Physiologie des Menschen - DWC - KNAW
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Huygens Institute - Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences (<strong>KNAW</strong>)<br />
Citation:<br />
F.C. Donders, <strong>Physiologie</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, edition Deutsche Orginalaufgabe, vom Verfasser revidirt<br />
und vervollständigt und aus dem Holländischen übersetzt von Fr. Wilh. Theile, Erster Band die<br />
Ernährung. Zweite verbesserte Auflage, volume<br />
This PDF was made on 24 September 2010, from the 'Digital Library' of the Dutch History of Science Web Center (www.dwc.knaw.nl)<br />
> 'Digital Library > Proceedings of the Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences (<strong>KNAW</strong>), http://www.digitallibrary.nl'<br />
- 1 -
- 2 -
- 3 -
- 4 -
'. '<br />
- 6 -
Inhalt.<br />
§ 124. Chemische Zusammensetzung <strong>des</strong> Chylus<br />
§ 125. Aufsaugung dUl'ch Blut- und JJymphgefässc<br />
§ 126. Bewegung <strong>des</strong> Chylus, .. ; ..... .<br />
§ 127. Eintheilung . .<br />
Dritter Abschnitt.<br />
Die Abs 0 n dCl'ungen.<br />
A. Respiration.<br />
§ 128. Begl'iff und Eintheilung bei den verschiedenen Thieren<br />
Erstes Kapitel.<br />
Bau und Gewebe der Respirationsol'gane.<br />
§ 129. Eintheilung der Luftwege . . . . . . .<br />
§ UW. Die Luftröhre ul1d deren Verästelungen .<br />
§ 1 al. Die LUllgen .. ......•..<br />
Zweites KapiteI.<br />
Chemismus der Respiration.<br />
- 13 -<br />
IX<br />
Seit"<br />
340<br />
3'12<br />
3'16<br />
351<br />
352<br />
355<br />
356<br />
:j59<br />
§ J 32. Einleitung . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . 366<br />
§ 133. Physikalische und chemische Veränderungen del' Luft beimAthmen 367<br />
§ 134. Ulltel'suchung der ausgeathmeten Luft. . . . . . . . 370<br />
§ 135. ArterielIes und venöses Blut; Theorie der Respiration. 374<br />
§ 136. Bau der Lungen in Beziehung zum Gaswechsel. . 381<br />
§ 137. Einfluss verschiedener Gasarten ..... ,/. 383<br />
Drittes Kapitel.<br />
Mechallismus der Respirp.tion.<br />
§ 138. Luftvolumina im Verhältniss zum Mechanismus der Respiratioll<br />
§ 139. Formveränderung <strong>des</strong> Thorax beim Athmen<br />
§ 14.0. Muskelwh'kung beim Athmen . . . • .<br />
..<br />
§ 141. Bewegung der Lungen in del' Brusthöhle .<br />
§ 142. Spirometer. . . . . . . . . . . . . . .<br />
.§ 143. Druckverhältnisse beim Athmen . . . . .<br />
§ 144. Abweichungen im Mechanismus <strong>des</strong> Athmens<br />
B. Hautabsonderung.<br />
§ 145. Uebersicht und Eintheilung . . . . . . .<br />
Erstes Kapitel.<br />
Anatomische Zusammensetzung der Haut.<br />
§ 146. Uebel'sicht der anatomischen Zusammensetzung<br />
§ 147. Oberhaut. . . . . . . . . . . . . . .<br />
§ 148. Ledel'haut und Unterhautbindegewebe .....<br />
Zweites Kapitel.<br />
Absondel'unO' del' Hautschmiere und <strong>des</strong> Schweisses.<br />
• 0<br />
§ 1'1!!. Absonderungsapparate der Haut im Allgemeincn<br />
§ 150. 'falgdrÜsen. . . . . . . . . . . . . . . . . ! . . "<br />
388<br />
394<br />
403<br />
408<br />
410<br />
,414<br />
420<br />
422<br />
423<br />
424<br />
428<br />
432*<br />
432
•<br />
SpecieJle <strong>Physiologie</strong> .<br />
0011
•<br />
- 16 -<br />
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1<br />
1<br />
1
Eintheilung d. sp. <strong>Physiologie</strong>. 5<br />
-<br />
der Materie, ohne jeeloch der vYirkung der verschiedencll Organe,<br />
unter deren Eil1fluss der Stoffwechsel erfolgt, näher nachzugehen.<br />
Die specielle <strong>Physiologie</strong> erläutert die vYirkung der verschiedenen<br />
Organe. Zu den Ernährungsvorgängen gehören der Blutumlauf,<br />
die Y erdauung', die Aufsaugung im Darmkanale , die Respiratioll,<br />
die A.usseheidul1g dureh Haut und Nieren. "<br />
Ani11lali s che oder Be z ie h u ng sve rri eh tu n g en (Functiones<br />
animales) werden jene genannt, welehe uns 11lit der Aussenwelt<br />
in Beziehung setzen , sei es durch aetive Bewegung, sei es dadurch,<br />
dass Eindrücke aufgen011l11len und ZUl1l Bewusstsein gebracht<br />
. werden: Alle diese Verrichtungeu stehen iu uumittelbarer Beziehullg<br />
ZUl1l N ervensysteme. In del' allgemeinen <strong>Physiologie</strong> wird diese Beziehung<br />
ZUl' Nerventhätigkeit dort, wo das Nervensystem besprochen<br />
wird, im Allgemeilleu erlüutert. In der spcciellen <strong>Physiologie</strong>· werden<br />
clie besonderen Verrichtungen besprochen, wclche den einzclnen das<br />
N ervensystem zusanunensetzenden Abschuittcn ZUk0ll1111en. Ebenso<br />
gehört die COl1tractiliUlt der Gewebe nebst den verschiedeneu Bewegul1gsformen<br />
in die allgellleil1e <strong>Physiologie</strong>, während die einzelnen<br />
Bewegungen, wie sie z. B. von den verscluedenen Muskelgrl1ppen<br />
ausgeführt werden, als Beziehungsverrichtungcn der speeiellen<br />
<strong>Physiologie</strong> zufallell. -<br />
Die Ge sc hl e eh ts ver ri c h tung e n zusallunen bilden eine<br />
dritte Klasse. Die Ernährl1ngsvol'gänge und die Bcziehul1gsverrichtlmgen<br />
werclen in den beiden ersten Abschnitten nul' in soweit betrachtet,<br />
als sie auf das Bestehen <strong>des</strong> Indivichuuns Bezug habell.<br />
Unter den Geschlechtsverrichtullgen kommen alle Vorgällge ZUl'<br />
Sprache, welche ZUl' Fortpflanzung der Art in einer umnittelbaren<br />
Beziehullg stehen. Diese Vorgänge sind verschieclenartig bei den<br />
beiden Geschlecl1tern: der Maull producirt den Samen, das Weib<br />
abel' erzeugt die Eier, welche durch den männlichen Samen befi-üchtet<br />
werden. Das -Weib steht ausserdem in einer lllehr andauernden,<br />
materiellen Beziehung ZUl' Frucht: die Bildung, Entwickelung<br />
und Gc;burt der :E'rucht, c1esgleichen auch die erste extrauterine<br />
Ernährullg gehen yon der Mutter aus und werden den<br />
geschlechtlichen oder Fortpflanzungsverrichtullgen zugezählt.<br />
Die Vorgänge und 'l'hiitigkeiten im thierischen Orgunismus hängen allscitig<br />
linter einunder zusammcn unel sind gegenseitig van einunder abhängig; aus<br />
diesem Grunde muss jede Eintheilullg unvollkolllmen sein, was offenbar auah<br />
yon der yoranstehul1l{en gilt. Die Geschlechtsvenichtungen sind zum Theil El'nilhrungsvorgiinge,<br />
zum Theil' unimulische Pl'ocesse, und das Einthcilungsprincip<br />
geht verloren, inelem sie als dritte Klasse den Ernährungs- und lleziehungsvel'rÎchtungen<br />
un die Seite gestellt werden. Einu cbenfalls ungenommene Ein-<br />
- 19 -
El'stes Ruch.<br />
Ernäh rungs vo rg;änge.<br />
§ 3. Eintheilung der Ernährungsprocesse.<br />
Bei der Lehre vom Stoffwechsel in der allgemeinen <strong>Physiologie</strong><br />
wird das Blut als Centrum dieses vVechsels betrachtet werden: es<br />
kOIlllnt dort die Blutbildul1g aus den aufgenonlluenen Stoffen ZUl'<br />
Untersuchung, femel' daml die Bildung der Gewebe und der Absonderungen<br />
aus den Blutbestandtheilen, und zuletzt werden allch<br />
die aus del11 Körper ausgeschiedenen Sub stanzen mit dem Stoffweehsel<br />
in den Geweben und im Blute in Beziehung gebracht<br />
