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Operative Weisheitszahnentfernung - Praxisklinik Dr. Dr. Foernzler

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Die operative <strong>Weisheitszahnentfernung</strong><br />

ist nach wie vor eine der häufigsten<br />

operativen Eingriffe in oralund<br />

kieferchirurgischen Fachpraxen weltweit<br />

[4, 6, 18, 20, 30]. In Großbritannien<br />

zählt die <strong>Weisheitszahnentfernung</strong> sogar<br />

zu den häufigsten belegärztlichen Eingriffen<br />

überhaupt [7]. Die Inzidenz unterer<br />

retinierter Weisheitszähne wird nach<br />

einem Rechenmodell im Alter von 24 Jahren<br />

mit etwa 84 Prozent angegeben [30].<br />

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff können<br />

Komplikationen eintreten. Insbesondere<br />

bei schwerwiegenden Komplikationen,<br />

wie Nervverletzungen und Frakturen,<br />

können daraus zivilrechtliche<br />

Auseinandersetzungen resultieren [15,<br />

25, 29]. In aller Regel wird für die Klärung<br />

des Rechtstreits dann vom Gericht ein<br />

zahnmedizinischer Sachverständiger für<br />

Praxis & Wissenschaft<br />

Indikationsstellung, Patientenaufklärung und chirurgisches Vorgehen<br />

<strong>Operative</strong><br />

<strong>Weisheitszahnentfernung</strong><br />

Von Hans Ulrich Brauer und Albrecht <strong>Foernzler</strong>, Esslingen<br />

Die operative <strong>Weisheitszahnentfernung</strong> ist eine der häufigsten<br />

zahnärztlich-chirurgischen Eingriffe. Wie bei jeder Operation können<br />

Komplikationen eintreten. Insbesondere bei schwerwiegenden<br />

Komplikationen können zivilrechtliche Auseinandersetzungen resultieren.<br />

In der folgenden Übersichtsarbeit werden die Indikation zur Entfernung von<br />

Weisheitszähnen anhand der bestehenden Leitlinie <strong>Operative</strong><br />

<strong>Weisheitszahnentfernung</strong> rekapituliert, die Anforderungen an eine<br />

adäquate Patientenaufklärung vorgestellt sowie das nach aktuellem Stand<br />

der Literatur zu empfehlende klinische Vorgehen dargestellt. Die Leitlinie<br />

hat sich zwischenzeitlich praktisch bewährt und formuliert den<br />

Handlungskorridor. Die Einwilligung in die Operation gibt der informierte<br />

Patient nach einer adäquaten Aufklärung, das heißt, diese orientiert sich<br />

am Einzelfall und geht gezielt auf typische Risiken ein. Eine entsprechende<br />

