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Einführung in finnische Sitten und Bräuche

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F I N F O 15<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> ziemlich ernsthaftes<br />

Verhältnis zur Uhrzeit haben<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> gewissem Maße ihre<br />

Sklaven s<strong>in</strong>d. Wie auch anderswo<br />

<strong>in</strong> der Welt leben <strong>in</strong> verantwortlichen<br />

Positionen tätige Personen<br />

nach e<strong>in</strong>em strengen täglichen Zeitplan,<br />

<strong>und</strong> Abweichungen werden<br />

nicht selten als Stress erlebt. Daher<br />

hält man an vere<strong>in</strong>barten Term<strong>in</strong>en<br />

fest, am liebsten auf die M<strong>in</strong>ute<br />

genau – e<strong>in</strong>e Verspätung von mehr<br />

als e<strong>in</strong>er Viertelst<strong>und</strong>e gilt bereits<br />

als Zeichen für mangelnde Verlässlichkeit<br />

<strong>und</strong> wird leicht als Unhöflichkeit<br />

empf<strong>und</strong>en. Auch bei<br />

privaten Begegnungen von Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Bekannten ist es üblich,<br />

die vere<strong>in</strong>barte Uhrzeit e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

Konzerte, Theaterdarbietungen<br />

<strong>und</strong> andere öffentliche Veranstaltungen<br />

beg<strong>in</strong>nen auf die M<strong>in</strong>ute<br />

genau, <strong>und</strong> auch im <strong>in</strong>ländischen<br />

Fernverkehr s<strong>in</strong>d Verspätungen<br />

von Zügen <strong>und</strong> Bussen weith<strong>in</strong><br />

die Ausnahme.<br />

Der f<strong>in</strong>nische Lebensstil ist<br />

von e<strong>in</strong>er gewissen Hektik geprägt,<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> mit Begegnungen <strong>und</strong><br />

Besprechungen vollgepackter Term<strong>in</strong>kalender<br />

gilt hier zu Lande eher<br />

als Statussymbol denn als e<strong>in</strong> Zeichen<br />

für mangelhaftes persönliches<br />

Zeitmanagement. In e<strong>in</strong>er solchen<br />

Kultur ist die Zeit, die der Gastgeber<br />

für das gesellige Beisammense<strong>in</strong><br />

mit se<strong>in</strong>em Gast reserviert, e<strong>in</strong>er<br />

der wichtigsten Maßstäbe für<br />

die Wertschätzung. Wenn der F<strong>in</strong>ne<br />

beim Mittagessen nicht immer<br />

wieder auf se<strong>in</strong>e Uhr schielt sondern<br />

noch e<strong>in</strong> Häppchen oder<br />

noch e<strong>in</strong>en Dr<strong>in</strong>k vorschlägt, wenn<br />

es danach noch geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die<br />

Sauna geht – <strong>und</strong> wenn dann vielleicht<br />

auch noch das magische »sofern<br />

es ihnen passt, könnten wir<br />

morgen e<strong>in</strong>en Abstecher zu me<strong>in</strong>em<br />

Ferienhaus machen« ausge-<br />

sprochen wird, dann kann der Gast<br />

dies getrost als Zeichen dafür deuten,<br />

dass e<strong>in</strong>e dauerhafte Partnerschaft<br />

oder gar e<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>in</strong> der Luft liegt.<br />

Sauna<br />

E<strong>in</strong>e Nation, die über 1,5 Millionen<br />

Saunen verfügt, benötigt ke<strong>in</strong>e<br />

reguläre Saunaetikette, denn die<br />

F<strong>in</strong>nen eignen sich das Saunen auf<br />

die gleiche Weise an, wie sie sprechen<br />

lernen. Für den ausländischen<br />

Gast ist es viel besser, die f<strong>in</strong>nische<br />

Sauna <strong>in</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>nischen<br />

Fre<strong>und</strong>es oder Bekannten<br />

kennen zu lernen anstatt sich an<br />

irgendwelche mechanischen Anweisungen<br />

zu halten, <strong>in</strong> denen der<br />

Saunabesuch als e<strong>in</strong>e Kette von<br />

Verrichtungen dargestellt wird, die<br />

nach e<strong>in</strong>em exakten, auf die M<strong>in</strong>ute<br />

genauen Schema ablaufen.<br />

Wenn Gäste dabei s<strong>in</strong>d, ge-<br />

hen Frauen <strong>und</strong> Männer gewöhnlich<br />

getrennt <strong>in</strong> die Sauna. Öffentliche<br />

Mischsaunen gehören nicht<br />

zur f<strong>in</strong>nischen Saunakultur.<br />

Schließt das gesellige Beisammense<strong>in</strong><br />

von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten<br />

e<strong>in</strong>en Saunabesuch e<strong>in</strong>, wird<br />

üblicherweise vere<strong>in</strong>bart, wer zuerst<br />

an der Reihe ist, Frauen oder<br />

Männer. Gewöhnlich fällt die Wahl<br />

auf die Frauen, besonders dann,<br />

wenn von diesen – Emanzipation<br />

h<strong>in</strong>, Gleichberechtigung her – erwartet<br />

wird, dass sie nach dem Saunen<br />

etwas zu Essen machen. Da<br />

die F<strong>in</strong>nen ziemlich oft <strong>in</strong> die Sauna<br />

gehen – auf ihren Sommerhäusern<br />

mehrere Male pro Woche oder<br />

sogar täglich – ist es unter Bekannten<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en nichts Verwerfliches,<br />

falls jemand ke<strong>in</strong>e Lust auf<br />

die Sauna hat. Wenn h<strong>in</strong>gegen<br />

dem ausländischen Gast beim Gedanken<br />

an die bevorstehende »Tortur«<br />

mulmig wird <strong>und</strong> er deshalb

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