PBC Newsletter - Selbsthilfe Hepatitis Rhein-Main
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<strong>PBC</strong>-NEWSLETTER 2012<br />
Jahre ist die Obe ticholsäure, welche<br />
derzeit in klinischen Studien<br />
erprobt wird. Obetichol säure ist<br />
eine chemisch leicht veränderte<br />
Form der Chenodeoxycholsäure, die<br />
wie UDCA eine natürlich vorkom -<br />
mende Gallen säure ist. Wie für<br />
UDCA sind die Wirk me cha nis men<br />
von Obeti chol säure noch nicht<br />
vollständig aufge klärt. Je doch<br />
scheint Obetichol säure ef fek tiver<br />
als UDCA an sogenannte nuk leäre<br />
Rezeptoren der Leber zel len zu bin -<br />
den. Nukleäre Rezep to ren sind<br />
Pro teine (Eiweiße) im Kern der<br />
Leber zelle, welche zu sam men mit<br />
ihrem Bin dungs part ner, wie in<br />
diesem Fall mit Obe ti chol säure,<br />
die Expression von Genen be -<br />
einflussen. So reguliert Obe ti chol -<br />
säu re die Pro duk tion von be -<br />
stimmten Pro teinen und Enzymen<br />
in der Le ber zel le, welche sich günstig<br />
auf die Cho lestase und Ver -<br />
nar bung der Leber auswirken.<br />
In der ersten Wirksamkeitsstudie,<br />
welche 2010 veröffentlich wurde,<br />
waren 165 <strong>PBC</strong>-Patienten mit<br />
Obeticholsäure im Vergleich zu<br />
einem Scheinpräparat („Placebo“)<br />
behandelt worden. Die Teil nehmer<br />
bekamen für insgesamt zwölf<br />
Wochen eine von drei unter such -<br />
ten Dosierungen der Obetichol -<br />
säure (10, 25 oder 50 mg) oder ein<br />
Placebo in Ergänzung zur UDCA-<br />
Therapie. Dabei zeigte sich, dass<br />
bereits die geringste Dosierung<br />
von 10 mg die alkalische Phos -<br />
pha tase nach zwölf Wochen um<br />
über 20 % senken konnte. Ins ge -<br />
samt wurde die Therapie mit Obe -<br />
ticholsäure sehr gut vertragen, in<br />
der Gruppe mit der Tagesdosis von<br />
10 mg kam es zu keinen schweren<br />
Neben wir kun gen. In eini gen Fäl len<br />
wurde der vorab be ste hen de Juck -<br />
reiz in seiner Inten si tät er höht,<br />
2<br />
sodass drei Patienten die Stu die<br />
vorzeitig beenden mussten. Insge -<br />
samt war Juck reiz aber nicht häufiger<br />
als in jener Gruppe, welche<br />
mit Place bo behandelt wurde.<br />
Letztes Jahr wurde eine weitere<br />
Studie veröffentlicht, welche<br />
Obe ticholsäure als Monotherapie,<br />
d. h. ohne Fort füh rung der Gabe<br />
von UDCA untersuchte. Knapp 60<br />
weitere Patienten wurden dabei<br />
ebenfalls für zwölf Wochen mit<br />
Placebo oder Obeticholsäure (10<br />
bzw. 50 mg) behandelt. Hier<br />
konnte bereits in der geringen<br />
Dosierung von 10 mg beobachtet<br />
werden, dass die alkalische Phos -<br />
pha tase um durchschnittlich 45 %<br />
absank. Auch in dieser Studie traten<br />
keine schwerwiegenden Ne -<br />
ben wir kun gen auf. Jedoch verschlechterte<br />
sich un ter dieser<br />
Mono therapie mit Obe ti chol säure,<br />
insbesondere unter der hohen<br />
Dosierung, bei vielen Patienten<br />
der Juckreiz deutlich.<br />
Juckreiz unter Cholestase bleibt<br />
wei ter hin schwer behandelbar und<br />
kann ein sehr belastendes und<br />
ein schränkendes Symptom werden.<br />
Daher wäre eine neue Therapie,<br />
welche zwar den Verlauf der Le -<br />
ber erkrankung an sich verbessert,<br />
dabei aber mit einer Ver schlech -<br />
terung dieses Hauptsymp toms der<br />
Erkrankung einhergeht, für viele<br />
Patienten keine geeignete Inno -<br />
vation. Weitere Studien müssen<br />
daher den relativen Nut zen dieser<br />
Therapie ge nauer untersuchen.<br />
Zu diesem Zweck wird in diesem<br />
Jahr eine weitere große klinische<br />
Studie starten. Bei <strong>PBC</strong>-Patienten,<br />
deren alkalische Phosphatase sich<br />
unter der Behandlung mit UDCA<br />
nicht ausreichend normalisiert<br />
hat, soll für ein Jahr der Nutzen<br />
einer zusätzlichen Be hand lung<br />
Deutsche Leberhilfe e. V.<br />
mit Obeticholsäure untersucht<br />
werden. Die beiden oben ge -<br />
nannten Studien haben eine<br />
maximale Wirk samkeit von Obeti -<br />
cholsäure be reits in der geringsten,<br />
beinahe nebenwirkungsfreien<br />
Dosierung gezeigt. Daher<br />
wird die aktuelle Studie wohl nur<br />
noch diese niedrigen Dosierungen<br />
einschließen. Laut den Vorunter -<br />
su chun gen sollte außerdem durch<br />
die Kombination von Obetichol -<br />
säure mit UDCA das untersuchte<br />
Therapieregime insbesondere<br />
bezüglich des Juck rei zes besser<br />
verträglich sein. An dieser klinischen<br />
Studie können auch <strong>PBC</strong>-<br />
Patienten aus Deutschland teilnehmen.<br />
Ausgewählte Studien -<br />
zen tren sind dabei z. B. das Uni -<br />
versitätsklinikum Aachen, das Kli ni -<br />
kum der Universität Mün chen, die<br />
Medizinischen Hoch schule Han -<br />
nover, das Univer sitäts kli ni kum<br />
Hamburg-Eppendorf, das Uni ver -<br />
sitätsklinikum des Saar lan des in<br />
Hom burg sowie das Univer si täts -<br />
klinikum in Frankfurt am <strong>Main</strong>.<br />
Die mit Spannung erwarteten<br />
Ergeb nisse dieser Untersuchung<br />
werden weiteren Aufschluss über<br />
den Lang zeit nutzen und die Lang -<br />
zeitverträglichkeit der Therapie<br />
mit Obeticholsäure bei Pa tienten<br />
mit <strong>PBC</strong> bieten. Im Falle po sitiver<br />
Ergebnisse dürfen wir dann in<br />
wenigen Jahren – erstmals seit<br />
Jahr zehn ten – die Zulassung eines<br />
neuen Me dikaments zur Behand -<br />
lung der <strong>PBC</strong> erwarten.<br />
Dr. med. S. Hohenester<br />
Prof. Dr. med. C. Trautwein<br />
Klinik für Gastroenterologie,<br />
Stoffwechselerkrankungen und<br />
Internistische Intensivmedizin,<br />
Universitätsklinikum Aachen<br />
Kontakt:<br />
shohenester@ukaachen.de