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Malambe – eine keimende Frucht

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Schwerpunkt | Kindheit & Jugend<br />

Frischer Wind in Maputos Kunstszene<br />

<strong>Malambe</strong> – <strong>eine</strong> <strong>keimende</strong> <strong>Frucht</strong><br />

Das Kulturangebot in Maputo ist außergewöhnlich groß. Die Künstlerszene pulsiert. In den großen Kulturzentren<br />

finden regelmäßig Konzerte, Tanzveranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, Filmabende und vieles<br />

mehr statt. Die bekanntesten und aktivsten sind das CCFM (Centro Cultural Franco Mocambiçano), das<br />

ICMA (Instituto Cultural Moçambique Alemanha), der Nucleo de Arte und seit einiger Zeit auch die FEIMA<br />

(Feira de artesanato, flores e gastronomia de Maputo) im Parque dos Continuadores. In diesem Jahr kommt<br />

neben diesen etablierten Anlaufpunkten ein frischer Wind auf an der Küste Maputos. Im Stadtzentrum, in<br />

den Räumen der Escola Nacional de Artes Visuais (ENAV) baut ein junger Mosambikaner <strong>eine</strong> neue Kulturorganisation<br />

namens <strong>Malambe</strong> auf. Amilton „Maluzhane“ Bila ist Student am ISARC (Instituto Superior de<br />

Artes e Cultura). Er hat dieses Jahr den Kurs Kulturmanagement begonnen. Im Interview wollte die Autorin<br />

erfahren, was s<strong>eine</strong> Motivation ist, welche Pläne er mit <strong>Malambe</strong> hat und wie die Zukunftsaussichten sind.<br />

