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Vortrag - Deutsch Polnische Gesellschaft in Franken

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Erzähler erwachsen, sagt: Wie e<strong>in</strong> Erschossener zusammensackt, das<br />

braucht man uns im 20.Jahrhundert nicht zu erzählen. Später wird er,<br />

seelisch gezeichnet, selber zum Mörder. Diese e<strong>in</strong>drückliche Novelle<br />

vergisst man nur schwerlich.<br />

Diese Beschäftigung mit Literatur g<strong>in</strong>g weiter bis heute, bis zu den<br />

modernen Autoren wie Huelle, Chw<strong>in</strong> und Masłowska. E<strong>in</strong> ganz<br />

wichtiges Buch, welches auch <strong>in</strong> der „<strong>Polnische</strong>n Bibliothek“ zu haben<br />

ist, ist Aleksander Wats „Jenseits von Wahrheit und Lüge“, Paul Auster<br />

nannte das Buch das wichtigste des Jahrhunderts.<br />

Das Unwissen über Polen ist sehr weitreichend, be<strong>in</strong>ahe alle Bereiche<br />

umfassend. Literatur, Malerei, Musik und natürlich Geschichte. Dass dies<br />

auch anders se<strong>in</strong> könnte zeigt doch das Wissen zum<strong>in</strong>dest gewisser<br />

gebildeter Kreise über Russland, Dostojewski und Tolstoj und überhaupt<br />

die russische Seele s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Begriff. Wobei der polnische<br />

Schriftsteller Andrzej Stasiuk e<strong>in</strong>mal provokant me<strong>in</strong>t, die vielzitierte<br />

„russische Seele“ sei e<strong>in</strong>e deutsche Erf<strong>in</strong>dung. Er me<strong>in</strong>te natürlich die<br />

deutsche Projektion dieser Idee e<strong>in</strong>er „russischen Seele“. Wir <strong>Deutsch</strong>en<br />

schaffen uns gerne Projektionen, wie zum französischen „laisser faire“<br />

oder zum Begriff „Toskana“, der mittlerweile e<strong>in</strong>e ganze<br />

Lebense<strong>in</strong>stellung symbolisiert und positiv besetzt. Solche positiv<br />

besetzten Begriffe fehlen für Polen.<br />

Zu der ganz aktuellen Debatte um das „Zentrum gegen Vertreibung“ und<br />

die Besetzung des Beirats me<strong>in</strong>te <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der wenigen verständnisvollen<br />

Beiträge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Zeitung, der „Welt“-Korrespondent Gerhard<br />

Gnauck, die meisten Kommentare von deutscher Seite , besonders der<br />

immer wieder vorgebrachte Vergleich mit den deutsch-französischen<br />

Beziehungen unterstreiche nur wieder e<strong>in</strong>mal das Unwissen über<br />

polnische Geschichte. Der ostdeutsche Dichter Durs Grünbe<strong>in</strong> schrieb<br />

e<strong>in</strong>mal über das Verhältnis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gedicht, Hitler zerstörte Paris nicht<br />

- bei Warschau zögerte er ke<strong>in</strong>e fünf Sekunden den Befehl zu geben.<br />

Die völlig rechtlose Situation der Polen im Generalgouvernement,<br />

unterdrückt von SS und Hans Frank, glich e<strong>in</strong>er Art Staatsterror. Die<br />

Situation war e<strong>in</strong>zigartig im von <strong>Deutsch</strong>land besetzten Europa. Schulen<br />

und Universitäten geschlossen, Theater und Zeitungen verboten, der<br />

Besuch von Parks, die Benutzung von Straßenbahnen und Zügen war<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich. E<strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>er konnte verlangen, dass e<strong>in</strong><br />

Pole den Bürgersteig zu verlassen habe. All dies war undenkbar <strong>in</strong><br />

Frankreich, Dänemark und Holland. Mit fiel e<strong>in</strong> Foto e<strong>in</strong>, das ich als K<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Time-Life-Buch sah. Es gab <strong>in</strong> den 1960er Jahren e<strong>in</strong>e<br />

Buchreihe als Abonnement über die Länder der Welt. Im Band über<br />

IV

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