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Einführung in finnische Sitten und Bräuche

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F I N F O<br />

gesehen s<strong>in</strong>d. Dennoch gibt es<br />

noch e<strong>in</strong>e große Zahl von Rauchern,<br />

auch im Kreise der Jugend.<br />

Gemäß dem <strong>in</strong>ternationalen Trend<br />

hat das Zigarrenrauchen zugenommen.<br />

Immer mehr Restaurants <strong>und</strong><br />

Bars führen e<strong>in</strong> gutes Sortiment an<br />

handgemachten Premium-Zigarren,<br />

besonders Havannas, <strong>und</strong> bis<br />

auf weiteres genießt e<strong>in</strong>e Zigarre<br />

zum Abschluss e<strong>in</strong>es Abendessens<br />

im Restaurant soziale Akzeptanz.<br />

Von Rauchern erwartet man<br />

Rücksichtnahme. Der <strong>in</strong>s Haus<br />

e<strong>in</strong>geladene Gast fragt se<strong>in</strong>e Gastgeber<br />

um Erlaubnis zum Rauchen,<br />

selbst dann, wenn Aschenbecher<br />

aufgestellt s<strong>in</strong>d. Auch im Restaurant<br />

gehört es zum guten Ton, se<strong>in</strong>e<br />

Mitgäste um Raucherlaubnis zu<br />

fragen. In Privatwohnungen werden<br />

Raucher vielfach auf den Balkon<br />

oder die Terrasse verwiesen, was<br />

vor allem an kalten W<strong>in</strong>tertagen<br />

den Nikot<strong>in</strong>konsum der Gäste erheblich<br />

reduzieren kann. Besonders<br />

von passionierten Zigarrenrauchern<br />

wird unter solchen Umständen erhebliche<br />

Selbstdiszipl<strong>in</strong> verlangt.<br />

Beim Essen ist das Anstecken<br />

e<strong>in</strong>er Zigarette zwischen den Gängen<br />

ziemlich üblich, wird aber<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt gern gesehen; die<br />

Mitgäste <strong>und</strong> besonders der Koch<br />

wissen es zu schätzen, wenn die<br />

Raucher sich gedulden, bis Kaffee<br />

<strong>und</strong> Cognac serviert wird.<br />

Privat zu Gast<br />

Die Wohnung ist <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland mehr<br />

als <strong>in</strong> anderen Ländern das Zentrum<br />

des sozialen Lebens, mehr jedenfalls<br />

als <strong>in</strong> jenen Ländern, <strong>in</strong><br />

denen man häufig mit Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Bekannten zum Essen oder<br />

Zusammensitzen ausgeht. Hierfür<br />

gibt es kulturelle, aber auch ökonomische<br />

Gründe. Auch das ge-<br />

wachsene Interesse am Kochen <strong>und</strong><br />

an We<strong>in</strong>en hat dazu geführt, dass<br />

die Menschen e<strong>in</strong>ander immer<br />

mehr nach Hause e<strong>in</strong>laden. Der<br />

ausländische Gast kann e<strong>in</strong>er solchen<br />

E<strong>in</strong>ladung entspannt entgegensehen<br />

<strong>und</strong> sich auf e<strong>in</strong>e ziemlich<br />

lockere <strong>und</strong> <strong>in</strong>formelle Atmosphäre<br />

e<strong>in</strong>stellen; geeignete Mitbr<strong>in</strong>gsel<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Blumenstrauß für<br />

die Dame des Hauses <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Flasche<br />

We<strong>in</strong>.<br />

Größere Ansprüche an die<br />

kulturelle Anpassungsfähigkeit des<br />

ausländischen Gasts stellt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es der Ferienhäuser, die<br />