Dokumentation dieses Aufklärungsgespräches ist aus forensischen<br />

Gründen nötig. Die Operation selbst wird nach Anamneseerhebung,<br />

klinischer Inspektion und entsprechender Röntgendiagnostik sorgfältig<br />

geplant, gewissenhaft durchgeführt und beinhaltet eine ausreichende<br />

Nachsorge.<br />

Indizes:<br />

Forensik<br />

Indikation<br />

Komplikationen<br />

<strong>Operative</strong>s Vorgehen<br />

Weisheitszähne<br />

Keywords:<br />

Third molars,<br />

forensics,<br />

surgical procedure,<br />

indication,<br />

complications<br />

die Beantwortung der Fragen des Beweisbeschlusses<br />

beauftragt [3]. Die Fragen<br />

des Gerichtes zielen dabei regelmäßig<br />

darauf ab, ob die Behandlung entsprechend<br />

den Regeln der zahnärztlichen<br />

Kunst durchgeführt wurde und ob die<br />

Aufklärung ausreichend war [3]. In der<br />

folgenden Übersichtsarbeit wird die<br />

Indikation zur Entfernung von Weisheitszähnen<br />

anhand der bestehenden<br />

Leitlinie der DGZMK rekapituliert, die<br />

Anforderungen an eine adäquate Patientenaufklärung<br />

vorgestellt sowie das nach<br />

aktuellem Stand der Literatur zu empfehlende<br />

Vorgehen dargestellt.<br />

Indikation<br />

Die Indikationen zur <strong>Weisheitszahnentfernung</strong><br />

sind in der 2006 erschienenen<br />

und vielfach kontrovers diskutierten Leitlinie<br />

der DGZMK zur Entfernung der<br />

Weisheitszähne beschrieben worden [20].<br />

Kritisiert wurde, dass die prophylaktische<br />

Indikation deutlich eingeschränkt wurde.<br />

Werden Weisheitszähne, die zunächst<br />

nicht zu entfernen sind, belassen, so können<br />

sich auch im fortgeschrittenen Alter<br />

pathologische Prozesse entwickeln, die<br />

dann bei einer Entfernung mit deutlich<br />

erhöhter Komplikationsrate verbunden<br />

sind (Abb. 1). Eine Antikoagulanzienoder<br />

Bisphosphonattherapie kann den<br />

Eingriff weiter verkomplizieren. Inzwischen<br />

sind die formulierten Indikationen<br />

hierzu von der Zahnärzteschaft angenommen<br />

worden. Das Ziel der Leitlinie<br />

war, die differentialtherapeutische Entscheidung<br />

zwischen dem Belassen und<br />

Entfernen von Weisheitszähnen zu unterstützen<br />

und zu helfen, diejenigen Patienten<br />

zu identifizieren, die von einer<br />

© die dental praxis, XXVI, Heft 1/2-2009 21


Praxis & Wissenschaft<br />

Entfernung bzw. dem Belassen<br />

der Weisheitszähne<br />

mit Wahrscheinlichkeit einen<br />

Vorteil haben [20]. Damit<br />

sollten Komplikationen<br />

im Zusammenhang mit<br />

Weisheitszähnen minimiert<br />

werden. Die Leitlinie zur<br />

operativen <strong>Weisheitszahnentfernung</strong><br />

besitzt Gültigkeit<br />

bis 12/2010, eine<br />

Überarbeitung ist für 2009<br />

vorgesehen. Gerade bei<br />

der Beurteilung von etwaigen<br />

Haftungsansprüchen<br />

bei zivilrechtlichen Auseinandersetzungen<br />

sind Leitlinien<br />

bzw. wissenschaftliche<br />

Stellungnahmen der<br />

medizinischen Fachgesellschaften<br />

zunehmend ins<br />

juristische Interesse gerückt.<br />

Die von der DGZMK<br />

aufgestellten Indikationen zur Entfernung<br />

der Weisheitszähne allgemein sowie die<br />

relativen Indikationen sind den Abbildungen<br />

2 und 3 zu entnehmen. Die gelisteten<br />

Indikationen geben allesamt Expertenmeinungen<br />

wieder und befinden<br />

sich somit auf niedrigster Evidenzstufe.<br />

Eine Indikation zur Zahnentfernung besteht<br />

nach der Leitlinie nicht, sofern eine<br />

spontane, regelrechte Einstellung der<br />

Weisheitszähne in die Zahnreihe zu erwarten<br />

ist, wenn eine Extraktion anderer<br />

Zähne und/oder eine kieferorthopädische<br />

Behandlung mit Einordnung des Zahnes<br />

sinnvoll ist und bei tief impaktierten und<br />

verlagerten Zähnen ohne assoziierte pathologische<br />

Befunde, bei denen ein hohes<br />

Risiko operativer Komplikationen besteht<br />

[20].<br />

Klinische und röntgenologische<br />

Diagnostik<br />

Nach Erhebung der allgemeinen und speziellen<br />

Anamnese erfolgt die klinische Inspektion<br />

der Mundhöhle und gegebenenfalls<br />