werden.<br />
In der speciellen <strong>Physiologie</strong> ist die nämliche Reihenfolge in<br />
Betreff del' Ernahrungsvorgänge einzuhalten. Das Blut kaml nul'<br />
daml Centrum <strong>des</strong> Stoffwechsels sein, wenn es in Bewegung ist:<br />
<strong>des</strong>halb wird zuvöl'derst der Blutkrcislauf betrachtet. - Bei del'<br />
Blutbildung erleiden die van aussen aufgenOnll11enen Stoffe physikalische<br />
und chemische Veränderungen unter dem Eillfl.usse eiller<br />
Menge von Apparaten, welche ZUl11 Verdauungsapparate gehöl'ig<br />
sind. VVir werden <strong>des</strong>halb die Lelll'e von der Verdauung nachfolgen<br />
lassen, an welche die Absorption im Danukanale, die Bildung und<br />
Bewegung <strong>des</strong> Chylus und der Lymphe sich alll'eihcn. - Die Ernälll'ung<br />
del' Gewebe und die Absollderung gehören in die allgemeine<br />
Physiologic. Die Entfen111ng der Residuen <strong>des</strong> Stoft\vechsels<br />
abel' erfolgt lUlter Mitwirkung bestilllmer Organe, und die Bezielmng<br />
za diesen Organen lllUSS in der speciellen <strong>Physiologie</strong> erörtert<br />
werden, in der Lehre von den Ausscheidullgen.<br />
- 21 -
Ungewöhllliche Widel'stände. 71'<br />
§. 27. Andere ungewöhnUche Widerstände.<br />
Der Widerstand, welchen eine Flüssigkeit beim Strö:Q.1en durch<br />
eine Röhre findet, rührt, wie wir sahen, davon her, dass die Cohäsion<br />
überwunden werden muss (§ 25): überall, wo Theilchen mit<br />
ungleicher Geschwindigkeit sich l1eben einander bewegen, müssen<br />
Theilchen, welche dm'ch Cohäsion verbunden sind, aus einander<br />
gerückt werden, was ohne Kraftverlust nicht geschehen kann. Fül'<br />
alle Flüssigkeiten, welche del' Röhrenwand adhäriren, gilt del' Satz,<br />
dass die äusserste Schicht in Ruhe verbleibt, die concentrischen<br />
Schichten nach der Axe zu abel' allmälig an Geschwindigkeit zunehmen:<br />
die Theil ch en wel' d en da b ei in paralIe 1 e n Linien<br />
fortbewegt. Bei diesel' Fortbewegungsweise der Flüssigkeit,<br />
welche lllitNothwendigkeit eintritt, wenn die Röhre über cine<br />
gewisse Länge hinaus. ullverändel't bleibt, ist der Kraftverlust alll<br />
unbedeutendsten, weil dabei die geringste Losreissung del' durch<br />
Cohäsion zusanllnenhängel1den Theilchen erforderlich ist. J ede Abweichung<br />
von diesel' Forlll ist l11it einem pesonderen Kraftverluste<br />
gepaart, und die Treib haft erfährt mithin dadurch eine stärkel'e<br />
Abnahllle. Wir haben dies schon bei der Einströmung von Flüssigkeit<br />
aus dem Druckgefässe in eine Röhre gesehen, in deren Anfange<br />
sich der Einfluss der belmnnten cont1'actio venae geltend<br />
macht, ferner auch an Röhren l11it abweehselnder Verengerung und<br />
Erweiterung, wo del' regelmässigen Fortbewegung der Theilchen<br />
um so gl'össere Stöl'ungen erwachsen, je plötzlicher diese Aenderuugen<br />
<strong>des</strong> Lumeus eintreten. Ausserdel11 kommen nuu noch mancherlei<br />
Umstände VOl', welche gleichfalls einen Kraftverlust herbeiführen,<br />
und einige davon müssen wil' 111Ït Beziel1Ung auf den Blutumlauf<br />
näher betrachten. . ,<br />
Bei einer KrÜmlllUl1g der Röhre, wie wil' sie alll Aorteubogen<br />
haben, kOlllll1t ausser del' Störung, "\velche die Geschwindigkeitshöhe<br />
erfährt, die centrifugale Kraft in Anschlag, wodureh die fortbewegten<br />
Theilchen eine N eigung bckoml11en, in tangentiaier Richtung<br />
fortzugehen. Die gleichmässige Fortbe\\"egung in paralleien<br />
Linien 111USS hierbei eine Störung erleiden: der Druck wh'd au der<br />
concaven Seite geringer ausfàJlen, so dass cs selbst ZUl' Tendellz<br />
einer Wirbelbildung kOl1unt; die Linie del' grös'stell Gcschwindigkeit<br />
wircl auch nicht in del' Axe <strong>des</strong> Aortenbogens, sondern näher<br />
seiner Convexität liegen, und hier wird die Aortenwand einem<br />
höheren Drucke ausgesetzt sein.<br />
- 83 -
76,<br />
Elastische Röhren.<br />
stellen. Die Gleichlllässigl;:eit <strong>des</strong> Ausfliessens wird alll grössten,<br />
wenn del' vVidel'stand sich noch weitel' dadurch erhöht, dass das<br />
Röhrenende engel' wil'd oder in eine Anzahl feiner Röhl'chen sich<br />
theilt In diesem Falle wird die Flüssigkeit in der elastischen Röhre·<br />
continuirlich einen erheb1ichen Druc1e ausüben, und nUl' entsprechend<br />
del' Einströlllung und der Abschliessung der Fhi.ssigkeit wird<br />
ein, verhältnissmässig geringeres Steigen und :fallen wahrgenommen<br />
werden. - Je weniger Veränderung der Druc1e durch jede<br />
\Yelle erfähl't, um <strong>des</strong>to gleichmässigel' erfolgt das Abfliessel1, welches<br />
durch den Druck bestimmt witd. Ist nun del' E1asticitätscoefncient<br />
niedrig, so wird die F1üssigkeitslllenge, welche durch Eine<br />
Welle eingetrieben wÎl'd, eine bedeutende Druckerhöhung ZUl' Fo1ge<br />
haben, und ulllgekehrt wird durch das Ausfliessel1 einer bestÎmmten<br />
Flüssigkeitsmenge del' Druckwerth seh1' herabgesetzt werden. Es<br />
fo1gt hieáms, dass bei einem grossen Elasticitätscoefficienten der<br />
Dl'uck die geringsten Schwankullgen erleiden, del' Ausfluss also am<br />
regelmässigsten er'folgen wird. - Den näm1ichen günstigen Einfluss<br />
auf die G1eichmässigkeit <strong>des</strong> Drucks und <strong>des</strong> Ausflusses hat es,<br />
wenn die elastischeRöhre sehr geräumig ist, weil alsdanll der Dl'llck<br />
dm'eh eine bestim111te Vel'lnehrung oder Verl11indel'l1l1g <strong>des</strong> Inhalts<br />
weniger vel'ändel't wird. - Endlich kOllllllt auch noch die Geschwindigkeit<br />
in Ansch1ag, in welcher die Wellen auf einandel'<br />
folgen. Je kürzeI' die Pausen zwischen zwei Wellen sind, U111 so<br />
meh!' werden del' Druck und das Ausfliessen gleichl11ässig bleiben,<br />
die nul' abnelunen in dem Maasse, als wähl'Èmd der Pause F1ûssigkeit<br />
ausfliesst.<br />
Wenden wil' dieses auf den B1utmnlauf an, so ist lcicht einzusehen,<br />
dass 'der bedeutende Widerstand in der B1utbahn, nal11ent-<br />
1ich im Capillarsysteme, der grosse Elasticitätscoefncient, zuma1 in<br />
den kleinern Pulsadel'll, die grosse Geräumigkeit <strong>des</strong> Arteriensystemes<br />
in seinen kleinsten Veräste1ungen, endlich auch die schnelle<br />
Fo1ge del' Herzschläge auf die Gleichl11ässigkeit <strong>des</strong> Blutstromes<br />
durch die Capillaren und <strong>des</strong> Einströmens in die Venen einen förderlichen<br />
Einfluss üben l1lÜssen.<br />
Volkmarm (Hämodynamik S. 80) hat die Erscheinungen der Wellenbewegung<br />
<strong>des</strong> Wassers in elastischen Röhren untersucht. El' benutzte hierzu einen<br />
ûemlich dünnen Darm, z. B. von einer jungen Ziege; derselbe wurde mit dem<br />
Druckgefässe mi tt eist eines messingenen Hahns in Verbindung gesetzt, welcher<br />
letztere durch ein Pendel oder auch mit freiel' Hand l'hythmiseh geöffnet<br />
und gesehlossen wUl'cle. Auf dem Darme wurden Druekmesser befestigt, als<br />
kurze metallene Cylinder, welche denn auch die Elasticität daselbst unterbrachen.<br />
An das Ende <strong>des</strong> Dal:mes wurde noch eine kurze messingeneRöhre be-<br />
