FALSCH! - Verlag Das Brennglas
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SIND DIE REHE SCHULD AM WALDSTERBEN?<br />
Die vorrangige Begründung<br />
für die Jagd sind<br />
Wald- und Flurschäden<br />
durch die angeblich zu hohen<br />
Populationen einzelner<br />
Tierarten.<br />
FAST EIN<br />
VIERTEL<br />
DER BÄUME<br />
KRANK<br />
DAS<br />
VERBISS-MÄRCHEN<br />
»Der neue Waldzustandsbericht<br />
erklärt fast<br />
ein Viertel der deutschen<br />
Bäume für krank« (DER<br />
SPIEGEL 51/2001). Deutlich<br />
geschädigt sind demnach<br />
insbesondere Eiche,<br />
Buche und Fichte. Betroffen<br />
sind oft gerade ältere Bäume - etwa<br />
40% der Buchen über 60 Jahre weisen<br />
deutliche Schäden auf. Umweltschutzverbände<br />
machen den rücksichtslosen<br />
Kreuzzug der Industriekultur gegen<br />
die schutzlose Natur für den besorgniserregenden<br />
Zustand des Waldes<br />
verantwortlich. Komplexe Wirkungsketten<br />
führten zum Kränkeln der<br />
Wälder: Stickoxide aus Straßenverkehr<br />
und Schornsteinen förderten die<br />
Versauerung des Bodens - über 80%<br />
der Waldböden sind tiefgreifend versauert.<br />
Die bisherigen Erfolge der Luftreinhaltung<br />
reichten nicht aus, kritisiert<br />
der Parlamentarische Staatssekretär<br />
im Verbraucherschutzministerium<br />
Gerald Thalheim (Main Post,<br />
18.12.01). Einige Forstbotaniker wiederum<br />
sehen im Ozon den großen Bösewicht.<br />
Auch habe bisher niemand<br />
erforscht, was bei der Bepflanzung<br />
und Bewirtschaftung des Waldes alles<br />
falsch gemacht werde. Die Umwelt-<br />
Foto: G.S.<br />
schutzorganisation Robin Wood<br />
macht die Massentierproduktion für<br />
das Waldsterben verantwortlich.<br />
Schließlich setzt die Landwirtschaft<br />
mit alarmierenden Gülle- und Stickstoffemissionen<br />
den Wäldern extrem<br />
zu - noch vor dem Verkehr und der<br />
Industrie.<br />
VERBISS: URSACHE<br />
IST DIE JAGD<br />
Landwirtschaft, Gülle, Abgase,<br />
Ozon, falsche Bewirtschaftung - der<br />
Mensch hat über Jahrzehnte dem deutschen<br />
Wald zugesetzt. Da wundert es<br />
den interessierten Leser, wenn laut Jägerzeitschriften<br />
und Zeitungsberichten<br />
über Jägertagungen die Rehe<br />
schuld an dem Übel sein sollen: Sie<br />
verbeißen angeblich in großem Ausmaß<br />
die Bäume und fressen quasi den<br />
Wald auf - das ist die Rechtfertigung<br />
für die Grünröcke, eine hohe »Jagd-<br />
DER LUSTTÖTER · SEITE 32<br />
strecke« zu fordern. Dabei<br />
ist das Reh eigentlich gar<br />
kein Waldtier, sondern lebt<br />
in der Steppe, auf Wiesen<br />
und Feldern. Da Wildtiere<br />
nachgewiesenermaßen<br />
über eine deutlich höhere<br />
Intelligenz als Haustiere<br />
verfügen, vermeiden sie<br />
offene gefährliche Flächen<br />
- denn hier droht ihnen der<br />
Abschuss. Die Jagd treibt<br />
die Rehe also erst in den<br />
Wald hinein. <strong>Das</strong> bedeutet<br />
im Klartext: Ohne Jagd<br />
würden weit weniger Rehe<br />
und Hirsche im Wald Zuflucht<br />
suchen - und das<br />
angebliche Verbiss-Problem<br />
würde sich von selbst<br />
erübrigen. In unseren Wäldern<br />
finden Rehe und Hirsche entweder<br />
lauter artgleiche Bäume in gleicher<br />
Altersstruktur (»Plantagenwälder«)<br />
oder Aufforstungsflächen. Da für die<br />
Tiere der Nahrungsmangel alles Verdaubare<br />
reizvoll macht, wird eine solche<br />
Jungbaum-Fläche gerne »besucht«.<br />
Der starke Jagddruck führt bei<br />
diesen Tieren zu einer enormen Hektik,<br />
die »eine Menge zusätzlicher Energie«<br />
kostet, »die durch „Verbiss“<br />
aufgebracht werden muss« (Josef H.<br />
Reichholf, Ökologie der mitteleuropäischen<br />
Wälder und ihre Lebensgemeinschaften).<br />
Die Lösung sowohl für die Tiere als<br />
auch für den deutschen Wald liegt also<br />
nicht im massenhaften Abschießen<br />
unserer letzten freilebenden Wildtiere,<br />
sondern in einem Programm, das<br />
die natürlichen Baumgesellschaften<br />
wieder in unseren Wäldern etabliert<br />
und den Tieren ein angstfreies, artgerechtes<br />
Leben sichert.