Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in der "Neustadt ...
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in der "Neustadt ...
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in der "Neustadt ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Volksbühne</strong> <strong>am</strong> <strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Platz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> "<strong>Neustadt</strong>"<br />
Künstlerische Leitung: Mart<strong>in</strong> Kaltwasser und Folke Köbberl<strong>in</strong>g<br />
Kuratoren: metroZones (Jochen Becker, Stephan Lanz)<br />
Mitarbeit: Claudia Burbaum und Birun Ercan<br />
Zwei Abende mit: Aziza-A, Orhan Esen, Erik Göngrich, Andrej Holm, Gülsün Kar<strong>am</strong>ustafa,<br />
Christoph Kottenk<strong>am</strong>p, Ismail Sarigöl, Bülent Tezcanli, Meray Ülgen und Hüsnü Yegenoglu.<br />
1. März 19.30 Uhr Self-Service-City 1<br />
Gecekondu - Urbanisierung mit Gew<strong>in</strong>nbeteiligung für alle<br />
E<strong>in</strong> Themenabend zur <strong>in</strong>formellen Produktion von Stadt<br />
Landflucht und die große Nachfrage nach Industriearbeitern hat Istanbul <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren fast ohne Stadtplanung<br />
von 1 auf 13 Millionen E<strong>in</strong>wohner anwachsen lassen. Produktion und Aneignung von Stadt vollzog sich <strong>in</strong> Gecekondus,<br />
den <strong>in</strong>formellen Neustädten <strong>der</strong> Metropole, zwischen kollektiver Landnahme, <strong>in</strong>dividueller Privatisierung sowie baulicher<br />
und sozialer Selbstorganisation. Die Geschichte <strong>der</strong> Gecekondus stellt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Phänomen von selbstorganisiertem<br />
Anti-Wohnungsnot-Progr<strong>am</strong>m dar, <strong>der</strong> Schaffung sozialer Netze und Aufstiegsmöglichkeiten für alle - e<strong>in</strong>hergehend<br />
mit Gesetzeswidrigkeiten, mafiöser Organisation, maßloser Zersiedlung und Umweltzerstörung.<br />
Den Themenabend umrahmen Lie<strong>der</strong> und Texte <strong>der</strong> legendären Gecekondu-Ballade "Ali aus Kesan" von Haldun Taner,<br />
<strong>in</strong>terpretiert von <strong>der</strong> Sänger<strong>in</strong> Aziza-A, dem Musiker Bülent Tezcanli und vom Regisseur und Schauspieler Meray Ülgen.<br />
Erik Göngrich (Künstler, Berl<strong>in</strong>) zeichnet mit kommentierten Diaprojektionen auf die "<strong>Neustadt</strong>"-Kulisse e<strong>in</strong> Bild des heutigen<br />
Istanbul. Im Laufe des Abends entwickelt sich die "<strong>Neustadt</strong>" zur Gecekondumasch<strong>in</strong>e, vom multifunktionalen 3D-<br />
Theoriemodell zur wachsenden Projektionsfläche mit Bühne. Orhan Esen (Historiker, Istanbul) zeigt hier<strong>in</strong> anhand von<br />
historischem Material und persönlichen Erfahrungen die Entwicklung <strong>der</strong> Gecekondus auf. Ismail Sarigöl (Hausbesitzer,<br />
Istanbul) spricht über Strategien und H<strong>in</strong>tergründe <strong>in</strong>formeller Strombeschaffung.<br />
Textauswahl aus "Die Ballade von Ali aus Kesan"<br />
von Haldun Tanner<br />
Übersetzung <strong>in</strong>s Deutsche von Cornelius Bischoff<br />
Auf dem Fliegenberg s<strong>in</strong>d wir<br />
Auf dem Fliegenberg s<strong>in</strong>d wir<br />
blicken auf die Stadt h<strong>in</strong>ab,<br />
doch die ist so weit von hier,<br />
wie im Märchenland weitab.<br />
Alle Typen leben hier:<br />
Diebe, Schläger o<strong>der</strong> Penner,<br />
Tagelöhner, Arbeitsmänner<br />
k<strong>am</strong>en sie von überall.<br />