- 88 -
82<br />
b -a<br />
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Stl'om- lInu Wellcnbc\\ egung.<br />
- 94 -<br />
Fig. 25.<br />
r<br />
/<br />
r<br />
(}------<br />
(J-<br />
H<br />
I<br />
J
Geschwindigkeit der B1utbeweg-ung. 105<br />
Wie dankenswerth daher auch Vollcmann's und VierOl'dt's Versuche sind,<br />
man darf nicht sag-en, die Stromgeschwindigkeit in der Carotis sei daclul'ch<br />
ganz gen au bekannt geworden. Erfl'eulich ist es abel' gewiss, duss bei zwei<br />
dul'chaus von einandel' abweichenden Methoden ziemlich übereinstimmende<br />
llesultate el'zielt' worden sind.<br />
Beim Hunde fand Volkmann (Hámodynamik S. 204) in der Carotis als<br />
Minimum v = 205 Mil!., als Maximum v = ::J5i Mill. Bei einem Pfel'de fand el'<br />
in del' Maxillaris v:= 232 " in del' Carotis nach Unterbindung del' Maxillaris<br />
v = 306; bei einem andcrn Pferde abel' war v in den niimlichen Arterien =!HJ<br />
und 431 Millim. In del' Art. metatarsi eines andern Pfer<strong>des</strong> wal' v nul' = 56 Mill.<br />
Die grössel'e Geschwindigkeit in JJ.üttenheirn's Beobachtungen (Obsm'vationes<br />
de sanfJuinis ci?'culatione ltaemodromometri ope instituiae. Hal. 1846) schreibt<br />
Vollcmmm del' mindercn 'l'üchtigkeit <strong>des</strong> ersten Apparates zu.<br />
Par/et (Land. med. Ga;;. 1842. Vol. 2. p. 553) hat die Grösse del' ArterÎell<br />
gemessen Ulul ein constantcs Verhältniss zwischen dem Lumen <strong>des</strong> Stammes<br />
Ulul del' Aeste in verschiedencn Leichnamen gefunden. Es verhielt si eh nämlich<br />
del' Stamrn zu den Aesten an :<br />
Al'CUS AOI·tac. J : J,055<br />
Innominata . 1 : 1,1·17<br />
Cal'otis communis 1 : 1.013<br />
C al'otis extema . 1 : 1, 190<br />
Subclavia . . . . . 1 : 1,055<br />
Aorta abdom., bis ZUl' letzten Lumbalis 1 : 1,183<br />
AOI·ta abdom., kurz VOl' ihrel' Theilung 1 : 0,893<br />
Iliaca communis 1 : 0,952<br />
Iliaca intema 1 : 1,150<br />
Gleichzeitig mit PafJet haben auch Dondm's und Jansen ähnliche Messungell<br />
vOl'genommen, deren llesultate abel' nicht veröfl'entlicht wurden, weil sie mit<br />
den PafJet'schen, selhst einschliesslich der erwähntell Ausnahmen, übereinstimmtcn.<br />
"'Vil' füln'en davon nul' folg-ende Befunde an:<br />
Aorta abdo11linah's, kul'z VOl' derTheilung 1: 0,9·11<br />
Ih'aca communis . . . . . . . . 1: 0,953<br />
Die Cruralis fan den wir, nachdem die bedeutende F81l1oralis }Jl·.jundlt und<br />
andere kleine Aeste abgegeben waren, im Lumen nul' wenig verkleinert. Folsnel'<br />
(Diss. de neXl! inter w·tcl·iarll11l truncos et ?'amos exorientes. Gl'oning. 1 S55)<br />
fand ebenfalls eine Verengerung <strong>des</strong> Lumens an der 'l'heilullg der Aorta in die<br />
beiden Iliacae, und beständig eine ZUllahme <strong>des</strong> Lumens beim Abgangc del'<br />
Coeliaca und der Renales.<br />
Die Geschwindigkeit <strong>des</strong> Blutstroms im Stamme und in den Aesten y(ll'hält<br />
sich nun umgekehl'i proportional den anl?egebnen Lumina. In<strong>des</strong>sen fragt<br />
es sich, ob nicht et wa der Blutdruck in den Arterien wiihrend <strong>des</strong> Lebens, wadul'ch<br />
sie alle weitel' werden, auf' das Verhalten der Lumina von EinHuss ist.<br />
Deshalb legen wil' jenen Ergebnissen keinen entscheirlenden ",Verth bei.<br />
Viel'01'dt (Stromgeschwindigkeit <strong>des</strong> Bluts u. s. w. S. 63) hat eine eigenthümliche<br />
Methode befolgt, um das I"uman der Gcfässe zu messen, und er<br />
hat selbst arn leb enden <strong>Menschen</strong> das Lumen del' Raclialis annähernd zu bestimmen<br />
gesucht. CA b erle, die Messung der Arteriendurchmesser nm lehenden<br />
MenscheJl. 'l'übingen 1856 und Arch. f. phys. Hem,. lS5G. S. 5ï3.) Vornämlich<br />
Kl'az/se's Messungen del' Gefässkalibar zu Grunde legend, hat Viel'Ol'dt<br />
(Stromgeschwindigkeit u. s. w. S. 105) die appraximatiyen Werthe der dut'ch<br />
die Hauptprovinzen <strong>des</strong> Arteriensystems Hiessenclen Blutmengen und deren<br />
Gesch windigkeit herechnet.<br />
'. Um v in der Aorta zu berechnen, füllte Volklllann die Aorta mit Injectionsmasse<br />
unter einem Dl'ucke" wodurch die Caratis ihr n01'l1utlos Lumen bokam,<br />
und el' bestimmte nun auch das Lumen del' Subclavia, del' Innaminata, der<br />
Aorta vor und nach der Ahgabe der lnnaminata. Bei dem Rolchel'gestalt bekannten<br />
Verhiiltniss <strong>des</strong> ])urchschnitts der llluibahn konnte aus der ermittelten<br />
Geschwindicrkeit in del' Cal'otis (unter Voraussetzung gleirhar Gcschwindigkeit<br />
in del' Subclavia Ulul del' niimlichen Geschwindigkcit in der Anonyma<br />
- 117 -
118<br />
Puls del' Arterien.<br />
Pulses. Es betrifft diese Ausdehnung eben sowohl das Lumen del'<br />
Arterien als deren Längc. All l11anchen oberf1ächlichen Arteriell,<br />
z. B. an der Radialis, an der Tel1lporalis kannl11an, zumal bei magern<br />
Individuen, die Ausdehnung sehen: an del' Radialis bemerkt man<br />
cine geringe Erhebung der Häut, all del' Temporalis ein Grösserwerden<br />
der Kriinullungcn in Folge der Verlängerung <strong>des</strong> Gefässes.<br />
Letzteres ist noeh deutlicher an elen Aesten eler Mesenterica, ,,,enn<br />
bei einem lebenden Thiel'e der Bauch gcöffhet wird. Auch an den<br />
kleinsten Al'terien der pia mater haben wir das nämliche gesehn.<br />
Sincl die Arterien von vielen w,eichen Theilen bedeckt uncl genau<br />
umschlossen, sa el'fahren sie nicht jenen Gmd von Ausdehnullg,<br />
cler sich bei dem näl11lichen Blutdrucke einstellen wiirde, weim sie<br />
ganz frei lägen. Auch aie Verändel'ung cles Lumens dUl'ch elie Systole<br />
wirel bei 80lchcn Arterien weit geringer ausfallen. Es folgt<br />
hiel'aus, dass der Blutdruck nicht blos clurch die Gefässwände, sondern<br />
theilweise anch durch die ulllgebellden Gewebe getragell wira;<br />
der clurch jede Systole verstärkte Drnck wird daher den umgcbenden<br />
Gewebcn eben sa wie dem drückenden Fingel' lllitgetheilt. In<strong>des</strong>sen<br />
ist clie AusdehuUllg an blosgelegten Arterien nicht immer<br />
cleutlich sichtbar, was eler geringen AusbreitUllg der Ausdehnul1g<br />
$I zugeschrieben werden nmss. Poi<br />
-<br />
" -<br />
10 _<br />
IU ;:<br />
h<br />
- 130 -<br />
seuille' s Versuche wiesen abel' nach,<br />
class die Ausdehnung alsdann doch<br />
nicht gänzlich fehlt (Fig. 43). Einc<br />
blosgclegte Arterie ik kom1l1t in<br />
das Kästchen Ct b c cl zu liegen, wclches<br />
aus zwei senhecht in einander<br />
verschiebbal'en Stückel1 besteht,<br />
zwischen denen zwei Oeffl1ungen<br />
lm und no übrig bleiben. Eine<br />
feine graeluirte gliisetne Röhre he<br />
steht auf diesem KUstchen und dient<br />
dazu, dieses mit Wasser zu erfüllen.<br />
'Aus den Schwankungen <strong>des</strong> V'iTassel's<br />
in der fcinen Röhre lässt sich die<br />
Fig. 43. Ausdchllllng der Arterie bestill1-<br />
men; sie betrug in Poi8euille' s V crsuchen fast -ilo·<br />
Fi". J3. l'oiscuille's Apparat, urn die Ausclchnung del' pulsirenden Arte-<br />
1'Îen wallrzunehmen, nach VaZcl/tiJl.
