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3. Interne Kommunikation

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Hochschule Luzern<br />

CAS Information und Dokumentation 5<br />

Praxisarbeit<br />

2008<br />

<strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />

Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Informationen<br />

Anregungen<br />

Praktische Hinweise<br />

Gesagt ist noch nicht gehört<br />

Gehört ist noch nicht verstanden<br />

Verstanden ist noch nicht einverstanden<br />

Einverstanden ist noch nicht getan<br />

Getan ist noch nicht beibehalten<br />

Anita Schraner, Projektleiterin<br />

Lilian Gwerder<br />

Theres Schlienger<br />

Elisabeth Metzger-Moser<br />

Konrad Lorenz


Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Hochschule Luzern<br />

CAS Information und Dokumentation 5<br />

Praxisarbeit<br />

2008<br />

<strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />

Für kleine und mittlere, allgemeine öffentlichen Bibliotheken<br />

Informationen<br />

Anregungen<br />

Praktische Hinweise<br />

Anita Schraner, Projektleiterin<br />

Seefeldstrasse 212, 8008 Zürich, Tel. 044 422 43 88, anita.schraner@hispeed.ch<br />

Lilian Gwerder<br />

Gardiweg 5, 6423 Seewen, Tel. 041 811 45 33, l.gwerder@bluewin.ch<br />

Theres Schlienger<br />

Rüttenenweg 63, 4313 Möhlin, Tel. 079 691 06 54, theres.schlienger@hotmail.com<br />

Elisabeth Metzger-Moser<br />

Aeschengasse 19, 4313 Möhlin, Tel. 061 851 24 19, e.metzger@vtxmail.ch<br />

Begleitende Dozentin: Frau Ruth Büttikofer<br />

Stv. Leiterin Marketing und <strong>Kommunikation</strong>, Schweizerische Nationalbibliothek NB,<br />

Hallwylstrasse 15, 3003 Bern, Tel. 031 325 05 16, ruth.buettikofer@nb.admin.ch<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Management Summary<br />

Welche Bedeutung hat die interne <strong>Kommunikation</strong> für eine Organisation und wie<br />

kann das Bewusstsein dafür in kleinen allgemeinen öffentlichen Bibliotheken<br />

gefördert werden?<br />

Diesen wesentlichen Fragen wird in der vorliegenden Arbeit nachgegangen.<br />

Anhaltspunkte zur aktuellen Situation ergeben sich aus einer Umfrage in 73 kleinen<br />

Bibliotheken mit 2-10 Mitarbeitern und einem Medienbestand von rund 3’300 bis<br />

24'400.<br />

Die Auswertung der Fragebogen zeigt, dass die häufigsten Probleme einerseits im<br />

Umgang mit schwierigen Kunden entstehen und andererseits durch mangelnde<br />

Informationskultur. Ausserdem finden Mitarbeitergespräche nur in knapp 50 % der<br />

befragten Bibliotheken statt. Bei rund 30 % gibt es ferner keine Vorgaben für<br />

Kundenkommunikation. Diese Problembereiche werden daher in der Arbeit<br />

eingehender behandelt.<br />

Ebenfalls von grosser Bedeutung für eine gut funktionierende <strong>Kommunikation</strong> in der<br />

Bibliothek, und daher Themen dieser Arbeit, sind folgende Aspekte: Ziel und Identität<br />

der Bibliothek, Motivation und Fachkenntnisse der Mitarbeiter sowie Teambildung.<br />

Diese werden in den Kapiteln Leitbild, <strong>Interne</strong> Aus- und Weiterbildung und<br />

Teamkommunikation erörtert.<br />

Anhand von theoretischen Grundlagen, Anregungen und Lösungsansätzen wird<br />

aufgezeigt, wie die <strong>Kommunikation</strong>skultur insbesondere im Arbeitsfeld von kleinen<br />

Bibliotheken gepflegt werden soll und wie sie dadurch den Erfolg der Bibliothek<br />

unterstützen kann.<br />

<strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong> reicht in vielfältige Gebiete einer Organisation hinein. Sie<br />

wächst von innen nach aussen und legt den Grundstein für die externe<br />

<strong>Kommunikation</strong>. Sie nimmt demzufolge eine massgebende Rolle ein für die<br />

Aussenwahrnehmung der Bibliothek.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Vorwort<br />

Warum haben wir für unsere Praxisarbeit dieses Thema gewählt?<br />

Im Modul Dienstleistungsmarketing unserer Ausbildung interessierte uns die<br />

Bedeutung von <strong>Kommunikation</strong> besonders, denn gut funktionierende <strong>Kommunikation</strong><br />

kann sehr viel bewirken. Unsere Erfahrungen im Beruf zeigen jedoch immer wieder,<br />

dass, besonders in kleinen Bibliotheken, die Mitarbeiter oft nicht genügend<br />

sensibilisiert sind für die <strong>Kommunikation</strong> innerhalb der Bibliothek. Nicht selten fehlt<br />

die Zeit, um sich eingehend damit zu befassen. Die tägliche Arbeit steht im<br />

Vordergrund. Unterstützt werden in erster Linie externe fachspezifische<br />

Weiterbildungen. Oder man denkt, interne <strong>Kommunikation</strong> ist vor allem in grösseren<br />

Betrieben mit viel Personal von Wichtigkeit. Kurz, interne <strong>Kommunikation</strong> ist oft kein<br />

Thema. Doch alles, was wir nach aussen vermitteln und wie wir dies tun, ist geprägt<br />

von unseren kommunikativen Fähigkeiten, unserem Wissen und unserer Motivation.<br />

Wir wollten wissen, ob wir mit unserer Einschätzung der Situation bezüglich<br />

fehlendes <strong>Kommunikation</strong>sbewusstsein auf dem richtigen Weg sind und haben eine<br />

Umfrage gestartet, wie bereits im Management Summary erläutert. Ziel war auch zu<br />

erfahren, wo nicht genügend kommuniziert wird und in welchen Bereichen der<br />

internen <strong>Kommunikation</strong> Probleme vorhanden sind. Hier wollten wir ansetzen und<br />

etwas schaffen, das für kleine Bibliotheken von Nutzen sein kann. Überrascht und<br />

erfreut sind wir über die hohe Rücklaufquote. Sie bestätigt uns nicht zuletzt auch das<br />

Interesse von kleinen Bibliotheken an diesem Thema. Wir möchten uns bei dieser<br />

Gelegenheit bei allen bedanken, die den Fragebogen beantwortet haben.<br />

Mit der vorliegenden Arbeit stellen wir also Unterlagen zur Verfügung, welche die<br />

wesentlichen Bereiche der internen <strong>Kommunikation</strong> vorstellen. Diese können nicht<br />

losgelöst voneinander betrachtet werden, sie beeinflussen sich gegenseitig und<br />

wirken als Ganzes.<br />

Die einzelnen Kapitel enthalten Informationen zu grundlegendem Wissen und<br />

ausgewählte praktische Hinweise. Musterformulare und Beispiele aus anderen<br />

Bibliotheken ergänzen die Texte. Schwerpunktthemen sind gemäss Aussagen im<br />

Fragebogen Informationsfluss, Mitarbeitergespräche, Umgang mit schwierigen<br />

Kunden und Kundenkommunikation. Dabei nehmen Teamkommunikation und damit<br />

auch Konflikte eine wichtige Rolle ein.<br />

Zu praktisch allen Themen geben wir Empfehlungen ab. Ausserdem ist im<br />

Literaturverzeichnis geeignete weiterführende Literatur aufgelistet. Wir beschränken<br />

uns dabei auf einige wenige ausgewählte Titel aus dem riesigen Angebot zum<br />

Thema.<br />

Wissen und Erkenntnisse zu den hier behandelten Themen haben wir uns sowohl in<br />

der Berufspraxis angeeignet, als auch durch Diskussionen innerhalb der<br />

Arbeitsgruppe und im Austausch mit anderen Bibliotheksmitarbeitern. Weitere<br />

Informationen haben wir eingeholt mit der Umfrage, durch <strong>Interne</strong>trecherchen und<br />

aus entsprechender Fachliteratur.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Die Lektüre soll Interessierte dazu anregen, sich mit dem Thema<br />

auseinanderzusetzen. Sie soll Bezug schaffen zur praktischen Arbeit und zeigen, wie<br />

die <strong>Kommunikation</strong> im Arbeitsumfeld der Bibliothek massgebend beeinflusst werden<br />

kann.<br />

Die durchwegs männlich gebrauchte Form, wenn wir von Kunden oder Mitarbeitern<br />

und Vorgesetzten schreiben, haben wir einzig deshalb gewählt, weil sie kürzer und<br />

weniger schwerfällig wirkt. Aus demselben Grund verwenden wir für „kleine und<br />

mittlere allgemeine öffentliche Bibliotheken“ nur „kleine Bibliotheken“. Ferner ist es<br />

uns wichtig, die Leser direkt anzusprechen, weshalb wir, wenn möglich, immer die<br />

direkte Rede verwenden. Im Zusammenhang mit der Umfrage möchten wir hier noch<br />

darauf hinweisen, dass wir beim Erstellen des Fragebogens nicht an eine<br />

Differenzierung des Begriffes Mitarbeitergespräch gedacht haben und somit nicht<br />

wissen, ob tatsächlich alle Befragten darunter das jährliche Gespräch zur<br />

Mitarbeiterbeurteilung verstanden haben, wie es uns einige auf unsere Nachfrage hin<br />

bestätigten. In unserer Arbeit verwenden wir dafür den Begriff „Jahresgespräch“.<br />

Wir sind uns bewusst, dass jede Bibliothek ihre eigenen Besonderheiten aufweist, sei<br />

dies durch die Anzahl der Mitarbeiter, deren Ausbildung, die Aufteilung der<br />

Arbeitspensen, das spezielle Angebot, die Infrastruktur und ihr Zielpublikum. Aus<br />

diesen Gründen finden wir es nicht sinnvoll, einen generellen Leitfaden anzubieten,<br />

obschon dies die ursprüngliche Idee für diese Praxisarbeit war. Vielmehr liegt uns<br />

daran, dass die Lektüre Interessierte aus kleinen Bibliotheken anspricht und dazu<br />

motiviert, die kritischen Punkte anzugehen und die Möglichkeiten zur Optimierung<br />

der internen <strong>Kommunikation</strong> auszuschöpfen.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Corporate Identity ……………………………………. 8<br />