ErsatzStadt SELF-SERVICE-CITY (Istanbul)<br />
ErsatzStadt<br />
SELF-SERVICE-CITY 1&2 (ISTANBUL)<br />
1
Aus Maras, aus dem fernen Van,<br />
aus Kemah o<strong>der</strong> Erz<strong>in</strong>can<br />
Lasen, Kurden und Pomaken,<br />
die das Schicksal hier verband.<br />
Unser Haus steht dort <strong>am</strong> Hang,<br />
rissig Sperrholz jede Wand,<br />
Fenster drei hat das Gemach,<br />
darüber e<strong>in</strong> Kanisterdach.<br />
L<strong>in</strong>ks von uns liegt Müll zu Hauf,<br />
rechts von uns e<strong>in</strong> Wasserlauf,<br />
da fließen, plätschern, rauschen munter<br />
Abwässer den Hang h<strong>in</strong>unter.<br />
Der Staat hat uns stets im Visier,<br />
drum s<strong>in</strong>d immer Bullen hier,<br />
dazu Agas, sie kassieren<br />
Schweigegel<strong>der</strong>, Schutzgebühren.<br />
Wenn die Nacht von dannen zieht,<br />
im Morgenrot <strong>der</strong> Felsen glüht,<br />
und <strong>der</strong> Hahn vom Mistberg kräht,<br />
macht sich je<strong>der</strong> auf den Weg.<br />
Lastenkuli, Kesseltöter,<br />
S<strong>in</strong>tis, die im Straßenwagen<br />
Helva und Buletten haben.<br />
Die Männer, meistens arbeitslos,<br />
lungern rum im Kaffeehaus,<br />
hoffen auf nen Tagesjob,<br />
manche wan<strong>der</strong>n schließlich aus.<br />
Auf dem Fliegenberg s<strong>in</strong>d wir, blicken auf die Stadt h<strong>in</strong>ab,<br />
doch die ist so weit von hier,<br />
wie im Märchenland weitab.<br />
ErsatzStadt SELF-SERVICE-CITY (Istanbul)<br />
Dünner Polizist: E<strong>in</strong>es Tages spießen die uns auch noch auf. Rattennest, Ganovenregiment!<br />
Dicker Polizist: E<strong>in</strong>zeln, me<strong>in</strong> Lieber, hat es ke<strong>in</strong>en Zweck. Gebündelt mit Stumpf und Stiel ausheben.<br />
Dünner Polizist: Bald ist es soweit. Hast du den Vorschlag e<strong>in</strong>es Abgeordneten im Parl<strong>am</strong>ent gelesen? Alle Hütten abreißen.<br />
Der Slum sei e<strong>in</strong>e Plage für die Stadt<br />
Ali: Das dürfen sie nicht.<br />
Niyazi: Der Bulle hat´s eben noch gesagt: sie wollen unsere Dächer e<strong>in</strong>reißen.<br />
Ali: Das werden sie nicht!<br />
Lütfiye: Und die gierigen Agas woll´n die Schutz- und Schweigegel<strong>der</strong> verdoppeln.<br />
Ali: Das können sie nicht.<br />
Ali: Da verteilen sich die Wählerstimmern<br />
Dervis: Aber das obere Viertel macht uns Sorgen. Es gibt bessere Methoden. Die Kle<strong>in</strong>händler müssen uns Kredit geben.<br />
Wenn wir die Wahl gew<strong>in</strong>nen, kriegen, sie´s mit Z<strong>in</strong>sen zurück.<br />
Ali: Schreib etwas über geplante Reformen und gezielte Entwicklung. Wir reden nicht viel, wir handeln.<br />
Nuri: Wählt, wen ihr wollt, wir s<strong>in</strong>d alle Brü<strong>der</strong>. Auch <strong>der</strong> Herr Wachtmeister ist unser Bru<strong>der</strong>. Nicht wahr, Bru<strong>der</strong>!? Ich<br />
appelliere daher an Eurer Nationalgefühl und an Eure Vaterlandsliebe. Seht, mir kommen schon die Tränen und me<strong>in</strong>e<br />
Stimme zittert vor Rührung. Los, laßt uns die Nationalhymne s<strong>in</strong>gen. Es leben alle Wahlkandidaten, es lebe die Nation!<br />
Dervis: Im unteren Viertel haben wir e<strong>in</strong> bißchen geschmiert.<br />
Nuri: Und im oberen Viertel haben wir e<strong>in</strong>ige N<strong>am</strong>en doppelt auf die Wählerliste setzen lassen.<br />
Niyazi: Mensch Kippe, du hast das Zeug zum Kanzler.<br />
Nuri: Den Tipp hab ich von Ali. Der hat se<strong>in</strong>e Hosen nicht umsonst im Knast durchgewetzt.<br />
