PBC Newsletter - Selbsthilfe Hepatitis Rhein-Main
PBC Newsletter - Selbsthilfe Hepatitis Rhein-Main
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<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER<br />
P RIMÄR BILIÄRE Z IRRHOSE<br />
Die primär biliäre Zirrhose (<strong>PBC</strong>)<br />
ist eine sogenannte cholestatische<br />
Leber erkrankung. „Cholestase“<br />
bedeutet, dass die Gallenbildung<br />
bzw. der Abfluss der Galle behindert<br />
ist. Hierdurch sammeln sich<br />
„toxische“, d. h. giftige Inhalts -<br />
stoffe der Galle in der Leber an<br />
und schädigen das Organ.<br />
Bei der <strong>PBC</strong> entsteht die Cho -<br />
lestase durch eine fortschreitende<br />
Entzün dung und Ze r stö rung der<br />
kleinen Gal len gänge in der Leber.<br />
Ohne entsprechende The ra pie<br />
führt die <strong>PBC</strong> zu einem narbigen<br />
(fibrotischen) Umbau der<br />
Leber und schließlich zur so -<br />
genannten Leber zir rho se.<br />
Die ses Spät sta dium der <strong>PBC</strong><br />
ist mit schweren, le bens be -<br />
droh li chen Komplikationen<br />
ver gesellschaftet und kann nur<br />
durch eine Lebertrans plan tation<br />
„geheilt“ werden.<br />
Urso deoxycholsäure (UDCA) ist<br />
bisher die einzige zugelassene und<br />
wirk same Therapie, um ein solches<br />
Fort schrei ten der <strong>PBC</strong> zu verhindern.<br />
Diese Gallen säu re hat ihren<br />
Namen von „ursus“, dem lateinischen<br />
Namen des Bären, da sie in<br />
Bärengalle hoch konzentriert vorkommt<br />
und in dieser Form bereits<br />
in der traditionellen chinesischen<br />
Medizin mehr als 500 Jahre vor<br />
Christus zur Behandlung der<br />
Gelb sucht verwendet wurde. In<br />
der mo dernen Me dizin wur de<br />
UDCA um 1950 „wie der ent deckt“<br />
und ist heute, synthetisch hergestellt,<br />
die etablierte Therapie der<br />
<strong>PBC</strong>.<br />
Vor Einführung dieser Therapie<br />
war die Lebenserwartung von Pa -<br />
tien ten mit <strong>PBC</strong> deutlich eingeschränkt.<br />
Heute ha ben aber all<br />
jene Patienten, die gut auf UDCA<br />
ansprechen, eine völlig normale<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
2012<br />
Behandlung der Primär Biliären Zirrhose:<br />
Haben wir bald neue Therapieoptionen?<br />
©krishnacreations/Fotolia.com<br />
Lebenserwartung im Vergleich zur<br />
Ge samtbevölkerung.<br />
Wie ist dieses „gute Ansprechen“<br />
auf UDCA definiert? Es wurde ge -<br />
zeigt, dass Patienten, deren Le ber -<br />
wert „alkalische Phospha ta se“<br />
(AP) nach einem Jahr der Therapie<br />
um mehr als 40 % gefallen war,<br />
eine hervorragende, fast normale<br />
Le bens erwartung hatten (sogenannte<br />
„Bar ce lona-Krite rien“).<br />
An dere Studien haben dieses<br />
Deutsche<br />
Leberhilfe<br />
e. V.<br />
Ergeb nis bestätigt und weitere<br />
Labor para meter wie Bilirubin und<br />
GOT herangezogen, um das The ra -<br />
pie an spre chen vorherzusagen<br />
(„Paris-Kriterien“).<br />
Leider sprechen aber 30–40 % der<br />
Pa tien ten mit <strong>PBC</strong> nicht auf die<br />
Be hand lung mit UDCA an. Die<br />
Leber werte dieser Patienten verbessern<br />
sich unter Be handlung<br />
mit UDCA nur unzureichend, und<br />
es muss von einem langsamen<br />
Fortschreiten der Erkran kung zur<br />
Zir rhose der Leber ausgegangen<br />
werden – mit den entsprechenden<br />
Kompli ka tionen.<br />
Für diese Patientengruppe<br />
gibt es ak tuell keine anerkannte<br />
The ra pie. Zahl reiche<br />
Studien haben in den letzten<br />
Jahren neue Be hand lungs -<br />
mög lich kei ten untersucht.<br />
Dazu zählten das relativ neue<br />
Corti son präparat Bu de sonid, antivirale<br />
Medika mente wie La -<br />
mivudin oder das bisher aus der<br />
The ra pie des erhöhten Cho les -<br />
terins be kannte Beza fibrat. Zum<br />
Teil wurden hier vielversprechende<br />
Ergebnisse ge zeigt (vgl. der Artikel<br />
auf Seite 3). Ein ausreichender<br />
Wirksamkeits nachweis bei <strong>PBC</strong> in<br />
großen randomisierten Studien<br />
steht je doch noch aus, sodass<br />
diese Medi ka mente in aktuellen<br />
Leitlinien nicht allgemein empfohlen<br />
werden.<br />
Eine der vielversprechendsten<br />
Neu ent wicklungen der letzten<br />
1
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
Jahre ist die Obe ticholsäure, welche<br />
derzeit in klinischen Studien<br />
erprobt wird. Obetichol säure ist<br />
eine chemisch leicht veränderte<br />
Form der Chenodeoxycholsäure, die<br />
wie UDCA eine natürlich vorkom -<br />
mende Gallen säure ist. Wie für<br />
UDCA sind die Wirk me cha nis men<br />
von Obeti chol säure noch nicht<br />
vollständig aufge klärt. Je doch<br />
scheint Obetichol säure ef fek tiver<br />
als UDCA an sogenannte nuk leäre<br />
Rezeptoren der Leber zel len zu bin -<br />
den. Nukleäre Rezep to ren sind<br />
Pro teine (Eiweiße) im Kern der<br />
Leber zelle, welche zu sam men mit<br />
ihrem Bin dungs part ner, wie in<br />
diesem Fall mit Obe ti chol säure,<br />
die Expression von Genen be -<br />
einflussen. So reguliert Obe ti chol -<br />
säu re die Pro duk tion von be -<br />
stimmten Pro teinen und Enzymen<br />
in der Le ber zel le, welche sich günstig<br />
auf die Cho lestase und Ver -<br />
nar bung der Leber auswirken.<br />
In der ersten Wirksamkeitsstudie,<br />
welche 2010 veröffentlich wurde,<br />
waren 165 <strong>PBC</strong>-Patienten mit<br />
Obeticholsäure im Vergleich zu<br />
einem Scheinpräparat („Placebo“)<br />
behandelt worden. Die Teil nehmer<br />
bekamen für insgesamt zwölf<br />
Wochen eine von drei unter such -<br />
ten Dosierungen der Obetichol -<br />
säure (10, 25 oder 50 mg) oder ein<br />
Placebo in Ergänzung zur UDCA-<br />
Therapie. Dabei zeigte sich, dass<br />
bereits die geringste Dosierung<br />
von 10 mg die alkalische Phos -<br />
pha tase nach zwölf Wochen um<br />
über 20 % senken konnte. Ins ge -<br />
samt wurde die Therapie mit Obe -<br />
ticholsäure sehr gut vertragen, in<br />
der Gruppe mit der Tagesdosis von<br />
10 mg kam es zu keinen schweren<br />
Neben wir kun gen. In eini gen Fäl len<br />
wurde der vorab be ste hen de Juck -<br />
reiz in seiner Inten si tät er höht,<br />
2<br />
sodass drei Patienten die Stu die<br />
vorzeitig beenden mussten. Insge -<br />
samt war Juck reiz aber nicht häufiger<br />
als in jener Gruppe, welche<br />
mit Place bo behandelt wurde.<br />
Letztes Jahr wurde eine weitere<br />
Studie veröffentlicht, welche<br />
Obe ticholsäure als Monotherapie,<br />
d. h. ohne Fort füh rung der Gabe<br />
von UDCA untersuchte. Knapp 60<br />
weitere Patienten wurden dabei<br />
ebenfalls für zwölf Wochen mit<br />
Placebo oder Obeticholsäure (10<br />
bzw. 50 mg) behandelt. Hier<br />
konnte bereits in der geringen<br />
Dosierung von 10 mg beobachtet<br />
werden, dass die alkalische Phos -<br />
pha tase um durchschnittlich 45 %<br />
absank. Auch in dieser Studie traten<br />
keine schwerwiegenden Ne -<br />
ben wir kun gen auf. Jedoch verschlechterte<br />
sich un ter dieser<br />
Mono therapie mit Obe ti chol säure,<br />
insbesondere unter der hohen<br />
Dosierung, bei vielen Patienten<br />
der Juckreiz deutlich.<br />
Juckreiz unter Cholestase bleibt<br />
wei ter hin schwer behandelbar und<br />
kann ein sehr belastendes und<br />