2. <strong>Kommunikation</strong> ………………………………............. 8<br />

<strong>3.</strong> <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong> …………………………… 9<br />

<strong>3.</strong>1. Leitbild ……………………………………………………….. 10<br />

<strong>3.</strong>2. Organisation des Informationsflusses …………… 12<br />

<strong>3.</strong>2.1. Störungen ………………………………………………………. 12<br />

<strong>3.</strong>2.2. Informationsziele ………………………………………………. 13<br />

<strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong> Informationsrelevanz ………………………………………….. 13<br />

<strong>3.</strong>2.4. Informationswege ……………………………………………… 14<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong> Mitarbeitergespräche …………………………………… 17<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong>1. Bedeutung von Mitarbeitergesprächen ……………………… 17<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong>2. Jahresgespräche ………………………………………………. 18<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong><strong>3.</strong> Formular Standortbestimmung – Jahresgespräch ………… 19<br />

<strong>3.</strong>4. <strong>Interne</strong> Aus- und Weiterbildung ……………............ 21<br />

<strong>3.</strong>4.1. Einführung neuer Mitarbeiter …………………………………. 21<br />

<strong>3.</strong>4.2. Weiterbildungen ………………………………………............. 22<br />

<strong>3.</strong>4.<strong>3.</strong> Teamausflüge ………………………………………………….. 23<br />

<strong>3.</strong>5. Teamkommunikation …………………………………… 24<br />

<strong>3.</strong>5.1. Teamverhalten und -entwicklung ……………………………. 25<br />

<strong>3.</strong>5.2. Führen und Leiten von Teams ……………………………….. 26<br />

<strong>3.</strong>5.<strong>3.</strong> Konflikte im Team ……………………………………………... 26<br />

4. Kundenkommunikation …………………………… 30<br />

4.1. Gute <strong>Kommunikation</strong> im Bibliotheksalltag ………………….. 30<br />

4.2. Schwierige Kunden ……………………………………………. 32<br />

4.2.1. Tipps im Umgang mit verärgerten Kunden …………………. 33<br />

4.<strong>3.</strong> Kundenzufriedenheit ………………………………………….. 36<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

5. Feedback ………………………………………………….. 37<br />

5.1. Feedback-Regeln ……………………………………………… 37<br />

5.2. Feedbackkanäle ……………………………………………….. 38<br />

Schlusswort ……………………………………………... 41<br />

Literaturverzeichnis …………………………………. 42<br />

Anhang<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

1. Corporate Identity<br />

Mit Corporate Identity (CI) ist die Persönlichkeit / Identität des Unternehmens<br />

gemeint. Sie wird geprägt durch gemeinsame Werte im Verhalten (Corporate<br />

Behaviour), in der <strong>Kommunikation</strong> (Corporate Wording) und im Erscheinungsbild des<br />

Unternehmens (Corporate Design). CI wirkt sowohl nach innen als auch nach<br />

aussen:<br />

Auf welche Art und Weise wird gesprochen, wie wird gehandelt, wie wird das<br />

Unternehmen optisch wahrgenommen?<br />

Jede Bibliothek muss demzufolge ihre eigenen Visionen und Ziele definieren.<br />

Grundlegend für das CI ist eine gut funktionierende <strong>Kommunikation</strong>.<br />

2. <strong>Kommunikation</strong><br />

Der bekannte Satz von Paul Watzlawick „Man kann nicht nicht kommunizieren!“<br />

sagt, dass jedes Verhalten bereits kommunikativen Charakter hat.<br />

<strong>Kommunikation</strong> ist Aufnahme, Austausch und Übermittlung von Informationen<br />

zwischen zwei oder mehreren Personen; sei es durch Körpersprache, mündlichen<br />

oder schriftlichen Ausdruck.<br />

In der Bibliothek bedeutet dies die Gesamtheit aller <strong>Kommunikation</strong>sinstrumente und<br />

-massnahmen, die eingesetzt werden, um die Bibliothek und ihre Leistungen bei<br />

allen relevanten Zielgruppen darzustellen, sowohl intern als auch extern.<br />

Aufgabe der <strong>Kommunikation</strong> ist es, dem Unternehmen zu einer Persönlichkeit (CI) zu<br />

verhelfen. Dafür muss das Unternehmen Strategien entwickeln. Die Zielvorstellungen<br />

werden in einem Leitbild klar definiert und dienen als Grundlage für die<br />

Unternehmenskultur (siehe dazu Kapitel <strong>3.</strong>1. Leitbild).<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong> <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />

Unter interner <strong>Kommunikation</strong> in der Bibliothek verstehen wir die verbale und<br />

nonverbale <strong>Kommunikation</strong>, einerseits unter Mitarbeitern, zwischen Mitarbeitern und<br />

Vorgesetzten und andererseits zwischen Bibliothek und Benutzern.<br />

Ziele sind unter anderem Dialog und Konfliktlösung, Informationsverbreitung,<br />

Verbesserung von Abläufen, Motivation und Leistung.<br />

<strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong> betrifft das ganze Arbeitsfeld der Bibliothek und ist auch<br />

Basis für die externe <strong>Kommunikation</strong>.<br />

In den folgenden Kapiteln wird auf die wesentlichen Bereiche eingegangen:<br />

• Wie miteinander umgehen, wie sich verhalten?<br />

• Wie untereinander und mit Benutzern kommunizieren?<br />

• Welche <strong>Kommunikation</strong>smittel nutzen?<br />

• Wie Wissen erarbeiten und weitergeben?<br />

• Wie Konflikte lösen?<br />

• Wie Feedback nutzen?<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong>1 Leitbild<br />

Das Leitbild entwickelt sich aus den Zielsetzungen des Auftraggebers. Bei kleinen<br />

Bibliotheken richtet sich dieses meistens nach dem Leitbild der Gemeinde.<br />

Das Leitbild ist massgebend sowohl für die interne als auch für die externe<br />

<strong>Kommunikation</strong> und soll ein einheitliches Bild innerhalb und ausserhalb der<br />

Bibliothek anstreben. Es hat demzufolge eine Orientierungsfunktion für das<br />

Bibliothekspersonal, die zuständige Behörde und die Öffentlichkeit.<br />

Wenn alle Beteiligten miteinbezogen werden in die Erstellung des Leitbildes, können<br />

sie sich besser mit der Leitidee identifizieren und ein einheitliches Bild vermitteln.<br />

Das Leitbild soll regelmässig kritisch überprüft und dem Wandel der Zeit angepasst<br />

werden.<br />

Aus eigenen Erfahrungen und Rückfragen wissen wir, dass in kleinen Bibliotheken<br />

selten Leitbilder erarbeitet werden. Die Mitarbeiter diskutieren zwar untereinander<br />

über Ziele und kennen diese meistens auch. Schriftlich festgehalten und nach<br />

aussen kommuniziert werden diese jedoch kaum.<br />

Jede Bibliothek hat ihre Eigenheiten und muss ihr Leitbild für sich selbst definieren.<br />

Beachten Sie dabei die 10 Grundsätze des Bibliothekplans 2010 in den Richtlinien<br />

der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken<br />

SAB (Anhang Seite 6).<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Zum Inhalt eines Leitbildes empfehlen wir Ihnen ausserdem folgende<br />

Überlegungen:<br />

• Wer sind wir?<br />

Wer ist unser Auftraggeber? Wie lautet der Auftrag?<br />

• Was tun wir?<br />

Welche Dienstleistungen bieten wir an? Welches Angebot führen wir? Wie<br />

wird das Angebot präsentiert? Wie engagieren wir uns in der Öffentlichkeit?<br />

Welche Besonderheiten hat unsere Bibliothek im Vergleich zu anderen?<br />

• Welche Zielgruppen haben wir?<br />

Decken wir deren Bedürfnisse ab?<br />

• Was wollen wir in Zukunft?<br />

Welche Visionen haben wir? Sind wir auf dem richtigen Weg, um auch<br />

künftig die Erwartungen und Wünsche der Benutzer zu erfüllen?<br />

• Wie können wir die gesetzten Ziele erreichen?<br />

Welche Strategien sind dazu nötig?<br />

Ist die nötige Infrastruktur vorhanden? Verfügt das Bibliothekspersonal über<br />

die entsprechende Ausbildung?<br />

Im Anhang Seite 7 und 8 finden Sie als Beispiele zwei Leitbilder von kleinen<br />

Bibliotheken.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong>2. Organisation des Informationsflusses<br />

Der Austausch von Information ist wesentlich für den Betrieb der Bibliothek. Die<br />

Bibliotheksleitung ist dafür verantwortlich, dass die richtigen Informationen zur<br />

richtigen Zeit an den richtigen Ort gelangen und wenn nötig, wieder auffindbar sind.<br />

Rund ein Viertel der von uns Befragten geben jedoch mangelnde Informationspolitik<br />

als Schwachpunkt an.<br />

Auszug aus Fragebogen (Anhang Seite 5):<br />

14. In welchen Bereichen entstehen die häufigsten Probleme?<br />

(Mehrfachnennung möglich)<br />

Wo Leiterin Mitarbeiterin Total<br />

Konfliktsituationen im Team 2 6 8<br />

Kompetenzverteilung 0 3 3<br />

Informationsfluss 9 16 25<br />

Schwierige Kunden 11 21 32<br />

Medienarbeit 2 2 4<br />

Andere 6* 9* 15<br />

Keine Probleme 6 7 13<br />

Total 36 64 100<br />

<strong>3.</strong>2.1. Störungen<br />

Mögliche Ursachen für eine ungenügende Informationspolitik:<br />

• Der Informationsfluss wird nicht oder schlecht organisiert<br />

• Information geht verloren, weil sie nirgends festgehalten wird<br />

• Informationen werden falsch verstanden<br />

• Fehlende <strong>Kommunikation</strong>smittel<br />

• Mitarbeiter fragen bei Unklarheiten nicht nach<br />

• Teilzeitpensen der Bibliotheksangestellten (man begegnet sich kaum noch)<br />

• Gemeinsame Sitzungen finden nur sporadisch statt<br />

• Unklarheit oder Desinteresse darüber, wer die Information braucht<br />

• Zuständigkeit für die Weitergabe ist unklar<br />

• Informationen werden nicht weitergegeben, weil man unersetzlich sein will<br />

