Dr. Werner Walser, Schaan
Dr. Werner Walser, Schaan
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Horizont<br />
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<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>, <strong>Schaan</strong><br />
Körperlich und geistig topfit mit 84 Jahren<br />
wo I Der prominente Zeitgenosse <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong> aus <strong>Schaan</strong> hat ein bewegtes Leben hinter<br />
sich. Er ist der Gründer des Bürotel, des Ersten in Europa überhaupt, er war Mitbegründer der<br />
Christlich-Sozialen Partei und er hat das EWI, das Europäische Wirtschaftsinstitut gegründet.<br />
Er kämpfte erfolgreich gegen das geplante Kernkraftwerk in Rüthi und gründete den Verein des<br />
Konsularischen Corps im Fürstentum Liechtenstein. Das ist aber noch lange nicht alles, was er<br />
im Laufe seines bisherigen Lebens in Bewegung gesetzt hat. Für <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong> ist Alter kein<br />
Verdienst, sondern eine Gnade. Er steht heute noch mit 84 Jahren im Berufsleben und ist sowohl<br />
körperlich und geistig topfit. Zur Erhaltung seiner körperlichen Fitness ist <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong><br />
regelmässig im Fitnesscenter anzutreffen und trainiert seine Muskeln für die Herausforderungen<br />
des Alltags.
Als prominenter Vertreter des Finanz- und Dienstleistungsgewerbes<br />
äussert er sich zur heutigen Situation in<br />
einem bemerkenswerten Satz: „Liechtenstein benötigt<br />
wieder eine Seele der Kultur, die derzeit nicht mehr wahrgenommen<br />
wird. Auf die Zukunft angesprochen meint <strong>Dr</strong>.<br />
<strong>Walser</strong>, dass wir Gäste auf dieser Welt sind und uns auch<br />
so benehmen sollten und diese nicht zerstören dürfen.<br />
Mit der von uns verursachten Klimaveränderung sind wir<br />
ja auf gutem Wege dazu.<br />
Lesen Sie nachstehend das Interview, das wir mit <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong><br />
<strong>Walser</strong> über die Fitness, den Finanzplatz und die Zukunft<br />
geführt haben:<br />
Was bedeutet für Sie Lebensqualität<br />
im Alter?<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Ich habe einmal eine Diskussion<br />
mit Experten organisiert und moderiert mit dem Thema:<br />
Alter als Schicksal, Resignation oder Herausforderung?<br />
Alt sein ist nämlich kein Verdienst, sondern eine Gnade.<br />
Für mich ist das Alter als eine Herausforderung anzusehen,<br />
indem ich noch im Alter von 84 Jahren im Berufsleben<br />
stehe. Ich fühle mich immer noch jeden Tag als<br />
Anfänger.<br />
Die Alten sind ein Wunder, wie die Neugeborenen, nahe<br />
am Ende. Das Leben ist kostbar, wie am Anfang. Das Gefühl,<br />
gebraucht zu werden, ist für meine Lebensqualität<br />
sehr wichtig. Ich kann mir den Tag ohne eine sinnvolle<br />
Arbeit nicht vorstellen. Das Büro ist mein Leben, wobei<br />
das Private nicht zu kurz kommen sollte. Wir müssen aber<br />
auch dem Alter, jeder für sich, einen Sinn geben können.<br />
Meine Lebensqualität und meine Aufgabe sehe ich in<br />
folgenden Prinzipien, bzw. Regeln:“<br />
1. Fokussieren auf die wesentlichen Dinge<br />
des Lebens.<br />
2. Mehr Mühe für das Gleiche aufbringen als<br />
früher, das ist auch sehr wichtig.<br />
3. Nicht schwindeln, aber mehr kompensieren.<br />
4. Das Glück, das man erfährt, mit einem lieben<br />
Menschen teilen.<br />
Was tun Sie, um körperlich und<br />
geistig fit zu bleiben?<br />
Lebensqualität<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Ich denke nicht immer an die Zukunft,<br />
sondern versuche, das Vergangene mit der Gegenwart<br />
zu verbinden, das heisst, das Erlebte zu verarbeiten.<br />
Ich suche in den Medien, das ist heutzutage auch mit<br />
dem Internet möglich, das Interessante heraus und informiere<br />
mich ständig über das Weltgeschehen, um mir eine<br />
Meinung zu bilden, die ich dann in Vorträgen und Seminaren<br />
wieder verwende.<br />
„Es ist für mich wichtig,<br />
dass nicht die Anzahl der<br />
Jahre zählt, sondern dass<br />
sich besonders im Alter<br />
die Anzahl der Freunde,<br />
soweit sie noch leben,<br />
nicht verringert und<br />
Freundschaft als höchstes<br />
Gut gewertet werden<br />
kann.”<br />
Ich stehe im Dialog mit sehr interessanten Persönlichkeiten.<br />
Ich habe in den vergangenen Jahren ungefähr hundert<br />
Laudationes geschrieben und mich durch diese Lebensläufe<br />
erst persönlich kennengelernt. Ich habe den Lernprozess<br />