ein schränkendes Symptom werden.<br />
Daher wäre eine neue Therapie,<br />
welche zwar den Verlauf der Le -<br />
ber erkrankung an sich verbessert,<br />
dabei aber mit einer Ver schlech -<br />
terung dieses Hauptsymp toms der<br />
Erkrankung einhergeht, für viele<br />
Patienten keine geeignete Inno -<br />
vation. Weitere Studien müssen<br />
daher den relativen Nut zen dieser<br />
Therapie ge nauer untersuchen.<br />
Zu diesem Zweck wird in diesem<br />
Jahr eine weitere große klinische<br />
Studie starten. Bei <strong>PBC</strong>-Patienten,<br />
deren alkalische Phosphatase sich<br />
unter der Behandlung mit UDCA<br />
nicht ausreichend normalisiert<br />
hat, soll für ein Jahr der Nutzen<br />
einer zusätzlichen Be hand lung<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
mit Obeticholsäure untersucht<br />
werden. Die beiden oben ge -<br />
nannten Studien haben eine<br />
maximale Wirk samkeit von Obeti -<br />
cholsäure be reits in der geringsten,<br />
beinahe nebenwirkungsfreien<br />
Dosierung gezeigt. Daher<br />
wird die aktuelle Studie wohl nur<br />
noch diese niedrigen Dosierungen<br />
einschließen. Laut den Vorunter -<br />
su chun gen sollte außerdem durch<br />
die Kombination von Obetichol -<br />
säure mit UDCA das untersuchte<br />
Therapieregime insbesondere<br />
bezüglich des Juck rei zes besser<br />
verträglich sein. An dieser klinischen<br />
Studie können auch <strong>PBC</strong>-<br />
Patienten aus Deutschland teilnehmen.<br />
Ausgewählte Studien -<br />
zen tren sind dabei z. B. das Uni -<br />
versitätsklinikum Aachen, das Kli ni -<br />
kum der Universität Mün chen, die<br />
Medizinischen Hoch schule Han -<br />
nover, das Univer sitäts kli ni kum<br />
Hamburg-Eppendorf, das Uni ver -<br />
sitätsklinikum des Saar lan des in<br />
Hom burg sowie das Univer si täts -<br />
klinikum in Frankfurt am <strong>Main</strong>.<br />
Die mit Spannung erwarteten<br />
Ergeb nisse dieser Untersuchung<br />
werden weiteren Aufschluss über<br />
den Lang zeit nutzen und die Lang -<br />
zeitverträglichkeit der Therapie<br />
mit Obeticholsäure bei Pa tienten<br />
mit <strong>PBC</strong> bieten. Im Falle po sitiver<br />
Ergebnisse dürfen wir dann in<br />
wenigen Jahren – erstmals seit<br />
Jahr zehn ten – die Zulassung eines<br />
neuen Me dikaments zur Behand -<br />
lung der <strong>PBC</strong> erwarten.<br />
Dr. med. S. Hohenester<br />
Prof. Dr. med. C. Trautwein<br />
Klinik für Gastroenterologie,<br />
Stoffwechselerkrankungen und<br />
Internistische Intensivmedizin,<br />
Universitätsklinikum Aachen<br />
Kontakt:<br />
shohenester@ukaachen.de
Hepatologie: auf dem besten Weg in die<br />
personalisierte Medizin<br />
Die Behandlung chronischer Le -<br />
ber erkran kungen kann immer<br />
bes ser an die individuelle Situa -<br />
tion der Patienten angepasst werden.<br />
Das gilt für die Hepa titis C,<br />
bei der sich durch die Zulas sung<br />
der beiden Proteasehemmer Boce -<br />
previr und Telaprevir die Behand -<br />
lungs möglichkeiten deutlich er -<br />
wei tert haben, und ebenso für die<br />
cholestatischen Lebererkran kun -<br />
gen. Hier dürften schon in absehbarer<br />
Zukunft weitere Therapie -<br />
optionen verfügbar werden. „Wir<br />
sind somit in der Hepatologie<br />
ähnlich wie in anderen Bereichen<br />
der Medizin auf dem besten Weg<br />
hin zu einer personalisierten Be -<br />
handlung chronischer Erkran kun -<br />
gen“, resümierte Prof. Dr. Michael<br />
Manns von der Medizi ni schen<br />
Hochschule Hannover an lässlich<br />
eines Symposiums der Falk Foun -<br />
dation e. V. beim diesjährigen In -<br />
ter nistenkongress in Wiesbaden.<br />
Denn bei erweiterten Therapie -<br />
mög lich keiten können die Medi -<br />
ziner die Medika men te zielgerichteter<br />
als früher und angepasst an<br />
die individuelle Situa tion des<br />
Patienten einsetzen.<br />
Dieser Trend etabliert sich zurzeit<br />
bei der <strong>Hepatitis</strong> C, bei den cholesta<br />
tischen Lebererkrankungen steht<br />
er quasi kurz bevor. Bei der primär<br />
biliären Zirrhose (<strong>PBC</strong>) gilt die<br />
Gallensäure Ursodeoxy chol säure<br />
(UDC) laut Prof. Dr. Michael Trau -<br />
ner von der Medizi ni schen Uni ver -<br />
si tätsklinik in Wien derzeit als The -<br />
rapie der Wahl. Etwa die Hälfte bis<br />
zwei Drittel der Pa tien ten spre -<br />
chen auf die Gabe der Gal lensäure<br />
gut an: „Die Labor wer te normali-<br />
sieren sich oft und die Patien ten<br />
haben dann eine an nä hernd normale<br />
Lebens erwar tung.“<br />
UDC ist nach Trauner bislang die<br />
einzige medikamentöse Therapie -<br />
option, die sich bei der <strong>PBC</strong> etabliert<br />
hat und von den nationalen<br />
und internationalen Fach gesell -<br />
schaften einhellig zur The ra pie<br />
dieser cholestatischen Leber er -<br />
kran kung empfohlen wird. Die<br />
Gal lensäure ver zögert bei frühzeitigem<br />
Behand lungs beginn die<br />
Krankheitsprogression, die Ausbil -<br />
dung einer Leberfibrose und einer<br />
Leberzirrhose. Sie kann damit in<br />
vielen Fällen das Leben ohne die<br />
Not wen digkeit einer Lebertrans -<br />
plan tation erheblich verlängern.<br />
Im Bedarfsfall:<br />
Kombinations therapie<br />
Zeigt sich keine so positive<br />
Reaktion, kann eine Kombina -<br />
tions be hand lung mit UDC und<br />
dem Wirkstoff Bu de so nid* erwogen<br />
werden, einem Gluco cor ti -<br />
coid, das sehr rasch in der Leber<br />
abgebaut wird und somit quasi<br />
lokal wirksam ist. Das Steroid ist<br />
dadurch weitaus besser verträglich<br />
als die herkömm lichen Gluco -<br />
cor ticoide. Bude so nid und UDC<br />
entfalten ihre Wirkung über den<br />
gleichen Rezeptor und ergänzen<br />
sich da mit. „Es gibt offenbar einen<br />
Syner gis mus auf molekularer<br />
Ebene“, so Trauner. Die Kom bi na -<br />
tion ist ersten Er fah rungen zu -<br />
folge noch wirksamer als die alleini<br />
ge Behandlung mit UDC. Es<br />
zeigt sich eine ausgeprägtere<br />
Besse rung der Laborparameter<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
und des his to lo gischen Bildes. Ob<br />
die Kombina tions the ra pie auch<br />
günstige Auswir kun gen auf die<br />
Lebenserwartung der Patienten<br />
hat, kann nur in langfristigen<br />
Unter su chungen ermittelt werden.<br />
Diese liegen bislang jedoch<br />
nicht vor. Zu be denken ist zudem,<br />
dass Bude so nid nicht bei Patien -<br />
ten mit Leber zir rhose und portaler<br />
Hypertension verabreicht werden<br />
darf, betonte Trauner.<br />
Auch eine Kombination von UDC<br />
mit Wirkstoffen wie den Fibraten,<br />
die üblicherweise zur Behandlung<br />
von Fett stoff wechselstörungen<br />
ein gesetzt werden, scheint bei der<br />
<strong>PBC</strong> sinnvoll zu sein. Durch die<br />
kombinierte Gabe der bei den<br />
Substanzen kann die Chance auf<br />
einen Therapieerfolg gesteigert<br />
wer den. Das liegt daran, dass<br />
beide Wirk stoffe den Abfluss von<br />
Gallen flüs sig keit fördern und<br />
außerdem antientzündlich wirken.<br />
Obeticholsäure und Nor-UDC<br />
bald als weitere Optionen?<br />
Für all jene Patienten, die nicht<br />
auf die bisherigen Strategien an -<br />
sprechen, dürften bald neue<br />
Thera pie op tionen verfügbar werden.<br />
So wird laut Trauner intensiv<br />
