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PDF zum download - Philharmonisches Orchester Heidelberg

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SAISON 2004 | 2005<br />

M. CHR. REDEL<br />

14<br />

dem Titel „Klangspiegel“ stand, da sie Reflexionen über<br />

die 1000jährige Musikgeschichte und ihre Stile anstellte,<br />

Wechselwirkungen und Spiegelungen des einen im anderen<br />

verdeutlichte.<br />

Redel ist kein Komponist, der theoretische oder philosophische<br />

Gedanken über das klingende Ereignis stellt.<br />

Seine Inspirationsquelle ist stets ein musikalisches<br />

Problem, eine selbstgestellte Aufgabe, die es zu lösen, zu<br />

behandeln gilt. Im Falle des „Klangspiegel“ ist es natürlich<br />

die Spiegel-Idee, und zwar in doppelter Hinsicht.<br />

Erstens auf der inhaltlichen Ebene: es spiegelt sich in ihr<br />

ein Stück Musikgeschichte. Der Komponist zitiert eine<br />

Akkordfolge, die Modest Mussorgsky in seinen „Bildern<br />

einer Ausstellung“, und zwar in dem Satz „Katakomben“<br />

verwendete. Redel hält diese für ungewöhnlich, ihrer Zeit<br />

voraus, wobei sie sich inhaltlich auf etwas Totes (Sepulcrum<br />

Romanum) ebenso wie auf die lateinische Sprache<br />

als tote Sprache bezieht. In ihr<br />

spiegelt sich somit die vermeintlich<br />

tote Geschichte,<br />

allerdings in avantgardistischer,<br />

d.h. lebendiger Weise. Einen<br />

weiteren Bezug <strong>zum</strong> Spiegel<br />

stellen die „Bilder einer Ausstellung“<br />

selbst her. Sie geben<br />

bildhafte Eindrücke in Musik<br />

wieder. Sie spiegeln so eine im<br />

Bild Victor Hartmanns gegebene<br />

Atmosphäre im Medium<br />

der Musik. Die zweite Zitat-<br />

Martin Christoph Redel<br />

Zeichnung von Frank Reinecke zu Redels „Klangspiegel“<br />

(Original in Farbe)<br />

schicht stammt aus einer Komposition des Amerikaners<br />

Charles Edward Ives (1874-1954): „The Unanswered<br />

Question“ von 1908. Ives ist dadurch avantgardistisch,<br />

dass er ungewöhnliche, collageartige Strukturen aus häufig<br />

traditionellen, geschichtlichen Materialien herstellt.<br />

In „The Unanswered Question“ sind es ausnahmsweise<br />

keine Zitate, sondern drei in Zeitgestaltung und Stil voneinander<br />

unabhängige musikalische Schichten, die ihrerseits<br />

jeweils auf bestimmte musikhistorische Stadien verweisen<br />

(tonal – atonal – weder noch, weil Militärsignal).<br />

15<br />

SAISON 2004 | 2005<br />

KLANGSPIEGEL

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