Vngleiehe Bewegung del' Blutbestandtheile.<br />
kÖl'pcrchen nicht selten einige Augenblickc ruhig vcrharreIL Man chmal<br />
werden auch die gefärbten Blutköl'perchen dadurch zurüàgchaltcn,<br />
und so kann es geschchen, dass in cinem Haargcfässe cinc Zeit<br />
lang keine Blutköl'perchen strömcn und del' Kl'cislauf hiel' wil'klich<br />
zu stocken scheint, obwohl del' Liquor sanguinis in den Zwischcnl'äumen<br />
seinen Weg fortsctzt. pftma1s sicht man abel' auch dic gefärbten<br />
Blutkörperchen an den farblosen vorbeistrcichen, indem sic<br />
sic11 verlängern, vcrschmälern und abplatten , 'und a1sba1d wieder<br />
ihrc Form a11neh111en, sowie sie vorbei sind. Auch ohne cine 801che<br />
partielle Verstopfung dureh ein farbloscs Körpel'chen können dic<br />
Blutkörperchen manchmal einige Zcit hinclurch an einelll der C0111lllunicirenden<br />
Aestchen vorbeistreichen, so dass dieses nul' Lt'quol'<br />
sal1guinis dUl'chlässt, bis gewölmlich ein gefärbtcs KÖl'pcl'chen sich<br />
wiederum Bahn durch das Haargcfäss bricht, ;worauf dann vielc andere<br />
nachfo1gen.<br />
'So lange man die Bedeutung der Ernährullgsfiüssigkcit l1Îcht<br />
vollständig begriff'en hatte, gab man sich viele Mühc, nachzuweiscn,<br />
class zwischen den blutführenden Capillarenl10ch ein feineres Capillal'systcl1l<br />
vorkäme, welches im normalen Zustande kein rothes Blut<br />
führt und nul' mit LÛjlt01' sanguinis erfüllt ist. Das V orkol11men diesel'<br />
feinsten sogel1al1ntcl1 Vasa serosa i,st abel' durchaus uncrwicscn.<br />
Veber den farblosen Saum sind Sclmltz (System del' Circulation S .. 10),<br />
Poiseuille (p. 1-1-1), R. JVag1ter (Beiträge ZUl' vergt Phys. 2. Heft), Weber (.I.1[{illO1"S<br />
Archiv, 1837. S. 267), Asclwrson (Ebendas. S. 25i), UIlige (Ann. <strong>des</strong> Sc.<br />
na!. j S:J9. p. (ja) zu verglcichen. Sehr leicht bemerkt man uenselben, zumal<br />
bel gutgenàhrten Frösch\:ln, in den Gefässen <strong>des</strong> Mesentel'iums. :Man sieht den<br />
Saull1 ebensowohl an den Händern del' Gefà.sse als an del' Obt'rfiäche, wo dio<br />
farblosen Körperchen bich ebenfnlls langsam fortbewegen, wahl'end del' centrale<br />
Cylinder lUit Geschwindigkeit t'orteilt. Nach TVI/((l'ton Joncs (G/!y's IIospital<br />
Reports 1850. Vol. 7. P. I. p. j!J) ist der helle Saull1 in den kleinen Venen deutlicher<br />
als in den kleinen Artel'Ïcn, wo die Geschwindigkeit der Strbmung die<br />
'IVahl'l1ehmllng behindert.<br />
Vebor den Grund, wnrum die fnrbloscn Körperchen sich zunächst don<br />
'IVandungen der kleinen Blutg'efässe hin bewegen, haba ich frilher (Ned. Lancet.<br />
a. Sm'ie V. 130) einen Wink f'allen lassen, welchell weiter zu verfalgen G(/nning<br />
(Arcl!. f. d. holl. Beiträge. Bd. 1. S. 313) Veranlassung' genomlllen hat.<br />
Die Gestalt llnd das sJlecifische Gewicht der Körperchen kommen dabei in Betracht.<br />
Die farblosen Körperchcn sind sphäroidisch. Da nun nacl! der Axe <strong>des</strong><br />
Gefässes hin die Strolllgesch\\'indigkeit zunillllllt (§ 25), so ist jene Hitlfte <strong>des</strong><br />
cinzclnen KÖl'perchens, welche der Axe zunächst sich befindet, einem l't\schern<br />
Stroll1e ausgesetzt, als die andere I-lillfte j <strong>des</strong>halb I11USS sich das Kbrpèrchcn<br />
drehen, und zwar UI11 eineAxe, deren Fláche senkl'ccht auf del' Stl'olllesrichtung<br />
steht. Hielt nun die, GeschwindiO'keit, ll1it welcher das Kbl'perchen sich bewegt,<br />
den Geschwindigkeiten der auf dasselbc einwirkenden Stl'ölllchen das Glcichgewicht,<br />
80 wlinle cs seinen 'IVcg parallel der Axo fortsctzen. Oft'cnbar winl abcr<br />
ein gewisser 'l'heil del' Arbeit, welche auf' das Körperchen einwil'kt, ZUl' Drehung<br />
Ull1 die Axe verbralIcht, und so wird seino Geschwindigkeit unterhalb dos<br />
l\littcls del' Sälllll1tlichen Stl'ölllchen bleiben müssen. lIieraus folgt, dass der<br />
Widerstand, ",dellen der nach der 'IValldung hin gelegene vorc1ol'e Thei! <strong>des</strong><br />
- 147 -
Lage der Centralol'gane. 147<br />
nieht nuf den frühern Stand zurück, sondern es verhal'l'te auf 1 DO!) Millim. Diesel'<br />
höherc Stand in<strong>des</strong>sen rührt nicht davon her, dass del' Blutdruck bleibend<br />
el'höht ist, sondern nul' dav on" dass dUl'ch die Klappen dlls Ruckströmel1 deR<br />
einmal eingcdrungenen Bluts behindert wirc1. L7edwig und lJIo[Jk fanden ebenfalIs,<br />
dass die Flüssigkeit nicht wieder auf den frühern Stand zurücksank,<br />
wenn sie durch einen äussern Druck auf die zufuhrenden Venen das Manometer<br />
hatten steigen la'ssen ; sie konnton in den aufsteigenden Arm <strong>des</strong> Manometers<br />
noch mehr Flüssigkeit giessen, ohne dass die Flüssigkeit in die Vene zurücktrat,<br />
wodurch also der Seitendruck noch höher stieg. Diesel' letztere Versuch<br />
beweist zugleich, dass die Klappen in den Venen an manchen Stellen wenigstens<br />
die Ruckkehr <strong>des</strong> Bluts ganzlich abschliessen können. Bei unsern Versuchen<br />
über die Ausdehnungscoefficienten del' Venen fan den wil' das Námliche<br />
an der J ugularis <strong>des</strong> Itin<strong>des</strong>. Das massige Sinken <strong>des</strong> Manometers beim Aui::<br />
hören der Muskelwirkung muss del' Ausdehnung del' Vene in del' Nähe der<br />
Klappen und dcm theil weisen Zurückweiehen diesel' letztern zugeschrieben<br />
werden; auch kann wohl beim Schliessen der Klappen ein Theil <strong>des</strong> Blutes<br />
entwl'ichen.<br />
Poiseuille's Versuche lehren mithill den normalen Blutdrnck in den Venen<br />
durchaus nicht kennen, ,vielmehr erhàlt man' damit am zwei Grimden cine zu<br />
hohe Ziffer. Zuerst nämlieh wird dabei eine Vene, und zwal' im Allgell1einen<br />
ein Hauptstamm, dUl'ch das Manometer verstopft, was eine hedeutende Erhöhung<br />
<strong>des</strong> BIutdruc1.s in diesel' Bahn ZUl' Folge haben muss; zweitens abel'<br />
giebt sieh ein vorübergehend erhöhter ])ruc1., der (.hu'ch Muskelwirkung oder<br />