an der Ent wick lung neuer Wirk -<br />
stof fe zur Behandlung der <strong>PBC</strong><br />
und auch der PSC (primär sklerosierende<br />
Cholangitis) gearbeitet.<br />
Als einen aussichtsreichen Kandi -<br />
da ten nannte er die Obeti chol säu re,<br />
einen Ab kömmling der Gal len -<br />
säure Cheno deoxy chol säu re, der<br />
seine Wirkung über einen Kern re -<br />
zeptor, den Farne soid-X-Rezeptor<br />
3
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
(FXR) entfaltet. „Die ers ten Be -<br />
hand lungs ver su che mit der neuen<br />
Substanz zeigen vielver spre -<br />
chende Ergebnisse“, be rich tete der<br />
österreichische Leber spezialist.<br />
Als zweiten erfolgversprechenden<br />
Kan didaten stellte er die Nor-<br />
Urso de oxy cholsäure vor, eine Wei -<br />
4<br />
terentwicklung der Ursodeo xy -<br />
chol säure. Die innovative Gal len -<br />
säure wirkt ebenfalls anticholestatisch,<br />
antientzündlich und hemmt<br />
zugleich die Fibrose bil dung. Sie<br />
war im Tierversuch besser wirksam<br />
als die bisher angewandte UDC.<br />
Christine Vetter<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Quelle: „18. Symposium Aktuelle<br />
He pa tologie 2012“ der Falk Foun -<br />
dation e. V. beim 118. Kongress der<br />
Deutschen Gesell schaft für Innere<br />
Medizin, am 14. April 2012 in<br />
Wies baden<br />
Welche Rolle spielen Alter und Rauchen bei <strong>PBC</strong>?<br />
Die primär biliäre Zirrhose (<strong>PBC</strong>) ist<br />
eine relativ seltene autoimmune<br />
Le ber er kran kung. Das eigene Im -<br />
mun system greift zunächst die<br />
kleinen Gallenwege an, die durch<br />
eine Entzündung zerstört werden.<br />
Schließlich kann die Schä di gung<br />
auch auf die gesamte Leber über -<br />
greifen. Wie die Erkrankung im<br />
Einzel fall verläuft, ist sehr unterschiedlich,<br />
die Erkrankung kann<br />
jedoch bis zur Fibrose und Zir rho se<br />
voranschreiten.<br />
Die Erkrankung ist nach dem End -<br />
stadium „Zirrhose“ benannt. Heu -<br />
te trifft dies oft nicht mehr zu, da<br />
bei Weitem jeder <strong>PBC</strong>-Patient tatsächlich<br />
bereits eine Zirrhose hat.<br />
Vereinfacht erklärt: „Primär biliäre<br />
Zirrhose“ heißt nicht automatisch,<br />
dass man bereits eine Zirrhose hat,<br />
aber dass eine solche entstehen<br />
kann. Durch eine frühzeitige<br />
Diag nose und Behandlung lässt<br />
sich dies oft verhindern. Zu dem<br />
gibt es inzwischen Lang zeit beob -<br />
ach tungen, dass die <strong>PBC</strong> bei einigen<br />
Pa tienten offenbar über Jahr -<br />
zehn te mild verläuft. Bei anderen<br />
verläuft die Erkrankung aktiver.<br />
Die überwältigende Mehrheit der<br />
<strong>PBC</strong>-Betroffenen sind Frauen im<br />
mittleren Alter, obwohl <strong>PBC</strong> auch<br />
jüngere Frauen, Männer und sehr<br />
selten auch Kinder treffen kann.<br />
© Robert Neumann/Fotolia.com<br />
Warum dies so ist, gibt der Wis -<br />
senschaft auch heute noch Rätsel<br />
auf.<br />
Die Londoner Ärzte Smyk und<br />
Kollegen vermuten, dass sowohl<br />
Fehler im eigenen Immunsystem<br />
als auch Umwelt fak toren eine<br />
Rolle spielen. Ihre Annahme:<br />
Wenn das Immun system mit dem<br />
Menschen altert, wird es weniger<br />
tolerant gegenüber körpereigenen<br />
Zellen, gleichzeitig spricht es<br />
schwächer auf Krankheits erreger<br />
an. Dies könnte dazu führen, dass<br />
das Im mun system bei Krankheits -<br />
erregern nicht mehr gezielt reagiert,<br />
sondern auch körpereigene<br />
Zellen mit „Fein den“ verwechselt<br />
und diese angreift.<br />
Mögliche Risikofaktoren bei <strong>PBC</strong><br />
sind z. B. wiederkehrende Harn -<br />
wegs infek tio nen bei Frauen sowie<br />
häufigere Kom pli kationen in der<br />
Schwanger schaft. Mög li cher wei -<br />
* Budesonid ist bei <strong>PBC</strong> noch nicht zugelassen.<br />
se, so Smyk und Kollegen, kom -<br />
men diese Faktoren zum fehler -<br />
haf ten Immunsystem hinzu. Dies<br />
könne wie derum zur Entstehung<br />
der <strong>PBC</strong> beitragen.<br />
Auch über andere Faktoren wird<br />
diskutiert: So gerät Aktiv- und<br />
Passiv rau chen immer stärker in<br />
den Fokus. In einer weiteren<br />
Arbeit besprechen Smyk und<br />
Kollegen die vorhandene Literatur<br />
zum Thema „Rauchen und <strong>PBC</strong>“.<br />
Aus verschiedenen Studien liegen<br />
inzwischen Daten von weit über<br />
tausend <strong>PBC</strong>-Pa tienten vor.<br />
Inzwischen verdichten sich die<br />
Hinweise, dass Rauchen nicht nur<br />
den Ausbruch einer <strong>PBC</strong> begünstigt,<br />
sondern auch die Krankheit<br />
aggressiver voranschreiten lässt.<br />
Dies gelte auch allgemein für<br />
andere Auto immun krank heiten.<br />
Der Krankheits mecha nis mus sei<br />
komplex, so Smyk. Durch Rau chen<br />
und Passivrauchen verändern sich<br />
Funktionen im Immunsystem und<br />
Stoffwechsel, zudem werden freie<br />
Radikale produziert und oxidativer<br />
Stress ausgelöst.<br />
Zwar seien noch weitere Unter -<br />
suchun gen nötig, um diesen<br />
Zusammen hang besser zu verstehen<br />
und zu be stätigen, dennoch<br />
beenden Smyk und Kol legen ihre<br />
Übersichtsarbeit mit einer deut-
lichen Warnung: Auf jeden Fall<br />
solle man Patienten mit <strong>PBC</strong> oder<br />
anderen Leb ererkrankungen nachdrücklich<br />
ra ten, mit dem Rauchen<br />
aufzuhören. Dies sei auch sinnvoll,<br />
um ihre Ver wandten vor den<br />
Schäden des Rau chens zu schützen.<br />
<strong>PBC</strong> tritt bei direkten Fami -<br />
lien angehörigen ohne hin schon<br />
etwas häufiger auf. Smyk und<br />
Kollegen empfehlen daher, das<br />
Risiko der Angehörigen nicht nur<br />
durch frühzeitiges Screening auf<br />
<strong>PBC</strong> zu minimieren, sondern auch<br />
weitere schädliche Faktoren wie<br />
das Rauchen im gleichen Haushalt<br />
zu vermindern. Dies könne zwar<br />
nicht immer verhindern, dass es<br />
zu einer weiteren <strong>PBC</strong>-Diagnose<br />
in der Familie komme, aber erheblich<br />
dazu beitragen, dass Patien -<br />
ten bei der Erstdiagnose eine noch<br />
deutlich ge sün dere Leber haben.<br />
Gerade bei diesen Patienten ist<br />
der Verlauf günstiger – und hier<br />
kann die Erkrankung durch die<br />
Standardtherapie mit Urso deoxy -<br />
chol säure oft völlig zum Stillstand<br />
gebracht werden.<br />
I. van Thiel<br />
Redaktion<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Beratung: Prof. Dr. med. C.<br />
Niederau<br />
St. Josef-Hospital Oberhausen<br />
Quellen:<br />
1. Smyk DS et al.: Immuno patho -<br />
ge ne sis of primary biliary cirrhosis:<br />
an old wives’ tale. Immunity &<br />
Ageing 2011, 8:12.<br />
2. Smyk DS et al.: Smoking as a<br />
risk factor for autoimmune liver<br />
disease: what we can learn from<br />
primary biliary cirrhosis. Annals of<br />
Hepatology. Vol. 11 No.1,<br />
2012:7–14.<br />
<strong>PBC</strong> auf dem amerikanischen<br />
Leberkongress (AASLD)<br />
San Francisco, November 2011.<br />
Die <strong>PBC</strong>, die primäre biliäre<br />
Zirrho se, ist eine Autoimmun -<br />
erkrankung, die mit einer chronischen<br />
Entzündung der kleinen<br />
Gallengänge einhergeht. Im Laufe<br />
der Erkrankung kann die Ent zün -<br />
dung auch auf die ganze Leber<br />
übergreifen und zu Vernarbungen<br />
