf das Hoch rad und machten<br />
die Erfahrung, dass Weiterbildung etwas Lustvolles und<br />
Befreiendes an sich haben kann.<br />
Am 28. Mai feierte die <strong>Kantonsbibliothek</strong> ihr 5-Jahr-<br />
Jubiläum mit einem grossen Fest vor und auf dem<br />
«Leuchtturm des Wissens». Nach fünf erfolgreichen<br />
Jah ren mit über hundert Veranstaltungen, 1.3 Millionen<br />
Be sucherinnen und Besuchern und über 3.5 Millionen<br />
Aus leihen wollte sich die <strong>Kantonsbibliothek</strong> bei den<br />
Nutzerinnen und Nutzern, aber auch bei den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit einem einzigartigen<br />
Fest bedanken. Sie schenkte im Freien Champagner aus<br />
und für einmal leuchtete die Laterne nicht von innen<br />
heraus. Das Wahrzeichen Liestals lag stattdessen im<br />
Dunkeln und wurde von aussen beleuchtet und bespielt.<br />
BILDER<br />
Fotos Umschlag: Ingrid Singh, Basel<br />
Impressionen vom Jubiläumsfest<br />
fünf Jahre <strong>Kantonsbibliothek</strong> <strong>Baselland</strong><br />
Fotos: Ingrid Singh, Basel
6<br />
Der Parkplatz vor der Bibliothek wurde zum Festplatz mit<br />
kulinarischen Leckereien, Gesang, Strassenmusik und<br />
Akrobatik auf höchstem Niveau. Mit den Basler A-cappella-<br />
Skurrealis ten «The Glue» und den Berner Strassen musikanten<br />
«Le Virage Dangereux» waren zwei Bands von internationalem<br />
Format für das musikalische Pro gramm<br />
verantwortlich. Sie ergriffen das zahlreiche Publi kum und<br />
zauberten eine wunderbare Stimmung auf den Platz.<br />
In seiner Rede «Ein Leuchtturm – fürwahr!» würdigte Re gierungspräsident<br />
Urs Wüthrich-Pelloli die grosse Leistung der<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong> und wies besonders auf ihre wichtige<br />
Rolle als kultureller und gesellschaftlicher Treffpunkt hin.<br />
Als Höhepunkt traten die Artisten von «öfföff aerial dance»<br />
mit einem poetischen Fassadentanz auf dem Dach der<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong> auf. Mit der eigens für dieses Fest erarbeiteten<br />
Choreografie aus Akrobatik, Licht und Musik<br />
machten sie das Dach zur vertikalen Bühne und bespielten<br />
es mit einer unglaublichen Leichtigkeit.<br />
Literatur-Veranstaltungen<br />
Mit seinem neuen Roman «Auf den Inseln des letzten<br />
Lichts» eröffnete Rolf Lappert die Veranstaltungssaison<br />
2010/2011 mit Schweizer Literatur. Der Reigen setzte sich<br />
mit Jens Nielsen, Ulrike Ulrich und Andri Perl fort. Unterbrochen<br />
wurde er von einer wunderschönen chinesischen<br />
Teezeremonie, ergänzt durch Guqin-Klänge, sowie von<br />
Hans-Dieter Jendreykos vorgetragener klassischer Lyrik.<br />
Einen Höhepunkt bildete die Reihe «spoken word I-III» mit<br />
Wortkünstlern und Slam-Poeten aus unterschiedlichen<br />
Generationen. Mit Mundarttexten unter dem Titel, «Ging<br />
Gang Gäng» eröffneten die beiden Berner Beat Sterchi und<br />
Christian Brantschen die Reihe. Fortgesetzt wurde sie von<br />
den beiden jungen Slam-Poeten Laurin Buser und Daniela<br />
Dill. Beide stammen aus der Region, sind im deutschsprachigen<br />
Raum bekannt und erhielten im letzten Herbst<br />
den Förderpreis des Kantons Basel-Landschaft. Sie fanden<br />
ein begeistertes Publikum unterschiedlichen Alters.<br />
Der Altmeister des Erzählens und der Kurzgeschichten,<br />
Peter Bichsel, war mit seinen «Sibirischen Geschich ten»<br />
der unbestrittene Saisonhöhepunkt. Der Siebzig jährige<br />
liess die <strong>Kantonsbibliothek</strong> brechend voll werden und genoss<br />
die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums.<br />
Eines Publikums, das sich von seinen Geschichten hinreissen<br />
liess.<br />
Theater Basel<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Theater Basel hat sich erfreulich<br />
entwickelt und vertieft. Im ersten Jahr konnten<br />
bereits 1640 Theaterbillette verkauft werden. Die Vorverkaufsstelle<br />
sowie die Auskünfte über den Spiel plan<br />
und die einzelnen Aufführungen werden sehr geschätzt.<br />
Dank des Vorverkaufs gewann die Kantons bib liothek neue<br />
Kunden und dank der Zusammenarbeit mit der Re gionalen<br />
Interessen-Gemeinschaft Theater Basel und dem<br />
Theater Verein Basel kamen auch neue Freunde hinzu.<br />
Mit der Veranstaltungsreihe «Theater persönlich» war das<br />
Schauspiel sechsmal in der <strong>Kantonsbibliothek</strong> zu Gast.<br />
Schauspieldirektor, Dramaturgen und Mit glie der des<br />
Ensembles berichteten bei Brot, Käse und Wein über den<br />
Spielplan und aus den Proben und plauderten aus dem<br />
Nähkästchen. An diesen Theater abenden der etwas<br />
anderen Art setzten sich die Be sucherinnen und Besucher<br />
mit den Theatermachern an den Tisch, konnten ihnen persönlich<br />
begegnen, über Inszenierungen diskutieren oder<br />
sich dafür begeistern lassen. Vielen wurde erstmals klar,<br />
dass sich die Ange bote der Kantons biblio thek hervorragend<br />
eignen, einen Theaterbesuch vor- oder nachzubereiten.<br />
An der Liestaler Kulturnacht trat das Theater Basel mit<br />
dem Stück «John is over» in der <strong>Kantonsbibliothek</strong> auf.<br />
Diese persiflierende Hommage an die Beatles und Yoko<br />
Ono im 30. Todesjahr von John Lennon fand die begeisterte<br />
Zustimmung eines grossen Publikums.
