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Kobi 45 - Gymnasium Koblenzer Straße

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4<br />

1. Schüleraustausch des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Koblenzer</strong> <strong>Straße</strong> ...<br />

Warschau - Schlossplatz in der Nacht<br />

Schüleraustausch – warum?<br />

Als im Zusammenhang mit dem<br />

60-jährigen Gedenken an das<br />

Kriegsende Herr Hampel die<br />

Idee in den Raum stellte, mit<br />

Polen einen Schüleraustausch<br />

zu initiieren, war es für mich<br />

völlig klar, dass ich diesen Vorstoß<br />

unterstützen und nach<br />

Herrn Hampels Pensionierung<br />

weiterführen wollte.<br />

Die Gründe liegen zuallererst in<br />

meinem persönlichen Erleben:<br />

Ich war als 15-Jährige im Rahmen<br />

eines Schüleraustauschs<br />

in einer Familie in den Ardennen<br />

nicht weit weg von den<br />

Schlachtfeldern von Verdun untergebracht.<br />

Unsere Gruppe hat<br />

natürlich eine Fahrt über diese<br />

Schlachtfelder dreier Kriege<br />

(1870/71, 1. und 2. Weltkrieg)<br />

unternommen und ich werde<br />

nie diese unglaubliche Zahl von<br />

Kreuzen auf Soldatenfriedhöfen<br />

vergessen können, genauso<br />

wenig wie die Gebeine, die im<br />

Keller von Fort Douaumont aufbewahrt<br />

sind. Der Wahnsinn<br />

der Kriege ist mir damals sehr<br />

bewusst geworden.<br />

Während dieses Aufenthaltes,<br />

der 1965 stattfand, gab es noch<br />

ein zweites Erlebnis. In dem<br />

kleinen Dorf, in dem ich untergebracht<br />

war, kam ich - mit<br />

meinen wenigen Französischkenntnissen<br />

- mit einem alten<br />

Bauern ins Gespräch. Er erzählte<br />

mir, dass er bei einem Bauern<br />

an der Mosel als Kriegsgefangener<br />

arbeiten musste. Er<br />

sagte, er habe es dort gut gehabt<br />

und nicht alle Deutschen<br />

seien böse.<br />

Diese Erlebnisse haben mich<br />

tief geprägt und ich bin davon<br />

überzeugt, dass die persönliche<br />

Begegnung in Familien durch<br />

keine Lektüre ersetzt werden<br />

kann. Die Erfahrung des ersten<br />

Austausches mit Polen bestätigt<br />

diese Überzeugung. Unsere<br />

Schüler haben ein Land, haben<br />

Menschen kennen gelernt, die<br />

sehr stolz auf ihre Geschichte<br />

sind, die auch deshalb so stolz<br />

sind, weil es weder die Deutschen<br />

- und die ganz besonders<br />

- noch die Russen und<br />

Österreicher geschafft haben,<br />

eine Nation mit einer langen<br />

Tradition aus der Geschichte<br />

verschwinden zu lassen. Sie<br />

haben gesehen, wie reich dieses<br />

Land an Kulturschätzen ist und<br />

wie großen Wert man darauf<br />

legt, diese Kultur zu erhalten<br />

und zu zeigen.<br />

Ich wünsche mir sehr, dass<br />

dieser Austausch fortgeführt<br />

wird und bin überzeugt, dass<br />

die Schülerinnen und Schüler<br />

davon profitieren werden.<br />

(Margot Wolf-Heiland)<br />

Goethe-<strong>Gymnasium</strong> Warschau<br />

Kurzes Porträt unserer Austauschschule in Warschau<br />

XLIX Liceum Ogólnokszta³cšce im. Johanna Wolfganga Goethego<br />

(so heißt unsere Schule) ist im Jahre 1956 entstanden. In den<br />

Jahren 1962-1990 trug sie den Namen Modzelewski und zog<br />

in die <strong>Straße</strong> F. J. Curie 14 in Mokotów - ein grünes Viertel<br />

Warschaus in der Nähe des polnischen Fernsehens, wo sie bis<br />

heute ihren Sitz hat.<br />

Seit dem Jahr 1991 heißt sie Goethe-Lyzeum, weil sie schon<br />

seit den sechziger Jahren (was damals nicht so leicht war) enge<br />

Kontakte zu deutschen Schulen pflegte u. a. in Berlin, Jena,<br />

Hamburg, Mülheim in Baden, aber auch einen Schüleraustausch<br />

mit österreichischen Schulen in Wien und Klagenfurt organisierte.<br />

Schon Anfang der 60-er Jahre wurde bei uns Deutsch<br />

als erste Fremdsprache unterrichtet und danach hat man den<br />

erweiterten Deutschunterricht in allen Klassen eingeführt<br />

(6 Stunden in der Woche). Manche Fächer wie z. B. Physik,<br />

Biologie oder Landeskunde wurden in deutscher Sprache<br />

unterrichtet.<br />

In den 90-er Jahren hat man Klassen für Fortgeschrittene für<br />

die Schüler gebildet, deren Eltern aus Deutschland nach Polen<br />

zurückkamen, und die Schule bekam das Recht zur Durchführung<br />

einer DSD-II-Prüfung der Kultusministerkonferenz<br />

(Deutsches Sprachdiplom Stufe II), deren Bestehen zum Studium<br />

an den deutschen Hochschulen berechtigt.<br />

Viele von unseren Schülern studieren Germanistik und angewandte<br />

Linguistik, gewinnen den nationalen Deutschwettbewerb<br />

in Polen (die Deutsche Olympiade), andere haben sich<br />

für ein Studium an den deutschen Hochschulen in Berlin,<br />

München oder Göttingen entschieden.<br />

Zum 40. Jahrestag des Bestehens der Schule hatten wir Prof.<br />

Dr. Volkmar Hansen (Direktor des Goethe-Museums in Düsseldorf),<br />

Vertreter der deutschen Botschaft in Warschau, des<br />

Goethe-Instituts und des Österreichischen Instituts zu Gast.<br />

Der „Deutsche Tag“ und „Tage der deutschen Kultur“ gehören<br />

schon zur Tradition der Schule. Seit Jahrzehnten organisiert<br />

die Schule einen Schüleraustausch mit deutschen Schulen und<br />

andere Projekte, u. a. Comenius-Socrates. An unserer Schule<br />

sind 50 Lehrer beschäftigt, darunter 9 Deutschlehrer.<br />

(Zbigniew Stêpieñ, Lehrkraft am Goethe-<strong>Gymnasium</strong> Warschau)<br />

Weitere Berichte vom neuen Schüleraustausch mit dem<br />

Goethe-<strong>Gymnasium</strong> Warschau<br />

folgen in einer der nächsten Ausgaben von<br />

„<strong>Kobi</strong> - Wir über uns“!

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