1.Slumbewohner: Ich denke, wir haben jetzt ne Demokratie? Da darf man wohl se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung sagen, o<strong>der</strong>?<br />
Temel: Halts Maul und moser hier nicht rum!<br />
Nuri: Demokratie gab's bis zum Wahlsieg.<br />
Ali: Punkt e<strong>in</strong>s: Auf dem Fliegenberg herrscht jetzt Ruhe und Ordnung. Wer Putz macht und diesen Frieden stört, dem<br />
2
ErsatzStadt SELF-SERVICE-CITY (Istanbul)<br />
werden wir die Bude e<strong>in</strong>reißen und ihn so fertig machen, daß noch se<strong>in</strong>e Enkel davon träumen.<br />
1. Slumbewohner: Ich denke, Gewalt sollte abgeschafft werden?<br />
Chor: So e<strong>in</strong> bißchen muß schon se<strong>in</strong>!<br />
Ali: Punkt zwei: den Geldverleiher Temel habe ich zum F<strong>in</strong>anzberater und den Gesucheschreiber Dervis zum<br />
Rechtsberater ernannt. Die ersten beiden Pötte von jedem Spiel im Kaffeehaus gehören mir, das heißt Hilfsfond. Wer<br />
nicht abführt, den mache ich zur Schnecke. Spielver<strong>der</strong>ber haben ke<strong>in</strong>e Chance.<br />
Zecher Rasih: Ich denke, Abgaben sollen abgeschafft werden?<br />
Chor: So e<strong>in</strong> bißchen muß schon se<strong>in</strong>.<br />
Ali: Punkt fünf(drei). Die Aufseher an den Taxiständen werde ich<br />
persönlich e<strong>in</strong>setzten. Wer es auf eigene Faust versuchen sollte, dem bohre ich e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong>s Fell. Der Job br<strong>in</strong>gt 300 täglich.<br />
Wer nicht löhnt, bekommt ihn nicht.<br />
1.Slumbewohner: Die Korruption ist tot, es lebe die Korruption! Was hat sich nun eigentlich geän<strong>der</strong>t!<br />
Chor: So e<strong>in</strong> bißchen darf schon se<strong>in</strong>!<br />
Temel: Früher haben drei Mann kassiert, jetzt ist alles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand!<br />
Nuri: Früher g<strong>in</strong>g es wild zu, heute ist die Korruption organisiert.<br />
Ali: Da s<strong>in</strong>d sie, die Vorteile <strong>der</strong> E<strong>in</strong>igkeit. Wo E<strong>in</strong>tracht herrscht, ist es lebenswert! Punkt acht (vier): Der<br />
Unternehmersektor, unsere Freunde, die Straßenhändler, bleiben im N<strong>am</strong>en <strong>der</strong> freien Marktwirtschaft unbehelligt.<br />
Niemand darf sie zur Kasse bitten...... außer mir<br />
"Was ist schon passiert, was soll <strong>der</strong> Krawall-Lied"<br />
Man nennt uns die Agas <strong>der</strong> Slums,<br />
wir waren schon da, als die an<strong>der</strong>en k<strong>am</strong>en.<br />
Haben bestochen, auch sonst <strong>in</strong>vestiert,<br />
den Staatsgrund verhökert, fünf o<strong>der</strong> zehn,<br />
vermietet, verpachtet an diesen und den.<br />
Na und? Is was? Was soll <strong>der</strong> Krawall?<br />
So laufen Geschäfte doch überall.<br />
E<strong>in</strong>ige Räudige haben ganz still<br />
Hütten gebaut, ohne zu fragen, wir haben sie wie<strong>der</strong> "abgetragen"<br />
Pöhh-<br />
Zweitausend Sche<strong>in</strong>chen als Schweigegebühren<br />
gehen wir oft mit dem Knüppel kassieren.<br />
Fruchtet das nicht, wird <strong>der</strong> Schuldner verpfiffen,<br />
o<strong>der</strong> auch schnell mal zum Messer gegriffen.<br />
Auch unsere Wirte müssen hier blechen,<br />
wir s<strong>in</strong>d so frei, wie es gefällt.<br />
Beteiligen uns an den Zechen,<br />
und s<strong>in</strong>d nicht die e<strong>in</strong>zigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt.<br />
Na und? Is was? Was soll <strong>der</strong> Krawall?<br />