führen. Auch wenn die eigentliche<br />
Er krankung mit Ursodeoxychol -<br />
säure (UDC) meist gut und neben-<br />
© lu-photo/Fotolia.com<br />
Müdigkeit ist ein häufiges Problem bei <strong>PBC</strong> (Symbolbild)<br />
wirkungsarm therapiert werden<br />
kann, so sind es die <strong>PBC</strong>-typischen<br />
Symptome, die für die betroffenen<br />
Patienten oft sehr belastend sind.<br />
Starker Juckreiz (Pruritus) sowie<br />
bleierne Müdigkeit und Erschöp -<br />
fungs zu stände (Fatigue) sind die<br />
„klassischen“ Symptome bei <strong>PBC</strong>.<br />
Keine Zukunft für Modafinil<br />
Während für die Be handlung des<br />
Juck reizes verschiedene Prä parate<br />
zur Ver fügung stehen, galt bisher<br />
Moda fi nil als einziges wirksames<br />
Me di kament für die Be hand lung<br />
der Fatigue bei <strong>PBC</strong>-Patien ten.<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
Mo da fi nil ist ein sehr starkes Me -<br />
di kament gegen die Schlaf krank -<br />
heit (Narko lep sie). Auf grund seiner<br />
vielfältigen, teilweise auch er -<br />
heblichen Neben wir kun gen und<br />
auch wegen neuerlichen Fallbe -<br />
rich ten über ernsthafte psychiatrische<br />
Stö rungen ist der Einsatz<br />
von Moda finil inzwischen sehr<br />
frag würdig. Auch die europäische<br />
Arzneimittel behörde EMA hat das<br />
Einsatzgebiet von Modafinil<br />
2010/11 auf den Einsatz bei der<br />
Schlaf krankheit beschränkt (vgl.<br />
auch PCB-<strong>Newsletter</strong> 2011). Für<br />
alle anderen Erkrankungen sei das<br />
Nutzen/Risiko-Verhältnis zu un -<br />
günstig.<br />
Nach den Ergebnissen einer im<br />
No vem ber auf dem internationalen<br />
Leber kon gress in San Francisco<br />
präsentierten Studie dürfte Mo -<br />
da finil nun noch einen weiteren<br />
Schritt in Richtung „Aus“ gegangen<br />
sein. Die amerikanische Studie<br />
von Silveira und Team untersucht<br />
die Behandlung von Fa ti gue bei<br />
<strong>PBC</strong>-Patienten mit Modafinil (in<br />
den USA ist der Einsatz von Mo -<br />
5
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
dafinil nicht so stark begrenzt wie<br />
in Europa). Sicherheit und Effek ti -<br />
vi tät der Behandlung sollten in<br />
einem doppelblinden, Placebokontrollierten<br />
Auf bau geprüft werden.<br />
Während sich bei den<br />
Studienprobanden nur geringe<br />
Ne ben wirkungen einstellten, blieben<br />
allerdings positive Behand -<br />
lungs ergeb nisse aus: Kein Vorteil<br />
gegenüber Pla ce bo – so lautet das<br />
doch ernüchternde Ergebnis der<br />
Studie.<br />
Bedenkt man die möglichen Risi -<br />
ken der Thera pie, so sollte Moda -<br />
fi nil spätestens nach diesen Er -<br />
geb nis sen nicht mehr zur Be hand -<br />
lung der <strong>PBC</strong>-bedingten bleiernen<br />
Mü digkeit eingesetzt werden. Das<br />
ist das immerhin eindeutige Fazit,<br />
das wir für die <strong>PBC</strong>-Patienten ziehen<br />
können. Die Deutsche Leber -<br />
hilfe e. V. rät <strong>PBC</strong>- und anderen<br />
Leberpatienten, die aktuell Mo da -<br />
finil einnehmen, mit ihren be han -<br />
delnden Ärzten Rücksprache zu<br />
halten und Bezug auf die EMA-<br />
Meldung inkl. „Rote Hand“-Brief<br />
zu nehmen.<br />
Neue Therapieoptionen in<br />
Sichtweite?<br />
Die Standardbehandlung der <strong>PBC</strong><br />
mit Ursodeoxycholsäure (UDC) ist<br />
für die meisten Patienten eine<br />
wirksame und verträgliche Thera -<br />
pieform. Die Patien ten, die allerdings<br />
nicht ausreichend auf diese<br />
Behandlung ansprechen, hofften<br />
bislang vergeblich auf echte The -<br />
rapiealternativen.<br />
In San Fran cis co wurden nun zwei<br />
Studien vorgestellt, die sich mit<br />
einem neuen Wirkstoff für die<br />
Behandlung der <strong>PBC</strong> befassen.<br />
Obeticholinsäure (OCA) wurde an<br />
Patienten getes tet, die nicht aus-<br />
6<br />
reichend auf die Therapie mit UDC<br />
angesprochen hatten und deren<br />
Alkalische Phos pha tase (AP)<br />
anhaltend hoch war.<br />
Die präsentierten Daten zeigen,<br />
dass OCA die Leberwerte effektiv<br />
senken kann – allerdings, je nach<br />
Dosierung, min destens 70 % der<br />
Patienten mit Juckreiz zu kämpfen<br />
hatten. In einer weiteren Studie<br />
wurde der Zusammen hang des<br />
Juck reizes mit der Dosis bekräftigt.<br />
Durch eine Dosissteigerung könnten<br />
zwar auch die Labor wer te<br />
weiter gesenkt werden, allerdings<br />
steige in gleichem Maße auch die<br />
Häu fig keit und Schwere des Juck -<br />
reizes an.<br />
Einen direkten Ver gleich mit der<br />
Stan dard therapie (UDC) habe sich<br />
die Thera pie mit Obeti cholinsäure<br />
aber auf jeden Fall ver dient – so<br />
das Fazit der interna tionalen For -<br />
schergruppe. Es bleibt also abzuwarten,<br />
ob in Zu kunft eine zweite<br />
Option für die Mono the rapie zur<br />
Verfügung stehen wird.<br />
Begleiterkrankungen bei <strong>PBC</strong>:<br />
nicht zu unterschätzen<br />
Mehrere Studien, die auf dem in -<br />
ternationalen Leberkongress prä -<br />
sentiert wurden, zeigen Zusam -<br />
menhänge zwischen der <strong>PBC</strong> und<br />
verschiedenen Be gleit erkran kun -<br />
gen auf.<br />
Zum einen gibt es Begleit erkran -<br />
kun gen, die durch das Vorliegen<br />
einer <strong>PBC</strong> begünstigt werden.<br />
Hierzu gehören zum Beispiel Herzfunktionsstörungen:<br />
Patien ten mit<br />
<strong>PBC</strong> haben offenbar ein höheres<br />
Risiko, eine Herzfunktions stö rung<br />
zu entwickeln. Eine routinemäßige<br />
Überwachung des Herzens ist<br />
für <strong>PBC</strong>-Patienten deshalb empfehlenswert.<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Zum anderen wird durch be -<br />
stimmte Begleiterkrankungen die<br />
Prognose der <strong>PBC</strong>-Patienten verschlechtert.<br />
<strong>PBC</strong>-Patienten mit<br />
Ösophagusvarizen (Krampf -<br />
adern in der Speiseröhre) etwa be -<br />
nötigen häufiger eine Leber trans -<br />
plantation als <strong>PBC</strong>-Patienten, die<br />
nicht an diesen Krampfadern leiden,<br />
so die Ergebnisse einer englischen<br />
Studie. Auch Diabetes kann<br />
den Krankheits ver lauf der <strong>PBC</strong> ne -<br />
ga tiv beeinflussen. In einer japa -<br />
ni schen Studie wurde ge zeigt,<br />
dass Diabetes neben der Leber -<br />
zirrhose das Risiko für Leberkrebs<br />
er höht. Dieser Zusammenhang gilt<br />
im Übri gen auch für andere Le -<br />
ber erkran kungen wie die Virus he -<br />
patitis. Die Au to ren raten deshalb<br />
zum Screening auf Leberkrebs<br />
(HCC), insbesondere wenn bei<br />
<strong>PBC</strong>-Patienten sowohl Diabetes<br />
als auch ein fortgeschrittener<br />
Leber be fund (schwere Fibrose oder<br />
Zirrhose) vorliegen. Verglichen mit<br />
anderen Le ber krebspatienten ha -<br />
ben <strong>PBC</strong>-Pa tien ten aber ungewöhn<br />
lich gute Prog nosen, insbesondere<br />
wenn die Leber transplantiert<br />
wird – so die Ergebnisse<br />
einer kleinen amerikanischen<br />
Studie.<br />
Was heißt das nun für die Pa tien -<br />
ten? Heute haben Patienten mit<br />
<strong>PBC</strong> durch eine frühere Diagnose<br />
und die bewährte Therapie eine<br />
höhere Lebens er war tung als noch<br />
vor 30 Jahren; bei manchen Pa -<br />
tien ten ist die Lebens er war tung<br />