Störungen im Informationsfluss schaden jedoch der Bibliothek. Sie führen zu<br />

Missverständnissen und Fehlentscheiden. Schlecht informierte Mitarbeiter wirken<br />

verunsichert und inkompetent gegenüber Kunden, sie haben Mühe, sich mit der<br />

Bibliothek zu identifizieren und sind weniger motiviert. Vorgesetzte, die nicht wissen,<br />

was an der Front läuft, können nicht entsprechend handeln.<br />

Mit einer guten Struktur kann der Informationsfluss gefördert werden.<br />

Informationen sollen erkannt, Ziele definiert und Wege zur Vermittlung aufgezeigt<br />

werden.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong>2.2. Informationsziele<br />

• Mitarbeiter und Vorgesetzte miteinander ins Gespräch bringen<br />

• Mitarbeiter mit Mitarbeitern ins Gespräch bringen<br />

• Organisatorisches bekannt geben<br />

• Wissen vermitteln<br />

• Neuigkeiten austauschen<br />

• Lösungen für alle anderen verfügbar machen<br />

• Transparenz auf allen Ebenen schaffen<br />

• Mitarbeiter anregen, selber Ideen einzubringen<br />

• Dialog fördern<br />

• Mitarbeiter stärker einbinden<br />

<strong>3.</strong>2.<strong>3.</strong> Informationsrelevanz<br />

Informationen sind dann sinnvoll, wenn sie:<br />

• Rechtzeitig vermittelt werden<br />

• Vollständig sind<br />

• So aufbereitet sind, dass sie derjenige, der sie verarbeiten soll, versteht und<br />

einordnen kann<br />

• Denjenigen erreichen, den sie betreffen<br />

• Auf dem Übermittlungsweg nicht verfälscht werden<br />

• Inhaltlich relevant sind<br />

Welche Informationen müssen weitergeleitet werden?<br />

Von Vorgesetzten an die Mitarbeiter:<br />

Ziele, Beschlüsse, Verordnungen, Neuerungen, Informationen über<br />

Arbeitszeit, Anweisungen für die Arbeit, Feedback...<br />

Von Mitarbeitern an Vorgesetzte, aus eigener Initiative oder nach Vorgabe:<br />

Probleme bei Ausleihe und mit anderen Mitarbeitern, Störungen bei EDV,<br />

Infos über besuchte Weiterbildungskurse, Konflikte, Feedback...<br />

Unter Mitarbeitern, unabhängig von Hierarchie:<br />

Unerledigtes bei Ausleihe, Tagesgeschäft. Was wurde bei einem schwierigen<br />

Kunden unternommen, Feedback...<br />

Von Mitarbeitern an Kunden:<br />

Grundsätzliche Informationen zur Benutzung, weitere relevante Informationen,<br />

Neuerungen, Feedback…<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong>2.4. Informationswege<br />

Wie werden Informationen weitergeleitet?<br />

Mündlich:<br />

Persönlich Mitarbeiterversammlungen<br />

Telefonisch Kaffeepause<br />

Sitzungen Gemeinsame Essen<br />

Mitarbeitergespräche Betriebsausflüge<br />

Schriftlich:<br />

E-Mail Intranet<br />

Schwarzes Brett / Anschlagbrett Mitarbeiterzeitung<br />

Flyer SMS<br />

Pressespiegel Memoiren / Notizen<br />

Info-Sammlungen in spezieller Ablage Info-Mappe bei der Ausleihe<br />

Einsatzplan Ferien- und Terminkalender<br />

Persönlicher „Briefkasten“, Ablagefächer Handbuch als Checkliste<br />

„Ämtliplan“ Bibliothek 2.0<br />

<strong>Kommunikation</strong>smittel unterscheiden sich je nach Grösse und Art des<br />

Unternehmens.<br />

Geeignete <strong>Kommunikation</strong>smittel für kleinere Bibliotheken<br />

Telefonisch / Persönlich / Kaffeepause<br />

Vorteile: direkt, weniger Missverständnisse<br />

Nachteil: aufwändig, wenn nicht alle gleichzeitig anwesend sind; nicht schriftlich<br />

vorhanden<br />

Sitzungen<br />

Damit Sitzungen effizient verlaufen, soll mindestens eine Woche im Voraus eine<br />

Traktandenliste angelegt und verschickt werden. So können alle Mitarbeiter Themen<br />

ergänzen und sich vorbereiten. Alle sollten anwesend sein!<br />

Der Vorgesetzte muss darum bemüht sein, dass die Diskussionen nicht ins Uferlose<br />

abgleiten.<br />

Zu jeder Sitzung gehört ein Protokoll, das den Mitarbeitern innerhalb einer<br />

abgemachten Frist, schriftlich abgegeben wird. Ein Beispiel dafür finden sie im<br />

Anhang Seite 9.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

E-Mail / SMS<br />

Laut Umfrage wird nebst Sitzungen am häufigsten E-Mail als Informationsmittel<br />

genannt.<br />

Via E-Mail oder SMS können Informationen jederzeit und schnell weitergegeben<br />

werden.<br />

Sicherstellen, dass die Nachrichten regelmässig abgerufen werden!<br />

Schwarzes Brett / Anschlagbrett<br />

Hier können Informationen, die neu oder über längere Zeit aktuell sind,<br />

angeschlagen werden: Sitzungstermine, Einsatz- und Ferienpläne, Änderungen im<br />

Einsatzplan, Telefonnummern und Adressen der Mitarbeiter...<br />

Jeder Mitarbeiter sollte dieses vor Beginn der Arbeit rasch konsultieren!<br />

Regelmässig aktualisieren!<br />

Memoiren / Notizen<br />

Für ungeklärte Pendenzen, Dringlichkeiten... geeignet.<br />

Memoiren müssen visiert und immer vor Arbeitsbeginn gelesen werden!<br />

Informationsablagefach<br />

Sammlung von interessanten Informationen für alle: Weiterbildungsangebote,<br />

kulturelle Anlässe, Neuigkeiten zu Fachwissen...<br />

In verschiedenfarbige Sichtmappen und an gut zugänglichem Ort ablegen!<br />

‚Persönlicher Briefkasten’ oder persönliches Ablagefach<br />

Informationen, die nur für den Mitarbeiter persönlich bestimmt sind: Eingegangene<br />

Telefongespräche, Briefpost...<br />

Intranet<br />

Falls in der Bibliothek Intranet eingerichtet ist, können hier die verschiedenen<br />

Informationen in eigens dafür bestimmte Ordner abgelegt werden.<br />

Vorteil: Die meisten Informationen (ausser persönliche und nicht elektronisch<br />

vorhandene) sind idealerweise am selben Ort zu finden.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Möglichkeiten, wie Informationen weitergeleitet werden können sind<br />

zahlreich, werden aber selten entsprechend genutzt. Es fehlt an der nötigen<br />

Organisation.<br />

Ein System, das den Informationsfluss fördert, ist jedoch Voraussetzung für<br />

eine reibungslose Funktion der Informationsverbreitung.<br />

Schwächen im Informationsfluss schaden der Bibliothek.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Empfehlungen<br />

Fördern Sie die Informationskultur.<br />

Analysieren Sie die Situation in Ihrer Bibliothek. Durch Mitarbeiterbefragungen<br />

können Mängel aufgedeckt und Verbesserungsvorschläge entwickelt werden.<br />

Nutzen Sie dazu auch die Feedbackkanäle. So erhalten sie möglicherweise<br />

zusätzliche Informationen von Kunden.<br />

Halten Sie schriftlich fest, wer für die Weiterleitung welcher Informationen zu<br />

welchem Zeitpunkt verantwortlich ist und welche Mittel Sie dafür einsetzen<br />

wollen.<br />

Kontrollieren Sie sporadisch, ob wichtige Informationen ihren Zielort erreicht<br />

haben.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong> Mitarbeitergespräche<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong>1. Bedeutung von Mitarbeitergesprächen<br />

Mitarbeitergespräche sind alle Gespräche zwischen Vorgesetzten und ihren<br />

Mitarbeitern, die über die „Alltagskommunikation“ hinausgehen.<br />

Mitarbeitergespräche sind das Instrument, um Personal gezielt zu führen.<br />

Sie bringen die interne <strong>Kommunikation</strong> in Schwung.<br />

Mitarbeitergespräche wirken sich günstig auf die Arbeitszufriedenheit aus.<br />

Sie fördern die Offenheit und das gegenseitige Verständnis, erleichtern die<br />

Zusammenarbeit und entscheiden über den Erfolg der Institution.<br />

Mitarbeitergespräche sind nötig bei Einstellungen, Lohnverhandlungen, Austritten,<br />

Kündigungen. Besonders wichtig sind sie bei Konflikten und für die alljährliche<br />

Beurteilung des Personals (Jahresgespräche).<br />

Merkmale:<br />

• Sie finden unter vier Augen statt<br />

• Sie haben ein Ziel<br />

• Mitarbeiter und Vorgesetzte können je nach Bedarf ein Gespräch verlangen<br />

• Die Gesprächsführung übernimmt der direkte Vorgesetzte<br />

• Sie brauchen entsprechende Rahmenbedingungen<br />

Ein Mitarbeitergespräch muss gut vorbereitet sein.<br />

Was sollte dabei beachtet werden?<br />

• Genügend Zeit einplanen<br />

• Termin und Inhalt müssen frühzeitig bekannt gegeben werden, damit sich<br />

beide Seiten vorbereiten können<br />

• Ruhigen, ungestörten Ort wählen<br />

• Störungen ausschliessen (keine Telefone durchstellen lassen)<br />

• Auf gegenseitige Höflichkeit, Respekt achten<br />

• Die Sitzordnung soll ein faires Gespräch zulassen<br />

• Wissen wollen, was der Gesprächspartner zu sagen hat<br />

• Gesprächspartner ausreden lassen<br />

• Gedanken offen äussern<br />

• Die wichtigsten Punkte nochmals kurz zusammenfassen<br />

• Verbindliche Vereinbarungen treffen<br />

• Gespräch in gutem Einvernehmen beenden<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong>2. Jahresgespräche<br />