Von Tina Krüger<br />

<strong>Malambe</strong> ist der Name der <strong>Frucht</strong> des<br />

Affenbrotbaums. Warum haben Sie<br />

den Namen dieser <strong>Frucht</strong> für das<br />

Projekt gewählt?<br />

Maluzhane: „Der Affenbrotbaum ist sehr<br />

groß. Und als das Projekt <strong>Malambe</strong> angefangen<br />

hat, waren wir nur kl<strong>eine</strong> Leute. Das ist<br />

die Essenz. Die <strong>Frucht</strong> hat die Samenkörner,<br />

die wachsen und zu etwas Großem werden.<br />

Und unser Plan war es, genau wie der Affenbrotbaum<br />

zu wachsen. Wir bewundern diesen<br />

großen Baum, aber gleichzeitig müssen wir bei<br />

der Essenz anfangen, bei den Wurzeln, von wo<br />

aus wir wachsen können. Außerdem ist der Affenbrotbaum<br />

ein Symbol für ganz Afrika und ein<br />

Baum, der für jeden Mosambikaner <strong>eine</strong> große<br />

Bedeutung hat. Deshalb haben wir den Namen<br />

<strong>Malambe</strong> ausgesucht.“<br />

Die Organisation <strong>Malambe</strong> baut auf dem<br />

Projekt <strong>Malambe</strong> auf, welches 2008 gegründet<br />

wurde. <strong>Malambe</strong> wollte unbekannte Künstler<br />

unterstützen und <strong>eine</strong>n Raum schaffen, wo sie<br />

ihre Arbeit zeigen können. Maluzhane und ein<br />

paar s<strong>eine</strong>r Kollegen von der ENAV haben versucht,<br />

Möglichkeiten zu schaffen, um die Arbeit<br />

des jeweils anderen zu fördern. Das waren einfache<br />

Dinge, wie zum Beispiel ein Poster gestalten<br />

oder ähnliches. Auf diese Weise konnten sie<br />

untereinander als Gemeinschaft die Probleme<br />

jedes einzelnen lösen. Das funktionierte gut,<br />

weil die Gruppe aus Künstlern verschiedener<br />

Bereiche bestand – Musiker, Designer, bildende<br />

Künstler etc. Mit der Zeit ist ihnen aufgefallen,<br />

dass nicht nur unbekannte Künstler Förderung<br />

brauchen, sondern auch ganze Kunstzweige in<br />

Mosambik Unterstützung benötigen.<br />

Deshalb wurde 2011 die Organisation <strong>Malambe</strong><br />

gegründet. Ihr Ziel ist es, nicht nur unbekannte<br />

Künstler zu fördern, sondern Kunst und<br />

Kultur allgemein in Mosambik mehr bekannt zu<br />

machen. Für die Zukunft sieht der Gründer und<br />

Präsident Maluzhane viele neue Projekte, die<br />

gestartet werden sollen, um die Künstler und<br />

48<br />

die Kunst in Mosambik weiter zu verbreiten<br />

und besonders auch die Bevölkerung in den<br />

Vorstädten zu erreichen. Ein erster Schritt ist<br />

<strong>eine</strong> Webseite (www.malambe.com), die sich<br />

gerade im Aufbau befindet. Sie soll als Kommunikationsplattform<br />

dienen. Jedes Mitglied von<br />

<strong>Malambe</strong> bekommt auf der Website <strong>eine</strong>n Platz,<br />

um s<strong>eine</strong> Arbeit zu zeigen. Außerdem soll es<br />

<strong>eine</strong> Art Marktplatz geben, über den mosambikanische<br />

Kunstobjekte überallhin verkauft<br />

werden können.<br />

Maluzhane: „Um ein mosambikanisches<br />

Kunstobjekt zu erwerben, muss man unweigerlich<br />

nach Mosambik kommen oder es von<br />

jemandem kaufen, der schon in Europa ist und<br />

dort welche hat. Doch mit der Marktfunktion<br />

kann jeder s<strong>eine</strong> Arbeit online stellen und Leute<br />

an jedem beliebigen Ort können sie sehen.<br />

Dies ist <strong>eine</strong>s m<strong>eine</strong>r Lieblingsprojekte, weil es<br />

wirklich <strong>eine</strong>n Dialog zwischen den Leuten in<br />

anderen Ländern und den Mosambikanern hier<br />

schaffen kann, besonders was den Zugriff auf<br />

die Arbeit der Künstler angeht.“<br />

Geplant ist ein espaço cultural, auf dem wöchentlich<br />

neue Gedichte, Artikel, Geschichten,<br />

Chroniken und auch Karikaturen veröffentlicht<br />

werden, die zum Denken anregen und den<br />

Künstlern ein Forum bieten, in dem sie sich<br />

ausdrücken können. Dadurch sollen die Künstler<br />

schneller <strong>eine</strong>n größeren Bekanntheitsgrad<br />

erreichen, weil mehr Menschen ihre Arbeit sehen<br />

und, wenn ihnen etwas gefällt, das Team<br />

von <strong>Malambe</strong> kontaktieren können.<br />

Ein anderes Projekt ist das Kulturjournal –<br />

mit <strong>eine</strong>m nationalen und <strong>eine</strong>m internationalen<br />