Neue Bibliotheksordnung<br />
Die Revision des Gesetzes über öffentliche Filmvor führungen<br />
und Abgabe von elektronischen Trägermedien verpflichtet<br />
auch die Bibliotheken, Filme und Games gemäss<br />
den aufgedruckten Altersfreigaben auszuleihen. Dies<br />
machte eine Anpassung der Ausleihbedingungen bei<br />
Kindern und Jugendlichen notwendig. Die Neuerung<br />
führte zu mehr Klarheit und fand sowohl bei den Eltern,<br />
wie auch bei den Kindern und Jugendlichen guten Anklang.<br />
Die neue Bibliotheksordnung erfüllt einige langjährige<br />
Wünsche aus dem Kreis der Nutzerinnen und Nutzer. So<br />
erhöhten sich die Ausleihmengen auf sie ben Bücher und<br />
fünf Nonbooks. Für die Kinder wurde die Alterslimite für<br />
die Ausleihe von Sachmedien von bisher zehn auf acht<br />
Jahre gesenkt. Dadurch können nun auch Primarschüler<br />
– ohne den Biblio theks ausweis ihrer Eltern – für ihre<br />
Vorträge Sachmedien ausleihen. Schliess lich wurden die<br />
Leihfristen für die unterschiedlichen Medien vereinheitlicht<br />
und überschaubarer gemacht.<br />
Auch mit der neuen Bibliotheksordnung können die unter<br />
20-Jährigen die <strong>Kantonsbibliothek</strong> kostenfrei nutzen. Für<br />
die 20- bis 24-Jährigen bleibt die Jahres gebühr bei<br />
CHF 35.–. Für die über 25-Jährigen wurde die Jahresgebühr<br />
um CHF 10.– auf CHF 45.– erhöht. Dies ist die<br />
erste Erhöhung seit 2005.<br />
Besucherinnen und Nutzerinnen<br />
Täglich besuchen rund 1000 Personen die <strong>Kantonsbibliothek</strong>.<br />
Ende 2010 besassen 21’959 Personen einen<br />
Bibliotheksausweis der <strong>Kantonsbibliothek</strong>. Dies bedeutet<br />
eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um fast 8 Prozent.<br />
Am deutlichsten hat die Zahl der Erwachsenen sowie der<br />
e-kbl-Nutzerinnen und -Nutzer zugenommen.<br />
Zum Einzugsgebiet der <strong>Kantonsbibliothek</strong> gehört die<br />
ganze Nordwestschweiz. 10 Prozent der Nutzerinnen und<br />
Nutzer sind in den Kantonen Basel-Stadt, Solothurn und<br />
Aargau wohnhaft. 85 Prozent stammen aus den Bezirken<br />
Liestal, Sissach und Waldenburg. Insgesamt rund 20<br />
Prozent aller Nutze rin nen und Nutzer wohnen in der Stadt<br />
Liestal.<br />
Seltisberg war bisher schon die Gemeinde mit der lesefreudigsten<br />
Bevölkerung. Rund 33 Prozent der Ein wohnerin<br />
nen und Einwohner besitzen einen Bibliotheksausweis.<br />
In Buben dorf, Liestal, Lupsingen, Ramlinsburg<br />
BILDER<br />
Veranstaltungen in der <strong>Kantonsbibliothek</strong>.<br />
Fotos: Ingrid Singh, Basel<br />
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8<br />
und Ziefen liegt der Anteil der eingeschriebenen Nutzer<br />
bei über 25 Prozent sowie in Arboldswil, Hölstein, Lampenberg,<br />
Lausen, Lauwil, Nuss hof, Reigoldswil und Titterten<br />
bei über 20 Prozent. In 27 weiteren Gemeinden liegt der<br />
Anteil der Nutzerinnen und Nutzer der Kantons bibliothek<br />
bei über 10 Prozent.<br />
Ausleihen<br />
In keiner anderen Bibliothek der Schweiz werden die<br />
Bücher und Medien häufiger ausgeliehen als in der<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong>. Im Durchschnitt wird jedes Medium<br />
deutlich mehr als acht Mal pro Jahr von einer Nutzerin<br />
oder einem Nutzer mit nach Hause genommen. Und im<br />
letzten Jahr sind die Ausleihen nochmals um 4.6 Prozent<br />
auf erstmals über 800’000 Bücher und Medien gestiegen.<br />
Alle Medienarten trugen zu dieser erfreulichen Ent wicklung<br />
bei. Bücher liegen weiterhin im Trend. Aber auch die<br />
elektronische Form – das E-Book – findet zunehmend<br />
Anklang. Die Nachfrage nach den unter dem Label e-kbl<br />
zusammengefassten digitalen Medien ist stark gestiegen.<br />
Sie weisen prozentual die höchste Zuwachsrate aus.<br />
Erstmals war der März mit knapp 77’000 Ausleihen der<br />
ausleihstärkste Monat. Nach Wochentagen liegen der<br />
Dienstag und Mittwoch in etwa gleich auf an der Spitze<br />
der Ausleihrangliste. Mit 4138 Ausleihen war der Freitag<br />
nach Auffahrt, 14. Mai 2010 der ausleihstärkste Tag. Der<br />
Stundenrekord wurde am Sonntag, 28. März zwischen 15<br />
und 16 Uhr mit 1122 Ausleihen erreicht.<br />
«Frau Agathe Leser-Buch»<br />
Aus allen verfügbaren statistischen Daten der Kan tonsbibliothek<br />
lässt sich das Profil einer durchschnittlichen<br />
Bibliotheksnutzerin ableiten. Diese real nicht existierende<br />
Person soll hier den Namen Agathe Leser, geborene Buch<br />
tragen.<br />
Frau Leser wohnt im Bezirk Liestal und ist 37 Jahre alt.<br />
Seit acht Jahren kommt sie alle zwei bis drei Wochen in<br />
die <strong>Kantonsbibliothek</strong> und leiht pro Besuch drei Bücher<br />
oder Medien aus. Sie besucht die <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
mehr heitlich nachmittags, aber nicht immer am gleichen<br />
Wochen tag. Gerne kommt sie an Wochenenden oder dann<br />
am Dienstag oder Mittwoch.<br />
Frau Leser nimmt pro Jahr 30 Bücher nach Hause. Die eine<br />
Hälfte ist Belletristik und die andere sind Sachbücher.<br />
Dazu gehören auch mal eine Zeitschrift, eine Karte oder<br />
Musiknoten. Sie liest aber nicht nur, sondern hört auch<br />
gerne Musik und Hörbücher oder schaut sich einen Film<br />
an. Pro Jahr leiht sie sich 13 CDs und 14 DVDs aus – und<br />
das mehrheitlich im Winterhalbjahr. Wie sie die gewünschten<br />
Titel findet, ist nicht genau bekannt. Sicher ist<br />
aber, dass sie 40 mal pro Jahr eine Suchabfrage im<br />
Bibliothekskatalog vornimmt. Dabei ist Frau Leser 35 mal<br />
erfolgreich, das heisst, sie findet einen oder mehrere Titel,<br />
die zu ihrer Suche passen. 13 Mal pro Jahr besucht sie die<br />
Web-Seite www.kbl.ch der <strong>Kantonsbibliothek</strong>.<br />
Frau Leser freut sich darüber, dass sie ausgeliehene Titel<br />
vormerken kann. Davon macht sie ein bis zwei Mal pro<br />
Jahr Gebrauch. Schon einige Male dachte sie daran, einen<br />
Anschaffungswunsch zu melden. Sie hat dieses Ansinnen<br />
aber immer wieder aufgeschoben, weil sie weiss, dass<br />
sie durchschnittlich nur alle fünf Jahre einen solchen<br />
Wunsch frei hat. Noch nicht gemerkt hat Frau Leser, dass<br />
die Kan tonsbibliothek auch digitale Medien anbietet, die<br />
sie direkt auf ihren privaten PC oder E-Reader herunterladen<br />
kann. Noch etwas skeptisch betrachtet sie auch jene<br />
Biblio theksnutzer, die ihren eigenen Laptop mitbringen<br />
und sich via WLAN direkt ins Internet einloggen.<br />
Da bleiben aber noch viele Fragen an Frau Agathe Leser<br />
offen: «Kommen Sie alleine oder in Begleitung in die<br />
Bibliothek? Treffen Sie jemanden oder begegnen Sie in<br />
der <strong>Kantonsbibliothek</strong> immer wieder zufällig Freunden<br />
und Bekannten? Wissen Sie schon, was Sie wollen, wenn<br />
Sie in die Bibliothek kommen oder lassen Sie sich von den<br />
Angeboten anregen?» Etc. etc. Es wäre spannend, Frau<br />
Leser näher kennen zu lernen. Sie aber entzieht sich und<br />
bleibt eine geheimnisvolle Faszination.