So laufen Geschäfte doch überall!<br />
Pöhh!<br />
Ali: Die Wahlen stehen vor <strong>der</strong> Tür.<br />
Politiker: Ach ja? Tatsächlich, ich hatte es völlig vergessen<br />
Ali: Und du bist bei uns auf Stimmenfang.<br />
Politiker: Aber ich bitte Sie, wer spricht denn hier von Wählerstimmen? Was sie nicht alles denken! Ich wollte mich nur<br />
nach Ihrem Bef<strong>in</strong>den erkundigen.<br />
Ali: Ne<strong>in</strong>. Das Volk vom Fliegenberg stimmt für euch, erwartet aber e<strong>in</strong>en Gegendienst.<br />
Politiker: Wir haben doch schon den Antrag auf Abbruch <strong>der</strong> Slums zurücknehmen lassen.<br />
Ali: nee, nee, so läuft das nicht. Den habt ihr wegen <strong>der</strong> bevorstehenden Wahlen zurückgezogen. Was wir brauchen, s<strong>in</strong>d<br />
Sicherheiten.<br />
Politiker: Sicherheiten? Wenn es <strong>in</strong> unserer Macht steht....<br />
Ali: Und jetzt, Väterchen, wollen wir Komfort. Strom, Wasser, Gas.<br />
3
7 Hügel, Istanbul<br />
von Bülent Tezcanli<br />
Auf 7 Hügeln, heute auf 77 Hügeln,<br />
ich weiß nicht ob Du <strong>der</strong> gleichen Ansicht bist,<br />
wir haben das Meer verschmutzt,<br />
wir haben <strong>in</strong>s Wasser gespuckt,<br />
wir haben das Grün vernichtet,<br />
wir wissen, wir haben Mist verrichtet.<br />
Du schimpfst mit uns,<br />
du zerbrichst an Krisen,<br />
du vergeudest Tränen,<br />
wegen dem verschmutzten Meer.<br />
Auch wir haben <strong>in</strong> Halic Bonitos gefangen,<br />
waren wir schmutzig, wuschen wir uns im Wasser<br />
im Gegenzug müssen wir jetzt das Meer säubern<br />
Hey, schönes Istanbul, mir kommen die Tränen.<br />
ErsatzStadt SELF-SERVICE-CITY (Istanbul)<br />
2. März 19.30 Uhr Self-Service-City 2<br />
Ordnung, Chaos, Komplexität<br />
E<strong>in</strong> Themenabend zu extremen städtischen Wunschbil<strong>der</strong>n<br />
Das drohende Erdbeben ist <strong>in</strong> Planungen und Gesprächen über das zukünftige Istanbul omnipräsent. Wie wi<strong>der</strong>standsfähig<br />
ist die Stadt? Hilft e<strong>in</strong> Umzug an den nördlichen Stadtrand o<strong>der</strong> solides Bauen? Ist das Erdbeben gar e<strong>in</strong>e Chance für<br />
radikale Verän<strong>der</strong>ungen? Orhan Esen geht <strong>in</strong> drastischen Bil<strong>der</strong>n diesen Fragen nach.<br />
Auch Hüsnü Yegenoglus (Architekt, Amsterd<strong>am</strong>) unglaubliche Geschichte se<strong>in</strong>es Bauprojekts <strong>in</strong> Istanbul thematisiert<br />
<strong>in</strong>mitten von Planung, Wunschbil<strong>der</strong>n und Hausbaurealität das Erdbeben als bestimmenden Faktor. In <strong>der</strong> Megacity<br />
Istanbul steht <strong>der</strong> Vorstellung von "mo<strong>der</strong>ner Stadt" die unüberw<strong>in</strong>dbare Kraft <strong>der</strong> chaotisch anmutenden Gecekondus<br />
gegenüber. Bürgerliche Kreise und offizielle Stadtplaner sehnen sich nach e<strong>in</strong>em "gesäuberten" Istanbul, also dem Abriß<br />
<strong>der</strong> Gecekondus und aufoktroyierten Befriedungsprogr<strong>am</strong>men. Gülsün Kar<strong>am</strong>ustafa (Künstler<strong>in</strong>, Istanbul) thematisiert <strong>in</strong><br />
ihrer Performance die Formalisierung des <strong>in</strong>formellen Handels zu funktionierenden Distributionsnetzen.<br />
In Berl<strong>in</strong> ist die Flächensanierung Geschichte, doch hier werden geradezu fanatisch die Wunschbil<strong>der</strong> von zeitgemäßgeordneter<br />
Stadt generiert, vermarktet und durchgesetzt. Andrej Holm (Stadtplaner, Berl<strong>in</strong>) zeigt anhand von Strategien<br />
