22.04.2013 Aufrufe

EIn PROzESS DES SUCHEnS - gedok

EIn PROzESS DES SUCHEnS - gedok

EIn PROzESS DES SUCHEnS - gedok

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Live-Musikerinnen, Anne Krickeberg (Nyckelharpa, Zuspielung) und<br />

Marta Dotkus (Keyboard), aufgenommen werden. Der Schwerpunkt<br />

der Komposition liegt nicht in der Fortführung der Motive, sondern<br />

im spielerischen Umgang mit ihnen. Der klanglichen und stilistischen<br />

Spanne von originaler Cembalo-Musik aus dem 18. Jahrhundert bis<br />

zu elektronisch aufbereiteten Klängen und ihrer Verbindung entspricht<br />

das in „cem 8“ verwendete Instrumentarium auf der Bühne<br />

mit Computer, Keyboard und Nyckelharpa, einer Schlüsselfiedel, die<br />

in Schweden seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar ist.<br />

Sich zwischen Stilen zu bewegen, bezeichnet die Komponistin und<br />

Violoncellistin Johanna Varner als Stärke des Ensembles Varner &<br />

Varner, die auch in ihrem Stück „Peccata mundi“ zum Tragen kommt.<br />

Zusammen mit dem Posaunisten Christofer Varner wandert sie unter<br />

Einsatz verschiedenster Spieltechniken „zwischen den Stilen von<br />

Experimentellem bis Jazz, von Renaissance über Spätbarock zu Thelonius<br />

Monk. Inspiriert vom Gregorianischen Choral und motivisch<br />

orientiert am ‚Agnus Die’ des lateinischen Messgesangs, changiert<br />

‚Peccata mundi’ zwischen Gregorianik und obertonreicher Avantgarde“<br />

(Varner). Die ganze klangliche Bandbreite von Violoncello und<br />

Posaune zeigt sich besonders in dem improvisierten Stück „acht“,<br />

in dem das Streich- auch zum Schlaginstrument wird. „acht“ ist<br />

ein – laut Komponistin nur schwer zu erkennendes – Ostinato im<br />

klassischen Sinn über jazzigen Bass-Linien, das – erweitert um die<br />

Klangfarbe einer großen Muschel – schließlich in einen mächtigen<br />

Klang aus dieser Muschel eintaucht.<br />

Das Tenor-Hackbrett, gespielt von Birgit Stolzenburg-de Biasio, bringt<br />

eine weitere interessante Farbe in das GEDOK-Konzert. Die durch<br />

den Namen des Instrumentes provozierte Erwartung wird beim<br />

ersten Klang sofort widerlegt: Nicht „Zerhacktes“ wird produziert,<br />

sondern Klänge von zart, lieblich, geheimnisvoll bis wild rauschend<br />

unter Ausnutzung des Holzrahmens als Perkussionsinstrument. Es<br />

sind „9 Haiku“ der Komponistin Dorothea Hofmann, die auch selbst<br />

anwesend ist. Die ersten 8 Haiku wurden bereits im November 2007<br />

am selben Ort erstmals gespielt, „Haiku 9“ wird in diesem Konzert<br />

uraufgeführt. „Nicht im Sinne der 17 Silben dieser japanischen<br />

Gedichtform sind diese Stücke ‚Haiku’, auch geben sie nicht – wie<br />

die Haiku-Gedichte ursprünglich – die Jahreszeit zu erkennen. Doch<br />

sie sind von jeweils einem musikalischen Gedanken“ (Dorothea<br />

Hofmann).<br />

Aus dem Wasser geschöpfte musikalische Gedanken bestimmten<br />

„Turning Points“ von Mayako Kubo, gespielt von Renate Eggebrecht<br />

(Violine), Julia Rebekka Adler (Viola) und Friedemann Kupsa<br />

(Violoncello), das abschließende Stück eines instrumental und damit<br />

klanglich vielfältigen GEDOK-Konzertes mit lockeren Einführungen<br />

auch der anwesenden Komponistinnen. Die seit 1972 in Europa<br />

lebende Komponistin japanischer Herkunft Mayako Kubo hat ihr<br />

Stück „Turning Points“ der Bildenden Künstlerin Anna Werkmeister<br />

gewidmet, nach deren Video-Arbeit zum Thema „Wasser“ sie ihre<br />

Musik komponierte. Ihre Musik habe sich aber verselbständigt und<br />

habe nun nichts mit der Video-Arbeit zu tun. Sie sagt: „Wenn ein<br />

Komponist Wasser in Bewegung sieht, ist er oft von den unendlichen<br />

Wasserbewegungen und Wassergeräuschen fasziniert. Er wird aber<br />

niemals in seiner Komposition das Wassergeräusch verwenden.<br />

Musik ist ein abstrahierender Prozess aus dem Inneren eines Komponisten.“<br />

Ein Prozess des Suchens.<br />

VivaVoce 84 / Sommer 2009<br />

Gertrud Firnkees und Dörte Nienstedt<br />

Gloria Coates, Gudrun Mettig und Mayako Kubo<br />

Dorothea Hofmann und Anne Horstmann<br />

Rückblicke<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!