sogar normal. Auch aus diesem<br />
Grund treten (z. T. alterstypische)<br />
Begleit er kran kungen heute mehr<br />
in den Vor der grund, und neue<br />
Zusammenhänge zwi schen <strong>PBC</strong><br />
und anderen Erkran kun gen werden<br />
aufgedeckt. Dieses Wissen um<br />
Risiken kann dann gezielt genutzt
werden, um entsprechend schnell<br />
einzugreifen und Folgeschäden zu<br />
vermeiden. Gerade bei den <strong>PBC</strong>-<br />
Patienten sind deswegen gezielte<br />
Screenings auf bestimmte Erkran -<br />
kun gen wichtig. Und zwar Scree -<br />
nings sowohl auf mögliche Be -<br />
gleiterkrankungen wie Krampf -<br />
adern in der Speiseröhre oder<br />
Diabetes als auch auf mögliche<br />
Folgen dieser Er kran kungen (HCC,<br />
Lebertrans plan ta tion). Ein regelmäßiger<br />
Check der Herz funk tion<br />
sollte auch dazugehören.<br />
Vielleicht das wichtigste Ziel aus<br />
Pa tien tensicht in diesem Zusam -<br />
men hang sollte aber doch der<br />
Erhalt der eigenen körperlichen<br />
Fit ness sein, um so den Begleit -<br />
erkrankungen möglichst vorzubeugen<br />
und länger gesund zu<br />
bleiben. Auch dieser Aspekt steckt<br />
in den aufgeführten Studien -<br />
ergeb nissen. Eine gesunde Le bens -<br />
weise ist auch bei der <strong>PBC</strong> ein<br />
Zum amerikanischen Leberkon -<br />
gress AASLD im November 2011<br />
wurden auch zahlreiche Daten<br />
zum Fibro Scan (transiente Elasto -<br />
gra phie) veröffentlicht. Die transiente<br />
Elas tographie ist eine nichtinvasive<br />
Unter su chung, die ähnlich<br />
wie der Ultra schall nur äußerlich<br />
angewendet wird. Sie dient<br />
vor allem dazu, festzustellen, in -<br />
wieweit die Leber gesund oder ge -<br />
schä digt bzw. vernarbt ist. Eine<br />
Son de schickt eine elastische Wel -<br />
le durch die Leber und misst, wie<br />
langsam die Welle das Organ<br />
durchläuft. Je gesünder und elas -<br />
ti scher das Leber ge we be, desto<br />
län ger braucht die Welle auf ih rem<br />
wesentlicher Baustein der The ra -<br />
pie. Achten Sie auf eine ausgewogene,<br />
nicht zu fettreiche Ernäh -<br />
rung, vermeiden Sie Übergewicht<br />
und stärken Sie Ihr Herz-Kreis -<br />
lauf-System z. B. mit leichten Aus -<br />
dauersportarten wie Fahrrad -<br />
fahren oder Walking. Auch das tut<br />
Ihrer Leber gut.<br />
Catharina Pfingstgraf<br />
Beratung: Prof. Dr. Claus Niederau<br />
Quellen:<br />
1. <strong>PBC</strong>-<strong>Newsletter</strong> 2011, Deutsche<br />
Leber hilfe e. V.<br />
2. Silveira M.G et al.: Modafinil in<br />
the treatment of fatigue in pa -<br />
tients with primary biliary cirrhosis,<br />
AASLD 2011, Abstract #1805.<br />
3. Kowdley K.V et al, The first new<br />
monotherapy therapeutic <strong>PBC</strong> stu dy<br />
in a decade? An international stu dy<br />
evaluating the farnesoid x receptor<br />
agonist obeticholic acid in<br />
<strong>PBC</strong>, AASLD 2011, Abstract #116.<br />
Wie elastisch ist die Leber? Aktuelles zum FibroScan<br />
Weg. Wenn die Leber z. B. durch<br />
eine Ver nar bung verhärtet ist, ist<br />
die Welle dagegen sehr schnell.<br />
Das Verfahren wurde bereits bei<br />
vielen unterschiedlichen Erkran -<br />
kungen un ter sucht, wie z. B. chronischer<br />
<strong>Hepatitis</strong> B und C, einer<br />
Ko infektion von HIV und <strong>Hepatitis</strong><br />
C, alkoholischen Leber er kran kun -<br />
gen, Fettlebererkrankungen und<br />
Gallenwegserkrankungen wie der<br />
primär biliären Zirrhose (<strong>PBC</strong>).<br />
Zum AASLD-Kongress wurde nun<br />
auch für die primär sklerosierende<br />
Cholangitis (PSC) gezeigt, dass<br />
sich die Leber ver nar bung mithilfe<br />
der Elastographie über wachen lässt.<br />
Die Lebersteifigkeit wird dabei in<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
4. Hirschfield G.M et al.: A long<br />
term safety extension trial of the<br />
farnesoid x receptor (FXR) agonist<br />
obeticholic acid (OCA) and UDCA<br />
in primary biliary cirrhosis (<strong>PBC</strong>),<br />
AASLD 2011, Abstract #141.<br />
5. Prentis J et al.: Impaired cardiorespiratory<br />
reserve in primary biliary<br />
cirrhosis patients undergoing<br />
liver transplant assessment,<br />
AASLD 2011, Abstract #1176.<br />
6. Patanwala I et al.: Morbidity<br />
and mortality associated with<br />
varices in patients with primary<br />
biliary cirrhosis.<br />
7. Tomiyama Y et al.: Risk factors<br />
for development of hepatocellular<br />
carcinoma in patients with primary<br />
biliary cirrhosis, AASLD<br />
2011, Abstract #1789.<br />
8. Imam M et al.: Long term outcomes<br />
in primary biliary cirrhosis<br />
patients with hepatocellular carcinoma,<br />
AASLD 2011, Abstract<br />
#1809.<br />
Kilo pascal (kPa) gemessen. Je hö her<br />
dieser Wert ausfällt, desto steifer<br />
– und damit kränker – ist die Le ber.<br />
Ab bestimmten Werten (so ge -<br />
nannte Cut-off-Werte) lässt sich<br />
mit hoher Sicherheit sagen, ob die<br />
Leber noch praktisch unbeschädigt<br />
ist oder ob bereits eine fortgeschrit<br />
tene Fibrose oder Zirrhose<br />
vorliegt.<br />
Wichtig: Diese Werte unterscheiden<br />
sich je nach Grunder kran kung, der<br />
gleiche kPa-Wert kann also z. B.<br />
eine andere Bedeutung haben, je<br />
nachdem, ob eine Virus hepatitis<br />
oder eine <strong>PBC</strong> vorliegt. Bitte lassen<br />
Sie sich daher die Be deutung<br />
Ihrer FibroScan-Er geb nis se direkt<br />
7
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
von Ihrem untersuchenden Arzt<br />
erklären, wenn Sie diese erhalten!<br />
FibroScan vs. Punktion<br />
Früher wurde regelhaft die Punk -<br />
tion (Biopsie) zur Überwachung<br />
des Krank heitsverlaufs angewendet.<br />
Da bei der Punktion jedoch<br />
eine Nadel durch die Bauchdecke<br />
gestoßen wird, ist diese bei Pa -<br />
tienten gefürchtet; Schmerzen an<br />
der Einstichstelle oder Blutun gen<br />
sind nicht immer auszuschließen.<br />
Im mer verzichtbar ist die Biopsie<br />
nach wie vor nicht und gilt noch<br />
als Gold standard – also genaues -<br />
tes Ver fah ren, an dem sich andere<br />
Verfahren messen müssen. Aller -<br />
dings ist auch die Ge nau ig keit der<br />
Biopsie nicht hundertprozentig:<br />
Sie kann davon abhängen, wo<br />
punk tiert wird, wie die Qualität<br />
der ent nommenen Probe ist und<br />
wie er fahren der Untersucher ist.<br />
FibroScan- und Biopsieergebnisse<br />
stimmen oft, aber nicht immer<br />
überein. Hier bei ist nicht eindeutig,<br />
ob dies nun eher eine Schwä -<br />
che des FibroScan oder der Biopsie<br />
ist. Bei der Überwachung des<br />
Krankheitsverlaufs haben der<br />
Fibro Scan und andere nicht-invasive<br />
Ver fah ren die Leberbiopsie<br />
zurückgedrängt.<br />
Zunehmend wird der FibroScan<br />
auch bei flächendeckenden Un -<br />
ter su chungen in der Allgemein be -<br />
völ kerung eingesetzt, um z. B.<br />
Patien ten mit bislang unerkannter<br />
Zirrhose zu entdecken.<br />
Bei bestimmten diagnostischen<br />
Fra gen ist immer noch eine Punk -<br />
tion nötig – zum Beispiel wenn<br />
der Verdacht auf eine Auto -<br />
immunhepatitis besteht oder<br />
wenn man das Lebergewebe auf<br />
Ent z ün dungen oder andere Zell -<br />
8<br />
ver än de run gen untersuchen will.<br />
Für solche Fra gen ist die Elasto -<br />