<strong>in</strong> großer Zahl die Küsten <strong>und</strong> B<strong>in</strong>nenseeufer<br />

des Landes säumen.<br />

Etwa e<strong>in</strong> Viertel der F<strong>in</strong>nen haben<br />

e<strong>in</strong> Ferienhaus, das für viele e<strong>in</strong><br />

zweites Zuhause ist. Die Soziologen<br />

erklären gern, dass das Ferienhaus<br />

für den F<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>deglied zu<br />

se<strong>in</strong>em noch nicht sehr weit zurückliegenden<br />

ländlichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

ist. Und es ist Tatsache, dass die F<strong>in</strong>nen<br />

auf ihrem Landsitz zu überraschend<br />

geschickten Anglern, Gärtnern,<br />

Bauern, Zimmermännern<br />

<strong>und</strong> Waldarbeitern mutieren.<br />

Der Gast braucht sich nicht<br />

sonderlich aktiv an diesem Rollenspiel<br />

zu beteiligen. Dagegen erwartet<br />

man von ihm, dass er sich ohne<br />

Protest <strong>und</strong> klaglos <strong>in</strong> die nicht selten<br />

recht primitiven Verhältnisse<br />

des Ferienhauses fügt, denn Strom,<br />

fließend Wasser, WC <strong>und</strong> andere<br />

Annehmlichkeiten des Stadtlebens<br />

fehlen vielfach. Viele Familien empf<strong>in</strong>den<br />

auch e<strong>in</strong> Fernsehgerät als unvere<strong>in</strong>bar<br />

mit dem Leben im Schoße<br />

der Natur. E<strong>in</strong> Handy h<strong>in</strong>gegen<br />

hängt selbstverständlich an der<br />

Wand, <strong>und</strong> mit ihm kann der Gast<br />

se<strong>in</strong>en Leuten daheim von se<strong>in</strong>en<br />

Erfahrungen fern der Zivilisation<br />

berichten.<br />

Vom Gast wird erwartet, dass<br />

er sich für das Ferienhaus <strong>in</strong>formell<br />

<strong>und</strong> praktisch e<strong>in</strong>kleidet. Vor Ort<br />

gibt es Extrastiefel, -regenjacken<br />

<strong>und</strong> -anoraks, die dem Gast verpasst<br />

werden, falls es mal regnet<br />

oder stürmt oder wenn Angeln,<br />

Pilze sammeln oder e<strong>in</strong> Ausflug <strong>in</strong><br />

die Natur ansteht. Der Besucher<br />

sollte sich darüber im Klaren se<strong>in</strong>,<br />

dass se<strong>in</strong>e Gastgeber, besonders die<br />

Dame des Hauses, e<strong>in</strong>e ganze Menge<br />

zu tun haben, um ihm e<strong>in</strong>en<br />

angenehmen Aufenthalt zu bereiten.<br />

Sie wissen zu schätzen, wenn<br />

ihr Gast ihnen bei Rout<strong>in</strong>everrichtungen<br />

zur Hand geht, beispielsweise<br />

beim Waschen der Kartoffeln<br />

im Wasser des Sees oder Meeres<br />

oder beim Schälen von Zwiebeln.<br />

Der beste Lohn für die Gastgeber<br />

ist es, wenn der Gast sich<br />

wohl fühlt <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Aufenthalt<br />

richtig genießt, egal ob es regnet<br />

oder die Sonne sche<strong>in</strong>t. Falls nicht<br />

von vornhere<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart, tut er<br />

weise, die Rückkehr <strong>in</strong> die Stadt<br />

beim Frühstück des dritten Tages<br />

zur Sprache zu br<strong>in</strong>gen. Se<strong>in</strong>e Abreise<br />

sollte er nur dann aufschieben,<br />

wenn die Proteste, die se<strong>in</strong>e<br />

Gastgeber auf jeden Fall vorbr<strong>in</strong>gen<br />

werden, sehr überzeugend<br />

kl<strong>in</strong>gen.<br />

Jahreszeiten <strong>und</strong> Term<strong>in</strong>e<br />

Jahreszeiten gibt es überall, aber im<br />

Leben der F<strong>in</strong>nen spielt der Jahreszeitenwechsel<br />

e<strong>in</strong>e besonders<br />

große Rolle. In dem bis weit über<br />

den Polarkreis h<strong>in</strong>aus reichenden<br />

Land s<strong>in</strong>d schon alle<strong>in</strong> die Temperatur-<br />

<strong>und</strong> Lichtunterschiede zwischen<br />

Sommer <strong>und</strong> W<strong>in</strong>ter so dramatisch,<br />

dass man geradezu von<br />

zwei f<strong>in</strong>nischen Kulturen sprechen<br />

kann: Die e<strong>in</strong>e wird vom Licht, das<br />

die fast r<strong>und</strong> um die Uhr am Himmel<br />

stehende Sonne spendet, <strong>und</strong>

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