117-131 - Verein für Heimatkunde Krefeld
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Westen. Die Städte Düsseldorf, <strong>Krefeld</strong> und<br />
Mönchengladbach bewerben sich als Standort.<br />
Das Land nutzt die Situation ziemlich<br />
brutal aus: Diejenige Stadt soll den Zuschlag<br />
erhalten, die ein Baugrundstück und 2 Mio.<br />
DM beisteuert. <strong>Krefeld</strong> „kauft“ sich die Ingenieurschule<br />
mit dem Grundstück an der Reinarzstraße<br />
(28 468 m²) und einer Reservefläche<br />
von 14 000 m² (heutiges Kleingartengelände).<br />
Die IHK <strong>Krefeld</strong> sammelt bei der metallverarbeitenden<br />
und elektrotechnischen Industrie“<br />
1 Million DM ein. 8<br />
Höhere Wirtschaftsfachschule in Mönchengladbach<br />
(HWF)<br />
In Mönchengladbach wird 1962 die Höhere<br />
Wirtschafsfachschule (HWF) gegründet. Ministerpräsident<br />
Franz Meyers (CDU Ministerpräsident<br />
1958 bis 1966) macht sie seiner<br />
Vaterstadt zum „Geschenk“. Die Gründung<br />
wird von der damals noch eigenständigen<br />
IHK Mönchengladbach und der Stadt durch<br />
administrative Hilfestellung und die Bereitstellung<br />
von Räumen unterstützt.<br />
Obwohl eine rege Nachfrage nach Studienplätzen<br />
besteht, stellt der neue Kultusminister<br />
Fritz Holthoff (SPD) 1967 den Standort<br />
Mönchengladbach mit dem Argument infrage,<br />
dass ein Großteil der Studenten aus<br />
rechtsrheinischen Gebieten stamme und<br />
die Schule deshalb rechtsrheinisch besser<br />
angesiedelt sei. Tatsächlich kam es zu einer<br />
„Zellteilung“: Der Wissenschaftsminister<br />
ordnet zum WS 1970/1971 die Errichtung<br />
einer HWF Außenstelle in Düsseldorf an, die<br />
später zur Keimzelle des Fachbereichs Wirtschaft<br />
der Fachhochschule Düsseldorf wird.<br />
Erst mit der Errichtung eines eigenen Gebäudes<br />
an der Webschul strasse wird 1969 der<br />
Standort Mönchengladbach endgültig festgeschrieben.<br />
118 die Heimat 83/2012<br />
Höhere Fachschulen unter dem Dach der<br />
Gewerbeschule Rheydt<br />
Unter dem Dach der Staatlichen Handels- und<br />
Gewerbeschule Rheydt gibt es zwei weitere<br />
Höhere Fachschulen, die <strong>für</strong> die Gründung<br />
der Fachhochschule eine Bedeutung haben,<br />
nämlich die <strong>für</strong> „Hauswirtschaft“ und die <strong>für</strong><br />
„Sozialpädagogik“. Sie besitzen keine eigene<br />
Organisation und Infrastruktur.<br />
Akademisierung der<br />
Ingenieurberufe<br />
Seit Mitte der 1950er-Jahre rücken die Ingenieurschulen<br />
immer mehr in das Interesse<br />
der Politiker. In NRW werden neue Ingenieurschulen<br />
gegründet, eine davon 1958 in<br />
<strong>Krefeld</strong>. Die Ingenieurschulen genießen eine<br />
Sonderstellung, gehören aber weiterhin dem<br />
beruflichen Schulwesen an. Durch die KMK<br />
(Kultus-Minister-Konferenz) erfahren sie eine<br />
besondere Fürsorge, indem diese <strong>für</strong> die<br />
Einheitlichkeit in allen Bundesländern sorgt.<br />
1964 beschließt die KMK eine grundlegende<br />
<strong>Verein</strong>barung über die <strong>Verein</strong>heitlichung des<br />
Ingenieurschulwesens in der Bundesrepublik.<br />
Die Ingenieurausbildung dauert 6 Semester<br />
und setzt sich deutlich ab von der Technikerausbildung<br />
in nur drei Semestern. Das<br />
Studium an den Ingenieurschulen schließt<br />
seit 1966 mit der nunmehr geschützten Bezeichnung<br />
„Ingenieur (grad)“ ab.<br />