Jahresgespräche sind vertraulich zu behandelnde Gespräche zwischen dem<br />

Mitarbeiter und seinem Vorgesetzten, welche zum Ziel haben, Leistungen, Ziele und<br />

Zufriedenheit bei der Arbeit zu prüfen und entsprechende Strategien zur<br />

Verbesserung zu planen.<br />

Jahresgespräche nehmen einen hohen Stellenwert ein. Sie wirken sich äusserst<br />

positiv aus auf die Motivation der Mitarbeiter und damit auf eine erfolgreiche<br />

Entwicklung des Unternehmens. Sie sollten daher in jeder auch noch so kleinen<br />

Bibliothek einmal jährlich geführt werden.<br />

Nur bei knapp 50% der Befragten finden denn solche Gespräche statt, wie die<br />

Umfrage zeigt:<br />

Auszug aus Fragebogen (Anhang Seite 3):<br />

6. Finden regelmässig Jahresgespräche statt<br />

Leiterin Mitarbeiterin Total<br />

Ja 14 20 34<br />

Nein 15 23 38<br />

Keine Angabe 0 1 1<br />

Total 29 44 73<br />

Warum sind Jahresgespräche nicht so beliebt?<br />

Hemmschwellen beim Mitarbeiter<br />

• Rangunterschiede<br />

• Man will es dem Chef recht machen<br />

• Hemmungen, Gedanken frei zu äussern<br />

• Schweigen bei abweichenden Auffassungen<br />

• Vermeiden von Risiken, Angst, Chancen zu verpassen<br />

Verhalten Vorgesetzte:<br />

• Wollen nur selber sprechen, halten Monologe<br />

• Haben kein Interesse an der Meinung ihrer Mitarbeiter<br />

• Dulden keinen Widerspruch<br />

Sind sich Mitarbeiter und Vorgesetzte über mögliche Stolpersteine bewusst und<br />

versuchen Fehlverhalten zu vermeiden, erzielen Jahresgespräche eine positive<br />

Wirkung.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Jahresgespräche beinhalten folgende Bereiche:<br />

• Beurteilung Mitarbeiter<br />

• Kontrolle der Ziele vom vergangenen Jahr<br />

• Neue Zielvereinbarungen formulieren, Strategien ausarbeiten<br />

• Zufriedenheit, Persönliche Entwicklung, ev. Lohnwirksamkeit<br />

• Feedback an Vorgesetzte<br />

• „Chropfleerete“<br />

<strong>3.</strong><strong>3.</strong><strong>3.</strong> Formular Standortbestimmung - Jahresgespräch<br />

Auf die einzelnen Bereiche des Jahresgespräches wird hier näher eingegangen.<br />

Als Beispiel dient die von uns zusammengestellte Vorlage im Anhang Seite 10 und<br />

11. Wir erachten sie als geeignet für Jahresgespräche in kleinen Bibliotheken.<br />

Zu 1.- Beurteilung des Mitarbeiters<br />

Beide, Mitarbeiter und Vorgesetzter, füllen diesen Teil in Vorbereitung auf das<br />

Gespräch aus. Im Gespräch werden grössere Abweichungen ausdiskutiert. Die<br />

Selbstbeurteilung im Vergleich mit der Beurteilung des Vorgesetzten ermöglicht es<br />

dem Mitarbeiter, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und fördert damit den<br />

Umgang mit eigenen Stärken und Schwächen. Was wiederum zur Verbesserung der<br />

Arbeitsqualität beiträgt.<br />

Zu 2.- Zielvereinbarungen<br />

Sie ermöglichen eine gezielte Entwicklung des Mitarbeiters und damit auch der<br />

Bibliothek.<br />

Die Kontrolle kann Fehleinschätzungen aufdecken und Ausbildungsdefizite durch<br />

gezielte Massnahmen ausgleichen.<br />

Gute Leistungen anerkennen!<br />

Zu <strong>3.</strong>- Zufriedenheit am Arbeitsplatz – Persönliche Entwicklung<br />

Mitarbeiter, welche am richtigen Ort eingesetzt werden, arbeiten effizienter.<br />

Mitarbeiter, welche gefördert werden, verrichten ihre Arbeit kompetenter.<br />

Zu 4.- Feedback an Vorgesetzte<br />

Vorgesetzte können ihre Führungsarbeit verbessern, wenn sie auf ihre eigenen<br />

Schwächen aufmerksam gemacht werden.<br />

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Zu 5.- „Chropfleerete“<br />

Mitarbeiter, deren Anliegen angehört und ernst genommen werden, fühlen sich vom<br />

Vorgesetzten verstanden.<br />

An dieser Stelle können Konflikte mit anderen Mitarbeitern auf unproblematische Art<br />

angesprochen werden.<br />

Die Gesprächspartner sollten in gutem Einvernehmen auseinandergehen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Für ein gutes Arbeitsklima sind Mitarbeitergespräche äusserst wichtig. Die<br />

Mitarbeiter arbeiten motivierter. Missverständnisse und Unklarheiten können<br />

geklärt werden.<br />

Eher unbeliebte Jahresgespräche werden positiv empfunden, wenn dabei alle<br />

wichtigen Aspekte berücksichtigt werden. Allfällige Kritik wirkt konstruktiv.<br />

Empfehlungen<br />

Nehmen Sie sich grundsätzlich für Mitarbeitergespräche immer die nötige Zeit,<br />

um Unklarheiten und Unzufriedenheit möglichst sofort aus dem Weg zu<br />

räumen.<br />

Planen Sie in Ihrer Bibliothek jedes Jahr Jahresgespräche mit ihren<br />

Mitarbeitern, damit sich das Personal bestmöglichst entwickeln kann und die<br />

Bibliothek dadurch von der Öffentlichkeit als erfolgreiches Unternehmen<br />

geschätzt wird.<br />

Erstellen Sie dazu ein Formular, wie beispielsweise die Standortbestimmung<br />

im Anhang Seite 10 und 11; wenn nötig mit zusätzlichen Elementen, die für Ihre<br />

Bibliothek massgebend sind.<br />

Kontrollieren Sie auch während dem Jahr, ob die Abmachungen auch<br />

umgesetzt und die Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt werden.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong>4. <strong>Interne</strong> Aus- und Weiterbildung<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für einen gut funktionierenden<br />

Bibliotheksbetrieb ist die persönliche und fachliche Aus- und<br />

Weiterbildung. Die interne Weiterbildung nimmt dabei einen wichtigen<br />

Platz ein. Sie fördert einerseits die Zusammenarbeit im Team und<br />

andererseits das Selbstbewusstsein des einzelnen Mitarbeiters und trägt<br />

so zur erfolgreichen Personalentwicklung bei. Ausserdem wird Wissen<br />

erweitert und vertieft.<br />

Was in grösseren Betrieben Aufgabe des Personaldienstes ist,<br />

übernimmt in kleinen Bibliotheken die Bibliotheksleitung.<br />

Gemäss Umfrage stellen alle befragten Bibliotheken finanzielle Mittel für<br />

Weiterbildung bereit. Wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Gelder<br />

eher für externe fachspezifische Kurse verwendet werden.<br />

Auszug aus Fragebogen (Anhang Seite 3):<br />

7. Werden Weiterbildungen finanziell unterstützt?<br />

Leiterin Mitarbeiterin Total<br />

Ja 29 44 73<br />

Nein 0 0 0<br />

Total 29 44 73<br />

Zur Förderung der internen Aus- und Weiterbildung werden hier einige<br />

wichtige Bereiche aufgezeigt; sowie Möglichkeiten, wie ein Teil der zur<br />

Verfügung gestellten finanziellen Mittel dafür eingesetzt werden könnte.<br />

<strong>3.</strong>4.1. Einführung neuer Mitarbeiter<br />

Damit sich der neue Mitarbeiter gut integrieren kann, sollten folgende<br />

Punkte beachtet werden:<br />

• Den neuen Mitarbeiter allen anderen Mitarbeitern und<br />

Vorgesetzten vorstellen<br />

• Bezugsperson bestimmen<br />

• Abgabe von schriftlichen Unterlagen zur Bibliothek (Leitbild,<br />

Benutzungsordnung, Anleitung Neukunden, Arbeitsplan,<br />

Stellenbeschrieb, „Ämtliplan“ …<br />

• Einführung ins EDV-System<br />

Lassen Sie dem Mitarbeiter Zeit, um sich mit allem vertraut zu machen.<br />

21


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<strong>3.</strong>4.2. Weiterbildungen<br />

Workshops im Team:<br />

• Berufsspezifische Themen, möglicherweise geführt von<br />

auswärtigen Fachpersonen. Zum Beispiel „Bücher flicken“ unter<br />

Anleitung eines Buchbinders<br />

• Einführung neuer Mediengruppen<br />

• Weitergabe von Inhalten externer Kurse<br />

• Gemeinsames Erarbeiten von Richtlinien (zum Beispiel<br />

Benutzungsordnung, Abklärung Benutzerzufriedenheit)<br />

• Schulung bei Einführung von neuen EDV-Systemen oder Updates<br />

• Umgang mit schwierigen Kunden<br />

• Gesunder Arbeitsplatz (Raumklima, Rückenschulung,<br />

fachgerechte Platzierung der Geräte und Möbel)<br />

• Sicherheit am Arbeitsplatz (wie verhält man sich bei An- und<br />

Übergriffen, Unfallgefahren vermeiden)<br />

• Teambildung<br />

Jährliche Feuerwehrübung (wenn möglich mit einer Fachperson)<br />

Wie verhalten wir uns, wenn der Feueralarm losgeht? Wo sind die<br />

Feuerlöscher positioniert? Wann muss die Feuerwehr aufgeboten<br />

werden?<br />

Notfälle<br />

• Wo ist der Verbandskasten?<br />

• Umgang mit Verletzungen<br />

• Was tun, wenn der Lift stecken bleibt?<br />

Externe Weiterbildung<br />

Der Vollständigkeit halber wird hier auch auf externe berufspezifische<br />

Weiterbildungsangebote hingewiesen. Nachfolgend einige Adressen:<br />

SAB: www.sabclp.ch<br />

BBS : www.bbs.ch<br />

Schweizerisches Institut für Kinder- und Jugendmedien: www.sikjm.ch<br />

PHZ Zentralschweiz Luzern: www.luzern.phz.ch<br />

Kantonale Fachstellen für öffentliche Bibliotheken<br />

…..<br />

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<strong>3.</strong>4.<strong>3.</strong> Teamausflüge<br />