dureh andere Ursachen zu Stande 1.ommt, am Manometer nuf anduuerndc<br />
'Weise kUlld.<br />
§ 54, Einfiuss der Lage der Oentralorgane im Verhältniss zu den Lungen<br />
und zum Mechanismus <strong>des</strong> Athemholens', Nonnengeräusch.<br />
Der Blutdruck in den Venen whd sehr wesentlich durch den<br />
Mechanismus <strong>des</strong> Athemholens modificil't, sa wie dUl'ch die Saugkraft,<br />
welche das Herz und die Artel'Îenställlllle der Brusthöhle zu<br />
Folge ihrer Lage auf das übrige Blut ausüben. Oifenbar ullterliegen<br />
die Venen illl Al1gemeillen nach aussen del11 Drucke Einer Atmosplläre.<br />
Wenn vom Blutdrucke oder vam Seitendrucke <strong>des</strong> Bluts clie<br />
Rede ist, sa wird darullter das Plus verstanden, U111 wclches dies er<br />
Druck sich über den Druck einer Atmosphäre erhebt. Finc1et man<br />
fill' eine Arterie den Blutdruck = 160 Mil1. Quecksilber, so ist er<br />
in der Wil'klichkeit = 160 Mill. + 1 Atmosphäre, weil auf die<br />
Aussenfläche wenigstens cÏne Atmosphäre clrilekte. - An den meisten<br />
Stellen ist der Drude auf die AussenfIäche abel' sc1bst noch<br />
grösser. Sa können c1ie umgebcnden Theile, namentlich beim<br />
Eindringen jeder Blutwelle, die Arterie stützen, oder mit andern<br />
vVorten auf deren Aussel1:fIäche clriicken; sa werden die Gcfässe<br />
in der Bauchhöhle dem Drucke van 111ehr denn Einer Atmosphäre<br />
unterlicgen, weil die contractilen VVände diesel' Höhle, zumal<br />
bei der Illspiratioll und bei der Bauehpresse, wo die Bauchmusko1n.<br />
und das Zwerchfell zusammenwirkell, slcl1 der Atmosphii.rc,<br />
10 lI<<br />
- 159 -
DÜl1l1dal'mvel'dauuug. 231<br />
<strong>des</strong> Magensaftes allhaltend beitl'agell. EillC zwei te Thatsache, wclcho fûr den<br />
!lil'ecten Ein:Huss der Vagi auf die MagenverdmLUllg VOll grosser Bedeutung ist,<br />
h:lt Bel'nal'll (Comptes 1'Imdûs. 20. jYlai 1844) mitgetheilt. Als el' eincm Hunde,<br />
dem die Vagi ·dul'chsehnittell worden waren, eine l\landelemulsion boibraehte<br />
UIld eine halbe Stunde darauf ein Gramm Amygdalin, so starh das Thier hald<br />
darauf unter den El'seheinungen einer Blausaurevergiftullg. J:labbenet bemerkte<br />
bei eillem derartigell Vel'suohe einen Blausauregel'uch aus del' kÜllstlichell l\lagenfistel<br />
eines Hun<strong>des</strong>. Hieraus sohliesst Bel'nal'd, dass naoh Durohschlleidul1g<br />
del' Vagi die Verdauul1g,eine 8törung erleidet.<br />
Viel grosseren Einfluss scheil1en aber nach den schönen Versuehen yon<br />
Pinc!(s (llIeissnel"s Jahresbericht f. 1856. S. 352) elie zu dcm unterell Theil <strong>des</strong><br />
Vagus tretenden Fasern auf die :Magensecretion auszuûben. 'Vie obcn angeflihrtwurde,<br />
bekam er nul' nach del' DUl'chsclmeidung hu Fommen oesoplw{jcum<br />
vollständige und bleibende Untcl'dl'ückung del' SllUl'en Secl'etion. Zugleich wurden<br />
die Gefässnerven dabei gelähmt.<br />
Ueher diesen Gegenstand, namentlieh aueh über die betreffende Litel'atul'<br />
s. Beid (Edinb. meel. aml sur!!. Journ. April 1839 und Ph?J8., anat. anel patlwl.<br />
Resew·c!tes. 1848. p. 240) sa wie das genanute Werk von LonfJct.<br />
Dl'ittes Kapitel.<br />
Verdauung dUl'eh die Säfte im Dünndarme.<br />
§ 84. Begri:lf nnd Eintheilung.<br />
vYährend die ill1 Magen gelöstcll Substanzen dort schon ZUlll<br />
Theil aufgesaugt werden, tritt ein anderer Thci!, l1alllelltlich die<br />
Fette, ,l11it' den l1ichtgelösten Bestandtheilen in den Dünndal:m liber.<br />
Durch Einwirkung verschiedcnor Flüssigkeiten wircl der grösstc<br />
Theil diesel' Substanzen ill1 Dal'l11e ZUl' Auflösl1.ng gebracht oder wenigstens<br />
ZUl' Aufsaugung vorboreitet. Die einwirkenden Säfte werden<br />
ZU111 kleinern Theile von don Drüschen der Darll1schleimhaut<br />
abgesondert; dazu kOll1Illen abel' noch zwei wichtige FlüssigJ.:eiten,<br />
die Galle llämlich uIld der pmlheatische Saft. Die Gal1e, von der<br />
Lebol' stammend, wird dm'ch den Gallengang , das Product <strong>des</strong><br />
Pankreas durch den 1Virsung'schell Gang in den Zwölffillgerc1arm<br />
ergossell, so dass sich also diese Flüssigkeiten den aus den Magen<br />
kOll11l1enc1en Substanzon sogleich beimischen. Galle, clio in den<br />
Magen gelangt, bewirkt dort eine Verdauungsstörung'.<br />
Diese Fliissigkeiten haben wir nun 11ach ihrem Urs})l'tmge SQwohl<br />
als llach ih1'e111 Ein:B.usse auf die Verclauung eillzclll zn betrach;<br />
ten, alsclaull abm: ihrc gcmeinschaftliche \Yi1'kun§, zu erforschen.<br />
Vlir handcln c1eshalb naçh einanc1cr; 1) vom Dal'l11Jmnale und vom<br />
Dal'lllSaftc; 2) von del' Leber und del' Galle; 3) VOll del' Btmchspcicheldrüse<br />
und dom pal1krcatischcll Safte.<br />
\ '<br />
- 243 -
:250<br />
Ort der Gnllenbildung.<br />
Gl'ün um; dm'ch Desoxydation 1.ann ab!:'1' die gelbe Farbe wieder hervol'treten.<br />
Mehre1'e pflanzenfressellde Thiere (Schaf, Kaninchen, Gans) haben schon eine<br />
grüne Galle. (lJz'ddC1' ulld Schmidt, a. a. O. S. 212.)<br />
GOl'Up -lJesanez (Ulltersuehungen über d. Galle. 18'16. S. 41) fand in der<br />
Galle eines altellMannes 9,13 pCt., injener eiues l'2jährigenKnaben 17,19 pCt.<br />
f'este Bestaudtheile. Del' Gehalt del' Galle an festen Bestalldtheilen scheint bei<br />
vel'schiedeuen 'l'hiel'en nul' wenig zu val'iil'en, obwohl die Zusammensetzung der<br />
Galle ûbrigens sehr versehieden ist. Hauptsäehlieh v(!.riil't del' SehwefelgehaJt,<br />
ulld nach <strong>des</strong>sen Menge riehtet sieh die 'l'aurinquantität, die man aus del' Galle<br />
bekommen kann. (S. Allg. Phys.) Statt del' Cholalsiiure (ctOH" 0" j}liddel',<br />
C" H40 0'0 Stl'ecker) , die mit 'l'aurin sowohl als mit Leimzueker gepaart in der<br />
Oehsengalle uIJd in del' MenscheIJgalJe vorkommt, el'hält man nach Oundelach<br />
uIJd Stl'eckm' (Liebiq's Anna!. Bd. 42. S. 206 u. Bd. 70. S. 1 in) aus der Schweinsgalle<br />
Hyocholalsàui'e (C OO HSO OS) , die mit Leimzucker gepaal't Hyocholsàure<br />
(0" H"" 0'0 N°) bildet, abel' auch mit 1'aurill gepaart als HyocholinsäUl'e<br />
