FALSCH! - Verlag Das Brennglas
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In Deutschland sagt man, dass es notwendig<br />
sei, die Füchse zu jagen, weil<br />
sonst die Hasen aussterben würden. -<br />
Sind im Nationalpark die Hasen schon<br />
ausgestorben?<br />
Bassano: (lacht) Nein, nein, wir haben<br />
sehr viele Hasen, eine große Population<br />
von verschiedenen Hasenarten und<br />
Wildkaninchen.<br />
In Deutschland ist ein weiteres Argument<br />
für die Jagd auf Füchse die angebliche<br />
Gefahr durch Tollwut und den<br />
Fuchsbandwurm.<br />
Bassano: Bei den Tollwut-Epidemien in<br />
den 70er Jahren kam man zu dem Ergebnis,<br />
dass es falsch war, die Füchse zur<br />
Bekämpfung der Tollwut zu jagen.<br />
Durch die Jagd auf Füchse muss-ten die<br />
Füchse ihre Reviere verlassen, was zur<br />
Ausbreitung der Krankheit führte. Deswegen<br />
ist man in Italien inzwischen zur<br />
Impfung übergegangen. Im Nationalpark<br />
vertreten wir bezüglich der<br />
Gesundheit der Tiere den Standpunkt,<br />
dass wir den natürlichen Lauf der Dinge<br />
lassen - damit sich ein Gleichgewicht<br />
innerhalb der Population der Füchse einstellen<br />
kann.<br />
Glauben Sie, dass die Jagd aus ökologischen<br />
Gründen notwendig ist?<br />
Bassano: Ganz klar: Nein! Derzeit ist in<br />
Italien im Großteil des Landes die Jagd<br />
erlaubt. Unter ökologischen Gesichtpunkten<br />
ist es daher sehr wichtig, dass die<br />
Anwesenheit des Menschen als Jäger<br />
wenigstens in den Parkgebieten ausgeschlossen<br />
wird, um die natürliche Evolution<br />
mancher Tierarten ohne Eingriff<br />
durch den Menschen zu messen. In den<br />
anderen Gebieten, für die bislang keine<br />
Schutzregelung gilt, wird die Abschaffung<br />
der Jagd eine politische Entscheidung<br />
sein.<br />
Wenn einer an eine alte oder ursprüngliche<br />
Tradition des Menschen als Jäger<br />
anknüpfen will – dann ist es klar, dass<br />
Elemente ins Spiel gebracht werden, die<br />
mit der Ökologie nichts zu tun haben. <strong>Das</strong><br />
Ziel der Jäger ist, die Zahl ihrer Opfer<br />
konstant hoch zu halten. Die Umwelt<br />
würde sich selbst optimal erhalten mit<br />
einem inneren Regelungsmechanismus,<br />
ohne dass der Mensch schießt. Ich sehe<br />
für die Jagd wirklich keine andere<br />
Funktion, als dass es ein Vergnügen ist.<br />
Auch in Deutschland mehren sich die<br />
Stimmen, dass sich Tierpopulationen<br />
von selbst regulieren würden, wenn man<br />
sie nur ließe. Können Sie sich nach Ihren<br />
Erfahrungen im Nationalpark vorstellen,<br />
dass man auch in Deutschland ohne Jagd<br />
auskäme?<br />
Bassano: Ja, auf jeden Fall! Die Jagd<br />
dient nur den Jägern.<br />
INNERE REGULIERUNG<br />
DES POPULATIONS-<br />
WACHSTUMS<br />
Die Jäger rechtfertigen ihr blutiges<br />
Hobby damit, dass sie für das Gleichgewicht<br />
in der Natur zu sorgen hätten.<br />
Angeblich gäbe es zu viele Tiere<br />
oder eine Tierart könnte sonst überhand<br />
nehmen.<br />
Neuere Feldstudien von Ökologen<br />
ergaben, dass die Tiere über einen<br />
inneren Mechanismus zur Regulierung<br />
des Populationswachstums verfügen.<br />
So hat man beispielsweise bei<br />
Elefanten festgestellt, dass nicht<br />
Hunger oder Tod, sondern die Flexibilität<br />
der weiblichen Tiere beim Beginn<br />
der Geschlechtsreife über die<br />
Wachstumsrate entscheidet. Droht<br />
Überbevölkerung, wird die Geburtenrate<br />
gesenkt. Ähnliches hat man<br />
bei Hirschen, Elchen, Steinböcken<br />
und anderen Großsäugern festgestellt.<br />
Auch viele Vogelarten halten<br />
sich, je nach Dichte der Population,<br />
beim Brüten zurück. Werden viele<br />
Artgenossen abgeschossen, tritt die<br />
Reserve nichtbrütender Individuen in<br />
Aktion, und es wachsen mehr Tiere<br />
nach, als vor dem Vogelmord existierten.