Medienangebot – Munzinger online<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong> Nutzerinnen und Nutzer 2001– 2010<br />
Im letzten Jahr kaufte die <strong>Kantonsbibliothek</strong> 18'512 neue<br />
Bücher und Medien an. Davon waren 1917 An schaf fungswünsche<br />
von Nutzerinnen und Nutzern. 9 972 zerlesene<br />
und beschädigte Titel mussten ausgeschieden werden.<br />
Mit Munzinger online kamen 75'000 neue Datensätze in<br />
den Katalog. Diese sind direkt mit dem entsprechenden<br />
digitalen Dokument verlinkt, sodass die gewünschte<br />
Information jederzeit online aufgerufen werden kann.<br />
In Munzinger online finden sich aktuelle Informationen zu:<br />
Personen über 26'000 Biographien aus Politik, Wirt -<br />
schaft, Wissenschaft und Kultur<br />
Länder Alle Länder der Erde – ausführlich und aktuell<br />
Sport Mehr als 9500 Biographien von Sportlern<br />
Pop Die ganze Welt der Rock- und Popmusik in<br />
über 1600 Biographie.<br />
Film Mehr als 27'000 Filmkritiken<br />
KLG Das «Kritische Lexikon zur deutschsprachigen<br />
Gegenwartsliteratur» mit mehr als 700<br />
Arti keln über Leben und Werk deutschsprachiger<br />
Autorinnen und Autoren<br />
KLfG Das «Kritische Lexikon der fremdsprachigen<br />
Gegenwartsliteratur» mit Leben und Werk<br />
von über 600 zeitgenössischen Autorinnen<br />
und Autoren der Weltliteratur<br />
KDG Porträts der wichtigsten internationalen<br />
«Kom po nisten der Gegenwart» seit Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
Nutzerinnen und Nutzern der <strong>Kantonsbibliothek</strong> steht<br />
Munzinger online weltweit und jederzeit zur Verfügung.<br />
Für einen Zugriff sind die Bibliotheksnummer und das<br />
Passwort notwendig.<br />
e-kbl – digitale Angebote<br />
Seit gut zwei Jahren bietet die <strong>Kantonsbibliothek</strong> digitale<br />
Medien unter dem Label e-kbl an. Im letzten Jahr wurden<br />
8 500 Titel herunter geladen. Besonders beliebt sind<br />
E-Books und E-Audio, also Hörbücher. In diesen zwei<br />
Jahren haben sich das Angebot stark entwickelt und die<br />
technischen Möglichkeiten vor allem im Bereich des<br />
E-Books stark verbessert. Für das e-kbl-Angebot der<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong> ist Nathalie Bauerfeind verantwortlich.<br />
Nathalie Bauerfeind<br />
Frau Bauerfeind, das e-kbl-Angebot umfasst momen<br />
tan rund 9500 Titel. Zu welchen Inhalten führt<br />
die <strong>Kantonsbibliothek</strong> digitale Angebote?<br />
Die Schwerpunkte unseres Angebotes liegen<br />
in den Bereichen Management, Informatik,<br />
Reisen, Lebens hilfe, Belletristik, Zeitschriften<br />
sowie bei Hörbüchern. Schnelle und aktuelle<br />
Informationen im Ratgeber-Stil sind für digitale<br />
Medien sehr gut geeignet. Für Kinder und<br />
Jugendliche gibt es spezielle Angebote.<br />
BILDER<br />
linke Seite: Café der <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
rechte Seite: Nathalie Bauerfeind<br />
Fotos:zVg<br />
9
10<br />
Das E-Book steht im Zentrum des Interesses.<br />
Können E-Books aus dem e-kbl-Angebot direkt auf<br />
einen E-Book-Reader heruntergeladen werden?<br />
Ja, wenn der E-Book-Reader internetfähig ist.<br />
Je nach Betriebssystem braucht es vorgängig noch<br />
ein kostenloses App. Wer keinen internetfähigen<br />
Reader besitzt, kann die E-Books auf den PC laden<br />
und dann mit der Software Digital Edition<br />
auf den E-Reader verschieben. E-Books werden<br />
mittels DRM (Digital Right Manage ment) gegen<br />
missbräuchliches Kopieren geschützt. Dafür<br />
braucht es eine Identifikation per Mail.<br />
Sie haben immer wieder Kontakt mit Nutzern des<br />
e-kbl-Ange bo tes. Was interessiert diese?<br />
Stammleser warten am Montag Morgen sehnlichst<br />
auf die neue Ausgabe des Spiegel. Besitzer<br />
von E-Readern laden sich vorzugsweise aktuelle<br />
Belletristik herunter. Bei den Sachbüchern interessieren<br />
vor allem die Themen Fotografie, Gehirn<br />
jogging, Computer, Wellness, Fitness, Sprachkurs,<br />
Psychologie, Erziehung, Alter und Social<br />
Network. Auf grosses Interesse stossen auch<br />
Hörbücher und Musik. Kinder hören sich offensichtlich<br />
gerne die bekannten Titel aus den klassischen<br />
Reihen an, während Erwachsene vor<br />
allem Romane, Meditationsmusik sowie Schweizer<br />
Volksmusik anhören.<br />
Die <strong>Kantonsbibliothek</strong> bietet seit über zwei Jahren<br />
E-Medien an. Wie sehen Sie die Funktion der Biblio<br />
theken in der digitalen Medien landschaft?<br />
Als professionelle Informationsvermittler<br />
müssen Bib lio theken neue Medien in ihr Angebot<br />
aufnehmen. Sie müssen in der Lage sein, sowohl<br />
Inhalt wie auch die benötigte Technik nach<br />
qualitativen Kriterien zu beurteilen. Verpassen<br />
die Bibliotheken diese Entwicklung, droht ihnen<br />
ein Image- und Kompetenzverlust.<br />
Die digitalen Medien sind in der Schweiz noch ein<br />
Nischenprodukt. Wie wird sich die Nutzung der<br />
E-Books ihrer Meinung nach entwickeln?<br />
Neue Informationsmedien werden häufig als<br />
Gefahr für die bestehenden betrachtet. Tatsache<br />
ist aber, dass neue Medien bisher immer neben<br />
den bestehenden einen Platz fanden, diese aber<br />
nicht zu verdrängen vermochten. Die E-Books<br />
sind erst im Flegelalter. Die E-Reader müssen<br />
noch alltagstauglicher werden und es muss sich<br />
ein einheitlicher Standard durchsetzen. Dies<br />
wird jedoch passieren und die Leute werden das<br />
Lesen von digitalen Informationen auf einem<br />
Reader oder auf dem Natel in ihren Alltag integrieren.<br />
Das haben unsere e-kbl-Stammkunden<br />
zu einem grossen Teil bereits gemacht.<br />
Noch eine persönliche Frage. Nutzen Sie digitale<br />
Angebote und wenn ja, welche?<br />
Ja, natürlich nutze ich sie. Als Informationsspezia<br />
listin muss ich mich bei E-Medien auskennen.<br />
Neben kurzweiligen E-Video-Dokumentationen,<br />
die ich auf dem Netbook anschaue, habe<br />
ich mein Smartphone «aufgepimpt», um mich<br />
über Neuerscheinungen in der Bücherwelt auf<br />
dem Laufenden zu halten. Fach informationen lese<br />
ich oft ab PC-Bildschirm, Querlesen mag ich<br />
allerdings nur in gedruckten Büchern, aber einen<br />
Schmöker lese ich gerne auf dem E-Reader. So<br />
langsam spüre ich, welche Informationen ich auf<br />
welchen Trägern am komfortabelsten lesen, hören<br />
oder sehen kann.
Neue Web-Seite<br />
Seit Jahresbeginn ist die neue Web-Seite der Kan tonsbibliothek<br />
online. Nach gut fünf Jahren war ein Relaunch<br />
notwendig. Sie enthält zahlreiche Web 2.0-Funktionalitäten<br />
und gibt den Nutzerinnen sowie Nutzern vielfältige<br />
Möglichkeiten, sich interaktiv mit der <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
auszutauschen. Der Katalog als der am häufigsten genutzte<br />
Dienst ist mit einem Suchschlitz auf der Ein stiegsseite<br />
sehr prominent angeordnet. Er ermöglicht eine einfache<br />
Kata logsuche. Mit der neuen Web-Seite sollen auch<br />
die unterschiedlichen Interessen gruppen wie Kinder &<br />
Eltern, Young People, Generation+ und Regio besser angesprochen<br />
werden können. Sie haben bereits auf der<br />
Ein stiegs seite die Möglichkeit, in eine dieser Ansprechgruppen<br />
zu verzweigen und die für sie interessanten<br />
Informationen und Angebote schnell zu finden.<br />
Täglich surften 2010 rund 505 Personen auf www.kbl.ch –<br />
wobei bei vielen eher von einem nächtlichen Besuch die<br />
Rede sein müsste, denn 32 Prozent der Zugriffe auf die<br />
Web-Seite fanden nachts statt.<br />
Internet und Katalog<br />
Seit Oktober stellt die <strong>Kantonsbibliothek</strong> WLAN für einen<br />
kostenlosen Internetzugang für Laptops und Smartphones<br />
