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Reaktion und Reflexion - Gymnasium Neuenbürg

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Ines Doujak: Siegesgärten (2007)<br />

Das Werk „Siegesgärten“ von Ines Doujak besticht durch die gelungene Verbindung von origineller<br />

Darstellung mit erschreckenden Informationen über Biopiraterie <strong>und</strong> Genmanipulation. Ein langes,<br />

von weißen Baumästen getragenes Blumenbeet auf dem, neben einigen Pflanzen, 69 aufgestellte<br />

Samenpäckchen präsentiert werden. Die „Äste, auf denen das Beet steht, sind in einem sterilen weiß<br />

gehalten <strong>und</strong> erinnern an Wurzeln. Diese ergaben für uns aus Distanz betrachtet zwar ein<br />

ansprechendes Bild, aber keinen wirklichen Sinn. Erst bei näherer Betrachtung entfalteten die<br />

schockierenden <strong>und</strong> absurden Bilder, verb<strong>und</strong>en mit den wissenschaftlichen Texten, ihre volle<br />

Wirkung. Für uns drückt sich darin das tiefe Eingreifen des Menschen in die Natur aus. Wir fühlten<br />

uns angesprochen, da uns dadurch bewusst wurde, dass wir als Verbraucher vor die Wahl gestellt<br />

werden <strong>und</strong> wenigstens teilweise die Macht haben etwas zu verändern.<br />

(Laura Kopf, Marléen Kett)<br />

Zeichnung: Sina Knebel<br />

Nedko Solakov: Fears (2007)<br />

In einem kleinen Kabinett der Neuen Galerie sehen wir auf drei benachbarten Wänden eine kleine<br />

aber feine Serie gerahmter Tuschezeichnungen. Scheinbar kindlich-naiv nähern sie sich der<br />

Thematik der menschlichen Ängste. Sie spiegeln für mich so viel Humanes wider, wie es nur<br />

wenige Werke tun. Angst ist ein ständiger Begleiter der Menschen. Angst ist in allen Kulturen<br />

gegenwärtig – so wie Liebe Hass <strong>und</strong> Freude: Gefühle, die wahnsinnig persönlich aber doch<br />

allgemein sind.<br />

Mich hat auch deshalb das Werk so fasziniert, weil ich denke, dass Angst in manchen Bereichen<br />

unseres Lebens tabuisiert wird – völlig zu unrecht! Einerseits rennt heute „jeder“ zum Psychologen,<br />

um sich von seinen Ängsten befreien zu lassen, so dass es teilweise schon lächerlich wird (wenn<br />

Clausi Angst vor Clowns hat – muss der dann mit seinen drei Jahren therapiert werden?),<br />

andererseits darf ich nicht über Ängste wie Tod, Aids, Schwangerschaft etc. in der Öffentlichkeit<br />

reden, ohne seltsam beäugt zu werden! Genau durch diese Enttabuisierung alltäglicher, völlig<br />

verständlicher <strong>und</strong> wie gesagt, gr<strong>und</strong>legend menschlicher Ängste, hat mir „Fears“ aus der Seele<br />

gesprochen.<br />

Während ich das Kunstwerk betrachtete, kamen mir viele Dinge in den Sinn, mit denen ich beim<br />

Besuch der Documenta nicht gerechnet hätte, begleitet von den unterschiedlichsten Gefühlen: In<br />

mir wurde eine gewisse Wut ausgelöst, als mir durch Solakov´s Arbeit wieder bewusst wurde, wie<br />

viele Tabus sich über „unangenehme“ Ängste in unserer Gesellschaft gelegt haben. Gleichzeitig<br />

kam so etwas wie Trauer <strong>und</strong> Mitleid auf mit den Menschen, die wirklich Gr<strong>und</strong> zur Angst haben<br />

(Bsp. AIDS) oder Menschen, die durch ihre Ängste ihre Persönlichkeit zu sehr einschränken,

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