eine Palpation anatomischer<br />

Strukturen. Als Basisröntgendiagnostik<br />

wird eine aktuelle, das heißt möglichst<br />

nicht mehr als sechs Monate alte, Panoramaschichtaufnahme<br />

gefordert [14]. Ziel<br />

der Röntgenuntersuchung ist es, den<br />

Zahn in Relation zu relevanten anatomischen<br />

Strukturen darzustellen [20]. Einschätzungen<br />

zum Verletzungsrisiko des<br />

N. alveolaris inferior anhand von Panoramaschichtaufnahmen<br />

sind nach Gomes<br />

Abb. 1 Ausschnitt aus präoperativer Panoramaschichtaufnahme.<br />

Retinierter und verlagerter Zahn 18 sowie follikuläre Zyste ausgehend<br />

von tief retiniertem Weisheitszahn 48 mit Beziehung zum<br />

Mandibularkanal bei einer 67-jährigen Patientin.<br />

et al. 2008 jedoch lediglich mit einer Sensitivität<br />

von 66 Prozent und einer Spezifität<br />

von 39 Prozent möglich [10]. Bei etwaigen<br />

Zweifeln hinsichtlich der Lokalisation<br />

der Weisheitszähne in transversaler<br />

Richtung empfiehlt sich eine Schädelaufnahme<br />

in einer zweiten Ebene (Clementschitsch,<br />

Unterkieferaufsicht p. a.)<br />

[1, 20]. Diese Aufnahmen liefern jedoch<br />

nicht immer den gewünschten Informationsgewinn<br />

[15]. Bei kritischer Lagebeziehung<br />

des Zahnes zu umgebenden<br />

Strukturen, insbesondere zum N. alveolaris<br />

inferior, kann eine erweitere Röntgendiagnostik<br />

mittels Computertomographie<br />

bzw. digitaler Volumentomographie<br />

die chirurgische Planung verbessern<br />

[15, 20, 30].<br />

Komplikationen<br />

Intraoperative Komplikationen werden<br />

von postoperativen Komplikationen unterschieden.<br />

Weiter kann man diese einteilen<br />

in schwerwiegende und einfache<br />

Komplikationen. Eine einfache Komplikation<br />

wird definiert als eine Komplikation,<br />

die keiner weiteren Therapie bedarf.<br />

Eine schwerwiegende Komplikation wird<br />

demgegenüber als Komplikation definiert,<br />

die einer weiteren (operativen)<br />

Therapie bedarf und irreversible Konsequenzen<br />

haben kann [17, 18]. Die Angaben<br />

bezüglich Komplikationsraten<br />

schwanken nach Bui et al. 2003 in der Literatur<br />

von 2,6 Prozent bis 30,9 Prozent<br />

[4]. Dieser erhebliche Schwankungsbe-<br />

22 © die dental praxis, XXVI, Heft 1/2-2009


eich lässt sich erklären aus verschiedenen<br />

Klassifikationen hinsichtlich von<br />

Komplikationen, aus unterschiedlichen<br />

Studiendesigns, somit unterschiedlicher<br />

Ein- bzw. Ausschlusskriterien und liegt<br />

auch in den meist geringen Fallzahlen<br />

(n


Praxis & Wissenschaft<br />

<strong>Operative</strong>s Vorgehen und Nachsorge<br />

Anästhesie<br />

Im Allgemeinen ist die Lokalanästhesie<br />

für die operative Entfernung, quadrantenweise<br />

oder mehrere Weisheitszähne<br />

umfassend, ausreichend [19]. Bei Risikopatienten<br />

empfiehlt sich ein intraoperatives<br />

Monitoring. Eine Behandlung unter<br />

Narkose/Sedierung kann bei zu erwartenden<br />

Problemen der Mitarbeit des Patienten,<br />

bei großem Gesamtumfang der<br />

dentoalveolären Maßnahmen, bei manifesten<br />

lokalen Risikofaktoren oder auf<br />

ausdrücklichem Wunsch des Patienten<br />

indiziert sein [19, 20] und ist in aller Regel<br />

ambulant möglich.<br />

Desinfektion<br />

Eine präoperative periorale Hautdesinfektion<br />

mit Povidinjodlösung hat keinen<br />

signifikanten Effekt auf die Inzidenz bzw.<br />

den Verlauf der postoperativen Wundheilung<br />

[22]. Umstritten ist in der Literatur<br />

die Wirksamkeit einer präoperativen<br />

Spülung mit einer antimikrobiell wirkenden<br />

Spüllösung (Chlorhexidin-Glukonat).<br />

Eine perioperative Desinfektion des Operationsgebietes<br />

mit 0,12-prozentiger<br />

Chlorhexidinlösung senkt nach einer Literaturauswertung<br />

von Strietzel & Reichart<br />

2002 dagegen signifikant die Inzidenz<br />

von Alveolitiden [25].<br />

<strong>Operative</strong>r Zugang<br />

und chirurgische Entfernung<br />

Bei einem von bukkal gewählten Zugang<br />

ist, neben dem klassischen Marginalrandschnitt<br />

mit vestibulärer Entlastung<br />