graphie nicht gedacht und nicht<br />
geeignet – sie ergibt eher ein Ge -<br />
samtbild, wie gesund oder krank<br />
die Leber als Organ ist, sagt aber<br />
nichts über die Ursache aus.<br />
Anwendung der Elastographie<br />
Die FibroScan-Untersuchung ist<br />
zwar völlig schmerz- und risikofrei,<br />
muss aber von erfahrenen<br />
Anwendern durch geführt werden,<br />
um zuverlässige Er geb nisse zu<br />
erzielen. Geschieht dies nicht,<br />
können die Ergebnisse je nach<br />
Unter sucher stark voneinander<br />
abweichen. Wie elastisch oder<br />
steif die Leber ist, hängt auch<br />
nicht ausschließlich von der Ver -<br />
narbung ab: Auch eine akute<br />
Leberentzündung kann die Leber<br />
vorübergehend steifer erscheinen<br />
lassen, als sie ist. Bei Verdacht auf<br />
einen Entzündungsschub kann es<br />
daher hilfreich sein, neben dem<br />
FibroScan gleichzeitig auch die<br />
Leberwerte überprüfen zu lassen.<br />
Ein weiteres Problem des Fibro -<br />
Scan ist inzwischen großenteils<br />
gelöst: Bei stark übergewichtigen<br />
Patienten können normale Fibro -<br />
Scan-Sonden oft kein Ergebnis<br />
erzielen, weil sich zwischen Sonde<br />
und Leber zu viel Fett gewebe<br />
befindet. Seit einiger Zeit gibt es<br />
je doch sogenannte XL-Sonden,<br />
die eine stärkere Welle aussenden<br />
und so auch bei diesen Pa tien ten<br />
erfolgreiche Unter suchun gen er -<br />
mög lichen.<br />
CAP-Verfahren<br />
Neuere FibroScan-Geräte sind<br />
inzwischen auch in der Lage, ne -<br />
ben der Elas tizität den Fett gehalt<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
des Leber ge we bes zu überprüfen.<br />
Hierbei wird das sogenannte CAP-<br />
Verfahren angewendet. CAP steht<br />
für Controlled Attenua tion Para -<br />
me ter. Dieses Un tersuchungs ver -<br />
fah ren wurde inzwischen bei<br />
chro nischer Virus hepatitis sowie<br />
alkoholischer und nicht-alkoholischer<br />
Fettle ber er folg reich getestet.<br />
Damit könnte – neben dem<br />
Ultraschall – auch das CAP-<br />
Verfahren eine Möglichkeit sein,<br />
nicht-invasiv den Fettgehalt in<br />
der Leber zu bestimmen. Der Be -<br />
darf an sol chen Unters uchungen<br />
wächst, da Fettleber er krankungen<br />
in Deutschland und anderen<br />
Industrienationen immer häufiger<br />
werden: Fehlernährung, Über ge -<br />
wicht und Diabetes sind hierbei<br />
die Haupt v erantwortlichen. Zwar<br />
verlaufen viele Fettlebererkran -<br />
kun gen sehr milde, falls jedoch<br />
zur Verfettung noch eine Ent zün -<br />
dung hinzukommt (nicht-alkoholische<br />
Steatohepatitis, NASH),<br />
kann die Leber bis hin zur Zirrhose<br />
und Le ber krebs geschädigt werden.<br />
Auch an dere chronische Le -<br />
ber erkrankungen wie z. B. Virus -<br />
he pa ti tis und <strong>PBC</strong> können ungünstiger<br />
verlaufen, wenn die Leber<br />
zusätzlich verfettet ist.<br />
Fazit<br />
Nicht-invasive Untersuchungen<br />
sind in vielen Bereichen der He -<br />
patologie auf dem Vormarsch.<br />
Auch wenn diese nicht alle Leber -<br />
punktionen ersetzen können, sind<br />
sie gut dazu geeignet, den Ge -<br />
samtzustand der Leber einzu -<br />
schät zen und den Verlauf von Le -<br />
ber erkrankungen zu überwachen.<br />
I. van Thiel<br />
Redaktion<br />
Beratung: PD Dr. Anton Gillessen
Quellen:<br />
Regev A, Berho M, Jeffers LJ, Mili -<br />
kows ki C, Molina EG, Pyrsopoulos<br />
NT, et al.: Sampling error and<br />
intraobser ver variation in liver<br />
biopsy in pa tients with chronic<br />
HCV infection. Am J Gastro enterol<br />
2002;97 (10):2614–2618.<br />
Rousselet MC, Michalak S, Dupre<br />
F, Croue A, Bedossa P, Saint-Andre<br />
JP, et al.: Sources of variability in<br />
histological scoring of chronic<br />
viral hepatitis. Hepatology<br />
2005;41 (2):257–264.<br />
Myers RP et al.: Feasibility and<br />
diagnostic performance of the<br />
FibroScan XL probe for liver stiffness<br />
measurement in overweight<br />
and obese patients. Hepatology.<br />
2011 Aug 24. doi: 10.1002/<br />
hep.24624. [Epub ahead of print].<br />
Roulot D et al.: Transient elastography<br />
as a screening tool for liver<br />
fibrosis and cirrhosis in a community-based<br />
population aged over<br />
45 years. Gut 2011; 60:977-<br />
984doi:10.1136/gut.2010. 221382.<br />
Sanchez-Antolin G et al.: Useful -<br />
ness of FibroScan® using the XL<br />
probe for overweight and obese<br />
patients. AASLD 2011, Poster<br />
#1143.<br />
Sasso M et al.: The controlled<br />
attenuation parameter (CAP): A<br />
novel tool for the non-invasive<br />
evaluation of steatosis using<br />
Fibroscan(®). Clin Res Hepatol<br />
Gastroenterol. 2011 Sep 13.<br />
Beaugrand M et al.: Steatosis<br />
assessment by CAP in patients<br />
with alcoholic and non-alcoholic<br />
fatty liver disease. AASLD 2011,<br />
Poster #1662.<br />
<strong>PBC</strong>: Rückblick auf den<br />
EASL-Kongress im Vorjahr 2011<br />
Kombinationstherapien und Einfluss der Fettleber<br />
Die Leberzirrhose als Spätfolge und<br />
Endstadium der <strong>PBC</strong> bedroht heu te<br />
vor allem Patienten, die nicht ausreichend<br />
auf die UDC-The rapie<br />
an sprechen. Hier wurden und<br />
werden verschiedene Me di ka men -<br />
ten-Kom bi na tionen eingesetzt –<br />
bislang allerdings ohne bahnbrechenden<br />
Erfolg. Die Kom bination<br />
von UDC mit Budesonid scheint<br />
sich als eine Möglichkeit herauszukristallisieren.<br />
In mehreren Stu -<br />
dien konnte der Nutzen der<br />
zusätzlichen Gabe von Bu de sonid<br />
auf Leberzustand und Blut werte<br />
gezeigt werden – wenn auch mit<br />
Einschrän kungen (siehe Kas ten).<br />
Da <strong>PBC</strong> eine lebenslange Erkran -<br />
kung ist (wenn man von Heilung<br />
durch Lebertransplantation ab -<br />
sieht), stellt sich die Frage, ob und<br />
wenn ja welchen dauerhaften<br />
Nut zen die Gabe von Bu desonid<br />
Budesonid<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
für die Patienten hat. Mit dieser<br />
Fragestellung hat sich auch ein<br />
finnisches Forscherteam beschäftigt,<br />
das seine Daten schon im April<br />
2011 auf dem Leber-Kon gress<br />
(EASL) in Berlin prä sentier te. Mitt -<br />
lerweile ist ein Jahr vergangen<br />
und es hat ein wei terer EASL-Kon -<br />
gress stattgefun den. Da Bude sonid<br />
jedoch weiterhin für <strong>PBC</strong> erforscht<br />
und diskutiert wird (vgl. S. 1 und 3),<br />
halten wir die Er kennt nisse des<br />
Vor jahrs nach wie vor für aktuell<br />
und wichtig und wollen Ihnen<br />
diese nicht vorenthalten.<br />
Budesonid plus Standard -<br />
therapie: kaum nachhaltige<br />
Effekte nach Absetzen<br />
Rautiainen und ihr Team untersuchten,<br />
welchen nachhaltigen<br />
Effekt die zeitlich begrenzte Gabe<br />
Budesonid gehört zur Gruppe der Glucocorticoide und kann zu Cortisontypischen<br />
Nebenwirkungen führen. Da Budesonid schon beim ersten<br />
Durchlauf durch die Leber zu 90 % abgebaut wird, sind die Neben wir kun -<br />
gen meist geringer ausgeprägt als bei anderen Cortison-Präparaten.<br />
Budesonid wird in der Kombination mit UDC nur in frühen Stadien der <strong>PBC</strong><br />
eingesetzt. Zum einen konnte in Studien kein Vorteil bei fortgeschrittenen<br />
Lebererkrankungen gezeigt werden; zum anderen kann die Gabe von<br />