Teil. Die Idee ist es, das Journal wöchentlich<br />

zuerst online zur Verfügung zu stellen und<br />

später, wenn möglich, auch in gedruckter Form<br />

zu vertreiben. In dem Journal soll alles, was in<br />

Mosambik und woanders an Festivals, Wettbewerben,<br />

Konzerten etc. stattfindet, publiziert<br />

werden, damit die Mosambikaner besser Bescheid<br />

wissen. Wenn es zum Beispiel <strong>eine</strong> Tanz-<br />

gruppe oder ähnliches in der Nähe gibt, können<br />

sie daran teilnehmen. „Wir wollen aus diesem<br />

Journal <strong>eine</strong> Datenbank machen über alles, was<br />

in Sachen Kunst und Kultur passiert.“<br />

Maluzhane beklagt, dass viele Jugendliche<br />

und junge Erwachsene aus den Vorstädten<br />

kaum Zugang zu den Kulturveranstaltungen in<br />

der Stadt haben. S<strong>eine</strong>r Meinung nach liegt dies<br />

hauptsächlich daran, dass alle Veranstaltungen<br />

immer an denselben Orten abgehalten werden<br />

und auch nur dort Werbung dafür gemacht<br />

wird. Es fehlen Events, die direkt mit der lokalen<br />

Bevölkerung interagieren, damit auch sie<br />

neue Kunstzweige kennen und schätzen lernen<br />

können. Deshalb hat <strong>Malambe</strong> das Festival de<br />

Contos Tradicionais ins Leben gerufen.<br />

Maluzhane: „Das Festival soll zum ersten<br />

Mal dieses Jahr im August stattfinden. Es soll in<br />

Form <strong>eine</strong>s Wettbewerbs in den Grundschulen<br />

sein. Momentan organisieren wir gerade alles<br />

und besuchen die Schulen, um sie zu informieren.<br />

Zu Beginn wird es in den Schulen selbst<br />

stattfinden und zum Schluss an <strong>eine</strong>m anderen<br />

Ort, unabhängig von den beteiligten Schulen.<br />

In jeder Schule wird es <strong>eine</strong>n Wettbewerb im<br />

Geschichten erzählen geben. Wer am besten<br />

erzählt, gewinnt und kommt in die Endrunde.<br />

Zwei Kinder aus jeder Schule, sodass es im Finale<br />

20 insgesamt sind. Wir haben uns für den<br />

Wettbewerb entschieden, weil wir nicht einfach<br />

nur mit <strong>eine</strong>m der Älteren an <strong>eine</strong>m Ort zusammensitzen<br />

und Geschichten hören wollen. Das<br />

wäre nicht wirklich dynamisch gewesen. Durch<br />

den Wettbewerb interagieren wir viel mehr mit<br />

den Kindern, die losgehen und Geschichten<br />

sammeln sollen. Die traditionellen Geschichten<br />

sind kulturelle Werte und die Art und Weise zu<br />

erzählen verändert sich mit der Zeit. Es wird<br />

also <strong>eine</strong> Sammlung von Geschichten geben, die<br />

schon fast vergessen sind. Doch es gibt immer<br />

noch <strong>eine</strong>n Opa oder Onkel im Viertel, der diese<br />

Geschichten kennt und den Kindern erzählen<br />

kann. Und diese Kinder können dann am Wett-<br />

Mosambik-Rundbrief Nr. 84 • Juni 2012


Amilton „Maluzhane“ Bila. Foto: David Aguacheiro<br />

bewerb teilnehmen. Auf diese Weise nehmen<br />

die Kinder selbst an der Verbreitung und Förderung<br />

kultureller Werte teil.“<br />

Zum Schluss wollte ich noch wissen, woher<br />

Maluzhane die Motivation und Energie nimmt,<br />

all diese Projekte neben der Universität und<br />

der Arbeit zu koordinieren. „M<strong>eine</strong> Motivation<br />

erwächst hauptsächlich aus <strong>eine</strong>r persönlichen<br />

Herausforderung. Die Projekte von <strong>Malambe</strong><br />

sind Dinge, die mir als Künstler selbst gefehlt haben.<br />

Und ich glaube, dass andere junge Künstler<br />

dieselben Probleme haben, wie ich sie hatte. Ich<br />

schätze, es ist einfach m<strong>eine</strong> Art, nicht so egoistisch<br />

zu sein, nicht einfach den Mund zu halten<br />

und immer anderen helfen zu wollen. Das geht<br />

einfach am besten, wenn man sich mit anderen<br />

zusammentut und es als Gruppe versucht. Und<br />

m<strong>eine</strong> Kraft …, also immer, wenn etwas klappt,<br />

habe ich mehr Kraft weiterzumachen. Das ist<br />

wohl einfach der Wunsch, etwas Angefangenes<br />

zu Ende zu bringen. Nur dass es nie ein Ende<br />

gibt. Doch, wie gesagt, immer wenn etwas<br />

funktioniert, wächst m<strong>eine</strong> Motivation. Und<br />

wenn mal etwas nicht klappt, dann darf man<br />

sich nicht entmutigen lassen, sondern muss erst<br />

recht weitermachen.“<br />

Für die Zukunft kann man ihm nur wünschen,<br />

dass s<strong>eine</strong> Projekte und die s<strong>eine</strong>r Kol-<br />

legen weiter wachsen und, um es mit s<strong>eine</strong>n<br />

Worten zu sagen, „aus dieser noch kl<strong>eine</strong>n Initiative<br />

<strong>eine</strong> große werden kann, die wirklich die<br />

Menschen bewegt und der Welt zeigen kann,<br />

was die kulturellen Werte und die Künstler Mosambiks<br />

sind.“<br />

Tina Krüger ist Ethnologiestudentin im 6. Semester<br />

an der Georg-August-Universität Göttingen<br />

und hält sich seit 2008 mehrmals jährlich zu<br />

Studien- und Forschungszwecken in Maputo<br />

auf.<br />

Kindheit & Jugend 49

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