zur Verfügung. Beim ersten Anmelden ist eine einfache<br />
Registrierung mit dem Natel notwendig. Diese neue<br />
Dienst leistung ist vor allem bei Schülern und Studenten<br />
sehr beliebt und entlastet die Nutzung der bibliothekseigenen<br />
PCs spürbar.<br />
Mit rund 565'000 Abfragen – 3.5 Prozent mehr als im Vorjahr<br />
– war der Katalog wiederum der am stärksten genutzte<br />
Dienst auf www.kbl.ch. Neben Recherchen wurden<br />
vor allem Reservationen und Verlängerungen gemacht<br />
sowie fällige Gebühren bezahlt.<br />
Im Katalog kann rund um die Uhr nach Büchern und<br />
Medien gesucht werden. Ist das gewünschte Medium aus-<br />
geliehen, kann es direkt vorgemerkt werden. Mit der Be-<br />
nutzer kennung kann man auf das eigene Konto zugreifen,<br />
Leihfristen verlängern und allfällige Gebühren direkt per<br />
Kreditkarte bezahlen. Interessierte können sich online als<br />
neue Nutzer einschreiben und die fällige Gebühr ebenfalls<br />
mit der Kreditkarte bezahlen. Wer bei seinen<br />
Personaldaten die Natel-Nummer oder die Mail-Adresse<br />
einträgt, bekommt die Benachrichtigungen der <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
bequem und sicher direkt auf das Natel oder in<br />
die Mailbox.<br />
BILDER<br />
Fotos: <strong>Kantonsbibliothek</strong> <strong>Baselland</strong><br />
11
MIT EINEM STARKEN TEAM VORAN<br />
Elsbeth Schmied und Jeanne Locher<br />
Kantonale Bibliothekskommission<br />
Im Sommer 2010 übernahmen Jeanne Locher<br />
und Elsbeth Schmied als Co-Präsidentinnen die<br />
Leitung der kantonalen Bibliotheks kom mission.<br />
Beruflich haben beide einen unterschiedlichen<br />
Werdegang und eine unterschiedliche Sicht weise<br />
auf Bibliotheken. Jeanne Locher, die erfahrene<br />
Bibliothekarin und Elsbeth Schmied, das langjährige<br />
Mitglied der Bibliotheks kom mis sion, machen<br />
in ihrem gegenseitigen Doppel-Interview<br />
deutlich, dass sie sich im Co-Präsidium gut ergänzen<br />
und über eine gemeinsame Strategie<br />
verfügen.<br />
Elsbeth, du bist eine erfahrene Polit- und Kommissions-Fachfrau.<br />
Wie lange engagierst Du Dich schon für die kantonale<br />
Bibliothekskommission?<br />
Im Herbst 1999 wurde ich vom Regierungsrat in die<br />
kantonale Bibliothekskommission gewählt. Seither nehme<br />
ich die Entwicklung der <strong>Kantonsbibliothek</strong>, aber auch der<br />
Schul- und Gemeindebibliotheken bewusst wahr.<br />
Auf welchem Weg bist du in diese Kommission gekommen?<br />
Als frisch gewählte Landrätin wurde ich auf die<br />
Rücktritte zweier Mitglieder der Kommission aufmerksam<br />
gemacht. Ich meldete mein Interesse an und wurde auf<br />
Vorschlag der Bibliotheks kommission vom Regierungsrat<br />
gewählt.<br />
Was hat dich in den vergangenen Jahren besonders beeindruckt?<br />
Das Highlight war sicher 2005 der Umzug der Kan -<br />
tonsbibliothek ins neue Gebäude am Emma Herwegh-Platz.<br />
Die <strong>Kantonsbibliothek</strong> wurde zu einem viel besuchten und<br />
sehr beliebten Kulturort sowie Treff punkt in Liestal. Als<br />
Mitglied der Arbeitsgruppe «Schul bibliothe ken» hat mir<br />
bei vielen Besuchen das Engage ment der zuständigen<br />
Bibliothekarinnen und Biblio the kare imponiert. Auf vielfältigste<br />
Weise versuchen sie die Lesefreude bei den Kindern<br />
anzuregen und zu erhalten. Die Biblio thekarinnen in den<br />
Gemeinde biblio theken ihrerseits engagieren sich dafür, die<br />
Leselust weiter zu nähren. Beeindruckt hat mich auch, wie<br />
fundiert die Ausbildung für das Biblio theks personal ist.<br />
Seit Juni 2010 teilen wir uns das Präsidium – verfolgen wir<br />
auch dieselben Ziele? Welche sind Dir wichtig?<br />
Ich hoffe, dass wir uns für gemeinsame Ziele begeistern<br />
können. Der Herausforderung, meine Aussensicht und<br />
Deine Innensicht auf Bibliotheken zu einem gemeinsamen<br />
Ganzen zu fügen, stelle ich mich gerne. Eines der wichtigsten<br />
Ziele für mich bleibt, die Bibliotheken wo immer möglich<br />
zu unterstützen, damit sie für ihre Benutzer und<br />
Benutzerinnen attraktiv bleiben und ein Angebot bereit<br />
stellen können, das Neugierde weckt, Leselust fördert und<br />
zum Nachdenken anregt.
Jeanne, was hat Dich angeregt, Bibliothekarin zu werden? Wie<br />
lange arbeitest Du schon in einer Bibliothek?<br />
Ich habe ganz einfach ein Telefon mit einer Anfrage erhalten!<br />
Bis zum Anruf gehörte unsere Familie zu den sehr<br />
fleissigen Bibliotheks benutzern, was sich natürlich auch<br />
danach nicht geändert hat. Ich arbeite seit 14 Jah ren in der<br />
Gemeindebibliothek Münchenstein und geniesse es!<br />
Du leitest die Gemeindebibliothek Münchenstein. Wie erfährst<br />
Du «Deine Bibliothek» in Bezug auf das Leitbild «Akzente – die<br />
Bibliotheken <strong>Baselland</strong> kommen aus dem Häuschen»?<br />
Bibliothek als Ort des Erlebens. Ich glaube, dass diese<br />
Bezeichnung «Ort des Erlebens» das Ziel der Zukunft sein<br />
muss. In der Zeit der unzähligen Impulse, die durch Gesellschaft,<br />
Schule, Medien und Freizeitangebote auf uns wirken,<br />
muss sich die Bibliothek als Ort präsentieren, in der<br />
Positives erlebbar und spürbar wird. Angenehme Atmo sphäre,<br />
mögliche Kontakte, anregende Veranstal tungen und<br />
ein gutes Medienangebot sind Mittel dazu. Bei uns habe ich<br />
das Gefühl, dass dies zutrifft.<br />
Bibliothek offen für alle. Ein klares Ja. Ich träume von<br />
finanziellen Mitteln, die dazu führen, dass keiner auf eine<br />
Mitgliedschaft in einer Bibliothek verzichten müsste. Schule<br />
und Bibliothek sind zwei der wichtigsten Bildungsinstitutionen.<br />
Bildung ermöglicht grössere Lebensqualität<br />
und bietet vielerlei Anreize, sich selbst etwas Gutes zu tun.<br />
Schliesslich nutzt Bildung allen.<br />
Bibliothek am Puls der Zeit. Was müsste geboten werden,<br />
um am Puls der Zeit zu sein? Öffnungszeiten fast rund um<br />
die Uhr? Schaufenster, um die Schwellenangst herunterzusetzen?<br />
Cafeteria mit Garten terrasse? Umfassendes Medienange<br />
bot von Books und Nonbooks? Gratis abonne ments?<br />
München stein bietet all dies nicht! Wenn ich allerdings von<br />
topaktuellen Ange boten von Büchern, Filmen, Hörbuchern<br />
und Zeit schrif ten in einer schönen, hellen Bibliothek mit angenehmer<br />
Atmosphäre und benutzerfreundlicher Infrastruktur<br />
ausgehe, dann sind wir das trotzdem.<br />
Mitglieder der Kantonalen Bibliotheks<br />
kommission<br />
Co-Präsidium:<br />
Elsbeth Schmied-Leiggener, Liestal<br />
Jeanne Locher-Polier, Münchenstein<br />
Sekretariat:<br />
Andra Holzer, <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
Mitglieder:<br />
Rosmarie Eglin, Gelterkinden<br />
Christine Gorrengourt, Ettingen<br />
Barbara Jakob Mensch, Basel<br />
Gerhard Matter, <strong>Kantonsbibliothek</strong>ar (beratend)<br />
Silvia Niederhauser Börlin, Gelterkinden<br />
Ueli Plattner-Urfer, Lauwil<br />
Denise Rois, Sissach<br />
Christina Roller, Reinach<br />
Corinne Ruesch Schweizer, Liestal<br />
Theres Schlienger, Möhlin<br />
Was sind Deine Ziele als Co-Präsidentin der Bibliothekskommission?<br />
Ich engagiere mich schon viele Jahre aus Interesse an der<br />
Gesellschaft und den gesellschaftlichen Verän de rungen in<br />
der Gemein de politik. Die Arbeit in der Bibliotheks kommission<br />
bietet mir dazu noch weiterte Möglichkeiten. Ich<br />
möchte mich für Bibliotheken einsetzen, damit sie sowohl<br />
von politischen Vertretern wie auch von der Bevölkerung<br />
als wertvolle Institution wahrgenommen werden. Als Ort<br />
der Bildung und zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit bieten<br />
Biblio theken einen sehr wichtigen Grundstein einer<br />
