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Das Verhältnis des Menschen zur Natur - Deutsches Museum

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<strong>Das</strong> <strong>Verhältnis</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong><br />

– eine kurze Geschichte <strong>des</strong> Umweltbewußtseins<br />

<strong>Das</strong> <strong>Verhältnis</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> zu seiner Umwelt unterscheidet sich in verschiedenen Kulturen<br />

und hat sich im Laufe der Geschichte oftmals gewandelt. Es wird durch religiöse oder<br />

ethische Vorstellungen, durch die technische Möglichkeiten der jeweiligen Gesellschaft und<br />

nicht zuletzt durch die Bedürfnisse der <strong>Menschen</strong> geprägt. <strong>Das</strong> umweltpolitische Handeln<br />

hingegen wird ganz entscheidend von akuten Umweltproblemen bestimmt, sei es die<br />

Beseitigung von Gestank in mittelalterlichen Städten, eine drohende Seuchengefahr oder<br />

unser heutiges Bestreben, den Klimawandel zu verlangsamen.<br />

<strong>Natur</strong>vorstellungen bis <strong>zur</strong> Neuzeit<br />

Die Vorstellung von einer Harmonie in der <strong>Natur</strong> ist uralt und findet sich in den<br />

Überlieferungen vieler Völker. Paradebeispiel dafür sind nordamerikanische Indianerstämme,<br />

die daran glauben dass <strong>Menschen</strong>, Tiere und Pflanzen ein Ganzes bilden, das nur dann<br />

weiterlebt, wenn alle seine Teile leben.<br />

Ganz anders waren die Vorstellungen in der Antike: Hier galt der Mensch als das höchste<br />

Wesen in der <strong>Natur</strong>. Es war seine Bestimmung, die <strong>Natur</strong> zu formen, zu zähmen und dadurch<br />

zu „verbessern“. Diese Auffassung zeigte sich z.B. in der landwirtschaftlichen Nutzung<br />

riesiger Flächen oder im Bau von schnurgeraden Straßen und Aquädukten.<br />

Während die Griechen und Römer Geschichte und <strong>Natur</strong> zyklisch auffassten, entstand im<br />

Judentum und später im Christentum die Vorstellung vom linearen Verlauf natürlicher und<br />

historischer Prozesse. Nach dieser Vorstellung erneuert sich die <strong>Natur</strong> nicht mehr selbst; sie<br />

hat einen Anfang und ein Ende. Der Mensch hat damit die Aufgabe einzugreifen, um sie zu<br />

schützen und zu pflegen.<br />

Im Hochmittelalter riefen Bevölkerungszunahme und Aufschwung <strong>des</strong> Städtewesens massive<br />

Umweltprobleme hervor. Die Lan<strong>des</strong>herren und Stadträte reagierten pragmatisch, indem sie<br />

umweltbelastende Betriebe, wie Gerbereien oder Färbereien außerhalb der Stadtmauern und<br />

flussabwärts ansiedelten sowie Vorformen einer Kanalisation und Müllabfuhr einführten. Die<br />

Umweltbelastungen wurden also aus der Stadt ins Umland verlagert. Die Frage nach den<br />

Ursachen wurde jedoch nicht gestellt.<br />

Aufbruch in die moderne <strong>Natur</strong>wissenschaft<br />

Ab dem 16. Jahrhundert begann man in Europa naturwissenschaftlich zu forschen und lernte<br />

die Gesetze der <strong>Natur</strong> zu verstehen und anzuwenden. <strong>Das</strong> führte zunächst zu der Vorstellung,<br />

dass die Welt wie ein Räderwerk funktioniere, <strong>des</strong>sen Einzelteile optimal aufeinander<br />

abgestimmt seien. Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, kam dann der Gedanke<br />

auf, dass sich die <strong>Natur</strong> selbst reguliere, ohne dass das Eingreifen Gottes erforderlich sei. Eine<br />

Zerstörung der <strong>Natur</strong> war nach beiden Auffassungen nicht möglich.<br />

Erst zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts galt die <strong>Natur</strong> nicht mehr nur als Material menschlichen<br />

Gestaltungswillens, in der Romantik wurde sie vielmehr zu einem Bereich, der aus eigenem<br />

Recht und eigener Würde existierte und sich mehr dem Gefühl als dem Verstand erschloss.<br />

Zugleich zog die Industrielle Revolution eine bis dahin beispiellose Belastung der Umwelt<br />

durch Schadstoffe nach sich. Technische und juristische Schutzmaßnahmen beschränkten sich<br />

allerdings genau wie im Mittelalter immer noch darauf, sichtbare und übelriechende Stoffe<br />

einzudämmen. Es dominierte nach wie vor der Glaube an die schier unbegrenzte<br />

Selbstreinigungskraft der <strong>Natur</strong>.


Die Vorstellungen von einer idealen Umwelt im Wandel der Zeit: Die Burbacher Hüttenwerke 1876 mit<br />

einem Strahlenkranz aus Feuer und Rauch (Zeichnung von G. Arnould, Foto: <strong>Deutsches</strong> <strong>Museum</strong>) und eine<br />

(fast) unberührte alpine Landschaft 2005 (Foto: PixelQuelle.de)<br />

Umweltschutz heute<br />

Nicht zuletzt wegen massiver Umweltzerstörungen veränderte sich der Blick auf die <strong>Natur</strong> im<br />

letzten Drittel <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts noch einmal grundlegend: Die <strong>Natur</strong> wurde <strong>zur</strong> Umwelt,<br />

die nicht mehr länger als vom <strong>Menschen</strong> getrennt gesehen wurde, sondern die Grundlage<br />

seines Lebens bildet.<br />

Die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit dem Thema "Umwelt" führte <strong>zur</strong><br />

Gründung von internationalen Umweltorganisationen und „grünen“ Parteien. Veränderungen<br />

in der Umwelt werden heute wissenschaftlich erforscht, die Industrie setzt sich mit dem<br />

Umweltschutz auseinander und die Wirtschaft beginnt, die Erhaltung und Wiederherstellung<br />

der Umwelt als neuen Markt zu entdecken.<br />

Gleichzeitig sind die Eingriffe der stetig wachsenden Weltbevölkerung in die Umwelt so groß<br />

wie nie und die Auswirkungen <strong>des</strong> „Ozonloches“ oder der globalen Erwärmung lassen sich<br />

nicht mehr durch regionale Maßnahmen beseitigen: Genau wie die Umweltprobleme ist auch<br />

die Umweltpolitik zu einer internationalen Angelegenheit geworden, die das gemeinsame<br />

Bemühens aller herausfordert.

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