Unsere Wirtschaft 01/2013 - Wirtschaftsjunioren Coburg
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DEUTLICHE ENTLASTUNG FÜR KLEINSTUNTERNEHMEN<br />
Erfolg der IHKs: Ordnungsgelder für verspätet eingereichte Jahresabschlüsse sollen sinken<br />
Für ca. 500.000 kleinste Kapitalgesellschaften<br />
(GmbH, UG [haftungsbeschränkt],<br />
AG) und für Unternehmen,<br />
die in der Rechtsform der GmbH &<br />
Co. KG geführt werden, gelten seit<br />
kurzem deutlich erleichterte handelsrechtliche<br />
Bilanzierungs- und Offenlegungsregeln.<br />
Davon sind allein im<br />
Bezirk der IHK zu <strong>Coburg</strong> ca. 1.500<br />
Unternehmen betroffen.<br />
Möglich ist dies durch das<br />
Kleinstkapitalgesellschaften-<br />
Bilanzrechtsänderungsgesetz<br />
– MicroBilG, das am 28.12.2<strong>01</strong>2 in Kraft<br />
getreten ist. Mit dem Gesetz wird eine<br />
EU-Richtlinie umgesetzt, die bisherige<br />
umfangreiche EU-Vorgaben im Bilanzrecht<br />
für bestimmte Kleinunternehmen<br />
reduziert. Diese EU-Vorgaben hatten<br />
bei den betroffenen Unternehmen immer<br />
wieder für Ärger gesorgt, insbesondere,<br />
weil Einzelunternehmen schon vor<br />
einigen Jahren entlastet worden waren.<br />
Unabhängig davon sollen Verstöße<br />
gegen die Offenlegungspfl icht der Jahresabschlüsse<br />
künftig „billiger“ werden.<br />
Neue Rechtsform im Bilanzrecht<br />
Künftig gibt es neben der kleinen, der<br />
mittelgroßen und der großen Kapitalgesellschaft<br />
(AG, GmbH, UG<br />
[haftungsbeschränkt]) auch die Kleinstkapitalgesellschaft.<br />
Diese neue Form der<br />
Kapitalgesellschaft liegt vor, wenn an<br />
zwei aufeinander folgenden Abschlussstichtagen<br />
zwei der drei nachfolgenden<br />
Merkmale nicht überschritten werden:<br />
- Umsatzerlöse bis 700.000 €,<br />
- Bilanzsumme bis 350.000 € sowie<br />
- Durchschnittlich 10 Arbeitnehmer im<br />
Jahresdurchschnitt<br />
Erleichterungen für<br />
Kleinstkapitalgesellschaften<br />
Die oben beschriebenen Kleinstkapitalgesellschaften<br />
haben jetzt ein Wahlrecht,<br />
ob sie die Offenlegungspfl icht<br />
durch Veröffentlichung (Bekanntmachung<br />
der Rechnungslegungsunterlagen)<br />
oder durch Hinterlegung der Bilanz er-<br />
füllen. Zur Sicherung eines einheitlichen<br />
Verfahrens wird die elektronische Einreichung<br />
der Unterlagen beim Betreiber des<br />
Bundesanzeigers, d. h. dem Bundesanzeiger<br />
Verlag, auch für die Hinterlegung<br />
vorgeschrieben. Im Fall der Hinterlegung<br />
können Dritte – wie in der Richtlinie<br />
vorgegeben – auf Antrag eine kostenpfl<br />
ichtige Kopie (derzeit vorgesehen:<br />
4, 50 Euro pro Bilanz) der Bilanz erhalten.<br />
Für Kleinstunternehmen<br />
(Kleinstkapitalgesellschaften und<br />
GmbH & Co. KGs)<br />
Diese Unternehmen haben folgende<br />
neue Rechte:<br />
- vollständiger Verzicht auf die Erstellung<br />
eines Anhangs zur Bilanz, wenn<br />
sie bestimmte Angaben (unter anderem<br />
zu Haftungsverhältnissen) unter<br />
der Bilanz ausweisen<br />
