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Melkzeugzwischendesinfektion - unter verschiedenen ... - Kesla.de

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<strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> - <strong>unter</strong> <strong>verschie<strong>de</strong>nen</strong> Bedingungen <strong>de</strong>r<br />

Milchgewinnung<br />

Ingrid Mo<strong>de</strong>l, Thüringer Lan<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft Jena<br />

1. Einleitung<br />

Die Zukunft <strong>de</strong>r effektiven Milchproduktion ist gekennzeichnet durch<br />

- steigen<strong>de</strong> Milchleistung pro Kuh<br />

- anwachsen<strong>de</strong> Her<strong>de</strong>ngrößen<br />

- hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die Milchqualität und <strong>de</strong>n Verbraucherschutz<br />

Damit ist verbun<strong>de</strong>n, dass sich das Verfahren <strong>de</strong>r Milchproduktion verstärkt in Richtung<br />

Laufstall und Melkstand verän<strong>de</strong>rt und damit die Gefahr <strong>de</strong>r Übertragung von pathogenen<br />

Keimen, insbeson<strong>de</strong>re auch von Euter zu Euter, weiter steigt.<br />

Es wird in zunehmen<strong>de</strong>m Maße erfor<strong>de</strong>rlich sein <strong>de</strong>r Prophylaxe, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Hygiene,<br />

Reinigung und Desinfektion mehr Be<strong>de</strong>utung beizumessen. Es ist mehrfach bewiesen, dass<br />

die Milchdrüse das Hauptreservoir <strong>de</strong>r Mastitiserreger ist. Während <strong>de</strong>s Melkens wer<strong>de</strong>n sie<br />

durch Eutertücher, Melkerhän<strong>de</strong> und insbeson<strong>de</strong>re durch die Melkzeuge verbreitet.<br />

Milchreste aus Zitztengummis können beim Umsetzen an das nächste Euter durch Milch-<br />

Rückspray o<strong>de</strong>r Rückstau Infektionsquelle wer<strong>de</strong>n. Durch eine Zwischen<strong>de</strong>sinfektion <strong>de</strong>r<br />

Melkzeuge kann diese Gefahr weitestgehend ausgeräumt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>r <strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> ist es, durch Abtötung von Mastitiserregern die<br />

Übertragung von Euter zu Euter so weit wie möglich zu verhin<strong>de</strong>rn und damit eine<br />

Neuinfektion zu <strong>unter</strong>bin<strong>de</strong>n.<br />

2. Technische Lösungen<br />

Bei allen technischen Lösungen zur Melkzeugzwischenspülung o<strong>de</strong>r -zwischen<strong>de</strong>sinfektion<br />

müssen folgen<strong>de</strong> Gegebenheiten gesichert sein:<br />

- eine sichere Trennung <strong>de</strong>r milchführen<strong>de</strong>n Teile<br />

- eine gute Benetzung <strong>de</strong>r Zitzengummiflächen<br />

- eine ausreichen<strong>de</strong> Einwirk- und Abtropfzeit<br />

- ein schnell und sicher wirken<strong>de</strong>s Desinfektionsmittel<br />

Je nach Art <strong>de</strong>r Melkanlagen kommen folgen<strong>de</strong> technische Lösungen für eine<br />

Zwischenspülung bzw. Zwischen<strong>de</strong>sinfektion in Frage.<br />

Kannen- und Rohrmelkanlage:<br />

- Tauchen in Eimer<br />

- Einsprühen in Zitzengummis mittels han<strong>de</strong>lsüblichem Sprühgerät (Pumpkanne)<br />

Melkstandanlagen:<br />

- Tauchen in Eimer o<strong>de</strong>r Wannen<br />

- Einsprühen in Zitzengummis mit Hilfe von transportablem Sprühgerät o<strong>de</strong>r im<br />