Budesonid bei bereits eingeschränkter Leberfunktion zu erheblichen<br />
Neben wir kungen führen, da die Leber das Medikament nicht mehr ausreichend<br />
abbauen kann. Liegt bereits eine Leberzirrhose vor, soll Budesonid<br />
grundsätzlich nicht mehr eingesetzt werden.<br />
Offiziell zugelassen ist Budesonid für die Behandlung der <strong>PBC</strong> nicht. Das<br />
einzige zugelassene Medikament bei <strong>PBC</strong> ist Urso de oxycholsäure (UDC). Bei<br />
unzureichender Wirkung von UDC wird es mit Budesonid kombiniert.<br />
Langzeitdaten für eine dauerhafte Kombinationstherapie fehlen noch.<br />
9
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
von Budesonid bei <strong>PBC</strong>-Patienten<br />
hat, die auf UDC alleine nicht<br />
ansprechen. In einer 2005 veröffentlichten<br />
Studie konnte Rau -<br />
tiai nen be reits zeigen, dass die<br />
Kom bi na tions therapie (UDC +<br />
Budeso nid) hier besser wirkte als<br />
eine Mono the ra pie mit UDC allein.<br />
Über einen Zeit raum von drei Jahren<br />
verbesserte sich die Leber si tu -<br />
a tion (Blut werte, Fibro sie rung der<br />
Leber, Sta dium der Erkran kung ...)<br />
bei den Pa tien ten, die zusätzlich<br />
Budesonid er hiel ten. Bei den Pa -<br />
tienten der UDC-Gruppe stagnierten<br />
die Werte oder ver schlech -<br />
terten sich.<br />
Sechs Jahre später untersuchten<br />
die Forscher die Patienten aus beiden<br />
Grup pen in einer „Follow-up-<br />
Studie“ erneut, um herauszufinden,<br />
ob die positive Wirkung der<br />
dreijährigen Ein nahme von Bu de -<br />
sonid auch über einen längeren<br />
10<br />
Kombinationstherapie Budesonid + UDC<br />
versus Monotherapie UDC<br />
Studienaufbau, Rautiainen et al.: 2002–2005 sowie Follow-up 2011<br />
2002: Leber -<br />
punktion vor<br />
Studien beginn<br />
Originalstudie 2002–2005 Follow-up 2011<br />
Gruppe 1: UDC-Monotherapie<br />
Gruppe 2: UDC + Budesonid<br />
2005: erste<br />
Auswertung,<br />
erneute Punktion<br />
2005–2011:<br />
alle Patienten in<br />
UDC-Monotherapie<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Gruppe 1<br />
Gruppe 2<br />
2011: zweite<br />
Auswertung,<br />
erneute Punktion<br />
<strong>PBC</strong>-Patienten erhielten über drei Jahre entweder UDC alleine oder zusammen mit<br />
Budesonid. Nach drei Jahren wurden Blutwerte und Lebergewebe erneut untersucht<br />
und alle Patienten nur noch mit UDC weiterbehandelt. Im Jahr 2011 wurden beide<br />
Gruppen erneut untersucht und punktiert, um zu erkennen, ob die damalige Zugabe<br />
von Budesonid auch nach dem Absetzen dauerhaft positiv nachwirkte. Leider war<br />
dem nicht so.<br />
Zeitraum anhielt. In der Zwi schen -<br />
zeit hatten alle Patienten aus bei -<br />
den Gruppen nur noch die Mono -<br />
the ra pie mit UDC erhalten, da die<br />
Stu die mit Bu desonid abgeschlossen<br />
war. Die durch eine Leber biop -<br />
sie ge won ne nen Da ten wurden mit<br />
den Ergeb nissen der ersten Stu die<br />
vergli chen und ausgewertet.<br />
Diese neue Auswertung zeigt, dass<br />
der positive Effekt der Therapie<br />
mit UDC + Budesonid auf die<br />
Leber nicht aufrechterhalten werden<br />
konnte. Nur einzelne Patien -<br />
ten konnten auch nach längerer<br />
Zeit noch davon profitieren.<br />
Für einen anhaltenden positiven<br />
Effekt muss wohl eine Lang zeit -<br />
kom bination von UDC mit Bu de -<br />
so nid in Betracht gezogen werden,<br />
so das Fazit von Rautiainen<br />
und ihren Kollegen.<br />
Da aktuell kein Konsens unter den<br />
Experten zum Einsatz von Bude -<br />
so nid besteht und sich<br />
auch die Leitlinien zurück -<br />
haltend äußern, bleibt<br />
allerdings abzuwarten, ob<br />
sich eine Lang zeit the ra pie<br />
mit UDC und Bude sonid<br />
durchsetzen kann. Im ers -<br />
ten Schritt wird es sicher<br />
noch weitere Stu dien zu<br />
Nut zen und Risi ken einer<br />
dauerhaften Kom bi na tionsthe<br />
rapie ge ben müssen.<br />
<strong>PBC</strong> und Fettleber<br />
Die nicht-alkoholische<br />
Fett leber (NAFLD, nonalcoholic<br />
fatty liver disease)<br />
zählt inzwischen zu den<br />
häufigsten Leber er kran -<br />
kun gen. Aufgrund von<br />
Stoff wech sel störungen<br />
z. B. durch Über gewicht<br />
oder Diabetes la gert sich<br />
vermehrt Fett in den Leberzellen<br />
ein. Die reine Fett leber kann sich<br />
durch die Be hand lung der<br />
Ursachen (z. B. Um stellung der Er -<br />
näh rung, Bewe gung und Ge -<br />
wichts re duk tion) wieder zurück -<br />
bil den. Wird die Fettleber durch<br />
eine Ent zün dung be glei tet, spricht<br />
man von einer Fett le ber hepatitis<br />
(NASH, nicht-alkoholische Steato -<br />
hepa ti tis). Die se Erkrankung kann<br />
bis zur Leber zirrhose fort schrei ten.<br />
Der Vormarsch der Leberverfet -<br />
tun gen macht auch vor chronisch<br />
Leber kran ken nicht halt. Manche<br />
Patienten entwickeln eine begleitende<br />
Fettleber er krankung. Auch<br />
hier sind Übergewicht, Überernährung<br />
und das meta bo lische<br />
Syndrom wesentliche Risi ko -<br />
faktoren. Ist der Zusammenhang<br />
zwischen der Fett leber und anderen<br />
chronisch entzündlichen Leber -<br />
erkran kun gen wie der Vi rus hepa -
titis B und C be reits durch Studien<br />
wiederholt unter sucht, so kam die<br />
<strong>PBC</strong> bislang meist zu kurz. „Wel -<br />
chen Einfluss hat die begleitende<br />
Fettlebererkrankung (NAFLD) auf<br />
den Krank heits ver lauf der <strong>PBC</strong>?“<br />
Offenbar kei nen guten – Ende<br />
2010 war bereits eine Studie von<br />
M. Hindi und Kol legen zu diesem<br />
Schluss ge kommen. Bestärkt werden<br />
diese Er geb nisse nun auch<br />
von For schern um R. Iva no va aus<br />
Sofia, Bul ga rien. Die Ärzte verglichen<br />
Leber biop sien von <strong>PBC</strong>-<br />
Pa tien ten mit und ohne begleitende<br />
Fettleber.<br />
In der Vorstufe der Le ber zirrhose –<br />
der Leber fi bro se – wird Binde -<br />
gewebe produziert, das in der<br />
Leber zwischen den Le ber zellen<br />
abgelagert wird. Die Leber verliert<br />
an Elas ti zität und „vernarbt“ zu se -<br />
hends. Als re le vante Marker für<br />
diesen Bin de gewebs umbau und<br />
damit für das Fort schreiten der<br />
Erkrankung verglich Ivanova das<br />
Kollagen Typ IV sowie das Laminin<br />
in den Gewebe pro ben der Patien -<br />
ten beider Gruppen, um Aus sagen<br />
über den Krankheits ver lauf zu<br />
machen. Die wesentlichen Er geb -<br />
nisse der Studie sind wie folgt:<br />
- Die Marker wurden in wesentlich<br />
höheren Konzentrationen<br />
bei den Patienten mit <strong>PBC</strong> und<br />
Fettleber ge funden.<br />
- Je verfetteter die Leber war,<br />
desto höher die Konzentration<br />
von Kolla gen Typ IV und<br />
Laminin.<br />
- Der Grad der Verfettung und<br />
die Konzentration der Marker<br />
sind dabei unabhängig vom<br />
Stadium der <strong>PBC</strong>-Erkrankung.<br />
Was bedeutet das nun konkret?<br />
Wie ist die Prognose für die von<br />
beiden Er kran kungen betroffenen<br />
Patienten? Am interessantesten<br />
dürfe wohl die Fra ge nach dem<br />
Fortschreiten der Krank heit sein –<br />
der sog. Progression. Fünf-Jahres-<br />
Daten liegen der Forscher grup pe<br />
vor. Wie bei anderen chronischen<br />
Lebererkrankungen auch, zeigt<br />