In einer Bibliothek arbeiten häufig mehrere Teilzeitangestellte. Diese<br />

begegnen sich ausser an gemeinsamen Sitzungen meist gar nicht. Hier<br />

kann ein gemeinsam verbrachter Tag viel zum guten Arbeitsklima<br />

beitragen; sei es bei der Besichtigung einer anderen Bibliothek, einem<br />

Besuch eines kulturellen Anlasses oder einfach bei einem gemütlichen<br />

Essen…<br />

Schlussfolgerungen<br />

Weiterbildung soll auch intern erfolgen. Dies motiviert und stärkt<br />

die Mitarbeiter und fördert die Teamentwicklung.<br />

Durch Weiterbildung wird kompetenter nach aussen<br />

weitervermittelt, was wiederum eine positive Wahrnehmung der<br />

Bibliothek bewirkt.<br />

Empfehlungen<br />

Nutzen Sie das jährliche Budget auch für interne Weiterbildung.<br />

Räumen Sie sich regelmässig und genügend Zeit ein, um fachliche<br />

Themen zu diskutieren und zu üben. So können gemeinsam Ziele<br />

erarbeitet und gefährliche Situationen besser gemeistert werden.<br />

Sammeln Sie zusammen mit Ihren Mitarbeitern Ideen und Wünsche.<br />

Halten Sie jährlich in einer Liste fest, was Sie alles realisieren<br />

möchten. Berücksichtigen Sie dabei auch die Abmachungen in den<br />

Jahresgesprächen.<br />

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<strong>3.</strong>5. Teamkommunikation<br />

In einem Team treffen verschiedene Persönlichkeiten aufeinander. Meistens bringen<br />

Teammitglieder auch eine unterschiedliche Bildung und einen anderen Hintergrund<br />

mit. Der Umgang miteinander ist nicht immer einfach. Aber gerade die Vielfalt der<br />

Fähigkeiten und Neigungen ermöglicht eine kreative Zusammenarbeit. Dabei ist die<br />

<strong>Kommunikation</strong>sfähigkeit des Einzelnen ein entscheidendes Element. Respektvolles<br />

gegenseitiges Zuhören ist Voraussetzung.<br />

Fehlt eine gute <strong>Kommunikation</strong>, sind Missverständnisse, mangelnde Motivation und<br />

ein schlechtes Arbeitsklima vorprogrammiert.<br />

Ein gutes Team...<br />

wirkt wie ein Magnetfeld<br />

wirkt begeisternd<br />

hat eine gemeinsame Arbeit<br />

hat den Willen zur Einigkeit<br />

übernimmt Eigenverantwortlichkeit<br />

entscheidet und handelt gemeinsam<br />

kann gut miteinander kommunizieren<br />

Welche Voraussetzungen braucht ein Team:<br />

• Schnelle, ausreichende <strong>Kommunikation</strong><br />

• Aufgaben und Rollenverteilung<br />

• Teamorientierte Leitung/Steuerung<br />

• Autonomie, Freiräume, Eigenverantwortlichkeit<br />

• Anerkanntes, als wichtig erachtetes Ziel<br />

• Unterstützung/ Anerkennung von aussen<br />

Durch Teamarbeit wird vorhandenes Wissen besser genutzt und Kreativität<br />

freigesetzt. Der Informationsfluss wird verbessert.<br />

Mitarbeiter sehen, dass Sie Veränderungen erzielen können, dadurch nehmen<br />

Arbeitsmoral und Arbeitszufriedenheit zu.<br />

Massgebend für den Erfolg der Zusammenarbeit sind:<br />

• Die fachliche Kompetenz und die persönliche Haltung des Teamleiters<br />

• Die Fähigkeit, miteinander auf produktive und tolerante Art zu kommunizieren<br />

• Die Existenz eines starken Ideengebers in der Gruppe (braucht nicht die<br />

Führungsperson zu sein)<br />

• Übereinstimmung zwischen den Eigenschaften der Mitglieder und ihrer<br />

Verantwortung im Team<br />

• Selbstvertrauen in der Gruppe<br />

• Gutes Gruppenklima ohne Schuldzuweisungen<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

<strong>3.</strong>5.1.Teamverhalten und -entwicklung<br />

Hierarchie<br />

Unsere Erfahrungen und Rückfragen zeigen, dass in kleinen Bibliotheken nicht die<br />

Leitung alleine Entscheidungen fällt, sondern diese oft im Team getroffen werden.<br />

Vorteil: Die Mitarbeiter tragen mehr Verantwortung<br />

Nachteil: Niemand will die Hauptverantwortung übernehmen<br />

Die Hierarchie im Team muss klar definiert und von allen akzeptiert sein. Die<br />

Hierarchie kann „unbemerkt“ bleiben; sie wird aber wichtig, wenn Probleme<br />

auftauchen. Die Hauptverantwortung liegt bei der Leitung.<br />

Relevante Fragen zur Teamentwicklung sind folgende:<br />

• Sind Fähigkeiten und genügend Ressourcen vorhanden?<br />

• Kommen die Mitglieder genügend in Kontakt miteinander?<br />

• Ist der <strong>Kommunikation</strong>sstil förderlich?<br />

• Gibt es Spass und Freude an der Teamarbeit?<br />

• Sind die Spielregeln klar und werden sie auch eingehalten?<br />

Die Team-Entwicklungsuhr veranschaulicht die verschiedenen Phasen der<br />

Entwicklung (Quelle: SAB-Leitungskurs 2007):<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Jedes Team durchläuft demnach vier Phasen der Entwicklung.<br />

Die Uhr symbolisiert, dass die Teamentwicklung nie abgeschlossen ist, sondern<br />

immer von neuem wieder beginnt.<br />

Der Langsamste bestimmt dabei das Tempo.<br />

Rufen Sie sich bei neuen Projekten, bei Konflikten, bei personellen Veränderungen<br />

im Team... die Teamentwicklungsuhr in Erinnerung. Sie hilft Ihnen, besser mit der<br />

jeweiligen Phase umzugehen.<br />

<strong>3.</strong>5.2. Führen und Leiten von Teams<br />

Ohne eine kompetente Leitung kann kein Team funktionieren. Eine gute Teamleitung<br />

zeichnet sich aus durch Sachkompetenz, <strong>Kommunikation</strong>sfähigkeit, Loyalität,<br />

Vorbildfunktion und Toleranz. Sie kann delegieren, angemessen reagieren, Lob<br />

aussprechen und Kritik üben.<br />

Die Teamleitung hat verschiedene Funktionen und Rollen wahrzunehmen. Diese<br />

sind Leiten, beraten, verhandeln und selber Teammitglied sein.<br />

Im Weiterbildungskurs „Führungsaufgaben und Teambildung“ der Aargauischen<br />

Bibliothekskommission 2004 wurden Führungsgrundsätze für kleine Bibliotheken<br />

erarbeitet. Diese finden Sie im Anhang Seite 12.<br />

<strong>3.</strong>5.<strong>3.</strong> Konflikte im Team<br />

Wo Menschen zusammen arbeiten, treffen unterschiedliche Interessen, Vorlieben,<br />

Werte, Moralvorstellungen, Meinungen, Bedürfnisse und auch Vorurteile aufeinander<br />

- was zu Konflikten führen kann.<br />

Konflikte werden meist durch fehlende oder mangelnde <strong>Kommunikation</strong> ausgelöst.<br />

Konflikte können jedoch ebenso durch gutes Kommunizieren wieder beendet<br />

werden.<br />

Konflikte sind nicht nur etwas Negatives, sondern sie bewirken auch Positives :<br />

Probleme werden angepackt, bessere Entscheidungen werden gefällt...<br />

Mehr zu diesem Thema finden sie im Anhang Seite 13 .<br />

Wie entstehen Konflikte?<br />

• Man redet nicht miteinander, sondern übereinander<br />

• Selbstwert und eigene Identität werden überbetont<br />

• Durch unnötige Interpretationen in das Gesagte, in die Situation hinein<br />

• Die Wahrnehmung und der Erfahrungshintergrund sind unterschiedlich<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Ein Problem in kleinen Bibliotheken besteht darin, dass sich oft mehrere Personen<br />

kleine Arbeitspensen teilen. Die Ausleihe wird nicht im Team, sondern alleine<br />

bewältigt. Ausser in den Sitzungen arbeitet das Team selten zusammen. Das Klima<br />

ist familiär. Konflikte werden oft nicht angesprochen, weil man sich im Team nicht<br />

exponieren oder verletzen möchte.<br />

Stimmt die <strong>Kommunikation</strong> innerhalb des Bibliothekteams nicht, beeinflusst dies<br />

auch den ganzen Betrieb der Bibliothek. Die Motivation nimmt ab, man zieht nicht<br />

mehr am selben Strick, was sich dann auch in der Ausleihe im Kontakt mit den<br />

Kunden auswirkt. Misstöne im Team werden auch vom Benutzer bemerkt. Die<br />

Bibliothek vermittelt kein einheitliches Bild mehr nach aussen.<br />

Wie könnten Konflikte gelöst werden?<br />

Beispiele aus eigenen Erfahrungen in der Bibliothek:<br />

Beispiel 1<br />

Beobachtung<br />

Ein Teammitglied spielt sich als Chef auf. Die anderen Teammitglieder stören sich<br />

daran.<br />

Reaktion<br />

Ich suche das Vieraugengespräch und erkläre offen, aber ohne den anderen zu<br />

verletzen, dass sein Verhalten stört. Ich treffe mit ihm eine konkrete Vereinbarung:<br />

Tritt das unerwünschte Verhalten wieder auf, mache ich die Person diskret darauf<br />

aufmerksam (zum Beispiel mit einem Augenzwinkern oder einem vereinbarten Wort).<br />

