29.04.2013 Aufrufe

Dr. Werner Walser, Schaan

Dr. Werner Walser, Schaan

Dr. Werner Walser, Schaan

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Horizont<br />

36 I 60plus<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>, <strong>Schaan</strong><br />

Körperlich und geistig topfit mit 84 Jahren<br />

wo I Der prominente Zeitgenosse <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong> aus <strong>Schaan</strong> hat ein bewegtes Leben hinter<br />

sich. Er ist der Gründer des Bürotel, des Ersten in Europa überhaupt, er war Mitbegründer der<br />

Christlich-Sozialen Partei und er hat das EWI, das Europäische Wirtschaftsinstitut gegründet.<br />

Er kämpfte erfolgreich gegen das geplante Kernkraftwerk in Rüthi und gründete den Verein des<br />

Konsularischen Corps im Fürstentum Liechtenstein. Das ist aber noch lange nicht alles, was er<br />

im Laufe seines bisherigen Lebens in Bewegung gesetzt hat. Für <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong> ist Alter kein<br />

Verdienst, sondern eine Gnade. Er steht heute noch mit 84 Jahren im Berufsleben und ist sowohl<br />

körperlich und geistig topfit. Zur Erhaltung seiner körperlichen Fitness ist <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong><br />

regelmässig im Fitnesscenter anzutreffen und trainiert seine Muskeln für die Herausforderungen<br />

des Alltags.


Als prominenter Vertreter des Finanz- und Dienstleistungsgewerbes<br />

äussert er sich zur heutigen Situation in<br />

einem bemerkenswerten Satz: „Liechtenstein benötigt<br />

wieder eine Seele der Kultur, die derzeit nicht mehr wahrgenommen<br />

wird. Auf die Zukunft angesprochen meint <strong>Dr</strong>.<br />

<strong>Walser</strong>, dass wir Gäste auf dieser Welt sind und uns auch<br />

so benehmen sollten und diese nicht zerstören dürfen.<br />

Mit der von uns verursachten Klimaveränderung sind wir<br />

ja auf gutem Wege dazu.<br />

Lesen Sie nachstehend das Interview, das wir mit <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong><br />

<strong>Walser</strong> über die Fitness, den Finanzplatz und die Zukunft<br />

geführt haben:<br />

Was bedeutet für Sie Lebensqualität<br />

im Alter?<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Ich habe einmal eine Diskussion<br />

mit Experten organisiert und moderiert mit dem Thema:<br />

Alter als Schicksal, Resignation oder Herausforderung?<br />

Alt sein ist nämlich kein Verdienst, sondern eine Gnade.<br />

Für mich ist das Alter als eine Herausforderung anzusehen,<br />

indem ich noch im Alter von 84 Jahren im Berufsleben<br />

stehe. Ich fühle mich immer noch jeden Tag als<br />

Anfänger.<br />

Die Alten sind ein Wunder, wie die Neugeborenen, nahe<br />

am Ende. Das Leben ist kostbar, wie am Anfang. Das Gefühl,<br />

gebraucht zu werden, ist für meine Lebensqualität<br />

sehr wichtig. Ich kann mir den Tag ohne eine sinnvolle<br />

Arbeit nicht vorstellen. Das Büro ist mein Leben, wobei<br />

das Private nicht zu kurz kommen sollte. Wir müssen aber<br />

auch dem Alter, jeder für sich, einen Sinn geben können.<br />

Meine Lebensqualität und meine Aufgabe sehe ich in<br />

folgenden Prinzipien, bzw. Regeln:“<br />

1. Fokussieren auf die wesentlichen Dinge<br />

des Lebens.<br />

2. Mehr Mühe für das Gleiche aufbringen als<br />

früher, das ist auch sehr wichtig.<br />

3. Nicht schwindeln, aber mehr kompensieren.<br />

4. Das Glück, das man erfährt, mit einem lieben<br />

Menschen teilen.<br />

Was tun Sie, um körperlich und<br />

geistig fit zu bleiben?<br />

Lebensqualität<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Ich denke nicht immer an die Zukunft,<br />