Melkstand installierter Sprüheinrichtungen (Dip-Anlage)<br />

- Airwash - Anlagen<br />

- Back-Flush-Anlagen<br />

Das Tauchverfahren ist technisch die einfachste Metho<strong>de</strong>. In Eimern o<strong>de</strong>r Wannen wird<br />

eine schnellwirksame Desinfektionslösung bereitgestellt. Nach Abnahme <strong>de</strong>r Melkeinheit<br />

vom Euter wird in Kannen- und Rohrmelkanlagen das Melkzeug vom Milchanschluss<br />

getrennt und kräftig in die Lösung eingestaucht. Bis zum Wie<strong>de</strong>ransetzen an das nächste<br />

Euter verbleibt in <strong>de</strong>r Regel genügend Zeit, dass <strong>de</strong>r Desinfektionswirkstoff einwirken und<br />

abtropfen kann.<br />

In Fischgräten- und Tan<strong>de</strong>mmelkstän<strong>de</strong>n können die Eimer an je<strong>de</strong>m Melkplatz in<br />

Halterungen eingehängt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r eine Wanne an einer Laufkatze durch <strong>de</strong>n Melkstand<br />

gezogen wer<strong>de</strong>n. Im Karussellmelkstand wer<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Austrieb 2-3 Spezialwannen<br />

aufgestellt, durch welche die Melkeinheiten durchgezogen und dadurch gespült und


<strong>de</strong>sinfiziert wer<strong>de</strong>n. In kleinen Karussells ist dabei eine erfor<strong>de</strong>rliche Einwirkzeit nicht<br />

immer gesichert. Gut ist die technische Lösung einer Melkanlagenfirma, die<br />

programmgesteuert für alle Melkstän<strong>de</strong> das Absenken <strong>de</strong>r Melkzeuge zur<br />

Zwischen<strong>de</strong>sinfektion anbietet. Nach entsprechend eingestellter Einwirkzeit zieht ein<br />

ohnehin zum Nachmelken vorhan<strong>de</strong>ner Hubzylin<strong>de</strong>r die Melkbecher selbständig aus <strong>de</strong>r<br />

Lösung (Impulsa).<br />

Eine zweite einfache Form <strong>de</strong>r <strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> ist das Einsprühen einer<br />

schnell wirksamen Desinfektionslösung in <strong>de</strong>n Zitzengummiinnenraum. Dazu wird über die<br />

Sprühanlage, die im Melkstand für die Zitzen<strong>de</strong>sinfektion installiert ist o<strong>de</strong>r über<br />

han<strong>de</strong>lsübliche Pump-Sprühkannen in je<strong>de</strong>n einzelnen Melkbecher eine schnell wirksame<br />

Desinfektionslösung einsprüht. Auch hier ist wie beim Tauchverfahren Einwirk- und<br />

Austropfzeit durch <strong>de</strong>n Tierwechsel vorgegeben und wur<strong>de</strong> bei allen Untersuchungen als<br />

ausreichend eingeschätzt.<br />

Im Tauch- und Sprühverfahren erscheint <strong>de</strong>r zeitliche Aufwand auf <strong>de</strong>n ersten Blick sehr<br />

hoch. Er beträgt aber pro Melkeinheit etwa 10 Sekun<strong>de</strong>n - und mit Vor- und Nacharbeiten<br />

wird im Fischgrätenmelkstand (FGM) 2 x 6 Plätze für einen Austrieb 1 min. benötigt.<br />

Beim System Airwash wird in einen zentralen Behälter je nach Wunsch <strong>de</strong>s Betreibers<br />

Wasser o<strong>de</strong>r Desinfektionslösung gefüllt. Die Flüssigkeit gelangt über eine Ringleitung und<br />

Schläuche an die Melkeinheiten. Über Injektoren kommt die Flüssigkeit mit Hilfe von<br />