Dem Teammitglied wird so bewusst, wann sein Verhalten negativ auffällt und es<br />

kann direkt darauf reagieren.<br />

Beispiel 2<br />

Beobachtung<br />

Ein Teammitglied setzt sich bei der Arbeit nicht mehr ein, erledigt nur noch das<br />

Nötigste und wird von den anderen deshalb nicht mehr geschätzt.<br />

Reaktion<br />

Ich suche das vertrauliche, klärende und offene Gespräch mit dem Teammitglied. Ich<br />

formuliere mit Ich-Botschaften, was ich empfinde und beanstande. Ich höre aktiv zu<br />

und gebe meinem Gegenüber die Gelegenheit, Stellung dazu zu nehmen. Wir<br />

suchen zusammen nach der Wurzel des Problems. Liegt es an der Arbeit im Team,<br />

informiere ich, im Einverständnis mit dem Teammitglied und in seinem Beisein, das<br />

ganze Team und wir suchen nach möglichen Lösungen: Arbeitsabläufe prüfen und<br />

optimieren, unangenehme Pflichten neu verteilen und Aufgaben neu zuordnen.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Beispiel 3<br />

Beobachtung<br />

Mir fällt auf, dass die Bibliothek nach Ausleihen oft nicht aufgeräumt ist; es betrifft<br />

nicht immer das gleiche Teammitglied, verschiedene Mitarbeiter sind involviert. Es<br />

besteht die interne Regelung, dass jeweils das Teammitglied, welches für die<br />

Ausleihe zuständig ist, auch die Verantwortung für die Ordnung in der Bibliothek<br />

trägt.<br />

Reaktion<br />

Ich rufe in der nächsten Sitzung die interne Regelung nochmals in Erinnerung. Ich<br />

erarbeite zusammen mit den Teammitgliedern mögliche Lösungen, eventuell durch<br />

ein Brainstorming.<br />

Folgende Vorschläge können hier umgesetzt werden: Kontrolle durch die Leitung;<br />

Vieraugengespräch; Bestätigen mit Visum, dass die Aufgabe erledigt ist;<br />

Hinweiszettel am PC: „Hast du ans Aufräumen gedacht?“.<br />

Mit folgenden <strong>Kommunikation</strong>sformen haben wir gute Erfahrungen<br />

gemacht:<br />

Statt mündlich, schriftlich diskutieren<br />

Wie können Sie verhindern, dass einzelne Teammitglieder bei Diskussionen<br />

dominieren und andere nicht zu Wort kommen lassen?<br />

Wir empfehlen, Blätter zu verteilen und die Gedanken mit Filzstiften notieren zu<br />

lassen. Fordern Sie jeden auf, sein Blatt zu erklären. Die einzelnen Teammitglieder<br />

äussern sich hiermit vor der gesamten Gruppe, woraus eine echte Diskussion<br />

entstehen kann.<br />

Rundgespräch<br />

Runde Tische kennen keine Hierarchien in der Sitzordnung, alle sind<br />

gleichberechtigt.<br />

Brainstorming<br />

Beim Brainstorming geht es darum, durch Sammeln und Auswerten spontaner<br />

Einfälle zu einem Problem die beste Lösung zu finden. Kritik und Diskussion zu den<br />

genannten Meinungen sind vorerst nicht erlaubt. Wir ernten gleichsam das<br />

vorhandene Wissen.<br />

Kritikgespräch<br />

Wenn Sie Kritik an einem Teammitglied üben wollen, gehört das grundsätzlich in ein<br />

Vieraugengespräch. Künden Sie das Kritikgespräch vorher an, damit beide Seiten<br />

sich darauf vorbereiten können. Wichtig ist, dass beide Seiten ausreden können.<br />

Beim Konfliktgespräch ist aktives Zuhören unabdingbar. Wichtig ist, Feedback zu<br />

geben und offene Fragen zu stellen.<br />

Absichten und Ziele sollen offen dargelegt und mit Ich-Botschaften vermittelt werden.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Schlussfolgerungen<br />

Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit im Team ist eine gut<br />

funktionierende <strong>Kommunikation</strong> innerhalb des Teams.<br />

Wichtig: Teamkommunikation wirkt sich auch auf Kunden aus.<br />

Konflikte gehören auch zum Bibliotheks-Alltag. Werden sie frühzeitig erkannt<br />

und angegangen, können sie durchaus positiv zur Verbesserung des Klimas,<br />

zur Optimierung der Abläufe in der Bibliothek wie auch zur<br />

Persönlichkeitsbildung beitragen.<br />

Ein offenes, ehrliches <strong>Kommunikation</strong>sverhalten im Team ist die beste<br />

Prävention, Konflikte möglichst früh zu erkennen.<br />

Empfehlungen<br />

Wählen Sie die geeigneten <strong>Kommunikation</strong>sformen für Ihre Bibliothek.<br />

Führen Sie eine „Befindlichkeitsliste“, wo die Mitarbeiter ihre Anliegen,<br />

Ärgernisse und Probleme eintragen können.<br />

Konkrete Vereinbarungen helfen, Konflikte zu entschärfen.<br />

Suchen Sie bei Konflikten immer zuerst das Gespräch unter vier Augen mit der<br />

betroffenen Person und versuchen Sie, eine für beide Seiten annehmbare<br />

Lösung zu finden.<br />

Behandeln Sie Konflikte vertraulich. Wenden Sie sich notfalls an Ihren direkten<br />

Vorgesetzten und ziehen Sie, je nach Bedarf, eine externe Person bei zur<br />

Supervision.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

4. Kundenkommunikation<br />

Der Schlüssel zum Erfolg einer Bibliothek liegt zu einem grossen Teil in der<br />

Kundenkommunikation. Hier ist eine wichtige Schnittstelle zur Öffentlichkeit.<br />

Wenn das Personal das Leitbild lebt und die Bibliotheksregeln kennt, vermittelt es<br />

den Kunden ein einheitliches Bild. Bereits der erste Eindruck zählt.<br />

Voraussetzungen sind ein funktionierender Informationsfluss und hohe<br />

Sozialkompetenz aller Mitarbeiter.<br />

Die <strong>Kommunikation</strong> zum Kunden erfolgt in kleinen Bibliotheken meistens telefonisch<br />

oder im persönlichen Gespräch.<br />

Der direkte Kontakt mit Kunden ist anspruchsvoller als der schriftliche Austausch,<br />

weil sofort reagiert werden muss. Wir beschränken uns daher in den folgenden<br />

Ausführungen auf die mündliche <strong>Kommunikation</strong>.<br />

4.1 Gute <strong>Kommunikation</strong> im Bibliotheksalltag<br />

Allgemeine Umgangsregeln für gute <strong>Kommunikation</strong><br />

• Sie haben Achtung und Respekt voreinander<br />

• Sie sprechen klar und deutlich aus, was Sie wirklich meinen<br />

• Sie hören zu und lassen andere zu Wort kommen<br />

• Sie begegnen dem Gesprächspartner ohne zu werten<br />

• Sie nehmen Stellung zur Meinung anderer<br />

• Sie sind anderen gegenüber einfühlsam<br />

• Sie sagen möglichst, was Sie denken und fühlen<br />

• Sie reden nicht über andere, sondern mit ihnen<br />

In kleinen Bibliotheken existieren häufig keine Vorgaben zur Kundenkommunikation,<br />

wie aus der Umfrage ersichtlich ist.<br />

Auszug aus dem Fragebogen (Anhang Seite 4):<br />

12. Gibt es Vorgaben im Umgang mit Kunden?<br />

Leiterin Mitarbeiterin Total<br />

Ja 10 13 23<br />

Nein 19 29 48<br />

Keine Angaben 0 2 2<br />

Total 29 44 73<br />

Klare Vorgaben der Bibliothek sind empfehlenswert und eine Voraussetzung für<br />

einen professionellen Kundenkontakt.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Der erste Eindruck zählt:<br />

• Achten Sie auf angemessene Kleidung<br />

• Sie sind präsent: nehmen Sie sich Zeit, Ihre ganze Aufmerksamkeit gehört<br />

dem Kunden, hören Sie gut zu<br />

• Sprechen Sie den Kunden möglichst mit dem Namen an<br />

• Achten Sie auf gleiche Augenhöhe der Gesprächspartner (aufstehen)<br />

• Formulieren Sie verständlich und vermeiden Sie Fachausdrücke aus dem<br />

Bibliotheksalltag<br />

• Sagen Sie etwas Nettes<br />

• Geben Sie persönliche Tipps, Empfehlungen<br />

• Drücken Sie Empathie aus<br />

Vermeiden Sie <strong>Kommunikation</strong>sfallen wie:<br />

• Befehlen, belehren<br />

• Warnen, mahnen, drohen<br />

• Moralisieren, predigen, beschwören<br />

• Fertige Lösungen liefern<br />

• Vorträge halten, überzeugen wollen<br />

• Urteilen, kritisieren, widersprechen, vorwerfen<br />

• Beschimpfen, lächerlich machen, beschämen<br />

• Interpretieren<br />

• Ausweichen<br />

• Verhören, Grenzen missachten<br />

Praktische Beispiele zum alltäglichen Umgang mit Kunden finden Sie im<br />

Anhang Seite 14 und 15.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

4.2. Schwierige Kunden<br />

Das Bibliothekspersonal von kleinen Bibliotheken muss sich auf eine Vielfalt von<br />

Kunden einstellen und daher auf unterschiedlichste Bedürfnisse eingehen und<br />

entsprechend handeln können. Vom Kind bis zum Rentner, vom angenehmen<br />

Benutzer bis zu solchen mit aufwendigen Sonderwünschen, diejenigen, die sich<br />

eigenartig verhalten und andere wiederum, die partout die Bibliotheksregeln nicht<br />

einhalten wollen. Eine weitere Gruppe bilden die verärgerten Kunden. Vielleicht<br />

fühlen sich diese ungerecht behandelt, oder finden nicht, was sie sich vorgestellt<br />

haben. Manchmal ist der Grund für Ihre Verärgerung auch anderswo zu finden.<br />

Hinzu kommt, dass meistens andere Anwesende das Geschehen mitverfolgen.<br />

Zeit, Geduld und gute <strong>Kommunikation</strong>sfähigkeiten sind hier gefragt.<br />