Berl<strong>in</strong>er Hauseigentümer und Investoren die Durchsetzung e<strong>in</strong>er herrschenden Stadtbild- und Verwertungsideologie auf.<br />
Außerdem wird <strong>der</strong> aktuelle Konflikt zwischen <strong>der</strong> Wagenburg Schwarzer Kanal und dem Deutschen Architektur Zentrum<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
4
Biografien<br />
ErsatzStadt SELF-SERVICE-CITY (Istanbul)<br />
Aziza A<br />
Seit <strong>der</strong> Veröffentlichung ihres ersten Albums "Es Ist Zeit" 1997, hat die gebürtige Berl<strong>in</strong>er Sänger<strong>in</strong> Aziza A ihr musikalisches<br />
Spektrum, wie nun auf "Kendi Düny<strong>am</strong>" zu hören, erweitert. Neben ihrer Tätigkeit als Mo<strong>der</strong>ator<strong>in</strong> bei Radio Multikulti/SFB, produzierte<br />
Musik und schrieb unzählige Songs.<br />
E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Songs wurde im deutsch-türkischen Film "Lola und Billidikid" von Kutlug At<strong>am</strong>an von ihr persönlich aufgeführt. Zudem spielt<br />
Aziza A seit 2000 die Hauptrolle <strong>in</strong> dem kritischen Theaterstück "Kopfstoff" mit Aufführungen <strong>in</strong> Zürich und Berl<strong>in</strong>.<br />
Orhan Esen<br />
1960 <strong>in</strong> Istanbul geboren, Studium <strong>der</strong> Geschichte, sowie Soziologie, Wirtschaft, Kunst und Architektur. Freie Forschung,<br />
Publikationen, Vorträge, Lehrtätigkeit <strong>in</strong> türkischer, englischer und deutscher Sprache zu stadtpolitischen Themen. Aktiv engagiert im<br />
stadtpolitischen Bereich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e seit <strong>der</strong> UNO Konferenz habitat II, 1996 <strong>in</strong> Istanbul über die Zukunft <strong>der</strong> Megacities.<br />
Schwerpunkte: Urbane Ökologie, Stadtteilerneuerung und Transportwesen. Initiator <strong>der</strong> BI istanbul su girisimi - Wasser<strong>in</strong>itiative.<br />
Konzeption, Organisation und Leitung von Studienreisen zu Themen wie historische und gegenwärtige Gesellschaft, Kultur, Umwelt<br />
und Urbanisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei mit Schwerpunkt Istanbul.<br />
Erik Göngrich<br />
1966 <strong>in</strong> Kirchheimbolanden geboren, schloß 1991 se<strong>in</strong> Innenarchitekturstudium an <strong>der</strong> FH Rosenheim und 1997 an <strong>der</strong> Hochschule<br />
<strong>der</strong> Künste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ab. Zwischen 1999-2001 nahm er verschiedene Stipendien <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Paris, Süd<strong>am</strong>erika und Istanbul war und ist<br />
seit 2002 Gastdozent <strong>am</strong> Institut für Bildende Kunst an <strong>der</strong> TU Karlsruhe. Zahlreichen E<strong>in</strong>zel- und Gruppenausstellungen, unter an<strong>der</strong>em<br />
im Theater <strong>der</strong> Welt 2002 <strong>in</strong> Köln, berl<strong>in</strong> biennale <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, <strong>in</strong> "proje4L", Museum of Contemporary Art <strong>in</strong> Istanbul, [batofar] <strong>in</strong> Paris<br />
und Fundacion Proa <strong>in</strong> Buenos Aires.<br />
Andrej Holm<br />
Aufgewachsen <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong>, <strong>in</strong> den 90er Jahren <strong>in</strong> verschiedenen Stadtteil<strong>in</strong>itiativen und -gruppen im<br />
Prenzlauer Berg aktiv, die letztendlich vergeblich versuchten, die Gentrification ihrer Nachbarschaft aufzuhalten. Abgeschlossenes<br />