Druckluft in die kurzen Milchschläuche und Zitzengummis. Die Anzahl <strong>de</strong>r Injektionen<br />

kann zwischen 3 bis 11 gewählt wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Spülvorgang wer<strong>de</strong>n etwa 400 bis 700 cm 3<br />

Wasser je Melkzeug benötigt. Die Dauer <strong>de</strong>r Spülung ist mit 30 Sekun<strong>de</strong>n angegeben. Bis<br />

zum Ansetzen verbleibt in <strong>de</strong>r Praxis , abhängig vom Melkstand, oft eine Einwirkzeit von 60<br />

bis 90 Sekun<strong>de</strong>n.<br />

Im Back-Flush-System gelangt nach Abnahme <strong>de</strong>r Melkeinheiten vom Euter mit Hilfe einer<br />

elektronischen Steuereinheit in einer Spülleitung über ein Back-Flush-Ventil in die langen<br />

Milchschläuche, Milchsammelstücke und Zitzengummis in <strong>de</strong>r Programmfolge<br />

- Klarwasser mit pulsieren<strong>de</strong>r Druckluft,<br />

- Wasser o<strong>de</strong>r Desinfektionslösung mit pulsieren<strong>de</strong>r Druckluft,<br />

- eine wählbare Pause, als Einwirkzeit für Desinfektionsmittel,<br />

- Wasser mit pulsieren<strong>de</strong>r Luft,<br />

- pulsieren<strong>de</strong> Druckluft zum Ausblasen.<br />

Die Zeiten <strong>de</strong>r Programmschritte und die Wassermengen können je nach Melkstandart und<br />

Erfor<strong>de</strong>rnis variiert wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n von uns <strong>unter</strong>suchten Melkstän<strong>de</strong>n lag <strong>de</strong>r<br />

Wasserverbrauch zwischen 1,0 l und 1,5 l pro Melkplatz.<br />

Alle vier technischen Lösungen lassen sich je nach Gegebenheit <strong>de</strong>r Melkanlage in <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsablauf einreihen. Beachtet wer<strong>de</strong>n muss die Sicherheit <strong>de</strong>r Arbeitsausführung. Sie ist<br />

bei manuell betriebenen Formen stark von <strong>de</strong>r Bedienperson abhängig. Die<br />

Funktionssicherheit <strong>de</strong>r Back-Flush- und Airwash-Systeme ist bei regelmäßigem<br />

fachkundigen Service gegeben.<br />

Aiwash und in bestimmtem Umfang die Tauch- und Sprühverfahren bieten keine<br />

Möglichkeit <strong>de</strong>r Nachspülung mit Trinkwasser. Es muss darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n, dass in<br />

<strong>de</strong>r Anlage 3 <strong>de</strong>r gültigen Milchverordnung vorgeschrieben ist: "... Melkgeräte sind, nach<strong>de</strong>m<br />

sie gereinigt und <strong>de</strong>sinfiziert wur<strong>de</strong>n, mit Trinkwasser nachzuspülen. ..." je nach<br />

verwen<strong>de</strong>tem Desinfektionsmittel ist die Festlegung hinsichtlich <strong>de</strong>r Rückstandsproblematik<br />

ernst zu nehmen.<br />

3. Genügt eine Melkzeugzwischenspülung mit Wasser und Druckluft?<br />

Untersuchungen durch Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r "Wissenschaftlichen Gesellschaft für<br />

Milcherzeugerberater haben <strong>de</strong>n Nachweis gebracht (siehe Tab. 1), dass reines Wasser in<br />

Verbindung mit Druckluft einen Ausspüleffekt für die Keime im Melkzeug bringt. Geht es<br />

jedoch darum, die Melkeinheit als Infektionsquelle für die Mastitis so weit wie möglich<br />

auszuschalten, müssen in allen vier genannten technischen Lösungen schnell wirksame<br />

Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen.