Gemeinde.<br />
Was bedeutet Dir das Buch in der vielfältigen Medienauswahl?<br />
Für mich persönlich ist das Buch immer noch am wichtigsten.<br />
Ich habe das grosse Glück, Rezensionen schreiben<br />
zu dürfen. Jedes Paket mit einem druckfrischen Buch bedeutet<br />
für mich: «Geschenk»! Das Eintauchen in eine Geschichte,<br />
die Neugierde, die Spannung, das Staunen und<br />
das Verstehen, das sich dann in mehr oder weniger Respekt<br />
dem Buch gegenüber zeigt, bedeutet für mich nicht Arbeit,<br />
sondern grosses Vergnügen – eben ein Geschenk!<br />
BILD<br />
Jeanne Locher (links) und Elsbeth Schmied<br />
Fotos: zVg.<br />
13
GEMEINDEBIBLIOTHEKEN – INFOR<br />
Christina Roller<br />
Kantonale Bibliothekskommission<br />
Gemeindebibliotheken werden immer mehr<br />
zu gesellschaftlichen und kulturellen Treffpunkten.<br />
Neuzuzüger und Einheimische,<br />
Kin der und Erwachsene, Leseratten und<br />
Film freaks sowie viele andere treffen sich<br />
und kommen ins Gespräch. Mit Aus stel -<br />
l ungen und Veranstaltungen bieten Bibliothe<br />
ken zusätzliche Anregungen. Oft ist die<br />
Bibliothek der einzige Ort einer Gemeinde,<br />
wo man sich ohne Kauf- oder Konsumations<br />
verpflichtung aufhalten kann. Es sind<br />
wertvolle Orte, zu denen die Gemeinden<br />
Sorge tragen. Natürlich bleiben sie auch<br />
wichtige Informationsvermittler, die zusammen<br />
mehr als eine Million Bücher und<br />
Medien pro Jahr ausleihen.<br />
Die Gemeinden finanzieren ihre Bibliotheken recht unter-<br />
schiedlich. Der Beitrag pro Einwohner schwankt je nach<br />
Gemeinde zwischen CHF 4.– und 33.–. Auch bei der räumlichen<br />
Unterbringung und der technischen Infra struk tur<br />
gibt es eine grosse Bandbreite. Generell gilt: Investitionen<br />
zahlen sich aus. Attraktive Gemeinde biblio theken gehören<br />
zu den stark besuchten und beliebten Orten. Es<br />
braucht dafür kundenfreundliche Dienst leis tungen und<br />
die Ausrichtung auf sich ändernde Bedürf nisse. Dies<br />
macht regelmässige Investitionen unumgänglich. Was<br />
kann eine Gemeinde tun, um ihre Bibliothek erfolgreich<br />
zu machen?<br />
- Die Gemeinde sorgt für eine genügende Finanzierung.<br />
- Die Gemeinde hilft ihrer Bibliothek, Strategien zu entwickeln<br />
und gewährt ihr den unternehmerischen Spiel -<br />
raum, um Eigeninitiative zu fördern.<br />
- Die Gemeinde hilft ihrer Bibliothek, schlanke und<br />
wirkungsvolle Strukturen, Organisationen und Abläufe<br />
aufzubauen.<br />
Erfolgreiche Bibliotheken sind ein wichtiger Mosaikstein<br />
im Standortmarketing einer Gemeinde und ein wichtiger<br />
Grund, sich in der Gemeinde wohl zu fühlen oder dorthin<br />
zu ziehen.
MATION UND KULTUR VOR ORT<br />
News aus den Gemeindebibliotheken<br />
Arlesheim<br />
Im Jahr 2010 wurde die Gemeindebibliothek Arlesheim<br />
zur ausleihstärksten Gemeindebibliothek im Kanton und<br />
weist mit 2291 auch am meisten eingeschriebene Benutzerin<br />
nen und Benutzer auf.<br />
Ettingen<br />
Die Gemeinde- und Schulbibliothek wird im Rahmen der<br />
Gesamtsanierung des Schulhauses erneuert und vergrössert.<br />
Im Dezember 2010 stimmte die Gemeindeversam<br />
mlung dem Projekt zu und ermöglicht damit die<br />
Verdop pelung des Raumes für die Bibliothek auf rund<br />
250 m². Dank dieses zeitgemässen Ausbaus können ganze<br />
Schul klassen in der Bibliothek arbeiten, Ver anstaltungen<br />
durch geführt und die Arbeitsbe dingungen verbessert<br />
werden.<br />
Gelterkinden<br />
Nach langjähriger, verdienstvoller Arbeit trat Andreas<br />
Weber auf Ende Juni 2010 als Leiter der Gemeinde- und<br />
Schul bibliothek Gelterkinden zurück. Mit Pia Grieder<br />
über nahm eine Bibliothekarin SAB und erfahrene Mitarbeiterin<br />
seine Funktion. Kaum im Amt stellte sich die<br />
Frage, wie es mit der Bibliothek der Sekundarschule<br />
weiter gehen soll. 2006 war diese Bibliothek als befristetes<br />
Provi sorium in die Gemeindebibliothek integriert worden.<br />
Die entsprechende Vereinbarung stand nun kurz vor ihrem<br />
Ende, ohne dass sich die räumliche Situation in der<br />
Sekundarschule entscheidend verändert hätte. Es gelang,<br />
nochmals eine dreijährige übergangslösung zu finden.<br />
Danach soll die Sekundarschule ein eigenes Lesezentrum<br />
auf ihrem Schulareal erhalten.<br />
Mit der übernahme der Bibliotheksleitung durch Pia<br />
Grieder in Gelterkinden sind nun alle 19 Gemeindebibliotheken<br />
fest in Frauenhand. Zu ihren Zielen meint<br />
Pia Grieder: «Als Mitarbeiterin der Gemeinde- und Schulbibliothek<br />
habe ich während acht Jahren Erfahrungen im<br />
Bibliotheksbetrieb gesammelt. Letzten Sommer konnte<br />
BILDER<br />
Fotos: <strong>Kantonsbibliothek</strong> <strong>Baselland</strong><br />
15
16<br />
ich die Gelegenheit ergreifen, Verantwortung zu übernehmen,<br />
und mich in der Leitung engagieren. Zusammen mit<br />
dem motivierten Team möchte ich Entwicklungs möglichkeiten<br />
erarbeiten, um die Bibliothek erfolgreich weiterzubringen.»<br />
Pratteln<br />
Mit dem Rücktritt von Elisabeth Schiltknecht auf Ende<br />
2010 geht für die Gemeindebibliothek Pratteln eine Aera<br />
zu Ende. Sie wurde 1971 als erste Freihandbibliothek im<br />
Kanton Basel-Landschaft eröffnet und galt lange Jahre<br />
als Vorbild. Sie galt als innovativ und spielte in verschiedener<br />
Hinsicht eine Vorreiterrolle. Pratteln war stolz auf<br />
seine Bibliothek. Nach dem Beschluss des Ein wohnerrates<br />
wird sie nun ausgelagert und ab dem 1. April 2011<br />
als Filiale der GGG Stadtbibliothek Basel geführt.<br />
Tenniken<br />
Auch in der Gemeindebibliothek Tenniken kam es zu<br />
einem Leiterinnenwechsel. Ruth Brand hatte wichtige<br />
Aufbauarbeit geleistet und übergab die Bibliotheks leitung<br />
auf Anfang 2011 an Kathrin Albisser. Wie in Gelterkinden<br />
ist auch in Tenniken die neue Leiterin Bibliothekarin SAB<br />
und aus dem Bibliotheksteam hervorgegangen. Kathrin<br />
Albisser sieht zuversichtlich in die Zukunft und meint:<br />
«Als Leiterin der Bibliothek Tenniken habe ich die Aufgabe,<br />
für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen, zusammen<br />
mit dem Team das Angebot der Bibliothek für die<br />
Bevölkerung und die Schule attraktiv und aktuell zu gestalten,<br />
mit Anläs sen zum kulturellen Leben in Tenniken<br />
beizutragen und den Stellenwert der Bibliothek in der<br />
Gemeinde zu stärken. Das sind für mich spannende und<br />
interessante Herausforderungen».<br />
Gemeindebibliotheken in Zahlen<br />
• Anzahl der Bibliotheken: 19<br />
• Buch- und Medienangebot insgesamt: 263’830, davon 79%<br />
Bücher und 21% Nonbooks<br />
• Anzahl der Ausleihen insgesamt: 1’015’427, davon 64%<br />
Bücher und 36% Nonbooks<br />
• Anschaffungen insgesamt: Jährlich über 29’000 Bücher<br />
und Nonbooks für insgesamt Fr. 649’150. (Erneuerungs -<br />
quote 12%).<br />
• Ausscheidungen insgesamt: Jährlich über 32’000 Bücher<br />
und Nonbooks oder über 12% des gesamten Bestandes.<br />
• Anzahl Mitarbeitende: 132 Bibliothekarinnen und Biblio-<br />
the kare, vorwiegend Frauen<br />
• Budget gesamt: Jährlich stehen den Gemeinde -<br />
bibliotheken gute 3 Millionen Franken zur Ver fügung.<br />
Davon sind 2.2 Millionen Franken von den Standort-<br />
ge mein den, fast 0.6 Millionen selber erwirtschaftete Mittel<br />
und fast 0.2 Millionen stammen aus diversen Quellen<br />
(wie Beiträge des Kantons, von Sponsoren, aus dem<br />
Lotterie fonds). über 43‘000 Franken werden aus den<br />
Reser ven bezahlt.<br />
• Budgetverteilung: Durchschnittlich fast 55% Perso nal -<br />
kosten, 20% Medieneinkauf, 11% Raumkosten, 3.5% EDV<br />
und 1.5% Öffentlichkeitsarbeit.
