FALSCH! - Verlag Das Brennglas
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»BLUT HAT EINE ORGIASTISCHE<br />
KRAFT SONDERGLEICHEN,<br />
WENN ES ÜBERSTRÖMT<br />
UND DAS HERRLICHE FELL<br />
DES TIERES BEFLECKT.«<br />
ORTHEGA Y GASSET<br />
Immer mehr Menschen glauben die<br />
Mär vom Jäger als Naturschützer<br />
nicht mehr. <strong>Das</strong>s das vorgegebene<br />
Interesse an der Natur nicht das ausschlaggebende<br />
Motiv für den Jäger ist,<br />
zeigt schon ein Blick in die einschlägigen<br />
Jagdzeitschriften oder die Jagdliteratur:<br />
Freude und Lust am Töten, am<br />
Beutemachen, sind Inhalte, die in<br />
praktisch jedem Jagdbericht, jeder Erzählung<br />
heute wie früher zentrale<br />
Bedeutung haben.<br />
Mit Phrasen wie »Jagd ist angewandter<br />
Naturschutz« wird dann versucht, triebhaftes<br />
Handeln zu rationalisieren und das<br />
Töten von Tieren als etwas Notwendiges,<br />
Unverzichtbares darzustellen. Der wohl<br />
bekannteste Jagdphilosoph, Orthega Y<br />
Gasset, wird noch etwas deutlicher, wenn<br />
er in seinen »Meditationen über die Jagd«<br />
sinniert: »Blut hat eine orgiastische Kraft<br />
sondergleichen, wenn es überströmt und<br />
das herrliche Fell des Tieres mit Blut<br />
befleckt.«<br />
Eine Schweizer Jagdzeitschrift freut sich,<br />
dass schon in der Erziehung der alten<br />
Griechen »die Jagd einen unglaublich<br />
großen Stellenwert« hatte - und zitiert<br />
unter der Überschrift »Jagd ist Vorbereitung<br />
auf den Krieg« Xenophon: »Ich<br />
ermahne deshalb die Jungen, die Jagd<br />
nicht zu vernachlässigen, denn dadurch<br />
werden sie tüchtig wie für den Krieg«<br />
(Jagd & Natur 11/01)<br />
JAGD IST TERROR<br />
GEGEN TIERE<br />
... UND UNTERM JÄGERMANTEL<br />
SITZT DER COLT<br />
Bild: Archiv<br />
»SO WIRD DENN WOHL<br />
SCHWERLICH ETWAS AUSFINDIG<br />
ZU MACHEN SEIN, WAS NUR IM<br />
KRIEGE UND NICHT AUF DER<br />
JAGD VORKOMMEN SOLLTE.«<br />
XENOPHON<br />
<strong>Das</strong> Durchschnittsalter deutscher Jäger<br />
liegt bei weit über 50 Jahren. Bei Soldaten<br />
und Polizisten gibt es Altersgrenzen<br />
für den Umgang mit Waffen. Nur die<br />
Jäger dürfen bis ins Greisenalter hinein<br />
Waffen tragen und damit rumballern!<br />
Jährlich werden den Landwirtschaftlichen<br />
Berufsgenossenschaften rund 800<br />
Jagdunfälle gemeldet - die Dunkelziffer<br />
liegt deutlich höher. Doch nicht nur die<br />
Jäger selbst zählen zu den Opfern, auch<br />
Spaziergänger, Jogger, Reiter.<br />
Ein erschreckendes Bild zeichnen auch<br />
Beiträge der Waidmänner in Jäger-<br />
Diskussionsforen im Internet. Da ist in<br />
der Auseinandersetzung mit Jagdgegnern<br />
schon mal die Rede von Abschreckung<br />
»wenn erstmal Fotos von Jagdgegnern in<br />
der Bildzeitung veröffentlicht werden,<br />
auf denen Jagdgegner stranguliert an<br />
DER LUSTTÖTER · SEITE 23<br />
einer Hochsitzleiter hängen...« oder von<br />
dem lockersitzenden Colt: »Wo ich aber<br />
keinen Spaß mehr verstehe, ist dann,<br />
wenn ich angegriffen werde. <strong>Das</strong> ist dann<br />
Notwehr und keine Selbstjustiz.« Dafür<br />
habe man ja »eine Kurzwaffe am Mann«.<br />
Im Jägerforum suchen auch Jungjäger<br />
Rat bei den erfahrenen Waidmännern:<br />
»Was macht man gegen das Jagdfieber?<br />
...Ich hab so dermaßen gezittert, aber<br />
nicht vor Kälte! ...Was macht man gegen<br />
dieses verdammte Zittern?« Die Antwort<br />
lässt nicht auf sich warten: »Gegen Jagdfieber<br />
hilft am besten sich einzureden: Ich<br />
bin ruhig und ich werde treffen. Und ich<br />
habe immer noch reichlich Jagdfieber,<br />
habe mich mittlerweile aber unter Kontrolle,<br />
dass die Zitterei meistens erst nach<br />
dem Schuss losgeht. ... Sollte ich eines<br />
Tages überhaupt kein Jagdfieber mehr<br />
haben, hör ich auf mit der Jagd.«<br />
Jagdphilosoph Orthega Y Gasset kommt<br />
zu dem Schluss: »Fernab davon, eine von<br />
der Vernunft gelenkte Verfolgung zu sein,<br />
kann man vielmehr sagen, dass die größte<br />
Gefahr für das Fortbestehen der Jagd<br />
die Vernunft ist.«