In den meisten damaligen EWG-Staaten<br />
erfolgt die Ingenieurausbildung auf Hochschulebene.<br />
Für die Absolventen der Ingenieurschulen<br />
gibt es deshalb Anerkennungsprobleme.<br />
Der Status der Ingenieurschulen<br />
und der Höheren Wirtschaftsfachschulen<br />
muss bis zum vollständigen Inkrafttreten<br />
der Römischen Verträge im Jahre 1970 ge-<br />
Abb. 3. Staatliche Ingenieurschule <strong>für</strong> Maschinenwesen in <strong>Krefeld</strong>, Reinartzstraße, 1978<br />
klärt werden. In Europa werden nur die Absolventen<br />
der Technischen Hochschulen<br />
anerkannt. Hier entsprechen die Eingangsvoraussetzungen<br />
und der Studienverlauf dem<br />
europäischen Standard.<br />
Ingenieurakademien im Gespräch<br />
Ab Mitte der 1960er-Jahre gibt es besonders<br />
in NRW die Tendenz, die Ingenieurschulen<br />
dem Hochschulbereich anzunähern und ihnen<br />
zumindest den Status von Akademien zu<br />
geben. Im März 1965 beschließt der Landtag,<br />
9 dass die Landesregierung ersucht wird,<br />
einen Gesetzentwurf über Ingenieurakademien<br />
vorzulegen. Unter der Schlagzeile „Für<br />
und Wider einer Ingenieurakademie“ berichtet<br />
die Westdeutsche Zeitung im November<br />
1965 über das Landes-ASTEN-Treffen in <strong>Krefeld</strong>,<br />
10 welches sich mit der Schaffung eines<br />
Akademiegesetzes befasst.<br />
„ … wieder einmal stand die Frage nach dem<br />
Status der Ingenieurschulen im Mittelpunkt“,<br />
berichtet die Rheinische Post am 1. August<br />
1966 über die Veranstaltung zur Verleihung<br />
des „Dr. Johannes Kleinewefers Preis“.<br />
Direktor Dr. Kocka fordert vor zahlreichen<br />
prominenten Gästen aus <strong>Krefeld</strong> und aus dem<br />
Landtag die Umwandlung in eine Akademie,<br />
damit der gesetzlose Zustand bezüglich des<br />
Status beendet wird. Anfang Mai 1968 bringt<br />
die SPD einen Gesetzentwurf <strong>für</strong> eine Akademie<br />
in den Nordrhein-Westfälischen Landtag<br />
ein. Die Studierenden sollen mitreden, stellt<br />
die WZ im Mai 1968 fest. Die Studentenunruhen<br />
sind inzwischen zu einem politischen<br />
Faktor geworden.<br />
Ministerpräsidenten und KMK beschließen<br />
Gründung von Fachhochschulen<br />
Dann geht alles ziemlich zügig: Ingenieurschulen<br />
und Höhere Fachschulen sollen in<br />
den tertiären Bildungsbereich überführt werden<br />
(Grundsatzbeschluss Juli 1968). Dazu<br />
werden Fachhochschulen gegründet (Oktober<br />
1968). Im Februar 1969 beschließt die<br />
Kultusminister-Konferenz eine Rahmenvereinbarung<br />
zur Erreichung der „Fachhochschulreife“.<br />
Es wird mit der Einführung der<br />
zweijährigen Fachoberschule ein Zwischenglied<br />
zwischen dem Realschulabschluss und<br />
der Fachhochschule geschaffen. 11<br />
Am 29. Juli 1969 wird im Düsseldorfer Landtag<br />
das Fachhochschulgesetz verabschiedet<br />
mit dem 1. August 1971 als Starttermin. Für<br />
das WS 1969/1970 werden aufgrund des<br />
Druckes der streikenden Studenten bereits<br />
einige Regelungen daraus zur zeitnahen Reform<br />
der Ingenieurschulen übernommen. 12<br />
NRW strebt Gesamthochschulen an<br />
Die Gründung der Fachhochschulen sieht<br />
man zumindest in NRW nicht als eigenständige<br />
Dauerlösung im Hochschulbereich an.<br />
Johannes Rau, Minister <strong>für</strong> Wissenschaft und<br />
Forschung von 1970 bis 1978, hat die flächendeckende<br />
Einführung der Gesamthochschulen<br />
im Auge. 13 Durch das 1972 in Kraft