Dass <strong>Kommunikation</strong> mit „schwierigen Kunden“ problematisch ist, zeigt auch die<br />

Umfrage.<br />

Auszug aus dem Fragebogen (Anhang Seite 5):<br />

14. In welchen Bereichen entstehen die häufigsten Probleme?<br />

(Mehrfachnennung möglich)<br />

Wo Leiterin Mitarbeiterin Total<br />

Konfliktsituationen im Team 2 6 8<br />

Kompetenzverteilung 0 3 3<br />

Informationsfluss 9 16 25<br />

Schwierige Kunden 11 21 32<br />

Medienarbeit 2 2 4<br />

Andere 6* 9* 15<br />

Keine Probleme 6 7 13<br />

Total 36 64 100<br />

Unsere Nachfragen bei kleinen Bibliotheken haben gezeigt, dass die „schwierigen<br />

Kunden“ meistens verärgerte Kunden sind.<br />

Diese gehören zum Bibliotheksalltag und treten meist überraschend auf. Die aktuelle<br />

Situation ist nicht mit einer anderen vergleichbar. Das Personal muss sich sofort auf<br />

die neue Ausgangslage einstellen und reagieren können.<br />

Es ist nicht möglich, für jede Situation klare Vorgehensweisen und Regeln zu<br />

erstellen. Nachfolgend ein paar Anregungen dazu!<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

4.2.1. Tipps im Umgang mit verärgerten Kunden<br />

Wer kennt das nicht? – Die Bibliothek ist gut besucht, vor der Ausleihe bildet sich<br />

eine Schlange. Und jetzt beschwert sich auch noch ein Kunde. Das bedeutet eine<br />

hektische Situation für das Personal.<br />

Beachten Sie in einer solchen Situation:<br />

Ruhe bewahren<br />

Eigene Ruhe überträgt sich auf den Kunden.<br />

Ausreden lassen<br />

Lassen Sie den Kunden ausreden und unterbrechen Sie ihn nicht; er soll alles<br />

loswerden, was ihn bewegt.<br />

Signalisieren Sie dem Kunden, dass Sie auf ihn eingehen. Achten Sie also<br />

darauf, beim Zuhören ständigen Blickkontakt zu halten. Signalisieren Sie dies<br />

auch mit Ihrer Körperhaltung.<br />

Den Kunden in seiner Situation verstehen<br />

Den Kunden zu verstehen heisst nicht, ihm recht zu geben. Zeigen Sie ihm<br />

aber, dass Sie ihn in seiner Situation verstanden haben und versuchen<br />

werden, eine für beide Seite befriedigende Lösung zu suchen.<br />

Klärende Fragen stellen<br />

Das Nachfragen hilft Ihnen, sich an Lösungsmöglichkeiten heranzutasten,<br />

insbesondere dann, wenn der Kunde sich unklar ausdrückt:<br />

„Damit ich Ihnen helfen kann, brauche ich noch einige Informationen von<br />

Ihnen“.<br />

Mit eigenen Worten zusammenfassen<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen, sollten Sie, bevor Sie handeln, kurz<br />

zusammenfassen:<br />

„Damit ich es richtig verstanden habe: Ihnen geht es um Folgendes…“<br />

Was der eine meint, ist noch lange nicht das, was der andere versteht.<br />

Lösungen suchen<br />

Den Kunden nach einer Lösung fragen<br />

Wenn Sie den Kunden fragen, womit ihm geholfen wäre, haben Sie einen<br />

entscheidenden Vorteil: Der Kunde wird zu jeder Lösung, die von ihm kommt,<br />

auch stehen.<br />

„Was wäre denn für Sie die beste Lösung?“<br />

„Was wäre denn eine faire Lösung, mit der beide Seiten leben können?“<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Lösungen anbieten<br />

Natürlich ist auch das Personal gefordert, nach Lösungen zu suchen.<br />

Zusagen in die Tat umsetzen<br />

Geben Sie nur Zusagen, die Sie auch halten können.<br />

Weitere Massnahmen<br />

Separieren (falls möglich)<br />

Unter vier Augen lassen sich viele Dinge besser besprechen. Wenn sich der<br />

wütende Kunde vor anderen Kunden oder Mitarbeitern im Raum darstellen<br />

will, kann er schwerlich von seinem Standpunkt abweichen, ohne sein Gesicht<br />

zu verlieren.<br />

Eine andere Meinung hinzuziehen<br />

Übergeben Sie den Kunden einem anderen Mitarbeiter. Falls das aus<br />

personellen Gründen nicht möglich ist, verweisen Sie ihn an die Leitung der<br />

Bibliothek.<br />

Ich-Botschaften senden<br />

Sie haben alles versucht, und der Kunde ist immer noch laut. Jetzt können Sie<br />

sich entweder verschliessen und auf Abwehr schalten, oder Sie öffnen sich<br />

noch mehr und sprechen von Ihrer Befindlichkeit.<br />

„Ich fühle mich gerade etwas überfordert - Ich rufe Sie später zurück...“<br />

„Darf ich einen Vorschlag machen? Unterbrechen wir hier vorerst, das<br />

Gespräch läuft aus meiner Sicht nicht gut...“<br />

Zeit vergehen lassen<br />

Manchmal ist die Erregungskurve beim Kunden einfach noch nicht<br />

abgeklungen und hat wenig mit Ihnen zu tun.<br />

Vereinbaren Sie, dass Sie sich in einer Stunde / am nächsten Tag wieder<br />

melden.<br />

Was bedrückt den Kunden noch?<br />

Sie verblüffen den Kunden, wenn Sie nicht nur das aktuelle Ärgernis<br />

beseitigen, sondern ihn fragen, was Sie sonst noch für ihn tun können.<br />

Bedenken Sie auch, dass Kunden, die reklamieren, meistens wieder kommen, wenn<br />

eine befriedigende Lösung gefunden werden konnte.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Drei Beispiele und mögliche Lösungen zum Umgang mit verärgerten Kunden<br />

aus kleinen Bibliotheken<br />

Beispiel 1<br />

Frau Schmid ist eine regelmässige und langjährige Kundin der Bibliothek.<br />

Sie hat zum ersten Mal eine Mahnung erhalten. Frau Schmid erklärt dem Bibliothekar<br />

aufgebracht, dass sie das Buch schon lange zurückgegeben hat und sie deshalb die<br />

Mahngebühr nicht bezahlen wird.<br />

Bibliothekar:<br />

Er äussert Verständnis und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeit. Er sucht<br />

zusammen mit Frau Schmid das Buch im Regal. Es ist nicht auffindbar.<br />

Der Bibliothekar zeigt Kulanz; das Buch wird verlängert und nicht mehr gemahnt.<br />

Zusammen vereinbaren sie, nochmals nach dem Buch zu suchen. Frau Schmid soll<br />

sich in einer Woche mit der Bibliothek in Verbindung setzen, um das weitere<br />

Vorgehen zu besprechen.<br />

Beispiel 2<br />

Frau Gerber möchte über die Sommerferien 15 Medien ausleihen. Der Bibliothekar<br />

weist sie darauf hin, dass insgesamt nur 6 Medien ausgeliehen werden können. Frau<br />

Gerber reagiert verärgert und betont, dass dies in einer anderen Bibliothek ohne<br />

Probleme möglich war.<br />

Bibliothekar:<br />

Er signalisiert Verständnis für ihr Anliegen, geht aber nicht auf ihre Bemerkung<br />

betreffend Ausnahme ein und hält an den Ausleihbedingungen fest. Der Bibliothekar<br />

bietet Frau Gerber an, ihr Anliegen jedoch weiterzuleiten und zu prüfen, ob künftig<br />

eine Sonderregelung für Ferienausleihen möglich wäre. Er wird Frau Gerber über<br />

den Entscheid informieren.<br />

Beispiel 3<br />

Herr Steiner meldet sich telefonisch mit einer Beschwerde wegen eines defekten<br />

DVD-Films. Dabei verhält er sich unangemessen: „So etwas habe ich bisher in keiner<br />

Bibliothek erlebt. Sind Sie eigentlich unfähig, Ihre Medien zu kontrollieren?“<br />

Bibliothekar:<br />

Er lässt sich nicht provozieren und bleibt ruhig. Er spricht den Kunden namentlich an<br />

und zeigt Verständnis für den Ärger, weist aber darauf hin, dass dieser Ton nicht<br />

angebracht ist. Er bietet Herrn Steiner an, die Unterhaltung zu einem späteren<br />

Zeitpunkt fortzusetzen und vereinbart dafür einen Termin.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

4.<strong>3.</strong> Kundenzufriedenheit<br />

Zur Kundenkommunikation gehört es auch, sich via Feedback über die Zufriedenheit<br />

der Kunden zu orientieren.<br />

Spontane Feedbacks sollten aufgeschrieben und weitergegeben werden.<br />

Gezielte Auskunft erhält man mit einer Umfrage zur Kundenzufriedenheit.<br />

Ein Beispiel dafür finden Sie im Anhang Seite 16 und 17.<br />

Welche Kanäle Sie dazu ausserdem nutzen können, wird im Kapitel Feedback<br />

gezeigt.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Unser Ziel ist es, professionell mit den Situationen im Bibliotheksalltag<br />

umzugehen und möglichst viele Kunden zu behalten oder neue zu gewinnen.<br />

Der Umgang mit schwierigen Kunden ist lernbar. Voraussetzung dafür ist eine<br />

hohe Sozialkompetenz der Mitarbeiter.<br />

Empfehlungen<br />

Trainieren Sie „Kundenkommunikation“ in regelmässigen Workshops.<br />

Schwierige Situationen können dabei in Rollenspielen geübt werden.<br />

Diskutieren Sie Beispiele aus dem Alltag in der Kaffeepause oder in Sitzungen<br />

und zeigen Sie auf, was verbessert werden kann.<br />

Erarbeiten Sie Vorgaben zum Umgang mit Kunden gemeinsam im Team und<br />

halten Sie diese schriftlich fest. So wird garantiert, dass sich alle<br />

Teammitglieder dem Kunden gegenüber gleich verhalten und ihm so sicher<br />

und kompetent begegnen.<br />

Nutzen Sie Reklamationen als Chancen für Verbesserungen.<br />

Die Kunden wie auch das Personal haben ihre „guten“ und „schlechten“ Tage.<br />

Nehmen Sie verärgerte Kunden trotzdem immer ernst und reagieren Sie mit<br />

Respekt. Achten Sie darauf, dass am Schluss eine einvernehmliche Lösung<br />

gefunden wird und für beide Seiten das Positive in Erinnerung bleibt.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