Tabelle 1: Abstrichergebnisse von Zitzengummis mit Mastitiserregern vor und nach einer<br />

Zwischenspülung<br />

System Zwischenspülung mit Wasser und<br />

Druckluft in Airwash und Back-Flush<br />

Anzahl ausgewerteter ME 488<br />

frei von pathogenen Keimen 8,1 %<br />

Keimreduzierung 8,0 %<br />

keine Keimreduzierung 83,9 %<br />

4. Welche Desinfektionswirkstoffe sind für eine Zwischen<strong>de</strong>sinfektion geeignet und<br />

was muss bei ihrer Anwendung beachtet wer<strong>de</strong>n?<br />

4.1. Auswahl <strong>de</strong>r Desinfektionswirkstoffe<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Mittel zur <strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> ist darauf zu achten, dass<br />

- ein schnell wirken<strong>de</strong>s Mittel zum Einsatz kommt, weil nur die Zeit <strong>de</strong>s Tierwechsels zur<br />

Verfügung steht,<br />

- es ein breites Wirkungsfeld auf euterpathogene Keime hat,<br />

- es für <strong>de</strong>n Bereich Milchgewinnung zugelassen ist,<br />

- es die Umwelt nicht mit zusätzlichen Schadstoffen belastet,<br />

- es auf melktechnische Bauteile nicht aggressiv wirkt,<br />

- es hinsichtlich Kosten vertretbar ist.<br />

Diese Kriterien erfüllen in <strong>de</strong>n meisten Punkten die Desinfektionsmittel mit <strong>de</strong>m Wirkstoff<br />

Peressigsäure<br />

4.2 Wirkung <strong>de</strong>r Peressigsäure (PES)<br />

Aus <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung heraus, für Verbraucher und Umwelt schadstofffreie Desinfektionsmittel<br />

anzuwen<strong>de</strong>n, hat <strong>de</strong>r Wirkstoff Peroxyessigsäure seit etwa 20 Jahren verstärkte Anwendung<br />

als Desinfektionsmittel in <strong>de</strong>r Human- und Veterinärmedizin sowie in <strong>de</strong>r Getränke- und<br />

Milchindustrie gefun<strong>de</strong>n. Seine umfassen<strong>de</strong> mikrobizi<strong>de</strong> und extrem schnelle Wirkung ohne<br />

Resistenzbildungsgefahr für alle Mikroben im Temperaturbereich von 4 bis 37 0 C ist vielfach<br />

nachgewiesen. PES bil<strong>de</strong>t keine toxischen Rückstän<strong>de</strong>, weil bei ihrer Anwendung ein Zerfall<br />

in Aktivsauerstoff, Wasser und eine schwache Essigsäure zustan<strong>de</strong> kommt.<br />

Desinfektionsmittel mit <strong>de</strong>m Wirkstoff PES sind vom BgVV für die Milchgewinnung<br />

zugelassen.<br />

Als Nachteile wären zu nennen:<br />

- Eisenhaltiges Wasser und ein hoher Anteil organischer Stoffe (Kot, Milch) beeinflussen die<br />

Desinfektionswirkung, <strong>de</strong>shalb ist je nach Verschmutzung <strong>de</strong>r Lösung beim Tauchverfahren<br />

nach 1-2 Stun<strong>de</strong>n ein Erneuern nötig.<br />

- PES hat eine korrodieren<strong>de</strong> Wirkung auf Messing, Kupfer, Eisen, Baustahl und<br />

Naturkautschuk. Damit sind <strong>de</strong>n Melkanlagenproduzenten hinsichtlich Materialeinsatz<br />

Grenzen vorgegeben.<br />

PES ist hinsichtlich <strong>de</strong>r Unfallgefahr ,wie je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Säure sehr ernst zu nehmen,<br />

PES gilt allgemein als brennbar und explosiv . Das trifft für <strong>de</strong>n Typ zu, <strong>de</strong>r allgemein in <strong>de</strong>r<br />