(C'" HO" 0 '2 N' S') vorkommen soll. Die Schweinsgalle enthält sehr ",enig<br />
Schwefe!. Endlich hat Stj'ccker in der Schweinsgalle ein Alkaloid gefunden,<br />
.",elches noch l1äherer Untersuchung beclarf.<br />
Auff'allend ist es, dass die Galle der Seefische fast nul' KaliRalze, jene del'<br />
pflanzenfl'essenden Säugethiel'e fast nul' Natronsalze enthält; die Nährweise<br />
diesel' Thiere liess gerade das Umgekehrte vermnthen. Das Vorhandensein kohlensaurer<br />
Salze in del' fris eh en Galle in gleieher Weise wie im Blute, haben lJ[ulder<br />
(Phys. Chemie S. 995) und Lelnnann (Lehrb. d. phys. Chemie .. Bd. 2. S. 58)<br />
dargethan. Die Asehe aus der GalIe wurde von TVez'denb/iscl! (El'dmaun und<br />
1I'[(tj'cltand's J oum. f. prakt. Ohemie. Bd. 48. S. 58) untersucht. Es wird dureh<br />
diese Untersuchung ûber den Gehalt an versehiedenen anorganischen Substanzen<br />
in der unvel'brannten Galle nul' wenig Aufschluss gegeben. Chlornatrium<br />
nimmt ,ohne Zweifel die erste Stelle ein; es sind abel' au oh die Phosphate in<br />
grosser Menge vOl'handen.<br />
§ 98. Gallensecretion.<br />
Die Galle wird in den Leberläppchen abgesondert. Ohoe Zweifel<br />
erfolgt ihre AbsOlldel'ung untel' M.itwil'kung der Leberzellen, in<br />
dènen bereits einige Bestandtheile der Galle vorlWllllllen. Aus der<br />
anatomischen Verbreitung der Gefässe crgiebt sich abel' mit Zuverläss:igkeit,<br />
dass die Gallenabsonderung aus vellösem Blute erfolgt.<br />
Die Aeste der Pfortadcr bilden nicht blos Capillarnetze zwlschen<br />
den Leberzellcn, sondern sie nehmen auch den grössten Theil<br />
<strong>des</strong> Blutes der Leberarterie auf, nachdem dieses bcreits ein Capillarsystem<br />
in jenell Theilen, welche ausser dem eigentlichell Lebergewebe<br />
in dem Orgallc YOrlWlllmen, durchlaufen hat. Nul' kleine<br />
Aestchell der Leberarterie gehen als Capillaren in das CapiIlarnetz<br />
der Pfortader über. Während die Gcfässwände und andere Theile<br />
der Leber zu ihrer Nutritiou arterielles Blut aufllehmen, gelangt<br />
somit eigentlich gal' 1\.ein artel'ielles Blut zwischell die Leberzellen,<br />
und wenll auch einzelne Capillaren an der Obel'f!äche del' Läppchen<br />
artenelles Blnt führen, so kann doch bei den Leberzellell von einer<br />
gesonderten Functioll der N utritiol1 nnd der Secretion nicht die Hede<br />
sein. Beiderlei Thätigkeiten fallen zusal11men und werden YOll dcr<br />
- 262 -
Gallenbilclung. 251<br />
allgel11ein durchträllkenden Ernährungsfiüssigkeit ausgefühl't, die<br />
fast ausschliesslich den lnhalt der Leberzellen bildet.<br />
Die aus dem Blute ins Leberparenchym austretenden Substanzen<br />
müssen Reihen von Zenen durchlaufen, bevor sie die kleinsten<br />
Gallenkanälchen el'l'eichen können, oder wenn Drüsenkanälchen<br />
in den Leberläppchen vOl'kol1unen, so sind die se hier stnà:er mit<br />
Zellen angefüllt als in andern Drüsen. HicrdUl'ch wird es schon<br />
wahl'scheinlich, dass die wesent1ichen organischen Bestandtheile der<br />
Galle in den Leberzellen sich bilden und nicht blos aus del11 Blute<br />
transsudil't werden. Die Bildung Yon Zucker" del' a1l1l1älig ins Blut<br />
zurückkehrt, so wie von Harnstoff in der Leber ist Beweis genug<br />
dafür, dass dort eine lebbafte Stofful11wandlullg VOl' si eh geht. Weim<br />
also' auch Sp uren organischer Gallenbestandtheile 'illl Blute angetroffen<br />
worden sind, so dienen die anatomische Zusaml11ensetzullg<br />
del' Lebcr und die unverkcnnbaren Metamorphosen innerhalb der<br />
Leber gleichwohl zum Beweise, dass die Hauptbestalldtheile, welehe<br />
in der Galle gefunden werden, nul' el'st in del' Lebel' entstanden<br />
sinc1. vVie man sich ihre Bildung aus andel'l1 Stoffen in Vel'bindung<br />
mit der Bildung von Zucker, von Harnstoff und andern Substanzen<br />
zu denkcn habe, wil'd in del' Allg. Phys. erörtel't. - \Vas von den<br />
Hauptbestandtheilen gilt, das nndet.abel' weder auf die Cholcsterine,<br />
noch auf die übrigen Fette, noch auf die Salze Anwelldung.<br />
'Weun auch die Fettelltwickelung in den Leberzellen zu den gewöhnlichen<br />
Erscheinungen gehört, so folgt daraus noch nicht, dass<br />
das Fett hier gebildet und nicht aus dem Blute zugeführt wird.<br />
Für das Letztere spricllt sogar del' grössere Fettgehalt <strong>des</strong> Pfortadel'blutes.<br />
Die Lcbel·zenen scheinen persistirellde Gebilde zu sein; man<br />
hat keille genügenc1en Gründe fül' die Annahme, c1ass sie, gleich<br />
den Zenen der meisten Dl'üsen, dUl'ch don Secretionsprocess einel'<br />
Auflösung l1nterliegen und dass sie durch neue ZeIlen ersetzt werden.<br />
Sic scheinen nul' c1urch die stets zustl'ömende El'l1ährungs<br />
:fiüssigkeit ausgespült zu werden, welche lllit jenell Snbstanzen theils<br />
in die Gallel1kanäle als Galle, theils in die Lymphgefässe übel'geht,<br />
wobei ausserdem auch Stoffe aus der Leber ins Blut gelangen, fOl'twährendnämlich<br />
Zuckel' und bei behindel'tel' Gallellableitung auch<br />
Gallenfarbstoff, wahrscheinlich zugleich mit allen übrigen Bestancltheilen.<br />
Die abgcsonc1erte Gallenmenge ist im Vergleichc ZUl' Grösse <strong>des</strong><br />
Ol'ganes unbedentend. Durch Anlegung künstlicher GallenfÎsteln<br />
- 263 -
Kanbewegtmge\l. 291<br />
die Zunge von dOl't weggebracht. "tVel1n viel Speichel näthig ist,<br />
so werden die Speisell während <strong>des</strong> Kauens durch die ZUllge<br />
schnen nuch der andern Seite hinübergeführt, wo das Kauen dann<br />
weiter fortgesetzt wird. Während <strong>des</strong> Kauens entleert sieh besollders<br />
der Speichel der Parotis (lel' betreffendï'm Seite. Da der Ductus<br />
Stenonianus sieh über dem zweitell Backzahne <strong>des</strong> Oberkiefers an<br />
der Illuen:fiäehe der Backe öffnet, SQ wil'd diesel' Speichel dUl'eh die<br />
au die Kieier sieh aulegende Backe lUit den ebell gekauten Speisen<br />
unmittelbar in Berühruug gebracht. lst die Zertlleilung und EinweicllUllg<br />