- weitere Optionen zur Verringerung der<br />
Darstellungstiefe im Jahresabschluss<br />
werden eingeräumt (z. B. vereinfachte<br />
Gliederungsschemata)<br />
Stichtag<br />
Die Neuregelungen sollen für alle Geschäftsjahre<br />
gelten, deren Abschlussstichtag<br />
nach dem 30.12.2<strong>01</strong>2 liegt – erstmals<br />
also für Geschäftsjahre mit dem Abschlussstichtag<br />
31.12.2<strong>01</strong>2.<br />
Niedrigere<br />
Ordnungsgelder<br />
Ein großes Ärgernis für viele Kleinstunternehmen<br />
waren hohe Ordnungsgelder für<br />
verspätet veröffentliche Jahresabschlüsse.<br />
Das soll sich noch in dieser Legislaturperiode,<br />
also bis Sommer 2<strong>01</strong>3, ändern.<br />
Der Bundestag hat die Bundesregierung<br />
aufgefordert, bis März dieses Jahres<br />
einen Gesetzentwurf vorzulegen. Die<br />
neuen Regelungen sollen:<br />
1. die Höhe der Ordnungsgelder, insbesondere<br />
aber den Mindestbetrag nach der<br />
Unternehmensgröße staffeln und für<br />
Kleinstkapitalgesellschaften einen Mindestbetrag<br />
von 500 Euro und für kleine<br />
Kapitalgesellschaften von 1.000 Euro<br />
vorsehen, wobei die Inanspruchnah-<br />
me der Erleichterungen die Mitwirkung<br />
des Unternehmens voraussetzt,<br />
2. ausdrücklich vorsehen, dass Ordnungsgelder<br />
nur bei Verschulden festgesetzt<br />
werden und ggf. notwendige Kriterien<br />
festzulegen sind,<br />
3. eine Regelung zur Wiedereinsetzung<br />
in den vorigen Stand einführen, um zu<br />
gewährleisten, dass im Einzelfall unbillige<br />
Härten durch versäumte Fristen<br />
abgemildert werden,<br />
4. ein Verfahren vorsehen, um bei Abweichungen<br />
in grundsätzlichen Rechtsfragen<br />
des Ordnungsgeldverfahrens eine<br />
einheitliche Rechtsprechung zu erreichen<br />
und so die Rechtssicherheit für<br />
die Beteiligten zu erhöhen.<br />
Damit hat sich die IHK-Organisation nach<br />
vielen Jahren mit ihren Forderungen zu<br />
diesem Thema durchgesetzt. <br />
Was müssen Unternehmen tun?<br />
1. Prüfen Sie, wenn Sie Geschäftsführer<br />
einer Kapitalgesellschaft<br />
sind, ob Sie unter die Kriterien für<br />
Kleinstkapitalgesellschaften fallen.<br />
2. Prüfen Sie, ob für Jahresabschlüsse,<br />
deren Abschluss-Stichtag nach<br />
dem 30.12.2<strong>01</strong>2 liegt, die neuen Bilanzrechte<br />
für Kleinstunternehmen<br />
infrage kommen.<br />
3. Nehmen Sie ggf. die Hilfe eines<br />
Steuerberaters oder <strong>Wirtschaft</strong>sprüfers<br />
in Anspruch.<br />
Fundstelle des Gesetzes:<br />
Bundesgesetzblatt Teil I 2<strong>01</strong>2, Nr. 61<br />
vom 27.12.2<strong>01</strong>2, S. 2751 ff. unter<br />
www.bundeanzeiger.de/bundesgesetzblatt<br />
(Leseversion).<br />
Die geänderten Einzelgesetze, insbesondere<br />
das HGB, fi nden Sie unter<br />
www.gesetze-im-internet.de<br />
Kontakt<br />
Frank Jakobs, Tel.: 09561 7426-17<br />
E-Mail: jakobs@coburg.ihk.de<br />
Recht<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 1-2/2<strong>01</strong>3<br />
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