Festschrift - beim ADFC
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NEUSS<br />
Vernetzen heißt gewinnen<br />
Warum wir uns vor 20 Jahren einen Kreisverband<br />
zugelegt haben. Ein Rückblick und Ausblick<br />
von Heribert Adamsky.<br />
Beim Stöbern in alten Dokumenten – und davon<br />
gibt es viele nach 20 Jahren <strong>ADFC</strong> – fiel mir<br />
ein NGZ-Artikel vom 30. April 1991 in die Hände,<br />
der diese bemerkenswerte Überschrift trug: „Verstärkte<br />
Aktivitäten nach der Gründung eines Kreisverbands“.<br />
Der Text handelte von den Plänen der noch jungen<br />
Neusser Ortsgruppe, die sich im Winter<br />
1991/92 kurz nach der Kaarster Ortsgruppe konstituiert<br />
hatte. Roland Kehl, damals unser Pressesprecher,<br />
kannte bereits die Pläne zur Gründung eines<br />
Kreisverbands, und er meinte dazu: „Dann können<br />
unsere Aktivitäten besser vernetzt und intensiviert<br />
werden.“<br />
Ich habe das damals, ehrlich gesagt, nicht gleich<br />
verstanden, die Idee eines Kreisverbands fand ich<br />
eher lästig. Würde das nicht noch mehr Treffen und<br />
Termine bedeuten? Dabei hatten wir doch zuhause<br />
schon genug zu tun! Wir waren gerade dabei, eine<br />
Neusser Mängelliste zusammenzustellen. Sicher<br />
gab es auch in Grevenbroich und in Dormagen<br />
schlechte Radwege, aber warum sollte ich mir über<br />
die auch noch den Kopf zerbrechen? So dachte ich<br />
damals, und es hat eine ganze Weile – mehrere Jahre<br />
– gedauert, bis sich diese Denke in meinem Kopf<br />
änderte und mir bewusst wurde, dass sich genau<br />
das, nämlich mit den Nachbarn über deren Probleme<br />
zu reden, lohnt, weil man aus den andereren Erfahrungen<br />
des Anderen lernen kann, was man<br />
selbst anders machen kann.<br />
Den Horizont erweitern<br />
Diese Bewusstseinserweiterung, wenn ich das<br />
mal so hochtrabend sagen darf, ist, und das bemerkte<br />
ich auch erst später, eine logische Konsequenz<br />
meiner ganz persönlichen Entwicklung als Radfahrer<br />
– in gewisser Weise eines Prozesses des erwachsen<br />
werdens. Meine <strong>ADFC</strong>-„Karriere“ fing in der Zeit<br />
an, als ich meine Tochter regelmäßig mit dem Rad<br />
zum Kindergarten brachte. Ein anderer Vater mach-<br />
<strong>Festschrift</strong><br />
te das genauso, und irgendwann sprach er mich<br />
an: Er habe beobachtet, dass ich viel Rad fahre<br />
und mich dabei oft über die Verhältnisse auf den<br />
Straßen ärgere. Er sei im <strong>ADFC</strong>, da gebe es viel zu<br />
tun, um das Radfahren zu fördern. Ob ich da nicht<br />
mitmachen wolle. Das fand ich gut argumentiert,<br />
und ich trat dem Verein bei. Der andere hieß übrigens<br />
Harald Vielhaber und wir haben später zusammen<br />
mit Roland Kehl, Christoph Blaschke, Elke<br />
Bramkamp, Jupp Kirberg, Ralf Hollerbach und anderen,<br />
mit denen ich heute weniger Kontakt habe, die<br />
Neusser <strong>ADFC</strong>-Ortsgruppe gegründet.<br />
Mein Radfahr-Horizont waren damals die täglichen<br />
Wege durch Neuss zum Kindergarten, zum<br />
Einkaufen, zur Arbeit nach Düsseldorf. Kurz jenseits<br />
des Rheins endete entsprechend mein Horizont;<br />
an den westlichen und südlichen<br />
Stadtgrenzen zum Landlichen, wo ich auf Alltagswegen<br />
nie hinkam, sowieso.<br />
Erst im <strong>ADFC</strong> lernte ich das Tourenfahren<br />
schätzen, vielleicht hat das Gesellige, das<br />
damit verbunden ist, dazu beigetragen. Und<br />
allmählich erweiterte sich mein Horizont, ich<br />
interessierte auf einmal auch dafür, wie es im<br />
Mühlenbusch und an der Erft jenseits von<br />
Weckhoven aussieht und lernte auf Touren nette<br />
Leute aus anderen <strong>ADFC</strong>-Ortsgruppen kennen. Als<br />
man mich im Jahr 2000 während einer Krise des<br />
Kreisverbands bat, dort mitzumachen, war mir klar:<br />
Ja, das ist sinnvoll, wir brauchen den Verband und<br />
seine vernetzenden Eigenschaften, den Blick über<br />
den Tellerrand. Denn Vernetzen heißt gewinnen.<br />
Ich war, <strong>ADFC</strong>-mäßig, erwachsen geworden.