sondern versuche, das Vergangene mit der Gegenwart<br />

zu verbinden, das heisst, das Erlebte zu verarbeiten.<br />

Ich suche in den Medien, das ist heutzutage auch mit<br />

dem Internet möglich, das Interessante heraus und informiere<br />

mich ständig über das Weltgeschehen, um mir eine<br />

Meinung zu bilden, die ich dann in Vorträgen und Seminaren<br />

wieder verwende.<br />

„Es ist für mich wichtig,<br />

dass nicht die Anzahl der<br />

Jahre zählt, sondern dass<br />

sich besonders im Alter<br />

die Anzahl der Freunde,<br />

soweit sie noch leben,<br />

nicht verringert und<br />

Freundschaft als höchstes<br />

Gut gewertet werden<br />

kann.”<br />

Ich stehe im Dialog mit sehr interessanten Persönlichkeiten.<br />

Ich habe in den vergangenen Jahren ungefähr hundert<br />

Laudationes geschrieben und mich durch diese Lebensläufe<br />

erst persönlich kennengelernt. Ich habe den Lernprozess<br />

mit der Neugierde im Zeichen der Jungfrau immer<br />

fortgesetzt. Ich fühle mich verpflichtet, meinen Körper zu<br />

schonen, in der heutigen Zeit muss jedoch auch der alte<br />

Mensch fit bleiben. Dazu benütze ich ein Fitnesscenter,<br />

was ich allerdings in früheren Jahren versäumt habe. Es ist<br />

das Fitnesscenter des Herrn Thomas Lorez in Eschen.“<br />

60plus I 37


Lebensqualität<br />

38 I 60plus<br />

Sie gehen ins Fitnesscenter.<br />

Was trainieren Sie da?<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Das Fitnesscenter ist für mich ein<br />

Mittel, meine Muskeln zu trainieren, die infolge meines<br />

Alters natürlich trainierungsbedürftig sind. Das Fitnesscenter<br />

gibt mir aber auch durch meinen Coach, Herrn<br />

Thomas Lorez, die Möglichkeit, mich in den Bewegungen<br />

so zu verhalten, dass ich trotz meines Bandscheibenschadens,<br />

an dem ich seit Jahren leide, im Alltag gut trainiert<br />

wieder Wanderungen durchführen kann, die ich früher so<br />

sehr liebte. Das Muskeltraining steht an den Geräten im<br />

Vordergrund, zum Beispiel für die Stärkung des Rückens,<br />

bzw. um die Bandscheiben zu erhalten. Ohne einen einführenden<br />

Coach, wie es Herr Lorez ist, der rücksichts-<br />

und verständnisvoll handelt, dazu auch die Kinesiologie,<br />

die helfen kann, sich wieder auf seine eigentlichen Fähigkeiten<br />

und Fehler zu besinnen, ist es kaum möglich, dies<br />

allein durchzuführen.“<br />

Was bringt Ihnen das Training<br />

im Fitnesscenter?<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Es hilft mir, auch im hohen Alter,<br />

Bewegungsabläufe zu trainieren, um dem Körper, der seit<br />

Jahren vernachlässigt wurde, Gutes zu tun und zu helfen,<br />

dass er wieder entsprechend eingesetzt werden kann.<br />

In jeder Trainingsstunde habe ich aber auch das Gefühl<br />

der Befriedigung, etwas an Leistung geboten zu haben.<br />

Allein das Gefühl, etwas mit der eigenen Willenskraft erreicht<br />

zu haben, das heisst, den inneren „Schweinehund“<br />

überbrückt zu haben, gibt mir die Kraft und Freude am<br />

Leben. Ich möchte nämlich so jung, aber auch so spät<br />

wie möglich sterben. Das Leben ist das Wertvollste, was<br />

wir haben. Es ist nie zu spät, neue Wege zu finden und<br />

sich selbst klar zu werden, dass das Alter seinen eigenen<br />

Sinn hat.“<br />

Sie sind ein prominenter Vertreter des<br />

Finanz- und Dienstleistungsgewerbes in<br />

Liechtenstein. Wie sehen Sie die Zukunft<br />

dieser Branche?<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Das ist eine sehr interessante Frage,<br />

aber nicht leicht zu beantworten. Es ist mir verständlich,<br />

dass sich die derzeitige Regierung besonders bemüht hat<br />

und auch weiterhin bemühen wird, alles zu tun, um Ab-<br />

kommen mit den ausländischen Staaten zur Förderung<br />

des Ansehens unseres Landes im Ausland zu vollziehen.<br />

Das Bild Liechtensteins muss neu entstehen durch Umstellungen,<br />

die gerade in unserem Beruf besonders notwendig<br />

sind.<br />

Es gab leider keine Alternativen. Man hat aber die Vorzeichen,<br />

die sich schon seit Jahren vom Ausland her angekündigt<br />

haben, nicht wahrgenommen. Ich darf mich als<br />

einer von jenen bezeichnen, die immer wieder versucht<br />

haben, in Form von Symposien, Seminaren und Vorträgen<br />

durch mein Europäisches Wirtschaftsinstitut International<br />

auch die Steuerfahndung, zum Beispiel aus Deutschland,<br />

mit einzubeziehen, um in einem Dialog Vertrauen zu<br />

schaffen und unsere Standpunkte abzuklären. Liechtenstein<br />

war ständig – das wissen wir – den Angriffen zum<br />

Beispiel des deutschen Fiskus ausgesetzt. Im Jahre 1970<br />

wollte Finanzminister Möller gegen Liechtenstein „mit der<br />

Feuerwehr auffahren“, wie er sagte. Damals übermittelte<br />

er mir auf Anfrage einen Referenten, und zwar seine rechte<br />

Hand, Ministerialrat Prof. Helmut Debatin, der übrigens<br />

immer wieder in meinen Symposien als Hauptreferent erschien.<br />

Später war er dann der Finanzminister der UNO<br />

während der Ära von <strong>Dr</strong>. Kurt Waldheim.<br />

„Ich möchte nämlich so<br />

jung, aber auch so spät<br />

wie möglich sterben.<br />

Das Leben ist das Wertvollste,<br />

was wir haben.<br />

Es ist nie zu spät, neue<br />

Wege zu finden und sich<br />

selbst klar zu werden, dass<br />

das Alter seinen eigenen<br />

Sinn hat.”