Silvia Niederhauser<br />
Kantonale Bibliothekskommission<br />
Weiterbildung – Chancen für alle<br />
«Sie sind Teil von gut geschultem, sozial kompetentem<br />
und motiviertem Personal und leisten kundenorientierte<br />
Arbeit. Zudem passen Sie das Angebot laufend den wechselnden<br />
Kundenbedürfnissen an. Wie schaffen Sie das?<br />
Um all diese Vorgaben erfüllen und mit den Entwicklungen<br />
Schritt halten zu können, nehmen Sie regelmässig<br />
an Weiterbildungskursen oder Fachtagungen teil.» Wem<br />
kommen diese Zeilen bekannt vor? Sie stehen, allerdings<br />
mit dem Zusatz Bibliothek oder bibliothekarisch, in den<br />
SAB-Richtlinien für Gemeindebibliotheken. Die Bibliothekskommission<br />
stellt jährlich ein reichhaltiges Kursangebot<br />
für Bibliothekarinnen und Bibliothekare zusammen.<br />
Weiterbildung nach dem Motto des lebenslangen<br />
Lernens will mit kontinuierlicher Aktualisierung und<br />
Weiterentwicklung vorhandener Kompe ten zen helfen,<br />
persönliche und berufliche Veränderungs pro zes se zu<br />
gestalten. Dies ermöglicht den bibliothekari schen Fachkräften,<br />
neue oder bereits erworbene Fähig keiten zu erlernen,<br />
zu vertiefen oder zu erweitern.<br />
Kooperationen stärken das Angebot<br />
Ein vergleichbares Weiterbildungsangebot stellen auch<br />
die Kantone Aargau, Bern, Graubünden, Luzern, St. Gal len<br />
und Zürich für die Mitarbei terinnen ihrer Ge mein debibliotheken<br />
zur Verfügung. Da liegt es nahe, sich untereinander<br />
auszutauschen und vom Wissen sowie von den<br />
Erfahrungen gegenseitig zu profitieren. So können die<br />
Qualität des Angebotes hochgehalten und die einzelnen<br />
Kursanbieter entlastet werden.<br />
Die sieben kantonalen Anbieter haben zusammen mit der<br />
Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für allgemein öffentliche<br />
Bibliotheken SAB eine «Weiterbildungsrunde» ins<br />
Leben gerufen. Sie will in Zusammenarbeit mit den jewei-<br />
Grundkurs für Bibliothekarinnen<br />
und Bibliothekare SAB<br />
Der nächste Grundkurs SAB wird 2012 statt-<br />
finden und soll erstmals gemeinsam mit dem<br />
Kanton Aargau durchgeführt werden. Die<br />
Biblio thekskommissionen der beiden Kantone<br />
haben die Zusammenarbeit grundsätzlich beschlossen<br />
und für die Ausarbeitung des Kurskonzeptes<br />
und des Lehrplans eine Arbeitsgruppe<br />
eingesetzt. Sie wird bis Oktober 2011<br />
ihren Entwurf den beiden Kommissionen zur<br />
definitiven Ent scheidung unterbreiten. Der<br />
Arbeitsgruppe gehören an: Die Ausbildungsverantwortlichen<br />
der beiden Kantone, Silvia<br />
Niederhauser und Jasmin Leuze, sowie Heidi<br />
Ehrensperger, Anne marie Huber-Ruepp, Barbara<br />
Jakob Mensch und Jeanne Locher-Polier.<br />
ligen Bibliothekskommissionen oder Fachstellen ein hochwertiges<br />
sowie zukunftsweisendes Kursangebot entwickeln.<br />
Dies soll künftig ab Anfang Dezember auf den<br />
Web-Seiten der jeweiligen Anbieter aufgeschaltet werden.<br />
Alle Kursangebote sind zu finden unter www.sabclp.ch.<br />
BILDER<br />
linke Seite: Kathrin Albisser, Bibliothek Tenniken (links)<br />
Pia Grieder, Gemeinde- und Schulbibliothek Gelterkinden<br />
rechte Seite: Gemeinde- und Schulbibliothek Reinach (links),<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong> <strong>Baselland</strong><br />
Fotos: zVg<br />
17
Theres Schlienger,<br />
Leiterin Fach stelle für Schulbiblio theken<br />
Niemand wird als Leser oder Leserin geboren.<br />
Ins Lesen wächst man hinein. Da zu<br />
braucht es Vorbilder wie Eltern, Grosseltern<br />
und Lehrpersonen, die dem Nachwuchs<br />
die Geheimnisse der Bücher regale<br />
erschliessen. Wichtige Stütz punk te der<br />
Lese förderung ausserhalb von Elternhaus<br />
und Schule sind Biblio theken. Dank des<br />
reichhaltigem Lesestoff kann sich Lesekom<br />
petenz entwickeln und können Leselust<br />
und Lesege wohnheit aufblühen.<br />
Die Schulbibliothekarinnen sind sich ihrer wichtigen<br />
Rolle bei der Leseförderung bewusst. Sie sind die<br />
zentrale Anlaufstelle für das lokale Lese netz werk<br />
und bereichern mit regelmässigen Aktivi täten das<br />
Schulleben und den Unter richt. Sie machen mit<br />
Aus stellungen und Prä sen tationen auf spannende<br />
Neu er schei nungen aufmerksam. Sie führen an vielen<br />
Orten Leseförderungs aktionen durch und tragen<br />
dazu bei, dass die Schul bibliothek von den Schülern<br />
als attraktiver Lern- und Wohlfühlort wahrgenommen<br />
wird.<br />
SCHULBIBLIOTHEKEN –<br />
Jugendliche für das Lesen zu begeistern, stellt oft eine<br />
besondere Herausforderung dar. Dieser wird mit viel<br />
Fantasie und Engagement begegnet, wie die folgenden<br />
Beispiele zeigen. Sie sollen Mut machen und zur Nachahmung<br />
anregen.<br />
Autor zu Gast im Klassenzimmer<br />
Die Fachstelle Schulbibliothek organisiert zusammen mit<br />
«Kultur an Schulen» von «kulturelles.bl» jährlich eine bis<br />
zwei Lesereisen. So erhalten die Baselbieter Schulen die<br />
Möglichkeit, Kinder- und Jugendbuchautoren für individuelle<br />
Lesungen zu buchen. Vielen Schülerinnen und<br />
Schülern ermöglichen diese Lesungen erstmals einen<br />
persönlichen Kontakt zu einem Schriftsteller. Sie erleben<br />
Literatur live und ihnen wird klar: Lesen kann spannend<br />
und bereichernd sein, Lesen kann Spass machen. Persönliche<br />
Begegnungen mit Autorinnen und Autoren wirken<br />
sich nachweislich positiv auf das Leseverhalten der<br />
Schülerinnen und Schüler aus.