Studium <strong>der</strong> Sozialwissenschaften an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong>, seit 1998 Mitarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Forschungsprojekt zur<br />
Stadterneuerung <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> und verschiedene Lehrveranstaltungen zu städtischen Themen. Zur Zeit Promotionsstipendiat <strong>der</strong> <strong>Rosa</strong><br />
<strong>Luxemburg</strong> Stiftung. Mitarbeit <strong>in</strong> verschiedenen Zeitschriften wie MieterEcho und telegraph (ostdeutsche Quartalsschrift).<br />
Gülsün Kar<strong>am</strong>ustafa<br />
Absolvent<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschule <strong>der</strong> Künste, Istanbul. Lebt und arbeitet <strong>in</strong> Istanbul. Zahlreiche E<strong>in</strong>zel- und Gruppenausstellungen, unter<br />
an<strong>der</strong>em im Walker Art Center, M<strong>in</strong>nesota, Platform, Istanbul, Kunstsommer Wiesbaden, TN Probe, Tokyo, Apex Art Gallery, New York,<br />
Kwangju Biennale Musée d'art et d'histoire, Genf und im Kunstvere<strong>in</strong> München.<br />
Christoph Kottenk<strong>am</strong>p<br />
Schauspielausbildung bei Susan Batson und Eike Ste<strong>in</strong>metz, Gesang bei Renate Dasch. Spielte <strong>in</strong> K<strong>in</strong>o und Fernsehproduktionen mit.<br />
Arbeitet zudem als Sprecher.<br />
Ismail Sarigol<br />
1967 <strong>in</strong> Erdzurur geboren, zog 1979 nach Istanbul, 1994 <strong>in</strong> den Stadtteil Gazimahalesi, wo er sich mit se<strong>in</strong>er F<strong>am</strong>ilie e<strong>in</strong> Gecekondu<br />
kaufte und <strong>in</strong> Eigenregie ausbaute. Seit 6 Jahren für Tedas, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen Stromanbieter Istanbuls tätig. Er ist stadtteilpolitisch aktiv.<br />
Bülent Tezcanli<br />
Am 10.09.1952 <strong>in</strong> Kirklareli/ Türkei geboren, <strong>in</strong> Kirklareli und Istanbul aufgewachsen, seit 1980 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik. Schauspieler<br />
und Musiker <strong>in</strong> Produktionen im Arkadas Theater, Köln, Stadttheater Oberhausen, Wupper Theater, Wuppertal. Neben an<strong>der</strong>en<br />
Aufführungen mit <strong>der</strong> Türkischen Gruppe <strong>der</strong> Schaubühne spielte und musizierte er 1980 <strong>in</strong> Haldun Taners "Kesanli Ali Destani/ Die<br />
Ballade von Ali aus Kesan".<br />
Meray Ülgen<br />
Am 11.03.1941 <strong>in</strong> Aksehir/ Türkei geboren, <strong>in</strong> Istanbul aufgewachsen, seit 1972 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik. Arbeit mit verschiedenen<br />
Theatergruppen, Film und Fernsehen. Schauspieler, Regisseur und Autor von türkisch-deutschen Theaterstücken. Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />
<strong>der</strong> Schaubühne <strong>am</strong> Halleschen Ufer, Berl<strong>in</strong>, Stadttheater Oberhausen, Wuppertaler Bühnen, Berl<strong>in</strong> Oyunculari und Tiyatrom, Berl<strong>in</strong>.<br />
Neben an<strong>der</strong>en Aufführungen mit <strong>der</strong> Türkischen Gruppe <strong>der</strong> Schaubühne spielte und musizierte er 1980 <strong>in</strong> Haldun Taners "Kesanli Ali<br />
Destani/ Die Ballade von Ali aus Kesan".<br />
Hüsnü Yegenoglu<br />
1956 <strong>in</strong> Istanbul geboren, seit 1967 <strong>in</strong> Frankfurt <strong>am</strong> Ma<strong>in</strong>, 1984 Abschluß se<strong>in</strong>es Architekturstudiums an <strong>der</strong> TU Darmstadt, 1990<br />
Umzug nach Amsterd<strong>am</strong>, dort seit 1992 selbstständiger Architekt, seit 1997 Dozent für Architektonisches Entwerfen an <strong>der</strong> TU<br />