Industrie Anwendung fin<strong>de</strong>t und schon aus diesem Grund nicht mehr als 15 % PES<br />

enthalten darf. Zur Unterscheidung zum Desinfektionstyp "Wofasteril" wird er als<br />

Epoxidierungs-Typ bezeichnet.<br />

Der Desinfektionstyp, wie er im Produkt "Wofasteril" vorliegt, ist hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />

Sicherheitsstatuses von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Materialforschung und- prüfung <strong>unter</strong>sucht<br />

wor<strong>de</strong>n. Im Ergebnis wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Wofasteril bescheinigt, daß es keine explosiven<br />

Eigenschaften aufweist.


Die oben genannte Aggressivität <strong>de</strong>r PES auf unedle und Buntmetalle bewirkt, daß diese DM<br />

nicht in allen Melkanlagen eingesetzt wer<strong>de</strong>n können. Kluge Köpfe in <strong>de</strong>r <strong>Kesla</strong> Pharma<br />

Wolfen GmbH stellten sich diesem Thema und erreichten durch Zugabe <strong>de</strong>s Puffers "alcapur<br />

E", dass<br />

- die Wofasterillösung ihre Aggressivität gegenüber <strong>de</strong>n unedlen und Buntmetallen verliert,<br />

- die Lösung geruchlos wird,<br />

und alle guten Eigenschaften <strong>de</strong>r PES erhalten bleiben.<br />

Seit kurzer Zeit bieten einige Firmen automatische Dosiergeräte zur gefahrfreien Herstellung<br />

<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Peressigsäurelösung an. Damit wird die Unfallgefahr stark reduziert und<br />

die Dosiergenauigkeit erhöht.<br />

Im Han<strong>de</strong>l wer<strong>de</strong>n PES-Produkte mit einem Anteil reiner Peressigsäure in <strong>de</strong>r Varianz von 5<br />

% bis 40 % angeboten. In <strong>de</strong>n Mitteln ist ein Anteil von Wasserstoff-Peroxid (H2O2) von 5 %<br />

bis 30 % enthalten. Dieser Anteil H2O2 sichert die Stabilität <strong>de</strong>r PES, kommt aber bei kurzer<br />

Einwirkungszeit und geringer Konzentration als Desinfektionswirkstoff kaum zur Wirkung.<br />

Wir überprüften einzelne Mittel auf ihre Wirksamkeit<br />

- in <strong>verschie<strong>de</strong>nen</strong> Anwendungsverfahren <strong>de</strong>r <strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong>,<br />

- bei <strong>unter</strong>schiedlichen Einwirkzeiten und<br />

- mit <strong>verschie<strong>de</strong>nen</strong> Wirkstoffkonzentrationen.<br />

Dazu fertigten wir nach Abnahme <strong>de</strong>r Melkzeuge vom Euter eine Tupferprobe aus <strong>de</strong>n vier<br />

Zitzengummis und entnahmen nach erfolgter Zwischen<strong>de</strong>sinfektion einen zweiten Abstrich<br />

in gleicher Weise. Die Auswertung <strong>de</strong>r Tupfer vor und nach <strong>de</strong>r Desinfektion auf Blutagar-<br />

bzw. Hefenährbö<strong>de</strong>n zeigt das in Tabelle 2 dargestellte Ergebnis.<br />

Tabelle 2:<br />

Abstrichergebnisse von Zitzengummis mit Mastitiserregern vor und nach einer<br />

Zwischen<strong>de</strong>sinfektion mit PES-haltigen Desinfektionsmitteln<br />