LESEN IST LUST UND ARBEIT<br />
Schule in der Bibliothek<br />
Jeweils am letzten Montag im September steht die<br />
Primarschule Liestal im Zeichen des Lesens. In Zu sammen<br />
arbeit mit der <strong>Kantonsbibliothek</strong> will die Stadt Liestal<br />
allen Schülerinnen und Schülern einmal im Verlauf ihrer<br />
Primarschulzeit attraktive Lese- und Bibliotheks erlebnisse<br />
ermöglichen. Zusammen mit ihrer Lehrperson entdecken<br />
sie auf spielerische Weise das vielfältige Angebot<br />
der <strong>Kantonsbibliothek</strong>. Die Neugierde der Kinder und ihre<br />
Lust auf Bücher werden geweckt. Sie finden die Bibliothek<br />
toll und freuen sich riesig auf die Begegnung mit der angekündigten<br />
Kinderbuchautorin. Unbekümmert und sehr<br />
persönlich stellen sie Fragen und geniessen sichtlich das<br />
Erzählen und Vorlesen der Autorin. Initiant dieser<br />
Veranstaltungen ist Liestals stellvertretender<br />
Stadtpräsident Lukas Ott.<br />
Herr Ott, Sie haben die Veranstaltung in der Kantonsbiblio thek<br />
ermöglicht. Warum ist Ihnen dieser Tag wichtig?<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollen einen möglichst niederschwelligen<br />
und zugleich lustvollen Zugang zu Büchern<br />
haben. Da von ihrer Herkunft her nicht alle die gleichen<br />
Voraussetzungen haben, stehen wir in der Ver antwortung,<br />
diese Zugänge zu ermöglichen. Zudem geht es um das<br />
Kennenlernen einer wichtigen kantonalen Insti tution, die<br />
sich mit Wissen und Vermittlung beschäftigt. Mit ihren spezifischen<br />
Begegnungsmöglichkeiten kann die <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
die Schule unterstützen.<br />
Seit «PISA» wissen wir, dass Leseförderung Not tut. Wie<br />
können die Bibliotheken die Schulen bei dieser Anstrengung<br />
unterstützen?<br />
Indem die Bibliotheken mit ihrer besonderen Aus strahlung<br />
dem Lesen ein hohes Prestige verleihen. Lesen muss<br />
als etwas Lebensfrohes und gleichzeitig Authentisches vermittelt<br />
werden, das mit dem Leben als solches eng verknüpft<br />
ist. Es muss gelingen, die Schülerinnen und Schüler<br />
neugierig zu machen und diese Neugier zu unterstützen.<br />
Lesen braucht Vorbilder. Daher die ganz persönliche Frage:<br />
Sind Sie ein Lesevorbild?<br />
Bücher sind für mich ganz wichtige Lebensgefährten.<br />
Dies kommt schon dadurch zum Ausdruck, dass ich in unserem<br />
Haus mit vielen Büchern zusammenlebe. Ich pflege<br />
einen eher exzessiven Lesekonsum und kaufe zudem stets<br />
mehr Bücher, als ich je überhaupt werde lesen können. Der<br />
Tag ist für mich nur dann abgerundet, wenn ich vor dem<br />
Schlafengehen noch lesen konnte.<br />
BILDER<br />
Leseimpressionen aus der <strong>Kantonsbibliothek</strong><br />
Fotos: Ingrid Singh, Basel<br />
Lukas Ott, Stadtrat Liestal<br />
Foto: zVg<br />
19
20<br />
Lesen in der Primarschule Niederdorf<br />
Ueli Plattner ist Lehrer und Schulbibliothekar an der<br />
Primarschule in Niederdorf. Leseförderung ist ihm seit<br />
Jahren eine Herzensangelegenheit. Und: Es gelingt ihm<br />
immer wieder, das Lehrerkollegium dafür zu begeistern<br />
Herr Plattner, welche Aktivitäten und Projekte gibt es in Ihrer<br />
Bibliothek rund ums Lesen?<br />
Wir versuchen, die Schüle rinnen und Schüler mit verschiedenen<br />
Aktionen dort abzuholen, wo sie gerade sind.<br />
Wir führen die Neuen in die Bibliothek ein, jede Klasse hat<br />
eine fixe Wochenstunde in der Bibliothek und wir nehmen<br />
an Schulhaus-Events, wie Lesenacht und Flohmarkt, teil.<br />
Schülerinnen und Schüler verfassen Kurzrezensionen –<br />
«meine 5 Top-Hits» oder «sehr zu empfehlen» – und vor<br />
allem finde ich toll, dass Fünftklässler sich als Lesepaten<br />
für Erstklässler zur Verfügung stellen. Sie lesen vor, erzählen<br />
Geschichten, helfen beim Lesenlernen und in der<br />
Bibliothek.<br />
Wie vermitteln Sie Ihren Schülerinnen und Schüler die Lust<br />
am Lesen?<br />
Die Freude und Lust am Lesen ist anfänglich oft da. Wir<br />
versuchen, diese Lust mit Animation und vor allem mit<br />
dem Ein beziehen der Schülerinnen und Schüler zu erhalten<br />
und zu verstärken. Einzelne Schüler oder ganze Klassen<br />
können in der Bibliothek Spuren hinterlassen, zum Beispiel<br />
mit Lese empfehlungen, Themenwänden, Dekorationen<br />
und Ausstellungen sowie durch Mitarbeit im Biblio theksteam.<br />
Spannend wird es immer auch, wenn wir Anre gungen<br />
von Aussen in den Schulalltag holen: unter anderem<br />
mit Medien boxen der <strong>Kantonsbibliothek</strong> oder der Buchhand<br />
lung Buchinsel oder mit Autorenbesuchen resp. einem<br />
Besuch des Bücher schiffes.<br />
Warum halten Sie das Lesen für so wichtig?<br />
Lesen ist die Grundkompetenz, die den Schulerfolg am<br />
meisten begünstigt. Im Gegensatz zu visuellen Medien erzeugen<br />
Bücher mehr eigene Bilder in den Köpfen und regen<br />
die Fantasie stärker an.<br />
Fit für die Bibliothek an der Sekundarschule<br />
Burg Liestal<br />
Pia Lehmann ist Deutschlehrerin und Bibliothekarin an<br />
der Sekundarschule Liestal. Mit einer speziellen Kurswoche<br />
hat sie ihre Bibliothek zum Thema im Schulhaus<br />
gemacht und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt.<br />
Frau Lehmann, was ist das für eine Kurswoche, von der man<br />
überall hört?<br />
Die Kurswoche hiess «Bibi-fit» und 17 Schülerinnen<br />
und Schülern nahmen daran teil. Unser Ziel war, die<br />
Bibliothek den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Wir haben<br />
Regale verschoben, die Ausleihe besser platziert und<br />
zur grossen Freude der Teilnehmenden das Angebot aktualisiert.<br />
Dafür gingen wir in die Buchhandlung Bider&<br />
Tanner nach Basel und in einen DVD-Shop. Einen ganzen<br />
Vormittag verbrachten die Schüler und Schülerin nen mit<br />
dem Auslesen der Bücher, bei den DVDs ging es dann<br />
rasanter voran. Die eingekauften Medien wurden ausgerüstet,<br />
katalogisiert und in den Regalen präsentiert. Nach<br />
dieser Woche herrschte Hochbetrieb in der Biblio thek. Da<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen<br />
Klassen und allen Stufen kamen, verbreitete sich der<br />
Bibliotheksvirus schnell im ganzen Schulhaus.
