NEWSLETTER 10/2012 - Glasmalerei Peters
NEWSLETTER 10/2012 - Glasmalerei Peters
NEWSLETTER 10/2012 - Glasmalerei Peters
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KÜNSTLERGALERIE PETERS<br />
Historische und zeitgenössische<br />
<strong>Glasmalerei</strong>en in der<br />
kath. Pfarrkirche<br />
St. Marien-Altona in Hamburg<br />
Abbildungen rechts:<br />
Die historischen Fenster von 1928<br />
Entwurf und Ausführung Otto <strong>Peters</strong>, 1928<br />
<strong>NEWSLETTER</strong> <strong>10</strong>/<strong>2012</strong><br />
Gestaltung der Chorfenster: Entwurf Jochem Poensgen • Ausführung <strong>Glasmalerei</strong> <strong>Peters</strong><br />
Die Fenster wurden im Rahmen einer<br />
Grundsanierung und Renovierung der<br />
1891 erbauten neoromanischen Backsteinkirche<br />
geschaffen, deren Planung<br />
und Durchführung in den Händen des<br />
Hamburger Architekturbüros Mütel lag<br />
und 20<strong>10</strong> abgeschlossen wurde. Sie war<br />
wegen der Mängel an der Bausubstanz,<br />
am Dach und an den elektrischen Installationen<br />
notwendig geworden.<br />
Im Rahmen dieser Baumaßnahmen wurden<br />
im Chorraum die beiden vermauerten<br />
Fenster geöffnet sowie das Oberlicht<br />
geschlossen. Dadurch wurde eine<br />
Raumsituation geschaffen, die mit dem<br />
historischen Zustand von 1928/29 übereinstimmt.<br />
Zu dieser Zeit hatte man den<br />
für das 19. Jahrhundert typischen dunklen<br />
Anstrich mit reicher Schablonenmalerei<br />
auf Wunsch der Gemeinde durch<br />
eine hellere Farbfassung ersetzt.<br />
Aufgrund eingehender Untersuchung<br />
der Farbschichten vieler seit 1891 durchgeführter<br />
Anstriche wurde vom Denkmalschutzamt<br />
die Empfehlung ausgesprochen,<br />
die Farbgestaltung des<br />
Kirchenraumes von 1928/29 zu übernehmen,<br />
“um den historischen Zustand einer<br />
neoromanischen Kirchenarchitektur<br />
zu vervollständigen” (1). Dazu gehören<br />
die Verkleidung des beigefarbenen Sockelbereichs<br />
und der roten Pilaster mit<br />
polierten Kalksteinplatten sowie der Anstrich<br />
der Wandflächen in einem warmen<br />
Grauton, von dem sich das Gewölbe<br />
in einem leicht helleren Farbton<br />
absetzt.<br />
Foto: Daniel Poensgen
Biografie des Künstlers Jochem Poensgen<br />
Mester-Godert-Weg 25<br />
D -59494 Soest<br />
Fon: +49 (0) 2921 / 735 33<br />
jpoensgen@aol.com<br />
Foto: Daniel Poensgen<br />
Proteste der Gemeinde verhinderten<br />
die Entfernung der sehr dominant<br />
wirkenden Kreuzigungsgruppe, die -<br />
wie die Fenster in den Seitenschiffen<br />
von Otto <strong>Peters</strong> - aus der gleichen<br />
Zeit stammt. Sie wird von den beiden<br />
wieder aufgebrochenen Fensteröffnungen<br />
flankiert. Meine Gestaltung<br />
der beiden Chorfenster trägt dem dadurch<br />
Rechnung, dass die grafische<br />
Struktur und die farbigen Abläufe beider<br />
Fenster auf die Kreuzigungsgruppe<br />
zielen oder – anders gelesen – von<br />
ihr ausgehen.<br />
Die formale Gestaltung beruht auf<br />
einem Quadratraster, dem ein zweites,<br />
in Richtung auf die Kreuzigungsgruppe<br />
proportional abnehmendes Raster<br />
aus blauen Quadraten eingeschrieben<br />
ist, wodurch zunehmend eine<br />
goldgelbe Farbzone freigegeben<br />
wird.<br />
Diese regelmäßige grafische Komposition<br />
ist in beiden Fenstern identisch,<br />
aber jeweils horizontal gespiegelt.<br />
Ihre strenge Systematik wird überspielt<br />
durch den differenzierten Farbauftrag.<br />
Dazu wurden in mehreren Arbeitsgängen<br />
Bereiche der beiden großen<br />
sandgestrahlten Floatglasscheiben<br />
abgedeckt bzw. freigelassen und im<br />
Airbrush-Verfahren mit Emailfarben<br />
aufgesprüht, die anschließend eingebrannt<br />
wurden.<br />
Jochem Poensgen<br />
(1)Restauratoren H. J. und H. Maulbach in:<br />
St. Marien-Altona, Gemeindebrief 7,<br />
November 20<strong>10</strong>, S. 14<br />
1931 in Düsseldorf geboren<br />
1951 Werkkunstschule in Wuppertal<br />
1951 - 1955 längere Studienaufenthalte in Frankreich und Italien, neben Male-<br />
rei und Grafik zunehmendes Interesse an architekturgebundener<br />
Kunst (<strong>Glasmalerei</strong>, Mosaik, Wandmalerei)<br />
1956 - 1998 freischaffend tätig mit Atelier in Düsseldorf, Arbeitsbereiche neben<br />
Radierung und Buchgrafik insbesondere Glasgestaltungen sowohl<br />
im Kirchenbau als auch im säkularen Bereich<br />
1982 - 2004 Vortragstätigkeit und Leiter von Seminaren in der BRD sowie in Australien,<br />
Großbritannien, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Schweden<br />
und USA<br />
1992 - 1999 Visiting Honorary Professor am Swansea Institute (Architectural Glass<br />
Dept.) In Swansea (UK)<br />
Seit 1998 Atelier in Soest<br />
LITERATUR<br />
Brülls, Holger (Hg): Jochem Poensgen – Architektur des Lichts. Werke Entwürfe<br />
Texte 1956-<strong>2012</strong>, Regensburg <strong>2012</strong> (im Druck)