gehörig besorgt, dann kommt der Bissen auf die etwas ausgeb.öhlte<br />
Zungell:fiäehe und unmittelbar darauf wird er vel·sehluckt.<br />
Wir müssen jetzt den Mechanismns <strong>des</strong> Unterkiefergelcnkes<br />
mit del' zugehörigen<br />
Mtlskulatur näher betrachten<br />
(Fig. 78).<br />
Del' Unterkiefer articulirt<br />
ll1it dem Schädel<br />
durch Vennittelung<br />
<strong>des</strong> biconcaven<br />
Zwischellkuorpels(a).<br />
Die obere Gelellkfl.äche<br />
<strong>des</strong> letztern 'liegt,<br />
weuu der Muud geschlossen<br />
ist, auf dell1<br />
hiutern Theile der<br />
couvexeu Gelenkrolle;welche<br />
der querell<br />
("I<br />
W urzel <strong>des</strong> J ochfortsatzes<br />
eb) aufliegt.<br />
Gleichzeitig steht seine<br />
nntere Fläche ll1it<br />
dem vordern Theile<br />
<strong>des</strong> Gelenkkopfes vom<br />
U uterkieferinBeriih-<br />
Pig.78.<br />
rung. Da die Hintel'<br />
:fiäche <strong>des</strong> Unterkieferköpfchens au die vordere Wand <strong>des</strong> knöchernen<br />
Gehörgauges stösst, ,so liegt dasselbe iu der sogenanu-<br />
Fig. 78. Seitliche Ansicht <strong>des</strong> Untel'kiefel'gelenkes, a Del' Zwischenknorpel.<br />
b, Axe der queren WUl'zel <strong>des</strong> Jochfortsatzes. c Axe der Unterkieferrolle<br />
bei geschlossnem Munde. c' Axe del' Unterkiei'errolle bei geöffnetem Munde.<br />
..<br />
- 303 -<br />
19 '"
Absorption durch Blut- und Lymphgefasse. 343<br />
in verschiedenen Geweben, wo dennoch Aufsaugung stattnndet,<br />
hnn zum Beweise dienen, dass auch dur eh die Blutgefasse aufgesaugt<br />
werden kann. Dies ist abel' auch noch durch mehrfache Versuche<br />
dargethan, unter denen jene von Magendie oben an stehen.<br />
Längere Zeit hielt man dafiir, manche Substanzen würden nul'<br />
durch die Blutgefässe absorbirt, andere ganz alleill durch dieLYl1lphgefässe.<br />
A priori muss man die Möglichkeit zugeben, dass in den<br />
Wandungen der Gefässe ein Grund zu solchem verschiedenen Ve1'halten<br />
liegen könne. Es fehlt abel' an ausreichenden Thatsachen,<br />
die zu einel1l solchen Schlusse mit Nothwendigkeit führten. Zuvörderst<br />
ist es jetzt keinem Zweifclmehr unterworfen, dass na1'kotische<br />
Substanzen , die man früher durch die Lymphgefàssc nicht<br />
aufgesaugt werden liess, auch durch diese aufgenommen werden<br />
kannen: die Vergiftungserscheinungen treten nur später ein, wenn<br />
die Arterien <strong>des</strong> Theils, wo die Aufsaugung stattnndet, unterbunden<br />
wurden, und dann kann auch'dieBehinderung <strong>des</strong> Blutumlaufs dazu<br />
beitragen, del' ja die Bewegung und vieUeicht auch die Absonderung<br />
der Lymphe befördel't. - Fernel' nndet man im Chylus alle<br />
Hauptbestandtheile del' Nahrung wieder, und es scheint keine Substanz<br />
zu geb en, die, wenn sie längere Zeit in grosser Menge eingcführt<br />
wird, nul' im Blute und nicht auch zugleich im Chylus allgetroffen<br />
würde. Fette und Eiweisskörper nllden sich in grösster<br />
Menge im Chylus; doch beobachtet man il1l Blute der Pfortader<br />
während der Verdauung ebenfalls einen grössel'll Fettgehalt, und<br />
oben haben wir es schon wahrscheinlich gemacht, dass Eiweisskörper<br />
dur eh die Blutgefässe <strong>des</strong> Magens absorbirt werden. Vom Zucker<br />
nndet man höchstens Spuren im Pfortaderblute sowohl als im Chylus,<br />
was von einer weiteren Zersetzung <strong>des</strong> Zuckers il11 Dal'lllkanaie<br />
herrühren kann. Salze fehlen nicht im Chylus, namentlich ist der<br />
Uebergang <strong>des</strong> Cyalleisenkaliums und <strong>des</strong> Eisenvitriols in den Chylus<br />
nachgewiesen. Fa1'bstoffe werden oftmals im Hame ausgeschieden,<br />
bevor sie sich noch ill1 Chylus nachweisenlassen, unfl müssen<br />
also ins Blut aufgenoll1men worden sein, bei läl1ger dauerncler Zufuhr<br />
in<strong>des</strong>sen werdell sie doch auch im Chylus a11getroffel1.<br />
Es fehlt also an Grül1den zu der Annahl1le, dass die eille oder<br />
die andere Substanz elltweder von den Blutgefässen oder von den<br />
Lymphgefässen ganz ausgeschlossen wird. 'V 011n . von manchen<br />
Substallzen verhältnissmässig sehr wenig in die Chylusgefässe übergeht,<br />
so kann dies davon herrühren, class dieselben seh1' leicht von<br />
den Blutgefässen aufgen0l11l1len werden. Die in die Nutritionsfl.üs-<br />
- 355 -
430<br />
Unterhautbindegewebe.<br />
Vorhaut, ausserdem an der Brustwarze und im Warzenhofe, zumal<br />
bei del' Frau, kommen daneben noch Bundel van Faserzellen Vor.<br />
Diese bilden in der Dartos eine recht ansehnliche Schicht. Im<br />
,Yarzenhofe und an der "Yal'ze schliessen sie sich umnittelbar ans<br />
eigentliche Corium an, zu dem sie grosstenthei1s gehoren. Das<br />
Unterhautbindegewebe bi1det au den verschiedeuen Stellen dcs<br />
Korpers eine ung1eich dicke Schicht, und dieselbe ist auch nach<br />
Alter, Gesch1echt und Indiviclualität verschieden. Das fettlose<br />
Bindegewebe der Augenlider und <strong>des</strong> Ohre6 ist nach K1'ause 1'eich-<br />
1ich i Millim. dick; am Penis erreicht es J Millim., àm Scrotum<br />
1+ Millim. Am Schädel, au der Nase, alll Halse, am Haud- und<br />
Fussrücken, am Knie und arn EUenbogen hat der Panm'cullts acliposus<br />
gut 2 Millim. Dicke. An den meisten andern Stellen erreicht<br />
er 4 bis 13 Millim. und bei wohlbe1eibten Individuen kaun er mehrere<br />
Centimeter betragen , bei magern aber auch unter 2 Millilll.<br />
herabsinken. 1m tiefsten T:hcile<strong>des</strong> Unterhautbindegewebes fehlt das<br />
Fett. Ist das Ullterhautbindegewebe 1l1it den unterliegenden Theilen<br />
nur 108e verbunden, wie a111 Halse, all1 Rumpfe, an den Gliedmassen,<br />
all der Rückenseite van Hand und Fuss, besonders abel'<br />
an den Augenlidern, am Penis, all1 Scrotull1, an der Streckseite der<br />
Ge1enke (wo nicht selten Bursae 6ubcutaneae liegen), dann ist diè<br />