Wie gelingt es Ihnen, bei den Schülerinnen und Schülern die<br />
Freude am Lesen zu stärken?<br />
In der Bibliothek sollen die Schülerinnen und Schüler<br />
frei schmökern können. Daher muss das Angebot aktuell<br />
sein und auf die Wünsche und Anregungen der Lernenden<br />
eingehen. Die Schülerinnen und Schüler müssen wenigstens<br />
ein Buch pro Semester ausleihen. Klassenlektüre im<br />
Deutschunterricht gibt es erst in der vierten Klasse. Auch<br />
wenn es ein gutes Erlebnis sein kann, über ein Buch zu diskutieren,<br />
das alle gelesen haben, bin ich der Meinung, dass<br />
an der Sekundarschule vor allem die Leseförderung im<br />
Vordergrund stehen sollte. In Leseforen während des<br />
Deutschunterrichts können die Lernenden sich über die gelesenen<br />
Bücher austauschen.<br />
Die Mediothek als Seelenapotheke<br />
Roland Kroell ist Buchautor und Leiter der Mediothek der<br />
Gewerblich-industriellen Berufsschule GIB in Muttenz.<br />
Die Lehrlinge sind in der Regel nur einen Tag pro Woche<br />
in der Schule. In dieser kurzen Zeit muss er sie erreichen.<br />
Herr Kroell, was bietet Ihre Mediothek rund ums Lesen an?<br />
In unserer Berufsfachschule haben wir vorwiegend<br />
männliche Jugendliche, die im Alter zwischen 16 und 25<br />
Jahren eher weniger motiviert sind zu lesen. So finden sich<br />
denn auch Themen wie Flirten, Fantasie Romane, mittelalterlicher<br />
Bogenbau, etc. in der von Jugendlichen gestalteten<br />
Vitrine im Eingangsbereich. Die Mediothek ist für mich so<br />
etwas wie eine Seelenapotheke.<br />
Einmal im Jahr bieten wir eine Woche mit Lesungen interessanter<br />
Autoren an, die die Jugendlichen zum Lesen<br />
(zurück-)führen können. Gäste waren der Reisereporter<br />
Andreas Altmann, der Schweizer Filmemacher Stefan<br />
Haupt, Poetry-Slam-Wortakrobat Laurin Buser, Kabarettist<br />
David Bröckelmann, die Theaterfrau Maria Torgevsky.<br />
Über 700 Schülerinnen und Schüler haben an diesen<br />
Lesungen teilgenommen.<br />
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihren Projekten?<br />
Das Thema «Mannwerden» oder «Mannsein» liegt uns<br />
sehr am Herzen. Männer im Wandel der Zeit. Es fehlen in<br />
unserer Zivilisation Übergangsrituale. Daher bieten wir<br />
zahlreiche DVDs und Bücher an, die auf dieses Thema eingehen.<br />
In Zukunft werden wir noch mehr in dieser Richtung<br />
arbeiten und unser Angebot entsprechend erweitern,<br />
allenfalls auch mit Workshops.<br />
Ausserdem haben wir an einer Wand grosse Fotos von<br />
bekannten Autoren aufgehängt, die sie als junge Menschen<br />
zeigen. Darunter sind beispielsweise Thomas Mann,<br />
Friedrich Schiller, Hölderlin, Hermann Hesse, Wolfgang<br />
Borchert und Che Guevarra. So können sie zu Vorbildern<br />
der Jugendlichen werden.<br />
Warum halten Sie das Lesen für so wichtig?<br />
Lesen gehört für mich zum Leben, wie essen und trinken.<br />
Das Lesen mit Herz ist mit einem Lebensgefühl verbunden.<br />
Hier werden die Gedanken, die Weltsicht erweitert.<br />
Wir brauchen unseren Verstand, um Dinge besser zu<br />
verstehen. So kann lesen die Welt verändern.<br />
Lesen ist für mich aber auch wie ein Eintritt in ein anderes<br />
Bewusstsein, in das Land der Phantasie, der Poesie,<br />
des Wunders. Und da begegnen wir dann unserem eigenen<br />
Inneren sowie noch nicht verwirklichten Wünschen.<br />
Dies ist ein lebenslanger Prozess. An unserer Eingangstür<br />
zur Mediothek ist der Spruch von Jorge Luis Borges zu<br />
lesen: «Das Paradies habe ich mir immer als eine Art<br />
Bibliothek vorgestellt.»<br />
BILDER<br />
linke Seite: Ueli Plattner (links) und Jürg Obrist<br />
rechte Seite: Roland Kröll<br />
Fotos: zVg<br />
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Gerhard W. Matter<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong>ar<br />
LESEZENTRUM – EINE IDEE<br />
Das Pilotprojekt Lesezentrum an der Sekundarschule<br />
Waldenburgertal in Oberdorf<br />
ist für drei Jahre bewilligt und wurde von der<br />
<strong>Kantonsbibliothek</strong> zusammen mit dem Amt<br />
für Volksschulen konzipiert. Bereits nach der<br />
Hälfte der Laufzeit zeigen sich sehr ermutigende<br />
Ergebnisse. Bei einer Schülerumfrage<br />
gaben knapp 70 Prozent der Befragten<br />
an, dass sie täglich oder fast täglich dorthin<br />
gehen. Das Lesezentrum ist zu einem «In-<br />
Place» der Schule geworden. Schul-leiterin<br />
Hanni Flury kann sich ihre Schule ohne<br />
Lesezentrum gar nicht mehr vorstellen. Für<br />
sie ist klar, dass es zu einem multimedialen<br />
Lernort als Ergän zung zum Klassenzimmer<br />
werden soll.<br />
Bern – Lausanne<br />
Das Konzept Lesezentrum findet über das Baselbiet hinaus<br />
grosse Aufmerksamkeit und weckt das Interesse<br />
der Fachwelt. Auf Einladung der Pädagogischen<br />
Hochschule Bern wird die Leiterin des Lesezentrums,<br />
Viktoria Kahl-Milde, das Pilotprojekt am Bibliotheks tag<br />
des Kantons Bern vorstellen. Das Lesezentrum wurde<br />
ebenfalls an den Kongress des Verbandes Bibliotheken<br />
Information Schweiz BIS nach Lausanne eingeladen. In<br />
einem gut besuchten Workshop konnte das Projekt präsentiert<br />
und mit Fach leuten diskutiert werden. Das<br />
Lesezentrum stiess auf reges Interesse und fand breite<br />
Zustimmung.<br />
Leipzig – Liestal<br />
Auch Deutschland hat das Lesezentrum entdeckt. Es erhielt<br />
eine Einladung zur diesjährigen Leipziger Buchmesse,<br />
wo es im Rahmen der viertägigen Fachdis kussion<br />
«Die Schulbibliothek – nie mehr ohne» seinen Auftritt hatte.<br />
Präsentiert und diskutiert wurden verschiedenste innovative<br />
Schulbibliotheks pro jekte aus Europa, den USA<br />
und dem Libanon. Auch in diesem internationalen<br />
Rahmen konnte sich das Lese zentrum durchaus sehen<br />
lassen. In einer intensiven Diskussionsrunde wurden ihm<br />
erhebliche Erfolgschancen und Vorbildcharakter attestiert.<br />
Be son ders positiv fiel auf, dass das Konzept in ei-
WIRD FLüGGE<br />
ner dreijährigen Pilotphase in der Praxis getestet werden<br />
kann. In diesem Erproben – quasi im Versuchslabor – sehen<br />
die Experten ein grosses Potential, neue Erfahrungen<br />
zu sammeln und die Entwicklung der Schulbibliotheken<br />
und der Lese-förderung wirklich voranzubringen.<br />
Aber auch die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der<br />
allgemeinen öffentlichen Bibliotheken der Schweiz SAB<br />
ist auf das Lesezentrum aufmerksam geworden und verlegte<br />
ihren Jahreskongress 2011 deswegen nach Liestal.<br />
Die Idee Lesezentrum greift mehr und mehr auch in der<br />
Fachwelt um sich.<br />
Gelterkinden – Sissach<br />
Auf fruchtbaren Boden fällt das Konzept Lesezentrum<br />
auch bei einigen Schulleitungen der Sekundarschulen im<br />
Kanton Basel-Landschaft. Rektorinnen und Rektoren haben<br />
sich vom Lesezentrum begeistern lassen und möchten<br />
die etwas verstaubten Bibliotheken an ihren Schulen<br />
durch Lesezentren ersetzen. Bereits fortgeschritten sind<br />
die Pläne in Gelterkinden und Sissach. Auch in der konkreten<br />
Realisierung drängt das Konzept Lesezentrum auf<br />
Umsetzung.<br />
Wissenschaftliche Begleitforschung<br />
Es war von Anfang an vorgesehen, die Pilotphase mit wissenschaftlicher<br />
Forschung zu begleiten. Sowohl die<br />
Mit dem Pilotprojekt Lesezentrum an der<br />
Sekundarschule Waldenburgertal in Oberdorf<br />
werden die folgenden Ziele angestrebt:<br />
- Die Lese-, Medien- und Informations kompe tenz<br />
der Jugendlichen stärken<br />
- Ein Buch- und Medienangebot aufbauen, das den<br />
Unterricht nachhaltig unterstützen kann<br />
- Raum- und Infrastrukturangebot inklusive Internetarbeits<br />
plätze bieten, um das Arbeiten im Gruppenoder<br />
Klassenverband zu ermöglichen<br />
- Einen leicht zugänglichen Ort im Schul haus schaffen,<br />
wo Schülerinnen und Schüler frei oder betreut<br />
lesen und arbeiten können<br />
- Einen attraktiven Treffpunkt schaffen, wo sich<br />
Schülerinnen und Schüler gerne aufhalten und sich<br />
entspannen können<br />
- Hohe Zugänglichkeit dank grosszügigen Öffnungszeiten<br />
bieten, auch in Zwischenstunden<br />
- Professionelle Betreuung durch eine Lese ani matorin/<br />
Medienpädagogin sicherstellen<br />
Das Pilotprojekt Lesezentrum sucht zudem Kooperationen<br />
mit Lehrpersonen für gemeinsame Projekte,<br />
um entdeckendes und forschendes Lernen möglich<br />
zu machen (Lernlabor).<br />
Hochschulen für Information und Dokumentation wie<br />
auch die Pädagogischen Hochschulen sind interessiert,<br />
Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Lesezentrum<br />
in ihre Forschung einzubeziehen. Weil im Projekt<br />
keine Mittel für einen Forschungsauftrag vorgesehen<br />
sind, stehen Bachelor- und Masterarbeiten im Vordergrund.<br />
Der Thematik, wie Bücher und Medien präsentiert<br />
und vermittelt werden müssen, um das Interesse der<br />
zwölf- bis sechzehnjährigen Jugendlichen zu finden, wird<br />
an den Hochschulen in Genf und Aarau nachgegangen.<br />
BILD<br />
Lesezentrum Oberdorf<br />
Foto: Pino Covino, Basel<br />
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