System Back-Flush Back-Flush Back-Flush Tauchen Sprühen<br />

Anteil PES 200 ppm 700 ppm 800-1.000 in Lösung mit Lösung<br />

ppm 1.000 ppm 800 ppm<br />

Einwirkzeit 10 s 20 s 30 s mind. 30 s mind. 60 s<br />

Anz. ausgewerteter 67 120 627 254 101<br />

ME<br />

Ergebnisse in %<br />

frei von pathog. 3,0 23,7 91,1 72,1 92,1<br />

Keimen<br />

Keimreduzierung 56,7 68,1 (97,2 - 85,9) 11,8 4,0<br />

keineKeimreduzierung 40,3 8,2 4,2- 4,7 16,1 3,9<br />

Für die praktische Anwendung von peressigsäurehaltigen Mitteln zur<br />

<strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> können folgen<strong>de</strong> Empfehlungen gegeben wer<strong>de</strong>n:<br />

1. Gebrauchslösung nur mit kaltem Wasser herstellen (max. 20 °C)<br />

2. Lösungen in Plaste- o<strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lstahlbehältnissen anfertigen.<br />

3. Angesetzte Lösungen bei Tauch<strong>de</strong>sinfektion abhängig vom Verschmutzungsgrad nach 1-2<br />

Stun<strong>de</strong>n erneuern.<br />

Die Einwirkungszeit <strong>de</strong>r exakt dosierten Lösung auf die Zitzengummis muss min<strong>de</strong>stens 30<br />

Sekun<strong>de</strong>n betragen. Eine Verlängerung <strong>de</strong>r Einwirkzeit erhöht <strong>de</strong>n Effekt<br />

5. Abhängig vom Ausgangsprodukt ist in <strong>de</strong>r Anwendungslösung ein Anteil PES von<br />

min<strong>de</strong>stens 800 - 1.000 mg/kg (ppm) zu sichern. Je nach Anteil <strong>de</strong>r Peressigsäure im<br />

Han<strong>de</strong>lsprodukt können folgen<strong>de</strong> Anwendungslösungen empfohlen wer<strong>de</strong>n:


Gehalt an PES H2O2 Anwendungslösung<br />

A (Wofasteril E 400) < 40 % 10 - 15 % 0,2 - 0,25<br />

Wofasteril E 400 mit < 40% 10 - 15 % 0,3<br />

alcapur E<br />

B < 15 % 10 - 30 % 0,7 - 1,0<br />

C < 10 % 5 - 30 % 1,5 - 2,0<br />

D < 5 % 20 - 50 % 2,5 - 3,0<br />

7. Bei Einsatz <strong>de</strong>r Wofasteril-Kombilösung sind in 10 Liter Wasser 90 ml alcapur E + 30 ml<br />

Wofasteril E 400 gut zu durchmischen und nach 2 bis 3 Stun<strong>de</strong>n zu verbrauchen.<br />

8. Bei Transport, Lagerung und Herstellung <strong>de</strong>r Lösung sind die vom Hersteller<br />

angegebenen Gesundheits- und Arbeitsschutzvorschriften unbedingt einzuhalten.<br />

5. Zahlt sich <strong>de</strong>r Aufwand <strong>de</strong>r Zwischen<strong>de</strong>sinfektion aus?<br />

Die Beantwortung <strong>de</strong>r Frage wird in je<strong>de</strong>m Fall von <strong>de</strong>r betrieblichen und<br />

erregerspezifischen Situation abhängig sein und welche Melktechnik bzw.<br />

Desinfektionstechnik bisher eingesetzt wur<strong>de</strong>.. Große Milchviehbestän<strong>de</strong> mit<br />

problematischen Haltungsbedingungen sind für die Ansammlung von Mastitiserregern mehr<br />

prädisponiert als kleine Her<strong>de</strong>n. Dabei darf nicht außer acht gelassen wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

Zwischen<strong>de</strong>sinfektion nur eine Maßnahme von vielen ist, die zur Verringerung <strong>de</strong>s<br />

Keimdruckes führen kann.<br />

Echte Gel<strong>de</strong>insparung gibt es, wenn man das bisher im Airwash genehmigte Mittel<br />

