2. Designtage Gut Rosenberg - Kompetenzzentrum für ...
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Dinge und Undinge - Vortrag |Prof. Dipl.-Ing. Gregor M. Rutrecht | Fachhochschule Kaiserslautern<br />
Mensch ist begrenzt<br />
Hülle_Gliedmassen_ Innen + Aussen<br />
Mensch ist gerichtet<br />
oben_unten_vorne_hinten_rechts_links<br />
Mensch ist bezogen<br />
Orte_Menschen _Ereignisse<br />
Ich möchte ein Beispiel zur Vielschichtigkeit<br />
der Wahrnehmung geben, das<br />
zeigt, dass die Sinnesorgane nur unser<br />
Mittel sind, Welt zu erfahren, es ist<br />
der ganze Mensch, der wahrnimmt.<br />
Wenn wir uns mehrere Äpfel vorstellen,<br />
die vom grünen, unreifen Apfel bis hin zum<br />
braunen, verfaulten Apfel eine Reihe bilden,<br />
dann haben wir unterschiedliche Möglichkeiten<br />
diesen Anblick wahrzunehmen.<br />
Der Begriff Apfel, der uns in erster Linie zur<br />
Verständigung dient, sagt nichts über sein<br />
Wesen oder über seine Dingeigenschaften<br />
aus. Dass der Apfel Eigenschaften hat und<br />
rund, grün, fest, weich oder sauer etc. sein<br />
kann, ist durch eigene Erfahrung vielschichtig<br />
in uns gespeichert. Darüberhinaus bietet<br />
uns das Bild der langsam faulenden Äpfel<br />
auch die Möglichkeit der Wahrnehmung<br />
von vergangener Zeit an, etwas, dass vordergründig<br />
nicht zu sehen ist, und wenn<br />
man will, kann man auch die Möglichkeit<br />
von „Schöpfung“ und damit eine Bedeutung<br />
erkennen. Wahrnehmung findet also<br />
immer aus einem Erfahrungsschatz heraus<br />
statt. Je nach Einstellung oder Konditionierung<br />
des Wahrnehmenden liegen verschiedene<br />
Schichten des Gesehenen übereinander<br />
und ergeben einen vielschichtigen<br />
Eindruck.<br />
W A H R N E H M U N G:<br />
Wahrnehmung ist Begriff<br />
Apfel (abstrakt )<br />
Wahrnehmung ist Eigenschaft<br />
Apfel (grün, fest, sauer…..)<br />
Wahrnehmung ist Präsenz<br />
Apfel (Zeitraum)<br />
Wahrnehmung ist Bedeutung<br />
Apfel (Schöpfung )<br />
ORT<br />
Der Kontakt zwischen den Dingen und uns<br />
ist immer an Orte gebunden, an Situationen,<br />
zu denen wir eine Beziehung haben.<br />
Orte sind nicht abstrakt, so wie Raum und<br />
Zeit, sondern erlebte Erfahrung. Wir kennen<br />
besondere Orte in der Natur, ob wir einen<br />
Berg im Blick haben, der <strong>für</strong> bestimmte<br />
Menschen heilig zu sein scheint, wie den<br />
Ayers Rock in Australien oder einen 500 Jahre<br />
alten Olivenbaum, an dem eine Quelle<br />
entspringt oder einen Strand am Atlantik,<br />
wo wir Kraft , Rhythmus und Weite spüren.<br />
Besondere Orte haben bestimmte Eigenschaften,<br />
die uns „gefangen“ nehmen.<br />
Aldo van Eyck, ein niederländischer<br />
Architekt drückt das so aus:<br />
….„was auch immer „Raum“ und „Zeit“<br />
<strong>für</strong> eine Bedeutung annehmen; Ort und<br />
Ereignis bedeuten mehr…..der Raum bietet<br />
keinen Ort und die Zeit keinen Augenblick.<br />
Mach aus jeder Tür einen Empfang und gib<br />
jedem Fenster ein Gesicht. Mach aus jedem<br />
einen Ort; eine Fülle von Orten aus jedem<br />
Haus aus jeder Stadt…..“<br />
MATERIAL<br />
Dinge finden wir an Orten und sie sind stofflich,<br />
sie erscheinen uns in einem Material;<br />
und Material ist etwas auf das wir emotional<br />
reagieren. Man könnte sagen, dass Stofflichkeit<br />
einen „Wirkraum“ hat.<br />
Vilem Flusser macht diese emotionale Reaktion<br />
in seinem Buch „Dinge und Undinge“<br />
wie folgt deutlich.<br />
„…… Getränke werden nicht mehr aus-<br />
schließlich in Flaschen ins Haus geliefert.<br />
Milch zum Beispiel kommt oft in Papier<br />
verpackt, Bier in Metalldosen und Fruchtsäfte<br />
in plastischen, elastischen Behältern.<br />
Und doch haben wir das Gefühl, dass<br />
sogenannte „edle“ Getränke, zum Beispiel<br />
Weine und Liköre, an Adel verlören, wären<br />
sie nicht in Flaschen gehalten. Alle Argumente<br />
<strong>für</strong> neue Verpackungen, die noch so<br />
vernünftig zu sein scheinen erreichen uns<br />
nicht wirklich.“<br />
Material transportiert uns einen immateriellen<br />
Wert, der durch Schwere und Leichtigkeit,<br />
Dichte und Transparenz, Rohheit und<br />
Veredelung ohne Worte, allein durch seine<br />
Wesenseigenschaften erlebt wird.<br />
GEFÜGE<br />
Wie werden Dinge miteinander<br />
verbunden ? Es gibt statische Bedingungen,<br />
die erfüllt sein müssen, um überhaupt<br />
von Tauglichkeit eines Dings sprechen zu<br />
können. Das Tragen und getragen werden,<br />
das Fügen der Teile, als kraftschlüssige<br />
oder formschlüssige Verbindungen, das<br />
Stabilsein in Sinne von Aussteifung und das<br />
Effizientsein im Sinne eines ausgewogenen<br />
Verhältnis zwischen materiellem Aufwand