am ersten oder zweiten Molaren, auch eine<br />

paramarginale Schnittführung, die in<br />

der Literatur gute Ergebnis betreffend<br />

Wundheilung und klinischem Attachment<br />

Level zeigt, zur Schonung des marginalen<br />

Parodontiums des zweiten Molaren<br />

möglich [16]. In der amerikanischen Literatur<br />

wird häufig ein lingualer<br />

Zugang mit einem<br />

Meißel beschrieben und<br />

vielfach angewendet. Die<br />

Auswertung der Literatur<br />

zeigt bezüglich Nervschädigungen<br />

des N. lingualis<br />

durch diese beiden Techniken<br />

kein einheitliches Bild<br />

[12, 24]. In Deutschland,<br />

Österreich und in der<br />

Schweiz wird überwiegend<br />

zur Schonung des N. lingualis<br />

eine Abpräparation<br />

des lingualen Periost möglichst vermieden<br />

und, falls dies notwendig ist, vorwiegend<br />

der Schutz durch geeignete Instrumente,<br />

wie Raspatorium [11, 12, 28], Freer<br />

[11, 12, 28], Elevator nach Obwegeser [28]<br />

oder Hirnspatel1, eingebracht zwischen<br />

lingualem Periost und Kortikalis, empfohlen.<br />

Dieses Vorgehen kann jedoch<br />

nicht als wissenschaftlich abgesichert gelten<br />

[12]. Zum Abhalten der vestibulären<br />

Weichteile wurden, neben den klassischen<br />

Wundhaken nach Langenbeck, eine Reihe<br />

weiterer Instrumente entwickelt. Beispielsweise<br />

kann der Haltespatel nach<br />

Weil zwischen dem Periost im Unterkiefer<br />

lateral und der knöchernen Mandibula<br />

eingebracht werden. Die Spitze des Haltespatels<br />

wird in den Knochen gestoßen,<br />

so dass die OP-Assistenz nicht am Haken<br />

in die Muskulatur hineinzieht, sondern<br />

leicht auf den Knochen drückt und somit<br />

weichgewebsschonender vorgeht [1]. Die<br />

Osteotomie erfolgt knochenschonend zumeist<br />

mit einem geraden Handstück mit<br />

ausreichender NaCl-Kühlung und entsprechend<br />

dimensionierten Rosenbohrern.<br />

Falls notwendig wird der Zahn mit der<br />

Fräse einmal bzw. mehrfach geteilt. Der<br />

Zahn sollte selbstverständlich vollständig<br />

in einer Sitzung entfernt werden. In Einzelfällen<br />

kann nach Leitlinie der DGZMK<br />

jedoch das Belassen von minimalen Zahnanteilen<br />

nicht entzündlich veränderter<br />

Zähne zur Vermeidung schwerwiegender<br />

operationsbedingter Komplikationen gerechtfertigt<br />

sein (Güterabwägung) [20].<br />

Wundverschluss<br />

Eine lokale medikamentöse Unterstützung<br />

der Wundheilung durch Einbringen<br />

von Medikamententrägern in die Alveole<br />

zur Prävention von Wundheilungsstörungen<br />

ist möglich. Nach Entfernung des<br />

Zahnes erfolgt der Wundverschluss mit<br />

nicht-resorbierbarem Nahtmaterial der<br />

Stärke 3–0 oder 4–0. Eine offene, ge-<br />

Relative Indikation zur <strong>Weisheitszahnentfernung</strong><br />

nach Leitlinie der DGZMK [20]:<br />

Abb. 3<br />

■ aus übergeordneten, der Lebensführung zuzuordnenden<br />

Gesichtspunkten<br />

■ wenn andere Maßnahmen unter Narkose vorgenommen<br />

werden<br />

■ bei geplanter prothetischer Versorgung, wenn ein sekundärer<br />

Durchbruch aufgrund der weiteren Atrophie des<br />

Alveolarkammes bzw. aufgrund der <strong>Dr</strong>uckbelastung durch<br />

herausnehmbaren Zahnersatz zu erwarten steht<br />

24 © die dental praxis, XXVI, Heft 1/2-2009


schlossene oder halbgeschlossene Wundversorgung<br />

ist möglich. Bei der (halb-)offenen<br />

Wundversorgung kann ein Tamponadestreifen<br />

mit 30-prozentiger Jodoform-Paste,<br />

bei Jodallergie ein vaselinisierter<br />

Streifen appliziert werden. Entfernung<br />

der <strong>Dr</strong>ainage erfolgt am ersten oder<br />

zweiten postoperativen Tag und wird gegebenenfalls<br />

gewechselt. Nach der Literaturauswertung<br />

von Strietzel & Reichart<br />

2002 ergibt sich der Vorteil aus der offenen<br />

Nachbehandlung der Osteotomiewunde<br />

mittels Gazedrainage bzw. Tamponade<br />

auf den postoperativen Verlauf<br />

hinsichtlich der Inzidenz von Wundheilungsstörungen.<br />

Nachteilig hierbei ist jedoch<br />

die verlängerte Wundheilung [25].<br />

Medikamentöse Unterstützung<br />

und Nachsorge<br />