5. Feedback<br />

Wie erfahren wir, wie wir verstanden werden, wie unsere Arbeit eingeschätzt wird,<br />

wo wir Verbesserungen anbringen könnten oder müssten und ob unsere Arbeit<br />

geschätzt wird...?<br />

Mit Feedback als:<br />

Wirkung von Feedback<br />

• Die Leistung kann eingeschätzt werden<br />

• Fehler können erkannt und verbessert werden<br />

• Der richtige Weg kann aufgezeigt oder bestätigt werden<br />

• Das Selbstvertrauen wird gestärkt<br />

• Die Kritikfähigkeit wird verbessert<br />

• Die Frustrationstoleranz wird erhöht<br />

5.1. Feedback-Regeln<br />

Rückmeldung<br />

Vorwurf<br />

Kritik<br />

Keine Rückmeldung<br />

Lob<br />

Reklamation<br />

Anregung<br />

Tadel<br />

Aus <strong>Interne</strong>trecherchen haben wir die wichtigsten Feedback-Regeln<br />

zusammengefasst, die bei Feedback von Kunden wie auch bei Rückmeldungen im<br />

Team beachtet werden sollten:<br />

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Wenn Sie Feedback geben<br />

• Melden Sie Positives wie auch Negatives<br />

• Wählen Sie die „Ich-Form“ und vermeiden Sie Verallgemeinerungen (wie<br />

beispielsweise „man“)<br />

• Bringen Sie das Feedback bei der richtigen Person an<br />

• Äussern sie Empfindungen und Gefühle offen und ehrlich<br />

Wenn Sie negatives Feedback erhalten<br />

• Bewahren Sie den Respekt vor dem Gegenüber, bleiben Sie tolerant und<br />

sachlich<br />

• Lassen Sie den anderen aussprechen und hören Sie aktiv zu<br />

• Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen<br />

• Nutzen Sie es als Lernchance<br />

Achten Sie auf Ihre Wortwahl; versuchen sie demotivierende Worte zu vermeiden:<br />

5.2. Feedbackkanäle<br />

„Ja, aber...“<br />

„...keine Zeit...“<br />

„...kein Budget...“<br />

„...keine Kompetenz...“<br />

„...keine Priorität...“<br />

„Das haben wir früher schon probiert…“<br />

„Nein, geht nicht!“<br />

Bei der täglichen Arbeit in der Bibliothek sollen möglichst viele Feedbackkanäle<br />

geschaffen und genutzt werden.<br />

Beim persönlichen Feedback kennt der Empfänger den Absender.<br />

Als Kanäle empfehlen wir:<br />

Spontanfeedback, telefonische oder schriftliche Umfragen,<br />

Feedbackformular oder Mailkontakt<br />

Im Team sind zusätzlich folgende Kanäle geeignet:<br />

Mind Map, Diskussion im Team, Supervision, „Teamspaziergang“,<br />

Mitarbeitergespräch<br />

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Beim anonymen Feedback empfehlen wir hingegen:<br />

Feedbackformular, „Kummerbriefkasten“ oder „Blitzlicht“<br />

(Spontanfeedback ohne Worte: ☺�).<br />

Nachfolgend eine Übersicht:<br />

Persönliches Feedback Kunden Team<br />

Spontanfeedback X X<br />

Telefonische Umfrage X X<br />

Schriftliche Umfrage X X<br />

Feedbackformular X X<br />

Mail X X<br />

Mind Map X<br />

Diskussion im Team X<br />

Supervision X<br />

„Teamspaziergang“ X<br />

Mitarbeitergespräch X<br />

Anonymes Feedback<br />

Feedbackformular X X<br />

„Kummerbriefkasten“ X X<br />

Blitzlicht (Spontanfeedback ohne Worte) ☺� X X<br />

Befindlichkeitsliste (im PC der Bibliothek erstellt) X<br />

Kleine Bibliotheken befinden sich oft in kleinen Ortschaften. Das Bibliothekspersonal<br />

und die Kunden kennen sich häufig auch privat (Mitarbeit im Verein, Kontakt durch<br />

die Kinder, Teilnahme an den Aktivitäten des Dorfes...). Aus Rücksicht oder<br />

Hemmungen werden negative Feedbacks selten geäussert. Es ist daher<br />

empfehlenswert, auch anonyme Feedbackmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Ein Musterformular für ein persönliches oder anonymes Feedback finden Sie im<br />

Anhang Seite 18.<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Schlussfolgerungen<br />

Feedbackkanäle sind geeignete Mittel, einerseits um Schwachpunkte<br />

aufzudecken und andererseits, um Positives hervorzuheben.<br />

Feedbacks sind wichtig, um den Service zu verbessern, Abläufe zu optimieren<br />

und die eigene Arbeit sowie das persönliche Verhalten zu reflektieren.<br />

Erfahrungsgemäss werden nur wenige Reklamationen direkt bei der<br />

betreffenden Person angebracht. Wichtige Informationen für<br />

Verbesserungsmöglichkeiten gehen so verloren.<br />

Empfehlungen<br />

Reagieren Sie auf Feedbacks immer möglichst rasch.<br />

Nehmen Sie Feedback ernst und seien Sie offen dafür. Halten Sie sich dabei an<br />

die oben beschriebenen Regeln.<br />

Vergessen Sie nicht, auch positives Feedback an das Team weiterzugeben.<br />

Rückmeldungen an Kunden sollten so rasch als möglich erfolgen.<br />

Negative Feedbacks, die Ihre Person betreffen, sind unangenehm.<br />

Unser Tipp:<br />

Schreiben Sie die angebrachte Kritik auf und ergänzen Sie diese mit eigenen<br />

Gedanken. Lassen Sie die Notizen wirken und lesen Sie diese später wieder.<br />

Das hilft Ihnen, Kritik anzunehmen und positiv umzusetzen.<br />

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Schlusswort<br />

Auch in kleinen Bibliotheken lohnt es sich, eine gut funktionierende und einheitlich<br />

strukturierte interne <strong>Kommunikation</strong> aufzubauen. Diese Feststellung gehört zu den<br />

wesentlichen Erkenntnissen der vorliegenden Arbeit. Eine funktionierende interne<br />

<strong>Kommunikation</strong> beeinflusst das Ergebnis ganz direkt, indem sie die Qualität der<br />

bibliothekarischen Dienstleistungen steigert und damit die Ausstrahlung der<br />

Institution verbessert – mit all den damit verbundenen positiven Auswirkungen auf<br />

Kunden und Geldgeber.<br />

Wir unterstreichen den Stellenwert der internen <strong>Kommunikation</strong>, weil er in kleinen<br />

und mittleren Betrieben oft vernachlässigt wird. Meist aus der Befürchtung heraus,<br />

diese Arbeit binde zu viele Ressourcen und sei zu aufwändig. Das muss aber nicht<br />

sein. Wie wir in dieser Arbeit zeigen konnten, lassen sich wesentliche<br />

Verbesserungen bereits mit einfachen Massnahmen erzielen. Unabdingbar ist<br />

allerdings die sorgfältige Analyse der Arbeitsabläufe, um Schwachstellen<br />

aufzuspüren. Gerade in Kleinbetrieben fehlt oft das Bewusstsein für den Stellenwert<br />

solcher Analysen. Die Arbeit wird, weil auf wenige Personen verteilt, einfach<br />

„irgendwie“ gemacht. Dies kann dazu führen, dass zum Beispiel wichtige<br />

Informationen oder Entscheide nicht dort ankommen, wo sie ankommen sollten:<br />

nämlich bei allen Mitarbeitern und speziell an der Front, wo die <strong>Kommunikation</strong> mit<br />

den Bibliotheksnutzern stattfindet. Dieser Mangel ist nicht nur Quelle für Konflikte<br />

unter Mitarbeitern, sondern auch eine ungünstige Voraussetzung für ein Corporate<br />

Identity.<br />

Wenn es uns gelungen ist, den Blick auf Problembereiche, Verbesserungspotentiale<br />

und Realisierungsmöglichkeiten zu lenken, ist das Hauptziel dieser Arbeit erreicht.<br />

Wir danken allen, die uns tatkräftig unterstützt haben:<br />

Frau R. Büttikofer, Begleitende Dozentin, für ihre Unterstützung und die wertvollen<br />

Hinweise<br />

Dem AKI Zürich, für die Infrastruktur und die Bewirtung<br />

Den Bibliotheken, für den Austausch von relevanten Informationen<br />

Unseren Familienangehörigen und Freunden, für ihre Geduld<br />

Die Autorinnen<br />

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Praxisarbeit CAS I + D 5 / 2008 <strong>Interne</strong> <strong>Kommunikation</strong>. Für kleine und mittlere, allgemeine öffentliche Bibliotheken<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bibliothek 2.0 (2007). Themenheft von Bibliothek – Forschung und Praxis 31; Nr. 2<br />

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Ferber, J. (2000). 30 Minuten für die erfolgreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Offenbach: Gabal.<br />

Fischer, W. (2002). Tue Gutes und rede darüber. Zürich: Orell Füssli<br />

Gfeller, L. (2007). Handbuch für eine aktive und systematische<br />

Mitarbeiterkommunikation. Zürich: Praxium.<br />

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Methoden. Bern: Haupt.<br />

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Junge, W., Junge, M. (2., erw. Aufl. 2003). Kundengespräche souverän meistern.<br />

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Schulz von Thun, F. (2003). Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen.<br />

Reinbek: Rowohlt.<br />

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Schulz von Thun, F. (2003). Miteinander reden <strong>3.</strong> Das „Innere Team“ und<br />

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Sommerhoff, B. (1999). Mitarbeiterbeurteilung. Leistung messen, Mitarbeiter<br />

fördern, Personal entwickeln. Landsberg/Lech: Moderne Industrie.<br />

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