Haut sehr verschiebbar. Nicht so beweglich ist sie dort, wo seh-<br />
• nige Ausbreitl111gen oder Muskeln in die Haut übergehn, besonders<br />
inl Gesichte, a111 Schädel (wo die Beweglic11keit von dem ausdehnbaren<br />
Bindegewebe zwischen Galea aponeurotica und Beinhaut 11erruhrt),<br />
an der :Fusssohie und in der Hohlhand. Die Verschiebbarkeit<br />
del' Haut ist übrigens Ull1 so besclu'änkter, je dicker 4e1' Panniculus<br />
adiposus ist.<br />
Im Unterhautbindegewebe verlaufen die Gefässe und Nerven,<br />
welche sich in der Haut ausbl'eiten. Aber auch schon in ihm geben<br />
die Arterien viele Aestchen ab, die sich in den Bindegewebsbündeln<br />
und besondel's um die Fettzellen der FettklUmpchen verbl'eiten, so<br />
wie auch in dem Muskelgewebe und in den Balgen del' Haate. In<br />
feineren Verästelungell verbreiten sie sich im eigentlichen Corium,<br />
versorgen die Schweissdl'uschen und die Talgdrüschen l11it einem<br />
l'eichen Netze von Capillaren, lösen sich abel' sonst fast ausschliesslich<br />
nahe der Ober:fliiche der Haut in ein Capillarnetz auf, wahrend<br />
Schlingen von Haargefässen bis hoch in die Pal)i1len hinauf steigen.<br />
Die kleinen Venen beg lei ten die Artel'Ïenastchen. - Auch<br />
die Stämme der Lymphgefässe liegen im Unterhautbindegewebe,<br />
- 442 -<br />
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Harnsalze. 483<br />
ausdrücklich gegen die Auffassung zu wamen, als correspondirten das Maximum<br />
der Hammenge und das Maximum <strong>des</strong> specif. Gewichts und <strong>des</strong> Salzgehalts<br />
mit einander, weil sie auf der 'rabelle einander zunächst gereiht siml.<br />
Vielmehr haben die Untersuchungen "on Palc7c (Archi" f. phys. Heitl •. Bd. 11.<br />
1852. S. 125. u. Ergänzungsheft S. 754.) auf's Neue nachgewiesen, dass das<br />
specif. Gewicht <strong>des</strong> Hams im Allgememen der innerhalb cines bestimmten<br />
Zeitraums ausgeschiedenen Harnmenge umgekehrt proportional ist.<br />
Die zusammensetzenden Salze gebe ich nach Lchmann (Wagncr's<br />
Handwörterbuch. Bd. 2. S. 16) an, der die Menge und die Zusammensetzung<br />
der mit dem Harne in 24 Stunden entleerten Substanzen nach seinen währencl<br />
14 'ragen fortgesetzten Untersuchungen bestimmte. Die täglich entleerten<br />
Salze waren:·<br />
Phosphorsaures Natrop. . 3,672 Gramme = 23,98 pCt. ,<br />
Phosphorsaul'e Erden. . 1,097" = 7,16"<br />
Schwefelsaure Alkalien •. ' 7,026" = 45,88 "<br />
Chlornatrium und Chlorammonium 3,518" = 22,98 "<br />
15,314 Gramme. = 100,00 pCt.<br />
Bei animalischel' Nahrung nahm besonders die Menge der schwefelsauren und<br />
phosphorsauren Salze zu. Die Zunahme der Schwefelsäure wurde auch "on<br />
Olare (Schmidt's Jahrb. 1855. Nr. 7. S. 5) bestätigt: einen Einfluss der K6rllerbewegung<br />
nahm derselbe abel' nicht wahr. - Ueber die Ausscheidung der<br />
Phosphorsäure dUl'ch dieNieren ist "iel gearbeitet worden. N. B1'ced (Annalen<br />
d. Chemie u. Pharm. Bd. 78. S. 150), der die Phosphorsäure nach Licbir/s Anweisung<br />
durch titrirtes Eisenchlorid bestimmte, erhielt aus 24 an 4. Personen<br />
angestellten Versuchen im Mittel 3,732 Gr. Phosphol'säure auf 24 Stunden.<br />
Nach ihm nimmt während deis Schlafs die Phosphorsäure im Harne ab. Boeckm'<br />
(Al'chi" f. gemeins. Arbeiten. Bd. 2), der den Einfluss <strong>des</strong> Schlafs auf die Harnabsonderung<br />
genau untersuchte, gelangtc auch zu dem wichtigen Resultate,<br />
dass während <strong>des</strong> Schlafs die ausO'eschiedene Hal'nmenge, das W' asser, die<br />
festen Bestandtheile, der Harnstoff, die feuel'flüchtigen Salze, das Koehsalz,<br />
die Extracti"stoffe und die Erdphosphate zunehmen, die Harnsäure aher und<br />
die an Alkalien gebundene Ph 0 sp hor s ä ure erheblich abnehmen. Eben so<br />
fand I:Iammond (Sclnnidt's Jahrb. 1858. Nr. 1. S. 3), dass innerhalb 1 Stunde<br />
am Mor&,en mehr Phosphorsäure ausgeflihrt wird, als am Nachmittage oder in<br />
der Nacllt. BerücksiehtiO'en wil' sodann, dass JJIosler (Urinabsonderung bei<br />
gesunden, sehwangern und kranken Personen. Giessen18M) dUl'eh angestrengte<br />
geistige Arbeit den Phosphorsäuregehalt, bei gleichbleibender Menge <strong>des</strong> Urins,<br />
erheblich zunehmen sah, so wird es wahrscheinlich, dass die Phosphorsäul'e<br />
ein Product <strong>des</strong> Stoffwechsels im Gehirne ist. Doch darf auch nicht "ersehwiegen<br />
werden, dass Kaupi (a. a.D.) gerade ZUl' Nachtzeit die stäl'kste Ausscheidung<br />
"on Phosphorsäure beobaehtete, was er in<strong>des</strong>sen für etwas lndividuelles<br />
hält, und dass Faltl Sick (Archiv f. phys. Heill •. 1857. S. 482), der innel'lich<br />
phosphorsaures Natron nahm, die vermehrte Ausschcidung "on Phosphol'säul'e<br />
am 'l'age nicht auffallendel' fand, als ZUl' Nachtzeit. Durch Kaffeegenuss<br />
sah Jul. Lclmwnn die Phosphorsäure gleichwie den Harnstoff im Urine abnehmen.<br />
, Den Eisengehalt der Hal'1lasche bestimmte Boeclw1',(Prager Vierteljahrsch.<br />
1854. Bd. 3. S. 131) mittelst einer Titrirmethode, die auf del' Entfárbung<br />
<strong>des</strong> übermangansauren Kalis durch Eisenoxydul beruht. Die geforderte<br />
Reduction <strong>des</strong> Eisens <strong>des</strong> benutzten nicht eisenfreien, Zinks, wodurch das<br />
Eisenoxyd del' Harnasche in Eisenoxydul umgewandelt wird, macht aber die<br />
Methode unsicher wegen <strong>des</strong> geringen Eisengehalts im Harne, nämlich ungefähr<br />
0,001 Gramme auf 100 C.-Cent.<br />
Dass bestimmte Salze und "iele andere Substanzen auf die Harnmenge "on<br />
Ei.nfluss sind, lehl't uns die lIfateria medica, und es gehört diesel' Gegenstand<br />
eb en so gut 'ins Gebiet del' Nahl'UllgsmitteJlehre. Nach einer Ullze Lig,. Kali<br />
acetici beohachtete Ranke eine so "ermelu·te Hal'1labsonderung, dass in ij Stunden<br />
mehr als sonst in 16 Stunden ausgeschiedcn wurde. Digitalis unc1 Jodl.-ali1t11l<br />
31'"<br />
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