sich, dass der Krankheitsverlauf<br />
der <strong>PBC</strong> durch eine zusätzliche<br />
Fett leber erkrankung beschleunigt<br />
wird.<br />
Die Ent wicklung einer Leber zir -<br />
rhose und Ösophagusvarizen<br />
(Krampf adern der Spei se röhre;<br />
eine klassische Begleit er schei nung<br />
der Zirrhose) war bei Patienten<br />
der Gruppe mit beiden Erkran kun -<br />
gen wesentlich höher und die<br />
Krank heit verlief wesentlich schneller<br />
als bei den <strong>PBC</strong>-Patien ten ohne<br />
Leberverfettung.<br />
Fazit<br />
In der Therapie der <strong>PBC</strong> wird sich<br />
vorerst nichts ändern. Die Be -<br />
hand lung mit Ursodeoxychol säure<br />
ist und bleibt Standard. Für den<br />
Großteil der Pa tien ten ist diese<br />
gut verträgliche Therapie sehr<br />
effektiv und ermöglicht ein langes<br />
Hinauszögern von Folge schäden<br />
der <strong>PBC</strong>, wie Fibrose und Zirrhose.<br />
Pa tien ten, bei denen UDC nur<br />
unzureichend anschlägt, steht leider<br />
nach wie vor keine wirklich<br />
adäquate Therapie op tion zur Ver -<br />
fügung. Die in puncto Wir kung<br />
grundsätzlich ermutigende Kom -<br />
bi na tions therapie mit Budesonid<br />
wird auf den Prüfstand gehen müssen,<br />
ob sie auch in der Lang zeit -<br />
therapie tauglich ist – ins beson -<br />
dere wegen möglicher Cor ti sontypi<br />
scher Neben wir kun gen. Die<br />
mög lichen negativen Auswir kun -<br />
gen auf die Knochendichte, ge -<br />
paart mit dem ohne hin höheren<br />
Os teoporose-Risiko bei <strong>PBC</strong>, wird<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
hier sicher eine ernst zu nehmende<br />
Hürde sein.<br />
Die Studie über den Zusammen -<br />
hang von Fettleber und <strong>PBC</strong> hat<br />
eine eindeutige Botschaft. Die<br />
Fettleber ist ein Risikofaktor für<br />
ein schnelles Vor an schreiten der<br />
Erkrankung. Ganz we sent lich vor<br />
diesem Hintergrund ist allerdings<br />
auch, dass die Fettleber grundsätzlich<br />
umkehrbar ist (reversibel).<br />
So kann sich die Fettleber durch<br />
Um stellung der Ernährung, Abbau<br />
von Übergewicht und gezielte<br />
Bewegung auch wie der zurückbilden<br />
und der Krank heits ver lauf<br />
günstig beeinflusst werden.<br />
Catharina Pfingstgraf<br />
Beratung: Prof. Dr. C. Niederau<br />
Quellen:<br />
1. EASL: Management of choleastic<br />
liver diseases. Journal of<br />
Hepatology, Juni 2009.<br />
2. Meaney C. et al., Developing<br />
endpoints for clinical trials in <strong>PBC</strong>:<br />
alkaline phosphatase as a predictor<br />
of outcome, EASL 2011<br />
(Poster).<br />
3. Rautiainen H. et al., Six year<br />
follow-up liver histology after<br />
Budesonide + UDCA combination<br />
therapy in <strong>PBC</strong> compared with<br />
UDCA monotherapy, EASL 2011,<br />
Poster #273.<br />
4. Hindi M et al.: The impact of<br />
steatosis on the severity of liver<br />
disease in patients with primary<br />
biliary cirrhosis. AASLD 2010,<br />
Abstract #658.<br />
5. Ivanova R. et al., Influence of<br />
concomitant nonalcoholic fatty<br />
liver on progression of primary<br />
biliary cirrhosis; EASL 2011,<br />
(Poster).<br />
6. Lebenszeichen, Sonderheft<br />
Labor werte.<br />
11
<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
Kontaktstellen der <strong>PBC</strong>-Aktivengruppe:<br />
Wenn Sie Informationen benötigen, Austausch mit anderen Betroffenen suchen oder sich der <strong>PBC</strong>-<br />
Aktivengruppe anschließen wollen, können Sie sich an folgende Kontaktpersonen wenden:<br />
Silvia Caspers<br />
Vieux-Conde-Str. 14<br />
52382 Niederzier<br />
Tel.: 0 24 28/16 69<br />
Cquass4@aol.com<br />
Maria Dippel<br />
Leber-SHG Kassel<br />
Friedenstr. 34, 34121 Kassel<br />
Tel: 05 61/88 64 92<br />
mariadippel@gmx.de<br />
Renate Eklund<br />
Roggestr. 14c, 21073 Hamburg<br />
Tel.: 0 40/7 65 25 48<br />
renate.eklund@t-online.de<br />
Rolf Goertz<br />
<strong>Hepatitis</strong>–SHG Kreis Heinsberg e. V.<br />
Heiderbusch 24, 41812 Erkelenz<br />
Tel.: 0 24 33/91 88 35<br />
Fax: 0 24 33/91 88 35<br />
rgoertz@t-online.de<br />
Gisela Illias<br />
Uppersberg 66, 51375 Leverkusen<br />
Tel.: 02 14/5 00 50 13<br />
Ingeborg Klocke<br />
Bruckner Str. 17/1<br />
71691 Freiberg am Neckar<br />
Tel.: 0 71 41/5 07 21 33<br />
ingeborgklocke@aol.com<br />
Waltraud Kowalski<br />
<strong>Hepatitis</strong> SHG Bochum<br />
Bochumer Str. 185a<br />
45661 Recklinghausen<br />
waltraudkowalski@yahoo.de<br />
Tel./Fax: 0 23 61/6 58 19 65<br />
Marja Levicar-Wolf<br />
Im Heimgarten 4<br />
60389 Frankfurt a. M.<br />
Tel.: 0 69/47 31 50<br />
12<br />
Susanne Nückles<br />
<strong>Hepatitis</strong>hilfe Mittelfranken e.V.<br />
Breite Gasse 94, 90402 Nürnberg<br />
Tel.: 09 11/2 35 82-45 (bzw. -46)<br />
Di und Do von 13–16:30 Uhr<br />
an den anderen Tagen nach persönlicher<br />
Absprache<br />
hepatitisberatung@gmx.de<br />
Gisela Schaber<br />
<strong>PBC</strong>-<strong>Selbsthilfe</strong>gruppe Baden-<br />
Württemberg<br />
Ahornweg 5, 72290 Loßburg<br />
Tel.: 0 74 46/8 20<br />
gisela.schaber@googlemail.com<br />
Uwe Schoch<br />
Graf-Eberstein-Str. 2<br />
74747 Ravenstein<br />
nur samstags:<br />
Tel.: 0 62 97/92 89 35<br />
uwe.schoch@dhcf.de<br />
Dr. med. Hans-Thomas Sedlmayer<br />
Wissenschaftl. bundesweite SHG<br />
für HIV/Hepatitiden/<br />
<strong>PBC</strong>/AD(H)S und Resistenzen<br />
Lothar-Bucher-Str. 3, 12157 Berlin<br />
Tel.: 0 30/74 78 15 00<br />
Fax: 0 30/74 78 15 02<br />
prismed@gmx.de<br />
Erhard Tribbe<br />
<strong>PBC</strong>-Aktivengruppe<br />
Vor den Höfen 10<br />
27243 Harpstedt-Simmerhausen<br />
Tel.: 0 44 31/72 924<br />
tribbe_clan@t-online.de<br />
Sabine von Wegerer<br />
Berliner Leberring e.V.<br />
Beratungsstelle für <strong>Hepatitis</strong>-<br />
Betroffene<br />
c/o Charité Campus Benjamin<br />
Franklin<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin<br />
Haus III, 1. OG rechts<br />
Tel./Fax: 0 30/83 22 67 75<br />
Di 13–17 Uhr, Do 14–17 Uhr<br />
kontakt@berliner-leberring.de<br />
www.berliner-leberring.de<br />
Margret Wegmann<br />
SHG Coesfeld/<strong>Rhein</strong>e/Emstetten<br />
Wupperstr. 36, 48431 <strong>Rhein</strong>e<br />
Tel.: 0 59 71/5 47 24<br />
margret.wegmann@gmx.de<br />
Sigrid Weimar<br />
SHG <strong>PBC</strong>/PSC/AIH Bayern<br />
Kasernenstr. 12, 84036 Landshut<br />
Tel.: 08 71/1 43 21 12<br />
infopbc@gmx.de<br />
Martina Westerlage<br />
<strong>PBC</strong>-<strong>Selbsthilfe</strong>gruppe Dortmund<br />
Haberkamps Vöhde 18<br />
44357 Dortmund<br />
Tel.: 02 31/4 76 61 15<br />
Falls Sie den <strong>PBC</strong>-<strong>Newsletter</strong> regelmäßig<br />
beziehen möchten und noch<br />
nicht bei uns gemeldet sind, wenden<br />
Sie sich bitte an uns:<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Krieler Str. 100, 50935 Köln<br />
Tel.: 0221/2 82 99 80<br />
Fax: 02 21/2 82 99 81<br />
E-Mail: info@leberhilfe.org<br />
http://www.leberhilfe.org<br />
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Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
Spendenkonto: Sparkasse Melle,<br />
Kto-Nr: 124800, BLZ: 26552286<br />
Schirmherr:<br />
Prof. Dr. med. U. Leuschner<br />
Internistisches Facharztzentrum<br />
Schaubstr.16, 60596 Frankfurt/<strong>Main</strong><br />
Tel.: 069-6 50 07 31 26