E<strong>in</strong>dhoven. Führte verschiedene Projekt <strong>in</strong> Deutschland, <strong>der</strong> Türkei und den Nie<strong>der</strong>landen durch. Veröffentlichungen <strong>in</strong> diversen<br />
Fachzeitschriften und Vorträge an Universitäten <strong>in</strong> Deutschland, Nie<strong>der</strong>landen und <strong>der</strong> Türkei.<br />
5
ErsatzStadt<br />
ErsatzStadt ist e<strong>in</strong> Projekt über Metropolen im globalen Maßstab, ihre städtischen Alltagspraktiken und räumlichen Aneignungsformen.<br />
ErsatzStadt recherchiert und produziert “case studies” zu Themenkomplexen wie ‘Landnahmen städtischer Räume’, ‘Die Stadt und das<br />
Soziale’, ‘Ersatzökonomien’ o<strong>der</strong> ‘Jenseits des guten Regierens’ und kooperiert dabei mit KünstlerInnen und Initiativen aus Metropolen,<br />
<strong>der</strong>en Alltagsnormalität jenseits e<strong>in</strong>er europäisch verstandenen “Civitas” liegt. ErsatzStadt entwickelt für diese Untersuchungen<br />
Formate und Instrumente <strong>der</strong> Darstellung, die dokumentarische Recherche, mediale Aufzeichnung und autobiografische Erzählung<br />
komb<strong>in</strong>ieren. Die Präsentationen <strong>der</strong> ErsatzStadt f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Bert Neumanns NEUSTADT (Februar/März, Juni/Juli und Oktober 2003), im<br />
öffentlichen Raum Berl<strong>in</strong> (ab April 2003) und an den Orten <strong>der</strong> “case studies” statt. Die ErsatzStadt wird <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Präsentationen von zwei Kuratorente<strong>am</strong>s, metroZones (Jochen Becker, Stephan Lanz) und Tulip House <strong>in</strong>c. (Anselm Franke, Hannah<br />
Hurtzig) geleitet und zus<strong>am</strong>men mit <strong>der</strong> <strong>Volksbühne</strong>ndr<strong>am</strong>aturg<strong>in</strong> Bett<strong>in</strong>a Masuch realisiert. ErsatzStadt ist e<strong>in</strong> Initiativprojekt <strong>der</strong><br />
Kulturstiftung des Bundes <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Volksbühne</strong> <strong>am</strong> <strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Platz</strong>.<br />
Impressum<br />
Künstlerische Leitung: Mart<strong>in</strong> Kaltwasser und Folke Köbberl<strong>in</strong>g<br />
Assistenz: Claudia Burbaum, Birun Ercan<br />
Regieassistenz: Kathr<strong>in</strong> Grottenk<strong>am</strong>p<br />
Kuratoren: Jochen Becker/Stephan Lanz (metroZones)<br />
Bühne: Bert Neumann<br />
Organisationsleitung: Ellen Hofmann<br />
Organisationsassistenz: Kathr<strong>in</strong> Krottenthaler<br />
Öffentlichkeitsarbeit ErsatzStadt: Kirsten Herkenrath<br />
Assistenz: Jenny Helch<br />
Dank an:<br />
Firma Alexan<strong>der</strong> Sprengtechnik, Selda Asal, Cornelius Bischoff, Cagla Ilk, Elke Knöß, Barbara Krott, Beral Madra, Fatma<br />
Paul, Katja Reichard, Eckhard Roth, Avhan Sarigöl, Türkem Sarigöl, Dr. Ali Nadir Savaser, Demer Taner, Herr Thomas<br />
Mit freundlicher Unterstützung durch EFES Pilsener<br />
------------------------------------------------------------------<br />
ErsatzStadt ist e<strong>in</strong> Initiativprojekt <strong>der</strong> Kulturstiftung des Bundes<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Volksbühne</strong> <strong>am</strong> <strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Platz</strong><br />
www.ersatzmedia.<strong>in</strong>fo<br />
<strong>in</strong>fo@ersatzmedia.<strong>in</strong>do<br />
ErsatzStadt SELF-SERVICE-CITY (Istanbul)<br />
6