Der Stellenwert einer perioperativen antibiotischen<br />

Prophylaxe ist wissenschaftlich<br />

nicht einheitlich bewertet [20]. Eine<br />

Antibiotikatherapie ist sowohl bei akuten<br />

Infektionen mit Ausbreitungstendenz unumgänglich<br />

als auch bei den bekannten<br />

Risikopatienten für chirurgische Eingriffe<br />

unabdingbar. Die Antibiotikagabe<br />

kann auch intravenös erfolgen [13]. Eine<br />

antiphlogistische Prophylaxe mit Methylprednisolon<br />

ist, unter Abwägung<br />

möglicher Nebenwirkungen, effektiv im<br />

Hinblick auf eine Reduktion der postoperativen<br />

Schwellung [8, 20]. Als<br />

Schmerzmedikation sind nicht-steroidale<br />

Antiphlogistika und Analgetika erste<br />

Wahl. Darüber hinaus ist der Patient über<br />

die Verhaltensregel am Operationstag<br />

und den Tagen danach zu informieren.<br />

Die Mitgabe eines entsprechenden Flyers<br />

hat sich hierbei als zweckmäßig erwiesen.<br />

Gegebenenfalls ist eine postoperative<br />

Röntgenkontrollaufnahme anzufertigen.<br />

Eine Wundkontrolle ein Tag post<br />

operationem ist einzelfallabhängig zu<br />

treffen. Sieben bis zehn Tage post operationem<br />

erfolgt die Nahtentfernung. Darüber<br />

hinaus wird allgemein eine klinische<br />

und radiologische Kontrolle nach einem<br />

Zeitraum von sechs Monaten<br />

angeraten.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Indikation zur Entfernung der Weisheitszähne<br />

hat sich nach der Leitlinie der<br />

DGZMK zu richten. Diese Leitlinie hat<br />

sich klinisch bewährt und lässt dem überweisenden<br />

Zahnarzt bzw. dem Operateur<br />

sowie dem Patienten im Sinne eines<br />

Handlungskorridors einen für die tägliche<br />

Praxis akzeptablen Entscheidungsspielraum.<br />

Die Einwilligung in die Operation<br />

gibt der informierte Patient nach<br />

adäquater Aufklärung, die sich am Einzelfall<br />

orientiert und auf typische Risiken<br />

gezielt eingeht. Eine entsprechende Dokumentation<br />

dieses Aufklärungsgespräches<br />

ist aus forensischen Gründen unabdingbar.<br />

Die Operation selbst wird nach<br />

Anamneseerhebung, klinischer Inspektion<br />

und entsprechender Röntgendiagnostik<br />

sorgfältig geplant, gewissenhaft durchgeführt<br />

und beinhaltet eine ausreichende<br />

Nachsorge. ■<br />

Summary<br />

Whether an indication exists to remove a<br />

third molar is determined by the corresponding<br />

guideline of the German Society<br />

of Dental, Oral and Craniomandibular Sciences<br />

(Deutsche Gesellschaft für Zahn-,<br />

Mund- und Kieferheilkunde, DGZMK).<br />

This guideline is clinically proven and<br />

gives both the referring dentist or the surgeon<br />

and the patient an acceptable<br />

amount of manoeuvring space, adequate<br />

for everyday clinical situations. Having<br />

received appropriate information targeted<br />

to the specifics of the individual case<br />

that specifically addresses the typical<br />

risks, the patient will give his or her informed<br />

consent to the surgical procedure.<br />

For forensic reasons, the content of the<br />

informational session with the patient<br />

must be correctly documented. Following<br />

an exploration of the patient history, clinical<br />

inspection and appropriate radiological<br />

diagnostics, the procedure itself will<br />

be carefully planned and conscientiously<br />

performed, and appropriate follow-up<br />

measures will be instituted..<br />

Korrespondenzadresse<br />

<strong>Dr</strong>. med. dent. Hans Ulrich Brauer, M.A.<br />

<strong>Dr</strong>. med. <strong>Dr</strong>. med. dent. Albrecht <strong>Foernzler</strong><br />

<strong>Praxisklinik</strong> für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie,<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. A. <strong>Foernzler</strong><br />

Kollwitzstraße 8<br />

73728 Esslingen<br />

E-Mail info@dr-brauer-ma.de<br />

Praxis & Wissenschaft<br />

© die dental praxis, XXVI, Heft 1/2-2009 25


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26 © die dental praxis, XXVI, Heft 1/2-2009

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