Man konnte erkennen, dass die Gegenseite der Fiskalbehörden,<br />

besonders in Deutschland, bereit war zu sprechen,<br />

natürlich nur privat und nicht auf politischer Basis.<br />

Es hat nun keinen Sinn zu jammern. Was geschehen ist,<br />

ist ein Faktor, der nicht mehr wieder gutgemacht werden<br />

kann. Die erlebte Vergangenheit führt zur Gegenwart,<br />

daraus sollte man lernen. Man muss sich wieder auf seine<br />

Tradition und Ursprünge besinnen. Liechtenstein benötigt<br />

wieder eine „Seele der Kultur“, die derzeit nicht<br />

mehr wahrgenommen wird. Die Zukunft wird zeigen, wie<br />

sich die erzielten Abkommen in der Praxis bewähren und<br />

umsetzen. Trotz einer Zeit einer Globalisierung (leider oft<br />

ohne Verantwortung), einer Vernetzung und Kommunikation<br />

ohnegleichen, einer Zeit der Umwertung der Werte,<br />

müssen wir uns auf Jahre einstellen, um das Bild Liechtensteins<br />

wiederum unter anderen Vorzeichen zu erstellen,<br />

um echt, natürlich und anspornend präsentieren zu<br />

können.“<br />

Was wünschen Sie sich persönlich für<br />

das neue Jahr und für die Zukunft?<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Für unsere Zukunft wünschte ich mir<br />

in einer eigenen Lebensgestaltung weniger Manipulation<br />

durch Medien, Umwelt, Behörden und Politik. Die Bedeutung<br />

der Grosseltern muss mehr anerkannt werden. Sie<br />

erfüllen oft Aufgaben, die man in früheren Zeiten nicht<br />

notwendig hatte. Der Glaube im religiösen Sinne kann<br />

eine Basis für eine weitere Lebensgestaltung auch für einen<br />

alten Menschen sein.<br />

Horizont<br />

„Alt sein ist kein Verdienst,<br />

sondern eine Gnade.<br />

Für mich ist das Alter als<br />

eine Herausforderung anzusehen,<br />

indem ich noch<br />

im Alter von 84 Jahren im<br />

Berufsleben stehe.<br />

Ich fühle mich immer noch<br />

jeden Tag als Anfänger.”<br />

Ich wünschte mir, dass wir uns als Gäste dieser Erde erkennen<br />

und uns auch so benehmen, dass unser zu Hause<br />

und unsere Heimat nicht durch die Folgen der Klimaveränderung<br />

zerstört wird und dass wir uns den Vorwurf der<br />

jetzt noch jungen Menschen ersparen können, die dann<br />

sagen werden, dass die Alten diesbezüglich nichts erkannt<br />

haben und die Politik völlig versagt hat.<br />

Bernard Shaw sagte einmal: „Jugend ist eine schöne Zeit,<br />

nur schade, dass sie an Halbwüchsige verschwendet<br />

wird.“ Ich möchte diesem satirischen Spruch nicht folgen,<br />

denn gerade im Alter bräuchte man die Jugend, die Risiken<br />

eingeht und entsprechende Visionen haben kann,<br />

die verwirklicht oder nicht verwirklicht, aber dennoch mit<br />

einer unglaublichen Unberührtheit und mit einem Elan angegangen<br />

werden. Es ist für mich wichtig, dass nicht die<br />

Anzahl der Jahre zählt, sondern dass sich besonders im<br />

Alter die Anzahl der Freunde, soweit sie noch leben, nicht<br />

verringert und Freundschaft als höchstes Gut gewertet<br />

werden kann. Sibelius hat einmal gesagt: „Mensch, werde<br />

wesentlich!“ Wie recht hatte er! Man sollte sich im Alter,<br />

wie ich schon einmal gesagt habe, auf das Wesentliche<br />

beschränken und im Wesentlichen einen Sinn sehen. Dies<br />

ist aber auch ein Zeichen der Reife.<br />

Ich wünschte mir, dass ich auch einmal sagen könnte, wie<br />

Goethe es zum Ausdruck gebracht hat: „Wer immer strebend<br />

sich bemüht, den werden wir erlösen!“<br />

60plus I 39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!