mit der Neugierde im Zeichen der Jungfrau immer<br />
fortgesetzt. Ich fühle mich verpflichtet, meinen Körper zu<br />
schonen, in der heutigen Zeit muss jedoch auch der alte<br />
Mensch fit bleiben. Dazu benütze ich ein Fitnesscenter,<br />
was ich allerdings in früheren Jahren versäumt habe. Es ist<br />
das Fitnesscenter des Herrn Thomas Lorez in Eschen.“<br />
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Lebensqualität<br />
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Sie gehen ins Fitnesscenter.<br />
Was trainieren Sie da?<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Das Fitnesscenter ist für mich ein<br />
Mittel, meine Muskeln zu trainieren, die infolge meines<br />
Alters natürlich trainierungsbedürftig sind. Das Fitnesscenter<br />
gibt mir aber auch durch meinen Coach, Herrn<br />
Thomas Lorez, die Möglichkeit, mich in den Bewegungen<br />
so zu verhalten, dass ich trotz meines Bandscheibenschadens,<br />
an dem ich seit Jahren leide, im Alltag gut trainiert<br />
wieder Wanderungen durchführen kann, die ich früher so<br />
sehr liebte. Das Muskeltraining steht an den Geräten im<br />
Vordergrund, zum Beispiel für die Stärkung des Rückens,<br />
bzw. um die Bandscheiben zu erhalten. Ohne einen einführenden<br />
Coach, wie es Herr Lorez ist, der rücksichts-<br />
und verständnisvoll handelt, dazu auch die Kinesiologie,<br />
die helfen kann, sich wieder auf seine eigentlichen Fähigkeiten<br />
und Fehler zu besinnen, ist es kaum möglich, dies<br />
allein durchzuführen.“<br />
Was bringt Ihnen das Training<br />
im Fitnesscenter?<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Es hilft mir, auch im hohen Alter,<br />
Bewegungsabläufe zu trainieren, um dem Körper, der seit<br />
Jahren vernachlässigt wurde, Gutes zu tun und zu helfen,<br />
dass er wieder entsprechend eingesetzt werden kann.<br />
In jeder Trainingsstunde habe ich aber auch das Gefühl<br />
der Befriedigung, etwas an Leistung geboten zu haben.<br />
Allein das Gefühl, etwas mit der eigenen Willenskraft erreicht<br />
zu haben, das heisst, den inneren „Schweinehund“<br />
überbrückt zu haben, gibt mir die Kraft und Freude am<br />
Leben. Ich möchte nämlich so jung, aber auch so spät<br />
wie möglich sterben. Das Leben ist das Wertvollste, was<br />
wir haben. Es ist nie zu spät, neue Wege zu finden und<br />
sich selbst klar zu werden, dass das Alter seinen eigenen<br />
Sinn hat.“<br />
Sie sind ein prominenter Vertreter des<br />
Finanz- und Dienstleistungsgewerbes in<br />
Liechtenstein. Wie sehen Sie die Zukunft<br />
dieser Branche?<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Das ist eine sehr interessante Frage,<br />
aber nicht leicht zu beantworten. Es ist mir verständlich,<br />
dass sich die derzeitige Regierung besonders bemüht hat<br />
und auch weiterhin bemühen wird, alles zu tun, um Ab-<br />
kommen mit den ausländischen Staaten zur Förderung<br />
des Ansehens unseres Landes im Ausland zu vollziehen.<br />
Das Bild Liechtensteins muss neu entstehen durch Umstellungen,<br />
die gerade in unserem Beruf besonders notwendig<br />
sind.<br />
Es gab leider keine Alternativen. Man hat aber die Vorzeichen,<br />
die sich schon seit Jahren vom Ausland her angekündigt<br />
haben, nicht wahrgenommen. Ich darf mich als<br />
einer von jenen bezeichnen, die immer wieder versucht<br />
haben, in Form von Symposien, Seminaren und Vorträgen<br />
durch mein Europäisches Wirtschaftsinstitut International<br />
auch die Steuerfahndung, zum Beispiel aus Deutschland,<br />
mit einzubeziehen, um in einem Dialog Vertrauen zu<br />
schaffen und unsere Standpunkte abzuklären. Liechtenstein<br />
war ständig – das wissen wir – den Angriffen zum<br />
Beispiel des deutschen Fiskus ausgesetzt. Im Jahre 1970<br />
wollte Finanzminister Möller gegen Liechtenstein „mit der<br />
Feuerwehr auffahren“, wie er sagte. Damals übermittelte<br />
er mir auf Anfrage einen Referenten, und zwar seine rechte<br />
Hand, Ministerialrat Prof. Helmut Debatin, der übrigens<br />
immer wieder in meinen Symposien als Hauptreferent erschien.<br />
Später war er dann der Finanzminister der UNO<br />
während der Ära von <strong>Dr</strong>. Kurt Waldheim.<br />
„Ich möchte nämlich so<br />
jung, aber auch so spät<br />
wie möglich sterben.<br />
Das Leben ist das Wertvollste,<br />
was wir haben.<br />
Es ist nie zu spät, neue<br />
Wege zu finden und sich<br />
selbst klar zu werden, dass<br />
das Alter seinen eigenen<br />
Sinn hat.”