Desinficin CL durch das Wofasteril-Kombiverfahren ablöst.<br />

Nur im Verband aller Hygienemaßnahmen im Stall und Melkbereich ist ein Dauererfolg zu<br />

erwarten. Bei Vorliegen hartnäckiger Erreger wie Staphylokokkus aureus, wäre eine<br />

wirksame Zwischen<strong>de</strong>sinfektion zu empfehlen. Die Kostenbelastung <strong>de</strong>r Milch durch diese<br />

Maßnahme kann abhängig<br />

- vom eingesetzten technischen System zur Zwischen<strong>de</strong>sinfektion,<br />

- vom verwen<strong>de</strong>ten Desinfektionsmitteln,<br />

- von <strong>de</strong>n Strom- und Wasserpreisen,<br />

- von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Kühe und <strong>de</strong>r Kuhleistung<br />

zwischen 0,03 - 0,6 Pfennig/kg Milch liegen.<br />

Wirkung <strong>de</strong>r <strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> mit <strong>de</strong>m Wofasteril-Kombiverfahren<br />

System Eimer Airwash Airwash Airwash<br />

Anteil PES i.d.<br />

Lösung<br />

1200 ppm 1200 ppm 1200 ppm 1200 ppm<br />

Wassermenge 7 l/Eimer 0,4 - 0,5 l/ME 0,6 l/ME 0,7 l/ME<br />

Einwirkzeit 40 s 60 s 60 s 90 s<br />

Desinfektion<br />

erfolgreich (%)<br />

81,7 80,5 90,3 95,5<br />

Keimreduzierung 15,0<br />

(%)<br />

9,8 6,5 3,3<br />

Keine<br />

Reduzierung<br />

3,3 9,8 3,2 1,2<br />

Wortmeldung von E. Dennler, Agrargenossenschaft Nie<strong>de</strong>rpöllnitz zur Frage:<br />

<strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> nein o<strong>de</strong>r ja?<br />

Nach Einführung <strong>de</strong>r <strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> mit <strong>de</strong>m Wofasteril-Kombiverfahren für<br />

einen Bestand von ca. 1000 Milchkühen, die in zwei AirWash-Melkkarussellanlagen gemolken<br />

wer<strong>de</strong>n, waren im 2-Monatsdurchschnitt 101 Eutererkrankungen weniger zu behan<strong>de</strong>ln. Ein<br />

Tier mit Eutererkrankung fällt min<strong>de</strong>stens für einen, oft aber für bis zu 6 Tage für die


Milchproduktion aus. Bei einer Milchleistung von 33 kg je Kuh und Tag sinkt so die<br />

Milchabführung um min<strong>de</strong>stens 101 x 33 kg = 3300 kg. An<strong>de</strong>rs gesagt: Durch Einführung <strong>de</strong>r<br />

Desinfektion <strong>de</strong>r Melkzeuge mit Wofasteril-Kombi konnten wenigstens 3300 kg Milch mehr<br />

verkauft wer<strong>de</strong>n, was bei einem Preis von 0,62 DM einen Mehrerlös von ca. 2000 DM führte.<br />

Zusätzlich wur<strong>de</strong>n Ausgaben für die Euterbehandlung von minimal 10 DM je Behandlung<br />

gespart, was noch einmal zur Einsparung von min<strong>de</strong>stens 1000 DM führt. Insgesamt stehen<br />

also 3000 DM als Nutzen zu Buche.<br />

<strong>Melkzeugzwischen<strong>de</strong>sinfektion</strong> zeigt ihre volle Wirkung auf die Her<strong>de</strong>ngesundheit<br />

erfahrungsgemäß erst über einen längeren Zeitraum. Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>ssen und <strong>de</strong>r<br />

Faustregel, dass je<strong>de</strong> Euterentzündung einen Verlust von rund 250 DM be<strong>de</strong>utet, ist die<br />

eingangs gestellte Frage ein<strong>de</strong>utig mit "JA" zu beantworten.

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