Man konnte erkennen, dass die Gegenseite der Fiskalbehörden,<br />
besonders in Deutschland, bereit war zu sprechen,<br />
natürlich nur privat und nicht auf politischer Basis.<br />
Es hat nun keinen Sinn zu jammern. Was geschehen ist,<br />
ist ein Faktor, der nicht mehr wieder gutgemacht werden<br />
kann. Die erlebte Vergangenheit führt zur Gegenwart,<br />
daraus sollte man lernen. Man muss sich wieder auf seine<br />
Tradition und Ursprünge besinnen. Liechtenstein benötigt<br />
wieder eine „Seele der Kultur“, die derzeit nicht<br />
mehr wahrgenommen wird. Die Zukunft wird zeigen, wie<br />
sich die erzielten Abkommen in der Praxis bewähren und<br />
umsetzen. Trotz einer Zeit einer Globalisierung (leider oft<br />
ohne Verantwortung), einer Vernetzung und Kommunikation<br />
ohnegleichen, einer Zeit der Umwertung der Werte,<br />
müssen wir uns auf Jahre einstellen, um das Bild Liechtensteins<br />
wiederum unter anderen Vorzeichen zu erstellen,<br />
um echt, natürlich und anspornend präsentieren zu<br />
können.“<br />
Was wünschen Sie sich persönlich für<br />
das neue Jahr und für die Zukunft?<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Walser</strong>: „Für unsere Zukunft wünschte ich mir<br />
in einer eigenen Lebensgestaltung weniger Manipulation<br />
durch Medien, Umwelt, Behörden und Politik. Die Bedeutung<br />
der Grosseltern muss mehr anerkannt werden. Sie<br />
erfüllen oft Aufgaben, die man in früheren Zeiten nicht<br />
notwendig hatte. Der Glaube im religiösen Sinne kann<br />
eine Basis für eine weitere Lebensgestaltung auch für einen<br />
alten Menschen sein.<br />
Horizont<br />
„Alt sein ist kein Verdienst,<br />
sondern eine Gnade.<br />
Für mich ist das Alter als<br />
eine Herausforderung anzusehen,<br />
indem ich noch<br />
im Alter von 84 Jahren im<br />
Berufsleben stehe.<br />
Ich fühle mich immer noch<br />
jeden Tag als Anfänger.”<br />
Ich wünschte mir, dass wir uns als Gäste dieser Erde erkennen<br />
und uns auch so benehmen, dass unser zu Hause<br />
und unsere Heimat nicht durch die Folgen der Klimaveränderung<br />
zerstört wird und dass wir uns den Vorwurf der<br />
jetzt noch jungen Menschen ersparen können, die dann<br />
sagen werden, dass die Alten diesbezüglich nichts erkannt<br />
haben und die Politik völlig versagt hat.<br />
Bernard Shaw sagte einmal: „Jugend ist eine schöne Zeit,<br />
nur schade, dass sie an Halbwüchsige verschwendet<br />
wird.“ Ich möchte diesem satirischen Spruch nicht folgen,<br />
denn gerade im Alter bräuchte man die Jugend, die Risiken<br />
eingeht und entsprechende Visionen haben kann,<br />
die verwirklicht oder nicht verwirklicht, aber dennoch mit<br />
einer unglaublichen Unberührtheit und mit einem Elan angegangen<br />
werden. Es ist für mich wichtig, dass nicht die<br />
Anzahl der Jahre zählt, sondern dass sich besonders im<br />
Alter die Anzahl der Freunde, soweit sie noch leben, nicht<br />
verringert und Freundschaft als höchstes Gut gewertet<br />
werden kann. Sibelius hat einmal gesagt: „Mensch, werde<br />
wesentlich!“ Wie recht hatte er! Man sollte sich im Alter,<br />
wie ich schon einmal gesagt habe, auf das Wesentliche<br />
beschränken und im Wesentlichen einen Sinn sehen. Dies<br />
ist aber auch ein Zeichen der Reife.<br />
Ich wünschte mir, dass ich auch einmal sagen könnte, wie<br />
Goethe es zum Ausdruck gebracht hat: „Wer immer strebend<br />
sich bemüht, den werden wir erlösen!“<br />
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